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Tao Te King: Der Weg zur Weisheit | Mit chinesischen Aquarellen illustriert | Der am häufigsten übersetzte Text, gleich nach der Bibel | »Tao Te King« (oder: Daodejing) kann man frei übersetzen mit »der Weg, Weisheit zu finden«. Dabei sind die Deutungsmöglichkeiten der beiden prägenden Begriffe vielfältig: »dào« kann Weg, Fluss, Prinzip und Sinn meinen, »dé« Kraft, Leben und Charisma, Güte. »jing« bezeichnet einen Leitfaden bzw. eine klassische Textsammlung. | Es ist ein Buch der Gegensätze: Das Dào entsteht aus dem Dé, sie bedingen sich gegenseitig, wie Yin und Yang mit dem prägenden »taiji«-symbol des Buches. Aufgebaut ist das Werk als eine Sammlung weiser Aphorismen, deren Tiefe sich erschließt, wenn man als Suchender selbst auf die Reise zur Weisheit geht. Modern könnte man sagen, es ist ein Leitfaden zur individuellen Persönlichkeitsentwicklung.
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Seitenzahl: 43
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Innentitel
Vorbemerkung des Herausgebers
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Über Laotse
Impressum
Tao te king (oder: Daodejing) kann man frei übersetzen mit »Der Weg, Weisheit zu finden«. Dabei sind die Deutungsmöglichkeiten der beiden prägenden Begriffe vielfältig: ›Dào‹ kann Weg, Fluss, Prinzip und Sinn meinen, ›Dé‹ Kraft, Leben, Güte und Charisma. ›Jing‹ bezeichnet einen Leitfaden bzw. eine klassische Textsammlung.
Es ist ein Buch der Gegensätze: Das Dào entsteht aus dem Dé, sie bedingen sich gegenseitig, wie das Yin und das Yang mit dem prägenden ›Taiji‹-Symbol des Buches. Aufgebaut ist das Werk als eine Sammlung weiser Aphorismen, deren Tiefe sich erschließt, wenn man als Suchender selbst auf die Reise zur Weisheit geht. Modern könnte man sagen, es ist ein Leitfaden zur individuellen Persönlichkeitsentwicklung, aber auch ein politischer Leitfaden zur Haltung der Regierenden und der Entwicklung des Staates.
Das Daodejing gilt als der meistübersetzte Text nach der Bibel, und es ist das Gründungsbuch des Taoismus, der authentischen Religion Chinas. Entstanden ist es zwischen 800 und 200 v. Chr., man vermutet heute, gegen 450 vor unserer Zeitrechnung.
Der Autor Laotse (auch ›Laozi‹ oder ›Lao Tzu‹ für Alter Meister) ist ein legendärer chinesischer Philosoph, der im 6. Jahrhundert vor Christus gelebt haben soll. Er gilt als Begründer des Daoismus (Taoismus). Das ihm in der Legende zugeschriebene Werk, welches erst durch den Han-Kaiser Jing (157-141 v. Chr.) als ›Dàodéjng‹ (Tao Te King, Tao Te Ching) in Buchform gefasst und betitelt wurde, ist das Hauptwerk des Taoismus. Die reale Existenz des Laotse wird heute von der Mehrheit der Historiker bezweifelt.
© Redaktion CharismaBuch
Die ganze Metaphysik des Tao te king ist aufgebaut auf einer grundlegenden Intuition, die der streng begrifflichen Fixierung unzugänglich ist und die Laotse, um einen Namen zu haben, ›notdürftig‹ mit dem Worte TAO (sprich: Dau) bezeichnet. In Beziehung auf die richtige Übersetzung dieses Wortes herrschte von Anfang an viel Meinungsverschiedenheit. »Gott«, »Weg«, »Vernunft«, »Wort« sind nur ein paar der vorgeschlagenen Übersetzungen, während ein Teil der Übersetzer einfach das »Tao« unübertragen in die europäischen Sprachen herübernimmt. Im Grunde genommen kommt es auf den Ausdruck wenig an, da er ja auch für Laotse selbst nur sozusagen ein algebraisches Zeichen für etwas Unaussprechliches ist. Es sind im Wesentlichen ästhetische Gründe, die es wünschenswert erscheinen lassen, in einer deutschen Übersetzung ein deutsches Wort zu haben. Es wurde von uns durchgängig das Wort Sinn gewählt. Um hier gleich die Übersetzung des immer wiederkehrenden Wortes TE (sprich: De) zu rechtfertigen, so sei bemerkt, dass die chinesische Definition desselben lautet: »Jenes, das die Wesen erhalten, um zu entstehen«. Wir haben das Wort daher mit Leben übersetzt.
Kein einziger historischer Name ist in Laotses ganzem Büchlein genannt. Er will gar nicht in der Zeitlichkeit wirken. Darum verschwimmt er für das historisch gerichtete China in nebelhafte Fernen, da ihm niemand zu folgen vermag. Und eben das ist der Grund, warum er in Europa so große Wirkungen ausübt trotz des räumlichen und zeitlichen Abstands, der ihn von uns trennt.
Er hat für sich einen Blick getan in die großen Weltzusammenhänge und hat, was er geschaut, mühsam in Worte gebracht, es gleichgesinnten Geistern der späteren Zeit überlassend, selbstständig seinen Andeutungen nachzugehen und im Weltzusammenhang selbst die Wahrheiten zu schauen, die er entdeckt. Es hat zu allen Zeiten einzelne Denker gegeben, die unter den vergänglichen Erscheinungen des menschlichen Lebens den Blick erhoben zu dem ewigen Sinn des Weltgeschehens, dessen Größe alles Denken übersteigt, und die darin Ruhe gefunden haben und Leichtigkeit, die es ihnen ermöglichte, den sogenannten Ernst des Lebens nicht mehr gar so ernst zu nehmen, weil ihm kein wesentlicher Wert an und für sich innewohnt.
Es ist ein Zeichen für die Höhe des Standpunkts von Laotse, dass er sich auf Andeutungen des Unaussprechlichen beschränkt, deren Interpretation jedem einzelnen überlassen bleiben mag.
Richard Wilhelm
Der Sinn, der sich aussprechen läßt,ist nicht der ewige Sinn.Der Name, der sich nennen läßt,ist nicht der ewige Name.»Nichtsein« nenne ich den Anfang von Himmel und Erde.»Sein« nenne ich die Mutter der Einzelwesen.Darum führt die Richtung auf das Nichtseinzum Schauen des wunderbaren Wesens,die Richtung auf das Seinzum Schauen der räumlichen Begrenztheiten.Beides ist eins dem Ursprung nachund nur verschieden durch den Namen.In seiner Einheit heißt es das Geheimnis.Des Geheimnisses noch tieferes Geheimnisist das Tor, durch das alle Wunder hervortreten.
Wenn auf Erden alle das Schöne als schön erkennen,so ist dadurch schon das Häßliche gesetzt.Wenn auf Erden alle das Gute als gut erkennen,so ist dadurch schon das Nichtgute gesetzt.Denn Sein und Nichtsein erzeugen einander.Schwer und Leicht vollenden einander.Lang und Kurz gestalten einander.Hoch und Tief verkehren einander.Stimme und Ton sich vermählen einander.Vorher und Nachher folgen einander.
Also auch der Berufene:Er verweilt im Wirken ohne Handeln.Er übt Belehrung ohne Reden.Alle Wesen treten hervor,und er verweigert sich ihnen nicht.Er erzeugt und besitzt nicht.Er wirkt und behält nicht.Ist das Werk vollbracht,so verharrt er nicht dabei.Und eben weil er nicht verharrt,bleibt er nicht verlassen.
Die Tüchtigen nicht bevorzugen,