Strategie in der Gefahrenabwehr - Thomas Baum - E-Book

Strategie in der Gefahrenabwehr E-Book

Thomas Baum

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Beschreibung

Bei dem Begriff "strategisches Arbeiten" handelt es sich um einen zentralen Terminus in der Gefahrenabwehr. Was genau unter der "Strategie" verstanden werden soll, bleibt - im Gegensatz zu der Bedeutung des Begriffes "Taktik" - jedoch unscharf. Auf Grundlage des Standardwerkes von Carl von Clausewitz "Vom Kriege", in dem der Begriff "Strategie" aus militärischer Sichtweise betrachtet wird, möchte der Autor die Leser für das Thema Strategie im Zusammenhang mit Gefahrenabwehr sensibilisieren und dazu animieren, planvoll eigene Strategien zu entwickeln. Verdeutlicht werden die Ausführungen durch ein praktisches Beispielszenario.

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Thomas Baum

[3]Strategie in der Gefahrenabwehr

Verlag W. Kohlhammer

[4]Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

Die Abbildungen stammen – sofern nicht anders angegeben – vom Autor.

1. Auflage 2022

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Umschlagbild: Feuerwehr Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-040654-4

E-Book-Formate:

pdf: ISBN 978-3-17-040656-8

epub: ISBN 978-3-17-040657-5

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[5]Vorwort

Der Begriff der Strategie begegnet uns im Alltag häufig und wird meist ohne weiteres Interesse von uns wahrgenommen, wenn nicht sogar »hingenommen«. Beispielsweise kennen wir sogenannte Strategie-Papiere in Politik oder Wirtschaft, oder es ist im militärischen Bereich die Rede von einer Strategie für einen Krieg. Sogar in Form von Strategie-Spielen begegnet uns in diesem Kontext die Strategie, hier gerade schon als trivial wirkender Begriff. Aber was verbirgt sich hinter dem Begriff »Strategie« eigentlich und was ist eine Strategie im eigentlichen Sinne?

Das Wort »Strategie« setzt sich zusammen aus »Heer« (altgriechisch στράτος strátos) und »führen« (altgriechisch ἄγειν ágein), der »stratēgós« war also der Heeresführer (Herrmann, 1983, S. 460). Unter »Strategie« wurde damit ursprünglich die Kunst der Heeresführung verstanden. Zur Führung eines Heeres bedurfte es einer konkreten Planung und Methoden zum zielgerichteten Einsatz des Heeres. Je größer die Heere wurden, desto komplexer wurden diese Planungen und Methoden und auch die Wechselwirkungen, welche hierbei auftraten. Früh erkannte man, dass die entwickelten Systematiken auch außerhalb des militärischen Sektors Anwendungen finden konnten, zum Beispiel in der Politik oder in der Wirtschaft.

Wesentliche Betrachtungen zur Strategie stammen von dem preußischen General Carl von Clausewitz, der Anfang des 19. Jahrhunderts in seinem Gesamtwerk »Vom Kriege« elementare Betrachtungen und Leitsätze zur Strategie formulierte. Obwohl diese Betrachtungen ihr Augenmerk hauptsächlich auf den Bereich des Militärs legen und deutlich von dem Zeitgeist beeinflusst sind, der zur Entstehungszeit während der Kämpfe gegen die Armeen Napoleon Bonapartes vorherrschte, werden von Clausewitzs´ Theoreme auch heute noch gelehrt und entfalten in vielfältiger Weise ihre Wirkung. Für den Bereich der Gefahrenabwehr haben strategische Betrachtungen ebenfalls große Bedeutung. Jedoch lassen sich die Lehren des Generals von Clausewitz für den Bereich der Gefahrenabwehr nicht ohne Anpassung übertragen, denn die Gefahrenabwehr hat ein eigenes Wesen, welches sich von dem Wesen des Militärs, der Politik und der Wirtschaft etc. unterscheidet. Inhalt dieses Buches soll sein, sich dem Wesen der Gefahrenabwehr zu näheren und, fußfassend auf den clausewitzschen Theoremen, eine strategische Methodik für die Gefahrenabwehr zu beschreiben.

[7]Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Einführung

2 Strategische Randbedingungen in der Gefahrenabwehr

2.1   Das Schadenereignis

2.2   Der Einsatz

2.3   Strategische Ebenen

2.4   Strategisches System

2.5   Friktion

3 Strategie-Parameter in der Gefahrenabwehr

3.1   Ziele der Gefahrenabwehr

3.2   Der Zweck der Gefahrenabwehr

3.3   Wesen der Gefahrenabwehr

3.4   Mittel der Gefahrenabwehr

3.5   Mittel der vorbeugenden Gefahrenabwehr

3.6   Mittel der abwehrenden Gefahrenabwehr

3.7   Versorgung und Logistik

4 Beispiel einer Strategie

5 Schlussbetrachtung

Quellenverzeichnis

Im Allgemeinen wird die weibliche und männliche Sprachform verwendet. Es sind für die bessere Lesbarkeit nicht immer alle Formen im Text angegeben, aber alle Personen – männlich, weiblich und divers – sind gleichermaßen angesprochen.

[9]1    Einführung

Zur Erreichung eines Zieles bedarf es, in Bezug auf die Organisation und Durchführung bestimmter Maßnahmen, eines Planes. Hierbei gilt: je höher die Ebene, desto komplexer die Planung. Bei der Aufstellung eines solchen Planes wird eine »Strategie« bestimmt, durch deren Anwendung eine Wirkung erzielt werden soll, um letztendlich das gesetzte Ziel zu erreichen. Der Begriff der »Strategie« hat hier eine zentrale Bedeutung. Im militärischen oder wirtschaftlichen Bereich existieren schon lange diverse Theorien und Betrachtungen zum Thema »Strategie«. Auch in der Gefahrenabwehr wird, mehr oder weniger bewusst, auf den verschiedenen Ebenen seitens der jeweiligen Akteure entsprechend »strategisch« geplant und gehandelt. Im »Einsatz«, als zentralem Element der Gefahrenabwehr, haben geeignete Strategien, neben der Taktik, ebenfalls eine zentrale Bedeutung (siehe z.B. die Bezeichnung »Strategische Einsatzplanung«). Häufig verwischen dabei die Grenzen zwischen den Begriffen »Strategie« und »Taktik«. Für eine sinnvolle und strukturierte »strategische« Planung ist es jedoch von Vorteil, zwischen diesen beiden Feldern zu unterscheiden und sich bewusst zu machen, wie der Begriff der Strategie im Feld der Gefahrenabwehr ausgelegt werden kann.

Sich dem Begriff der »Strategie« per Definition zu nähern, ist keine leichte Aufgabe, da ein eindeutiger und fest abgrenzbarer Inhalt meist nicht vollständig zu beschreiben ist. Es besteht grundsätzlich ein Unterschied zur »Taktik«, welche hier im Sinne der Gefahrenabwehr so definiert werden kann: »Taktik ist die Lehre vom Gebrauch der Einheiten im Einsatz.« Diese hier bezeichneten Einheiten bestehen aus den Komponenten Führung, Mannschaft und Gerät, ganz gleich welche Größenordnung diese besitzen. Hat man hier schnell eine recht eindeutige und greifbare Definition des Begriffs der Taktik gefunden, ist es im Gegensatz dazu mit dem Begriff der »Strategie« deutlich schwieriger. Während die Taktik durch die Begriffe »Einheiten« und »Einsatz« feste und vorstellbare Parameter enthält, sind die Elemente der Strategie unscharf. Wie eingangs bereits erwähnt, bildet der Einsatz das zentrale Element der Gefahrenabwehr. Einsatz definiert sich etwa als »durch Auftrag oder eigenen Entschluss ausgelöste und der Gefahrenabwehr oder Schadensbekämpfung dienende Tätigkeit von Kräften aus jenen Behörden, Einsatzorganisationen oder Einrichtungen, die aufgrund gesetzlicher Bestimmungen dazu berufen sind« (Jachs, 2011, S. 190). Explizit sei an dieser Stelle auf die jeweiligen Dienstvorschriften der Einsatzorganisationen (z.B. Feuerwehr-Dienstvorschriften u.ä.) als gesetzliche Be[10]stimmungen hingewiesen. Diese geben den Rahmen vor, in welchem in der Gefahrenabwehr sowohl taktisch als auch strategisch vorzugehen ist.

Merke:

Mit Hinblick auf das zentrale Element der Gefahrenabwehr, den »Einsatz«, sind die notwendigen Voraussetzungen der Strategie bereits gegeben: Ziel – Mittel – Zweck.

Für die Aufstellung und Umsetzung einer Strategie bilden diese Begriffe gemeinsam eine Achse.

Bild 1: Die drei Voraussetzungen für Strategie

Denn eine Strategie dient der Erreichung eines bestimmten Zieles. Hierfür bedarf es eines geeigneten Mittels, das durch seine Anwendung einen bestimmten Zweck erfüllt (sprichwörtlich: Das »Mittel zum Zweck«). Dieser Zweck ist wiederum im Sinne der Zielsetzung zu bestimmen. Es darf dabei nicht verkannt werden, dass Strategien innerhalb verschiedener strategischer Ebenen wirken, und das die Erreichung untergeordneter Ziele wiederum den Zweck verfolgt, die Ziele der höheren Ebenen zu erreichen.

Für eine sinnvolle Strategie ist es daher zuerst wichtig, das oder die Ziele entsprechend klar zu definieren. Die Festlegung der höchsten Ziele erfolgt durch die Politik, welche diese innerhalb der Gesetze, Erlasse, Richtlinien oder Ratsbeschlüsse formuliert, und die letztlich auf den Inhalten des Grundgesetzes basieren. Von diesen höchsten Zielen, welche durch die Politik vorgegeben werden (sog. »Primat der Politik« [Clausewitz, 2008]), geht letztlich die Motivation zu allen untergeordneten Zielen in der Gefahrenabwehr aus. Beispielsweise formuliert das [11]Baurecht (MBO), fußfassend auf den verfassungsrechtlichen Grundsätzen, die strategischen Ziele »Rettung von Menschen und Tieren ermöglichen«, »Ausbreitung von Feuer und Rauch verhindern«, »Wirksame Löschmaßnahmen ermöglichen« und »Schutz der Umwelt«.

Der Zweck, welche die zu wählenden Mittel erfüllen müssen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, ist in dieser Betrachtung schon die Gefahrenabwehr. Denn wenn bedrohte Objekte vor Gefahren geschützt werden, ist dies im Sinne der Zielsetzung zweckmäßig. Beispiele aus anderen Bereichen wären etwa in der Wirtschaft das Ziel eines möglichst hohen finanziellen Gewinns, welcher zweckmäßig durch die Abwicklung von Geschäften erreicht werden kann. Oder im militärischem Bereich, wo das Ziel die Niederwerfung eines Gegners zweckmäßig durch die Vernichtung der feindlichen Streitkräfte erreicht wird (Clausewitz, 2008). Hieraus folgt im Rückschluss wiederum, dass zur Erreichung eines Zieles ein geeignetes, heißt zweckmäßiges, Mittel zu wählen ist. Die Mittel zum Zweck der Gefahrenabwehr bedienen sich zur Entfaltung ihrer Wirkungen bestimmter Strukturen, wie z.B. operativer Einheiten, oder Einrichtungen mit bestimmten Fachaufgaben wie Werkstätten, Brandschutzdienststellen, Schulen etc. Entscheidend für die Wirksamkeit ist ihre Leistungsfähigkeit. Denn je leistungsfähiger sie sind, umso besser eignen sich diese Mittel zur zweckmäßigen Erreichung des strategischen Zieles. Daher lautet eines der (untergeordneten) strategischen Ziele in der Gefahrenabwehr z.B.: Aufstellung und Unterhaltung von leistungsfähigen Einheiten. Entsprechend sind in dieser untergeordneten Ebene die Mittel für die Aufgabenzwecke »Aufstellung und Unterhaltung« zu wählen.

Strategische Mittel können verschiedene Formen und Ausgestaltungen annehmen. So werden Einsatzorganisationen oder Einrichtungen im Einsatz tätig, um die ihnen übertragenen Aufgaben im Sinne der Schutzzielfestlegung zu erfüllen. Diese Einsatzorganisationen und Einrichtungen sind zum Beispiel Feuerwehren, Rettungsdienste, Hilfsorganisationen, Einrichtungen des Katastrophenschutzes, Polizei usw., aber auch Behörden wie Ordnungs-/Bauordnungsämter sowie Umwelt- und Gesundheitsämter. Die durch die gewählten Mittel erzielten Wirkungen müssen den Zweck im Sinne der strategischen Zielsetzung verfolgen bzw. dazu beitragen, das Ziel zu erreichen.

Für eine leistungsfähige Gefahrenabwehr muss man sich in der Aufstellung einer Strategie auch mit der Frage beschäftigen, welche Taktik je nach Zeitpunkt, Ort und Lage, im Einsatz sinnvoll anwendbar ist und welche technischen Instrumente hierfür erforderlich sind. Es ist hierbei die Frage zu stellen, wo macht die Steuerung taktisch-operativer Maßnahmen durch entsprechende Instrumente Sinn und in welcher Weise werden diese angewandt oder wovon werden sie beeinflusst. Eines dieser Instru[12]