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Ein Buch für Menschen, die mehr über die faszinierende Welt der Honigbienen erfahren möchten und ein unentbehrlicher Ratgeber für alle, die sich für die Imkerei als erbauliche Freizeitbeschäftigung interessieren.Honigbienen sind faszinierende und leistungsfähige Geschöpfe. Neben der Deckung des eigenen Honigbedarfs findet der Imker im Umgang mit ihnen Entspannung und erhält besondere Einblicke in das Naturgeschehen, aber auch für unsere Gesellschaft sind sie von nicht zu unterschätzendem wirtschaftlichen Nutzen. Das Buch vermittelt eindrucksvolle Fakten über die wirtschaftliche und ökologische Bedeutung der Honigbienen, würdigt aber auch die Leistungen verwandter Wildinsekten, wie Hummeln und Wildbienen. Der Autor beleuchtet die Ereignisse im Bienenvolk im Verlauf des Bienenjahres und gibt eine praktische Anleitung für den Einstieg in die Hobbyimkerei. Er geht dabei in erster Linie auf die heute weit verbreitete Magazinimkerei ein. Diese Form der Bienenhaltung erfordert einen vergleichsweise geringen Zeitaufwand und ist daher für Hobbyimker besonders interessant
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Seitenzahl: 95
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Copyright © 2009 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek
Gestaltung und Satz: Ravenstein + Partner, Verden
Titelfoto und alle Fotos im Innenteil: Jürgen Gräfe
Lektorat der Originalausgabe: Maren Müller
Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services
Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten.
Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.
eISBN 978-3-8404-6291-7
Inhalt
Bienen sind leistungsfähige Geschöpfe
Ökologische und sonstige wirtschaftliche Leistungen
Bestäubungsleistung von Honigbiene, Wildbiene und Hummel im Vergleich
Tracht, Nektar und Pollen
Bestäubung, Befruchtung, Blütenstetigkeit
Mit der Hobbyimkerei beginnen
Die Grundausrüstung des Imkers
Beutentypen
Waben, Wachs, Kittharz
Geräte zur Honiggewinnung
Der richtige Standort für ein Bienenvolk
Erste Erfahrungen sammeln
Der Bienenstaat
Die Königin
Die Arbeiterinnen
Die Drohnen
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei Bienenwesen
Die Entwicklung vom Ei zum fertigen Insekt
Bienenschwärme
Wie Schwärme entstehen
Schwärmen verhindern
Das Volk schwärmt – was tun?
Nachschaffungszellen sind keine Schwarmzellen
Völkervermehrung und Jungvolkbildung
Vermehrung oder Zucht?
Den Schwarmtrieb nutzen
Brutableger
Kunstschwarm
Beweiseln, Entweiseln, Umweiseln
Bienenprodukte
Honig
Wie Honig entsteht
Die Honigernte
Honigqualität
Honigsorten
Pollen
Propolis
Gelée Royale
Bienenwachs
Apitherapie
Völker gesund erhalten
Amerikanische Faulbrut (Bösartige Faulbrut)
Wachsmotten
Die Varroamilbe
Vorbeugung und Bekämpfung von Varroa bei Wirtschaftsvölkern
Varroabekämpfung bei Naturschwärmen, Kunstschwärmen und Brutablegern
Bienenleben und Imkerei im Jahresverlauf
Vorfrühling
Entwicklung der Bienen
Aktivitäten des Imkers
Erstfrühling
Entwicklung der Bienen
Aktivitäten des Imkers
Vollfrühling
Entwicklung der Bienen
Aktivitäten des Imkers
Frühsommer
Entwicklung der Bienen
Aktivitäten des Imkers
Hochsommer
Entwicklung der Bienen
Aktivitäten des Imkers
Spätsommer
Entwicklung der Bienen
Aktivitäten des Imkers
Frühherbst
Entwicklung der Bienen
Aktivitäten des Imkers
Vollherbst
Entwicklung der Bienen
Aktivitäten des Imkers
Spätherbst
Entwicklung der Bienen
Aktivitäten des Imkers
Winter
Entwicklung der Bienen
Aktivitäten des Imkers
Rechtsgrundlagen
Arzneimittelgesetz
Nachbarrecht
Baurecht
Bienenschutzverordnung
Bienenseuchenverordnung
Schwarmrecht
Honigverordnung
Tierhalterhaftung
Wanderordnung
Nachwort
Adressen
Literatur
Bienen sind leistungsfähige Geschöpfe
Wer in deutschsprachigen Ländern von der „Biene“ spricht, meint damit meist die Honigbiene. Tatsächlich gibt es in Mittel- und Westeuropa aber nur eine einzige Honigbienenart mit 25 Unterarten, jedoch etwa 1000 Wildbienenarten. Diese leben solitär oder in Gruppen (halbsozial), aber nie ganzjährig in einem Staat wie unsere Honigbienen. Die nächsten Verwandten der Honigbienen sind die ebenfalls Staaten bildenden Hummeln. Anders als bei den Bienen, die als ganzes Volk überwintern, sterben die Mitglieder des Hummelstaats im Herbst eines jeden Jahres. Nur die jungen, befruchteten Königinnen überleben den Winter, um im Frühjahr einen neuen Staat zu gründen.
Wildbienen leisten wichtige Bestäubungsarbeit.
Die Honigbiene stellt also unter den Bienen in ihrer Lebensweise und als Lieferant wertvoller Produkte für den Menschen etwas Besonderes dar.
Die älteste bildliche Darstellung der Ausbeutung der Honigbiene durch den Menschen wurde in Ägypten gefunden und stammt aus dem Jahr 2400 vor Christus.
Bis zum frühen Mittelalter lebten die Honigbienen in Europa noch im Wald. In alten hohlen Bäumen oder in anderen Höhlen bauten sie ihre Waben und zogen ihre Brut auf. War das Volk stark genug, schwärmte ein Teil der Bienen aus und suchte eine neue Höhle. Waldimker, Zeidler genannt, nutzten gezielt Honig und Wachs dieser wilden Bienen. Sie sorgten auch dafür, dass alte Höhlenbäume als Bienenwohnung erhalten blieben. Die Dunkle Biene (Apis mellifera mellifera) war die in Deutschland und in ganz Nordeuropa heimische, im Wald lebende Biene.
Als die Waldbienen in Osteuropa in sogenannten Klotzbeuten in Hausnähe aufgestellt wurden und in Westeuropa der Bienenkorb zum Einsatz kam, war der Schritt von der Waldbiene zur Hausbiene getan. Die Imkerei wurde bequemer, die Betreuung der Bienen intensiver. Was weitgehend erhalten blieb, war der wilde, stechfreudige und unruhige Charakter der Bienen, der ihre Handhabung durch den Imker erschwerte. Das führte dazu, dass die Dunkle Biene im vergangenen Jahrhundert von den Imkern durch die Carnica, deren Verteidigungsbereitschaft durch Zucht gemildert war, ersetzt und damit verdrängt wurde.
Klotzbeuten wurden aus Baumstämmen gefertigt und bilden die natürliche Bienenwohnung nach.
Von West- bis Osteuropa werden derzeit die folgenden vier natürlichen Rassen und eine durch Kreuzung entstandene „künstliche“ Bienenrasse genutzt:
Die Dunkle Biene (Apis mellifera mellifera) ist ursprünglich in Nord- und Westeuropa beheimatet. Heutzutage ist sie besonders in Nordeuropa und im nördlichen Osteuropa verbreitet und kommt auch in Spanien und Frankreich vor. In manchen Ländern, so auch in der Schweiz, widmen sich Liebhaber dieser Rasse. In Deutschland gilt sie als ausgestorben, einige Imker bemühen sich aber um eine erneute Ansiedlung.
Die Italienerbiene (Apis mellifera ligustica) kommt ursprünglich von der italienischen Halbinsel und wird im Mittelmeerraum verstärkt genutzt. Sie ist weltweit in klimatisch ähnlichen Gebieten verbreitet und spielt in den USA eine bedeutende wirtschaftliche Rolle.
Die Kaukasische Biene (Apis mellifera caucasica) hat ihren Ursprung und Verbreitungsschwerpunkt im südlichen und östlichen Kaukasus, kommt aber auch in vielen Teilen Russlands und dessen Nachbarländern, ebenso wie in den USA vor.
Die Buckfastbiene ist ein Kreuzungsprodukt mehrerer Rassen und daher eine „Kunstrasse“. Bruder Adam züchtete sie im englischen Kloster Buckfast. Manche Imker nutzen sie, weil sich mit ihr in guten Jahren höhere Honigerträge erzielen lassen als mit der Carnica.
Die Carnica (Apis mellifera carnica) oder Kärntner Biene stammt aus dem östlichen Alpenraum und dem südlichen Balkan bis zu den Karpaten. Sie wurde in Westeuropa, auf dem amerikanischen Kontinent und in vielen anderen Regionen der Welt angesiedelt. Diese in Deutschland weitverbreitete Rasse eignet sich gut für die Hobbyimkerei, weshalb hier genauer auf ihre Eigenschaften eingegangen werden soll.
Diese sind:
Sanftmut, das heißt, die Bienen sind nicht stechfreudig, vorausgesetzt der Züchter achtet darauf, dass die Sanftmut immer weitervererbt wird.
Leichtes Überwintern, das heißt, wenn die Bienen vor dem Winter genügend Futter erhalten und auf ihre Gesundheit geachtet wurde, erreichen sie sicher das Frühjahr.
Die Leistung einer Sammelbiene in Zahlen:
• Durchschnittliche Flugstrecke pro Sammelflug:1 Kilometer
• Gerade noch energetisch sinnvolle Flugstrecke pro Sammelflug:3 Kilometer
• Durchschnittliche Anzahl der Ausflüge pro Tag:5
• Durchschnittliche Flugdauer je Ausflug:27 Minuten
• Nektareintrag pro Sammelflug:30 bis 40 Milligramm (ein Drittel bis knapp die Hälfte des Körpergewichts)
• Polleneintrag pro Sammelflug im Mittel:15 Milligramm
Beeindruckend ist auch, dass immerhin 25 Sammelflüge notwendig sind, um eine Wabenzelle mit Honig zu füllen. Fünf Bienen müssen dafür einen ganzen Tag lang sammeln.
Blick in eine Klotzbeute mit Wabenbau und Bienen.
Sie entwickeln sich im Frühjahr rasch zu einem starken Volk und leisten in früh blühenden Kulturen, zum Beispiel in der Obstblüte, hervorragende Bestäubungsarbeit.
Sie können alle Nektar- und Pollenangebote (Trachten) der Natur und der Landwirtschaft gut nutzen.
Sie sitzen ruhig und fest auf den Waben, wenn der Imker die mit Bienen besetzte Wabe betrachtet oder abstellt. Das garantiert, dass die darunterliegende Brut auch bei widrigen Umständen lange geschützt bleibt.
Die Blüten der groß ausgebildeten Erdbeeren waren intensiv bestäubt und befruchtet, die Blüten der kleinen waren nur ungenügend bestäubt.
Ökologische und sonstige wirtschaftliche Leistungen
Insekten bestäuben weltweit 80 Prozent unserer Blütenpflanzen. Davon wiederum werden 85 Prozent von den Honigbienen bestäubt. Der Ertrag der Obstbäume ist bis zu 90 Prozent vom Blütenbesuch der Honigbienen abhängig.
Bei sehr guten Bedingungen kann eine Biene maximal 3000 Blüten pro Tag besuchen. Ein ganzes Volk befliegt und bestäubt pro Tag mehrere Millionen Blüten.
Auch die Fruchtqualität, also die Form und Größe aller Obstarten, wird erheblich durch die Bestäubungsergebnisse beeinflusst. Das gilt für 70 bis 80 Prozent aller Kulturpflanzen. Die Bestäubungsleistung aller Insekten innerhalb der EU wird auf einen Wert von 5 Milliarden Euro, die der Honigbienen auf 4,2 Milliarden Euro geschätzt. Letztere hat aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht größere Bedeutung als alle Bienenprodukte wie Honig, Wachs, Pollen, Gelée Royale, Bienengift und Propolis zusammen.
Im Obstbau sowie Gemüsebau unter Glas werden die Bienenleistungen seit vielen Jahren auch vergütet. Der wirtschaftliche Wert der Bestäubungsleistung wird am Beispiel unserer landwirtschaftlichen Kulturen deutlich. So wurde im Jahr 2007 in Deutschland auf 1534 Millionen Hektar Winterraps angebaut. Geerntet wurde ein Gesamtertrag von 5,4 Millionen Tonnen Raps im Wert von 1,4 Milliarden Euro. Dieser Rapsertrag ließe sich durch ausreichende Bestäubung durch die Honigbiene um 20 bis 60 Prozent erhöhen. Bei 20 Prozent würde dies einen Erlöszuwachs von etwa 280 Millionen Euro bedeuten.
Bestäubungsleistung von Honigbiene, Wildbiene und Hummel im Vergleich
Mitunter werden die Bestäubungsleistungen von Honigbienen, Hummeln und solitären Wildbienen im Naturhaushalt verglichen. Bezogen auf ihre physiologische Leistungsfähigkeit und Individuenzahlen sind sie von Natur aus jedoch meist keine ernsthaften Konkurrenten. Bezieht man in die Betrachtung alle Bestäuber, also auch Schwebfliegen, Faltenwespen, Schmetterlinge und Käfer mit ein, stellt man fest, dass sie alle sich in ihrem Bestäubungsverhalten so ergänzen, dass jegliche Blütentypen mit ihrem unterschiedlichen Blütenbau unter verschiedensten klimatischen und Witterungsbedingungen bestäubt werden können. Jedes dieser Insekten ist schützenswert. Ihnen allen müssen wir den Lebensraum erhalten oder wieder schaffen.
Auch Rosenkäfer und andere Käfer tragen in geringerem Umfang zur Bestäubung bei.
Der direkte Vergleich der Honigbienen mit Hummeln und solitären Wildbienen ist eigentlich auch gar nicht möglich. Das liegt an der Vielzahl der Individuen, aus denen ein Honigbienenvolk zu Beginn der Vegetation im Frühling besteht. Noch vor der Obstblüte zählt es bereits über 10 000 Bienen. Etwa ein Drittel davon fliegt aus und garantiert die bereits beschriebene hohe Bestäubungsleistung. Damit kann weder eine Hummelkönigin noch eine Solitärbiene konkurrieren. Die Hummelkönigin muss ihren Staat erst neu aufbauen und auch Solitärbienen kommen nicht in vergleichbaren Massen vor. Allerdings sind die wild lebenden Bestäuber in Gebieten mit wenigen Imkern und damit meist wenigen Bienenvölkern die Retter in der Not.
Tracht, Nektar und Pollen
Ein Pollen und Nektar spendendes Blütenangebot nennt man Tracht. Sie ist die Nahrungsgrundlage der Honigbienen und anderer Insekten. Die Imker unterscheiden zwischen „Massentracht“ und „Läppertracht“.
Anstelle des bei Bäumen üblicherweise gräser- und unkrautfrei gehaltenen Wurzelbereichs (Baumscheiben), bilden hier Trachtpflanzen eine Oase für Insekten.
Erstere tritt ein, wenn die Bienenweide Nektar und Pollen im Überfluss liefert. Die Obst-, Linden-, Robinien- und Rapsblüte prägen die Landschaft. Läppertrachten hingegen reichen, wenn überhaupt, wegen ihres geringen Angebots an Pollen und/oder Nektar gerade mal so zur Deckung des täglichen Bedarfs. Dank ihnen wird die Aufzucht der Nachkommen immerhin nicht vollkommen eingestellt.
Die ideale Ernährungssituation für Bienenvölker stellt ein sogenanntes Trachtband dar, also ein kontinuierliches Blütenangebot über einen langen Zeitraum hinweg, wie es in einer vielfältig strukturierten Natur mit bunten Wiesen, Weiden, Brachen, Wegrändern, Acker- und Gehölzflächen gegeben ist. Naturnah angelegte Gärten und Parks leisten ebenfalls einen Beitrag dazu, dass dieses Trachtband nicht abreißt, und selbst um Obstbäume angelegte Baumscheiben können kleine blühende Oasen im Einheitsgrün mancher Gärten bilden.
Die Pollenhöschen können bis zu 15 Milligramm wiegen.
Wo es nur saftig grüne Flächen ohne Blüten gibt, fehlt die Bienennahrung. Die Anlage und der Schutz von blühenden Flächen nützen also unseren Honigbienen und sind gleichzeitig praktischer Naturschutz. Imker und Naturschützer sollten hier Hand in Hand arbeiten.
Eine Blütenpracht hat zweifellos einen hohen ästhetischen Wert für den Menschen. Für unsere Bienen und den Imker geht es aber um den möglichst reichlichen Eintrag von Pollen und Nektar.
Pollen, das sind die männlichen Geschlechtszellen einer Blüte. Treffen Pollen auf eine Blütennarbe, kommt es zur Bestäubung. Dafür sorgt die Biene, denn der Pollen bleibt beim Besuch einer Blüte in ihrem Haarkleid haften, und so transportiert sie ihn auf die Narben der Blüten, die sie als Nächstes an-fliegt. Ein Großteil des gesammelten Pollens bleibt jedoch im Haarkleid zurück. Er ist eine Eiweißquelle für das gesamte Bienenvolk und ein wichtiger Bestandteil der Ernährung der Bienenbrut. Um den Pollen sicher nach Hause transportieren zu können, bürstet ihn die Biene aus ihrem Haarkleid, vermischt ihn mit klebrigem Nektar und heftet ihn schließlich als „Pollenhöschen“ an das Hinterbein.
So bringen Sie die Landschaft noch ein bisschen mehr zum Blühen: