Teresa Jung und die Tote am Küchentisch - Band 3 - Lena Sand - E-Book
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Teresa Jung und die Tote am Küchentisch - Band 3 E-Book

Lena Sand

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Beschreibung

Mörder lieben die Idylle: Der turbulente Kriminalroman »Teresa Jung und die Tote am Küchentisch« von Lena Sand jetzt als eBook bei dotbooks. Was macht man, wenn man eine Schreibblockade und von Männern die Nase voll hat? Richtig, gar nicht genau auf das Kleingedruckte achten und im beschaulichen Taunus ein Häuschen zum Schnäppchenpreis kaufen. Jetzt hat Schriftstellerin Teresa Jung die Pflege eines mysteriösen Katzengrabs an der Backe – und die alte Vorbesitzerin, die sie tot am Küchentisch findet. Versteckt sich unter ihren schrulligen Nachbarn etwa ein Mörder? Um mehr über die Geheimnisse zu erfahren, die in ihrem Anwesen begraben sind, sucht Teresa Rat bei ihrem verflixt attraktiven Makler Jerry. Doch treibt er womöglich ein falsches Spiel? Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Teresa Jung und die Tote am Küchentisch« – Band 3 der heiteren Krimireihe von Lena Sand. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 195

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Über dieses Buch:

Was macht man, wenn man eine Schreibblockade und von Männern die Nase voll hat? Richtig, gar nicht genau auf das Kleingedruckte achten und im beschaulichen Taunus ein Häuschen zum Schnäppchenpreis kaufen. Jetzt hat Schriftstellerin Teresa Jung die Pflege eines mysteriösen Katzengrabs an der Backe – und die alte Vorbesitzerin, die sie tot am Küchentisch findet. Versteckt sich unter ihren schrulligen Nachbarn etwa ein Mörder? Um mehr über die Geheimnisse zu erfahren, die in ihrem Anwesen begraben sind, sucht Teresa Rat bei ihrem verflixt attraktiven Makler Jerry. Doch treibt er womöglich ein falsches Spiel?

Über die Autorin:

Lena Sand ist das Pseudonym der deutschen Schriftstellerin Christa Jekoff. Sie wuchs in Frankfurt am Main auf und studierte dort Germanistik an der Goethe-Universität. Heute schreibt sie erfolgreich in verschiedensten Genres und arbeitet als Dozentin für den Fachbereich Deutsch.

Lena Sand veröffentlichte bei dotbooks bereits ihre heiteren Romane »Ein Mann macht noch keinen Sommer« und »Seewind und Champagnerküsse«.

Die Kriminalromanreihe von Lena Sand bei dotbooks umfasst:»Teresa Jung und der tote Nachbar«»Teresa Jung und der Tote im Pool«»Teresa Jung und die Tote am Küchentisch«»Teresa Jung und der schöne Tod«

***

eBook-Neuausgabe März 2019

Dieses Buch erschien bereits 1997 unter dem Titel »Ruhe in Frieden, Kätzchen« bei Econ

Copyright © der Originalausgabe 1997 by ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München

Copyright © der Neuausgabe 2019 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Bildmotiven von shutterstock/LilKar, Christopher Willans und Klaus Ulrich Mueller

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-96148-323-5

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Lena Sand

Teresa Jung und die Tote am Küchentisch

Kriminalroman

dotbooks.

Für die Freunde

Wer unter die Oberfläche gräbt,tut es auf eigene Gefahr. Oscar Wilde

Kapitel 1

An dem Tag, an dem ich Rosa zum ersten Mal begegnete, hätte ich vielleicht mein Horoskop lesen sollen. Ich bin sicher, daß sich Saturn und Pluto gegen mich verschworen hatten.

Aber all meine Sinne waren auf diesen Hauskauf gerichtet, von dem ich mir ironischerweise die Lösung meiner sämtlichen Probleme versprach.

Wäre ich nicht so unsensibel für die Dinge um mich her gewesen, ich hätte vielleicht die List in Rosas wäßrigen Augen bemerkt. Aber ich sah nur eine alte Frau mit zerknittertem Gesicht und dünnen weißen Ponyfransen.

»Auf Sie habe ich gewartet«, sagte sie leise mit ihrer zittrigen Greisenstimme.

Darüber hätte ich mich eigentlich wundern müssen, aber ich war lediglich erleichtert.

Jerry hingegen, der die ganze Zeit ziemlich gleichgültig daneben gestanden hatte, wurde wach. Es schien, als wäre er in das Bild über der verschlissenen Couch versunken, das selbst mir auffiel, weil es nicht zum übrigen Ambiente paßte.

»Soll ich Ihnen den Garten zeigen?« fragte er und riß seine Augen von dem Gemälde los, jetzt mit Eifer bei seinem Job. Ein schöngeistiger Makler, mal was anderes.

Das Wetter spielte mit. Es roch nach Sonne und Tannennadeln an diesem Spätsommertag. Ich war begeistert.

Vier Wochen später ungefähr – der Kaufvertrag war unterschrieben – spielte es nicht mehr mit. Der Weg den bewaldeten Hügel hinauf hatte sich in eine Schlammpiste verwandelt. Ich ließ den Spider also unten stehen.

»Hier wohnt doch keiner!« maulte Jill und sah sich mißmutig um, während ihre Absätze in der aufgeweichten Erde versanken.

Ich kenne keinen überzeugteren Stadtmenschen als meine Freundin und Wohnungsnachbarin Jill. Für sie endet die Zivilisation mit dem Frankfurter Ring. Dahinter liegt eine Hölle von Blütenpollen, krabbelnden Tieren, unbefestigten Erdmassen und Schneeverwehungen. Von den Neandertalern, die diesen Teil der Welt bevölkern, ganz zu schweigen. Wir hatten uns ungefähr eine halbe Stunde von der Innenstadt entfernt.

Die Absätze hingegen würde sie mir wohl verzeihen. Ihr gehört die nobelste Schuhboutique in der Goethestraße.

»Hier hinauf«, sagte ich so munter wie möglich und fürchtete einen Moment, sie könnte wieder in den Alfa steigen.

»Jeder ist für sein Unglück selbst verantwortlich«, erklärte sie düster und wandte sich entschlossen der Bergbesteigung zu.

Zu allem Überfluß wehte uns ein unangenehmer Nieselregen ins Gesicht, und mich beschlich zum ersten Mal, seit diese Hausaffäre ihren Anfang genommen hatte, eine Art Panik, die allein durch das bißchen Regen nicht begründet war.

»Na, das kannst du ja jetzt öfter haben«, meinte Jill spitz und stakste mit Todesverachtung durch den Matsch.

»Um das Anwesen haben sich alle Interessenten gerissen und sich gegenseitig überboten«, verteidigte ich mich, auch mir selbst gegenüber.

»Maklergeschwätz!« Jill schüttelte ungläubig ihren rotblonden Stoppelkopf. Ihre Haare standen ab wie bei einer nassen Katze. »Und auf so was fällst du rein?«

Ich hatte meiner besten Freundin wohlweislich bis nach dem Notartermin nichts erzählt. Sie hätte mir die Sache nämlich ausgeredet.

Jetzt kamen mir Zweifel an meinem Alleingang. Jill ist immerhin eine toughe Geschäftsfrau.

»So läuft das doch immer! Die Kerle fahren im Porsche vor, quatschen dich voll, und schon glaubst du, dir entgeht was.«

»Blödsinn!« wehrte ich mich. »Dieser Makler ist völlig anders aufgetreten. So doof bin ich auch nicht.«

»Na also, da hast du es. Die werden immer raffinierter.« Jill war zum Schwarzsehen entschlossen. In ihrem Blick lag die Sorte Mitleid, die man für jemanden empfindet, dem nicht mehr zu helfen ist. Ihr Lidstrich fing an, sich bei der Nässe langsam aufzulösen.

Meiner wahrscheinlich auch.

Mein Unbehagen ließ sich nicht abschalten. Das ärgerte mich. Okay, die Zufahrt war nicht benutzbar, und Jill fand es grauenhaft. Na und? Warum war ich so verunsichert?

Nein, der Makler war kein Gangster. Eher untypisch für seine Zunft. Klappriger Passat, Jeans ... Zwar hatte er viel geredet, aber kaum insistiert, eher geplaudert ... was weiß ich? Es war auch alles so an mir vorbeigerauscht. Ich war hauptsächlich mit mir beschäftigt gewesen. Das Haus gefiel mir. Wozu sollte er mich überreden? Warum lügen?

Eine ganz andere Frage beunruhigte mich: Vorausgesetzt, der Makler sagte die Wahrheit, warum hatte ich dann das Haus zu diesem Preis bekommen, wenn alle anderen bereit waren, mehr zu zahlen? Meistens warnt uns ja das Schicksal, bevor es zuschlägt. War ich einfach betriebsblind? Hätte ich nicht gleich fragen müssen, was da faul ist?

Mein Herz klopfte. Wohl nicht nur, weil der Weg ziemlich steil anstieg.

Vielleicht war ja auch alles völlig in Ordnung. Allerdings war ich jetzt doppelt so ungeduldig zu erfahren, was die alte Rosa mir heute noch Wichtiges zu sagen hatte.

»Da gibt es noch etwas, was Sie unbedingt wissen müssen«, hatte sie am Telefon geheimnisvoll angedeutet.

Aber was konnte das schon groß sein? Es war doch alles geklärt, beschwichtigte ich meine Unruhe.

»Der Makler hat mich bestimmt nicht verschaukelt«, sagte ich etwas lahm.

Jill bekam übrigens sehr schnell eine wesentlich bessere Meinung von Jerry als ich. Ja, seit langem glomm mal wieder dieser verräterische Funke in ihren Strahlaugen, den ich seit ihrer Liaison mit diesem dicken Polizisten nicht mehr gesehen hatte.

»Kriminalkommissar«, pflegte sie mich zu verbessern.

Jedenfalls fiel ihr auf, daß Jerrys ein bißchen zu lange Haare etwas blonder, seine intelligenten Augen etwas blauer und seine schön geschwungenen Lippen etwas voller waren, als dies bei jungen Männern üblich ist.

»Außerdem hat er einen sexy Hintern«, schwärmte sie, »nur rasieren könnte er sich öfter mal. Aber das kann manchmal ganz schön scharf sein«, fügte sie träumerisch hinzu.

Von mir aus. Ärsche, Bärte und sonstige Attribute männlichen Sex-Appeals interessieren mich nicht mehr. Punkt.

»Von mir aus«, schnaubte jetzt Jill, auch ganz schön aus der Puste, »aber erklär mir doch bitte mal, was du hier in dieser gottvergessenen Gegend überhaupt willst.« Dabei sandte sie einen theatralischen Blick in die Wipfel der tropfenden Tannen. »Und komm mir bloß nicht mit diesem blöden Gesülze von Selbstfindung. Selbstflucht ist das, wenn du meine Meinung hören willst.« Jill war richtig wütend. Die Hände tief in den Taschen ihrer sündhaft teuren Lederjacke von Joop vergraben, blieb sie stehen, um Luft zu holen für die nächste Salve. Bergauf schimpfen geht über ihre Kräfte.

»Und alles wegen diesem ... diesem Mistkerl! Na schön, er hat dich sitzenlassen. Und? Schließlich gibt es noch andere ...« Ein versonnenes Lächeln umspielte ihren hellrot geschminkten Mund.

(Wahrscheinlich meinte sie ihren blöden Bullen. Nicht mitanzusehen, dieses stupide Glück. Ganze Sonntage im Bett mit Video und Sahnetorte.)

»Aber ...«

»Laß mich bitte ausreden!«

Sie an diesem Punkt stoppen zu wollen, war wohl illusorisch. Von wegen sitzengelassen. Viel schlimmer!

»Wenn du es so willst, Cherie«, hatte der Mistkerl mit leisem Bedauern in der Stimme gesagt und mich aus seinem Leben gehen lassen. Kampflos. Mich, die Traumfrau schlechthin. Dabei hätte ein leiser Versuch genügt, mich umzustimmen.

»So wie du aussiehst, Model hättest du werden können.«

»Früher mal«, hätte ich zugestimmt, wenn Jill mich gelassen hätte. Lange Beine und grüne Augen habe ich immer noch, aber erst kürzlich habe ich mir ein graues Haar aus meiner schwarzen Mähne gezupft. Vor dem großen alten Spiegel, an dem der Zettel klebt: nur ein Mann! Das Leben geht weiter, Teresa! Das tat es auch, aber ziemlich triste ohne den Mistkerl.

Bis ich jene verhängnisvolle Anzeige las: Kleines Haus mit großem Garten in idyllischer Taunuslage. Ideal für Freiberufler.

Adieu, Midlifecrisis. Ich würde wieder arbeiten.

»Wie willst du denn hier arbeiten?« las Jill meine Gedanken. »Hier mitten in der Prärie mit deinem Keuschheitsgelübde. Mein Gott, du schreibst erotische Romane!«

Tja, wie macht man das, wenn man Liebe, Erotik und das ganze verdammte Zeug satt hat?

»Mit der Kreativität ist es wie mit den Hummeln und den Katzen, ha, ha«, pflegt Sager, mein Lektor, zu zitieren. Er liebt diese Geschichte von Graham Greene.*

»Wenn überhaupt, dann hier«, kam ich endlich einmal zu Wort. Jedenfalls erinnerte mich hier nicht alles an den Mistkerl. In der Rolle der einsamen, ausgebrannten Schriftstellerin fühlte ich mich eigentlich ganz interessant. Noch.

»Das Liebesleben der Eichhörnchen interessiert keinen«, sagte Jill kalt.

»Meine Steuerberaterin hat mir zugeraten.« Das stimmte: »Wegen Ihrer Einnahmen vom laufenden Jahr müssen wir uns noch etwas Überzeugendes einfallen lassen, Frau Jung«, hatte sie zuvor gesagt.

»Na, die Sorgen wirst du wohl bald nicht mehr haben.« Meine Freundin kann bissig sein.

»Donnerwetter!« sagte sie in völlig verändertem Ton, fast im gleichen Moment, als der Weg oben auf dem Berg eine Kurve machte, und blieb sichtbar beeindruckt stehen.

Ich delektierte mich eine Weile an ihrem Gesichtsausdruck.

»Das vermutet man wirklich nicht«, sagte sie schließlich anerkennend.

Wir befanden uns vor einem schlichten geschmiedeten Tor, hinter dem ein bizarrer Architektentraum aus Glas und Holz zwischen uralten Bäumen auf weitläufigem englischen Rasen stand. Die beiden Häuser daneben wirkten nicht weniger luxuriös. An den Briefkästen fand man nur die Anfangsbuchstaben der Besitzer, wie das bei vornehmen Leuten üblich ist.

»Das nennst du Wochenendgebiet?« fragte Jill.

»Ehemaliges. Weiter hinten gibt es auch noch ein paar Gartenhäuschen.«

»Welches gehört dir?« Jill hatte mich aufgeregt am Ärmel meines Trenchcoats gefaßt.

»Das gegenüber. Am Ende des Weges.«

Hier war der Weg asphaltiert. Ein Schild wies darauf hin, daß er privat und nur für Anlieger frei war und den Namen Rosenhain trug.

»Klingt nach Dornröschen«, fand Jill.

Der Name paßte. Außer dem leisen Tröpfeln des Regens und dem tiefen Wuff eines größeren Hundes war nichts zu hören. Lediglich ein nagelneuer Toyota Jeep vor dem zweiten Haus deutete auf die Bewohner hin.

»Man sollte auch die Zufahrt teeren«, flüsterte Jill.

Ich hatte gewonnen.

Wenn sie von dem Backsteinhäuschen enttäuscht war, ließ sie sich zumindest nichts anmerken.

»Ich hab' halt nichts verändert. Mir hat's gelangt«, hatte Rosa gesagt.

Jill ließ ihren Blick über das Gelände drum herum schweifen. »Gehört das alles Dir?« fragte sie ehrfurchtsvoll.

»Ja, bis zu dem kleinen Holzhaus ganz da drüben. Zugang dazu hat man von der anderen Seite des Hügels. Rosa hat einem alten Mann erlaubt, dort zu wohnen. Er stört mich nicht.«

»Ein armer Teufel«, waren Rosas Worte gewesen.

»Und wer liegt dort begraben?« Jill deutete auf den Basaltstein unter der riesigen Trauerweide vorm Haus.

»Der Kater der alten Dame.«

»Und daß Sie mir das Grab gut pflegen, Fräuleinchen!« hörte ich Rosa sagen, und dabei hatte sie mir zugeblinzelt. »Für mich ist ja nun auch bald Feierabend.« Haus Feierabend hieß das Altenheim, das sie sich ausgesucht hatte. Frechheit eigentlich, so ein Name.

»Teresa Jung«, sagte Jill vergnügt und öffnete das quietschende Gartentörchen, an dem ein angelaufenes Messingschild mit dem eingravierten Namen Rosa Blumenberg befestigt war.

Eine Klingel gab es nicht. Wir mußten an der Haustür klopfen. Das gestaltete sich wieder mal schwierig, denn Rosa war schwerhörig.

»Die Fensterläden sind geschlossen«, wunderte sich Jill. »Sie muß aber zu Hause sein, schließlich wollte sie mir etwas ganz Wichtiges mitteilen.«

Ich erinnerte mich an die Worte des jungen Maklers:

»Einfach reingehen und rufen. Dann hört sie schon.«

Die Tür des Häuschens war unverschlossen. Als sich auf unser Rufen nichts rührte, traten wir in die Diele, von der man in eine große Wohnküche gelangt. Es war so düster, daß wir erst mal nichts erkennen konnten. Die nachtblinde Jill hatte sich wieder an meinen Arm geklammert. Ich kramte mein Feuerzeug aus der Tasche. Im selben Augenblick, als es aufflammte, schrie Jill bereits und riß mir fast den Ärmel aus.

Rosa saß zusammengesunken am Küchentisch, eine heruntergebrannte Kerze vor sich. Ihre blaßblauen Augen sahen uns ausdruckslos entgegen. Die mußten schon eine Weile so offenstehen, denn jetzt waren sie trocken. Die von der Gicht verkrümmten Hände hatten sich wie im Gebet verkrampft. Rosa war tot. Makabrerweise schienen ihre Züge zu einem Lächeln erstarrt.

Ich war vor Schreck wie gelähmt, unfähig zu schreien. Wie jemand, der neben sich steht, registrierte ich, daß das Bild über dem Sofa verschwunden war.

* Graham Green: ›Weiter unten hatte ich eine ganze Passage unterstrichen, in der Darwin erklärt, daß Hummeln besonders zahlreich in der Nähe von Städten und Dörfern auftreten, in denen es viele Katzen gibt. Der Grund dafür ist, daß die Katzen Feldmäuse fressen – und die Feldmäuse sind Feinde der Hummeln. Im Umkreis dieser Siedlungen treten auch bestimmte Pflanzen häufiger auf als in Gegenden, wo es keine Katzen gibt. Dort nämlich, wo keine Katzen sind, dezimieren die Feldmäuse die Hummeln, die für die Befruchtung dieser Pflanzen wichtig sind. Das Vorkommen dieser Pflanze ist also indirekt mit dem Vorhandensein von Katzen verbunden ...

Ebenso verhält es sich mit den Romanfiguren oder der Kreativität. Es scheint ebenso schwierig zu sein, ihre Entstehungsgeschichte nachzuzeichnen, wie den Weg von der Pflanze zur Katze.‹

Aus: Graham Greene, Gespräche mit Marie-Françoise AllainRowohlt, Reinbek bei Hamburg, 1985

Kapitel 2

»Versteh doch, sie ist eines natürlichen Todes gestorben!« stöhnte der dicke Mayer, inzwischen leicht gereizt, wischte sich mit dem Handrücken den Schaum seines Pils aus dem Bart und fuhr mit der anderen Hand nervös durch sein graues Wollhaar.

Ich fing an, ihm auf die Nerven zu gehen. Das passiert mir mit Leuten seines Schlages meistens. Geradlinige Pflichtmenschen. Bloß nicht weiter denken, als man muß.

Jill hatte ihn überredet, die Persianerlocken wachsen zu lassen. Wenn der Kopf größer ist, fällt der Bauch nicht so auf. Zugegeben, es stand ihm ganz gut. Außerdem trug er jetzt Hemden von Möller & Schaar. Trotzdem, aus Blech kann man kein Gold machen.

»Eines natürlichen Todes«, echote Jill, »und nichts deutet auf Fremdverschulden hin, nicht wahr, Bärchen? Und vergiß nicht, Teresa, sie war über achtzig.« Sie hatte dem Dicken zärtlich ihre sorgfältig manikürten Finger aufs Knie gelegt und fuhr leicht mit ihren roten Fingernägeln über den Stoff.

Zum Kotzen. Vielleicht heißt sie bald Frau Mayer, dachte ich gehässig. Der Name war schließlich auch wurscht. Wahrscheinlich hat Tucholsky recht. Zu Hause sind alle Männer Herr Mayer. Robby war da anders. Der Mistkerl.

»Ja, das sind die Fakten«, nickte das Bärchen selbstzufrieden und zündete seine Pfeife wieder an.

»Fakten für die Akten, gratuliere«, fauchte ich. Scheiß-Beamter.

Ich biß mir auf die Zunge, trank meinen Rioja aus und goß aus der Karaffe nach.

»Nun komm«, sagte Jill in dem Ton, mit dem man ein bockiges Kind besänftigt.

Wir saßen in Charlys Pinte um die Ecke, unserer Stammkneipe. Meiner bald nicht mehr, dachte ich wehmütig. Das waren noch Zeiten, als es den Mistkerl noch gab und dafür den Mayer nicht. Da haben Jill und ich so manchen Abend bei Charly verbracht, dem rothaarigen Spanier, der eigentlich Carlos heißt und die besten Sardinen in der Stadt brät ... Heute wollten sie mir nicht so recht schmecken. Nichts im Leben bleibt, wie es ist.

Da bewohnt man eine feudale Altbauwohnung am Holzhausenpark, um die einen jeder Frankfurter beneidet ... gekündigt zum nächsten Ersten, durchfuhr es mich. Die beiden Turteltauben hier am Tisch hatten gut reden. Sie mußten ja auch nicht morgen früh in dieses Totenhaus im Regenwald. Ich fror plötzlich. Am liebsten hätte ich alles rückgängig gemacht.

»Und was ist mit dem Bild?« trumpfte ich auf.

»Welches Bild meinst du?« Mayer grinste so aufreizend überlegen, daß ich ihm am liebsten die Augen ausgekratzt hätte.

»Ich meine das Bild, das über dem Sofa hing.« Ich gab mir Mühe, ganz ruhig zu bleiben.

Mayer schickte einen flehentlichen Blick hinauf an die Decke zu den Fischerkugeln.

»Du meinst ein Bild, das du nicht beschreiben kannst, das keiner vermißt, das keiner als gestohlen gemeldet hat. Ich schulde dem Bürger etwas für seine Steuern. Ich kann mich nicht um ein unbekanntes Gemälde kümmern, für das eine alte Frau nicht ermordet wurde. Das mußt du doch verstehen. Bringe mir einen Anhaltspunkt, irgendeinen Hinweis auf ein Verbrechen, und ich schwöre dir, ich gehe der Sache nach.«

»Das werde ich.«

Ein paarmal hatte ich schon versucht, den jungen Makler zu erreichen. Der hatte das Bild schließlich auch gesehen.

»Unterwegs«, hieß es in seiner Firma, und privat kam es flapsig vom Anrufbeantworter: »Bin nicht zu Hause, arbeite oder liege mit Claudia Schiffer im Bett. Versuchen Sie es einfach später noch mal. Bye, bye.«

Schnösel!

»Man könnte meinen, du hättest lieber ein Haus, in dem ein Mord passiert ist. Ihr Schriftsteller habt wirklich eine morbide Phantasie«, schaltete Jill sich jetzt ungeduldig ein, »vielleicht hat diese Rosa das Bild verschenkt. Schließlich wollte sie ihren Haushalt auflösen.«

»Verschenkt, verschenkt, und dann hat sie sich an ihren Küchentisch gesetzt und ist friedlich gestorben.« Ich wußte selbst nicht so genau, was in mir vorging. Natürlich konnte sich alles ganz harmlos zugetragen haben. Aber ich hatte ein unheimliches Gefühl im Bauch.

Ich kippte den zweiten Carlos I, den Charly strahlend vor uns hingestellt hatte, in einem Zug und kämpfte mit den Tränen. Eigentlich heule ich nicht so leicht.

»Geht aufs Haus, Amigos«, hatte er gesagt. Wie so oft in den letzten paar Jahren. Mir war, als müßte ich in die Verbannung.

»Ich versteh' dich ja«, sagte Jill wieder sehr lieb und streichelte meine Hand. »Es wird bestimmt alles noch ganz toll. Ihr Haus liegt nämlich super«, wandte sie sich an Mayer, »und gar nicht weit weg. Mußt du dir unbedingt ansehen.«

Ich seufzte resigniert.

Am nächsten Morgen regnete es noch immer. Mein Kopf beklagte sich trotz zweier Aspirin heftig über das Alkoholpotpourri vom Abend, und mein Magen rebellierte, wenn ich nur daran dachte. Meine Laune war entsprechend. Im Autoradio spielten sie Love is all around.

Ich stellte es ab. Berufsverkehr auf dem Ring. Autobahn zu. Wie konnte man auch nur eine so unchristliche Zeit vereinbaren? Aber Rosas Neffe, der sich um den Hausrat der alten Dame kümmern wollte, hatte auf dem frühen Termin bestanden.

Um kurz nach neun jagte ich meinen Spider mit Vollgas im ersten Gang durch den Matsch den Berg hinauf. Stimmt, manchmal bin ich cholerisch. Gummistiefel hatte ich nämlich vergessen.

Zweimal drehten die Räder durch, und oben in der Kurve schwamm das Heck ein bißchen, aber schließlich fuhr ich mit sonorem Alfasound an meinem Grundstück vor. Etwas schlammverspritzt, aber immerhin.

Ich hielt meinen armen Kopf eine Weile in den Regen und atmete den Duft der nassen Tannen.

»Das ist Landluft, mein Kleiner, was?« Ich tätschelte meiner Blechliebe das Verdeck. Mit ihr fühlte ich mich hier oben schon nicht mehr ganz so einsam.

Wenn möglich, war es noch stiller als beim letzten Mal. Keine Seele weit und breit. Auch kein Wuff diesmal, nicht mal der Jeep vor dem Nachbarhaus.

Rosas Neffe war natürlich unpünktlich. Typisch Mann!

»Frühestmöglich bitte, frühestmöglich. Immerhin einiges zu tun, einiges«, hatte er gedrängt. Ein Hektiker offenbar, der keine Zeit hatte, in ganzen Sätzen zu sprechen. Dafür sagte er alles zweimal. Und wegen diesem Blödmann hatte ich mich so gehetzt. Bereits am Telefon hatte er einen Aufstand gemacht, weil Rosa die Kaufsumme von ihrem Konto abgehoben habe, und das Geld im Haus sein müsse. Aber damit hatte ich ja nun weiß Gott nichts zu tun. Dann mußte er es eben suchen.

Mit dem schweren Eisenschlüssel öffnete ich die Tür des Häuschens. Schloß und Schlüssel mußten so alt sein wie das Haus. Drin war es düster, wie gehabt. Mir wurde wieder beklommen zumute. Ich tastete nach dem nicht vorhandenen Lichtschalter und nahm mir vor, so schnell wie möglich einen anbringen zu lassen. Dann benutzte ich wieder mein Feuerzeug.

Diesmal war ich es, die schrie. Jedenfalls gellte mir meine eigene Stimme in den Ohren, als mich mein schmerzender Daumen wieder halbwegs zur Besinnung brachte. Das Rädchen des Feuerzeugs war glühend heiß geworden. Ich hörte, wie es zu Boden fiel, und dann stand ich wie gelähmt im Dunkeln. Keine Ahnung, wie meine Beine es nach draußen schafften.

»Weiß wie ein Gespenst«, hatte Jerry später meinen Zustand beschrieben.

Ich hätte es vorher nie für möglich gehalten, beim Erscheinen dieses Maklers eine derartige Dankbarkeit zu empfinden, zumal ich gar nicht mit ihm gerechnet hatte.

»Sie zittern ja«, stellte er erstaunt fest, »was ist los mit Ihnen?«

Ich zitterte nicht nur, meine Zähne schlugen so sehr aufeinander, daß ich nicht sprechen konnte.

»Kommen Sie«, sagte Jerry schließlich und wollte mich am Arm ins Haus führen. Ich machte mich steif.

»Nein«, gelang es mir herauszubringen, »sie ... sie sitzt da wieder.«

»Wer?« Der Makler sah mich an, als hätte ich nicht alle beisammen.

»Rosa. Rosa Blumenberg«, keuchte ich.

Er runzelte die Stirn und ging allein ins Haus. Gleich darauf hörte ich ihn lachen. Ein jungenhaftes Lachen.

»Keine Panik, junge Frau. Das Ding hier hat Sie so erschreckt.« Er kam mit einer Art Vogelscheuche, bestehend aus einem abgesägten Besen und ein paar Lumpen, wieder zum Vorschein.

Jemand hatte sie auf dem Stuhl drapiert.

»Ihre Nerven müssen aber ganz schön bloßliegen. Hausbesitzerstreß, hm?«

Sein belustigter Tonfall ärgerte mich, und mein hysterischer Anfall war mir peinlich.

»Sie ist tot«, sagte ich so, als hätte er sie auf dem Gewissen.

»Oh ... das wußte ich nicht.«

Er war jetzt ernst, und der Ausdruck in seinen Augen ehrlich betroffen. Er war älter, als er auf den ersten Blick wirkte. Fältchen um Augen- und Mundwinkel.

Ich berichtete, wie wir sie gefunden hatten.