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Willkommen in Elianes Café! Verbringen Sie dort ein paar angenehme Stunden mit Tamara und ihren Freundinnen. Seit Tamara bei ihrer Freundin Eliane im Café arbeitet, ist sie einer der glücklichsten Menschen auf Erden. Dachte sie zumindest bis vor ein paar Wochen, denn seit einiger Zeit verhält sich ihr Ehemann immer seltsamer. Hat er vielleicht eine Geliebte? Das kann sich Tamara allerdings nicht vorstellen, da er sich ihr gegenüber liebevoll wie immer verhält. Aber was ist es dann? Dazu kommt noch, dass sie drauf und dran ist, sich in einen anderen Mann zu verlieben. Verzweifelt sträubt sie sich gegen ihre Gefühle und versucht ihre Ehe zu retten.
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Seitenzahl: 161
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Bis vor ein paar Wochen war Tamara mit ihrem Leben rundum zufrieden gewesen. Das lag auch daran, dass ihr das Arbeiten im Café ihrer Freundin Eliane sehr gut gefällt. Immer ist sie für ihre Gäste da, vor allem, wenn diese Sorgen oder Probleme haben. Bis ihre eigene Welt plötzlich aus den Fugen gerät. Ihr Ehemann verhält sich seltsam und Tamara weiß nicht warum. Dass eine andere Frau im Spiel ist, glaubt sie eigentlich nicht, da er sie nach wie vor sehr liebevoll behandelt. Aber was ist es dann? Dazu kommt noch, dass sie Gefühle für einen anderen Mann entwickelt. Verzweifelt versucht sie sich dagegen zu wehren und ihre Ehe zu retten……
Manuela Kusterer, in Pforzheim geboren, Jahrgang 1964, lebt heute mit ihrem Mann und ihren zwei erwachsenen Söhnen in der Nähe von Karlsruhe. Dieser Roman ist die Fortsetzung von „Die Liebe, das Leben und die täglichen Katastrophen“ und spielt in Pforzheim. Außerdem hat die Autorin vier Regionalkrimis geschrieben, die im Nordschwarzwald spielen. Dann gibt es noch drei Kriminalromane, die in Pforzheim, Karlsruhe und Berlin angesiedelt sind.
Besuchen Sie die Autorin im Internetwww.manuelakusterer.com oder in Facebook: @autorinmanuelakusterer
Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden und toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.
Dieses Buch widme ich meiner lieben Oma
Fortsetzung von „Die Liebe, das Leben und die täglichen Katastrophen“
Tamara
Eliane
Im Café
Stadtbummel
Unangenehme Gedanken
Stammtisch
Schlaflose Nacht
Im Café
Markus
Im Café
Das Sofa
Im Café
WG
Verflixter Donnerstag
Stammtisch
Urlaub
Das Hofcafé
Rebecca und ihr Freund
Robert
Gardasee
Einweihung
Rebecca
Robert
Im Café
Gardasee
WG und Matthias
Stammtisch
Heimfahrt
Neue Idee
Das Abendessen
Im Café
Freundinnen
Sorgenkinder
Der Notfall
Tamara
Krankenhaus
Freunde
Besuch
Markus
Robert
Tamara
Überraschung
Epilog
Tamara saß hinter der Theke auf einem Hocker und hatte das Gesicht in ihre Hände gelegt. Seit sie in Elianes Café beschäftigt war, wirkte sie viel ausgeglichener. Sie hatte es eigentlich nicht nötig zu arbeiten, weil ihr Ehemann Geschäftsführer einer marktführenden Firma war und sehr gut verdiente. Aber Tamara genoss die Zeit hier mit den Gästen, und vor allem fühlte sie sich sehr wohl in ihrem Freundeskreis. Hatte sie sich doch früher mehr mit den Reichen und Schönen abgegeben und den wahren Wert der Freundschaft erst durch Eliane und deren Freundinnen kennengelernt. Diese bedeuteten ihr sehr viel, besser gesagt, sie hatten ihr ganzes Leben verändert. Ihr wurde erst jetzt bewusst, wie sehr sie sich zuvor doch oft gelangweilt hatte. Nun riss sie sich mit Gewalt aus ihrer Gedankenwelt. Hier war alle Arbeit getan. Das Café hatte geschlossen, alle Tische waren für den nächsten Tag gerichtet, sogar geputzt hatte Tamara, da die Putzfrau krank war. Jetzt saß sie hier und konnte sich nicht entschließen, nach Hause zu gehen. Sie musste sich eingestehen, dass sie sich in letzter Zeit dort nicht mehr wohl gefühlt hatte. Irgendetwas war geschehen.
Markus, ihr Mann war so verändert und sie konnte nicht einschätzen, warum dies so war. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er eine Geliebte hatte, nein, das glaubte Tamara wirklich nicht. Sie hatte auch nicht das Gefühl, dass er sie nicht mehr liebte. Nein, das war es auch nicht. Er war immer sehr aufmerksam zu ihr, aber er begehrte sie nicht mehr. Gut, wenn sie ehrlich war, ihr Sexleben war von Anfang an nicht so berauschend gewesen. Aber dafür hatten sie viele Gemeinsamkeiten. Man konnte sagen, sie lagen auf einer Wellenlänge. Natürlich hatten sie auch ab und zu miteinander geschlafen, aber das war nicht so gewesen, wie Tamara es von ihrem früheren Freund kannte. Dafür war diese Beziehung das reinste Chaos gewesen. Ihr Verflossener war krankhaft eifersüchtig und hatte ihr das Leben zur Hölle gemacht.
Dass es mit Markus im Bett nicht so stimmte, hatte ihr bis jetzt nichts ausgemacht, aber nun beachtete er sie seit Wochen kaum noch. Seufzend erhob sich Tamara, um nun doch nach Hause zu gehen. Ihr Mann würde wahrscheinlich erst spät kommen, und sie hatte das Gefühl, als ob er nicht mit ihr allein sein wollte. Sie konnte sein Verhalten nicht verstehen, denn wenn sie sich über irgendetwas unterhielten, hatte sich nichts in ihrer Beziehung verändert, da harmonierten sie sehr gut. Da waren die vielen gleichen Interessen und Hobbys…»Aber Schluss jetzt«, rief sich Tamara zur Ordnung, erhob sich, verließ das Café durch den Seiteneingang - der durch das angrenzende Wohnhaus des Inhabers führte - und eilte die Schwarzwaldstraße hinauf. Sie wohnte mit ihrem Mann in der Friedenstraße in Pforzheim, in der auch Eliane gewohnt hatte, bevor diese mit Timo in eine kleinere Wohnung ein paar Straßen weiter gezogen war.
Eliane führte zusammen mit ihrem Mann Timo das kleine „Café Früher“, ein liebevoll eingerichtetes Café, in dem man zur Ruhe kommen und sich ein bisschen wie in einer anderen Zeit fühlen konnte.
Zu Hause angekommen, schloss Tamara die Tür zu ihrem schönen Haus, das im Jugendstil erbaut worden war, auf und stellte verwundert fest, dass Markus schon da war. Er war in seinem Zimmer beschäftigt und gerade dabei, einen Koffer zu packen. Er besaß ein eigenes Zimmer, da das Haus groß genug war. Vor ein paar Wochen hatte er zu Tamara gesagt, dass er ein bisschen Freiraum bräuchte, da er nachts immer aufwachen würde, weil Tamara einen etwas unruhigen Schlaf hätte. Bis jetzt war ihr das nicht bewusst gewesen, aber sie hatte sich nichts dabei gedacht. Allerdings nun, durch sein seltsames Verhalten in letzter Zeit, machte sie sich auch darüber Gedanken. »Was machst du denn da?«, fragte sie verwundert. »Möchtest du verreisen?«
»Hallo, Tami. Ja, es tut mir leid, ich muss geschäftlich für eine Woche in die Schweiz fahren. Das hat sich heute so ergeben.« Er ging auf seine Frau zu, schloss diese liebevoll in seine Arme, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und wartete ab, was sie zu sagen hatte. Nach einer kurzen Pause meinte Tamara: »Gut, da kann man natürlich nichts machen. Vielleicht könnten wir danach mal ein bisschen Zeit miteinander verbringen. Wir sehen uns ja kaum noch.«
Markus antwortete: »Ja, das ist eine gute Idee. Lass uns das überlegen, wenn ich wieder da bin.« Er schien sehr erleichtert zu sein, dass Tamara ihm keine Szene machte. Obwohl das bei ihr so gut wie nie vorkam, hatte er doch mit mehr Widerstand gerechnet. Er drückte und küsste sie noch einmal, dieses Mal auf den Mund, sah sie kurz an und meinte: »Du siehst blass aus. Ich glaube, du arbeitest zu viel.« Dann verließ er das Haus, in dem er seine Frau nachdenklich zurückließ. Tatsächlich sah sie etwas angeschlagen aus. Die Blässe wurde durch ihren halblangen, dunklen Fransenhaarschnitt noch betont. Ein paar Strähnen hingen ihr wirr ins Gesicht.
Eliane saß mit ihrem Ehemann auf der Couch in ihrer gemütlich eingerichteten kleinen Wohnung. Sie hatte ihre Beine angezogen und kraulte Timo am Nacken. Eine ganze Weile schwiegen sie beide und genossen nach einem anstrengenden Tag die Ruhe. Schließlich unterbrach Timo die Stille und meinte: »Schatz, was ist los? Du bist so still heute. Ist alles in Ordnung?«
»Ja, doch, mir geht es blendend. Ich bin glücklich, dich zu haben, das Café läuft gut und ich habe liebe Freundinnen. Was will man denn mehr vom Leben? Gerade ist mir nur ein Gedanke in den Kopf geschossen, dass ich gerne in unserem Café eine Ecke etwas anders gestalten möchte. Ich stelle mir ein kleines altes Sofa aus einem Antiquitätenladen vor und dazu einen etwas niedrigeren Couchtisch. Alles aus einer früheren Zeit. Immerhin kommt doch der eine oder andere Gast - hauptsächlich Frauen - mit Einschränkungen und Behinderungen zu uns, um sich eine Auszeit zu nehmen. Die könnten dort dann viel bequemer sitzen.«
Skeptisch meinte Timo: »Du hast vielleicht Ideen.«
Aber er wusste auch, dass er keine Chance hatte. Er sah sich in den nächsten Tagen schon von einem Antiquitätenladen zum anderen fahren, weil er Eliane einfach nichts ausschlagen konnte. »Aber ich glaube nicht, dass das alles ist. Irgendetwas bedrückt dich doch.« Nachdenklich schaute er seine Frau an, die er über alles liebte. Er konnte sich nicht sattsehen, wie sie so dasaß, mit ihrem nachdenklichen Gesicht und den leicht verstrubbelten, blonden, halblangen Haaren. Die perfekt geglättete Frisur von früher gehörte der Vergangenheit an. Und so gefiel sie Timo noch viel besser, wenn das überhaupt möglich war.
»Nun ja, seit ein paar Tagen ist mir aufgefallen, dass Tamara etwas ruhig ist. Ich vermute, dass sie Kummer hat.«
»Dann frag sie doch einfach«, schlug Timo vor.
»Das habe ich natürlich schon gemacht, aber sie ist mir ausgewichen. Es war auch immer viel los im Café, in der einen Stunde, die wir zusammen dort verbringen.«
Morgens war Eliane von neun Uhr bis dreizehn Uhr dort. Dann kam Tamara. Bis vor kurzem war das Café erst um zehn Uhr geöffnet worden, aber da Eliane wusste, dass einige ihrer Gäste, die in der näheren Umgebung arbeiteten, gerne in ihrer Frühstückspause auf einen schnellen Kaffee vorbeikommen würden, hatte sie die Öffnungszeiten geändert. Eine Stunde arbeiteten sie dann immer zusammen, da nun auch Mittagstisch angeboten wurde. Es gab drei Gerichte: Maultaschen mit Kartoffelsalat oder in der Brühe, eine Kartoffelsuppe oder ein belegtes Vollkornbaguette mit Tomate und Mozzarella. Die Speisekarte wurde jeden Monat etwas geändert.
Da konnte dann schon mal viel los sein und eine Person alleine wäre überfordert.
»Was meinst du?«, wandte sich Eliane nun an ihren Mann. »Könntest du vielleicht morgen das Café alleine übernehmen? Ich würde gerne Tamara fragen, ob sie Lust hat, mit mir einen Stadtbummel in Karlsruhe zu machen. Das wollten wir schon lange mal tun.«
Timo half immer dann im Café aus, wenn Not am Mann war, auch kurzfristig, wenn unvorhergesehen viel los war. Ansonsten gab es da noch Rebecca, die ihr Studium zwar abgeschlossen, aber noch keinen Job hatte. Wobei diese sich nun intensiv bewarb und ihre Hilfe dann schnell ausbleiben könnte. Dann müsste Eliane sich Gedanken über eine Teilzeitkraft machen. Im Moment war Tamara die einzige Festangestellte, die halbtags bei ihr arbeitete. Es gab da noch Klara, aber die arbeitete Vollzeit in einer Werbeagentur und half höchstens mal aus Spaß an der Freude aus, wenn sie gerade Urlaub hatte und dann gebraucht wurde. Timo räusperte sich, schaute Eliane nachdenklich an und erwiderte schließlich: »Morgen ist es schlecht, da bekommen wir Getränke und Kaffee geliefert. Außerdem sind jetzt schon einige Tische reserviert. Es wäre besser, wenn ihr das übermorgen machen würdet.«
»Auch gut.« Eliane sprang auf, nahm Timos Kopf zwischen ihre Hände und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Freudestrahlend eilte sie in die Diele, wo sich das Telefon befand, um ihre Freundin anzurufen. Leider war Tamara nicht zu erreichen.
Als Tamara am nächsten Tag zum Arbeiten in das Café kam, war zunächst keine Gelegenheit, miteinander zu sprechen. Erst als Eliane eigentlich schon Feierabend hatte, war es etwas ruhiger geworden. Da sie keine Eile hatte, hielt sie Tamara kurz am Arm fest, zog sie in den kleinen Nebenraum, der zum Ausruhen diente, und sagte freudig zu ihrer Freundin: »Was meinst du? Wir wollten doch schon so lange zusammen nach Karlsruhe zum Bummeln gehen. Wie wäre es morgen?«
Nicht gerade begeistert schaute Tamara Eliane an, erwiderte aber nach kurzer Überlegung: »Warum eigentlich nicht. Vielleicht tut mir das gut. Okay. Wann soll es losgehen? Und wer kümmert sich in der Zeit um das Café?«
»Timo hat sich bereit erklärt und Rebecca habe ich auch angerufen. Die kommt ein paar Stunden, zumindest bei Bedarf. Das wird morgen sicher der Fall sein. Aber mach dir keinen Kopf deswegen. Lass uns einen schönen Tag miteinander verbringen. Ich merke doch, dass dich etwas bedrückt. Vielleicht können wir mal ausgiebig quatschen.«
Augenblicklich wurde Tamaras Miene verschlossener, aber dann umarmte sie ihre Freundin und sagte leise: »Ja, vielleicht hast du recht und ich sollte mich mal aussprechen. Okay, ich freue mich.«
Bevor Eliane ihr Café verlassen wollte, sagte sie noch zu Tamara: »Tami, hast du bemerkt, dass die Frau, von der du mir vor Kurzem erzählt hast, die zurzeit öfters hier ist, sehr unglücklich aussieht. Ihre Augen waren verquollen, als sie vor einigen Tagen hier war. Es hatte den Anschein, als ob sie tagelang geheult hätte.«
»Ja, das ist mir auch aufgefallen. Die tut mir richtig leid. Wenn sie das nächste Mal kommt, werde ich mich einfach mal dazusetzen und ein Gespräch mit ihr anfangen. Was meinst du? Kann ich das machen?«
»Ja, das ist eine sehr gute Idee. Das gibt es doch gar nicht«, zischte Eliane Tamara ins Ohr.
»Da kommt sie ja schon. Weißt du was, ich bleibe noch eine Stunde und übernehme deinen Dienst und du kümmerst dich um sie.« Tamara nickte zustimmend und ging auf direktem Weg zu dem Tisch in der Ecke, wo sich die junge Frau niedergelassen hatte. Das „Café Früher“ befand sich in einem kleinen Raum, der gemütlich mit braunen, massiven Holztischen und dazu passenden Stühlen ausgestattet war. Es gab nur fünf Vierertische und einen Zweiertisch, den Eliane erst vor Kurzem in das Café integriert hatte. So konnte man doch auch mal die Tische zusammenschieben, so dass sechs Personen Platz hatten. Das Ganze war ein bisschen so eingerichtet, wie es früher üblich war. Die Wände waren durch Zierbordüren in Blumenmuster verschönert. Nur beim Boden hatte Eliane auf einen Holzboden verzichtet, weil die weißen Fliesen besser zu putzen waren. Da das Café ansonsten im dunklem Farbton gehalten war, ergab das einen guten Kontrast. Tamara hatte sich inzwischen zu der Frau, die sie auf 35 Jahre schätzte, gesetzt und sagte: »Ihnen geht es nicht so gut. Stimmt’s?«
Überrascht sah diese sie an und erwiderte leise: »Ja, Sie haben recht.«
»Ich bin Tamara«, meinte diese und reichte ihr die Hand. »Ich habe jetzt Feierabend und würde gerne einen Kaffee mit Ihnen trinken. Wenn es Ihnen recht ist?«
»Ja, natürlich. Ich heiße Marianne Schneider.«
Eliane, die diese Worte gehört hatte, beeilte sich, um Tamara ihren Milchkaffee zu bringen. Frau Schneider hatte das Gleiche bestellt. Sie schien nur auf eine Gelegenheit gewartet zu haben, sich einmal aussprechen zu können.
Tamara erfuhr in der nächsten halben Stunde, dass Marianne Schneider ein behindertes Kind erwartete. Es war inzwischen durch eine Fruchtwasseruntersuchung geklärt, dass es sich um das Down-Syndrom handelte. Marianne erzählte Tamara unter Tränen, dass sie dieses Kind bekommen möchte, ihr Mann dies aber nicht wolle und sie sich nun ganz schnell zwischen ihm und dem ungeborenen Kind entscheiden müsse. Wenn sie es abtreiben lassen würde, müsste das noch in dieser Woche geschehen, weil es danach nicht mehr möglich sei. »Aber wissen Sie, ich kann es einfach nicht«, sagte Marianne nun. »Ich liebe dieses Kind, egal wie es ist. Das ist mir in den letzten Tagen klargeworden. Deshalb habe ich auch hier immer ein bisschen Ruhe gesucht, um an einem neutralen Ort nachdenken zu können.«
»Das kann ich nachvollziehen«, erwiderte Tamara mitfühlend. »Das ist eine schwierige Situation. Es tut mir sehr leid. Das ist wirklich eine schwere Entscheidung. Ich glaube, ich könnte das auch nicht tun. Ich kann Ihnen da schlecht raten, aber ich kann mir vorstellen, wie Sie sich fühlen.«
»Danke, das hat mir jetzt sehr gut getan, einmal mit jemand darüber sprechen zu können. Ich habe zwar Freundinnen, die mir natürlich auch zuhören, aber da sagt jede etwas anderes und eine teilt sogar die Meinung meines Mannes. Bei Ihnen konnte ich mich mal so richtig aussprechen, ohne, dass Sie mich ständig unterbrochen haben. Das hat mir sehr geholfen. Ich danke Ihnen sehr.«
»Das ist doch selbstverständlich. Sie können gerne jederzeit zu mir kommen, aber lassen wir doch das „Sie“ weg. Schließlich sind wir ungefähr im gleichen Alter.«
»Gerne, Sie…du hast recht. Ich werde auf das Angebot zurückkommen. Jetzt muss ich aber nach Hause gehen und meinem Mann sagen, dass ich mich für das Kind entschieden habe und wenn er dazu nicht bereit ist, dann kann er gerne gehen.« Beeindruckt und voller Mitleid schaute Tamara Marianne nach, als diese das Café verließ und wandte sich an Eliane: »Die arme Frau, die tut mir echt leid. Ich erzähle dir alles heute Abend. Wir können ja telefonieren. Jetzt schau zu, dass du nach Hause kommst, so müde wie du aussiehst. Ich übernehme jetzt.«
»Okay.« Eliane küsste Tamara zum Abschied auf die Wange und rief ihr noch während des Hinausgehens zu: »Also, es bleibt dabei. Ich hole dich morgen früh um 9 Uhr ab, dann gehen wir bummeln.«
»Okay, ich freue mich. Wir sprechen uns ja heute noch.«
Am Nachmittag war noch so viel los im Café, dass Tamara nicht mehr zum Nachdenken gekommen war. So hatte sie doch nicht ständig Zeit zum Grübeln gehabt. Abends war es so gewesen, dass sie Eliane am Telefon kurz alles berichtet hatte und dann den restlichen Abend über die Situation von Marianne Schneider gegrübelt und ihre eigenen Probleme weitgehend vergessen hatte.
Eliane und Tamara schlenderten die Karlsruher Fußgängerzone am Marktplatz entlang. Eliane überlegte fieberhaft, wie sie ihre Freundin auf deren Sorgen ansprechen könnte. Nach einer Weile des Schweigens fragte sie vorsichtig: »Ich weiß, es ist nicht einfach über seine Probleme zu sprechen, aber möchtest du nicht mal etwas loswerden? Was bedrückt dich? Man sieht dir seit Tagen an, dass es dir nicht gut geht.«
Nach einer kurzen Pause antwortete Tamara: »Ja, stimmt. Es ist so, ich habe das Gefühl, dass mit Markus irgendwas nicht stimmt. Wir hatten noch nie das berauschendste Liebesleben, darüber haben wir ja schon einmal gesprochen, aber wir haben in anderen Dingen sehr gut zusammen harmoniert. Im Moment habe ich allerdings das Gefühl, dass er mir ständig ausweicht. Außerdem ist er auch dauernd geschäftlich unterwegs, viel öfter als bisher. Natürlich will ich ihm nichts unterstellen und eigentlich glaube ich nicht, dass er eine andere hat, aber ab und zu schleichen sich schon so kleine Zweifel bei mir ein.« Dies alles war aus Tamara ohne Pause hervorgesprudelt, war sie doch sehr erleichtert, mit jemandem darüber reden zu können. Immerhin waren sie beste Freundinnen. Plötzlich blieb Eliane abrupt stehen und rief laut: »Das gibt es doch gar nicht.« Tamara folgt ihrem Blick und wurde ganz blass. Dort stand niemand anders als…oder hatte sie sich getäuscht? Nein sie musste sich getäuscht haben. Da war jetzt niemand mehr an der Stelle. Sie dachte, sie hätte Markus gesehen. »Was ist los?«, fragte sie Eli, wie ihre Freundinnen sie alle nannten. »Was hast du gesehen?«
»Ich war mir ganz sicher, dass dort vorne dein Mann stehen würde«, erwiderte Eliane kopfschüttelnd. »Aber ich muss mich wohl getäuscht haben.«
Tamara antwortete nichts und ging schnurstracks auf die Ecke zu, an der sie selbst auch gemeint hatte, ihn zu sehen. Da stand immer noch eine junge hübsche Frau in der Nähe und der Stachel, dass er vielleicht doch eine Geliebte haben könnte, saß tiefer in ihr, als sie bisher zugeben wollte. Sie atmete dann aber doch auf, als ein Mann aus dem Bekleidungsgeschäft für Männer herauskam, die junge Frau in den Arm nahm und die beiden davon schlenderten. Sie mussten sich doch beide getäuscht haben. Der Mann hatte Markus einfach zum Verwechseln ähnlich gesehen. Was sollte der auch hier in Karlsruhe machen, wenn er doch in der Schweiz war.