Technische Analyse von Aktientrends - Robert D. Edwards - E-Book

Technische Analyse von Aktientrends E-Book

Robert D. Edwards

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Beschreibung

Dieser Klassiker aus der Feder von Robert D. Edwards und John Magee erschien erstmals im Jahr 1948. Er wurde über die Jahre von den Autoren und ihren Schülern stetig weiterentwickelt und aktualisiert. Nun liegt die überarbeitete und aktualisierte elfte Auflage endlich auch auf Deutsch vor. Das Buch behandelt technische Themen wie die Dow-Theorie, Umkehrmuster, Konsolidierungsformationen, Trends und Trend­kanäle, die technische Analyse von Rohstoffcharts sowie Fortschritte der Investment-Technologie. Das Buch enthält ferner Leitfäden für die Aktienauswahl, die Trenderkennung, den Kapitaleinsatz und das Risikomanagement. Hinzugekommen sind Kapitel zur Pragmatischen Portfolio-Theorie als elegantere Alternative zur Modernen Portfolio-Theorie sowie eine neuere, einfachere und leistungsfähigere Alternative zur Dow-Theorie.

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Seitenzahl: 1098

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Robert D. EdwardsJohn MageeW. H. C. Bassetti

TECHNISCHE ANALYSEVON AKTIENTRENDS

11. AUFLAGE

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

Technical Analysis of Stock Trends, 11th Edition

ISBN 978-1-138-06941-1

Copyright der Originalausgabe 2019:

Copyright © 2019 by Taylor & Francis Group, LLC

Productivity Press is an imprint of Taylor & Francis Group, an Informa business.

All Rights Reserved. Authorised translation from the English language redition published by CRC Press, a member of the Taylor & Francis Group LLC.

Unter Verwendung der Übersetzung der 5. Auflage durch Dr. Walter Frühling mit freundlicher Genehmigung der Bisnode Deutschland GmbH.

Copyright der deutschen Ausgabe 2022:

© Börsenmedien AG, Kulmbach

Übersetzung: Egbert Neumüller

Gestaltung Cover: Daniela Freitag

Gestaltung: Sabrina Slopek

Satz: Rotkel. Die Textwerkstatt

Herstellung: Daniela Freitag

Korrektorat: Egbert Neumüller

ISBN 978-3-86470-737-7

e-ISBN 978-3-86470-738-4

Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Postfach 1449 • 95305 Kulmbach

Tel: +49 9221 9051-0 • Fax: +49 9221 9051-4444

E-Mail: buecher@boersenmedien.de

www.boersenbuchverlag.de

www.facebook.com/plassenbuchverlage

www.instagram.com/plassen_buchverlage

Abbildung 0.1: DOW 25.000. Was für ein Geburtstagsgeschenk für die 11. Auflage! Der Dow setzt seine Rekordjagd seit März 2009 fort, wie dieser Chart anschaulich zeigt.

INHALT

Vorwort zur 11. Auflage

Vorwort

TEIL 1: TECHNISCHE THEORIE

Kapitel 1: Die technische Herangehensweise an Spekulation und Investment

Definition der Technischen Analyse

Kapitel 2: Charts

Verschiedene Maßstäbe

Kapitel 3: Die Dow-Theorie

Die Dow-Jones-Indizes

Die grundlegenden Sätze der Dow-Theorie

Gezeit, Woge und kleine Wellen

Die Phasen des Primärtrends

Das Prinzip der Bestätigung

Kapitel 4: Die Mängel der Dow-Theorie

Die Signale der Dow-Theorie kommen zu spät

Die Dow-Theorie ist nicht unfehlbar

Die Dow-Theorie lässt den Investor oft im Zweifel

Die Dow-Theorie hilft dem Investor bei intermediären Trends nicht

Die Dow-Theorie im 20. und im 21. Jahrhundert

Kapitel 5: Die Ersetzung der Dow-Theorie durch John Magees Referenzpunkt-Verfahren

Der fraktale Charakter des Marktes

Kapitel 6: Wichtige Trendumkehrformationen

Wichtige Umkehrformationen

Die für eine Trendumkehr benötigte Zeit

Die Schulter-Kopf-Schulter-Formation

Das Volumen ist wichtig

Der Durchbruch durch die Nackenlinie

Varianten der Schulter-Kopf-Schulter-Formationen

Das Kursverhalten nach dem Durchbruch – die Kurszielformel

Beziehung zwischen Schulter-Kopf-Schulter-Formation und Dow-Theorie

Kapitel 7: Wichtige Trendumkehrformationen – Fortsetzung

Die umgekehrte oder inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation (EN: Kilroy Bottoms)

Multiple Kopf-Schulter-Formationen

Tendenz zur Symmetrie

Eine gemächliche Formation

Rounding Tops und Rounding Bottoms

Der Einfluss von Rounding Turns auf den Umsatz

Die Variante des Dormant Bottom

Umsatzverhalten bei inversen Untertassen-Formationen (Rounding Tops)

Kapitel 8: Wichtige Umkehrformationen: Dreiecke

Symmetrische Dreiecke

Einige Warnhinweise zu symmetrischen Dreiecken

Wie der Kurs aus einem symmetrischen Dreieck ausbricht

Eine typische Dreiecksentwicklung

Umkehr oder Konsolidierung

Das rechtwinklige Dreieck

Eine geplante Aktienverteilung

Fallende Dreiecke

Ein Volumenbild wie beim symmetrischen Typ

Kurszielformel für Dreiecke

Dreiecke in Wochen- und Monatscharts

Andere dreieckige Formationen

Kapitel 9: Weitere wichtige Umkehrformationen

Rechtecke, Doppeltops und Dreifachtops

Operationen von Konsortien

Das Verhältnis des Rechtecks zur Dow-Linie

Rechtecke als Weiterentwicklung von rechtwinkligen Dreiecken

Doppel- und Dreifachtops, Doppel- und Dreifachböden

Die unterscheidenden Merkmale

Doppelböden

Dreifachtops und Dreifachböden

Kapitel 10: Andere Umkehrphänomene

Broadening Formations

Das Volumen in Broadening Formations

Ein typisches Beispiel

Das orthodoxe Broadening Top

Warum keine Broadening Bottoms?

Rechtwinklige Broadening Formations

Die Diamantformation

Keilformationen

Der fallende Keil

Keilformationen in Wochen- und Monatscharts

Steigende Keile in Baisse-Erholungen häufig

Das „One-Day Reversal“

Die Selling Climax

Möglicherweise bedeutsame kurzfristige Phänomene

Spikes

Runaway Days

Key Reversal Days

Kapitel 11: Konsolidierungsformationen

Flaggen und Wimpel

Der Wimpel – eine spitze Flagge

Die Kurszielformel

Verlässlichkeit von Flaggen und Wimpeln

Wo sie zu erwarten sind

Flaggenähnliche Bilder in Wochen- und Monatscharts

Rechteck-Konsolidierungen – ein Phänomen der frühen Phase

Schulter-Kopf-Schulter-Konsolidierung

Muschel-Formationen – wiederholte Untertassen

„Moderne“ und „altmodische“ Börsen

Kapitel 12: Kurslücken (Gaps)

Welche Kurslücken sind von Bedeutung?

Das „Schließen der Lücke“

Kurslücken anlässlich einer Dividendenzahlung

Common Gaps (= Area Gaps)

Breakaway Gaps

Continuation Gaps (= Runaway Gaps) und die Kurszielformel

Zwei oder mehr Runaway Gaps

Exhaustion Gaps

Die Inselumkehr

Kurslücken bei Indizes

Kapitel 13: Unterstützung und Widerstand

Normale Trendentwicklung

Die Erklärung

Das Potenzial von Unterstützungs- und Widerstandszonen

Feststellung genauer Niveaus

Das Versagen eines Unterstützungsniveaus

Verbreitete Missverständnisse

Runde Zahlen

Wiederholung historischer Niveaus

Formationswiderstand

Volumen beim Durchbruch durch Unterstützungszonen

Unterstützung und Widerstand in den Indizes

Kapitel 14: Trendlinien und Trendkanäle

Die Trendlinie

Wie Trendlinien gezogen werden

Arithmetischer und logarithmischer Maßstab

Test der Trendlinie auf Verlässlichkeit

Verlässlichkeit des Bruchs von Trendlinien

Korrektur von Trendlinien

Doppelte Trendlinien und Trendzonen

Trendkanäle

Experimentelle Linien

Die Folgen eines Trendlinien-Bruchs: Rücksetzer

Mittelfristige Abwärtstrends

Trends bei Korrekturbewegungen – das Fächerprinzip

Kapitel 15: Langfristige Trendlinien

Langfristige Abwärtstrends (Major-Abwärtstrends)

Langfristige Trendkanäle (Major-Aufwärtstrendkanäle)

Trendlinien bei Indizes

Der Handel mit Indizes im 21. Jahrhundert

Kapitel 16: Technische Analyse von Rohstoffcharts

Technische Analyse von Rohstoffcharts Teil 2: Eine Perspektive des 21. Jahrhunderts

Raketenwissenschaftler

Schildkröten?

Die Anwendung der Methoden von Edwards und Magee auf die Futures-Märkte des 21. Jahrhunderts

Stoppkurse

Vielfältige Methoden

Alles, was man als Chartanalyst, der Futures tradet, wissen muss

Kapitel 17: Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Technische Analyse und Technologie im 21. Jahrhundert – Computer und Internet: Werkzeuge der Investment- und Informationsrevolution

Die Bedeutung der Computertechnologie

Fazit 1

Weitere technische Entwicklungen, die für den Technischen Magee-Analysten und für alle Anleger von Bedeutung sind

Das Internet: Das achte Weltwunder (EN9: Anhang B, „Ressourcen“, wurde für die 9. Auflage enorm erweitert und ist für heutige Anleger von überragender Bedeutung.)

Mark-to-Market-Bewertung

Die Spreu vom Weizen trennen

Die Spreu

Fazit 2

Fortschritte der Investmenttechnologie Teil 1:Entwicklungen in Theorie und Praxis des Finanzwesens

Optionen

Quantitative Analyse

Modelle der Optionsbewertung und ihre Bedeutung

Index-Futures

Optionen auf Futures und Indizes

Die Moderne Portfoliotheorie

Freuden und Wunder der Investmenttechnologie

Fortschritte der Investmenttechnologie Teil 2: Futures und Optionen auf Futures auf den Dow Jones Industrial Average an der CBOT

Anlage- und Absicherungsstrategien mithilfe des CBOT®-DJIASM-Futures-Kontrakts

Die Erfüllung von Futures-Kontrakten

Marking-to-Market

Fungibilität

Unterschiede zwischen Kassa- und Terminmärkten

Index-Futures auf den Dow Jones Industrial Average

Die Verwendung von Futures auf Aktienindizes, um das Markt-Exposure zu kontrollieren

Verwendungsmöglichkeiten von Dow-Jones-Index-Futures bei der Geldanlage

Perspektive

Optionen auf Dow-Jones-Index-Futures

Optionsprämien

Volatilität

Die Ausübung einer Option

Die Verwendung von Futures-Optionen, um sich an Marktbewegungen zu beteiligen

Gewinn bei steigenden Märkten

Die Ausnutzung von Wendepunkten

Der Einsatz von Puts, um in einem Portfolio aufgelaufene Gewinne zu schützen

Die Steigerung von Portfoliorenditen

Der Einsatz von Options-Spreads in Märkten mit hoher oder niedriger Volatilität

Perspektive

Empfehlungen für das weitergehende Studium

TEIL 2: SPEKULATIONSTAKTIK

Mittelwort

Kapitel 18: Das taktische Problem

Strategie und Taktiken für den langfristigen Anleger: Was ist ein Spekulant? Was ist ein Anleger?

Eine Definition des langfristigen Anlegers

Die Strategie des langfristigen Anlegers

Rhythmische Geldanlage

Fazit

Kapitel 19: Die so überaus wichtigen Kleinigkeiten

Der einfachste und direkteste Weg, für die Chartanalyse einen Computer zu benutzen

Fazit

Kapitel 20: Die Art Aktien, die wir brauchen – die Sicht des Spekulanten

Zur Art der erwünschten Aktien: Die Sichtweise des langfristigen Anlegers

Geänderte Meinungen über die konservative Geldanlage

Die Arten von Aktien, die langfristige Anleger wollen: Die Sichtweise des langfristigen Anlegers

Der Aufbau von Index Shares und ähnlichen Instrumenten

Eine Übersicht über die für Trading und Investing zur Verfügung stehenden Instrumente

Die Bedeutung dieser Instrumente: Diversifizierung, Risikodämpfung, Steuern, technische Regelmäßigkeit

Fazit

Kapitel 21: Aktienauswahl für Charts

Kapitel 22: Aktienauswahl für Charts – Fortsetzung

Kapitel 23: Auswahl und Management hochriskanter Aktien: Tulpen-Aktien, der Internetsektor und Spekulationsfieber

Vom Umgang mit Tulpenmanien, Internetfieber und … Bitcoin

Detaillierte Techniken für den Umgang mit galoppierenden Aktien

Die Hoffnung stirbt zuletzt, und jede Sekunde wird eine neue geboren

Kapitel 24: Die wahrscheinlichen Bewegungen Ihrer Aktien

Kapitel 25: Zwei „kitzlige“ Fragen

Die Nutzung von Einschusskredit (Margin)

Leerverkäufe

Kapitel 26: Paket oder Fraktion?

Kapitel 27: Stopp-Orders

Progressive Stop-Loss-Orders

Systeme und Methoden für das Setzen von Stoppkursen

Eine kurze Übersicht über Stoppmethoden

Einige andere Stoppmethoden

Die Average True Range

Parabolic Stop And Reverse

Zielkurse

Eine natürliche von den Turtles verwendete Methode

Kapitel 28: Was ist ein Boden? Was ist ein Top?

Referenzpunkte

Referenzpunkte: Eine Fallanalyse

Das Referenzpunkt-Paradigma

Die Legende zur Analyse in Abbildung 28.2

Erzählung der im Chart zu sehenden Ereignisse

Das vollständige Referenzpunkt-Verfahren: Die Berücksichtigung des Setzens von Referenzpunkten in Wellentälern und auf neuen Wellenkämmen

Das vollständige Referenzpunkt-Verfahren

Zwei Charts, die eine langfristige Perspektive auf das vollständige Verfahren (Variante 2) bieten

Vollständige Analyse des repräsentativen Falls anhand von Wellentälern und neuen Hochs

Erzählung der im Chart zu sehenden Ereignisse

Kapitel 29: Trendlinien in Aktion

Kaufregeln für Aktien

Verkauf von Aktien, die man besitzt

Leerverkäufe von Aktien

Eindecken von Leerverkäufen

Ergänzende Hinweise

Allgemeine Richtlinien für Spekulationen im Major-Trend

Kapitel 30: Ausnutzung von Unterstützung und Widerstand

Kapitel 31: Nicht alle Eier in einen Korb

EN: Diversifizierung und Kosten

Kapitel 32: Kurszielformeln

Kapitel 33: Rückblick auf das unterschiedliche Chartgeschehen unter taktischen Gesichtspunkten

Die Dow-Theorie

Schulter-Kopf-Schulter-Formationen

Inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formationen

Komplexe oder multiple Schulter-Kopf-Schulter-Formationen

Rounding Tops und Rounding Bottoms

Symmetrische Dreiecke

Rechtwinklige Dreiecke

Broadening Tops

Rechtecke

Doppel-Tops und Doppelböden

Rechtwinklige Broadening-Formationen

Die Diamantformation

Keile

One-Day Reversals

Flaggen und Wimpel

Gaps

Unterstützung und Widerstand

Trendlinien

Kapitel 34: Eine kurze Zusammenfassung der taktischen Methoden

Gründe zum Aussteigen aus einem bestehenden Engagement

Gründe für neue Engagements

Kapitel 35: Auswirkungen der Technischen Analyse auf das Verhalten der Börse

Kapitel 36: Eine automatische Trendlinie: Der gleitende Durchschnitt

Empfindlichere gleitende Durchschnitte

Schnittpunkte (Crossovers) und Penetrationen

Das PENTAD-GD-System von Formula Research

Kapitel 37: „Die gleichen alten Muster“

Nicht alle sind gleich

Kapitel 38: Ausgewogen und diversifiziert

28. September 1985: Ein überverkaufter Markt

Kapitel 39: Lernen durch Versuch und Irrtum

Kapitel 40: Wie viel Kapital wird für die Spekulation eingesetzt?

Kapitel 41: Einsatz des Kapitals in der Praxis

Kauf- und Verkaufsoptionen

Kapitel 42: Portfolio-Risikomanagement

Overtrading – ein Paradoxon

Das Risiko einer einzelnen Aktie

Das Risiko eines Portfolios

EN9: Risiko und Trend

Value-at-Risk

Die pragmatische Portfoliotheorie [und -praxis]

Die pragmatische Messung des Portfoliorisikos

Die Ermittlung des Risikos einer Aktie

Die Ermittlung des Risikos eines Portfolios

Die Ermittlung des maximalen Drawdowns (maximaler Rücklauf)

Die pragmatische Portfolioanalyse: Die Messung des Risikos

Das Portfolio Ordinary Risk oder Portfolio Operational Risk

Das Portfoliorisiko im zeitlichen Verlauf

Das Portfolio Extraordinary Risk beziehungsweise Portfolio Catastrophic Risk

Risikokontrolle

Fazit zu den Risiko- und Money-Management-Methoden

Unendlich anspruchsvollere Methoden des Risiko- und Money-Managements – Ralph Vince und „optimal f“

Kapitel 43: Bleiben Sie bei Ihrer Methode

ANHANG A

Die Dow-Theorie in der Praxis

Fünf Jahre Dow-Interpretation

Der erste ernsthafte Test

„Fehlende Bestätigung“

Anzeichen einer Umkehr des Major-Trends

Das Bullenmarkt-Signal

Die erste Korrektur

Bestätigung des Bullenmarkts

Das Straucheln der Eisenbahnen

Das Frühjahr 1946

Der letzte Aufschwung

Das Bärenmarkt-Signal

ANHANG B

Ressourcen

Teil 1: Wichtige und unentbehrliche Websites

Teil 2: Hinweise für das weitere Studium

Teil 3: Websites über Geldanlage

Brokerhäuser

Teil 4: Das Sharpe Ratio

Teil 5: Berechnung der Volatilität

Teil 6: Das Wesen der Fundamentalanalyse

Die Elliott-Wellen-Theorie: Perspektive und Bemerkungen

Teil 7: Softwarepakete und Websites für die Technische Analyse

AIQ: Trading Expert Pro

Metastock 9.0

Tradestation 2000i und Tradestation 8

Das Internet: Prophet (http://www.thinkorswim.com)

Das Internet: http://www.stockcharts.com

Kurzes Fazit

Teil 8: Das Leverage-Space-Portfoliomodell von Ralph Vince

ANHANG C

Technische Analyse jenseits von Edwards und Magee

Teil 1: Ein kurzer Überblick über zahlenorientierte Werkzeuge

Überblick

Gleitende Durchschnitte

Der Stochastik-Oszillator

Der MACD (Moving Average Convergence/Divergence)

Point-and-Figure-Analyse

Teil 2: Der kreative Techniker – die Arbeiten von Richard Arms

Der Arms Index (TRIN) von Richard Arms

Teil 3: Die Technische Analyse mit Point & Figure von Mike Moody

Teil 4: Bollinger-Bänder

Glossar

Literaturverzeichnis

VORWORTZUR 11. AUFLAGE

Jenseits von Edwards und Magee

Es wäre nachlässig von mir, wenn ich nicht darauf hinweisen würde, dass zwei wichtige Gestalten auf dem Gebiet der Technischen Analyse verstorben sind – Richard Arms Jr. und Professor Hank Pruden von der Golden Gate University. Sie waren beliebt und wurden bewundert, und sie hinterlassen in der Gemeinschaft eine Lücke. Der hier abgedruckte Artikel von Arms ist buchstäblich sein letzter Beitrag zu diesem Gebiet. Hank Pruden war lange Zeit die zentrale Figur in San Francisco, er war sehr beliebt und bewundert, und er hinterlässt in dem gesamten Fachgebiet eine enorme Lücke. Er war mein spezieller Freund und mein Mentor. Er wird unendlich vermisst werden.

Nun möchte ich mich der zentralen Frage zuwenden, auf die sich diese Neuauflage konzentriert: Bislang ignorierte dieses Buch einen ganzen Bereich der Technischen Analyse: die an Zahlen ausgerichtete und statistische Analyse. Daher bekamen frühere Neuleser nicht die Anleitung, die sie brauchen, wenn sie sich mit der von Edwards und Magee erfundenen (oder entdeckten) qualitativen Methode nicht wohlfühlen. Dieser Mangel wird durch Anhang C behoben. Dort findet der neue Leser eine Vorstellung zahlenorientierten Materials vom Standpunkt eines Analysten, der sich nach Edwards und Magee richtet. Auch findet der Leser dort Präsentationen von Instrumenten durch ihre Urheber – ein besonderer und überaus lehrreicher Hochgenuss. Ich wage zu behaupten, dass das Blickfeld jedes Analysten durch Mike Moodys Präsentation der Point-and-Figure-Charts und der Tools von Richard Arms erweitert wird, durch zwei prominente Analysten, deren Werk viele von uns – besonders wir Chartisten – nicht die Untersuchungen gewidmet hatten, die es verdient.

Die Liste der Danksagungen ist so lang wie eine Preisverleihung in Hollywood. Hier also nur einige von denen, die es verdient haben, erwähnt zu werden: Nehemiah Brown III, mein hochgeschätzter gelegentlicher wissenschaftlicher Mitarbeiter, hilft mir, meine Tabellen vernünftig und korrekt zu gestalten. Mein alter Freund Mark Wainwright (mit Abschluss von der Tuck School of Business) hilft mir, technische Schwierigkeiten zu bewältigen. Die Freude bei der Vorbereitung einer neuen Auflage rührt zum Teil daher, dass ich dabei mit diesen intelligenten und fähigen Menschen zusammenarbeite.

Noch nicht erwähnt habe ich Ralph Vince (eine fabelhafte Gestalt), Chris Glon, Richard Arms und Mike Moody.

Erleichtert wurden meine Mühen durch die Unterstützung von Chip Anderson, dem Gründer und Chef der unschätzbar wertvollen Ressource stockcharts.com. Auch thinkorswim schulde ich Dank. Dass ich diese Plattform so oft erwähne, deutet darauf hin, wie wichtig sie für meine Arbeit ist – und das ist keine bezahlte Werbung.

W.H.C. BassettiSan Francisco, Kalifornien15. Juni 2018

VORWORT

Dieses Buch richtet sich eher an den Laien als an den berufsmäßigen Börsianer. Dennoch wird vorausgesetzt, dass der Leser zumindest eine elementare Kenntnis von Aktien und Anleihen hat, dass er schon etliche Male Aktien gekauft und verkauft hat und einige Vertrautheit mit dem Finanzteil seiner Zeitung besitzt. Es wird deshalb kein Versuch gemacht, allgemeine Börsenausdrücke und den Börsenablauf zu erklären. In aller Ausführlichkeit jedoch werden stattdessen die Theorie und die Terminologie unseres eigentlichen Themas erörtert.

Der erste Teil des Buches basiert weitgehend auf den bahnbrechenden Untersuchungen und den Schriften des verstorbenen Richard W. Schabacker. Seine „Technical Analysis and Stock Market Profits“, die jetzt nicht mehr im Druck zu erhalten ist, wurde 1937 in letzter Ausgabe durch diesen Autor und Albert A. Kimbell besorgt. Ihr Leser wird in den Seiten dieses ersten Teiles vieles finden, was ihm bekannt ist, und – abgesehen von den Illustrationen – nur weniges, was wirklich neu ist. In der Tat war es für den Autor ebenso überraschend wie für andere Börsenbeobachter, dass sich das Grundmuster unseres Aktienmarkts in diesen Jahren kaum geändert hat. Dabei wurden in dieser Zeit zahlreiche neue Kontrollen und Regulierungen eingeführt. Neue Steuern wurden geschaffen, die für den erfolgreichen Investor ein schweres Handicap bedeuten. Andererseits wurden die Möglichkeiten stark verbessert und vermehrt, verlässliche Nachrichten über Aktien zu bekommen. Nicht einmal ganz radikale Änderungen in gewissen grundlegenden Teilen unserer Wirtschaft haben jenes Grundmuster unseres Aktienmarkts geändert.

Sicherlich sind die Anzeichen von Pool-Manipulationen, die in den Charts zu erscheinen pflegten, jetzt selten geworden. Einige der Kursformationen, die früher recht häufig waren, erscheinen jetzt selten oder mögen viel von ihrem praktischen Nutzen für den Spekulanten verloren haben; sie sind in dieser Bearbeitung nicht mehr enthalten. Andere haben ihre „Gewohnheiten“ leicht geändert oder auch in gewissem Grade ihre Konsequenzen (aber nicht ihre grundsätzliche Natur), und das wurde natürlich berücksichtigt. Der bedauerlich geringe Umsatz der Börse zu gewissen Zeiten – eine der unbestrittenen Auswirkungen der Regulierungen – hat einige „falsche Bewegungen“ mehr zur Folge und bringt häufiger Perioden von uninteressanter (und damit gewinnloser) Inaktivität. Aber insgesamt gesehen fährt die Börse fort, dieselben alten Bewegungen in derselben alten Routine immer und immer wieder zu wiederholen. Für den Spekulanten und den Anleger ist es unverändert wichtig, diese Phänomene zu kennen und zu erkennen.

Der zweite Teil befasst sich mit der praktischen Auswertung dieser Muster, Formationen und Phänomene, mit der Taktik des Spekulierens. Er ist völlig neu. Mehr als 15 Jahre lang (seine Börsenerfahrung reicht fast 30 Jahre zurück) hat John Magee ausschließlich auf der Grundlage der technischen Theorie investiert und spekuliert, Tausende von Charts verfolgt, Hunderte von tatsächlichen Verkäufen und Käufen ausgeführt. Alle nur denkbaren Anwendungsarten hat er in dieser Zeit getestet, Methoden, Taktiken und Ergebnisse unter jedem denkbaren Gesichtspunkt geprüft und analysiert; von den Gewinnen musste er leben. Sein Beitrag ist der eines Praktikers.

Es sei hier hinzugefügt – und wird auf den folgenden Seiten oft wiederholt werden –, dass die technischen Methoden in keiner Weise unfehlbar sind. Je mehr Erfahrung man in ihrer Anwendung gewinnt, desto mehr werden einem ihre Tücken und die Möglichkeiten ihres Versagens bewusst. Es gibt keine absolut sichere Methode, „die Börse zu schlagen“; die Autoren zögern nicht, zu sagen, dass es sie niemals geben wird. Nichtsdestoweniger bringt das Wissen und die vernünftig abwägende Anwendung der Technischen Analyse eine gute Dividende – sie ist wesentlich gewinnbringender (und viel sicherer) für den durchschnittlichen Anleger als jede andere augenblicklich bekannte und übliche Methode zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren.

Robert D. EdwardsJuli 1948

TEIL 1

TECHNISCHE THEORIE

KAPITEL 1

DIE TECHNISCHE HERANGEHENSWEISE AN SPEKULATION UND INVESTMENT

Nicht viele menschliche Aktivitäten sind während des letzten Jahrhunderts so eingehend untersucht worden, unter so vielen Gesichtspunkten und von so vielen verschiedenen Autoren behandelt worden, wie das Kaufen und Verkaufen von Aktien. Die Belohnung der Börse für denjenigen, der sie richtig zu lesen versteht, ist gewaltig; die Strafen, die sie von den nachlässigen, verträumten oder „glücklosen“ Investoren einfordert, sind oft fürchterlich. Kein Wunder, dass die Börse die besten Buchhalter, Analytiker und Forscher anzieht, zusammen mit einer buntscheckigen Schar von Exzentrikern, Mystikern und Spielern – und einer großen Zahl ganz normaler, hoffnungsvoller Bürger.

Die klügsten Köpfe haben sich bemüht und bemühen sich noch ständig darum, sichere und verlässliche Methoden zu finden; Methoden, wie man den Zustand und den Trend der Börse erkennt, wie man die richtige Aktie und den richtigen Zeitpunkt zum Kauf ausfindig macht. Diese intensive Beschäftigung mit der Börse ist nicht fruchtlos geblieben – im Gegenteil. Eine große Zahl erfolgreicher Investoren und Spekulanten (wobei das Wort in seinem wirklichen Sinne und ohne abwertenden Nebensinn benutzt wird) haben auf diesem oder jenem Wege die nötige Einsicht in die Natur der Kräfte gewonnen, mit denen sie sich befassen. Sie besitzen das Beurteilungsvermögen, die Voraussicht und die allbedeutsame Selbstdisziplin, um diese Kräfte für sich gewinnbringend zu nutzen.

Im Laufe der Jahre haben sich zwei ganz bestimmte „Schulen“ entwickelt, zwei radikal verschiedene Methoden, wie man die Antwort auf das „Was“ und „Wann“ findet. Im „Wall-Street-Jargon“ wird die eine von ihnen kurz als die fundamentale oder statistische Methode bezeichnet und die andere als die technische. (In den letzten Jahren hat eine dritte Betrachtungsweise, die zyklische, schnelle Fortschritte gemacht. Obwohl immer noch als „unsinnige Randerscheinung“ angegriffen, verspricht sie, einen wertvollen Beitrag zu unserem Verständnis der wirtschaftlichen Trends zu leisten.)

Der Börsen-Fundamentalist verlässt sich auf statistische Daten. Er untersucht die Berichte der Wirtschaftsprüfer, die Gewinn- und Verlustrechnungen, die vierteljährlichen Bilanzen, die Dividendenhistorie und die Pläne der Gesellschaften, deren Aktien er beobachtet. Er analysiert Umsätze, die Kompetenz des Managements, die Auslastung der Produktion und die Wettbewerber. Er verfolgt Geschäftsberichte und die Verlautbarungen des Wirtschafts- und Finanzministeriums, beobachtet Produktionsindikatoren, Preisstatistiken und Erntevoraussagen, um sich einen Überblick über die allgemeine Wirtschaftslage zu verschaffen. Er verfolgt täglich alle Nachrichten, um zukünftige Wirtschaftsbedingungen abzuschätzen. Unter Berücksichtigung all dessen bewertet er seine Aktie: Wenn sie im Augenblick unter dem von ihm geschätzten Wert notiert, sieht er das als Kaufgelegenheit an. (EN91: Und – keine Überraschung – der Name des Käufers ist Warren Buffett, und er kauft das Unternehmen, nicht die Aktien, denn obwohl dies eine ausgezeichnete Möglichkeit ist, Unternehmen zu kaufen, ist es keine sehr gute Möglichkeit, Aktien zu kaufen.) EN: Lesen Sie dazu Robert Prechters Zusammenfassung der grundlegenden Methodik als amüsante Endnote am Ende dieses Kapitels.

Sieht man von dem allergrünsten Anfänger ab, für den in seiner Unerfahrenheit jeder andere Gesichtspunkt irrational und unbegreiflich ist, so wird freilich dieser soeben beschriebene „reinrassige“ Fundamentalist ein ziemlich seltener Vogel sein. Denn auch jene Börsianer, die vorgeben, Charts und Chartisten aufs Tiefste zu verachten, verfolgen sehr genau das Verhalten der Börse und des „Tickers“. Sie verhehlen auch nicht ihren Respekt für die Dow-Theorie, die, ob sie es nun wahrhaben wollen oder nicht, in ihrem wesentlichen Gehalt rein technisch ist.

Definition der Technischen Analyse

Der Ausdruck „technisch“ in seiner Anwendung auf die Börse hat heute eine sehr spezielle Bedeutung, die völlig von der normalen Definition in einem Lexikon abweicht. „Technisch“ in unserem Sinne bezieht sich auf die Beobachtung des Geschehens an der Börse selbst im Gegensatz zur Untersuchung der Objekte, die an der Börse gehandelt werden. Die Technische Analyse zeichnet, üblicherweise in grafischer Form, den zeitlichen Ablauf des Handels (Kursveränderungen, Umsatz und so weiter) einer bestimmten Aktie oder von Indizes auf. Aus diesem bildlich dargestellten historischen Verlauf leitet sie dann den wahrscheinlichen zukünftigen Trend ab. EN: Mit dem Aufkommen des Computers entstanden viele verschiedene Schulen der Technischen Analyse. Die zahlenorientierte Technische Analyse (zum Beispiel Studien über gleitende Mittelwerte, Oszillatoren und so weiter) versucht, die Analyse der Märkte vollständig zu objektivieren. Die Arbeit von Edward Magee ist die Verkörperung und Definition der „klassischen Technischen Analyse“.

Die Technische Analyse argumentiert folgendermaßen: Es ist sinnlos, einer Aktienurkunde einen inneren Wert beimessen zu wollen. Eine Aktie der Gesellschaft United States Steel beispielsweise war im Frühherbst 1929 genau 261 Dollar wert, aber man konnte sie im Juni 1932 für nur 22 Dollar kaufen! Im März 1937 wurde sie für 126 Dollar gehandelt und nur ein Jahr später für 38 Dollar. Im Mai 1946 war sie wieder auf 97 Dollar gestiegen und zehn Monate später, 1947, war sie unter 70 Dollar gefallen. Dabei gingen gerade zu diesem letzteren Zeitpunkt die Schätzungen allgemein dahin, dass die Gesellschaftsgewinne einen absoluten Höhepunkt erreicht hätten, während das allgemeine Zinsniveau sich noch an einem absoluten Tiefpunkt befand. Der Buchwert derselben U.S.-Steel-Aktie nach den eigenen Bilanzen der Gesellschaft betrug jeweils zum Jahresende: 1929 – 204 Dollar, 1932 – 187 Dollar, 1937 – 151 Dollar, 1938 – 117 Dollar und 1946 – 142 Dollar. Derartige Entwicklungen, diese große Divergenz zwischen dem „errechneten“ Wert und dem tatsächlichen Kurs einer Aktie an der Börse, sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel, ein Dauerzustand. Tatsache ist eben, dass der reale Wert einer U.S.-Steel-Aktie zu jedem gegebenen Zeitpunkt allein, endgültig und unerbittlich von Angebot und Nachfrage bestimmt wird, wie sie sich exakt in den Transaktionen an der New York Stock Exchange widerspiegeln (siehe Abbildung 1.1).

Abbildung 1.1: Monatliche Kursbewegungen der Aktie von U.S. Steel von Januar 1929 bis Dezember 1946. Beachten Sie die gewaltigen Kursunterschiede in dieser Aktie – von 1929 (extremer Höhepunkt 261 ¾) bis 1932 (Tiefpunkt 21 ¼), von 1932 bis 1937, von 1937 bis 1938 und von 1942 bis 1946. Der Buchwert dagegen verhielt sich wie im Text dieses Kapitels näher beschrieben.

Natürlich spielen die statistischen Daten, die die Fundamentalanalysten beobachten, eine Rolle in der Angebot-Nachfrage-Gleichung; das wird nicht bestritten. Aber es gibt eben noch viele andere Faktoren, die diese Gleichung ebenfalls beeinflussen. Der Börsenkurs reflektiert nicht nur die unterschiedlichsten Wertvorstellungen derjenigen, die Aktien in jener orthodoxen Weise bewerten. Er reflektiert genauso die Hoffnungen und Befürchtungen, Vermutungen und Stimmungen – rationale und irrationale – von Hunderten von potenziellen Käufern und Verkäufern. Er reflektiert ihre Bedürfnisse und ihr Kapital – insgesamt Faktoren, die sich jeder exakten Einzelanalyse entziehen und für die keine statistischen Unterlagen erhältlich sind. Dennoch werden alle diese Faktoren zusammengefasst, gewogen und schließlich in jener einen präzisen Zahl ausgedrückt, zu der ein Käufer und ein Verkäufer sich zusammenfinden und eine Transaktion in dieser Aktie tätigen (durch ihre Broker beziehungsweise Banken). Dies ist die einzige Zahl, die zählt.

Darüber hinaus macht der Technische Analyst mit vollem Recht geltend, dass die Masse jener statistischen Daten, die der Fundamentalist studiert, Vergangenheit ist, überholt und nutzlos. Die Börse ist nicht an der Vergangenheit und nicht einmal an der Gegenwart interessiert. Die Börse blickt ständig voraus und versucht, zukünftige Entwicklungen vorwegzunehmen. Hunderte von Investoren betrachten die Zukunft aus ganz verschiedenen Blickwinkeln und durch eine jeweils ganz anders gefärbte Brille. Die Börse wägt alle ihre Schätzungen und Vermutungen ab und bringt sie in ein Gleichgewicht. Kurz: Der jeweilige Aktienkurs, wie ihn die Börse selbst bildet, berücksichtigt alle fundamentalen Informationen, die der statistische Analytiker überhaupt berücksichtigen könnte. Sie berücksichtigt weitere Informationen, die ihm unbekannt und die vielleicht nur wenigen Insidern bekannt sind, und sie berücksichtigt darüber hinaus viele weitere Faktoren, die eine gleiche oder größere Bedeutung haben.

All dies freilich, so wahr es auch sein mag, wäre von geringer Bedeutung, gäbe es nicht ein unbestreitbares Phänomen: Die Kurse an der Börse bewegen sich in Trends; diese Trends haben die Tendenz, sich so lange fortzusetzen, bis irgendetwas das Angebot-Nachfrage-Verhältnis ändert. Solche Änderungen sind gewöhnlich am Verhalten der Börse selbst erkennbar. Gewisse Muster oder Formationen, Niveaus oder Zonen erscheinen in den Charts. Sie haben eine Bedeutung und können im Sinne einer zukünftigen wahrscheinlichen Trendentwicklung interpretiert werden. Sie sind nicht unfehlbar, wie hier bemerkt werden muss, aber die Wahrscheinlichkeit ist entschieden auf ihrer Seite. Wieder und wieder, das zeigt die Erfahrung oft genug, geben diese Formationen viel klarere Prognosen als der bestinformierte und gewiefteste Statistiker.

Der Technische Analyst kann in seinem Anspruch noch weiter gehen. Er ist in der Lage, den Chart einer Aktie zu interpretieren, deren Namen er nicht einmal kennt. Alles, was er dafür braucht, sind die Aufzeichnungen über den Handel über einen ausreichend langen Zeitraum, damit er in der Lage ist, den Hintergrund und die Gewohnheiten dieser Aktie zu studieren. Der Charttechniker kann gewinnbringend mit einer Aktie spekulieren, wenn er nur ihr Tickersymbol hat, ohne dass er die Gesellschaft, den Industriezweig, die Produkte oder die Kapitalisierung der Gesellschaft kennt. Überflüssig zu sagen, dass eine solche Praxis nicht empfohlen wird; aber wenn der Technische Analyst wirklich Erfahrung hat, könnte er in der Tat mit guter Erfolgsaussicht so verfahren.

Sollte der Leser an dieser Stelle und nach dieser Erläuterung die technische Betrachtungsweise von Investment oder Spekulation völlig abstoßend finden, so sollte er das Buch jetzt besser zuklappen. Denn es ist in erster Linie diese technische Betrachtungsweise, die Lehre von der Technischen Aktienanalyse, mit der sich der Rest des Buches befasst.

EN: Die Elliott-Wellen-Theorie: Perspektive und Bemerkungen aus einem Börsenbrief von Magee aus den 1980er-Jahren. Diese Woche hatten wir das Vergnügen, die Dezemberversammlung der Market Technicians Association of New York (MTANY) zu besuchen.

Langjährige Abonnenten werden sich erinnern, dass die MTANY die Organisation ist, die John Magee im Jahr 1978 zum Man of the Year kürte. Der Redner war Robert Prechter, Herausgeber von „The Elliott Wave Theorist“, einer Anlageberatung, deren Prognosen auf Interpretationen der Arbeiten von R.N. Elliott über den Aktienmarkt basieren.

Von größtem Interesse für unsere Abonnenten sind Prechters Bemerkungen über die Technische Analyse an sich. Dabei muss man bedenken, dass die Elliott-Wellen-Theorie nichts anderes ist als ein „Katalog“ von Kursbewegungen an der Börse, die gewissermaßen übereinandergelegt werden, bis sich ein umfassendes, zugrunde liegendes und dauerhaftes Muster abzeichnet; kurz gesagt reine Technische Analyse. Hier einige von Prechters Definitionen und Bemerkungen zur Fundamentalanalyse:

1.Definieren wir zunächst den Unterschied zwischen „technischen Daten“ und „Fundamentaldaten“ … technische Daten sind Daten, die durch das Verhalten des untersuchten Marktes erzeugt werden.

2.Das größte Problem der Fundamentalanalyse ist, dass ihre Indikatoren vom Markt an sich entkoppelt sind. Der Analyst nimmt eine Kausalität zwischen äußeren Ereignissen und Marktbewegungen an – ein Konzept, das fast mit Sicherheit falsch ist. Genauso wichtig (und weniger anerkannt) ist jedoch, dass die Fundamentalanalyse fast immer eine Vorhersage der Fundamentaldaten erfordert, bevor Schlüsse über den Markt gezogen werden. Dann ist der Analyst gezwungen, einen zweiten Schritt zu gehen und eine Schlussfolgerung zu ziehen, wie sich die vorhergesagten Ereignisse auf die Märkte auswirken werden! Technische Analysten brauchen bloß einen Schritt zu gehen, was ihnen vom Fleck weg einen Vorteil verschafft. Ihr Hauptvorteil ist, dass sie ihre Indikatoren nicht vorherzusagen brauchen.

3.Noch schlimmer ist die Tatsache, dass sogar der zweite Schritt der Fundamentalanalysten wahrscheinlich ein auf Sand gebauter Prozess ist. […] Die häufigste Anwendung der Fundamentalanalyse besteht darin, dass man den Gewinn eines Unternehmens im laufenden und im kommenden Jahr schätzt und auf dieser Grundlage Aktien empfiehlt. […] Wie schlecht die Erfolgsbilanz dieser alleinigen Grundlage ist, hat Barron’s am 4. Juni in einem Artikel aufgezeigt, aus dem hervorgeht, dass sich der durchschnittliche Schätzungsfehler bezüglich der 30 im Dow Jones Industrial Average (DJIA) enthaltenen Aktien für alle abgeschlossenen Jahre auf 18 Prozent und für die bevorstehenden Jahre auf 54 Prozent beläuft. Das schwächste Glied ist allerdings die Annahme, dass eine korrekte Gewinnschätzung eine Basis für die Auswahl von Börsengewinnern sei. Laut einer Tabelle zum erwähnten Barron’s-Artikel hätte der Kauf der zehn DJIA-Aktien mit den besten Gewinnschätzungen über zehn Jahre eine kumulierte Rendite von 40,5 Prozent gebracht, die Wahl der zehn DJIA-Aktien mit den schlechtesten Gewinnschätzungen hingegen einen satten Gewinn von 142,5 Prozent.

Prechters geschliffene Darlegung der technischen Methode, die von unserer abweicht, hat uns gefallen. Was seine Bemerkungen über die Fundamentalanalyse angeht, ihnen stimmen wir absolut und vollkommen zu.

1Im Laufe der inzwischen elf Auflagen gab es einige Änderungen am Originaltext aus dem Jahre 1948. Einige Aktualisierungen im Hinblick auf den gegenwärtigen technologischen Kontext und das Marktgeschehen hat der Herausgeber als seine eigene Arbeit gekennzeichnet, indem er solche Anmerkungen mit „EN“ für „Editor’s Note“ begann. (Die 8. Auflage war die erste, die Editor’s Notes verwendete. Editorische Anmerkungen für die 9. Auflage sind mit EN9 gekennzeichnet, für die 10. Auflage mit EN10.) Außerdem sind Passagen ohne besondere Kennzeichnung überarbeitet oder ergänzt worden.

KAPITEL 2

CHARTS

Charts sind das Handwerkszeug des Technischen Analysten. Es wurde eine Vielzahl von Formen und Arten entwickelt, um grafisch so ziemlich alles darzustellen, was an der Börse geschieht, oder um einen daraus abgeleiteten Index aufzuzeichnen. Es können Monatscharts sein, auf denen das Handelsgeschehen eines ganzen Monats in einer einzigen Eintragung kondensiert ist, oder Charts über wöchentliche, tägliche, stündliche Transaktionen, Point-and-Figure-Charts oder Candlestick-Charts. Sie können in einem arithmetischen, logarithmischen oder einem Quadratwurzel-Maßstab dargestellt sein oder auch als „Oszillatoren“. Sie können gleitende Durchschnitte darstellen, das Verhältnis des Umsatzes zur Kursbewegung, den Durchschnittspreis der „Most Actives“, Odd-Lot-Transaktionen (Transaktionen unter 100 Aktien), das Short Interest und eine Unzahl von anderen Beziehungen, Verhältnissen und Indizes. Alle sind sie technisch in dem Sinne, dass sie – direkt oder indirekt – davon abgeleitet sind, was tatsächlich an der Börse geschehen ist.

Mit den meisten von ihnen brauchen wir uns glücklicherweise nicht zu befassen; sie sind nur für den hauptberuflichen Wirtschaftsanalysten von Interesse. Viele von ihnen sind das Ergebnis eines – jedenfalls bis jetzt – völlig ergebnislosen Bemühens, irgendeinen „mechanischen“ Index oder eine Kombination von Indizes zu finden, die immer, automatisch und ohne jemals zu versagen oder eine falsche Prognose zu geben, vor einem Wechsel im Trend warnen. Derartige Indikatoren sind nach unserer Erfahrung nur zu häufig verwirrend und manchmal – und zwar gerade zu den kritischen Zeitpunkten – regelrecht irreführend. Dieses Buch ist demgegenüber für den Privatmann gedacht, den Geschäftsmann, den Berufstätigen. Er kann sich nicht den ganzen Tag lang nur um seine Investitionen oder Spekulationen kümmern. Andererseits sind sie für ihn doch von so viel Bedeutung oder Interesse, dass er sich zumindest einige Minuten am Tag mit der Beobachtung und Anlage seines Geldes beziehungsweise seiner Aktien befassen möchte. (EN9: Im Nachhinein betrachtet ist dies eine Unterschätzung der Bedeutung des vorliegenden Werkes. Im 21. Jahrhundert sind sich die besten Fachleute der Bedeutung der Trendanalyse sehr wohl bewusst und benutzen dieses Werk als Lehrbuch.) Die Theorien und Methoden dieses Buches erfordern nur die einfachste Art eines Aktiencharts, eine Aufzeichnung der Kursspanne (Eröffnungskurs, Hoch- und Tief sowie Schlusskurs) und des Tagesumsatzes (Handelsvolumen oder kurz „Volumen“) der Aktie. Diese Darstellungen des Tageskursverlaufs werden aus Gründen, die wir später noch erörtern werden, durch Wochen- oder Monatscharts ergänzt, die für die meisten Aktien mithilfe fast aller kommerziell erhältlichen Anlage-Softwareprogramme und Websites leicht erstellt werden können.

Nahezu alle Illustrationen auf den folgenden Seiten sind Beispiele solcher Tagescharts. Man kann sie leicht selbst erstellen und aktuell halten. Man benötigt dazu lediglich einen Vorrat an Millimeteroder Rechenpapier (fast jede Art reicht aus), eine Tageszeitung mit kompletten und genauen Kursangaben, einen gespitzten Bleistift und einige Minuten Zeit. EN: Alternativ stehen zahlreiche Datendienste zur Nutzung mit Softwarepaketen zur Verfügung, ganz zu schweigen von Internetseiten (die in Anhang B, Ressourcen, erwähnt werden). Durch den Einsatz dieser Technologie entfällt die Last der manuellen Charterstellung. Wenn es einen Nachteil dieser Technologie gibt, dann möglicherweise den Verlust des „Gefühls“, das der Investor durch die manuelle Diagrammerstellung bekommt.

Bei der Anfertigung eines normalen Aktiencharts ist es üblich, die Zeit auf der horizontalen Achse darzustellen. Die einzelnen Unterteilungen bezeichnen von links nach rechts fortlaufend die Tage (manche benutzen auch den Zwischenraum zwischen den Strichen jeweils für einen Tag). Die senkrechte Achse wird für die Darstellung des Kurses benutzt, wobei jede Unterteilung einem bestimmten Kurs entspricht. Am unteren Rand des Charts lässt man üblicherweise Platz, um das Volumen darzustellen, das heißt, die Anzahl der Aktien, die am betreffenden Tag den Besitzer gewechselt haben. Tageszeitungen mit vollständigem Börsenbericht geben den Tagesumsatz (ausgenommen die Odd-Lot-Transaktionen, die für unseren gegenwärtigen Zweck vernachlässigt werden können), die Höchst- und Tiefstkurse der Aktie an diesem Tag, den Schlusskurs (das ist der Kurs, zu dem die letzte Transaktion an diesem Tag abgeschlossen wurde) und üblicherweise auch noch den Eröffnungskurs (Kurs der ersten Transaktion) an. In unserem Chart wird die tägliche Schwankungsbreite des Kurses so dargestellt, dass man eine Linie zwischen den beiden Punkten zieht, die den Höchst- und Tiefstkurs des betreffenden Tages darstellen. Dann wird ein kurzer waagerechter Strich hinzugefügt, der entweder die senkrechte Linie kreuzt oder von ihr nach rechts abzweigt und der den Schlusskurs darstellt. Manchmal finden alle Transaktionen einer Aktie an einem Tag zu demselben Kurs statt; Hoch-, Tief- und Schlusskurs sind so alle auf einem Niveau, und die einzige Kennzeichnung in unserem Chart ist ein horizontaler Strich, der den Schlusskurs darstellt. Für das Volumen zieht man eine senkrechte Linie vom unteren Ende des Charts aufwärts.

Der Eröffnungskurs braucht nicht dargestellt zu werden. (EN10: Candlestick-Charts erfordern diese Information.) Die Erfahrung hat gezeigt, dass er selten eine Bedeutung für die Beurteilung der zukünftigen Entwicklung hat, und allein diese sollte uns normalerweise interessieren. Der Schlusskurs ist jedoch wichtig. Oft ist es der einzige Kurs, den viele flüchtige Leser des Finanzteils überhaupt betrachten. Er repräsentiert die letzte Bewertung der Aktie durch die Börse an diesem Tag. Er kann natürlich schon in der ersten Stunde der Börse erreicht werden, wenn an diesem Tag keine weiteren Transaktionen stattfinden. Aber er wird nichtsdestoweniger zu der Zahl, aufgrund deren eine Mehrzahl von potenziellen Interessenten ihre Pläne für den folgenden Tag macht. Daher seine technische Bedeutung, die in späteren Kapiteln in verschiedener Hinsicht erkennbar wird.

Verschiedene Maßstäbe

Viele Einzelheiten, wie man seine Charts führen kann, werden in der zweiten Hälfte dieses Buches erörtert. Aber es gibt einen Punkt, den man zweckmäßigerweise schon hier betrachten sollte. Bis vor wenigen Jahren wurden fast alle Aktienkurse auf normalem Millimeterpapier mit einfacher oder arithmetischer Skala dargestellt. Aber mehr und mehr sind Chartisten jetzt zu dem Gebrauch von sogenanntem halblogarithmischen Papier übergegangen, das manchmal auch als Verhältnisoder Prozentpapier bezeichnet wird. Unsere eigene Erfahrung geht dahin, dass der halblogarithmische Maßstab entschiedene Vorteile in der Anwendung hat; die meisten Charts, die in diesem Buch abgedruckt sind, benutzen ihn. Die beiden Maßstabsarten unterscheiden sich dadurch, dass auf arithmetischem Papier gleiche Entfernungen auf der senkrechten Achse auch gleiche Beträge in Dollar repräsentieren. Dagegen bedeuten gleiche Abstände auf semilogarithmischem Papier gleiche prozentuale Änderungen. So ist zum Beispiel auf arithmetischem Papier der Abstand zwischen 10 und 20 auf der senkrechten Achse genau der gleiche wie der von 20 bis 30 und der von 30 bis 40. Im halblogarithmischen Maßstab ist der Abstand zwischen 10 und 20, weil er einen Anstieg um 100 Prozent bedeutet, der gleiche wie der von 20 bis 40 oder von 40 bis 80, die auch jeweils 100 Prozent Anstieg bedeuten.

Prozentuale Beziehungen, das bedarf keiner Betonung, sind bei Aktientransaktionen wichtig. Der halblogarithmische Maßstab erlaubt einen direkten Vergleich von hoch bewerteten und niedrig bewerteten Aktien. Er erleichtert es, diejenige Aktie auszuwählen, die bezogen auf das investierte Kapital den größeren (prozentualen) Gewinn verspricht. Er erleichtert auch das Platzieren von Stop-Loss-Orders. Formationen erscheinen bei allen Maßstäben in weitgehend gleicher Weise, aber manche Trendlinien „entwickeln“ sich im halblogarithmischem Maßstab besser. Man kann sich leicht daran gewöhnen, dass man seine Eintragungen auf halblogarithmischem Papier macht (wir empfehlen seinen Gebrauch). Jedoch sind seine Vorteile wiederum nicht so groß, um jemanden zum Wechseln zu veranlassen, wenn er aufgrund langer Praxis und Vertrautheit arithmetisches Papier bevorzugt. Die eventuell nötigen prozentualen Berechnungen können schließlich auch auf einem anderen Blatt oder im Kopf gemacht und in den arithmetischen Chart eingetragen werden, falls das erwünscht ist.

Einige Firmen sind auf die Herstellung von Millimeterpapier und anderem Ingenieur- und Architektenbedarf spezialisiert und bieten heute Blätter an, die speziell für Aktiencharts entworfen wurden. Auf ihnen bezeichnen etwas dickere Linien jeweils die Wochen (alle sechs Tage), während die Kursachse in Achtel unterteilt ist. Das sind die (kleinsten) Bruchteile eines Dollar, in denen an allen amerikanischen Börsen Aktienkurse notiert werden. (EN9: Inzwischen werden sie in Dezimalstellen notiert.) Diese Bögen sind in verschiedenen Größen erhältlich und entweder einem arithmetischem oder logarithmischen Kursmaßstab und einem Maßstab für den Umsatz versehen. EN: Dieses Papier ist nur für den manuellen Chartisten von Interesse, da es moderne Software, wie in Anhang B, „Ressourcen“, beschrieben, dem Computer-Chartisten ermöglicht, leicht zwischen Preisskalen und Charting-Methoden zu wechseln. Dort finden sich auch Verweise auf dieses Papier.

Auf Wochencharts repräsentiert jede senkrechte Linie die Transaktionen einer Woche. Die Kursspanne für die Woche wird auf diese Weise dargestellt, und üblicherweise auch das Gesamtvolumen der Woche, während die Schlusskurse (der Woche) weggelassen werden können. Die Spanne geht natürlich vom höchsten Kurs der Aktie während der Woche bis zum niedrigsten Kurs, zu dem sie an irgendeinem Tag gehandelt wurde. Diese beiden Extremwerte können an demselben Tag notiert worden sein; der Wochenchart macht keine Unterscheidungen für die einzelnen Tage. Monatscharts werden in der gleichen Weise erstellt, aber enthalten in der Regel keine Umsatzangaben. Diese beiden Arten – oft auch als Langfrist- oder größere Charts (Major Charts) bezeichnet – werden hauptsächlich benutzt, um wichtige Unterstützungs- und Widerstandsniveaus festzulegen und langfristige Trends zu markieren. Die Daten für Wochencharts – wenn der Leser es vorzieht, seine eigenen zu erstellen – können problemlos den Wochenendausgaben einschlägiger Zeitungen entnommen werden (zum Beispiel New York Times, Barron’s), die eine Zusammenfassung der Transaktionen der letzten Woche enthalten.

Um dieses Kapitel über die Konstruktion von Charts abzuschließen, sollte man noch hinzufügen, dass ein Chart weder einen Selbstwert darstellt noch gar etwas Geheimnisvolles ist. Er ist einfach nur eine bildliche Darstellung des Ablaufs der Transaktionen mit der Aktie oder den Aktien, an der oder denen wir interessiert sind. Wer ein fotografisches Gedächtnis hat, braucht keine Charts auf Papier; sein Gedächtnis registriert alle notwendigen Daten; er trägt seine Charts im Kopf bei sich. Viele jener erfahrenen „Tape-Reader“, die keine Charts benutzen, haben die seltene Gabe des fotografischen Gedächtnisses, die die Bezugnahme auf grafische Darstellungen überflüssig macht. Aber die meisten von uns sind leider nicht so gesegnet; für uns ist der Chart notwendig und nützlich, weil wir mit seiner Hilfe bequem die Art von Analyse durchführen können, die uns Hinweise auf die wahrscheinliche zukünftige Entwicklung gibt.

Es gibt an der Wall Street eine Redensart, die besagt: „Mit den Charts ist alles in Ordnung – den Ärger machen die Chartisten.“ Was in der Tat nur die einfache Wahrheit zum Ausdruck bringt, dass wichtig nicht der Chart, sondern seine Interpretation ist. Chartanalyse ist sicherlich weder leicht noch narrensicher. Und doch kann gelegentlich sogar der „Sonntagsinvestor“, der keinerlei Vorstellungen über Markttechnik hat, durch Zufall einen Chart in die Hand nehmen und darin etwas entdecken, was er bislang nicht gesehen hat – etwas, das ihn vielleicht davor bewahrt, ein ungünstiges Engagement einzugehen.

Wenn Sie niemals Aktiencharts benutzt und ihnen niemals Aufmerksamkeit gewidmet haben, werden Sie überrascht über die Dinge sein, die Sie plötzlich entdecken, sobald Sie Charts näher untersuchen.

EN9: Überraschung und Staunen – so kann man die Reaktionen sogar von Profis beschreiben, wenn sie eine vollständige und kohärente Vorstellung der Methoden von Edwards und Magee bekommen. Ich habe schon oft angemerkt, dass, wenn man die Konzepte und Grundsätze dieses Buches nicht fest im Griff hat, kein Verständnis anderer (zahlenorientierter und statistischer) Methoden der Technischen Analyse möglich ist.

Es gibt noch andere erwähnenswerte auf Edwards’ Diskussion bezogene Bemerkungen. Für die manuelle Chart-Erstellung ist die semilogarithmische Skala nach wie vor die beste. Da es auf Internetseiten (zum Beispiel prophet.net, thinkorswim.com, tdameritrade.com und stockcharts.com) und mit eigenständiger Software so leicht ist, Maßstäbe und Zeiträume zu ändern, kann man von einer Nahaufnahme eines Monats zu einer langfristigen mehrjährigen Perspektive wechseln. Dabei muss man aber die Perspektive im Blick behalten. Mehrjährige logarithmische Charts, die große Spannen abdecken, verlieren im oberen Bereich an Bedeutung, weil die Intervalle kleiner werden. Dieser Verzerrung muss man entgegenwirken, indem man den Zeitraum in kleinere Schritte unterteilt. Anstatt uns nur einen Chart über fünf Jahre anzusehen, der von 10 bis 200 reicht, sehen wir uns daher lieber zusätzlich noch fünf Charts über jeweils ein Jahr an.

Eine neue grafische Darstellung ist in neuerer Zeit enorm populär geworden – die Kerzencharts oder Candlestick-Charts. Bei dieser Methode wird der Chart durch Einfärben des Kerzenkörpers ergänzt – Weiß für steigende Kurse, Schwarz für fallende (oder Farben eigener Wahl). Dadurch wird die Richtung des Trends dramatischer dargestellt. Auch sagt man, Kerzencharts seien für die Erkennung von Trendwenden und anderen Trendzuständen nützlich.

Es gibt noch eine ganze Menge weiterer Charting-Methoden: Three Line Break, Renko, Kagi und so weiter. Darüber kann man in Nisons Buch „Beyond Candlesticks“ nachlesen. Ich werde sie in diesem Buch nicht behandeln, berücksichtige sie aber in einem Anhang über Point-and-Figure-Charts.

KAPITEL 3

DIE DOW-THEORIE

Die Dow-Theorie ist der „Großvater“ aller markttechnischen Theorien. Oft wird kritisiert, ihre Signale seien zu spät. Gelegentlich (besonders zu Beginn einer Baisse) wird sie auch von denen verspottet, die ihr Verdikt nicht hinnehmen wollen. Doch ist sie dem Namen nach jedem bekannt, der nur irgendwie einmal eine Verbindung zum Aktienmarkt gehabt hat, und von den meisten wird sie respektiert. Viele Investoren benutzen sie in größerem oder geringerem Ausmaß, um ihre Investmentpolitik danach auszurichten. Und doch sind sich viele von ihnen nicht darüber klar, dass diese Theorie schlicht und einfach „technisch“ ist. Sie ist auf nichts anderem aufgebaut und befasst sich mit nichts anderem als dem Geschehen am Aktienmarkt an sich (ausgedrückt in gewissen Indizes); die Unternehmenskennzahlen, auf die sich der Fundamentalist verlässt, benutzt sie nicht.

Viele Anhaltspunkte in den Schriften ihres ursprünglichen „Erfinders“ Charles H. Dow legen die Vermutung nahe, dass er seine „Theorie“ nicht als Hilfsmittel für Prognosen am Aktienmarkt oder auch nur als Richtschnur für Investoren ansah, sondern eher als Barometer für allgemeine wirtschaftliche Trends. Dow gründete den Dow-Jones-Finanznachrichtendienst, und ihm wird die Erfindung der Aktienindizes zugeschrieben. Die Grundlagen der Theorie, die später nach ihm benannt wurde, legte er in Leitartikeln, die er für das Wall Street Journal schrieb. Nach seinem Tod im Jahre 1902 war es sein Nachfolger als Herausgeber des Journals, William P. Hamilton, der Dows Prinzipien weiter verfolgte. Im Laufe der 27 Jahre, während deren er über den Aktienmarkt schrieb, brachte er sie in ein System und formulierte das, was wir heute als Dow-Theorie kennen.

Ehe wir zu einer Erläuterung der Theorie selbst kommen, müssen wir die Aktienindizes untersuchen, mit denen sie arbeitet. Lange vor Dows Zeit war Bankiers und Geschäftsleuten die Tatsache vertraut, dass die Aktien der meisten großen Gesellschaften die Neigung haben, im Kurs gemeinsam aufwärts oder abwärts zu gehen. Aktien, die sich entgegen der allgemeinen finanziellen Strömung bewegten, waren seltene Ausnahmen, und in der Regel blieben sie auf diesem Gegenkurs nicht länger als jeweils ein paar Tage oder Wochen. Zwar stiegen im Boom die Kurse einiger Aktien schneller und höher als andere; und wenn der Trend nach unten ging, fielen einige Aktien schneller, während andere den abwärts gerichteten Kräften erheblichen Widerstand entgegensetzten – aber das Faktum blieb, dass die meisten Aktien die Tendenz hatten, sich gemeinsam in eine Richtung zu bewegen (überflüssig, zu sagen, dass es auch heute noch so ist und immer so sein wird).

Dieses Faktum ist wie gesagt seit Langem allgemein bekannt und akzeptiert – es wird so sehr als selbstverständlich hingenommen, dass seine Wichtigkeit gewöhnlich übersehen wird. Denn dieses Faktum ist ganz außerordentlich wichtig und immer als Ergänzung zu den Themenkreisen zu beachten, mit denen wir uns in diesem Buch beschäftigen. Wer sich mit der technischen Seite der Börse befassen will, sollte seine Studien mit der Dow-Theorie beginnen, denn diese Theorie betont die Bedeutung des allgemeinen Markttrends.

Charles Dow hat – anerkanntermaßen als Erster – einen systematischen Versuch unternommen, den allgemeinen Trend (oder genauer: das allgemeine Niveau) des Aktienmarkts in Form eines Durchschnittspreises einiger ausgesuchter, repräsentativer Aktien auszudrücken. Diese Aktien fasste er schließlich im Januar 1897 in zwei „Dow Jones Averages“ in der Form zusammen, wie sie bis heute benutzt werden und wie er selbst sie in seinen Untersuchungen von Markttrends benutzte. Einer bestand nur aus den Aktien von 20 Eisenbahngesellschaften, denn die Eisenbahnen waren die führenden Geschäftsunternehmen seiner Zeit. Der andere, der Dow Jones Industrial Average, repräsentierte alle anderen Geschäftszweige und bestand zunächst nur aus zwölf Aktien. Diese Zahl wurde 1916 auf 20 und am 1. Oktober 1928 auf 30 erhöht.

Die Dow-Jones-Indizes

Die in diesen beiden Indizes enthaltenen Aktien wurden von Zeit zu Zeit ausgewechselt, um die Liste aktuell zu halten und so repräsentativ wie möglich für die jeweiligen Gruppen zu gestalten. Von den heute im Dow Jones Industrial Average enthaltenen 30 Industrie-Aktien gehörte nur General Electric dem ursprünglichen Industrie-Index an; und auch diese Aktie war zwischendurch (1898) herausgenommen und anschließend doch wieder in den Index hineingenommen worden. 1929 wurden alle Versorgungsunternehmen aus dem Industrie-Index ausgegliedert und ein neuer „Utility Average“ aus 20 Aktien gebildet; 1938 wurde die Zahl auf 15 reduziert. Aus den Aktien der 20 Eisenbahngesellschaften, 30 Industriewerten und 15 Versorgungsunternehmen wird heute ein neuer Gesamtindex gebildet, der als „Dow Jones Composite Average“ bekannt ist.

Die Geschichte dieser Indizes, die verschiedentlich vorgenommenen Anpassungen, die Zusammensetzung und Berechnungsmethode sind für sich schon ein interessantes Stück Geschichte, der sich Leser an anderer Stelle widmen kann. EN: In Anhang B, „Ressourcen“, finden Sie entsprechende Hinweise. Beachten Sie auch, dass es inzwischen eine Vielzahl von Dow-Jones-Indizes gibt. Für unseren Zweck genügt die Ergänzung, dass die Dow-Theorie dem Utility- und dem Composite-Index keine Aufmerksamkeit schenkt. Ihre Interpretationen basieren nur auf dem Railroad Average und dem Industrial Average. EN: Der Dow Jones Railroad Average heißt heute Dow Jones Transportation Average.

Seit einiger Zeit werden die jeweiligen Werte der Dow-Jones-Indizes sowohl am Ende jeder Handelsstunde als auch am Ende einer Börsensitzung berechnet. EN: Inzwischen werden die Indizes in Echtzeit berechnet und über das Internet sowie im Wall Street Journal und auf allen Markttickern veröffentlicht. Für den Handel mit Optionen und Futures, die sich auf die Indizes beziehen, ist dies auch notwendig. Das Wall Street Journal bringt auch in jeder Ausgabe eine Zusammenfassung der wichtigsten Höchst- und Tiefstwerte eines jeden Index mit genauen Datenangaben für die vorhergehenden zwei oder drei Jahre. Die Tagesschlusskurse der Indizes werden auch in vielen anderen großen Tageszeitungen veröffentlicht.

Die grundlegenden Sätze der Dow-Theorie

Die Dow-Theorie enthält einige grundlegende Aussagen und Regeln:

1.Die Indizes berücksichtigen (diskontieren) alles – abgesehen von höherer Gewalt: Die Indizes reflektieren die gesamten Marktaktivitäten Tausender von Investoren. Unter ihnen sind diejenigen, die die bestmögliche Voraussicht und Information über Tendenzen und Ereignisse haben. Deshalb diskontieren die Indizes in ihren täglichen Schwankungen alles, was bekannt ist, alles, was vorhersehbar ist, und jede einzelne Bedingung, die Angebot oder Nachfrage von Aktien beeinflussen könnte. Selbst wenn sich unvorhersehbare Naturkatastrophen ereignen, werden sie schnell bewertet und ihr möglicher Effekt berücksichtigt.

2.Die drei Trends: „Der Markt“, also der Kurs der Aktien im Allgemeinen, bewegt sich in Trends. Der wichtigste ist der langfristige Trend, der auch Primärtrend genannt wird (Major-Trend oder primärer Trend). Das sind ausgedehnte Aufwärts- oder Abwärtsbewegungen, die gewöhnlich ein Jahr oder länger dauern und im Allgemeinen eine Wertsteigerung oder -minderung von mehr als 20 Prozent zur Folge haben. Bewegungen in Richtung des Primärtrends werden zwischenzeitlich durch Sekundärtrends (mittelfristige Trends oder Ausschläge) in entgegengesetzter Richtung unterbrochen – Reaktionen oder Korrekturen, die stattfinden, wenn die langfristige Bewegung zeitweise über ihr Ziel hinausgeschossen ist. (Beide, sowohl die mittelfristigen Bewegungen als auch die von ihnen eingeschlossenen Segmente des Primärtrends werden häufig gemeinsam als Zwischenbewegungen mittelfristigen Ausmaßes [„intermediäre Trends“] bezeichnet. Diesen Ausdruck werden wir in den folgenden Erörterungen noch als nützlich erkennen). Schließlich bestehen die Sekundärtrends aus kleineren Trends (Minor-Trends), Schwankungen von Tag zu Tag, die für die Dow-Theorie ohne Bedeutung sind.

3.Primärtrends: Dies sind, wie gesagt, die allgemeinen, breiten Auf- und Abwärtsbewegungen, die gewöhnlich (aber nicht ausnahmslos) mehr als ein Jahr anhalten, aber auch mehrere Jahre dauern können. Solange jede aufeinanderfolgende Rallye (Kurssteigerung) ein höheres Niveau erreicht als die vorhergehende, solange jede abwärts gerichtete mittelfristige Reaktion auf einem höheren Niveau als die frühere Reaktion zum Halten kommt (das heißt, dass der Kurstrend dort dreht und wieder steigt), ist der Primärtrend aufwärts gerichtet. Dies heißt Hausse oder Bullenmarkt (Bull Market). Wenn umgekehrt jede Zwischenbewegung die Kurse zu immer tieferen Niveaus hinabträgt und jede zwischendurch stattfindende Rallye es nicht schafft, die Kurse bis zu dem Hoch der vorhergehenden Rallye zu bringen, ist der Primärtrend nach unten gerichtet, und dies wird Baisse oder Bärenmarkt (Bear Market) genannt. (Die Ausdrücke „Bull“ und „Bear“ werden häufig in Bezug auf jede Aufwärts- oder Abwärtsbewegung benutzt, aber wir werden diese Begriffe im Rahmen der Dow-Theorie nur in Bezug auf die Primär- oder Hauptbewegungen der Börse im Sinne der Dow-Theorie benutzen.) Normalerweise kümmert sich – jedenfalls theoretisch – der wirklich langfristige Investor nur um den Primärtrend. Sein Ziel ist es, Aktien so früh wie möglich in einer Hausse zu kaufen – sobald er nur eben sicher sein kann, dass sie begonnen hat – und sie dann so lange zu behalten (und nur so lange), bis klar ist, dass Hausse beendet ist und eine Baisse begonnen hat. Er weiß, dass er ohne Schaden alle dazwischenliegenden sekundären Reaktionen und kleineren Fluktuationen außer Acht lassen kann. Der Spekulant wird sich sehr wohl mit den mittelfristigen Schwankungen (Sekundärtrends) befassen, und wir werden später sehen, dass er dabei gute Gewinnaussichten hat.

4.Sekundärtrends: Dies sind jene bedeutsamen Reaktionen, die den Fortschritt der Kurse in Richtung des Primärtrends unterbrechen. Sie sind die zwischenzeitlichen (intermediären, mittelfristigen) Kursrückgänge oder Korrekturen, die während einer Hausse eintreten, und die zwischenzeitlichen (intermediären, mittelfristigen) Rallyes oder Erholungen, die eine Baisse unterbrechen. In der Regel dauern sie drei Wochen bis drei Monate, selten länger. Normalerweise machen sie ein Drittel bis zwei Drittel der Kursgewinne (beziehungsweise -verluste), die der vorhergehende Ausschlag des Primärtrends gebracht hat, rückgängig. Angenommen, in einer Hausse steigt der Dow Jones Industrial Average gleichmäßig oder nur mit kurzen und unbedeutenden Unterbrechungen um insgesamt 30 Punkte, ehe eine sekundäre Korrektur einsetzt. Dann kann man erwarten, dass diese Korrektur einen Kursrückgang von mindestens zehn Punkten und nicht mehr als 20 Punkten bringt, ehe sich eine neue mittelfristige Aufwärtsbewegung in Richtung der primären Hausse entwickelt.

Beachten Sie jedoch bitte, dass diese „Ein-Drittel-zwei-Drittel-Regel“ kein absolutes Gesetz ist; sie ist einfach eine auf Erfahrung beruhende Feststellung von Wahrscheinlichkeiten. Die meisten sekundären Bewegungen liegen in diesen Grenzen; viele von ihnen kommen nahe der 50-Prozent-Marke zum Stehen, führen die Kurse also um etwa 50 Prozent des vorigen primären Ausschlags zurück; nur selten kommen sie schon nach einem Drittel zum Stehen, aber einige von ihnen löschen fast den gesamten vorhergegangenen Kursfortschritt wieder aus.

Wir haben also zwei Kriterien, an denen wir einen Sekundärtrend erkennen können. Jede Preisbewegung entgegen dem Primärtrend, die länger als drei Wochen dauert und zumindest ein Drittel der Kursbewegung des vorhergehenden primären Ausschlags rückgängig macht, wird als Bewegung von mittelfristiger Bedeutung (intermediär), also als echter sekundärer Trend im Sinne der Dow-Theorie klassifiziert. (Die Kursbewegung des Primärtrends, die durch den Sekundärtrend rückgängig gemacht wird, wird netto vom Ende des vorhergehenden Sekundärtrends bis zum Beginn dieses Sekundärtrends gemessen; dazwischen befindliche kleinere Fluktuationen bleiben unberücksichtigt.) Trotz dieser Kriterien ist der Sekundärtrend oft unklar. Seine Erkennung, seine richtige Bewertung zu der Zeit, da er sich entwickelt und während er fortschreitet, werfen die schwierigsten Fragen für die Anwendung der Dow-Theorie auf. Später werden wir hierzu noch mehr auszuführen haben.

5.Kleinere Trends (Minor-Trends): Dies sind kurze Fluktuationen (selten bis zu drei Wochen lang, gewöhnlich weniger als sechs Tage), die – jedenfalls im Rahmen der Dow-Theorie – ohne Bedeutung sind. In ihrer Gesamtheit bilden sie die Zwischenbewegungen (die intermediären Trends). Gewöhnlich, aber nicht immer, besteht ein intermediärer Trend, sei es nun ein Sekundärtrend oder ein Abschnitt des Primärtrends zwischen zwei Sekundärtrends, aus einer Serie von drei oder mehr unterscheidbaren kleineren Trends. Schlussfolgerungen aus diesen Tagesfluktuationen können sehr leicht in die Irre führen. – Der kleinere Trend ist die einzige der drei Trendarten, die vielleicht überhaupt manipuliert werden könnte (obwohl unter den gegenwärtigen Bedingungen sehr zweifelhaft ist, ob das in irgendeinem nennenswerten Ausmaß noch möglich ist). Primär- und Sekundärtrends können nicht manipuliert werden; das würde vermutlich sogar die Gelder des US-Schatzministeriums erschöpfen.

Ehe wir zum sechsten Satz der Dow-Theorie kommen, wollen wir versuchen, das Konzept dieser drei Trends durch eine Analogie zwischen den Bewegungen des Aktienmarkts und den Bewegungen des Meeres deutlicher zu machen. Die Primärtrends (Major-Trends) von Aktienkursen sind wie die Gezeiten. Wir können eine Hausse mit einer auflaufenden Flut vergleichen, die das Wasser weiter und weiter den Strand hinauf drückt, bis es schließlich die Hochwassermarke erreicht hat und die Tide anfängt, ihre Richtung zu ändern. Es folgt die Ebbe, vergleichbar einer Baisse. Aber während dieser ganzen Zeit, sowohl während der Ebbe als auch während der Flut, rollen Wogen heran, brechen sich am Strand und rollen zurück. Während die Flut steigt, läuft jede folgende Woge etwas weiter das Ufer hinauf, und wenn sie zurückrollt, weicht das Wasser nicht ganz so weit zurück wie bei der vorhergehenden Woge. Während der Ebbe läuft jede Woge etwas weniger weit auf als die vorhergehende, und jede zurückrollende Woge lässt etwas mehr vom Strand frei. Diese Wogen sind intermediär – Sekundärtrends oder Segmente des Primärtrends, je nachdem ob ihre Bewegung gegen oder mit der Richtung der Gezeit verläuft. Und während all dies geschieht, wird die Oberfläche des Wassers dauernd durch kleine Wellen, Kräuselungen und Spritzer bewegt, welche alle mit, gegen oder quer zum Trend der Wogen verlaufen – in Analogie zu den kleineren Trends, den täglichen Börsenfluktuationen. Die Tide, die Woge und das Wellengekräusel repräsentieren jeweils den Primär-, den Sekundär- beziehungsweise Intermediär-Trend und die kleineren Trends der Börse.

Gezeit, Woge und kleine Wellen

Ein Küstenbewohner ohne Gezeitentabelle kann die Richtung der Gezeit dadurch feststellen, dass er eine Marke an dem höchsten Punkt des Ufers einschlägt, den eine herankommende Woge erreicht. Wenn dann die nächste Welle das Wasser über seine Marke hinaustreibt, weiß er, dass die Gezeit steigt. Wenn er seine Marke mit dem höchsten Auflaufpunkt jeder Welle verändert, kommt schließlich ein Zeitpunkt, zu dem eine Woge kurz vor seiner vorhergehenden Marke ausläuft. Dann weiß er, dass die Gezeit ihre Richtung geändert und die Ebbe begonnen hat. Das ist in der Tat (und sehr vereinfacht) genau das, was die Dow-Theorie macht, wenn sie den Trend des Aktienmarkts definiert.

Der Vergleich mit Gezeit sowie größeren und kleineren Wellen wird seit den frühesten Tagen der Dow-Theorie benutzt. Es ist sogar möglich, dass die Bewegungen des Meeres Dow zu seiner Theorie veranlasst haben. Aber man darf die Analogie nicht zu weit treiben. Die Gezeiten und Wellen des Aktienmarkts sind in keiner Weise so regelmäßig wie die des Ozeans. Tabellen können auf Jahre im Voraus angefertigt werden, um genau den Zeitpunkt für jede Ebbe und Flut vorherzusagen, aber die Dow-Theorie gibt keinen nach Datum festgelegten Fahrplan für den Aktienmarkt vor. Wir werden auf einige Punkte dieses Vergleichs zurückkommen, aber wir müssen nun zunächst die verbleibenden Grundsätze und Regeln der Theorie behandeln.

Die Phasen des Primärtrends

1.Der Bullenmarkt: Aufwärts gerichtete Primärtrends lassen sich gewöhnlich (aber nicht ohne Ausnahme) in drei Phasen unterteilen. Die erste ist die Phase der Akkumulation oder Akkumulierung. Weitsichtige Investoren spüren, dass nach dem langen Rückgang der allgemeinen wirtschaftlichen Aktivität ein Aufschwung fällig ist. Sie sind bereit, alle Aktien zu nehmen, die von entmutigten und enttäuschten Verkäufern angeboten werden, und ihre Gebote allmählich etwas zu erhöhen, wenn das Volumen dieser Verkäufe geringer wird. Die Finanznachrichten sind noch miserabel – in der Tat sind sie in dieser Phase oft am schlimmsten. Das allgemeine Publikum ist vom Aktienmarkt völlig „angewidert“, es ist weitgehend aus dem Markt draußen. Die Aktivität ist nur bescheiden, beginnt aber immerhin schon bei kleineren Rallyes (Aufwärtsbewegungen), zuzunehmen.Die zweite Phase ist durch einen sehr stetigen Kursauftrieb und zunehmende Aktivität gekennzeichnet. Das verbesserte Geschäftsklima und die steigende Tendenz der Unternehmensgewinne beginnen Aufmerksamkeit zu erregen. In dieser Phase kann der technisch orientierte Spekulant und Anleger normalerweise seine besten Gewinne einfahren. Schließlich kommt die dritte Phase, wenn die Börse vor Aktivität kocht und das Publikum an die Schalter drängt. Alle Finanznachrichten sind ausgezeichnet; die Kursgewinne sind spektakulär und finden oft sogar auf den ersten Seiten der Tageszeitungen Erwähnung; neue Aktien werden in zunehmendem Umfang ausgegeben. In dieser Zeit kann es vorkommen, dass einer Ihrer Freunde Sie im Büro anruft und munter sagt: „Die Börse geht schon wieder rauf, hast du keinen guten Tipp?“ Ohne daran zu denken, dass die Börse vielleicht schon seit zwei Jahren gestiegen ist, einen langen Weg aufwärts hinter sich hat und es nun eher an der Zeit wäre, zu fragen: „Was soll ich jetzt verkaufen?“ Im letzten Stadium dieser Phase, bei wilder Spekulation, steigen die Umsätze immer noch, aber immer häufiger erscheinen „Luftlöcher“; die „Cats and Dogs“ (optisch billige Aktien ohne dahinterstehenden Wert) werden hochgewirbelt, aber mehr und mehr hochwertige Investment-Aktien hören auf, zu steigen.

2.Der Bärenmarkt: Abwärts gerichtete Primärtrends sind ebenfalls gewöhnlich (aber ebenfalls nicht ohne Ausnahmen) durch drei Phasen gekennzeichnet. Die erste ist die der Distribution („Verteilung“), die eigentlich schon in den Spätstadien der vorhergehenden Hausse begonnen hat. Während dieser Phase spüren weitsichtige Anleger, dass die Unternehmensgewinne eine abnorme Höhe erreicht haben, und beginnen mit zunehmender Intensität, ihre Depots zu räumen. Der Umsatz ist noch hoch, obwohl er eine Tendenz zeigt, bei Aufwärtsbewegungen abzunehmen. Das Publikum ist immer noch aktiv, zeigt aber schon Anzeichen der Frustration, weil die erhofften Gewinne dahinschmelzen.Die zweite Phase ist die Panikphase. Käufer werden rar, und die Verkäufer werden nervöser; der Abwärtstrend der Kurse beschleunigt sich plötzlich zu einem beinahe senkrechten Absturz, während das Volumen zu einem Höhepunkt anschwillt. Nach dieser Panikphase (die gewöhnlich im Verhältnis zu den dann existierenden wirtschaftlichen Gegebenheiten über das Ziel hinausschießt) mag eine recht lange Erholung (Sekundärtrend) oder eine Seitwärtsbewegung der Kurse stattfinden. Und dann beginnt die dritte Phase.Diese ist charakterisiert durch entmutigtes Verkaufen. Anleger, die während der Panikphase ausgehalten oder vielleicht sogar gekauft haben, weil die Aktien billig im Vergleich zu den Kursen aussahen, die einige Monate früher an der Tagesordnung waren, geben die Hoffnung auf. Die Wirtschaftsnachrichten werden jetzt immer schlechter. Während die dritte Phase ihren Fortgang nimmt, ist die Abwärtsbewegung weniger schnell, aber sie wird durch mehr und mehr notgedrungene Verkäufe von jenen aufrechterhalten, die aus irgendwelchen Gründen Geld benötigen. Die „Cats and Dogs“ haben meist ihren gesamten Gewinn aus dem vorhergehenden Aufschwung schon in den ersten beiden Phasen eingebüßt. Bessere Aktien sinken langsamer, denn ihre Besitzer halten bis zuletzt durch, und das Endstadium eines Bärenmarkts ist folglich häufig auf diese Aktien konzentriert. Der Bärenmarkt findet sein Ende, wenn alle denkbaren schlechten Nachrichten, das Schlimmste, was man überhaupt nur erdenken kann, in den Kursen vorweggenommen sind, und ist gewöhnlich schon vorüber, ehe alle schlechten Nachrichten „heraus“ sind.



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