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Was macht so ein Tierschützer eigentlich den ganzen Tag? Auch wenn 2020 ein sehr spezielles Jahr war: Das Tierleid wurde und wird nicht weniger Dennoch rücken Tierschützer aus, um wenigstens einigen Tieren zu helfen. Mal mit mehr, aber leider auch mal mit weniger Erfolg. Ein sehr ehrliches Tagebuch, das einen Einblick in dieses spezielle Ehrenamt geben soll.
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Seitenzahl: 97
2020
Ich bin Bali.
Wenn ich nicht gerade Bücher schreibe oder Spiele entwickle, widme ich große Teile meiner freien Zeit der ehrenamtlichen Tätigkeit im Tierschutz. Angefangen hatte alles vor elf Jahren in Berlin, wo ich als freiwillige Helferin in einer Katzenstation mit anpackte. Danach ging es in Nordfriesland weiter. Dort bin ich inzwischen stellvertretende Leiterin eines Katzenschutzvereins. Und vor knapp zwei Jahren kam so sukzessive die Pflege der Igel dazu. Igel sind viel aufwendiger als Katzen, und ich betrachte mich immer noch als Anfänger.
Meine Tierliebe ist inzwischen weitreichend bekannt. Meine Zuverlässigkeit und Loyalität auch. Aber leider auch meine etwas zu kurz geratene Zündschnur.
Als ich dieses Tagebuch angefangen hatte, ahnte ich noch nicht, dass 2020 ein sehr spezielles Jahr werden würde. Es bildet also nicht exakt den normalen Ablauf eines Tierschützers ab. Aber mal unter uns: Für einen Tierschützer gibt es auch keinen ganz normalen Ablauf. Viele Dinge waren so, wie sie jedes Jahr sind. Doch es gab auch Ereignisse, die ich so nicht vorhergesehen hätte.
Manches hat Corona stark ausgebremst. Zum Beispiel die üblichen Vor- und Nachkontrollen, die ich für unseren Verein (und auch befreundete Vereine) durchführe. Ganz zu schweigen von den vielen Reisen, die oft auch unter dem Motto „Tierschutz“ stehen und nicht stattfinden konnten. Dafür war für andere Dinge mehr Zeit als sonst. Wir mussten alle improvisieren.
Und so wie viele meiner sehr geschätzten Tierschutzfreunde habe auch ich versucht – so gut es unter den erschwerten Bedingungen ging – möglichst vielen Tieren zu helfen.
Dennoch haben mich einige Verluste sehr schwer getroffen.
Noch eine letzte Anmerkung:
Ich habe nicht hundertmal gegengelesen, habe nicht übermäßig auf Grammatik geachtet oder mir einen Kopf gemacht, wie ich unlogische Zeitsprünge vermeiden kann. Ich schreibe wie ich spreche. Wer das dennoch unerhört findet, darf gern mit dem Rotstift alles anstreichen, was nicht stimmt. Mir ging es primär um den Inhalt: Das Abbilden eines Zeitabschnitts im Leben eines Tierschützers.
Kleine Vorwarnung: Es dreht sich fast ausschließlich um Katzen und Igel. Das sind die Tiere, mit denen ich am meisten zu tun habe. Gerade die Igel spielen eine große Rolle und sind wirklich unheimlich liebenswerte Tiere.
Ich wünsche allen Lesern reges Interesse an diesem Buch. Lernt, leidet und freut euch mit mir!
Eure Bali.
01. Januar, Mittwoch
Mit sechs Katzen starte ich in das neue Jahr. Zwei davon herzkrank (Titus und Nike), eine uralte Fundkatze mit neurologischen und was weiß ich nicht noch Störungen (Trinity). Bleiben noch drei gesunde. Zwei davon sind Bulgaren (Ramses und Monk), und Pepe ist Nordfriese. Letztes Jahr waren es nur fünf. Pepe ist seit Oktober mit an Bord. Er war als Babykatze in meiner Obhut (mit drei Geschwistern), und ich behielt ihn, um die anderen Katzen zum Spielen anzuregen, und das klappt auch recht gut.
Heute Nachmittag kam meine Igelfreundin. Sie berichtete, dass viele ihrer Pflege-Igel noch wach sind oder immer wieder aufwachen, weil es zu warm ist. Vor allem Moses, Aaron und Cecilie wollen einfach nicht in den Winterschlaf.
07. Januar, Dienstag
Hab kaum geschlafen. Denn heute stand die OP von Trinity an. Das ist die mit den vielen Störungen. Sie hatte einen Knoten an der Schilddrüse, der kam heute raus. Sie sieht so erbärmlich aus, mit ihrem kahlrasierten Hals. Aber die Kleine ist unheimlich tapfer. Ich bin mega-stolz auf sie.
11. Januar, Samstag
Meine Igelfreundin brachte mir Alfred, meinen neuen Pflege-Igel. Er ist der Bruder von Aaron, also dem Igel, der immer wieder wach wird. Alfred kommt in ein Gehege auf meiner überdachten Terrasse. Hoffentlich schläft er bald.
Nachmittags habe ich eine junge Frau besucht, die bei uns in der Umgebung eine Art Gnadenhof betreibt, mit Pferden, Lamas und diversen Kleintieren. Sie war sehr sympathisch, und wir waren uns einig, dass Tierschützer unbedingt gut vernetzt sein sollten, um sich gegenseitig zu helfen.
15. Januar, Mittwoch
Heute musste ich mit Trinity und Pepe zum Tierarzt. Bei Trinity wurden die Fäden gezogen und ihre Zähne untersucht. Jupp, sie muss bald zur Zahnreinigung. Oh Mann, das arme Ding. Hilft aber nix. Pepe hingegen hatte es gut: Er wurde nur geimpft (die zweite Impfung in seinem noch jungen Katerleben). Gleich weiter zu meinem Katzenschutzverein: Mit Chefin Handkasse und Rechnungen durchgeguckt und besprochen, wer wann welche Nachkontrollen fährt. Das sind die Kontrollen, die wir ein paar Monate nach Vermittlung unserer Tiere machen.
Nachmittags mit meinem Grafiker noch die letzten Zeichnungen für „Katerstimmung“ besprochen. Das ist mein erstes Spiel, das ich herausbringen werde. Seit Oktober arbeite ich daran. Das Konzept stand recht schnell, aber die Grafiken für die Spielregeln, die Schreibblöcke, die Würfel und natürlich die Spielebox brauchen entsprechend Zeit. Doch wir sind schon in der letzten Phase. Bald kommt es raus!
16. Januar, Donnerstag
Ganzen Tag die Spielregeln ins Englische übersetzt und alle Texte immer wieder kontrolliert. Warum findet man nach dem fünfzigsten Durchlesen eigentlich immer noch Fehler?
19. Januar, Sonntag
Probespielen von „Katerstimmung“ bei mir daheim. Ja, passt alles.
Trinity schreit nachts wieder sehr viel. Die arme Maus!
21. Januar, Dienstag
Habe mein Gewerbe angemeldet. Es soll ja nicht bei „Katerstimmung“ bleiben. Ich möchte noch weitere Spiele entwickeln. Tierschutzspiele, wohlgemerkt. Heißt: Der Erlös der Spiele soll möglichst zurück in den Tierschutz gehen. Das ist schließlich mein Hauptanliegen.
Alfred schläft. Er ist ein ganz braver Igel. Ich kontrolliere sein Gehege jeden Tag. Dafür hat Pepe aber eine Wunde an der Schnauze. Ob er sich geschnitten hat? Also Termin beim Tierarzt machen.
Meine Igelfreundin war nachmittags zu Besuch.
Natürlich schaut sie auch nach Alfred, wenn sie hier ist.
24. Januar, Freitag
Schon wieder kaum geschlafen, denn heute ist der große Tag, an dem Trinity ihre Zahnreinigung hat. Während Trinity ihren Rausch ausschlief, war ich in meinem Katzenschutzverein und habe mit der Chefin die Spendenbescheinigungen geschrieben. Gegen frühen Abend bin ich dann mit Trinity nach Haus. Hab sie erst mal oben im Arbeitszimmer eingesperrt, damit die anderen sie nicht nerven. Und außerdem darf sie ja bis morgen früh nichts fressen. Ich bin so erleichtert. Meine Zaubermaus hat auch diese viel schwerere OP weggesteckt. Und das in ihrem hohen Alter!
27. Januar, Montag
Nun aber wirklich mit Pepe zum Tierarzt. Die Zinksalbe hat ihm nichts genützt, da müssen schärfere Geschosse her. Der Tierarzt gab ihm ein Antibiotikum und Kortison. Vielleicht ist es eine Autoimmunkrankheit. Sicher ist er sich nicht.
Trinity will nicht mehr fressen. Läuft andauernd vom Napf weg. Ich vermute Zahnwundschmerzen.
28. Januar, Dienstag
Trinity frisst wieder etwas. Aber abends schon wieder nicht mehr. Alles klar, dann muss ich mit ihr morgen wieder hin.
Heute viel telefoniert: Termine gemacht für Nachkontrollen.
29. Januar, Mittwoch
Mit Trinity zum Tierarzt. Er gab ihr ein Antibiotikum und Schmerzmittel. Letzteres soll ich ihr dann noch die nächsten Tage geben. Abends fraß sie auch schon wieder.
„Katerstimmung“ ist noch nicht ganz fertig, da bastel ich schon an dem nächsten Spiel: Das wird ein Brettspiel über Igel. Habe schon mal die Würfel entworfen und ein paar der Ereigniskarten. Ein neues Spiel zu entwickeln macht mir extrem viel Freude, vor allem mit so einem tollen Grafik Designer wie Andreas an meiner Seite. Hier, guckt doch mal:
www.baudissin.com
30. Januar, Donnerstag
Nachmittags wieder bei meiner Igelfreundin gewesen. Nur durch unsere regelmäßigen Treffen lerne ich die Igel-Pflege. Und außerdem ist sie eine echt tolle Frau. Ich nenne sie „Zweitmutti“, denn eine Mutti hatte ich ja nie so richtig, und altersmäßig kommt das perfekt hin. Meine Igelfreundin hat weit über 40 Jahre Erfahrung mit der Igel-Pflege und ist daher ein großes Vorbild für mich.
01. Februar, Samstag
Jetzt geht es los mit den Nachkontrollen. Die erste war in Niendorf, bei Familie M. Die haben einen Kater aus unserem Katzenschutzverein. Den Kater kenne ich gut. Er war vier Wochen zwecks Zähmung bei mir, denn er war ein Wildling und daher nicht vermittelbar. Ich freue mich, ihn wiederzusehen. Es geht ihm sehr gut bei diesem netten Ehepaar.
Danach bin ich weiter nach Bahrenfeld zu Familie L. Dort galt es einen Hund anzuschauen, der von einem mir bekannten Tierheim vermittelt wurde. Auch hier ist alles bestens. Wenn alle Kontrollen so laufen würden wie diese beiden, bräuchte ich nie wieder ausrücken!
02. Februar, Sonntag
Heute ist das jährliche Igel-Frühstück bei meiner Igelfreundin. Wir waren neun Leute. Es ging natürlich hauptsächlich um Igel. Die meisten von den Igelfreunden haben viele Igel in Pflege. Ich habe nur Alfred, der schläft. Aber ich bin ja auch noch Anfänger.
Die Igelfreunde bekamen, wer wollte, von mir Katzentrockenfutter mit. Das ist gut zum Zufüttern der Igel, was man - aufgrund des Klimawandels - fast das gesamte Jahr tun sollte. Für die Igel ist der Klimawandel (inklusive Insektensterben und Bodenversiegelung) eine Katastrophe. Und nicht nur für sie, sondern für alle Wildtiere.
03. Februar, Montag
Heute wieder viel Arbeit in Sachen „Katerstimmung“: Große Diskussion um die Würfelfarben zwischen mir, Andreas und dem Produzenten. Aber wir haben eine gute Einigung hinbekommen.
05. Februar, Mittwoch
Nachmittags eine Nachkontrolle gehabt. Bei Frau C. in Wilster. Sie hat zwei Katzen aus unserem Verein. Ja, dort war auch soweit alles okay. Nur ihren Balkon sollte sie vernetzen, sagte ich ihr, wenn sie mit den Katzen dort sitzt. Sie meinte, ihre Katzen würden niemals über den Balkon gehen. Also, ganz ehrlich: das Risiko würde ich im Leben nicht eingehen. Schon gar nicht mit einer vielbefahrenen Hauptstraße unmittelbar vor der Tür.
06. Februar, Donnerstag
Zwei Kontrollen stehen an: Die erste bei Frau E. in Blankenese, die einen Hund aus einem Tierheim hat, mit dem unser Katzenverein eng verbunden ist. Dem Hund geht es super. Frau E. ist klasse. Die zweite war in Rellingen bei Frau A. Eine Katze aus unserem Verein. Ja, die sieht auch gut aus. Keinerlei Probleme. Schön!
07. Februar, Freitag
Und noch eine Kontrolle. Mein Mann war dabei, denn danach wollten wir gleich weiter in die Sauna. Wir waren bei Frau O. in Burg angemeldet; sie hatte zwei Katzen aus unserem Verein adoptiert. Boah, waren die nett, also Frau O. und ihr Freund. Die Katzen sahen toll aus. Das reinste Paradies hier!
09. Februar, Sonntag
Es gibt eine fette Sturmwarnung für Norddeutschland und auch andere Teile unserer Republik. Das passt ja prima ins Programm, wo heute drei Bulgaren zu unserem Katzenschutzverein gefahren werden sollen. Unser Verein übernimmt diese Katzen von einer befreundeten Schutzstation in Varna. Manchmal machen wir das, wenn wir Platz haben. Ich fuhr also runter nach Hamburg, wo ich mich mit einer jungen Frau traf, die die Katzen letzte Nacht vom Transporter abholte. Dann fuhr ich im Sturm Richtung Nordfriesland. Chefin wollte nicht, dass ich die ganze Strecke fahre, weil der Sturm immer stärker wurde und traf sich mit mir auf dem Pendlerparkplatz Schafstedt. Ich überreichte ihr im peitschenden Regen die drei Körbchen und wünschte ihr eine gute Fahrt. Gott sei Dank musste sie nur noch eine halbe Stunde fahren. Dann waren die Bulgaren endlich in Sicherheit.
12. Februar, Mittwoch
Noch eine Nachkontrolle für ein Tierheim. Ein Hund in Pinneberg, bei Herrn M. Der war nett. So ein Nerd-Typ, noch recht jung, aber super-sympathisch! Dem Hund fehlt es hier an nichts.
Kurz vorm Schlafengehen sah mein Mann, wie unser Titus die Treppe regelrecht runterrutschte, als ob er die Hinterbeine nicht mehr bewegen könne. Um Himmels Willen, was ist denn nun mit Titus los?
13. Februar, Donnerstag
Titus wirkt wieder ganz normal. Ich beobachte ihn trotzdem weiter.
Am Nachmittag hatte ich eine Lesung in der Hamburger Sparkasse in Blankenese, mit meinem Buch „Pfotenengel“, einem Buch über Tierschutz. Das Wetter war extrem mistig, daher war es drinnen sehr gemütlich, aber leider waren auch nicht viele Leute gekommen. Ich wäre bei dem Wetter auch nicht freiwillig rausgegangen. Trotzdem war die Lesung sehr schön! Ich habe noch weitere Lesungen für dieses Jahr geplant und freue mich total darauf.
15. Februar, Samstag