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...Problematisch war inzwischen mein Tablettenkonsum geworden. Ohne Schlaftabletten lief überhaupt nichts mehr. Im Lauf der Zeit wurde die Dosis immer höher und der Nutzeffekt – logischerweise - immer kleiner. An manchen Tagen glaubte ich, mich neben meinem eigenen Körper zu befinden. Mein Sexualleben war auf dem absteigenden Ast angelangt und meine Frau hatte unter meiner Unausgeglichenheit und meiner mangelnden Konzentration zu leiden. Unkontrolliert plärrte ich los, obwohl es mir hinterher immer Leid tat. Meine Gefühle wurden von mir nicht mehr bewußt gesteuert. Irgendein Mechanismus hatte eingesetzt und versuchte mich, zu manipulieren. Die Hoffnung, daß man mir helfen könnte, hatte ich inzwischen aufgegeben...
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Suizid ist verdammt schwer
(eine autobiographische Erfahrung)
Ich hatte Frühdienst und befand mich in meinem Büro. Die Tür zum Nachbarbüro war offen und ich sah - dass Inge Daten in den Computer fütterte. Inge war zivile Schreibkraft, mit einem Zeitarbeitsvertrag, sie unterstützte unser Sachgebiet.
Kurz vor der Frühstückspause kamen Nachrichten aus aller Welt. Um den Sprecher besser zu verstehen, ging ich zu Inge ins Zimmer. Ich konzentrierte mich auf den Nachrichtensprecher, bemerkte dabei aber im Unterbewusstsein, dass ich langsam anfing zu wanken.
Ich lehnte mich in die vorhandene Ecke und glitt dort langsam zu Boden. Es war ein euphorisches Gefühl, als ich mich fast schon unbewusst aus dem „Diesseits“ abmeldete und - war ein schönes, nicht unangenehmes „Hinübergleiten“.
Wie aus dem Schlaf kommend, versuchte ich, die Augen zu öffnen, was mir aber sehr schwer fiel. Ich stellte fest, dass ich irgendwie auf dem Boden lag, und mich in einer völlig unbekannten Umgebung befand. Mein Kopf war fixiert und ich konnte Hände und Beine nicht mehr bewegen – ich war angeschnallt.
Mein Atem ging gegen meinen Willen, als ob er in mich hineingepresst würde. Meine Ohren waren bedeckt und aus dem Kopfhörer hörte ich eine Stimme, die beruhigend auf mich einredete. Was gesagt wurde, konnte ich nicht verstehen, denn trotz der Kopfhörer nahm ich fürchterliche Geräusche wahr.
Mir war schlecht - ich wollte mich übergeben, als ich realisierte, dass ich mich in einem Hubschrauber befand. Der Notarzt redete mit sachlicher ruhiger Stimme auf mich ein und sagte, dass wir gleich in der Uni-Klinik … landen würden.
Gleichzeitig bemerkte ich, dass ich total verkabelt war. Man hatte mir verschiedene Elektroden auf dem Brustkorb platziert und diese an das EKG-Gerät angeschlossen. Weiterhin hatte ich einen Schlauch mit Sauerstoffzufuhr in der Nase und diverse Zugänge an den Armen, in die von aufgehängten Beuteln jede Menge Flüssigkeiten tropften.
Meine Zunge und meine Kehle waren trocken - mir war immer noch nicht klar, was mit mir passiert war. Ich konnte mich einfach an nichts erinnern.
Nach der Landung auf dem Uni-Campus in …. teilte mir der Notarzt mit, dass bei mir der Verdacht eines Schlaganfalls bestehen würde.
Ich sei auf der Arbeit einfach umgekippt und hätte keinen Pieps mehr gesagt.
Meine Gedanken jagten durch den Kopf: Was war mit mir, was hatte ich und warum gerade ich? Ich hatte doch damit noch nie Probleme ….
Was wird aus unserem Urlaub?
Wir wollten in vier Wochen für vier Wochen an die Türkische Riviera fliegen. Endlich wollten wir uns einmal einen längeren Urlaub gönnen - das Geld war da, die Flugtickets hatten wir schon.
Und was nun?
Nun lag ich in der Notaufnahme der Universitätsklinik …... und wusste nicht - wie es mit mir weitergehen sollte. Es ging aber weiter, indem man mir meine Uniform auszog und mich in ein weißes Klinikhemd steckte.
Dann folgte eine Untersuchung nach der anderen. Aus dem Gemurmel der Ärzte hörte ich ansatzweise, dass ich wohl keinen Schlaganfall bzw. auch keinen Herzinfarkt hätte.