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Entschleunigung und Eigenzeit - Stichworte der aktuellen Diskussion werden in diesem Essay in einen kulturgeschichtlichen Rahmen gestellt. Wie nahe darf man einem Geschehen sein, wenn es in eine Geschichte verwandelt werden soll? Diese Frage nach dem Standort des Erzählers betrifft nicht allein die Erzähltheorie, sondern den Status und die Perspektive der Literatur insgesamt. Das Sehen aus der Distanz bedeutet, dass man nicht zugleich eingreifen, nicht handeln kann. So berichtet die Literatur vielfach vom Wissen, vom Erleben dessen, der nicht handelt und im Stillstand eine entrückte Perspektive findet. Inwiefern Stillstand bewegend und verändernd sein kann, zeigt Mathias Mayer an Lektüren quer durch die Jahrhunderte und die Gattungen. Dass Günter Grass' Romanheld Oskar Matzerath, der sich dem Erwachsenwerden widersetzt, ein »umgepolter" Säulenheiliger ist, und wie die Autobiographie als archimedischer Punkt das Leben begleiten kann, gehört zu den Beobachtungen dieses Essays. Dabei wird die Nähe zwischen der Entschleunigung in der Literatur und in der Lebenswelt - nicht zuletzt unserer Tage - immer wieder deutlich.
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