Tagebuch eines EX-Bank-Managers - Frank Uffmann - E-Book

Tagebuch eines EX-Bank-Managers E-Book

Frank Uffmann

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Beschreibung

Als dem Bankmanager bewusst wurde, der Stein fällt ins Wasser und die entstehende Welle wird sein Leben verändern, da wollte er nicht länger sein Leben träumen, sondern seinen Traum leben. Jetzt fehlte nur noch der richtige Zeitpunkt und MUT, Mut den Sprung zu wagen, um daraus die Chance seines Lebens zu machen. Dieses Tagebuch schildert die Erlebnisse, Gefühle und Befürchtungen von Frank Uffmann während seines Trennungsprozesses von seinem Arbeitgeber. Das Tagebuch war dabei sein Begleiter in den letzten neun Monaten in der Bank und den anschließenden einhundert Tagen als Kücheneindringling bei seiner Frau zu Hause, die Ihre eigene Perspektive zu dem Erlebten in diesem Buch schreibt. Ein Buch eines Managers für Manager, das unbedingt Mut macht: Es gibt ein Leben danach!

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Seitenzahl: 170

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Inhalt

Widmung

Herzlich willkommen!

Teil 1 Die Entscheidung - vor 373 Tagen

31. Dezember 2014 – Silvester

06. Januar 2015 – Heilige Drei Könige

14. Januar 2015 - Frankfurt

15. Januar 2015 – D-Day

11. Februar 2015 – Termin bei meinem Rechtsanwalt

20. Februar 2015 – Strukturiertes Interview

23. März 2015 – Beurteilungsgespräch

27. März 2015 – Telefonat mit Herrn Hasenborg

30./31. März 2015 – Drei Stunden Bauchgrummeln

Teil 2 Die Trennung – Vor 282 Tagen

01. April 2015 – Verkündung

April 2015 – Schweres Geschütz

Mai 2015 – Lame Duck

Juni 2015 – Ein kleiner Sieg

12. Juni 2015 – Perspektivgespräch mit Hermann

22. Juni 2015 – Einstieg in den Ausstieg

30. Juni 2015 – Abschied als Vertrauensmann

Juli 2015 – Ruhe vor dem Sturm

05. August 2015 – Das lange Warten hat ein Ende

08. August 2015 – Wie sag ich es unseren Freunden?

09. August 2015 – Gewöhnungseffekt

13. August 2015 – Gang nach Canossa

21. August 2015 – Der finale Vorschlag

Teil 3 Noch 4 Wochen Bank– vor 132 Tagen

29. August 2015 – Fackelzug in Neuss

30./31. August 2015 – Schützenfest in Neuss

Januar bis August 2015 – Sichtweise Marion

04. September 2015 – Mein letzter Monat Bank

10. September 2015 – Übergabe der Verantwortung

14. - 22. September 2015 – Flucht in die Provence

23. September 2015 – Tag der Unterschrift

September 2015 – Sichtweise Marion

Teil 4 100 Tage ohne Bank – vor 100 Tagen

Zum Verständnis

01. Oktober 2015 – Mein erster Tag ohne Bank

01. Oktober 2015 – Sichtweise Marion

05. Oktober 2015 – Heute startet meine Pause

09/10. Oktober 2015 – Mein Morgenprogramm

30. Oktober 2015 – Ich werde überwacht!

Monat Oktober 2015 – Ein Tag nur für meine Mama!

Monat Oktober 2015 – Sichtweise Marion

Monat November 2015 – Aus den Augen aus dem Sinn

Monat November 2015 – Sichtweise Marion

01. Dezember 2015 – Finanzielle Freiräume

Monat Dezember 2015 – Déjà-vu

Monat Dezember 2015 – Sichtweise Marion

Silvester 2015 – Heute vor einem Jahr, als alles begann

Silvester 2015 – Sichtweise Marion

08. Januar 2016 – 100 Tage zu Hause

8. Januar 2016 – Sichtweise Marion

Nachsatz

Frauen haben doch immer das letzte Wort

Was hat sich in 373 Tagen verändert?

Schlusswort

Widmung

Für meine Mutter

Wenn ich an meine Kindheit denke, dann fallen mir viele schöne Erinnerungen ein, die Du im Wesentlichen geprägt hast. Bei Dir war immer der sicherste Ort auf der Welt und ich fühlte mich unendlich geborgen. Als Kind und Jugendlicher erlebte ich das in einer Selbstverständlichkeit, wobei heute, mit 57 Jahren und selbst Vater einer Tochter, bin ich mit einer größeren Achtsamkeit ausgestattet. Mit Deinen heute 86 Jahren hast Du die schweren Monate am Anfang dieses Jahres bravourös gemeistert und ich erlebe dich dankbar und glücklich. Ich nutze hier die Chance Dir Danke zu schreiben, dass Du immer für mich da warst und bist und ich gebe Dir das Versprechen, wann immer Du mich brauchst, für Dich da zu sein.

Dein Kleiner

Widmung von Marion

Für meine Freundinnen

Danke all diesen wunderbaren und einzigartigen Menschen an meiner Seite! Selbst wenn der ein oder andere von Euch viele Kilometer von mir entfernt ist, so sind wir uns doch im Herzen ganz nah. Ihr seid ein elementarer Teil meines Lebens und bereichert mich.

Herzlich willkommen!

Die letzten 373 Tage waren die spannendsten Tage meines Lebens. In diesen Tagen bin ich den Weg vom angestellten Manager zum Ex-Manager gegangen und begann die ersten Schritte meines Abenteuers. Ich denke, das könnte auch Sie interessieren, insbesondere dann, wenn Sie selbst angestellte Führungskraft sind, denn wie leicht kann sich auch Ihr Status in der heutigen Zeit ändern. In der deutschen Wirtschaft ist eine Trennung mittlerweile ein probates Stilmittel vieler Personalabteilungen und gehört damit zur Tagesordnung. Die Zeiten, in denen ein Manager nur dann seinen Job verloren hat, wenn er goldene Löffel gestohlen hat, sind längst passé. Strukturveränderungen in Unternehmen finden täglich statt und ein Haupttreiber dafür sind wie so oft die Personalkosten, die gerade in Führungspositionen hoch sind. Der ein oder andere von Ihnen wird sich gerade mit zunehmendem Alter gedanklich mit dieser Thematik schon beschäftigt haben. Nun gut, wünschen will ich Ihnen meinen Weg nicht. Oder doch, denn ich hatte seit Jahren einen Traum, den ich nun leben wollte. Zugegebenermassen kam der erste Stein nicht ganz freiwillig ins Rollen, doch ich glaube fest an Bestimmung. Mein Weg hat mich befreit und was das inhaltlich bedeutet und was die Zeit danach mit mir gemacht hat, das lesen Sie auf den kommenden Seiten. Darüber hinaus gibt Ihnen dieses Tagebuch einen Einblick in die Trennungsgeschichte zwischen meinem Arbeitgeber und mir - als Mitglied der Geschäftsleitung im mittleren Management einer Bank - mit all meinen Gedanken und Gefühlen. Ich gewähre Ihnen mit diesen Zeilen somit einen Einblick in meine Seele. Das Tagebuch startet dabei am 31.Dezember 2014, erzählt also von meinen letzten neun Monaten in der Bank, und endet am 08. Januar 2016 mit dem einhundertsten Tag nach meinem Exit. Ein Perspektivwechsel aus Sicht meiner Frau Marion, insbesondere für die Zeit meiner Freistellung - also ab dem Zeitpunkt als Kücheneindringling - bereichert dieses Buch und fügt meinem Eigenbild das Fremdbild meiner Ehefrau hinzu. Durch diese Facette werden sowohl meine Frau als auch ich jeweils Beobachter und handelnde Person. Damit das Buch mehr Qualität und Struktur bekommt, hatten wir uns im Vorfeld für den Zeitraum der ersten 100 Tage nach dem Bankaustritt neun Fragen ausgedacht, die wir mehr oder weniger jeweils getrennt im Buch beantworten. Sie finden die Fragen auf Seite 91, falls Sie schon einmal einen Blick riskieren wollen. Im Text befinden sich hin und wieder Sachinformationen unter der Überschrift Nachgelesen, wie z.B. zum nächstfolgenden Thema Dreikönigskuchen, um den Hintergrund zu erläutern. Des Weiteren habe ich in der Anlage ein Stichwortverzeichnis von A wie Angst bis Z wie Ziele eingefügt, um meine Gedanken, Erlebnisse und Veränderungen der ersten 100 Tage für den Leser mit wenig Zeit festzuhalten.

Sie werden es schon bemerkt haben, im Buch steckt das ein oder andere Emoji1, das in der Regel selbsterklärend ist. Mir haben die Emojis viel Freude bereitet und ich hoffe, Ihnen auch, denn damit kommt schon ein Teil meiner Lebenseinstellung – im Leben nicht alles so ernst zu nehmen – zum Ausdruck.

Fazit: Ich will Ihnen mit diesem Buch Mut machen, denn es gibt ein Leben danach. Wie mein Leben ab dem einhundertsten Tag weitergehen wird, weiß ich noch nicht, aber ich habe eine klare Vorstellung davon. Ich bin absoluter Optimist und ich stecke aktuell voller Ideen und Energie wie selten in meinem Leben zuvor und freue mich schon auf die Umsetzung vieler Dinge in die Realität, wie das Schreiben dieses Buches. Mit der Energie war das zwar in den letzten 373 Tagen nicht immer so, aber lesen Sie selbst…

1 Emojis sind von der Seite shutterstock.com oder eigene Zeichnungen

Teil 1 Die Entscheidung - vor 373 Tagen

31. Dezember 2014 – Silvester

Es sollte eine ganz normale Silvesterfeier werden, war es aber nicht und aus der heutigen Sicht schon mal gar nicht. Sie wollen wissen, warum? Ich erzähl es Ihnen!

Einige Tage vor Silvester überlegten Marion und ich, zwischen den Tagen zu verreisen, wobei wir zuerst an Oberstdorf im Allgäu dachten, was wir dann aber verwarfen. Stattdessen fiel uns Frankfurt ein, genauer gesagt das Hotel Lindner mit einem Zimmer im 15. Stock. Jetzt werden Sie fragen, wie kamen die ausgerechnet auf den 15. Stock im Hotel Lindner? Ganz einfach, wir waren schon einmal dort, natürlich im 15. Stock, hatten damals einen grandiosen Ausblick auf die Stadt und wir stellten uns das zu Silvester farbenfroh vor. Tolle Idee! Machen wir aber nicht, denn zu guter Letzt meinte Marion: "Ach Schatz, lass uns doch endlich mal wirklich den Turbo aus unserem Leben herausnehmen und zu Hause bleiben. Wir könnten dann ja ab 22.00 Uhr mit der Straßenbahn an die Kasematten2 an den Rhein fahren". Überzeugt! Die Aussicht auf keinerlei Autofahrten zwischen den Tagen fand ich gut und gegen das Geldsparen sträubt sich meine Bankerseele nicht wirklich.

Silvester abends: "Ach Schatz, bei uns zu Hause ist es doch auch ganz schön", meint meine Frau im Laufe des Abends. Fängt bei meiner Frau ein Satz mit "ach Schatz" an, dann kennen Sie ja schon meine Reaktion: Überzeugt! Lecker Essen, Weinchen trinken und kurz vor Mitternacht stellen wir wie im letzten Jahr wieder ARD-Fernsehen an und zählen den Countdown mit: 9-8-7-6-5-4-3-2-1- Küsschen; dann gehen wir raus auf den Balkon, von wo aus wir das Feuerwerk betrachten. Zunächst nehmen die Raketen, Knaller und Lichtblitze unsere Aufmerksamkeit voll und ganz in Anspruch, bevor wir dann für jeden von uns diese ganz langen Wunderkerzen anzünden und damit das neue Jahr begrüßen. Diese langen Dinger brennen sehr langsam und kontinuierlich ab und auch wildes Kreisen durch die Luft beschleunigt diesen Prozess nicht.

Endlich sind sie abgebrannt und wir verfolgen mit großen Augen das imposante Feuerwerk unseres Nachbarn. Nach und nach macht sich bei mir im ganzen Körper eine Ruhe breit, die mich durchströmt und erst langsam, dann immer stärker steigt ein Gefühl in mir auf, das ich in meinem ganzen Leben so noch nicht erlebt habe. Zuversicht macht sich in mir breit, als wenn mir jede Zelle meines Körpers zurufen würde: "Das wird dein Jahr". Dieses Gefühl ist so intensiv, als könnte ich es anfassen. Ich fühle fast körperlich die Präsenz, als ob mich jemand mit einem Zauberstab auf dem Kopf berührt. Mir ist sofort klar, in diesem Jahr wird etwas Besonderes passieren und zwar im positiven Sinne, und es durchströmt mich minutenlang bis in die letzte Faser meines Körpers. Während ich das jetzt schreibe, denke ich: "Das klingt absolut esoterisch", und das bei mir, einem eher rationalen Manager aus der Bank. Tatsache ist, genauso habe ich es gefühlt!

Langsam nimmt die Intensität wieder ab, bis nichts mehr davon spürbar ist. Ich frage mich, ob Marion das ebenso erlebt hat wie ich oder nicht. Auf meine diesbezügliche Frage ernte ich von meiner Frau einen ungläubigen Blick, der eher die Frage nach dem Alkoholgehalt in meinem Blut stellt, als nach wirren Gefühlen während des Silvesterfeuerwerkes. Auch wenn ich das im jetzigen Moment nicht weiter einordnen kann, aber eines ist mir klar: Dieses Gefühl hat eine Bedeutung für mich im Jahr 2015! Es wird aber nicht das letzte Mal sein, dass mich dieses Gefühl einholt…

06. Januar 2015 – Heilige Drei Könige

In den ersten Tagen des neuen Jahres erzähle ich das Erlebnis aus der Silvesternacht mit dem für mich unglaublich positiven Gefühl immer wieder meiner Frau und ich vermute, sie ist schon etwas genervt, bis sich Folgendes ereignet.

Heilige Drei Könige, 06. Januar 2015, die politische Welt in Deutschland schaut nach Wildbad Kreuth in Bayern zu Herrn Seehofer und seiner Partei und wir schauen beim Kaffeetrinken auf unseren Esstisch: Dreikönigskuchen vom Konditor Heinemann. Lecker!

Wir kannten den Brauch schon aus unserer Kindheit, dass Sternsinger zu uns an die Tür kamen, ein Lied im Tausch gegen eine Spende Süssigkeiten und/oder Geld sangen und im Anschluss das Haus segneten, was leider bisher bei uns in Düsseldorf noch nicht der Fall war.

Los geht´s: Ich nehme das Messer in die Hand und schneide den Kuchen an. Der Kuchen ist ganz locker gebacken und das Metall gleitet hindurch. Jetzt führe ich den zweiten Schnitt aus und damit ist das erste Stück abgeschnitten. Meine Frau und ich einigen uns darauf, dass ich, der Hausherr , das erste Stück vom Kuchen bekomme. Ich nehme das Stück heraus und von der linken Seite lächelt mich das Püppchen an, als wollte es schon aus dem Stück heraus auf meinen Teller springen. Meine Frau klatscht aufgeregt in die Hände und ich schaue ein wenig ungläubig auf diese kleine weiße Figur, um dann endlich auch in die Hände zu klatschen, die Arme hoch zu strecken und "Jaaaa" zu rufen, "das wird mein Jahr", und dabei setze ich schon mal meine Krone auf! Und da ist es zum zweiten Mal, dieses Gefühl, ebenso intensiv, aber viel kürzer im Zeitverlauf. Es ist wie angeknipst, füllt mich aus und ich fühle es wieder in mir, wie es mich ganz und gar durchströmt, wächst und wächst und ich wieder diese Zuversicht und den Optimismus verspüre. Ich verstehe das zwar nicht, ich weiß auch nicht, woher es kommt, aber dieses Gefühl macht etwas mit mir. Während wir unseren Kuchen dann genüsslich verspeisen, verschwindet dieses Gefühl wieder, wobei ich aber nach wie vor mit der Krone auf dem Kopf am Tisch sitze und lächele. Es hat etwas zu bedeuten…

14. Januar 2015 - Frankfurt

Die Spatzen pfeifen es seit einigen Tagen von den Dächern: Es wird eine Strukturveränderung in der Bank kommen! Für den morgigen Tag sind drei Telefonkonferenzen angekündigt: um 07.30 Uhr mit meinem Chef, um 08.00 Uhr mit dem Vorstand und den drei Führungsebenen und um 08.45 Uhr mit dem Vorstand und allen Mitarbeitern. Die Bedeutung ist mir klar: Morgen werden wichtige Neuigkeiten verkündet, Vorboten der neuen Struktur in der Bank.

Heute ist der 14. Januar 2015 und ich bin in Frankfurt in der Zentrale meiner Bank zu einer Tagung zum Thema Kredit eingeladen. Ich stehe unten am Hochhaus an der Treppe, die mir heute riesengroß vorkommt und ich fühle mich so klein beim Blick auf den Glasturm mit seinen fünfzig Stockwerken. Ich verweile noch einen Moment in der Betrachtung des Himmels im Spiegelbild der Fensterfassade und plötzlich ist er da, der Gedanke schießt mir unaufhaltsam in den Kopf: "Heute bist Du das letzte Mal in der Zentrale". Ich weiß bis heute nicht, woher der Gedanke kam, aber er begleitet mich den ganzen Tag und ich genieße den Aufenthalt im Bewusstsein des letzten Males. Die Gespräche mit vielen mir bekannten Kollegen, die ich in den letzten 33 Jahren kennen und schätzen gelernt habe, bestätigen mich in der Erkenntnis, es weht der Wind der Veränderung in der Bank. Ich gehe extra noch einmal auf die Toilette, von der man einen besonderen Ausblick auf das Gebäude einer anderen Bank genießen kann und denke dabei: "Ja, das ist wahrlich ein beeindruckender Ausblick." Dazu passt aus meiner Sicht das Erleichtern auf der Toilette nicht unbedingt, aber Shit happens – das Wortspiel sei mir an dieser Stelle erlaubt.

Nachgelesen:Shit happens3 ist eine englischsprachige Redewendung, die mit Scheiße passiert im Sinne von dumm gelaufen übersetzt werden könnte. Die Redewendung beschreibt das unvermeidliche Auftreten von Ärgernissen oder Rückschlägen. Sie wird oft eingesetzt um auszudrücken, dass selbst gute Planung Probleme nicht ausschließen kann und Betroffene daran nicht verzweifeln sollten.

Am späteren Nachmittag ist die Konferenz zu Ende und es liegt eine Spannung wegen der morgigen Telefonkonferenzen in der Luft, die greifbar scheint. Überall höre ich dazu Wortfetzen, als wenn es kein anderes Thema geben würde. Ich gehe gemächlich zwischen den diskutierenden Kollegen durch, schreite zum Fenster und genieße den Ausblick, verabschiede mich von dem ein oder anderen mit Handschlag und guten Wünschen für die Zukunft, bevor ich mich am Fahrstuhl noch einmal umwende. Mein Gefühl und Verstand sagen mir in diesem Moment: "Das war`s." Der Gedanke ist so klar in mir, als wären die Entscheidungen dazu schon gefallen. Auf der zweistündigen Autofahrt zurück nach Düsseldorf denke ich noch lange über meine Gedanken und Emotionen nach und ich bin froh, abends wieder zu Hause zu sein und meiner Frau davon zu erzählen.

15. Januar 2015 – D-Day

Wenn heute der Tag einer Invasion wäre, dann hieße der wohl im Fachjargon D-Day. Der 15. Januar 2015 ist mein Tag X, den ich so schnell nicht vergessen werde, denn heute kommt das nächste Puzzleteil hinzu und ich begreife plötzlich, worauf mein weiterer Lebensweg hinausläuft. Nach dem gestrigen Tag in Frankfurt sitze ich nun um 07.30 Uhr am Schreibtisch, lausche in den folgenden Telefonkonferenzen zuerst meinem Chef und im Anschluss daran zweimal nacheinander meinem Vorstand. Der Inhalt ist jedes Mal die Strukturveränderung, entweder aus der jeweiligen Perspektive geschildert oder adressatengerecht aufbereitet und verkündet. Kurzfassung: "Wir sind als Bank auf einem guten Weg und haben seit der Integration ungefähr 300 Filialen geschlossen und die Konsequenz daraus ist, dass wir in Zukunft nicht mehr so viele Führungskräfte benötigen. Aus diesem Grund legt die Bank zwei Führungsebenen zusammen in zukünftig eine Führungsebene." Über die Folgen bin ich mir sofort im Klaren: 200 leitende Angestellte sind nach der Zusammenlegung der Führungsebenen zu viel an Bord. Mein erster Impuls ist: "Das kommt früher, als ich erwartet habe, ist aber für mich keine Überraschung." Inhaltlich stimme ich meinem Vorstand absolut zu, das ist der richtige Schritt für die Bank, die Kunden und auch für die Aktionäre. Wenn ich in diesem Moment in mich hineinhorche, dann bin ich mit den Veränderungen fein und ein Grund dafür könnte mein Alter sein, denn ich werde in diesem Jahr 55 Jahre alt. In der Telefonkonferenz um 08.00 Uhr nennt mein zuständiger Vorstand auch schon die fünf Namen der jeweiligen Regionalvorstände, die in der Führungsebene direkt unter dem Vorstand arbeiten und einer davon ist ab sofort mein neuer Vor- Vorgesetzter. Da ich in Düsseldorf arbeite, ist für mich der Regionalvorstand Herr Hasenborg zuständig. Mit der Bekanntgabe dieses Namens ist mir alles klar: alea iacta est4, denn mit genau dieser Person habe ich eine gemeinsame Geschichte.

Rückblick:

Es muss im Jahr 2007 gewesen sein, als ich in der Bank meinen nächsten Karriereschritt, einen Aufstieg in die damals erste Führungsebene, in Angriff nahm. Mein damaliger Chef, der mich bereits im Jahre 2001 nach Würzburg in die Geschäftsleitung holte, war mittlerweile selbst zum Regionalvorstand befördert worden. Er war mein Förderer und Befürworter für die Zulassung zum Audit (Auswahlverfahren), das bei erfolgreichem Bestehen Voraussetzung für den nächsten Karriereschritt war. Nun sah das aktuelle Procedere in der Bank zu diesem Zeitpunkt allerdings ein zweites positives Votum von einem weiteren Regionalvorstand vor. Sie ahnen es schon? Genau diese Person war Herr Hasenborg, der damals seine Zustimmung verweigerte. Es gibt Momente im Leben, die vergesse ich ganz sicher nicht, und von diesem Erlebnis schreibe ich Ihnen jetzt.

Der damalige Besuch von Herrn Hasenborg erfolgte ohne Ankündigung und fiel überraschenderweise in die Mittagszeit. Ich hatte zum Essen für mich bereits eine Pizza bestellt, die ich Herrn Hasenborg nun anbot, brüderlich zu teilen.

Während des Essens hielten wir small talk bis der entscheidende Moment kam. Auf meine Frage nach einem positiven Votum für mein Audit erläuterte er mir, dass ich kein positives Votum von ihm erhalten würde. Seine Begründung: "Sie sind mir mit Ihren 47 Jahren zzu ALT!" Wow, das hat gesessen! Das erste Mal in meinem Leben war ich zu alt für etwas. Ich war zutiefst betroffen, vor allem wegen der Begründung. Wenn die Begründung leistungsbasiert gewesen wäre, das hätte ich verstanden. Da ich allerdings die Jahre zuvor immer eine gute bis sehr gute Leistung abgeliefert und auch bescheinigt bekommen hatte, konnte darin kein Grund für eine Absage liegen. Auf die Palme hat mich allerdings die Tatsache gebracht, dass der Kollege Hasenborg und ich gleichaltrig waren. Also für die erste Führungsebene war ich zu alt, aber für einen Regionalvorstand war das genau das richtige Alter?! Mir kam das in diesem Moment sehr verlogen vor. An den Rest des Gespräches erinnere ich mich ehrlich gesagt nicht mehr, wohl aber an die folgenden zwölf Monate, in denen mich das Gespräch immer mal wieder beschäftigte.