Tagebuch der Apokalypse - J.L. Bourne - E-Book
SONDERANGEBOT

Tagebuch der Apokalypse E-Book

J.L. Bourne

0,0
8,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 7,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Dies ist der Untergang der Welt … Viel Glück!

Willkommen in der Welt nach der Apokalypse! Dies ist das Tagebuch des unbekannten Soldaten, und es schildert auf eindringliche Weise den Untergang der menschlichen Zivilisation durch eine Plage, mit der keiner gerechnet hatte: Die Toten sind aus den Gräbern zurückgekehrt, und sie machen vor nichts halt. Im Angesicht des Todes kämpft jeder für sich allein…

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 356

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



DAS BUCH

Willkommen in der Welt nach der Apokalypse: eine weltumspannende Epidemie hat einen Großteil der Erdbevölkerung in blutrünstige Untote verwandelt, die – getrieben von ihrem Hunger auf Menschenfleisch – Jagd auf die wenigen Überlebenden machen. Als sämtliche Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie scheitern, und selbst die Atombombe keine effiziente Lösung im Kampf gegen die Zombiehorden zu sein scheint, verbarrikadiert sich ein kleines Grüppchen Überlebender in einem verlassenen Bunker. Obwohl hoffnungslos unterlegen, haben sie sich einem einzigen Ziel verschworen: Überleben! Doch schon bald sind die Untoten nicht mehr ihr einziges Problem ...

DER AUTOR

J. L. Bourne, geboren in Arkansas, arbeitet hauptberuflich als Offizier der U.S.-Marine und widmet jede freie Minute dem Schreiben. Seine Romanserie Tagebuch der Apokalypse ist in den USA bereits zum Kultbuch avanciert.

Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.jlbourne.com

Inhaltsverzeichnis

DAS BUCHDER AUTORWie alles anfing ...JohnFigaros HochzeitBlue Light Special, Mittelgang 13Im Rückblick sieht man klarerDie sprichwörtliche KatzeNuklearer WinterBodennullpunktIm Tower»Der Dunkle Ritter«Der Exodus der Bahama MamaWiderstandZeit der StilleDie Iden des MärzDer Glanz der ClaudiaAtlantisHotel 23Ein Bild sagt mehr als tausend Worte»Kopf, klopf!«AmigosDie Wahrheit und ihre BedeutungÄrger im ParadiesJohns TäuschungsmanöverNachbemerkungNachwortCopyright

Dieses Buch ist meinen Brüdern und Schwestern beim Militär der Vereinigten Staaten gewidmet, die im globalen Krieg gegen den Terror im Irak, in Afghanistan, auf den Philippinen sowie an anderen finsteren Orten und in unbekannten Gegenden der Erde gekämpft haben und noch kämpfen.

X:/NORAD/SCI/TALENT_KEYHOLE/fallout/UNDEAD

Ich wünsche mir ein Frohes Neues Jahr. Nach einer heiter durchsoffenen Nacht war ich wieder nüchtern und machte mich auf den Heimweg. Mittlerweile hängt mir der Heimaturlaub zum Hals raus. Ich bin zwar dankbar für die Ausbildungspause, aber Arkansas altert schnell. Meine Freunde trinken alle noch das gleiche Bier und treiben den gleichen Stuss. Ich kann es kaum erwarten, wieder daheim in San Antonio zu sein. Vorsatz fürs NeueJahr: Tagebuch schreiben.

Endlich keinen Kater mehr. Ist ein Fernseher in Reichweite, schaue ich gern Nachrichten, aber hier draußen, im Haus meiner Eltern, scheint man nur lokale Sender reinzukriegen. Interneteinwahl werde ich gar nicht erst versuchen, das würde mich eh nur an den Rand des Wahnsinns treiben. Es sollte reichen, zu Hause die E-Mails zu prüfen. Sieht aus, als wäre irgendwas in China los. Die Lokalnachrichten melden, dass da drüben irgendein Grippevirus rummacht. Wir hatten dieses Jahr eine üble Grippewelle. Ich habe mich auf dem Stützpunkt impfen lassen, weil ich nicht warten wollte, bis der Impfstoff knapp wird. Ich freue mich, dass ich morgen nach Hause fahre und wieder an mein Digitalkabel und meine Hochgeschwindigkeits-Internetverbindung angeschlossen sein werde.

Nicht mal mein Scheißhandy funktioniert in dieser Einöde. Das Schlimmste hier ist das Wissen, mein altes Tempo nur durch eine Menge Flugrunden wieder erreichen zu können. Als ich zu den Marinefliegern ging, rechnete ich nicht damit, dass man ohne ununterbrochenes Arbeiten und Lernen nicht mal seine Mindestform halten kann.

Heute Morgen rief meine Großmutter an, um Mama zu sagen, dass wir Krieg gegen China führen werden. Sie wollte mich zum Desertieren überreden. Ich soll nach Kanada abhauen. Ich glaube ernsthaft, dass Oma einen an der Waffel hat. Ich habe die Fernsehnachrichten eingeschaltet und mehr oder weniger erwartet, irgendeinen Scheißdreck über ein gegen China verhängtes Handelsembargo zu hören. In den Nachrichten hieß es, der Präsident hätte zugestimmt, militärisches Personal zu Beratungszwecken nach China zu schicken.

Da fragt man sich schon, was wohl Amerika zu bieten hat, das ein großes böses Land wie China brauchen kann. Die haben doch alle Bodenschätze, die man sich wünschen kann. Seitdem frage ich mich ständig, ob ich in meinem Haus in San Antonio eine Lampe habe brennen lassen. Ich habe zwei Solarzellen auf dem Dach, bin aber auch ans Stromnetz angeschlossen. Die Zellen nutze ich, um dem Kraftwerk, wenn ich im Einsatz bin, Strom zu verkaufen. Die haben sich schon amortisiert.

Nach einer schönen 10-Stunden-Fahrt aus Nordwest-Arkansas bin ich gestern zu Hause angekommen. Zu Weihnachten habe ich ein Satellitenradio bekommen. Auf der Heimfahrt habe ich es eingeschaltet. Ich habe während der ganzen Fahrt BUZZ und FOX gehört, zwischendurch aber auch mal Musik aus dem MP3-Player. Bin leider nicht auf die Idee gekommen, das Radio im Haus meiner Eltern einzuschalten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch dort, mitten im Nirgendwo, funktioniert hätte.

Die China-Sache scheint sich zuzuspitzen. Die Nachrichten melden, dass wir mehr als zehn Leute an diesen China-Bazillus verloren haben. Die anderen »Militärberater«, die sich noch in China aufhalten, müssen in Quarantäne, bevor sie in die USA zurückdürfen. Na toll. Da geht man rüber, um denen zu helfen, und was kriegt man dafür? Knast!

Der heutige Montag war nicht übel. Musste ein paar Übungseinsätze fliegen. Die EP-3 ist im Grunde eine C-130 mit einem Haufen Antennen. Man kann sie zwar kaum von Hand manövrieren, aber in 20 000 Fuß Höhe empfängt sie eine Menge wertvoller Daten.

Heute hat mein Freund aus Groton, Connecticut, angerufen. Bryce ist U-Boot-Offizier. Als ich vor ein paar Jahren die Platten in meinem Haus installiert habe, hat er mir oft mit Teilen aus abgewrackten Dieselbooten ausgeholfen. Er sagt, dass er sich scheiden lassen will; seine Frau hat zugegeben, ihn betrogen zu haben. Ich hatte bei ihr schon immer ein komisches Gefühl, habe aber nie was gesagt. Hätte wohl auch keine Rolle gespielt, wenn ich’s getan hätte. Wir haben uns ziemlich lange über die Sache in China unterhalten. Er geht davon aus, dass es sich um einen bösen Grippeerreger handelt. So ähnlich sehe ich die Sache auch.

Endlich Freitag.

Heute hat meine Mutter mich übers Handy angerufen und besorgt gefragt, ob ich vielleicht wüsste, was in Übersee los ist. Ich musste ihr wieder mal erklären, dass ich, obwohl Marineoffizier, nicht weiß, wer John F. Kennedy umgebracht hat oder was in Roswell, New Mexico passiert ist. Ich liebe meine Mutter, aber sie treibt mich nochmal in den Wahnsinn. Ich habe sie nach bestem Wissen und Gewissen beruhigt, aber irgendwas stimmt tatsächlich nicht. Die Presse berichtet zu viel über diesen Quatsch. Dass die Journalisten spüren, dass sie verarscht werden, merkt man an den Fragen, die sie der FEMA1, dem Weißen Haus und dem Heimatschutz stellen.

Der Präsident hat eine Rede gehalten (die nur über FM zu empfangen war, vermutlich, um keine Aufmerksamkeit zu erregen) und den Leuten erzählt, es gäbe keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Das Medizinerteam der Navy in China hätte einen unserer Ärzte nach Hause schicken müssen, weil er zu krank ist, um im Behelfslazarett bleiben zu können, in dem er zu tun hatte. Eine andere seltsame Sache ist: Meine Staffel sollte laut Plan nächsten Monat wegen einer Übung im Pazifik nach Atsugi in Japan verlegt werden, doch das Ganze wurde abgeblasen.

Ich hab den Skipper gefragt, was das soll, aber er hat nur gesagt, man wolle kein Risiko eingehen: Es gäbe Gerüchte über »Kranke« in der Gegend von Honshu. Er wirkte ganz locker dabei und meinte, ich solle mir keine Sorgen machen. Irgendwas an dieser Sache ist mir aber wirklich nicht ganz geheuer. Mittlerweile denke ich ziemlich oft darüber nach. Ich habe irgendwie das Gefühl, es wäre besser, mich mit Wasser und Lebensmitteln zu bevorraten.

Statt Schlaf gab es letzte Nacht pausenlos Nachrichten, um nichts zu verpassen. »Ich kann dem amerikanischen Volk versichern, dass wir alle Anstrengungen unternehmen, damit diese Epidemie die Grenzen Chinas nicht überschreitet.« Mehr, Alter, mehr, gib uns den unwiderstehlichen Südstaaten-Akzent. Ich war heute bei Wal-Mart und habe, nur für den Fall, dass ich krank werde und zu Hause bleiben muss, ein bisschen was eingekauft: einige Flaschen Wasser und Rindfleisch in Dosen. Dann war ich noch auf dem Stützpunkt, um mit meinem Freund vom Nachschub zu quatschen. Er sagt, dass er sich für einen neuen Nomex-Fliegeranzug von einigen Einmann-Rationen trennen könnte. War kein Problem für mich, denn ich habe mehrere Dutzend von diesen Anzügen. Ich suchte einen weniger abgetragenen raus und brachte ihn rüber. So habe ich, wenn ich zu Hause bleiben muss, wenigstens etwas Abwechslung auf dem Speisezettel, obwohl Einmann-Rationen wegen ihres Gewichts und der Größe der Verpackungen nicht gerade das Optimale sind, wenn man stiften gehen will.

Von Vance (meinem Nachschubmann) erfuhr ich, dass er eine Online-Rechnung gesehen hatte, die belegte, dass die Regierung mehrere tausend Behälter mit Einmann-Verpflegung zur NORAD2 sowie zu einigen anderen Stützpunkten im Nordwesten in Marsch gesetzt hat. Ich fragte ihn, ob das normal sei, und er sagte, all diese Einrichtungen hätten solche Verpflegungsmengen seit der Kuba-Krise nicht mehr geordert. Eins steht für mich fest: Wenn die Sache so ernst ist, dass sich die hohen Tiere für mehrere Monate einschließen wollen, ist sie schlimmer als ich dachte.

Ich habe meine »verzehrfertigen« Einmann-Rationen abgeladen und bemerkt, dass ein Paket aufgeplatzt war. Der Geruch von »Fall A«-Proviant erfüllte die Luft und erinnerte mich an alles, was ich seinerzeit bei einem mit unglaublichem Aufwand betriebenen Bodeneinsatz im Arabischen Golf verzehrt hatte. Ich hatte mich dort überhaupt nicht wohlgefühlt. Es war ständig brüllend heiß, und wenn ich an Bord des Schiffes war, wurde es auch nicht besser. Ich überprüfte meinen Batterievorrat. Alle sechs Batterien waren im grünen Bereich. Dies ließ mich an Bryce denken, denn er hatte die alten U-Boot-Batterien für mich »geklauft«.

Früher, als U-Boote noch mit Diesel statt mit Kernkraft angetrieben wurden, liefen sie unter Wasser mit Batterien, die nach dem Auftauchen mit einem Dieselgenerator wieder aufgeladen wurden. Manche Länder verwenden die alten Dieselboote noch immer. Das ist im Prinzip eine gute Idee, doch wenn man sie mit Sonnenenergie auflädt, dauert es beträchtlich länger, nämlich zehn statt drei Stunden – aber dafür gibt’s die Sonne immerhin gratis.

Mir fehlen meine Schwestern, Jenny und Mandy. Seit ich beim Militär bin, sehe ich sie nicht mehr oft, und inzwischen sind sie beinahe erwachsen. Ich habe bei meinem Vater angerufen und mit Jenny, der Jüngsten, gesprochen. Sie war bei meinem Anruf noch im Halbschlaf. Als sie klein war, habe ich sie ständig gepiesackt. Aber natürlich liebe ich das kleine Scheißerchen, und schließlich formt so was ja den Charakter. Mandy wohnt zu Hause, bis sie wieder auf die Beine kommt. Sie war schon immer der verschlossene Typ gewesen, auch mir gegenüber. Jetzt wünschte ich, es wäre anders oder wenigstens während unserer Kindheit weniger Distanz zwischen uns gewesen.

Ich muss endlich mal meine Kanonen reinigen. Besonders die CAR-15, die ist echt dreckig. Wenn ich schon dabei bin, könnte ich auch gleich meine Pistolen mit säubern. Und wenn wir schon beim Thema sind, wären ein paar hundert Schuss für die Büchse auch nicht schlecht, denn die sind sehr billig. Ich mag Plünderer nämlich nicht besonders, und wenn wir es irgendwann mit irgendeinem Quarantänescheiß zu tun kriegen, möchte ich darauf vorbereitet sein.

Okay, langsam mache ich mir Sorgen. Das Seuchenkontrollzentrum in Atlanta hat einen Fall dieser »Krankheit« im Bethesda-Marinelazarett in Maryland gemeldet. Die Meldung ist rausgegangen, weil es hier keine Kommunisten gibt, die Nachrichten unterdrücken könnten. Allem Anschein nach führt die Krankheit dazu, dass der Erkrankte einige motorische Fähigkeiten verliert und unberechenbar wirkt. Ich hab im Stützpunkt angerufen, um ein paar Fragen zu stellen, aber mir wurde gesagt, es bestünde die Möglichkeit, dass wir Montag freikriegen, damit das Verteidigungsministerium einschätzen kann, inwiefern eine Bedrohung von Angehörigen der Streitkräfte auf amerikanischem Boden besteht.

Meine Mutter hat wegen dieser Nachricht angerufen und erzählt, dass man auch Kennedy nach seinem Tod ins Bethesda-Marinelazarett gebracht hat. Ich lachte über meine verschwörungstheoriegläubige Mutter und riet ihr, sie solle ihren Mann (meinen Stiefvater) im Auge behalten und nach Möglichkeit nicht in die Stadt fahren, falls sie bereits genug Lebensmittel gehortet hätten, um daheim zu bleiben. Ich bin dann – natürlich – sofort raus zum örtlichen H.E.B.-Lebensmittelladen und habe tausend Schuss für die Büchse gekauft. Ich musste mehrere Läden abklappern, um so viel zusammen zu kriegen. In keinem Laden wollte man mir tausend Schuss auf einmal verkaufen. Wahrscheinlich hat ein mir unbekanntes Gesetz diese Bürokratie erzeugt, oder ein besorgter Waffenhändler spart ein wenig für sich selbst auf und bemüht sich gleichzeitig, seine Kundschaft zufriedenzustellen.

Ich war schon fast zur Tür raus, als ich den Anruf bekam, die Uniform anzuziehen und mich im Staffel-Hauptquartier zu melden. Später mehr.

Komme gerade von der Staffel-Besprechung aus dem Stützpunkt zurück. Bin leicht besorgt. Wir haben erfahren, dass wir morgen, an einem Sonntag, eine wichtige Mission fliegen müssen. Offiziell machen wir einen Aufklärungsflug über Atlanta, in Wirklichkeit geht es aber nach Decatur, Georgia. Wir sollen uns auf ein bestimmtes Gebiet konzentrieren, nämlich das rings um das CDC3 in Atlanta. Es ist nichts Ernstes; man hat uns nur befohlen, als Kontrollausgleich für die G-Men in Washington zu arbeiten, die sicherstellen wollen, dass das CDC nicht irgendwas verheimlicht. Es ist nur eine Foto- und Nachrichtenaufklärungssache.

Das erinnert mich an die Zeit, in der ich während meiner Trainingsflüge um San Antonio herum die Telefonate meiner Ex-Freundin abhörte. Mir gefällt die Ausrüstung des Nachrichtendienstes, weil ich mit ihrer Hilfe viel Geld und Zeit gespart habe, die ich sonst in diese Frau investiert hätte. Außerdem warteten die Nachrichten mit einem Reporter auf, der die Pressesprecherin des Bethesda-Lazaretts zur Schnecke machte: Die verweigerte der Presse den Zutritt zum Krankenhaus, damit sie dem Personal keine Fragen stellen konnte. »Was verheimlichen Sie uns?«, fragte O’Reilly. Die junge Offizierin blieb stur und beharrte darauf, es ginge ihr nur um den Schutz der Journalisten. Man gestatte kein fremdes Personal im Haus, und außerdem sei das Lazarett kein Gemeineigentum, sondern ein Militärhospital der US-Regierung. Kam mir komisch vor, dass ein niedrigrangiger Offizier wie sie ein solches Interview gab.

Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich glauben soll. Um 8.16 Uhr zogen wir heute Morgen los, um unsere Regierung zu bespitzeln. Wir fingen an, indem wir unsere Ausrüstung einschalteten, um alle Gespräche abzuhören, die über Handy, Festnetz und Datenübertragung ins CDC rein- oder rausgingen. Manche Dinge, die dort gesagt wurden, kann ich kaum glauben. An Bord meiner Maschine befand sich ein FBI-Agent, was sehr ungewöhnlich war. Während der Einweisung vor dem Abflug legte er dar, dass das Militär technisch ungesetzlich handelt, wenn es als Komitat-Suchtrupp in amtlicher Mission innerhalb der USA eingesetzt wird.

Der Agent sollte der offizielle Missionskommandeur der Maschine sein, damit das Militär nicht in Gesetzesbrüche verwickelt wurde, wenn es innerhalb der USA operierte. Wir hörten unvollständige Übermittlungen zwischen verschiedenen CDC-Lagern ab, in denen es darum ging, dass der Virus nur schwer in Schach zu halten sei und der CDC-Direktor vor dem Präsidenten nur ungern in ein schlechtes Licht gerückt werden wollte. Man war hinsichtlich dieses Problems so vertraulich wie möglich, denn man bediente sich absolut sicherer STU-Telefone. Mit Unterstützung der National Security Agency war das Knacken des Codes so leicht wie das Entschlüsseln jeglicher in unserem Besitz befindlicher Software.

Weiterhin hörte ich, ein Infizierter, der in Quarantäne saß, hätte bei einem Wutanfall der ihn fütternden Krankenschwester in den Finger gebissen. Um weiteren Problemen aus dem Weg zu gehen, hatte man ihn ans Bett fixiert und mit einem Mundstück versorgt. Der Schwester ging es nicht sonderlich gut. Vor ein paar Stunden hatte sie zu fiebern angefangen. Dann sagte die CDC-Stimme: »Du glaubst nicht, was wir für Lebenszeichen von dem Kerl kriegen, Jim.«

Darauf Jim: »Was meinst du damit? Kannst du ein bisschen genauer werden?«

Darauf wieder CDC: »Nein, nein, nichts übers Telefon.«

Mir reichte das, um mir Sorgen zu machen. Nach der Landung wurde ich gezwungen, eine Verschwiegenheitserklärung zu unterschreiben, die ich dann prompt brach: Ich habe meine Eltern angerufen und ihnen mitgeteilt, was sie meiner Meinung nach tun sollten. Dann nahm ich meine persönlichen Vorbereitungen in Angriff. Ich erfuhr, dass wir morgen dienstfrei hatten und uns lediglich um 8.00 Uhr zu melden hätten.

Meine Büchse hatte ich bereits gereinigt. Es war nun an der Zeit, sich die Pistolen vorzunehmen. Insgesamt verfügte ich über vier Schießeisen und ein gutes Messer. Ich ging aufs Dach rauf, um die Solarzellen zu säubern, denn sie waren verstaubt und schmuddelig. Ich schaute in meine Notizen, die mir sagten, wie man vom Stromnetz zu den U-Boot-Batterien wechselte. Dies konnte mir in der Zukunft vielleicht nützlich sein. Ich lud all meine (10) Magazine mit insgesamt 290 Schuss. Ich packe nie die vollen dreißig Schuss in meine Magazine, denn das kann zu Ladehemmungen führen.

Mein Parterrefenster besteht nur aus Doppelglasscheiben, also bin ich zum örtlichen Eisenwarenladen rüber, um ein paar Do-it-yourself-Gitter für beide Fenster zu erwerben, die Brusthöhe erreichen. Alle anderen sind zu hoch, um sie ohne Leiter locker erreichen zu können. Ich werde die Gitter jetzt einbauen.

Ich habe die Gitter mit einem Bandmaß, einem Bleistift, einem 5/32er Bohrer und einem Vierkant-Schraubenzieher (Markenware, gehört zu den Gittern, so dass man die Schrauben, die man mit ihm reindreht, ohne Bohrer (angeblich) nicht wieder rauskriegt) befestigt. Sollte ein Plünderer es schaffen, meine Gitter rauszuschrauben und meinen Scheiß zu klauen, während ich schlafe, trage ich ihm, verdammt nochmal, zur Belohnung das Zeug zu seinem Laster raus.

Bei einem schnellen Spaziergang ums Grundstück habe ich gesehen, dass die Steinmauer nicht mal annähernd hoch genug ist. Jeder sportliche Kerl könnte sie leicht überspringen. Ich habe ein paar Flaschen aus dem Gästezimmer zerschlagen und die Scherben mit Hilfe von Zementbinder im Abstand von etwa dreißig Zentimetern auf die Mauer geklebt. Das macht die Kletterei zumindest schwieriger. Bei der Arbeit hatte ich über Kopfhörer Radio gehört. Jetzt, wo ich mehr weiß als vorher, erkenne ich nur eins: Die Lage verschlimmert sich.

Im Rundfunk heißt es, der Präsident wolle morgen früh um 9.00 Uhr Ostküstenzeit eine Erklärung abgeben. Am Ende der Straße habe ich eine Familie gesehen, die einen Geländewagen beladen hat und weggefahren ist. In dieser Jahreszeit fährt niemand in Urlaub. Ich kann also nur davon ausgehen, dass da jemand die Fliege macht. Wenn ich die Rede des Präsidenten gehört habe, werde ich noch ein paar Einkäufe tätigen und mich dann in der Staffel melden.

Ich kann nur sagen: Wow! Der Präsident hat ganz offen gesagt, dass die Krankheit hochgradig ansteckend und momentan noch nicht heilbar ist. Er hat gesagt, dass er allen Amerikanern rät, zu Hause zu bleiben und den Behörden sofort jeden zu melden, der »verdächtige Symptome« aufweist. Einem der Pressefritzen gelang es, eine Zwischenfrage zu stellen: »Mister President! Mister President! Könnten Sie bitte ausführen, was Sie mit verdächtigen Symptomen meinen?« Der Präsident erwiderte, wir sollten nach Personen Ausschau halten, die sich aufgeregt benehmen und krank aussehen.

Außerdem hat er gesagt: »Es ist äußerst wichtig, dass Sie Ihre Familienangehörigen, wenn sie solche Symptome zeigen, nicht irgendwie behandeln, sondern ebenso melden wie einen Fremden mit den gleichen Symptomen.«

Eine 1-800er-Nummer blitzte über den Bildschirm, dann sagte er: »Ich rate Ihnen dringend, diese Nummer anzurufen, wenn diese Symptome in Ihrer Gemeinde ausbrechen. Wir verfügen über besonders ausgebildete Männer und Frauen, die solche Situationen handhaben können. Wir werden Ihre Lieben zur Behandlung in eine besondere medizinische Einrichtung bringen.«

Dann meinte der Präsident, er habe den vollständigen Abzug aller amerikanischen Truppen und Zivilisten aus China und dem Irak angeordnet. Er fügte hinzu, er überlege auch den Abzug aus der demilitarisierten Zone in Südkorea. Ein im Hintergrund laufender Videoclip zeigte die Evakuierung der US-Botschaft in China unter den wachsamen Augen schwer bewaffneter Marineinfanteristen. Ein anderer Clip zeigte drei Marines, die die amerikanische Flagge einholten, um zu zeigen, dass die Gesandtschaft offiziell stillgelegt worden war. Eine dem Fall Saigons nicht unähnliche Szene blitzte ebenfalls über den Bildschirm: Massen von US-Bürgern wurden mit einem Hubschrauber von irgendeinem Dach in Peking evakuiert. Im Hintergrund hörte man die Geräusche automatischer Waffen. Die Menschen auf dem Dach wirkten eher unbekümmert: Sie wollten einfach nur weg. Ich hole jetzt Proviant.

Es war ein absolutes Tollhaus. Auf dem Parkplatz der Eisenwarenhandlung wurde ich in einen Unfall verwickelt, und irgendeine Frau wäre mir wegen der vier Fünf-Gallonen-Wasserfässchen, die ich bei Wal-Mart kaufte, fast an den Hals gegangen. Weil ich schon mal da war, habe ich auch noch einige 9-mm-Patronen gekauft. Ich bin froh, dass ich ein paar Kisten mit Einmannpackungen und genug Wasser habe, um am Leben zu bleiben, falls die Sache schlimmer werden sollte. Ich habe auch ein paar preiswerte Wegwerf-Atemmasken gekauft, die ich tragen kann, wenn es in meiner Gegend zu irgendwelchen Ausbrüchen kommt. Ich habe alles an Konserven gekauft, was noch da war, u. a. fünfzig Dosen verschiedener Suppen. Ich kann es selbst kaum glauben. So surreal habe ich mich seit dem 11. September nicht mehr gefühlt.

Meine Eltern sind in den Bergen von Arkansas sicher. Ich habe ihnen geraten, daheim zu bleiben und auf keinen Fall in die Stadt zu gehen. Ihre Kühltruhe ist immer ordentlich gefüllt. Wasser ist für sie wegen ihres Brunnens kein Thema. Sie besitzen außerdem auch einen kleinen Generator für Strom, falls im Winter die Stromleitungen einfrieren und reißen.

Ich habe aus einem der örtlichen Baumärkte einiges an Baumaterial mitgebracht: Bretter für allgemeine Zwecke und mehrere schwere Stahlträger und Bolzen, mit denen man simple Verstärkungen für die Haus- und Hintertür bauen kann. Sie sind von einfachem Zuschnitt und halten die Leute eigentlich nur davon ab, sich einen Weg ins Haus zu schlagen. Ich glaube, wenn ich mir eine Ration von einem Liter pro Tag zuteile und mich mit 1000–1500 Kalorien ernähre, könnte ich mit dem bis jetzt gebunkerten Proviant mindestens fünf Monate durchhalten.

Heute habe ich CB-Funk gehört, um zu erfahren, wer so alles sendet. Ich habe Kanal 19 gewählt, um zu hören, was die Fernfahrer über die Sache zu sagen haben. Sie sind alle wütend über die Straßensperren und Frachtkontrollen, mit denen sie sich rumärgern müssen. Offenbar waren das CDC und die Einwanderungsbehörde besorgt wegen eines Lasters, der einen Haufen illegaler Einwanderer über die Grenze hatte bringen wollen. Irgendwas war dabei passiert. Es hatte wohl einen Zwischenfall mit dem fraglichen Bazillus gegeben, als ein Agent der Einwanderungsbehörde die Ladeklappe eines anderen Truckers geöffnet hatte.

Laut dem, was geredet wurde, hatte man den ganzen Truck und den im Einsatz befindlichen Agenten unter Quarantäne gestellt, denn jeder verdammte Illegale in dem Wagen sei infiziert gewesen, und ein infizierter Einwanderer hätte den Agenten angegriffen, weil er wohl befürchtete, man würde ihn wieder nach Mexiko abschieben.

Ich werde mal einen meiner Kumpels bei der Marine draußen in San Diego anrufen, um in Erfahrung zu bringen, was er hinsichtlich dieser Angelegenheit macht.

Ich hab gerade mit meinem Kumpel Shep von der Marineinfanterie telefoniert. Er sagt, an allen Straßenecken San Diegos stehen bewaffnete Nationalgardisten. Ihn hat man gerufen, damit er das Sicherheitsteam seines Stützpunktes verstärkt. Er hat erzählt, ihm sei gesagt worden, er solle seine Frau in den Stützpunkt holen und in den Kalten-Kriegs-Bunker bringen, der nun wieder geöffnet ist, und dass man das Tor schließen und den Stützpunkt unter Quarantäne stellen wird, wenn es in seiner Umgebung zu einem Ausbruch kommt. Die Sonne ist untergegangen. Ich habe rings ums Grundstück Bewegungsmelder angebracht. Falls ein Plünderer sich bei mir reinschleicht und irgendwas zu klauen versucht, geht wenigstens das Licht an. Wenn ich heute Abend ins Bett gehe, werde ich mit der Glock unter dem Kopfkissen und mit der CAR-15 neben dem Bett schlafen.

Die Nachrichten bringen Meldungen über seltsame Phänomene in den Großstädten. Offenbar ist es sogar zu Fällen von Kannibalismus gekommen. Ist das unser Amerika? Die Kacke ist am dampfen. Alle drehen durch. Da ich zufälligerweise in einem Außenbezirk der achtgrößten Stadt des Landes wohne, ist diese Nachricht keine gute. Vor der Mauer, auf der Straße höre ich die Sirenen von Polizei- und Notarztwagen. Ich habe Hunger. Aber ich habe heute schon zu viel gegessen. Sellerie ist wohl genau das Richtige.

CNN sendet von einer Webcam am Times Square. Die gehört offenbar dem Sender. Die Behörden haben wohl vergessen, sie abzuschalten. Man schwenkt die Kamera in alle Richtungen. Die körnigen Bilder zeigen bewaffnete Truppen, die auf Zivilisten schießen.

Verdammt, das wird ein paar Klagen geben.

Die Übertragung wurde allerdings schnell vom Notsendesystem unterbrochen. Nach ein paar Minuten kam dann wieder was. Der Heimatschutzminister trat auf ein Podium mit dem Siegel des Präsidenten.

»Amerika – es tut mir leid, melden zu müssen, dass die Krankheit trotz unserer besten Bemühungen die Mauern unserer Abwehrmaßnahmen übersprungen hat. Bewohner größerer Städte sind nicht mehr sicher. An den Rändern dicht besiedelter Gebiete werden Sicherheitszonen errichtet, die für jene geöffnet werden, die nicht mit der Krankheit infiziert sind. Bitte versuchen Sie Ruhe zu bewahren, auch wenn sich das, was ich Ihnen zu sagen habe, ziemlich grässlich anhört. Meldungen zufolge wird die Krankheit durch den Biss eines Infizierten übertragen. Wir wissen nicht genau, ob dies mit Speichel, Blut oder beidem zu tun hat. Die Infizierten erliegen nach kurzer Zeit ihrer Verletzung. Doch nach einer Stunde stehen sie wieder auf, um Lebende ausfindig zu machen. Es ist nicht bekannt, warum auch jene zurückkehren, die an natürlichen Ursachen sterben; doch ist dies der Fall. Ich entschuldige mich dafür, dass der Präsident nicht hier sein kann. Er wird gerade an einen sicheren Ort gebracht. Möge Gott uns allen in diesen schwierigen Zeiten beistehen. Ich übergebe nun an General Meyers.«

Sobald der Heimatschutzminister seine Unterlagen zusammenpackte, bombardierten die Journalisten im Saal ihn mit Fragen. Das, was da ablief, erinnerte eher an die Wall Street als an eine Pressekonferenz. Obwohl man die Pressemeute vor dem Podium nicht sah, spürte man sie aufgrund des Hintergrundlärms, der Blitzlichter und des ständigen Gemurmels. Eine besonders alarmierende Frage und Antwort schloss einen Reporter ein, der sich erkundigte, woher der Minister wisse, dass die Infizierten tot und nicht nur von einer Krankheit befallen seien. Der Minister antwortete: »Lebendige Menschen haben keine Temperatur, die der sie umgebenden Lufttemperatur entspricht. Wir haben heute Morgen eines der Wesen in einen Laborkittel gekleidet und bei ihm über zwölf Stunden lang eine Körpertemperatur von 4,4 Grad Celsius gemessen.«

Die Menge keuchte ungläubig auf, dann wurden dem Podium weitere Fragen entgegengeschleudert. »Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, durch einen Biss infiziert zu werden?« Der Minister holte tief Luft und sagte: »Bis jetzt liegt die Übertragbarkeit dieser Krankheit nach einem Angriff, bei dem die Haut zerrissen wurde, bei hundert Prozent.«

Ich fasse es einfach nicht! Ich rufe jetzt meine Familie an.

Nachdem ich es eine halbe Stunde versucht hatte, wurde mir klar, dass ich das Gleiche tat wie der Rest der Vereinigten Staaten. Einer solchen Überlastung hält kein Telefonnetz der Welt stand. Ich versuchte es mit dem Handy. Mit dem gleichen Ergebnis. »Das Telefonnetz ist überlastet.« Während meiner Wählversuche lauschte ich dem, was der General zu sagen hatte.

»In dieser Lage besteht die beste Verteidigung darin, dass man zu Hause bleibt und auf Evakuierungsteams wartet. Gehen Sie infizierten Personen unter allen Umständen aus dem Weg. Falls sie gezwungen sind, sich mit einem dieser Individuen auseinanderzusetzen, zeigt nur eine Maßnahme Wirkung: ein Schädeltrauma. Sollten Sie in die unglückliche Lage geraten, sich gegen einen Verwandten verteidigen zu müssen, gehen Sie mit dem gleichen entschlossenen Selbstschutz vor wie gegen einen Fremden, denn ein ebensolcher wird dieser Verwandte dann für Sie sein. Tun Sie alles, um einen Biss zu verhindern; danach gibt es keine Möglichkeit mehr, eine Infektion zu vermeiden.

Die Meldungen unserer aus China zurückkehrenden Truppen lassen erkennen, dass die toten Geschöpfe in erster Linie von lauten Geräuschen angezogen werden. Offenbar folgen sie dem Lärm hauptsächlich, um Beute zu finden. Ich weise besonders daraufhin, dass es nur zu Ihrem Besten ist, wenn Sie im Haus bleiben, sich still verhalten und Ruhe bewahren. Laut den Einschätzungen unserer CIA-Quellen in China wütet die Krankheit dort seit mehr als drei Wochen, so dass sich das Land in einem katastrophalen Zustand befindet. Wenn wir es nicht anders und geschickter angehen als die Chinesen, sind wir vielleicht zum gleichen Schicksal verdammt.«

Der General wurde vom Podium geleitet, wobei er sich den ernsten Blick eines zivilen Regierungsbeamten einfing. Als Nächstes kam dann der Versuch eines Pressesprechers, mit ruhigen Worten die Rede des Generals fortzuführen.

Ich habe Angst ... Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll. Ich kann nur das Licht ausschalten, hier sitzen und schreiben. Selbst jetzt, wo ich hier sitze, hängt die Büchse an meiner Schulter ... Es hat geklopft. Bin gleich wieder da.

Ein Offizierskamerad von der Staffel ist vorbeigekommen, um von den Gerüchten zu erzählen, die er von Jake gehört hat, mit dem wir beide befreundet sind. Jake ist von einer Mission über einem Ausbruchsgebiet in Atlanta, Georgia, zurückgekehrt. Während der Mission hatte er zahlreiche Infizierte – also Tote – gesehen, die durch die Straßen im Süden der Stadt zogen. Jake hat gesagt, streunende Hunde hätten sie auf der Straße angebellt, und er hätte gesehen, dass die Infizierten versucht hatten, sich auf sie zu stürzen. Er hat sich mit der Digitalkamera rangezoomt und den Eindruck gewonnen, dass einige jüngere Stadtbanditen versuchten, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen. Sie hatten auf die Infizierten geschossen.

Wie mein Freund erzählt, war Jake nach der Landung weiß wie ein Gespenst und konnte nicht glauben, was seine Augen seinem Gehirn übersandt hatten. Das, was Jake erzählt hatte, jagte Chris, meinem mitternächtlichen Besucher, echte Furcht ein. Ich sah es an seinen Augen. Er fragte, ob ich mitkommen und im wieder eingerichteten Luftschutzkeller des Stützpunkts bleiben wollte. Ich wusste, was er meinte. Auf dem Stützpunkt gibt es zahlreiche Luftschutzkeller aus dem Kalten Krieg, die noch immer aktiv sind und hauptsächlich dazu verwendet werden, Proviant, Wasser und Medikamente für die Zivilverteidigung zu lagern. Ich schaute Chris an und sagte, er würde es schon auf die Reihe kriegen, wenn er nur die Ohren steifhalten und auf seinen Hintern aufpassen würde.

Ich sagte ihm, ich würde allein hierbleiben und versuchen, mich niemandem zu zeigen und so weiter. Er fragte, ob ich das ernst meinte, und ich bejahte. Dann ging er, und jetzt bin ich müde. Ich werde mich einschließen, die Nachrichten ansehen und dann VERSUCHEN, ein wenig Schlaf zu finden. Ich kann es noch immer nicht glauben. Ein Teil meines Ichs will es mit eigenen Augen sehen, ein anderer dagegen sich einfach nur mit den Kanonen unter dem Tisch verstecken und zittern.

Gestern Nacht habe ich kein Auge zugemacht. Ich habe laufend Polizei-, Notarzt- und Feuerwehrsirenen gehört. Es war sehr beunruhigend. Vermutlich habe ich in der Ferne Schüsse gehört. Es können aber auch Fehlzündungen eines Fahrzeugs gewesen sein. Bin um 5.00 Uhr aufgestanden und in die Garage gegangen, um Leuchtstoffbirnen für draußen und das Hausinnere zu holen. Normalerweise verwende ich normale Birnen, weil sie heller sind, doch angesichts meiner Lage muss ich vielleicht zeitweilig mit Solar- oder Batteriestrom auskommen, wenn eine Feuersbrunst die Trafos des Kraftwerks flachlegt.

Die Nachrichten zeigen nur Tod, Zerstörung und Untergang. Inzwischen meldet jede größere Stadt Fälle von wandelnden Toten. Heute Morgen habe ich angefangen, meine Fenster mit Brettern zu vernageln; auch die, die nicht auf Bodenebene liegen. Für den Fall der Fälle habe ich auch die beiden kritischen Fenster verrammelt, denen ich kürzlich erst Gitter verpasste. Hinsichtlich der Fenster fühle ich mich sicher. Die Stromsparbirnen habe ich in die Außenleuchten geschraubt.

Nachteil: Wenn der Bewegungsmelder anschlägt, brauchen sie ein paar Sekunden, bis sie angehen.

Vorteil: Sie laugen meine Batterien nicht so schnell aus.

Ich mache mir zwar Sorgen um meine Sicherheit, aber ergreife jede Vorsichtsmaßnahme, die dazu beitragen kann, dass es mir gutgeht. Ich ordne meine Vorräte neu, damit ich auf dem Laufenden bleibe und immer weiß, wie viel Wasser und Proviant ich konsumiere. Ich habe außerdem den Säuregehalt der Batterien überprüft. Er ist in Ordnung. Sie müssten halten bis ... tja, momentan möchte ich da eigentlich nicht weiter drüber nachdenken.

Bin endlich zu meiner Mutter und meinem Stiefvater (Papa) durchgekommen. Mama war hysterisch. Ich musste mit Papa reden, um überhaupt mal zu Wort zu kommen. Papa sagt, dass die Lage bei ihnen so weit okay ist und sie gar nicht sicherer sein könnten. Sie haben bisher nirgendwo Anzeichen der Krankheit gesehen, aber er hat mir nicht verschwiegen, dass es Meldungen über einen möglichen Ausbruch im Ort (15 Kilometer entfernt) gibt.

Falls es zu Plünderungen kommen sollte, sind sie mit Kanonen und Hunden auf den schlimmsten Fall vorbereitet. Ich habe Papa gefragt, was er vorhat, wenn die Lage bei ihnen zu schlimm wird. Er sagt, er würde, wenn es wirklich schlimm kommt, möglicherweise mit Mama und den Hunden zur Fincher-Höhle abhauen. Das ist die kleine Höhle, in der ich als Kind oft gespielt habe. Der alte Fincher hat immer gedroht, er würde mich mit einer Ladung Steinsalz aus seiner Schrotflinte über den Haufen schießen, wenn ich weiterhin ohne meine Eltern in die Höhle ginge. Es kommt mir vor, als wäre das Jahrhunderte her. Damals war ich erst zwölf. Ich sagte, ich würde mit ihnen in Verbindung bleiben, solange die Leitungen funktionieren. Mit dem Handy hat es keinen Zweck mehr, das ist tot. Die wartungsaufwendigen Unternehmen werden als Erste abschmieren.

Heute haben die Lampen geflackert. Das kommt hier nicht alle Tage vor. Als es passierte, war ich gerade mit Waffenreinigen beschäftigt. Ich fürchtete, es bliebe endgültig finster, aber dann ging das Licht wieder an. Im Wind kann man Sirenen und Schüsse hören. Das ist so ziemlich alles, was ich heute gehört habe. Als ich vom Telefon zurückkam (wollte Papa anrufen, doch ohne Erfolg), nahm ich Maßnahmen in Angriff, um mein Haus nicht allzu bewohnt erscheinen zu lassen.

Mit dem Tacker habe ich einige überzählige Decken an den verstärkten Fenstern befestigt, damit kein Licht nach draußen fällt, wenn ich den Computer oder den Fernseher einschalte, um die Nachrichten zu sehen. Ich habe noch ein paar alte Batterien von meinem letzten Laptop übrig. War zwar nicht das gleiche Modell wie der Apple, aber wenn es sein muss, krieg ich sie mit einem Stromkabel zum Laufen. Für alle Fälle. Ich habe meine Webcam mit Klebeband verdrahtet. Nun bewacht sie meinen Vorgarten, so dass ich keine Vorhänge aufziehen muss, um rauszuschauen. Ein Blick auf den Bildschirm genügt.

Wenn sich mein Computer im Schlafmodus befindet (also bei geschlossenem Deckel), sehe ich nicht mal die Bewegung der Nadeln auf der Anzeige des Batteriemessgeräts. Ich musste das Ersatz-USB-Kabel meines Druckers nehmen, aber ich werde in absehbarer Zeit wohl kaum Pizza-Gutscheine oder sonst was ausdrucken wollen oder müssen. Ich habe einige E-Mails verschickt, die alle zurückkamen, und zahlreiche Fehlermeldungen erhalten, die besagen, dass der Server mit der Nummer Soundso nicht mehr aktiv ist. Es ist jetzt dunkel hier. Ich würde gern mit dem Fotoapparat hochgehen und aus den Fenstern im oberen Stockwerk knipsen. Aber ich habe zu viel Angst.

Ich bin aufgewacht, weil ich Schüsse hörte. Diesmal in der Nähe. Ich habe die Kamera eingeschaltet. Sieht aus, als stünde ein grüner Army-Laster unter der Straßenlaterne an der Ecke vor meinem Haus. Soldaten laden einen Toten in den hinteren Teil des Lasters. Ich muss heute Nacht schlafen. Das Grundstück ist sicher ... Ich bin soeben das Risiko eingegangen, eine rezeptfreie Einschlafhilfe (nur die halbe Dosis) einzunehmen, um ein bisschen Ruhe zu finden. In den Nachrichten heißt es, dass in der Innenstadt jetzt das Kriegsrecht gilt. Ich wohne am Stadtrand. Wenn hier öfters Soldaten aufkreuzen, könnte es auch hier angewandt werden. Ach ja, die Staffel hat mich heute angerufen, aber ich bin nicht rangegangen. Mein kommandierender Offizier hat mir mitgeteilt, ich solle mich im Luftschutzkeller melden und ihn nach Erhalt dieser Botschaft sofort anrufen. Ja, klar, leck mich, Sir ... Ich merke, dass ich müde werde ...

Meeresrauschen aus dem MP3-Player hat mich einschlafen lassen. Ich habe das Ding etwas lauter gestellt, damit es den Lärm von draußen übertönt. Bin gegen 3.00 Uhr aufgewacht und pissen gegangen. Hatte tatsächlich komplett vergessen, was überhaupt los war. Fühlte mich an meine Kindheit und Jugend erinnert, wenn irgendwas Übles passiert war, etwa ein Todesfall in der Familie. Auch da hatte es kurze Momente von Leichtfertigkeit gegeben, in denen mein Geist die Tragödie vergaß, bis die kalten und harten Fakten einen wieder einholten. In der Sekunde, in der ich die Hand ausstreckte, um den Fernseher einzuschalten, kehrte die Tragödie in mein bewusstes Denken zurück. Ich schaute mir pausenlos schwafelnde Köpfe an, die mich an ihren Theorien über Ursache und Wirkung teilhaben ließen. Die Börse ist auf einem Tiefpunkt, von dem sie sich nicht erholen wird.

Die Hubschrauberflotte der Küstenwache ist aufs Festland beordert worden, um Polizei und Militär bei der Evakuierung stark betroffener Gebiete zu unterstützen. Ein Filmbericht, der mir einen besonders heftigen Tiefschlag versetzte, zeigte eine Gruppe von Überlebenden auf einem Hausdach in San Diego. Der Hubschrauber umkreiste das Dach des Gebäudes, und ich sah, wie der Rotorwind an den Haaren und Kleidern der Menschen zerrte. Sie saßen auf einer riesigen Klimaanlage fest; allem Anschein nach hatten sie die erklommen, um ihren Verfolgern zu entwischen (einem Dutzend wandelnder Leichname). Ein besonders schreckliches Bild war das einer Mutter und ihrer Tochter. Die Mutter hatte den Mund der Tochter mit Klebeband verschlossen und ihre Arme und Beine gefesselt. Die Tochter war keine mehr von uns. Sie war tot. Die Mutter wollte nicht von ihr lassen. Arme, unwissende Frau.

Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll, dass die Welt in Stücke fällt. Auf den Nachrichtenlaufbändern rollen die Namen zahlloser Städte vorbei. Sogar meine Stadt hat einen Platz auf dem unteren Bildschirmrand erobert. Es gibt keine Werbung mehr im Fernsehen; nur noch schwafelnde Köpfe.

Korrespondent: »Das, was Sie nun sehen werden, ist für die Augen kleiner Kinder nicht geeignet.

Eine Journalistengruppe fährt in einem Kleinbus des Senders durch die Chicagoer Innenstadt. Die Kamera ist auf den Fahrer gerichtet. Man sieht deutlich, wie erschüttert er ist und sich Mühe gibt, den Wagen nicht von der Straße abkommen zu lassen. Dann schwenkt die Kamera in Fahrtrichtung. Geradeaus und an beiden Seiten des Wagens: ein Gestaltenmeer. Ich erkannte, dass der Wagen so schnell wie möglich fuhr. Man hörte eine Männerstimme aus dem hinteren Teil des Autos, die irgendwas schrie. Der Fahrer gab sein Bestes, um sich durch die Menge zu fädeln, doch es kamen zu viele Tote auf sein Fahrzeug zu, um allen davon ausweichen zu können. Die Kamera schwenkte wieder zum Rücksitz und zeigte die Berichterstatterin.

Sie sagte: »Wie Sie sehen, wäre es SELBSTMORD, nach Chicago zu kommen. Möge Gott uns allen beistehen.«

Dann fuhr sie sich mit dem Zeigefinger über den Hals, und die Kamera wurde abgeschaltet. Der Bildschirm zeigte wieder den Nachrichtensprecher im Studio. Er verkündete halbherzig seine Hoffnung, die Kollegen bald gesund wiederzusehen und bemühte sich, sein aufgesetztes Lächeln nicht entgleisen zu lassen. Ich schaltete den Fernseher aus, ging raus und taxierte mein Haus.

→ Umzäunungsmauer: Massiv.→Situation auf der Straße: Es sind nur Notarztwagen unterwegs. Ich sehe ein paar menschliche Gestalten, kann aber nicht erkennen, ob sie Freund oder Feind sind.→ Bedrohungen: Ich sehe in einer Entfernung von etwa eineinhalb Kilometern eine Feuersbrunst. Anhand der Rauchentwicklung erkenne ich, dass sie sich nicht in meine Richtung bewegt.