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Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 2,0, Freie Universität Berlin (Institut für Theaterwissenschaft), Veranstaltung: Heiner Müller, Sprache: Deutsch, Abstract: Das hinterfragende Spiel mit literarischen Traditionen und deren wichtigsten Vertretern, ist ein Aspekt, der sich in auffälligem Maße durch das Schaffen Heiner Müllers zieht. Insbesondere in seinen dramatischen Werken wird der Leser und Zuschauer mit einer Vielzahl von intertextuellen Verweisen konfrontiert, die es schwermachen, alle Bezüge einzuordnen. In Müllers kreativer Beschäftigung mit Literatur lassen sich, trotz ihrer Vielfalt, dennoch einige Schwerpunkte entdecken. Neben dem Schaffen Brechts ist auch William Shakespeare und sein Werk einer dieser Schwerpunkte, zu denen Heiner Müller immer wieder zurückkehrt. Das künstlerische Spektrum reicht hierbei von reinen Übertragungen (Wie es Euch gefällt) über übersetzende Neukonstruktionen (Macbeth) bis hin zum verstörenden Reduzieren und Verändern des Prätextes (Hamletmaschine). Im Mittelpunkt dieser Arbeit soll die letzte „große“ Bearbeitung eines Shakespeare–Stückes stehen, die wiederum durch einen völlig neuen Umgang mit der Vorlage gekennzeichnet ist: Müllers Anatomie Titus Fall of Rome, welches sich dem umstrittenen Titus Andronicus annimmt, einem Werk, das die Literaturwissenschaft nur mit einigem Zaudern dem großen Dramatiker zuordnen wollte. Ein verständliches Zaudern, ist doch der Titus auf den ersten Blick nur schwerlich mit der Genialität des späteren Shakespeare in Einklang zu bringen und trägt den Makel der „Unreife“. Es soll untersucht werden, inwieweit gerade die Mängel, die spezifische Problemhaftigkeit des Titus Ansatzpunkte für Müller sind, wie es ihm gelingt, aus den Schwächen des Stückes Kapital für sein eigenes dramatisches Schaffen zu schlagen. Hierzu soll zunächst der Text Shakespeares betrachtet und dabei die geläufigsten Kritikpunkte an diesem herausgearbeitet werden, die im Folgenden an Müllers Bearbeitung herangetragen werden. Sind die angegriffenen Mängel durch Müllers Bearbeitung ausgemerzt? Ergeben die Eingriffe „etwas anderes“, wie Müller es als Impetus zur Auseinandersetzung angegeben hat? Inwieweit nutzt Müller vorhandene Anlagen des Shakespeare–Textes zur Umsetzung der eigenen dramatischen Vision? Um die spezifischen Leistungen von Müllers Arbeit schärfer zu profilieren, soll eine andere Bearbeitung des shakespearschen Titus durch einen renommierten deutschen Dramatiker des 20. Jahrhunderts immer wieder mit ins Blickfeld rücken: Friedrich Dürrenmatts Version aus dem Jahre 1970.
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