Sylt ausgebrannt. - Lars Schmidt - E-Book

Sylt ausgebrannt. E-Book

Lars Schmidt

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Beschreibung

Lewer ofstap üs Slav, diese Abwandlung des alten friesischen Mottos "Lieber tot als Sklave" prägt die aktuelle Inselgeschichte. Wegziehen ist fast wie sterben, zumindest für das Dorfleben. Seitdem hier keine Geburten mehr möglich sind, ist das Verschwinden der gebürtigen Sylter auch nur noch eine Frage der Zeit. Die Insel steht vor großen Herausforderungen und im Moment an einem Scheideweg zwischen einer Zukunft als seelenlosem Wirtschaftsbetrieb oder einem, von allen Bürgern und Inselliebhabern getragenen, wiederbelebten Gemeinwesen. Dieses Buch analysiert die aktuelle Lage und gibt tiefe Einblicke hinter die scheinbar heile Fassade des beliebten Urlaubsziels. Zudem enthält es Diskussiongrundlagen zu den brennenden Themen und Anregungen, wie jeder etwas zum Erhalt einer lebenswerten Insel beitragen kann.

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Fuar min Dreengern Tjard en Kjell en min Faamen Hiltje:

I sen di Tökumst.

Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Mein Blick auf die Realität

3. Die Alternativen der Zukunft

4. Die Idee der Bürgerstiftung

5. Butter bei die Fische

• Wohnraum

• Geburten und Gesundheitswesen

• Kinder, Jugend & Bildung

• Tourismus & Wirtschaft

• Nahverkehr & Umweltschutz

• Feuerwehr & Katastrophenschutz

• Bürgerbeteiligung & direkte Demokratie

• Unser Verhältnis zum Festland

• Die Insel als Einheit

• Bürgernähe der Verwaltungsstruktur

6. Politische Werbung: Ein Kreuz für Dich!

Vorwort

Moin, Moin.

Ich erlaube mir einfach mal, Dich zu duzen. Das liest sich dann einfacher und macht unsere gemeinsame Reise durch die folgenden Seiten etwas persönlicher. Natürlich darfst Du mich, wenn wir uns treffen, ebenfalls einfach mit Lars ansprechen, wenn das nicht eh schon der Fall war.

Schön, dass Du in diesem Moment anfangen möchtest, Dich etwas näher mit der Insel Sylt und ihren Problemen auseinanderzusetzen.

Nun aber mal kurz ein Überblick, was Dich in diesem Buch eigentlich erwartet, damit Du entscheiden kannst, ob sich das Lesen lohnt, oder ob Du besser Deine Zeit mit etwas anderem verbringen solltest.

Deine Entscheidung wird wohl im Wesentlichen von deinen Erwartungen abhängen. Wenn Du in diesem Buch offen und unvoreingenommen auf der Suche nach möglichen Ideen für die insulare Zukunft gehen willst, bist Du hier genau richtig.

Möglicherweise willst Du aber auch nur schauen was der Schmidt hier wohl für einen „visionären Spinnkram“ zu Papier gebracht hat. Oder was er vielleicht so an Interna oder schmutziger Wäsche aus der insularen Politik oder über verschiedene Akteure zu Tage fördern wird.

Nun, wenn Du auf Letzteres hoffst, kannst Du das Buch gleich wieder schließen. Vielleicht wird es Dich enttäuschen, aber in diesem Buch geht es weniger um die Vergangenheit und auch nicht darum, wer hier was wann und warum falsch gemacht hat, sondern es geht ausschließlich darum, wie wir gemeinsam einen Weg finden können, um auf dieser Insel auch für die nächsten Generationen in einem lebenswerten Umfeld Chancen und Perspektiven finden können.

Denn machen wir so weiter wie bisher, dann ist wirklich bald „SYLT ausgebrannt“.

Wir werden dafür die bestehende Situation auf der Insel etwas gründlicher analysieren müssen, auch wenn die grundsätzlichen Problemstellungen und Herausforderungen, wie fehlender Wohnraum und Wegzug weitgehend bekannt sind.

Nachdem wir uns gemeinsam die Lage dann einmal gemeinsam angeschaut haben, werde ich versuchen darzulegen, welche Bereiche mir besonders am Herzen liegen und mit welcher Priorität diese im Rahmen der zukünftigen insularen Politik angegangen werden müssten. Ich sage gleich, dass es mein idealer Weg ist, der keinen Anspruch auf Absolutheit hat, sondern der mehr wie eine mögliche Wanderroute gesehen werden kann.

Das Schöne ist ja, unsere Zukunft liegt jeden Morgen wie ein unbeschriebenes Blatt vor uns. Und jeweils um Mitternacht wird unser Zeitkonto mit 86400 Sekunden aufgefüllt, die wir möglichst sinnvoll nutzen sollten.

Eigentlich könnten wir also vielmehr ändern, vielmehr neu gestalten und viel glücklicher leben, wenn wir uns das bewusst machen und entsprechend jenseits der ausgetretenen Pfade aktiv unseren eigenen Weg gestalten würden. Natürlich sind wir alle gebunden an Konventionen, Verpflichtungen sowie erlernte Verhaltensmuster.

Ehrlich gesagt geht es noch viel weiter. Eigentlich sind wir alle Gefangene in einem Hamsterrad. Bei dem einen ist das Rad ganz schlicht und vielleicht auch schon ziemlich verschlissen, beim anderen ist es ein goldenes Markenrad, perfekt im Design und top gepflegt. Trotzdem, egal wie es aussieht, die Funktion bleibt immer die gleiche: Hamsterrad eben.

Natürlich soll das kein Lebensberatungsbuch werden, aber ganz ohne Gedanken zur eigenen Lebenseinstellung und zu Grundsätzen des eigenen Handelns wird es hier nicht gehen.

Deshalb enthält das Buch auch Anregungen und Vorschläge, wie man bestehende Gegensätze und festgefahrene Positionen überwinden kann, ohne die eine nachhaltige Zukunftsgestaltung nämlich nicht möglich sein wird.

Vielleicht ist auch etwas dabei, wo Du selbstkritisch eigene Verhaltensmuster wiederfinden wirst. Ich würde mir von Dir wünschen, dass Du dieses dann auf Dich wirken lässt und vielleicht auch mal das Buch dann einen Moment beiseite legst, um entspannt z.B. bei einem Strandspaziergang die eigenen Standpunkte zu überdenken.

Sollte Dir das alles zu viel theoretisches Geschwafel sein, kannst Du gleich in den Teil „Butter bei die Fische“ springen, und Dir dort themenbezogen genau die Diskussionsgrundlage in kürzester Zeit anlesen, die für Dich interessant ist.

Interessiert Dich eher der Ansatz der Bürgerstiftung, der im übrigen nicht nur auf Sylt, sondern der überall als Form der bürgerlichen Selbstorganisation anwendbar ist, dann lies einfach gleich das entsprechende Kapitel.

Ganz zum Schluss wird es dann doch einmal sehr politisch. Ich werde Werbung machen.

Nun denkst Du mit Sicherheit: Klar, der Schmidt macht Werbung für sich selber. Will ja schließlich Bürgermeister werden.

Ja, es stimmt, ich will Bürgermeister der Gemeinde Sylt werden, aber Werbung mache ich am Schluss dieses Buches nicht nur für mich selber, sondern vielmehr dafür, dass Du Dich politisch beteiligst. Dass Du für eine Kandidatin oder einen Kandidaten Deine Stimme abgeben wirst und dass Du allgemein in Zukunft mit einem ganz anderen Blick und vielmehr Vehemenz Deine eigenen Interessen deutlich artikulierst.

Das Buch ist also ganz unabhängig vom Ausgang der Bürgermeisterwahl lesbar. Und es ist in vielen Bereichen auch unabhängig von der Insel, weil viele der Problemfelder, wenn vielleicht auch in anderer Intensität oder Ausprägung, auch in Städten oder anderen Tourismusgebieten anzutreffen sind und so Ideen auch übertragbar sind.

Ich hoffe nun, dass Dich dieser Abriss ausreichend motiviert hat auch weiter gemeinsam mit mir einige Sekunden, Minuten oder Stunden Deines Zeitkontos auszugeben.

Klar sind politische Theman häufig dröge, aber ich werde mich bemühen, auch die ernsten, komplizierteren oder trockeneren Themenbereiche so locker und spannend wie möglich für Dich aufzubereiten.

Ich freue mich also, dass Du bis hierher gekommen bist und wir uns nun gemeinsam ein Bild der aktuellen Lage machen werden.

Mein Blick auf die Realität

Lass mich eines voran schicken, bevor wir uns um die Probleme vor unserer Haustür kümmern wollen: im Vergleich zu anderen Menschen auf der Welt, im Vergleich zu anderen Regionen auf unserem Planeten sowie im Vergleich selbst mit vielen Orten in Deutschland und Europa geht es uns hier noch sehr gut.

Das dürfen wir nicht vergessen.

Trotzdem gibt es eben auch einen Haufen Probleme, die für viele den Alltag auf unserer Insel eben nicht so angenehm machen, wie er sein könnte und die vor allem vielen die Lebensfreude und den Willen hier zu bleiben nehmen.

Es ist natürlich der fehlende Wohnraum, der enorm hohe Preis je m² auf dem freien Markt, die ewige Warteliste bei Wohnraum in öffentlicher Hand sowie die allgemein hohen Lebenshaltungskosten gegenüber im Vergleich mit dem Festland.

Unbestritten brauchen wir Dauerwohnraum auf der Insel, über die Zahl der notwendigen Wohnungen gehen die Meinungen aber stark auseinander.

Vor einigen Jahren hat die Gemeindevertretung der Gemeinde Sylt die sogenannte „Grips-Studie“ 1 in Auftrag gegeben, dessen Wohnungsmarktkonzept im Jahre 2012 veröffentlicht wurde.

Hierin wurde auf wissenschaftlicher Grundlage eine Zahl von von 2850 fehlenden Wohneinheiten ermittelt, die bis 2025 erbaut werden müssen, um eine Stagnation, also einen Stillstand des heutigen Bevölkerungsschwundes zu erreichen.

Leider wird dieses von den ursprünglichen Auftraggebern, den Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertretern, mehrheitlich als deutlich weniger dramatisch angesehen. Hier wird vielmehr damit argumentiert, dass der Bedarf an Wohnungen nicht so groß sein kann, wenn es Wochen dauert eine freie Wohnung der KLM2 zu besetzen. Dass dieses ganz andere Ursachen hat, wird nicht gesehen. Vielmehr werden Einzelfälle, logisch vollkommen unrichtig, in einem zudem sehr untransparenten Verfahren herangezogen, um sich ein Bild zu zimmern, dass die Realität verdrängt.

Anders lässt sich nicht erklären, weshalb die SPD beispielsweise fast schon dogmatisch immer wieder nur das 500+ Programm predigt, das bis 2018 etwa 500 neue Wohnungen, diese fast ausschließlich in Westerland, bringen soll.

Von den anderen Parteien kommen auch keine deutlichen Impulse. Man verleugnet so am Ende die Ergebnisse des Gutachtens, das selbst in Auftrag gegeben wurde. Und da dieses nicht nur viel Geld gekostet hat, sondern auch Zeit, in der der Wohnungsbau der öffentlichen Hand auf der gesamten Insel fast vollständig gelähmt war, weil auf die „Grips-Studie“ warten musste, entwickelte sich die Lage wie schon beschrieben deutlich dramatischer.

Bleiben wir also noch einmal kurz bei der Zahl von 2850 Wohneinheiten und ziehen im optimistischen Verlauf die 500 geplanten Einheiten ab, bleiben immer noch 2350 Wohnungen offen, die in sieben Jahren von 2018 bis 2025 zwingend gebaut werden müssten.

Und das ist nur die Zahl, die die jetzige Situation erhält, es ist keine Zahl, die ein perspektivisches Wachstum oder eine Zukunftsfähigkeit der Insel bedeutet. Dafür werden wir ein Ansiedlungsprogramm brauchen und eine Anzahl an Wohneinheiten, die weit jenseits der 3000 liegen muss.

Die Kosten hierfür werden sich auf über 500 Millionen € belaufen. Ein riesiger Berg an Geld, aber weniger als auf unserer Insel jährlich im Immobiliengeschäft umgeschlagen wird.

Es ist aber nicht nur der fehlende Wohnraum der den Menschen hier zu schaffen macht. Es geht um mehr.

Es geht auch um die eigenen Hoffnungen, die Perspektiven für das eigene Leben, um Entwicklungsmöglichkeiten für sich und eigene Kinder. Es geht um das Recht auf Teilhabe. Es geht um die eigenen Wünsche, um die Ziele und um persönliche Sicherheit.

Es ist dabei aber nicht nur die Frage nach Geld und Einkommen zu stellen, es geht auch um soziale Bezugssysteme und eine Lebensqualität, die man eben nicht immer kaufen kann.

Stell Dir einmal die Frage: „Was macht Sylt besonders?“

Nun, abgesehen von der Natur ist da nicht viel, oder? Natürlich ergibt sich immer ein subjektives Bild und Du wirst andere Dinge in Deinem Umfeld als besonders empfinden als ich.

Es ist vielleicht die Ruhe, die vermeintliche Sicherheit oder eine besondere Bevölkerungsstruktur, die den einen oder anderen anspricht, aber etwas wirklich Einmaliges, etwas, das an keinem anderen Standort zu finden ist, ein wirklich besonderes Flair der Insel, ist zumindest aus der alltäglichen Sicht nur noch sehr schwer zu finden.

Dadurch, dass Sylt in der öffentlichen Wahrnehmung häufig als etwas Erstrebenswertes, als Urlaubsziel, als Traumstrand, eben als Ort der Sehnsucht vermarktet wird, überträgt sich das Bild auch auf die Menschen, oft unabhängig von einer eigenen kritischen Grundhaltung. „Sylter sein“ ist eben doch etwas besonderes, und dann darf man eben auch mal etwas mehr3.

Ist das wirklich so? Dürfen wir mehr? Und ist das erstrebenswert? Dürfen dann eigentlich Kampener mehr als Morsumer? Oder darf der gebürtige Sylter mehr als der Zugezogene? Wenn ja, was denn?

Und wenn es keine Geburten mehr auf der Insel gibt, dürfen unsere neuen Insulaner mit Geburtsort auf dem Festland dann weniger als die Kinder der Generationen davor?

Klar brauchen wir Identität, aber was bedeutet es eigentlich heute noch „Sylter“ zu sein?

Früher war das noch relativ klar, Sylter konnten nur die Menschen sein, die auf eine ganz lange Ahnenreihe zurückblicken konnten, ganz streng genommen sogar nur in weiblicher Linie.

Durch verschiedene Faktoren kamen und blieben immer mehr Menschen. Einige heirateten Sylterinnen oder Sylter.

Heute stehen wir an einem Punkt, an dem die Mehrheit der hier lebenden Menschen nicht mehr auf Sylt geboren ist4. Nur noch ca. ein Drittel stammt von hier, ein weiteres Drittel ist vor 1990 auf die Insel gezogen5.

Damit hat sich die Definition für die Blutlinie (ius sanguis) wohl für die Zukunft erledigt.

Kommen wir zur möglichen Definition der Zugehörigkeit über den Geburtsort. Dieses Prinzip (ius solis) könnte man zwar für die Vergangenheit heran ziehen, ohne Geburtshilfe ist das für die Zukunft aber auch keine Lösung.

Und einen großen Nachteil haben beide Varianten: Sie grenzen stark aus und gehen an der Lebensrealität weitgehend vorbei.

In Wirklichkeit ist die Frage ob Sylter oder nicht immer abhängig von eigenen Standpunkt und der eigenen Historie.

So fühlt sich gerne der als Sylter, der hier frisch Eigentum erworben hat, oder der, der hier gerade hoch gezogen ist und sich mit seiner einmaligen Geschäftsidee einem Goldgräber gleich fühlt. Von den „echten“ Syltern belächelt.

Integration in die verbliebenen dörflichen Strukturen ist extrem schwierig. Vereine oder die Feuerwehr helfen zwar dabei, aber vielfach fehlt es den Neuinsulanern an Zeit sich in diese einzubringen.

Im Grunde entwickelt sich ein abgestuftes hierarchisches System des „Sylter Seins“ oder des „Sich so Fühlens“. Ein geschlossenes Bild oder eine feste Definition, wann man heute noch Sylter ist, ist eigentlich nicht mehr möglich.

So bleibt am Ende nur der Weg zur insularen Identität als Bekenntnis „Sylter“ zu sein. Analog zu der Definition für die Zugehörigkeit zur friesischen Minderheit den unserer Landesverfassung6

Für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung brauche wir aber ein echtes „Wir“-Gefühl auf der Insel, nicht nur eins in imageträchtigen Spendenaktionen, Fußballspielen oder Facebookaktionen.

Hier gibt es durchaus gute Ansätze, auf denen wir aufbauen könnten, oft werden diese aber konterkariert durch negative Muster des menschlichen Verhaltens.

Wir leben auf einer Insel und Informationen verbreiten sich schnell. Ist keine Saison, geht’s noch schneller, und jede Geschichte ist interessant. Irgendwie liegt das Verhalten da sowohl in der friesischen Tradition des Aufsitzens7 als auch in dem Urspung auf dem Affenfelsen8.

Daraus hat sich eine besondere Atmosphäre des Übereinanderredens entwickelt. Die Küstenklatschwelle. Es wird gelästert, was das Zeug hält, meist gnadenlos auch über seine sogenannten Freunde und deren kleineren oder auch größeren Fehler. Da wird noch zum „auf Wiedersehen“ gelächelt, aber die erste kleine Lästerei vibriert schon in den Stimmbändern.

Kennst Du das? Nein? Bitte, belüg Dich nicht selber. Klar, es wird auch an allen anderen Orten der Welt getratscht, aber auf einer Insel mit sehr begrenzten Ausweich- und Rückzugsmöglichkeiten und einer übersichtlichen Einwohnerzahl ist das manchmal schon eine andere Liga.

Kaum nachzuvollziehen ist dabei, wieso es oft und schnell so gnadenlos ins Eingemachte geht als gäbe es kein Morgen. Rücksichtnahme und Fairness sind da häufig Fehlanzeige.

Und wenn es raus kommt, wie sehr man vom Leder gezogen hat, heißt es: „Upps… echt, habe ich gar nicht so gemeint“, lächelt und geht zur Tagesordnung über.

Du machst so etwas aber nicht, oder? Ja nee, ist klar.

Ich will das alles gar nicht kritisieren, wir sind alle Menschen und solche Verhaltensmuster sind zum Teil sehr menschlich. Das Ergebnis ist dafür aber dann für die Betroffenen um so unmenschlicher.

Es entsteht dadurch ein Druck, der den Charakter verändert, der soweit Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung hat, dass das Verhalten immer oberflächlicher wird. Man wird immer weniger echt, die Fassade steht, das Innere verkrüppelt.