Stolz unterworfen - Ich bin dir verfallen | Erotischer SM-Roman - Nova Ostermond - E-Book

Stolz unterworfen - Ich bin dir verfallen | Erotischer SM-Roman E-Book

Nova Ostermond

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 176 Taschenbuchseiten ... Lina, eine erfolglose Autorin, wird aus ihrer WG geworfen und strandet pleite in Österreich bei ihrer besten Freundin. Danny, erfolgreicher Rap-Star in den USA, ist umschwärmt und wird von Fans und Stalkerinnen verfolgt. Lina riskiert alles, um ihn zu kontaktieren. Er ist hin und weg von ihrem Charme. Beide tauchen ein in einen Strudel aus Faszination und Leidenschaft. Gemeinsam erleben sie Stunden der Lust. Doch Danny hat einen großen Verlust erlitten und auch Lina verbirgt ein dunkles Geheimnis. Kann aus ihnen mehr werden als eine Affäre zwischen Star und Fan? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 224

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Impressum:

Stolz unterworfen - Ich bin dir verfallen | Erotischer SM-Roman

von Nova Ostermond

 

Nova Ostermond ist studierte Grafik-Designerin und Kunstmalerin, die schon im Alter von neun Jahren mit dem kreativen Schreiben begann. Sie liebt Kino, Musik und Mode und kocht gern (vegetarisch), wenn sie es nicht muss. „Die Marmorblüte“ ist ihr erster Roman. Wenn sie sich nicht gerade mit ihren zahlreichen Freundinnen trifft, liest sie gern erotische Geschichten (was für eine Überraschung!) oder bereitet Ausstellungen vor.Novas größter Traum war es immer, einen Bestseller zu schreiben ...

 

Lektorat: Claudia Rees

 

 

Originalausgabe

© 2022 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © amoklv @ 123RF.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783750732025

www.blue-panther-books.de

Lina

Blau. Blauer noch als das Meer um Sardegna.

Es war nicht weniger als eine Erleuchtung, seine Augen zu sehen. Sie trafen mich bis ins Mark.

Und als er sie dann schloss, wünschte ich, ich erschiene vor seinem geistigen Auge und er würde sich darauf freuen, mich zu küssen.

Aber das alles ist ein Traum. Er ist keine dreißig, ich in zwei Jahren vierzig. Er ist ein inzwischen etablierter Superstar und ich eine langjährig erfolglose Autorin. Wie zur Hölle soll das gehen?

Ich stehe auf Lissis Balkon. Blicke in die Sterne. Eine Sternschnuppe bitte, damit ich mir was wünschen kann! Aber ich sehe nur einen Satelliten. Na gut, nehme ich halt den.

Oh, bitte, mach, dass er mich kennenlernt. Egal wie, aber er soll wissen, ich liebe ihn.

***

Es ist Morgen. Ich denke an meine Überlegungen der letzten Nacht. Sie klingen wie die einer ausgeklinkten Stalkerin. Wer bin ich denn, mir diesen Mann – ausgerechnet diesen – zu wünschen?

Ja, es hat einen tieferen Grund. Er sieht aus wie Gabriel. Gabriel ist tot und ich habe das nie verwunden. Ich will und kann ihn nicht ersetzen. Aber Lissi sagt immer, ich hätte die Gabe, den Leuten tief in die Seele zu gucken. Und das habe ich. Danny ist es. Wir gehören zusammen, das weiß ich. Oh, das ist zu crazy, das darf ich niemandem erzählen. Niemals.

Am selben Tag, zehntausend Kilometer entfernt - Danny

Fuck! Ich halt das nicht aus. Da war schon wieder ein Mädchen in meinem Zimmer, ich habe keinen Dunst, wie sie am Bodyguard vorbeigekommen ist. Ich habe sie höflich gebeten, das Zimmer zu verlassen. Da greift sie nach mir. Will mich küssen. Die kann hübsch sein, wie sie will, aber sie ist bestimmt nicht da, wenn es mir mies geht. Holt mir keine Sachen aus dem Drugstore, wenn ich krank bin.

Nein, ich kenne die Art von Girls, die wollen nur das eine, aber dafür bin ich mir zu schade. Einen Happen Ruhm wollen sie natürlich auch. Nachher erzählt sie den Tabloids höchstwahrscheinlich haarklein, wie ich im Bett bin. Zeigt mich gleich an, wenn ich es grober mögen sollte. Millionenklage:

Danny Rhodes fickte mich brutal gegen die Wand und gab mir als Vorspiel harte Klapse. Oh, er ist so böse! Nein, meine gewagten Fantasien könnte ich mit so jemandem sowieso nicht ausleben. Was zur Hölle nutzt es dann?

Ich gehe zum Balkon. Da ist plötzlich eine Sternschnuppe am Himmel.

Ach, ist doch nur ein Hubschrauber. Scheiß drauf, ich versuch´s trotzdem. Ich wünsche mir eine echte Freundin, aus Fleisch und Blut, die auch mal was isst. Eine, mit der man Sex haben kann, ohne dass es am nächsten Tag die halbe Welt weiß. Und was für Sex! Den besten, den geilsten, den erfüllendsten. Den besten Sex bisher hatte ich mit Audrey. Meiner Highschool-Liebe. Aber sie ist tot. Mit einundzwanzig überfahren worden von so einem betrunkenen Raser.

Auch deshalb trinke ich nichts. Keinen Tropfen. Aber ich will auch immer alles unter Kontrolle haben. Die Kontrolle verlieren ist für Loser. Doch zurück zu meinem Wunsch. Sie kann ruhig auch ein paar Jährchen älter sein, das macht mir nichts. Und ich will ihr absolut vertrauen können.

Sie wäre eine Geheimnisträgerin. Denn ich stand schon immer auf die Erweiterung der Liebe. Der ultimativsten Dimension des Sex. Eine Frau in Handschellen, die dir ihre vor Lusterwartung zitternden Beine um die Hüften schmiegt.

Und du weißt, du wirst sie so ficken, dass sie es niemals vergessen wird. Oh je, ich werde horny.

Wo ist sie bloß, meine Sternschnuppe? Beziehungsweise: mein Hubschrauber voller Wünsche? Am anderen Ende der Welt? Überhaupt noch auf diesem Planeten? Oh Gott, wenn ich dich erst mal habe, dann werde ich dich in den siebten Himmel ficken, Baby …

Lina

Als ich Danny zum ersten Mal in einem Musikvideo sah, traf mich fast der Schlag. Er war Gabriel wie aus dem Gesicht geschnitten. Es war, als hätte ich ihn wieder. Von da an verfolgte ich seine Karriere genau. Las alles über ihn, kaufte seine CDs. Selbst seine Stimme ähnelt Gabriels. Natürlich ist er viel jünger. Und doch sechs Jahre älter als Gabriel, als er starb. Es ist faszinierend, ihn zu beobachten. In jeder Geste, in seiner Mimik sehe ich den Mann, den ich über alles geliebt habe, und irgendwann fing ich an, auch Danny zu lieben, ohne ihm jemals begegnet zu sein. Ein wenig machte ich mir schon Sorgen um meinen Geisteszustand. Das war ja nicht normal so für einen Fremden zu fühlen. Ein paar Mal überlegte ich trotzdem, ihn auf Twitter zu kontaktieren. Entschied mich aber immer wieder schnell dagegen. Ich musste den Weg in sein Herz finden. Auf ungewöhnliche Weise, wie auch er in meins.

Ich wollte ihn. In meinem Kopf wurde er zum absoluten Traummann. Der immer zuhört, der unendlich verständnisvoll ist, aber auch aufregend. Ein bisschen unberechenbar – so wie Gab.

Als ich dann durch meine Recherchen erfuhr, dass seine Freundin ums Leben gekommen war, er also auch einen großen Verlust hatte durchleben müssen, vertiefte sich meine Verehrung noch. Wir hatten etwas gemeinsam. Etwas, worauf man aufbauen konnte. Lebenslangen Gesprächsstoff?

Als Danny-Experte hörte ich aus seinen Texten heraus, dass auch er eine dunklere Seite hatte, eine Dark Romance-Seite sozusagen. Tief in der Nacht, wenn ich mich zu ihm träumte, fielen alle Grenzen und wir verschmolzen in düsteren Welten zu einem Bonnie-und-Clyde-Team. Er war mein Master und ich war dabei so unsagbar glücklich. In diesen Fantasien tat ich alles für ihn. Lebte und starb tausend Tode für ihn. Ich bemerkte auch, dass ich ihn nur sehen oder hören musste, um sofort sexuell erregt zu sein. All diese Indizien führten nur zu einer Lösung. Ich musste ihn treffen, persönlich, selbst wenn mein Traum zerplatzen würde, es nicht zu versuchen, würde mich ein Leben lang verfolgen. Der Befreiungsschlag steckte in meinem Buch. Wenn er darauf ansprang, und seine Texte und Interviews sprachen dafür, wenn ich mich vor ihm nackig machen würde, physisch und psychisch, dann war das vielleicht meine einzige relevante Chance, ihn zu erreichen.

Ich spreche oft mit Gab. Sein Bild steht auf meinem Schreibtisch. Er hat darauf dieselben Grübchen wie Danny. »Es sind jetzt unglaubliche achtzehn Jahre, Gab! Bitte sei mir nicht böse.« Sein Schwarz-Weiß-Foto in dem silbernen Rahmen sieht noch immer aus wie neu.

Da fällt die Zimmertür zu und das Licht der roten Kerze neben mir geht aus. Ein Sonnenstrahl fällt ins Zimmer, ich sehe hinaus und in den Wolken die Form einer Acht.

Unendlichkeit. Unendliche Liebe?

Mir sollte eiskalt werden bei so viel sphärischen Dingen. Aber von Kopf bis Fuß ist so viel Wärme.

Ich deute das alles als ein Okay von Gab. Es ist ja auch wirklich an der Zeit, neue Wege zu gehen.

Danny

Ich dreh’ bald durch.

Da hat sich eine mein Gesicht auf ihren Busen tätowieren lassen. So was sollte echt verboten werden. Eine andere hat mir beim letzten Auftritt ein Büschel Haare rausgerissen. Als Andenken.

Was zur Hölle geht hier ab? Ich will doch nur Musik machen. Auch wenn ich für die Art Musik, die ich liebe, extra hart kämpfen muss. Ich dachte mir, sobald ich ein Fuß im Business habe, kann ich mehr machen, was ich will. Bis dahin lasse ich mich auf Kompromisse ein.

Aber bis auf ein paar wenige Ausnahmen bin ich Sklave der Plattenfirma. Das fühlt sich an wie eine Zwangsjacke. Wie fremdgesteuert. In der Schublade habe ich Lovesongs, coole Liebeslieder, aber nicht cool genug für mein Image. Burt sagt dann immer nur angewidert: »Igitt, igitt – Liebe! Willst du Enrique Iglesias Konkurrenz machen?«

Dabei sind diese Lieder so viel ehrlicher als das, was ich jetzt mache. Dieses ultraharte Zeug, das bin nicht ich. Obwohl ich sexuell manchmal Fantasien habe, die auch nicht gerade weich sind.

Handschellen machen mich an und auch Gürtel und der Gedanke, was man damit machen könnte …

Lina

Ich habe es ja versucht. Aber jemand hat mir das zarte Pflänzchen meiner Karriere mit Worten zerstört. Bei Bookfamily kamen jeden Tag gehässige Posts zu meinem Buch, solange und auch über dieses Forum hinaus, bis es keiner mehr kaufte.

Dorothy Oz nannte sie sich. Der Verlag feuerte mich, es war alles ganz furchtbar. Vor allem, wenn man wie ich nicht mit Geld umgehen kann. Wie gewonnen so zerronnen. Ich musste mir eingestehen, nachdem mich meine WG-Mitbewohner vor die Tür gesetzt hatten, dass ich bettelarm bin und ohne jede Zukunftsperspektive. Was macht man da? Wenn man nicht nach Hause zurückgehen kann, sich vor den Eltern schämt? Ich zog zu meiner besten Freundin Lissi Holzner nach Österreich. Mit all meinem Kram. Sie hat, glaub ich ganz schön geschluckt, als sie den sah. Dachte wohl, es zieht ein CD-Laden bei ihr ein. Na ja, es sind tausendzweihundertdreiundsechzig Stück.

Sie sind alle wohlweislich ausgewählt. Aber ich kann auf keine einzige verzichten.

Besonders auf eine nicht. Dannys.

Eigentlich ist Hip-Hop gar nicht mein Ding. Aber er ist so cool. Ein hellhäutiger Rapper mit Geschmack, das ist auch selten. Und er ist Gabriel wie aus dem Gesicht geschnitten. Jetzt muss er nur noch so duften und ich bin selig. Da ist natürlich auch noch dieser eine Punkt, den ich zu oft vergesse: Warum sollte eine so große Nummer wie er ein winziges Licht wie mich haben wollen? Das ist doch verrückt.

Lissi: »Mei so fein, i honn a gonz neiches Liadl g´hert, des miassat i dir amoll vorspuin, du hoscht Zeit, nitte?« Ich glaube, ich übersetze lieber mal: Sie hat ein neues Lied gehört, das sie mir mal vorspielen müsste, ich hätte ja Zeit, nicht wahr?

Als sie dann den Laptop holt und die ersten Töne erklingen, macht mein Herz einen Satz und ich glaub, ich werde knallrot. Ich höre es zum ersten Mal, es ist ein Youtube-Video.

»Made a wish by a heli, baby, but don´t mind, it ain´t too late. The sky´s not the limit, it´s all kismet, I´ll be racing you beyond death, cause there´s nothing else next, just your kiss and we´ll be fine till the end of time.«

Eine Ballade von Danny. Mit herzzerreißenden Klavierklängen. Ich bin hin und weg. Was singt er da?

Dass er einen Wunsch hat … »Aber sorge dich nicht, es ist noch nicht zu spät. Der Himmel ist nicht die Grenze, es ist alles vorherbestimmt. Ich werde dich auch außerhalb des Todes suchen, denn da gibt es nichts anderes, nur deinen Kuss, und wir werden glücklich bis ans Ende der Zeit sein.«

Es ist so wunderschön. Sein Gesang nimmt mich weiter mit auf die Reise.

»You´re so far, but I´ll get there. Don´t care if it´s the same galaxy. Or even the same lifetime. There is no way you could slip through my hands, I put my flag into your sands and shoot us to Jupiter and back. My mind´s a time machine and spacecraft, I´ll do my best to prove that …!«

Als das Lied verklungen ist, übersetze ich:

»Du bist so weit weg, aber ich werde zu dir kommen. Egal, ob es dieselbe Galaxie oder Lebenszeit ist. Es gibt keine Möglichkeit, dass du mir durch die Finger rinnst, ich werde meine Flagge in deinen Sand stecken und uns zum Jupiter und zurückschicken. Mein Geist ist eine Zeitmaschine und ein Raumfahrzeug. Ich werde dir beweisen, dass es so ist …!«

»Mei, das ist so fein!«, sagt Lissi noch mal. Die eigentlich Elisa heißt und mich durch mein ganzes Leben begleitet hat. Eine bessere Freundin gibt es kaum. Sie macht uns einen Kaffee. Den trinkt man in Österreich traditionell sehr stark. Aber so mag ich ihn auch. Ich schaue aus dem Fenster, aus dem dritten Stock eines Mietwohnblocks, sehe das viele Herbstlaub auf der Straße, Menschen, die schwer bepackt vom Einkaufen kommen. Einen erwachsenen Mann auf einem Kinderroller. Aber das soll ja jetzt modern sein.

Meine Eltern sind vor einigen Jahren zurück nach Marokko gegangen. Meiner Oma geht es nämlich schlecht. Mein Vater hat in Casablanca als Deutschlehrer an der Uni gearbeitet. Meine Mama war seine Schülerin. Weil sie glühende Verehrerin von Marlene Dietrich und Hermann Hesse war, wollte sie unbedingt Deutsch lernen. Sie sind dann zusammen nach München gegangen, wo mein Dad herkommt. Meine Mama gehört zur Minderheit der Christen in Marokko, aber ich selber praktiziere gar keine Religion, ich glaube nur an mich.

Ich höre gerade Britney. Diese Frau hat enorm Schwieriges durchgemacht und trotzdem so viel geleistet, das bewundere ich. Aber um ihren goldenen Käfig beneide ich sie nicht. Ich sitze auch im Käfig. Aber der ist nicht golden. Ich lebe am Existenzminimum. Mehr als drei Euro auszugeben am Tag ist eigentlich nicht drin. Lissi gibt mir nämlich Taschengeld.

Britney inspiriert mich immer und sie macht auch jedes Mal bessere Laune.

Ich muss unbedingt mein Skript übersetzen. Der Roman war nämlich so erfolglos, dass er nicht ins Ausland verkauft wurde. Ich glaube aber nichtsdestotrotz immer noch daran, ja, ich finde ihn genial. Und ich wünsche mir, dass Danny ihn liest.

Ich rufe eine Freundin an, die Übersetzerin ist, aber sie sagt, sie übersetzt nur vom Englischen ins Deutsche und nicht umgekehrt. Man übersetze immer in die Muttersprache. Ich setze mich dran, habe sowieso nichts anderes zu tun. Das ist schwerer als ich gedacht habe. Die Redewendungen, Sprichwörter … Ich google meine Finger wund.

Am Schluss, so dachte ich, lass ich es meine Freundin lesen. Nur zur Sicherheit. Es sind knapp dreihundert Seiten. Ich werde ewig dafür brauchen. In der Zwischenzeit will ich in Form kommen, habe etwas Kummerspeck angesetzt. Also, ab heute keinen Zucker mehr. Ich werde sogar lange Spaziergänge machen. Obwohl das für mich schon Hochleistungssport ist. Auch ein paar Bauch-Beine-Po-Übungen werde ich in mein Tagesprogramm aufnehmen. Und viel Vitamin C, wenn es sein muss als Pille, Peperoni extra scharf, weil Fatburner.

Damit will ich den Magerwahn nicht unterstützen, ich finde nur, dass mir das Fett nicht steht. Dauernd gratuliert mir jemand zur Schwangerschaft. Sogar die besten Freundinnen werden beleidigend und triezen mich mit meinem Übergewicht.

Mit dem Abnehmen und dem Übersetzen des Romans werde ich ein halbes Jahr brauchen. Dann schicke ich es ihm, und Phase zwei kann beginnen. Mann, Lina, du hast echt ´nen Knall!

Danny

Ich habe Klage eingereicht gegen meinen Manager Burt R. Taylor. Ich wusste ja schon länger, dass es sich um einen Knebelvertrag handelte, aber ich war nicht in der Position, mich zu wehren. Jetzt kann ich mir Anwälte leisten. Die besten. Er ist naturgemäß sauer auf mich. Lässt in der Presse verlauten, was ich für ein aufgeblasenes Arschloch bin und dass er mich vernichten wird, und hat eine Gegenklage erwirkt. Soll er es nur versuchen.

Er ist mit einer geldgierigen Tussi verheiratet und wenn die davon Wind bekommt, dass er regelmäßig in den Puff geht, wie er mir gegenüber auch zugab, wird das teuer! Ich kann das sogar beweisen, denn die Rechnungen wollte er mir unterschieben. Wer ist hier das Arschloch, bitte? Ich finde schon den Gedanken an einen Puff widerlich. Eher ginge ich ins Kloster.

Lina

Lissi habe ich in Griechenland kennengelernt, auf Kos. Dort haben ihre und meine Familie im selben Hotel Urlaub gemacht. Wir waren vom ersten Tag an unzertrennlich. Eine österreichisch-deutsche Freundschaft fürs Leben. Da wir weit auseinanderwohnten, sahen wir uns nicht oft über die inzwischen zweiunddreißig Jahre, schrieben aber immer fleißig Briefe und telefonierten viel. Ich kann ihr alles sagen und vertraue niemandem mehr als ihr. Ein bisschen hatte ich Angst, dass unsere Freundschaft nur deshalb so lange Bestand hatte, weil wir eben örtlich so weit entfernt waren. Doch das war unbegründet. Wir mögen beide keinen Streit und sind sehr umsichtig miteinander. Das Zusammenleben könnte deshalb harmonischer nicht sein. Sie war einmal verheiratet, aber die Ehe war nicht sehr glücklich und jetzt lebt sie wieder allein, nachdem ihr Sohn Jonas ausgezogen ist.

Lissi ist Verkäuferin in einem Klamottenladen und verdient zusätzlich als Einkäuferin ganz gut, besser als ich allemal. Wenn ich sie nicht hätte, stünde ich auf der Straße. Das muss ich mir immer wieder bewusst machen. Die sogenannten Freunde in meiner Ex-WG entpuppten sich lediglich als verständnislose Bekannte, die nur den Mietanteil im Sinn hatten und auf meine finanzielle Notlage geradezu allergisch, ja lautstark reagierten. Besonders die cholerisch-hysterische Brigitte, die mich letztendlich vor die Tür warf. Mitten im Winter. Und ich wusste erst nicht wohin. Dann habe ich mein letztes Geld zusammengekratzt und bin zu Lissi gefahren. Klar habe ich mich vorher angekündigt. »Aber dafür sind Freunde doch da«, hatte Lissi gesagt, natürlich mit diesem wunderbaren Tiroler Akzent, der einer hoch komplexen Fremdsprache gleichkommt, die ich heute noch nicht verstehen würde, wenn sie mir nicht von klein auf vertraut gewesen wäre.

Ich sauge Staub in meinem Zimmer, im ehemaligen Kinderzimmer von Jonas, der seit einem Jahr mit seiner Freundin eine Wohnung in Mittersill teilt, und finde in einer Ritze hinterm Bett ein zerfleddertes Buch. Es ist meins. Dabei habe ich doch insgesamt nur gut einhundertdreißig Exemplare verkauft. Ich bin etwas peinlich berührt. Ist das ein großer Zufall oder hat Lissi es ihm gesagt? Ich habe ihn in der Zeit, seitdem ich hier wohne, nur einmal gesehen. Hat er mich da irgendwie komisch angeguckt? Ich versuche, mich zu erinnern. Immerhin habe ich ihn als Baby auf dem Arm gehalten. Und dann liest er womöglich meine intimsten Fantasien? Nicht auszudenken … Nach längerem Grübeln komme ich jedoch zu dem Schluss, dass er vermutlich ein Telefongespräch mit Lissi mitbekommen hat und daraufhin aus Neugier auf den Bestellbutton geklickt hat. Was es aber auch nicht besser macht.

Nach getaner Arbeit und überwundenen Schock mache ich mich wieder an die Übersetzung.

Ich bin auf Seite vierzig mit der englischen Version. Langsam habe ich den Dreh raus. Dass ich als Teenie immer amerikanische Soaps wie Another World und die Late-Night-Shows von David Letterman gesehen habe, zahlt sich jetzt gehörig aus.

Dannys Karriere verfolge ich noch immer genau. Gerade hat er Ärger mit seinem Management, es geht um Millionen.

Millionen! Ich kann mir gar nichts mehr leisten, nicht mal mehr den Friseur. Nur alle paar Monate mal. Deswegen habe ich manchmal einen Ansatz bis zu den Knien. Das gefällt mir selber am wenigsten. Aber sein Geld interessiert mich nicht mal. Ich will ein Teil von ihm sein. In seinem Herzen ein Zuhause haben. Mehr will ich gar nicht.

***

»Ich mach mir Sorgen um dich«, sagt Lissi eines Morgens zu mir.

»Warum?«

»Du gehst kaum noch raus, hockst dauernd an dieser Übersetzung. Für wen ist die eigentlich, ich dachte, der Verlag hat dich gefeuert?«

»Ist privat.«

»Werd’ mir nicht krank!«

Okay, ich habe das mit den Spaziergängen wieder aufgegeben. Ich schreibe Lissi immer auf, was ich brauche. Etwas ertappt schleiche ich mich ins Bad. Oh je, meine Haare! Total grausig. Zweifarbig und verzottelt. Ich suche nach meiner Reserve. Aber in der kleinen Box sind nur noch zwanzig Euro.

So gehts nicht weiter. Vor langer Zeit habe ich mal ein Kinderbuch geschrieben, die großen Verlage haben es alle abgelehnt. Aber mit den Möglichkeiten von heute …

Ich lade es hoch. Noch heute Abend. Das wäre doch gelacht! Und was habe ich zu verlieren?

Dazu kommt es erst mal nicht, weil die Waschmaschine kaputt ist und wir den ganzen Tag damit zubringen, dem Kundendienst hinterherzutelefonieren. »A Schaaß, ehrlich!«, schimpft Lissi wieder auf Österreichisch. Aber wirklich, es ist »ein Scheiß« …

Ich nehme unsere Situation als Zeichen. Dann soll es noch nicht sein. Vielleicht muss ich das Manuskript noch mal überarbeiten.

Ich brauche sowieso noch ein Cover für das Kinderbuch. Ich mache eine Skizze und bearbeite es am Handy.

Sieht gut aus!

Nachts träume ich wieder von Danny. Es ist so real. Ich höre seine Stimme ganz nah an meinem Ohr. »Sweetie«, sagt er. »Süße! Dreh dich um, ich muss dich bestrafen.«

»Wofür?« Als ob ich einen Grund bräuchte!

»Du hast zu oft gewaschen und jetzt ist sie kaputt. Dafür bekommst du zehn Schläge mit der Gerte.«

Als ich den ersten Schlag auf meinem nackten Po spüre, fahre ich hoch. Keuchend, hoch erregt. Mein Gesicht glüht geradezu. Meine Pussy pocht. Oh, dieser Mann, was hat er für eine Macht über mich? Und das, ohne ihn je getroffen zu haben. Wenn es nicht so erfüllend wäre, müsste ich es mit der Angst bekommen.

***

Das mit dem Abnehmen ist so wahnsinnig schwer. Ich muss dauerhaft die Ernährung umstellen, sonst hat es keinen Sinn. Aber Lissi kocht so gut! Esse ich eben nur einen Teller voll. Ansonsten trinke ich viel stilles Wasser. Verzichte so gut es geht auf Zucker. Die ersten zwei Kilo sind nach fünf Tagen runter, aber jetzt passiert irgendwie nichts mehr.

Da lese ich ein Interview mit ihm in der österreichischen Zeitschrift NEWS, er sagt, er stehe auf Frauen, bei denen, was dran ist.

Ich bin so glücklich, ich gebe meine übertrieben strengen Bemühungen auf, esse wieder ein paar Nudeln, die für mich vorher komplett tabu waren, und siehe da, in meiner puren Gelassenheit purzeln nach einer Woche doch wieder drei Kilo.

Jetzt reicht es aber, sonst falle ich aus seinem Beuteschema.

Einigermaßen zufrieden mit mir gehe ich mit Lissi in die Stadt. Sie hat mir fürs Durchhalten eine textile Belohnung versprochen. Ich kann das neue Kleidchen und die zwei neuen Hosen, die sie mir spendiert, eine Nummer kleiner kaufen. Das Kleidchen ist knallrot und ich habe darin den angesagten `Glow´. Ich bedanke mich mit einer langen Umarmung, als wir wieder zu Hause sind.

»Eh kloar! Ist doch selbstverständlich«, sagt sie nur lapidar und freut sich mit mir, dass ich wieder besser drauf bin.

»Wenn ich dich nicht hätte, stünde ich auf der Straße!«

Sie lächelt mich lieb an und macht uns erst mal Kaffee.

Warum, frage ich mich zum ungefähr hundertsten Mal, ist der Doppelgänger von Gabriel ausgerechnet ein Star? Mir wäre es so viel lieber, er hätte einen Kiosk oder wäre Anwalt oder was auch immer. Ein Normalo jedenfalls. Es bringt mich in eine Bredouille. Ich kann nun mal nicht wegsehen, wenn er im TV ist. Oder weghören, wenn sie ihn im Radio spielen. Seine Ähnlichkeit mit Gabriel fasziniert mich dermaßen. Niemand sonst auf der Welt könnte Gabriel ähnlicher sehen als Danny. Sie gleichen sich bis aufs Haar. Manchmal ist das schon richtig unheimlich. Eine Bredouille ist es auch deshalb, weil ich ihm nicht einfach mal zuzwinkern kann. Erstens ist er einen Ozean weit weg und zweitens auch standesgemäß unerreichbar. So jemand umgibt sich erfahrungsgemäß nur mit seinesgleichen. Meine mehr als kühne, ja schon fast megalomane Idee, ihm ein übersetztes Exemplar meines Erotik-Flops zu schicken ist nach längerem, kühlem Nachdenken eigentlich der helle Wahn. Ich muss komplett den Verstand verloren haben, oder? Ach, wer nicht wagt, …

***

Heute, obwohl ich noch lang nicht mit dem Übersetzen fertig bin, will ich den Begleitbrief für Danny schreiben. Ich habe mich lange genug davor gedrückt.

Das ist aber gar nicht so einfach. Ich sitze an meinem Schreibtisch, neben mir Gab, den ich jetzt umdrehe, er macht mich noch nervöser.

Lieber Danny,

es ist schon seltsam, dir zu schreiben, ich komme mir vor wie ein durchgeknalltes Groupie. Dass ich dir schreibe, muss jedoch sein, sonst bereue ich es für den Rest meines Lebens. Die Musik oder dein Ruhm sind auch nicht der eigentliche Grund meines Schreibens. Nein, echt nicht!!! Du siehst nur verflixt noch mal genauso aus wie jemand, den ich sehr geliebt habe. Er hieß Gabriel. Deine Ähnlichkeit mit ihm hat mich zuerst erschreckt, es hat mich aber auch zurückkatapultiert in eine Zeit, die ich sehr vermisse. Ich habe mich dann über dich eingelesen. Habe erfahren, dass auch du einen geliebten Menschen viel zu früh verloren hast. Ich weiß genau, wie sich so was anfühlt. Es ist die Hölle auf Erden.

Aber was erzähle ich dir. Mein Wunsch wäre jetzt, dass du dieses beiliegende Buch liest, um mich kennenzulernen, es steckt sehr viel von mir selbst drin, wenn auch die Wahrheit viel gemilderter ist. Es ist ein Experiment und es kann auch schief gehen, aber ich habe deine Karriere verfolgt und sehe, dass du leidest, dass dir etwas fehlt. Ich möchte dir nah sein, wenn auch nur knapp dreihundert Seiten lang. Ich wünsche mir, dass du damit flüchten kannst in eine schönere Welt. Du hast ein bisschen Eskapismus verdient. Weniger mit der Musik, die mir größtenteils eigentlich zu Macho ist. Nein. Den, den du mir bescherst mit deinen Videos und Fernsehauftritten, denn er ist so wunderschön, dass es sich anfühlt, als lebe Gabriel in dir weiter. Das klingt creepy, ich weiß.

Bitte, Danny – gib dir und mir die Chance, uns zu begegnen. Wenn nicht in Person, dann spirituell.

Du hast mir so viel Trost mit deiner bloßen Existenz geschenkt, ich will dir etwas davon zurückgeben.

Das Foto von Gab, es steht gerade neben mir auf dem Schreibtisch. Ich habe ihn umgedreht, um das hier überhaupt schreiben zu können. Wenn ich es aber umdrehe, dann sehe ich dich.

Es fällt mir so schwer, meine Sehnsucht zu formulieren. Ich weiß ja, ich kann nicht deine Frau sein, das wäre vermessen, aber lass mich dein geheimer Fluchtpunkt sein, das würde mich so stolz machen.

Oh Himmel, ich muss total Panne sein, wenn ich das hier wirklich abschicke. Zugleich ist es der Beweis für die Relevanz deines Ruhms, den du manchmal so sehr verfluchst.

Was ich verstehen kann. Ich bin mir auch darüber im Klaren, dass du wahrscheinlich Unmengen Post bekommst. Aber hat dir schon mal eine ein ganzes Buch übersetzt? Dass sie selber verfasst hat? Ich kannte dich da zwar noch nicht, aber ich habe immer mehr das Gefühl, dass dieser Typ im Buch, der bis heute nur Papier war, jetzt einen Puls hat und auf der Welt ´rumspaziert, ohne zu wissen, wie sehr er mich beeinflusst und am Leben hält.

Bevor ich endgültig in haltlose Rührseligkeit abdrifte, schließe ich mit deinen Worten:

You´re my engine, lift me up! Du bist mein Motor, heb mich hoch!

PS: Auch wenn deine Texte mir ansonsten wie gesagt zu viril sind, ich kann sie alle auswendig. Erschreckend, nicht?

Deine Lina

Danny