SWITCH YOU. Völlig übergeschnAPPt!  2: Lehrer haben's auch nicht leicht - Mario Fesler - E-Book

SWITCH YOU. Völlig übergeschnAPPt! 2: Lehrer haben's auch nicht leicht E-Book

Mario Fesler

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Beschreibung

Hilfe, ich bin mein Lehrer! Wer sein Smartphone liebt, liebt dieses Buch. Fred hat von seinem Vater das langersehnte Smartphone zum Geburtstag bekommen. Doch die Körpertausch-App, die er auf dem Gerät findet, hat es verswitched nochmal in sich: Eher zufällig landet Fred im Körper seines Bruders und muss einer Verbrecher-Gang das Handwerk legen. Kaum hat er sich davon erholt, bahnt sich schon das nächste Drama an: Sein Mathelehrer Herr Biest will eine Arbeit schreiben lassen und das muss Fred unbedingt verhindern! Also switched er sich in Biests Körper – mit ziemlich unberechenbaren Nebenwirkungen. Denn Fred muss nicht nur das Fußballspiel Lehrer gegen Schüler überstehen. Im Körper seines Lehrers erlebt (oder überlebt?) er auch den ersten Elternabend seines Lebens ... ... 3 ... 2 ... 1 SWITCH! Band 2 des APPgedrehten Lesefutters für Jungs ab 10 – abwechslungsreich gestaltet mit vielen coolen Illustrationen, Schriften und Icons

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Mario Fesler

SWITCH YOU – Völlig übergeschnAPPt!: Lehrer haben’s auch nicht leicht

Mit wissenschaftlichen Anmerkungen von Svetlana Rogatzki, 6b

Mit Bildern von Nikolai Renger

Hilfe, ich bin mein Lehrer!

Fred hat von seinem Vater das langersehnte Smartphone zum Geburtstag bekommen. Doch die Körpertausch-App, die er auf dem Gerät findet, hat es verswitched nochmal in sich: Eher zufällig landet Fred im Körper seines Bruders und muss einer Verbrecher-Gang das Handwerk legen. Kaum hat er sich davon erholt, bahnt sich schon das nächste Drama an: Sein Mathelehrer Herr Biest will eine Arbeit schreiben lassen und das muss Fred unbedingt verhindern! Also switched er sich in Biests Körper – mit ziemlich unberechenbaren Nebenwirkungen. Denn Fred muss nicht nur das Fußballspiel Lehrer gegen Schüler überstehen. Im Körper seines Lehrers erlebt (oder überlebt?) er auch den ersten Elternabend seines Lebens ...

3 …

2 …

1 …

Wohin soll es gehen?

Buch lesen

Personenvorstellung

Viten

1.

Eigentlich hatte ich Switch You vergessen. Ich weiß, das klingt ein bisschen unglaubwürdig. Wie kann man eine Körpertausch-App vergessen? Vor allem, wenn es auch noch die einzige App auf dem ansonsten nicht gerade leistungsstarken Handy war, das mein Vater mir zum Geburtstag geschenkt hatte? Wobei man natürlich darüber streiten kann, ob dieses Smartphone alle Voraussetzungen für ein Geschenk erfüllte. Es wurde ja nur zufällig von den Vormietern des Firmenbüros vergessen und von meinem Vater an mich weitergereicht. Vielen Dank auch.

Aber ehrlich gesagt war ich schon immer ganz gut im Vergessen. Vor allem, wenn ich Dinge nicht mehr sehe. Sobald ich etwas zum Beispiel in eine Schublade verräume, stehen die Chancen sehr gut, dass es ein paar Stunden später nicht nur von meinem Schreibtisch, sondern auch aus meinem Gedächtnis verschwunden ist. So habe ich kurz nach meiner Einschulung mal ein Pausenbrot in die Schublade gelegt und irgendwelche Blätter, Comics, Stifte draufgelegt. Nach meinen dritten Sommerferien habe ich es wiedergefunden. Also, das, was halt nach drei Jahren noch so übrig ist von einem Pausenbrot mit veganem Käse. Wobei der Käse noch ziemlich originalgetreu aussah. Da fragt man sich schon, ob der wirklich gesünder sein kann als normaler Käse.

Wenn das Sprichwort „Aus den Augen, aus dem Sinn“ nicht schon vor tausend Jahren erfunden worden wäre, hätte meine Mutter das mir zu Ehren getan.

Sogar Switch You vergaß ich ziemlich schnell. Zuerst hielten Svetlanas mahnende Worte mich davon ab, die App anzuklicken. Aber da Switch You die einzige App auf meinem Handy war, lohnte es sich nicht, es überhaupt zu benutzen. Mein Handy war sozusagen meine Schreibtischschublade. Und Switch You das vegane Käsebrot.

Bis der Biest mein Gedächtnis anregte.

Da ja nicht jeder Mensch auf die Ferdinand-von-Flachdach-Schule in Tauschingen geht, muss ich wohl erst mal erklären, wer der Biest ist.

Ja, der Biest, nicht das Biest. Herr Biest, um genau zu sein. Julius Biest, um ganz genau zu sein. Auch wenn ich das immer komisch finde, dass Lehrer überhaupt Vornamen haben. Das macht sie so menschlich.

Für einen Menschen hielten wir Herrn Biest nicht. Wir hielten ihn für eine Strafe Gottes (alle, die noch Reli haben) oder für einen ganz besonders ärgerlichen Zufall (Svetlana).

Grundsätzlich glaube ich lieber an Gott, aber ich hoffe doch sehr, dass es ein Zufall war, dass Frau Fön sich in diesen Australier verknallte. Ich meine, das kann doch kein Gott wollen, dass die beste Klassenlehrerin der Welt mitten im Schuljahr Knall auf Fall ihre Verwandtschaft, ihre Freunde, ihre Heimat und vor allem die arme 6b hinter sich lässt und nach Cunnamulla zieht. Diesem wirklich außerordentlich unglücklichen Zufall hatten wir es zu verdanken, dass Anfang März plötzlich der Biest vor uns stand. Nach einer ganzen Masse von Vertretungsstunden hatten wir zwar alle den Kanal voll von Fehlerlesen, Galgenmännchen, Alte-Filme-Gucken und Gruppen-Sudoku. Aber schon nach ein paar Tagen mit dem Biest sehnten wir uns auch alle wieder zurück nach Fehlerlesen, Galgenmännchen, alten Filmen und Gruppen-Sudoku. Wir hätten sogar die Klassenarbeit, die man uns wegen der ganzen Fehlstunden erlassen hatte, freiwillig gemacht, wenn man uns diesen Typen dafür erspart hätte.

Auch wenn Herr Biest nicht alt war, guckte er immer grimmig wie Senioren, die über die Jugend von heute schimpfen. Als er in den ersten Unterrichtsstunden feststellte, dass die Schüler der 6b in Sachen Mathe offensichtlich zu großen Teilen (genau gesagt: alle außer Svetlana) eher noch Viertklässler waren, guckte er noch grimmiger. Er hielt dann die längste Ansprache, die wir je von ihm gehört hatten – ansonsten war er nämlich ziemlich wortkarg, was meine Mutter mal mit „Typisch Mathelehrer“ kommentierte.

„Ihr könnt davon ausgehen, dass die Regeln der Rechtschreibung sich in hundert Jahren mehrfach geändert haben. Was ihr heute wochenlang in Geschichte lernt, ist in hundert Jahren vielleicht keine Doppelstunde mehr wert. Euren Computerkurs könnt ihr euch schon in fünf oder eher in zwei Jahren komplett in die Haare schmieren. Aber die Mathematik gilt heute wie vor tausend Jahren. Und sie wird sich auch in tausend Jahren nicht verändert haben. Jeder Lehrer hält sein Fach für das wichtigste. Aber in meinem Fall habe ich einfach recht.“

Frau Föns Kommentar zu diesem Fach, das sie mit vielen lustigen Abschweifungen unterrichtet hatte, war mir viel lieber gewesen: „Falls ihr das nicht verstanden habt, sucht euch die passende App. Das muss heutzutage keiner mehr einfach so können.“

Tja, Herr Biest sah das völlig anders. Unsere Rückstände ärgerten ihn sehr. So sehr, dass er die montägliche Klassenstunde, in der wir sonst immer gemalt oder was gespielt hatten, einfach zur zusätzlichen Mathestunde machte. Er sammelte standardmäßig alle Handys zum Unterrichtsbeginn ein. Wandertage waren plötzlich keine netten Spaziergänge zum Waldsee mehr, wo wir machen durften, was wir wollten, während Frau Fön – je nach Jahreszeit – entweder vor oder im Restaurant ein paar Getränke nahm. Mit Herrn Biest mussten wir plötzlich in Museen, zu Burgruinen oder auf Bauernhöfe und Referate halten. So ein Wandertag sollte doch der Entspannung dienen, aber plötzlich war er harte Arbeit!

Die Sommerferien waren noch zwei Monate weg und wir alle hofften, ihn danach nicht wieder als Klassenlehrer zu bekommen. Bis dahin wollten wir ihn einfach, so gut es ging, ertragen.

Aber dann kam der Tag, an dem mir klar wurde, dass mehr Einsatz erforderlich war.

Svetlana glaubt bis heute, ich hätte es nur für Esme getan. Esme war Anfang des Schuljahres neu zu uns in die Klasse gekommen. Sie war schon zwölf, hatte dunkle Haare, dunkle Augen und ein ganz besonderes Lächeln, das sie aber nur selten zeigte. Dass mir so etwas wie ein besonderes Lächeln überhaupt auffiel, beweist ja schon: Esme war das erste Mädchen, das in mir etwas anderes auslöste als alle Mädchen, die ich bisher kannte. Da gab es eigentlich nur vier Reaktionen:

1.) „Oh nee, die ist so ein Pferdefan!“ (Das hatte in unserer Klasse zum Glück so ein mieses Image, dass es kein einziges Mädchen dieser Sorte gab. Es gab „Pferdefan“ nur als zweitbeliebteste Beleidigung hinter dem bösen A-Wort, was ja schon einiges heißen will.)

2.) „Die ist mir egal.“ (Traf auf gut die Hälfte aller Mädchen zu. Auf die Hälfte aller Jungs auch, da dachte ich allerdings „Der ist mir egal“.)

3.) „Die ist echt in Ordnung!“ (Alle, die nicht unter 1.), 2.) oder 4.) fielen.)

4.) Die ist mir gehirnmäßig so was von überlegen, dass wir beste Freunde werden müssen, auch wenn ich nur die Hälfte von dem verstehe, was sie erzählt (Svetlana).

Tja, nun gab es noch Reaktion 5.). Die würde ich auch gerne so kurz und knackig erklären wie die anderen vier. Aber ich kann es nicht. Dann käme nur unverständliches Geschwurbel mit komischen Sachen wie „besonderes Lächeln“ raus. Svetlana konnte es natürlich mit ihrem Wissenschaftlerhirn kurz und knackig fassen. Ihr reichten drei Worte.

Sie lauteten: „Du bist verknallt.“

Habe ich natürlich abgestritten. Aber insgeheim dachte ich, okay, ich war noch nie verknallt, solche Gefühle hatte ich auch noch nie, also könnte das ja theoretisch schon passen. Was aber gar nicht passt: Svetlana hat hinterher behauptet, das alles wäre ohne Esme nicht passiert.

Sie meint, ich hätte mein Versprechen nur gebrochen, weil ich es für Esme tat.

Das stimmt aber nicht. Ich habe es auch für Esme getan. Aber auch für Corv und Ruwen, natürlich auch für mich, eigentlich tat ich es für alle in der Klasse außer Svetlana. Für die hätte ich es übrigens auch gemacht. Allerdings war sie die Einzige, die kein Dauerproblem mit dem Biest hatte. Und sie war die Einzige, die nach seiner schrecklichen Drohung in dieser schicksalsweisenden Schulstunde keine Angst hatte. Aber wenn man sich schon in der vierten Klasse auf dem Flohmarkt aus Spaß alte Mathebücher für die siebte Klasse vom Taschengeld kauft, macht einem wahrscheinlich eh gar nichts mehr Angst.

Was ich damit sagen will: Ich hatte nicht nur einen Grund, Switch You wieder zu benutzen. Ich hatte viele Gründe. Und ich finde, sie waren alle gut. Denn ich wollte vielen Menschen etwas Schreckliches ersparen.

2.

Ich erinnere mich genau an das Datum, an dem ich zum ersten Mal erlebte, was Switch You konnte. Freitag, der 13. Mai. Mein zwölfter Geburtstag. Und ich weiß auch noch genau, wann ich mein Versprechen, Switch You nie wieder zu benutzen, das erste Mal brach. Donnerstag, der 10. Juni. Ganz ohne Geburtstag. Neben meinen absolut ehrenhaften Gründen hierfür gibt es noch zwei weitere Sachen, die mich darauf stolz machen. Erstens: Ich kann mir tatsächlich ein Datum merken, das nicht mein Geburtstag ist! Das spendet Hoffnung, dass mir eines Tages auch mal in einer Geschichtsarbeit richtige Daten einfallen. Dann verlege ich nicht mehr die Gründung Roms ins Mittelalter oder die Mondlandung ins Jahr 1920.

Zweitens: Mein guter Vorsatz hatte fast einen ganzen Monat gehalten! Das war ein neuer Rekord in Sachen Vorsätze einhalten, nach „Ich werde Vegetarier“ (3 Tage) und „Ich helfe jetzt jeden Tag was freiwillig im Haushalt“ (8 Tage). Mama, Papa, Torfnase Erik und selbst Baby Lilly hatten sich für meinen Geschmack etwas zu schnell daran gewöhnt, ab jetzt einen Haushaltssklaven zu besitzen.

Donnerstag, der 10. Juni fing eigentlich ganz gut an. Zum einen, weil ich Donnerstage generell mag. Da weiß man, dass man den größten Teil der Schulwoche schon hinter sich hat. Zum anderen hatte der Fußballverein unserer Stadt überraschenderweise den Einstieg in die dritte Liga geschafft und es war gar nicht mehr so unrealistisch, dass ich doch noch hoch bezahlter Fußballprofi werden konnte. Fußballprofi war nämlich seit Jahren auf Platz 2 meiner Berufswünsche, falls das mit dem Comiczeichner nicht klappen sollte. Nicht mal Svetlana konnte meine gute Laune mit ihren Kommentaren in der zweiten großen Pause trüben. Ich war sogar in bester Verteidigungslaune.

„Fred, du wirst kein Fußballprofi“, fing Svetlana an. „Corv spielt besser als du.“

„Der hat auch Privatunterricht. Wie alle reichen Kinder wird es ihn irgendwann langweilen“, entgegnete ich.

„Ich spiele besser als du“, machte Svetlana weiter.

„Du wärst aber in der Frauenliga. Außerdem willst du eh Wissenschaftlerin werden.“

„Ruwen spielt besser als du. Der ist nicht mal im Verein.“

„Das ist kein Fußball, was Ruwen spielt“, entgegnete ich empört. „Das ist Rugby ohne Hände!“

„Außerdem trainierst du viel zu wenig“, hielt sie dagegen.

„Von wegen. Das mit der dritten Liga habe ich gestern erst erfahren. Beim – rate mal, was? – Training!“ Ich lächelte stolz.

„Tja, und das heißt, dass du die letzten beiden Trainings mal wieder geschwänzt hast. Der Aufstieg ist nämlich schon seit über zwei Wochen bekannt. Ich habe es übrigens aus der Zeitung erfahren. Vielleicht solltest du mal mit freiwillig Lesen anfangen. Das hätte für deine berufliche Zukunft deutlich mehr Vorteile als dein eher mittelmäßiges Sporttalent.“

Sicherlich wäre mir auch auf diese Frechheit noch ein lässiger Spruch eingefallen, aber dann klingelte es zur fünften Stunde. Die Stunde, die den Tiefpunkt jedes Donnerstages darstellte.

Die Stunde, die es nötig machte, die bis dahin friedlich vergessene Körpertausch-App auf meinem Handy wieder ins Gedächtnis zu wischen.

Die Mathestunde beim Biest.

Die Stunde begann wie immer. Dank Svetlanas üblicher Trödelei nach dem Pausengong – eine totale Macke von ihr, außer in der Schule war sie überall superpünktlich – schlüpften wir als Letzte in den Klassenraum.

„Das Klingeln ist schon etwas länger her“, empfing uns Herr Biest. Wir nahmen seinen Hinweis mit professionell schuldbewusstem Nicken entgegen. Dann legte ich mein Handy in die Kiste, die dafür auf dem Pult bereitstand. Bei 25 Schülern, die alle außer Svetlana und Ruwen ein Smartphone hatten, fehlten da aber noch ein paar.

Der Biest klappte die Tafel auf, schrieb mit seiner eckigen Schrift „Hausaufgaben“ darauf. „Ich werde gleich fragen, wer die erste von den drei Aufgaben vorrechnen will“, sagte er. „Ich freue mich über eine zweite Hand neben Svetlanas.“

Ende der Leseprobe