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Nach meinen ersten Fernreiseerfahrungen in Skandinavien, Spanien und Frankreich musste eine Idee her. Vielleicht mal etwas Exotisches? Thailand schwirrte mir durch den Kopf. Beim Kartenstudium nach entsprechender Reiseliteratur dann die Erkenntnis: Eine Runde durch Südostasien mit Thailand, Laos, Vietnam und Kambodscha sollte innerhalb von 6 bis 7 Wochen machbar sein. Aber diesmal ohne Zelt und Kocher, sondern in der luxuriösen Variante mit Hotels, Gästehäusern oder ähnlichem. Das Ergebnis war eine spannende Radreise durch vier kulturell sehr unterschiedliche Länder Südostasiens.
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Seitenzahl: 145
SÜDOSTASIEN
Einleitung
Die geplante Route
Die Reise beginnt
Eine Nachlese
Zusammenfassung der Tagesetappen
Mit dem Rad durch Thailand, Laos, Vietnam und Kambodscha
Ein Reisetagebuch
Gerd Meissner
Erstmals veröffentlicht auf
Nachdem ich meine ersten Fernreise - Erfahrungen als Rentner mit der Nordkaptour 2015 und 2016, sowie der Spanien - Frankreich - Reise 2017 bereits hinter mir hatte, habe ich mich 2018 zu keiner längeren Aktion aufraffen können.
Das konnte für 2019 so nicht weitergehen. Eine Idee musste her. Die kam dann in Form eines Reiseberichts eines relativ bekannten Fernradlers, Tilman Waldthaler. Dieser hatte sich im zarten Alter von 70 Jahren nochmal zu einer längeren und abschließenden Tour aufgemacht, die ihn in mehreren Abschnitten vom Nordkap nach Neuseeland führen sollte. Da muss man auch mal drauf kommen. Den Reisebericht hat mir mein Mountain - Bike - Freund Jürgen Schoch zukommen lassen, der auch schon einige Fernreise -Erfahrungen hinter sich hat.
Diese Reise vom Nordkap nach Neuseeland war in verschiedene Abschnitte untergliedert, mit einigen zeitlichen und räumlichen Unterbrechungen. Einer dieser Abschnitte war der südostasiatische Teil der Tour. Hier hat sich Tilman auf eine Runde durch 4 Länder beschränkt, die ihn von Thailand über Laos, Vietnam und Kambodscha wieder zurück nach Thailand geführt hat. Nachdem mir vorher schon die Idee ‚Thailand‘ durch den Kopf geschwirrt war, war dies die Initialzündung. Ab hier ging es mit der Entscheidungsfindung ziemlich schnell.
Von der ersten groben Tourenplanung mit Start und Ziel in Bangkok bis zur Buchung eines Fluges nach Bangkok und zurück vergingen nur wenige Tage. Es war Herbst 2018, den Startzeitpunkt habe ich als reine Bauchentscheidung auf den 2. Mai 2019 festgesetzt. Die Länge der geplanten Tour betrug etwa 4000 km, in 6 Wochen mit ein paar Ruhetagen sollte das problemlos zu bewältigen sein. Natürlich hat beim Startzeitpunkt auch das Ende der Skisaison eine Rolle gespielt. Dass die Hauptreisezeiten in Südostasien eigentlich andere sind, war zunächst zweitrangig. Das hängt natürlich auch mit den klimatischen Bedingungen zusammen. Mit dem Mai beginnt dort die schwüle und heiße Regenzeit.. Aber davon wollte ich mich nicht abschrecken lassen. Man liest ja immer wieder, dass der Regen genau so schnell wieder verschwindet wie er kommt. Und dass ich mich in der Nebensaison befinde, ist bestimmt kein Nachteil.
Jetzt war nur noch die Frage: Wie und wo übernachten? Großes Gepäck mit Zelt und Schlafsack oder kleines Gepäck mit Hotels, Pensionen und ähnlichem? Erste Recherchen über Hotelpreise in Südostasien ergaben, dass eine Übernachtung für 5 - 15 Euro problemlos möglich sein sollte. Auch die Reiseberichte anderer Radler berichten von solchen Beträgen. Der Entschluss war schnell gefasst: Das Zelt bleibt daheim, das Gepäck wird auf ein Minimum reduziert. Dicke Pullover und lange Unterhosen? Kein Thema. Dafür halt eine Regenjacke - oder zwei.
Der Flug mit Lufthansa und Swiss sollte über Stuttgart und Frankfurt nach Bangkok gehen, der Rückflug von Bangkok über Zürich nach Stuttgart. Den Transport des Fahrrads musste ich danach noch separat bei den beiden Fluggesellschaften anmelden. Jeweils 250 Euro sollte das kosten, fast soviel wie mein Flugticket. Aber: Es hilft ja nichts.
Weil die Fluggesellschaften auch verlangen, dass das Fahrrad in einem Karton oder Koffer verpackt ist, war folgende Frage offen: Was machen mit dem Karton? Den brauche ich ja auch wieder für den Rückflug. Also habe ich mir ein Hotel in Bangkok gebucht und bei der Buchung gefragt, ob ich dort auch meine Radschachtel deponieren könnte. Kein Problem. Und der Transport vom Flughafen zum Hotel war dann auch noch schnell ausgemacht.
Und dann war da auch noch die Frage der Einreisebestimmungen in den jeweiligen Ländern. Gibt es Reisewarnungen, negative Berichte anderer Radler? Wie sind die politischen Verhältnisse dort gerade? Eigentlich weiß ich ziemlich wenig über diese Länder.
Ok, Thailand ist ein beliebtes Urlaubsziel. Viele Touristen, auch solche, die es nur wegen Mädels und kleinen Jungs dorthin zieht. Aber von einer Demokratie weit entfernt. Da gibt es einen König und eine Militärregierung. Ein Visum ist aber für uns Deutsche nicht nötig, sofern man innerhalb einer bestimmten Frist wieder das Land verlässt.
Von Laos weiß ich ebenfalls ziemlich wenig. Eine Militärregierung, die als eine der letzten Regierungen dieser Welt noch an den Sozialismus glaubt. Aber besondere Reisewarnungen gibt es auch hier nicht. Auf einschlägigen Webseiten wird auch für Radurlaube in Laos geworben.
Tolle Natur, wilde Tiere. Keine Gefahr für Reisende. Aber hier wird ein Visum benötigt.
Auch Vietnam ist keine Musterdemokratie. Hier gibt es zwar eine gewählte Regierung, aber die Anzahl der Todesurteile, die vollstreckt werden, kommt gleich irgendwo nach China. Der Tourismus in Vietnam scheint zu boomen, auch die Wirtschaft scheint gut zu laufen. Spezielle Reisewarnungen gibt es nicht. Ein Visum ist auch hier erforderlich.
Von Kambodscha habe ich ebenfalls wenig Ahnung. Der bekannteste Touristen - Hotspot ist Angkor Wat, die Tempelstadt. Die muss natürlich bei dieser Tour dabei sein, obwohl es mich ansonsten nicht unbedingt zu den sogenannten Sehenswürdigkeiten zieht. Dazu weiß ich nur noch, dass es dort einen Fluss gibt, den Tonle Sap, der manchmal die Fließrichtung wechselt, wenn die Mündung in den Mekong durch zu viel Hochwasser auf diesem ‚verstopft‘ ist. Natürlich kennt man auch noch die Geschichte um Pol Pot, dem ‚Bruder Nr. 1‘, der alle verfolgt und umgebracht hat, die weiter als bis drei zählen konnten und damit ein reines Bauernvolk schaffen wollte.
Aber die aktuelle Situation? Keine Ahnung. Aber ein Visum braucht man. Über das Internet erfährt man dann, dass man in der Regel an den Grenzen ein Visum bei der Einreise erwerben kann, aber es bleibt offen, ob das an allen Grenzübergängen möglich ist oder nur an den großen, bzw. an Flughäfen. Und vereinzelt liest man dann, dass beim Visaverkauf an der Grenze manchmal ziemlich willkürlich Preise festgesetzt werden.
Daraufhin habe ich dann Nägel mit Köpfen gemacht und bin eines Sonntags im März nach Berlin gefahren, habe am Montagmorgen alle drei Botschaften abgeklappert und mir die Visa besorgt und war am Montagabend wieder zurück. Laos und Kambodscha je 50 Euro, Vietnam 90 Euro. Dort war der Andrang auch am größten. Somit hatte ich mir das Problem schon aus der Welt geschafft und musste mir deshalb keine Gedanken mehr machen.
Im Radgeschäft habe ich mir dann noch einen Radkarton besorgt, die gibt‘s im Frühjahr reichlich und habe am Tag vor dem Abflug alles was ging reingepackt.
Inzwischen hatte ich von der Lufthansa die Auskunft erhalten, dass die 250 Euro für den Fahrradtransport nur fällig werden, wenn es sich dabei um Zusatzgepäck zum aufgegebenen Freigepäck handelt. Da dieses aber insgesamt 23 kg betrug, habe ich zum Fahrrad noch so viel reingepackt, dass ich den Rest locker als Handgepäck mitnehmen konnte. Der Radkarton lief in diesem Fall als normales Gepäckstück durch. Wieder ein Problem weniger und glatt mal 500 Euro gespart (bei Hin—und Rückflug).
Ausgehend von wenigen Eckpunkten war es relativ einfach, die Tour zu planen. Start - und Ziel war Bangkok, dazwischen als erstes Zwischenziel die Hauptstadt von Laos, Vientiane. Von hier aus sollte es quer durch die laotischen Berge zum nordöstlichsten Punkt der Strecke nach Hanoi, der Hauptstadt von Vietnam gehen. Anschließend sollte es in Vietnam soweit in Richtung Süden gehen, bis ein Abzweig in Richtung Westen nach Kambodscha und dort vor allem nach Angkor Wat möglich war. Auf der Übersichtskarte auf der vorherigen Seite geht die Route noch durch ein Stück Laos, was ich aber eigentlich vermeiden wollte. Natürlich wollte ich immer die Möglichkeit haben, unterwegs kurzfristig von der Strecke ein bisschen abzuweichen.
Mit Komoot habe ich die Gesamtstrecke in 4 Teilstücke gegliedert und geplant.
1. Von Bangkok nach Vientiane, ca. 700 km,
2. Von Vientiane nach Hanoi, ca. 1300 km,
3. Von Hanoi zur kambodschanischen Grenze bei Lê Thành , ca. 1200 km,
4. Von Lê Thành über Angkor Wat nach Bangkok, ca. 900 km.
Das macht also insgesamt um die 4000 km aus, das sollte in 6 Wochen gut zu machen sein.
Im Reisebericht einer anderen Radlerin habe ich vor einiger Zeit gelesen, dass es ‚Reisende Radler‘ und ‚Radelnde Reisende‘ gibt. Sie hatte wohl kurzfristig die Orientierung verloren und war vorübergehend bei der falschen Fraktion, den ‚Radelnden Reisenden‘ gelandet. Also ich zähle demnach dann wohl auch zu den ‚Reisenden Radlern‘. Die Definition sagt vermutlich aus, dass Zeit und /oder Weg vorgegeben sind.
Um sicher zu sein, dass ich bei dieser Planung nicht auf irgendwelche Feldwege geschickt werde (wie in Spanien erlebt), habe ich ‚Rennrad‘ als Transportmittel eingegeben. Also alles auf Asphalt, aber nix auf der Autobahn. Und natürlich: Alles fahrbar. Das Straßennetz in den jeweiligen Ländern sah dabei relativ überschaubar aus, sodass wenige Alternativstrecken zu erwarten waren. Eigentlich fast keine Chance, sich irgendwo zu verfahren. Alles sehr easy. Aber, was soll man sich auch groß den Kopf zerbrechen. Irgendwo geht‘s immer weiter. Solange es eine einigermaßen vernünftige Internetverbindung gibt, ist man eigentlich nicht mehr wirklich weg ‚vom Schuss‘.
Und schlechter als in Deutschland kann eine Internet-Infrastruktur ja wirklich nicht sein. Man darf also gespannt sein.
Der erste grobe Plan der Tour. Hier war Haiphong als mögliches Zwischenziel noch nicht eingeplant. Auch die Grenzübergänge von Laos nach Vietnam und von Vietnam nach Kambodscha lagen noch im Diffusen.
2.-4. Mai 2019 - Warm-up in Bangkok
Warm-up im sprichwörtlichen Sinn: Bei 42 Grad der erste Blog
Die Abholung am Flughafen hat mit leichter Verzögerung funktioniert, das gebuchte Zimmer im Boulevard - Hotel Bangkok ist schön, zum Zentrum sind es ca. 6 km, aber hier ist auch ganz schön was los. Das Fahrrad ist ausgepackt und wieder zusammengebaut, der Karton bleibt bis zur Rückreise im Hotel, zusammen mit der Jeans und dem warmen Pullover. Die brauche ich nicht.
Blick aus dem Hotelzimmer in Bangkok
Ich habe im Hotel zwei Nächte gebucht, habe also noch ein bisschen Zeit für Sightseeing und Akklimatisierung, bevor ich meine Radtour am Sonntag starte. Auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel habe ich einen ersten Eindruck bekommen, was hier verkehrsmäßig los ist. Hier mit dem Fahrrad fahren? Schwer vorstellbar.
Es ist Samstag, der 3. Mai. Als ich aus dem Hotel trete, um eine erste Erkundungstour zu machen, schlägt mir die Schwüle mit aller Macht entgegen. Daran muss ich mich jetzt wohl in den nächsten Wochen gewöhnen. In dieser Gegend stehen ziemlich viele Hochhäuser rum, aber gleich vor der Hoteltür ist das Araberviertel. Hier laufen viele im Kaftan rum. Es gibt Döner, Falafel, alles, was die arabische Küche zu bieten hat. Dazu Souvenirläden, Friseurläden, Handyshops, Sexshops. Ja, auch die Araber verkaufen Sex - Spielzeug. Erstaunlich. Aber keinen Alkohol. Hinter der nächsten Kreuzung ist dann aber Schluss damit. Jetzt scheine ich tatsächlich in Thailand zu sein. Direkt am Hotel geht eine U-Bahnlinie vorbei. Diese steht hier auf Stelzen, darunter der Straßenverkehr und ein ohrenbetäubender Lärm.
Auf meinem Fußmarsch in Richtung Zentrum sind viele Gebäude gelb und weiß geschmückt, der neue König wird heute und morgen inthronisiert und halb Bangkok ist in gelben T-Shirts unterwegs. Anscheinend ist deshalb auch der Königspalast für Ausländer gesperrt. So deutet es mir ein Einheimischer an. Aber wer weiß, vielleicht habe ich es auch falsch verstanden.
Einer von vielen Tempeln
Was das Nachtleben betrifft: Rund ums Hotel ist Araberviertel, also viel Kebap, Kopftücher und Kleinstläden, aber gleich über der nächsten Kreuzung geht's schon zu wie am Ballermann. Viele alte Männer mit jungen Thais im Schlepptau und Musikgewummere aus jedem Verschlag.
Dazwischen kann man aber auch gemütlich an einer Theke sitzen, ein Bier trinken und den Rummel betrachten. Ich bin auf jeden Fall froh, dass es morgen losgeht. Ein bisschen Bammel habe ich vor dem Verkehr. Aber vielleicht ist es am Sonntag weniger schlimm.
Personenkult um den neuen König
Hier wird inbrünstig gebetet
Sonntag, 5. Mai - Bangkok - Wat Nong Pra Kradi
Heißes Opening nach Norden
Nach dem Warm-up erwartet mich ein heißes Opening in Bangkok. Als ich gegen 9 Uhr fertig bin, knallt die Wärme schon ziemlich runter. Es ist wolkenlos und der Adrenalinspiegel einigermaßen hoch. Der Radkarton mit den restlichen Utensilien ist im Hotel deponiert, Für das Stadtgebiet habe ich nochmal einen eigenen Komoot -Track erstellt und hoffe, dass dieser mich einigermaßen unbeschadet aus der Stadt rausbringt. Die Idee, am Sonntag zu starten, ist nicht schlecht (wenn's eine Idee gewesen wäre. Es war reiner Zufall.) Egal, der Verkehr in Bangkok hält sich in Grenzen, die Autofahrer (Bus, LKW, Tuk Tuks, Roller, Motorräder) sind erstaunlich rücksichtsvoll mir gegenüber.
Das Startbild in Bangkok
Vielleicht liegt das heute auch am zweiten Teil der Feierlichkeiten um den König. Es steht heute ein langer Umzug durch die Stadt an.
Ich muss mich auch daran gewöhnen, dass alle auf der falschen Seite fahren. Mein Komoot Track zeigt mir nach ca. 15 km eine Autobahn an. Bei näherem Hinsehen stellt sich raus, dass die Autobahn die erste Etage ist und drunter, manchmal auch versetzt daneben, der Nahverkehr. Da könnten sich unsere Planer mal was abkucken.
Die äußerste Spur scheint für Zweiräder reserviert zu sein. Trotz eigentlich eindeutiger Verkehrsführung schaffe ich es etwa auf Höhe des zweiten Bangkoker Flughafens die Spur zu verlieren. Weil Komoot viel Strom frisst, schau ich nur gelegentlich aufs Handy. Ich bin zunächst auf einer Parallelspur unterwegs, die mich dann doch glatt in eine Sackgasse führt. Das kostet mich aber nur ca. 4 km, was unterm Strich nicht so schlecht ist.
Nachdem ich dann wieder mit meiner richtigen Spur vereinigt bin, fahre ich jetzt auf einer bolzgeraden Straße an einem Kanal entlang. Der Belag ist gut, sogar ein breiter Standstreifen ist vorhanden. Obwohl es inzwischen ziemlich einsam ist, gibt's alle paar km einen Tempel und immer wieder kleine Stände, in denen Essen und Getränke verkauft werden. Verdursten und Verhungern geht also hier, im Gegensatz zu Frankreich, nicht.
Er freut sich, mal einen richtigen Radler zu sehen und spendiert gleich eine Flasche Wasser
Die Hitze ist gewaltig. Ich merke sehr schnell, dass Wasser trinken auch nicht richtig hilft. Das ist in kürzester Zeit warm und schal. Da brauche ich gelegentlich, um wenigstens ein bisschen Geschmack zu haben, eine Cola. Eigentlich trinke ich das nie, aber hier schmeckt es sensationell gut.
Nachdem ab 3 Uhr Wolken aufziehen und nach der dritten Cola die Motivation sinkt, beschließe ich nach 103 km mich nach einem Hotel umzuschauen. Gar nicht so einfach. Seit Bangkok sind fast alle englischen Hinweise verschwunden. Ich kann nur raten. Der Ort heißt Wat Nong Pra Kradi. Ein Gebäude, das einem Hotel ähnelt, stellt sich zwar als Fehlanzeige raus, dafür steht ein richtiges Hotel direkt dahinter.
Die Preise sind jetzt auf Talfahrt (Cola 30 Cent, Hotel mit Frühstück 24 €, Bier 1,80, Essen mit Cola das Gleiche).
Woran man sich auch gewöhnen muss, ist die frühe Dunkelheit. Um 19 Uhr ist es tiefe Nacht. An einer Straßenküche bekomme ich etwas zu essen und ein Bier. Die Abendunterhaltung ist überschaubar, die Kommunikation schwierig. Es spricht niemand mehr Englisch.
Nachdem mich die Hitze am Ende schon etwas geschlaucht hat (Spitze 47,6 Grad), hoffe, dass ab jetzt die Akklimatisierung abgeschlossen ist und ab morgen alles leichter wird.
Von meinem Schattenplatz ein Blick auf ein anderes ‚schattiges‘ Plätzchen
Montag, 6. Mai - Wat Nong - Tha Luang
Badeurlaub in Tha Luang
Nach einem ausgiebigen 'American breakfast' sitze ich um kurz nach 8 im Sattel und bereite mich innerlich auf ein paar mental harte km vor. Mein Track führt mich auf einem längeren Abschnitt wieder ziemlich dicht an eine Autobahn heran, manchmal sieht es so aus, als müsste ich drauf. Ich hoffe auf ähnliche Verhältnisse wie gestern, wo der Regionalverkehr auf eigenen Spuren unterwegs war. Ich gebe zu, dass man doch ziemlich schnell abstumpft. Die meiste Zeit (insgesamt geht es hier um ca. 25 km) waren 2 Spuren für den Langsam - Verkehr durch eine Leitplanke von den restlichen 5 Autobahnspuren abgetrennt, aber auf einem kurzen Stück auch nicht. Weil es dazu meist aber auch noch eine breite Standspur gibt, fühle ich mich relativ sicher.
Ein Riesenproblem beim Fotografieren: Die wilde Verkabelung entlang der Straßen.
Krass wird‘s dann aber, wenn auf dieser Standspur Roller - und Motorradfahrer, auffällig oft Mütter mit ihren Kindern, als Geisterfahrer entgegenkommen. Die sparen sich damit einige km, weil die Brücken über die Autobahn ziemlich selten sind. Aber auch das geht vorbei und irgendwann bin ich einsam und allein auf einer gut ausgebauten Landstraße unterwegs. Es zeigen sich erste Berge, die ich aber nicht rauf muss, sondern in weiten Schleifen umfahre.
Bald beginnt auch die Hitze wieder an mir zu nagen. Meine Taktik, bis 12 Uhr schon ca. 80 km und damit einen großen Teil der Strecke hinter mich gebracht zu haben, geht nicht auf. Die Trinkpausen werden immer häufiger und länger, ein Vater und Sohn versorgen mich gleich mit Wasser und Cola, als ich kurz vor ihrer Hütte anhalte. Laut Karte kommt demnächst ein großer See und ich hoffe, dort in die Fluten springen zu können. Mein Track führt mich aber nur kurz an den See, dann wieder weit weg davon. Weil aber die Straße am Ufer weiterläuft, verlasse ich den Komoot - Track und muss feststellen, dass am Seeufer vor allem Kühe grasen. Das Wasser ist ziemlich weit weg, was auf einen niedrigen Wasserstand schließen lässt.
Wie nennt man das? Eine Badehütte?