Tanzen im Sitzen – Tanzformen einsetzen und selbst entwickeln - Sandra Köhnlein - E-Book

Tanzen im Sitzen – Tanzformen einsetzen und selbst entwickeln E-Book

Sandra Köhnlein

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Beschreibung

Tanzen belebt körperliche, geistige und seelische Kräfte. Es hält fit und unterstützt Heilungsprozesse. Insbesondere ältere Menschen profitieren von der Verbindung zwischen Bewegung und Musik als genussvollem Körpertraining, das den eigenen Fähigkeiten entspricht. Ob in Senioren- und Pflegeheimen, in Betreuungsgruppen, Therapiezentren oder Sportvereinen – Bewegung, auch die im Sitzen, macht Freude und aktiviert. Sandra Köhnlein hat ihre Einführung zum Tanzen mit älteren Menschen aus der Praxis heraus entwickelt und in der Arbeit mit Senioren erprobt. Sie legt einen Schwerpunkt auf Sitztänze, gibt aber auch Beispiele für weitere altersgerechte Bewegungslieder und Kreistänze. Dieser Band enthält eine kurze Einführung zur Bedeutung von Bewegung im Alter und liefert gleichzeitig einen praktischen Leitfaden mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Er gibt Betreuungskräften und Gruppenleitern zahlreiche Beispiele zur Gestaltung von Bewegungsrunden zur Musik an die Hand und zeigt, wie diese zu einer runden Sache werden: von der Musikauswahl über die Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten aller Beteiligten bis zur Auswahl von Hilfsmitteln.

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Sandra Köhnlein

Tanzen im Sitzen – Tanzformen einsetzen und selbst entwickeln

Sandra Köhnlein

Tanzen im Sitzen

Tanzformen einsetzen und selbst entwickeln

Tectum Verlag

Sämtliche Tipps, Ideen und Hinweise wurden ausgiebig und mit großer Sorgfalt durchdacht und recherchiert. Prüfen Sie vor Ort selbst entsprechend ihrer Situation und wägen Sie ab, welche Anregungen Sie wie und bei welchen Personen umsetzen. Eine Haftung für etwaige Personen- und Sachschäden ist ausgeschlossen. Die Durchführung der Anregungen erfolgt ausschließlich in eigener Verantwortung des Anwenders.

Sandra Köhnlein

Tanzen im Sitzen – Tanzformen einsetzen und selbst entwickeln

© Tectum Verlag Marburg, 2016

ISBN 978-3-8288-6500-6

(Dieser Titel ist zugleich als gedrucktes Buch unter der ISBN 978-3-8288-3729-4 im Tectum Verlag erschienen.)

Umschlagabbildungen: © goodluz – Fotolia

Fotografien im Innenteil: Mareike Gill

Assistenz: Sabine Borhau, Thomas Wasmer, Caroline Döschner

Alle Rechte vorbehalten

Besuchen Sie uns im Internet

www.tectum-verlag.de

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Vorwort

Musik ist Trumpf und Königsweg in der Betreuung von beeinträchtigten Menschen. Dies erlebte und erlebe ich in meinem Arbeitsalltag als Betreuungskraft und Alltagsbegleiterin für Menschen mit Demenz immer wieder. Menschen, die im Alltag kaum ohne fremde Hilfe zurechtkommen, die krank oder gehandicapt sind, deren Fähigkeiten nach und nach schwinden, sind mit allen Sinnen wach, interessiert an ihrer Außenwelt und handlungsfähig, sobald Musik als aktivierendes Element eingesetzt wird. Eine Dame, die im Alltag nicht mehr selbständig essen, sich anziehen und zu ihrer Vergangenheit äußern konnte, diese Dame tanzte und lachte mit mir und wir teilten diese Momente des Glücks. Erlebnisse dieser Art wünsche ich Ihnen ebenfalls.

Mit diesem Buch möchte ich Ihnen Mut machen. Mut dazu, sich mit kranken und gehandicapten Menschen auf den Weg zu machen und die heilende Kraft von Musik und Tanz zu erleben. Sie erhalten mit diesem Buch das nötige Handwerkszeug, um kreativ Tänze und Bewegungslieder zu entwickeln, die den Bedürfnissen der zu Betreuenden gerecht werden. Mit den Schritt-für-Schritt-Anleitungen werden Sie ihr eigener Choreograph, Sie kennen Stärken und Schwächen der zu Betreuenden am besten.

Und nun viel Spaß beim Experimentieren, Gestalten und Ausprobieren!

Sandra Köhnlein

Inhalt

1Musik und Bewegung – Eine tolle Kombination

2Wichtige Begriffe

3Tanzgeschichte

4Der musikalische Biographiebogen

5Krankheitsformen im Überblick

6Musikalische Bewegungseinheiten planen – Grundlagen

6.1Rahmenbedingungen

6.2Musikauswahl

6.3Bewegungsauswahl

7Sitztänze selbst entwickeln

7.1Ein Musikstück auswählen

7.2Bewegungsfolgen auswählen

7.3Handgeräte, Accessoires oder Dekorationsgegenstände auswählen

7.4Hilfestellungen auswählen

7.5Gesprächsimpulse auswählen

8Beispiele Sitztanz

8.1»Herz-Schmerz-Polka«

8.2»Don’t be cruel«

8.3»Canción Rusa« (»Russian Song«)

8.4»Im Wagen vor mir«

8.5Tango

8.6»Schneewalzer«

9Sitztänze mit Teilnehmern verwirklichen

9.1Sitztänze einüben

9.1.1Beispiel »River flows in you«

9.1.2Beispiel »Arrival«

9.2Sitztänze wiederholen

10Bewegungslieder selbst entwickeln

10.1Ein Lied auswählen

10.2Eine Darbietungsform auswählen

10.3Bewegungen auswählen

10.4Accessoires oder Dekorationsgegenstände auswählen

10.5Hilfestellungen auswählen

10.6Gesprächsimpulse auswählen

11Beispiele Bewegungslieder

11.1»My Bonnie is over the ocean«

11.2»Vom Aufgang der Sonne«

11.3»Rucki Zucki«

11.4»Leise rieselt der Schnee«

11.5»So ein schöner Tag«

11.6»Laurentia«

12Bewegungslieder mit Teilnehmern verwirklichen

12.1Bewegungslieder einüben

12.2Beispiel »Ein Stern (der deinen Namen trägt)«

12.3Bewegungslieder wiederholen

13Kreistänze selbst entwickeln

13.1Ein Musikstück auswählen

13.2Bewegungsfolgen auswählen

13.3Handgeräte, Accessoires oder Dekorationsgegenstände auswählen

13.4Hilfestellungen auswählen

13.5Gesprächsimpulse auswählen

14Beispiele Kreistänze

14.1Beispiel »Mit Wunder jezunder«

14.2Beispiel »H’e Sapa«

14.3Beispiel Kanon

14.4Beispiel »Zehntausend Gründe«

14.5Beispiel »Für mich soll’s rote Rosen regnen«

15Kreistänze mit Teilnehmern verwirklichen

15.1Kreistänze einüben

15.2Beispiel »Chan Chan«

15.3Kreistänze wiederholen

16Tanzcafé

17Checkliste: Sitztänze

18Checkliste: Bewegungslieder

19Checkliste: Kreistänze

20Checkliste: GEMA

21Literatur

1 Musik und Bewegung –Eine tolle Kombination

Bewegung und Musik, Musik und Bewegung. Zusammen sind sie ein ideales Mittel, um kranke Menschen und Menschen mit Handicap zu integrieren, zu fördern und zu aktivieren.

Wer rastet, der rostet

Bewegungsangebote sind wesentliche Bausteine zur Erhaltung eines Gesundheitszustandes oder zur Verbesserung eines Gesundheitszustandes. Wer sich zu wenig bewegt, wird krank. Und leidet ein Patient an einer Erkrankung oder Verletzung, die dessen Selbständigkeit und Leistungsfähigkeit im Bereich von Grob- oder Feinmotorik einschränkt, dann empfiehlt sein Arzt eine Bewegungstherapie wie Krankengymnastik, Ergotherapie oder Sport. Gezielte, regelmäßige und angemessene Bewegung hat eine heilende Wirkung auf Körper, Geist und Seele. Folgende Punkte werden in Fachkreisen benannt:

Aufrechterhaltung von Grob- und Feinmotorik im Allgemeinen, dadurch wird das Risiko geringer, den Alltag nicht ohne fremde Hilfe bewältigen zu können.

Aufrechterhaltung von Mobilität und Ausdauer im Allgemeinen, dadurch wird das Risiko vorzeitiger Bettlägerigkeit abgeschwächt.

Ausschüttung von »Glückshormonen« und Abbau von negativem Stress, dadurch wird das Risiko von Beeinträchtigungen im Bereich von Körper, Geist, Gefühlsleben und Verhalten begrenzt.

Stärkung des Immunsystems, Auslösen von Selbstheilungskräften und Besserung der Blutwerte, dadurch wird das Risiko hoher Infektanfälligkeit herabgesetzt.

Gesunderhaltung von Gelenkfunktionen und Muskulatur, dadurch wird dem Risiko der Entwicklung von Haltungsstörungen und Gelenkserkrankungen vorgebeugt.

Steigerung der Sauerstoffspeicherung und Rückgang des Fettanteils im Körper, Normalisierung des Blutdrucks und Verbesserung der Durchblutung, dadurch wird das Risiko einer Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems und daraus folgender Erkrankungen reduziert.

Erhöhung des Zuckerverbrauchs und Steigerung der Insulinwirkung, dadurch wird das Risiko von hohem Übergewicht und des Auftretens einer Stoffwechselerkrankung vermieden.

Zunahme von Kraft, Muskelmasse und Knochendichte, dadurch wird das Risiko von Muskelschwund und Knochenbrüchen vermindert.

Entwicklung eines ausgeprägten Körpergefühls, Aufrechterhaltung der Koordinationsfähigkeit und Kennenlernen eigener Grenzen, dadurch wird das Sturzrisiko begrenzt.

Entwicklung neuer Nervenzellen und Trainieren von Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis, dadurch wird das Risiko von Altersverwirrtheit verringert.

Stärkung des Selbstbewusstseins und Steigerung des Wohlbefindens, dadurch wird das Risiko, im Bereich der Psyche zu erkranken, dezimiert.

Erleben emotionaler Zuwendung und Wertschätzung und Aufnahme von Sinnesreizen, dadurch wird das Risiko körperlicher, geistiger und seelischer Verwahrlosung herabgesetzt.

Musik ist Trumpf

Beim Bewegen zu Musik verschmelzen Töne und Klänge mit Handlungen und Aktionen. Tanzen ist ein Bestandteil der Musiktherapie. Sie wird vor allem im Bereich der Heilpädagogik, der Arbeit mit psychisch Erkrankten und der Arbeit mit alten Menschen eingesetzt, um über Musikstücke, Lieder, Rhythmen, Klänge und Töne die Wiederherstellung und Erhaltung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit zu unterstützen. Die Seele des Menschen und seine Erlebniswelt sind Ausgangspunkt und Mittelpunkt therapeutischer musikalischer Angebote. Emotionale, soziale und kommunikative Prozesse werden in Gang gesetzt und Stärken neu entdeckt oder weiterentwickelt. Folgende Punkte werden in Fachkreisen benannt:

Kommunikationsfähigkeit, Kontakt- und Beziehungsfähigkeit, Fremdwahrnehmung, Einfühlungsvermögen, Wertschätzung anderer, Kooperation

Ausdrucksfähigkeit (verbal und nonverbal), Emotionalität, Kreativität, Ausleben schöpferischer Kräfte bis hin zu Spiritualität, Meditation

Wahrnehmung (Sehen, Hören, Fühlen, Spüren), differenzierte Wahrnehmung

Körperliche und seelische Entspannung, Schmerzlinderung

Vitalität, Stimmungsaufhellung, körperliche und seelische Stabilität, Lebensfreude

Ich-Stärkung, Identitätsfindung, Abgrenzungsfähigkeit, Selbstvertrauen, Eigenverantwortung

Bewusstmachen und Verarbeiten von Konflikten, Hemmungen und Ängsten, Aufbau alternativer Reaktionsmuster, gemeinsame Bewältigung von Entwicklungs- und Lebensaufgaben

Let’s dance

Als Betreuungskraft tragen Sie erheblich zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen bei, die an Körper, Geist und Seele erkrankt sind. Die Verbindung von Bewegung und Musik ist dabei ein unschlagbares Mittel. Und die Freude und der Spaß an der Bewegung reinstes Lebenselixier.

Bewegungsübungen kombiniert mit Musik bieten kranken Menschen und Menschen mit Handicap eine Form des Bewegungstrainings, das auf deren Kompetenzen abgestimmt werden kann. Bewegen zu Musik wird von den Teilnehmern so nicht als mühevolle und anstrengende sportliche Betätigung wahrgenommen, hat aber bei regelmäßiger Anwendung ähnliche Effekte. Musik ist dabei Ausdrucksmittel, Begleiter, Tröster, Kraftquelle, Spiritualität und wird dem menschlichen Bedürfnis nach ganzheitlicher Betrachtung gerecht.

Musik drückt Empfindungen aus, erzählt Geschichten und schildert Erlebnisse. Sie weckt in uns Vorstellungen und Bilder. In Musik spiegeln sich Zeitgeschehen, gesellschaftliche Strukturen und regionale Besonderheiten. Sie verbindet Menschen verschiedener Nationen, verschiedener Kulturen, verschiedenen Alters, verschiedener Bevölkerungsschichten und ist gleichzeitig Teil individueller Identität. Musik kommt da weiter, wo Worte allein nicht mehr tragen. Und in der Musik gibt es kein Richtig oder Falsch.

Im Umgang mit Demenzkranken und verwirrten Menschen ist Tanzen zu schwungvoller, lebhafter Musik eine Chance, Energien zu lenken und Stress und Unruhe durch Aktion und Bewegung abzubauen. Entspannende Klänge hingegen bieten Oasen der Ruhe als Gegenpol zum angstbeladenen Alltag. Bekannte Klänge bedeuten Sicherheit und Orientierung in einem Leben, dass diesen Menschen immer mehr entgleitet. Vor allem aber spricht Musik über Emotionen das Herz und die Seele dieser Menschen an, das Herzgedächtnis und nicht das im Verlauf der Krankheit nachlassende Gedächtnis des Verstandes. Menschen mit seelischen Störungen, insbesondere depressiven Menschen, geben hoffnungsvolle und tröstende Texte Halt und sind Balsam für die Seele. Tanzen hilft dabei, sich eigener Gefühle, Vorstellungen und Ziele bewusst zu werden und Gedanken eine neue Richtung zu geben, den eigenen eingeschränkten Blick zu weiten. Und so im wahrsten Sinne des Wortes in Gang zu kommen, wieder an sich selbst zu glauben und Selbstvertrauen aufzubauen. Vielleicht auch zu einem Urvertrauen oder Gottvertrauen zu finden. Bewegen zu Musik fördert Menschen mit körperlichen Einschränkungen in deren Selbständigkeit, denn in die gezielte Aktivität eingebundene Bewegungen können auch außerhalb der Aktivität eingesetzt werden, um den Alltag zu meistern. Des Weiteren ist das gemeinsame Bewegen zu Musik wichtiges Element zur Verwirklichung von Integration und Teilhabe – Menschen mit körperlichen Einschränkungen sind eingebunden in ein gemeinsames Erleben, in eine Gemeinschaft. Bewegen zu Musik ist Inspiration und Lebensfreude und lässt Sorgen und Probleme vergessen – let’s dance!

Vielleicht werden Sie nun sagen: »Ich bin doch überhaupt nicht musikalisch. Und Tanzen? Dabei stehe ich anderen doch nur auf den Füßen.« Wenn sich solche oder ähnliche Sätze in Ihnen formen, dann verwerfen Sie diese schnellstmöglich. Sie müssen weder einen Tanzkurs besucht noch eine Tanzausbildung absolviert haben. Sie müssen kein Tanzlehrer, Musiklehrer oder Musiktherapeut sein, um das Konzept dieses Buches umzusetzen. Sie tanzen nicht vor einem kritischen Publikum, sondern mit vertrauten Menschen, die mit Ihnen im selben Boot sitzen. Nur Mut! Lassen Sie sich auch nicht verunsichern, wenn trotz aller Planung etwas nicht so verläuft wie gewünscht. Ohne dass einmal etwas schiefging, ist nie einer Meister geworden. Sie sind wertvoll und Ihre Arbeit ist wertvoll!

2 Wichtige Begriffe

Diese Begrifflichkeiten werden Ihnen in diesem Buch immer wieder begegnen und stellen ein musikalisches Grundvokabular dar.

Kompetenz

Kompetenzen beschreiben, was ein Mensch weiß und kann. Dazu zählen alle Fähigkeiten, Wissensbestände und Denkmethoden, die der Mensch erworben und zur Verfügung hat. Mittels Befähigungen, Kenntnissen, Eigenschaften, Begabungen, Einstellungen, Motivationen, Verhaltensweisen und Stärken, also Potentialen und Ressourcen, ist der Mensch in der Lage, Probleme zu lösen, Aufgaben zu bewältigen und Situationen zu meistern.

Körper, Geist und Seele

Spricht man vom Körper oder Leib, so spricht man von dessen Aufbau, von der Struktur seiner Organe sowie vom Zusammenwirken von Vorgängen in Zellen, Geweben und Organen. Alle den Körper betreffenden Funktionen sind gemeint, vom Stoffwechsel und Hormonhaushalt über das Nervensystem bis hin zum Stütz- und Bewegungsapparat.

Der Geist umfasst das Wahrnehmen, Verstehen, Erinnern, Erkennen und den Einsatz von Sprache beziehungsweise die Verarbeitung und Nutzung von Informationen. Kognitive Fähigkeiten sind Leistungen des Gehirns, das Sinnesreize verarbeitet und auswertet, woraus Gedächtnisinhalte entstehen.

Die Seele ist ein Begriff für das Innenleben eines Menschen, also das Erleben und Fühlen, welches das Handeln vorrangig bestimmt. Das Seelenleben eines Menschen ist eng verknüpft mit dessen individueller Persönlichkeit.

Eine ganzheitliche Betrachtung ist eine Betrachtung der Gesamtheit aller Aspekte oder Faktoren, die in Beziehung zueinander stehen. Körper, Geist und Seele bilden eine Einheit.

Grundschlag

In der Musik werden mit dem Grundschlag oder Grundpuls zeitlich fortlaufende, gleichmäßige Impulse beschrieben. Der Grundschlag unterteilt die dahinfließende Zeit durch gleichmäßige Impulse, das heißt, alle Impulse sind gleich lang und nicht betont. Dieser gleichmäßige Grundschlag kann bei einem Musikstück mitgeklatscht, mitgetrommelt oder mit Hilfe eines Metronoms bestimmt werden.

Takt

Ein Takt umfasst eine Anzahl von Notenwerten. Ein Musikstück wird durch dieses Rahmen- oder Ordnungssystem in Abschnitte gleicher Länge oder Zählzeit eingeteilt. Zählt man die Notenwerte und Pausenwerte pro Takt zusammen, so erhält man immer den gleichen Gesamtwert, solange die Taktart beibehalten wird. Anders ausgedrückt, wenn der Grundschlag in gleich lange Einheiten geteilt wird, entstehen Takte. Beispielsweise beinhaltet der Takt des einen Musikstücks vier Grundschläge und der Takt des anderen Musikstücks drei Grundschläge (wie bei einem Walzer). Ein besonderes Element ist ein Auftakt, da dieser Takt unvollständig ist.

Rhythmus

Der Rhythmus bezeichnet eine Folge von Tönen oder Noten und Pausen. Der Rhythmus beschreibt ein Akzentmuster beziehungsweise eine Betonungsstruktur. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den Längen der Noten und Pausen, die Töne sind also in ihrer Länge unterschiedlich und haben verschiedene Werte. Der Rhythmus kann geklatscht oder getrommelt werden.

Melodielinie

Eine Melodie ist eine Abfolge von Tönen unterschiedlicher Tonhöhe und unterschiedlicher Länge. Die Melodie kann gesungen oder mit einem Instrument gespielt werden, das Töne in verschiedenen Tonhöhen hervorbringt.

Wenn man dann Noten miteinander verbindet, wird eine Linie ersichtlich, die Melodielinie. Eine Melodielinie wird auch ersichtlich, wenn Sie die Melodie mit dem Finger in den Raum zeichnen. Das Auf und Ab zwischen hohen und tiefen Tönen wird auf diese Weise als kurvige Linie dargestellt.

3 Tanzgeschichte

Im Laufe der Weltgeschichte entwickelten sich auf unterschiedlichen Kontinenten und in unterschiedlichen Ländern auch spezifische Tanzstile und Tanzformen. Die folgenden Schlaglichter aus der weltweiten Geschichte des Tanzens können einen Eindruck von Vielfalt und Komplexität des Bedeutungsrahmens geben.

Europa

Die aktive Musikgestaltung, also das Musizieren, Tanzen und Singen, hat eine lange Tradition und ist von einer generationenübergreifenden Bedeutung. Getanzt wurde in Formationen mit aneinandergereihten Schrittfolgen und Figuren. Am Hofe tanzte man zu festlichen Anlässen nach vorherrschender Etikette in prächtiger Garderobe. Festgelegte Abläufe wurden vor allem von entsprechender klassischer Musik begleitet. Auch Volkstänze wiesen jeweils eine bestimmte Form auf, waren allerdings in ihren Regeln weniger strikt. Zudem hatten Volkstänze in der Regel einen regionalen Bezug.

16. Jahrhundert: Pavane, Gaillarde, Branle, Canario, Passamezzo, Saltarello, Moresca, Volta, Basse danse, Schritttanz, Deutscher Tanz, Roie (Reigen)

17. und 18. Jahrhundert: Roie (Reigen), Chaconne, Passacaglia, Marche, Branle, Allemande, Courante, Sarabande, Gigue, Menuett, Gavotte, Bourrée, Passapied, Loure, Forlane, Rigaudon, Ecossaise, English Country Dances / Kontertanz

Mit der Entwicklung neuer Staats- und Gesellschaftsformen sowie der Öffnung Europas entstanden auch neue Formen des Tanzens. Tanzmusik, vor allem aus Amerika und England, brachte neue Klänge und Melodien, die auch in Europa nach und nach in der Musik zu erkennen waren. Show-, Gesangs- und Tanzgruppen aus Amerika fanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa ein begeistertes Publikum.

19. Jahrhundert: Walzer, Anglaise, Française, Hopser, Landler / Ländler, Mazurka, Polonaise, Schottisch, Quadrille, Rheinländer, Galopp, Polka, Cakewalk, Ragtime

Bis in die 20er Jahre des 20.Jahrhunderts: Volkstänze, Two Step, Foxtrott, Tango, Slowfox, Charleston, Quickstep, Shimmy

Anfang des 20. Jahrhunderts erfreuten sich Ballett- und Operndarbietungen vor allem in der Oberschicht außerordentlicher Beliebtheit. Auf dem Lande wurde vermehrt in unteren und mittleren Gesellschaftsschichten bei Festen und Feiern aufgespielt und zum Tanzen von Volkstänzen eingeladen. In den städtischen Salons gingen Menschen aus gehobenen Bevölkerungsschichten und in Tanzlokalen Menschen aus mittleren Bevölkerungsschichten dem Tanzen zu zeitgenössischen Musikstücken nach – etwa aus dem Jazz, Blues oder Swing. In den 30er und 40er Jahren fand der Schlager Verbreitung und war neben Operetten sehr beliebt. Sogenannte Standardtänze beziehungsweise Paartänze ersetzten in diesen Jahrzehnten das Tanzen in Gruppenformationen mehr und mehr.

In den 30er Jahren und Anfang der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts: Volkstänze, Swing, Lambeth Walk, Lindy Hop