Teresa Jung und der Tote im Pool - Band 2 - Lena Sand - E-Book
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Teresa Jung und der Tote im Pool - Band 2 E-Book

Lena Sand

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Beschreibung

Ein Date mit ungeahnt mörderischen Folgen: Der turbulente Kriminalroman »Teresa Jung und der Tote im Pool« von Lena Sand jetzt als eBook bei dotbooks. Was tun, wenn Liebe und Job eine einzige Durststrecke sind? Mehr Romantik ins Leben bringen, beschließt Schriftstellerin Teresa! Der Plan scheint zu gelingen, als sie auf einer Schickeria-Party gleich zwei charmante Männer kennenlernt, doch einer von ihnen entpuppt sich leider als Luftnummer – nicht zuletzt, weil er am Morgen nach der Feier tot im Pool treibt. Um den Schreck zu verdauen, nimmt Teresa nur zu gern die Einladung des Bankers Fred an, mit ihm ein paar entspannte Tage in Südfrankreich zu verbringen. Aber kaum dort angekommen, überschlagen sich die Ereignisse: denn Fred scheint in mehr zwielichtige Geschäfte verwickelt zu sein, als einem Casanova guttut … Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Teresa Jung und der Tote im Pool« – Band 2 der heiteren Krimireihe von Lena Sand. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 212

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Ähnliche


INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Epilog

Lesetipps

Über dieses Buch:

Was tun, wenn Liebe und Job eine einzige Durststrecke sind? Mehr Romantik ins Leben bringen, beschließt Schriftstellerin Teresa! Der Plan scheint zu gelingen, als sie auf einer Schickeria-Party gleich zwei charmante Männer kennenlernt, doch einer von ihnen entpuppt sich leider als Luftnummer – nicht zuletzt, weil er am Morgen nach der Feier tot im Pool treibt. Um den Schreck zu verdauen, nimmt Teresa nur zu gern die Einladung des Bankers Fred an, mit ihm ein paar entspannte Tage in Südfrankreich zu verbringen. Aber kaum dort angekommen, überschlagen sich die Ereignisse: denn Fred scheint in mehr zwielichtige Geschäfte verwickelt zu sein, als einem Casanova guttut …

Über die Autorin:

Lena Sand ist das Pseudonym der deutschen Schriftstellerin Christa Jekoff. Sie wuchs in Frankfurt am Main auf und studierte dort Germanistik an der Goethe-Universität. Heute schreibt sie erfolgreich in verschiedensten Genres und arbeitet als Dozentin für den Fachbereich Deutsch.

Lena Sand veröffentlichte bei dotbooks bereits ihre heiteren Romane »Ein Mann macht noch keinen Sommer« und »Seewind und Champagnerküsse«.

Die Kriminalromanreihe von Lena Sand bei dotbooks umfasst:»Teresa Jung und der tote Nachbar«»Teresa Jung und der Tote im Pool«»Teresa Jung und die Tote am Küchentisch«»Teresa Jung und der schöne Tod«

***

eBook-Neuausgabe Februar 2019

Dieses Buch erschien bereits 1997 unter dem Titel »Kätzchen, die Champagner trinken« bei Econ

Copyright © der Originalausgabe 1997 by ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München

Copyright © der Neuausgabe 2018 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Bildmotiven von shutterstock/Anastasilia Malinich, imagIN.gr photography und Afgar

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-96148-322-8

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Teresa Jung und der Tote im Pool« an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

***

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Lena Sand

Teresa Jung und der Tote im Pool

Kriminalroman

dotbooks.

Ach, sie sind die besten LeuteWenn man sie nicht grade störtBei dem Kampfe um die BeuteWelche ihnen nicht gehört.

(Bertolt Brecht)

Kapitel 1

Eigentlich hatte alles ganz harmlos angefangen. Sofern man die Ideen meiner Freundin Jill überhaupt jemals als harmlos bezeichnen kann.

Ich war mitten in einem neuen Roman. Der Wind peitschte den Regen gegen das Fenster meines Arbeitszimmers, und ich überlegte gerade, ob meine Protagonistin ihre Hand auf das Knie ihres Begleiters legen sollte, als das Telefon klingelte. Im nachhinein würde ich sagen: schriller und aggressiver als sonst.

Übrigens, wie ich heute weiß – und das wird die Freunde des Übersinnlichen freuen –, etwa zeitgleich mit den Weissagungen meiner Tante.

»Kein Zweifel«, murmelte sie in ihre Tarotkarten versunken und schützte das Keltische Kreuz, das sie gerade gelegt hatte, mit beiden Händen vor einer Windbö, die ihre roten Löckchen fast senkrecht stellte. Denn auch dort, längs der provenzalischen Küste, pfiff ein kühler Wind. Aber einer, der den Geruch von Salz und Meer in die Hügel hinauf blies, und dafür sorgte, daß die Hitze des Südens noch nicht jegliche vitale Energie betäubte.

Justus fröstelte und warf einen sehnsüchtigen Blick zum Haus. Bastian tat es ihm gleich. Wie soll man denn in der Sonne dösen, wenn einem ständig der Wind ins Fell fährt? Und dann auch noch gegen den Strich!

Paulinchen, die schöne Bunte, hatte sich natürlich drinnen im Sessel vor dem Kamin zusammengerollt. Für eine Katzendame mit Sinn für Lifestyle die einzige Möglichkeit.

Doch als Kater muß man eben mit Frauchen solidarisch sein. Bastian kniff also seine gelben Augen zusammen und bohrte seine Nase ergeben in die rote Schwanzspitze.

Justus ist zwar ein Mensch, aber seine Loyalität meiner Tante gegenüber ist ebenso grenzenlos wie die Bastians.

»Der Winterschlaf ist endgültig vorbei«, verkündete sie. »Wir werden wieder Nachbarn bekommen. Siehst du, Justus, hier! Eine Veränderung!«

»Hoffentlich diesmal weniger spektakuläre Leute und hoffentlich ohne Kinder«, brummte Justus und sah mißmutig über den Rand seiner Times hinweg, die er mit aller Kraft gegen den Wind verteidigte, zu den fest verriegelten Schlagläden des Nachbarhauses hinüber. Harry, sein Butler, organisierte in seiner Villa unten in der Bucht den Frühjahrsputz. Also hatte Justus die Flucht ergriffen und entgegen seiner Gewohnheit mit meiner Tante gefrühstückt.

»Wir setzen uns raus in den Garten. Die ersten Sonnenstrahlen muß man nutzen«, hatte sie fröhlich entschieden. Es war nicht sein Tag.

»Aber Justus, die armen Würmchen«, rief sie jetzt in einer unvermittelten Anwandlung von Mitleid aus. »Weißt du eigentlich, daß mehr Kinder in ehemaligen Kriegsgebieten durch Tretminen umkommen als in den Kriegen?«

»Hier gibt es keine Minen.« Gern hätte Justus sich eine Havanna angezündet, aber dafür hätte er seine Times dem Wind preisgeben müssen. Also verschanzte er sich knurrig wieder hinter den Börsenkursen. Es kam noch schlimmer.

»Teresa wird uns besuchen kommen«, rief meine Tante entzückt. »Ganz eindeutig. Da, die Welt. Diese Karte bedeutet reisen.«

Justus knüllte schweren Herzens die Times unter den Arm. So hatte er wenigstens eine Hand frei, um sich mit Daumen und Zeigefinger über sein silbernes Oberlippenbärtchen zu streichen.

»Das bedeutet nicht zwangsläufig, daß sie hierher reist.« Obwohl er natürlich nicht an die Karten meiner Tante glaubt, klang Justus alarmiert. Seine hagere Gestalt rutschte kerzengerade bis an die Kante des Gartenstuhls.

»Doch. Die Karten liegen auf einer Ebene.« Meine Tante runzelte besorgt die Stirn. »Mit dem Turm allerdings. Das bedeutet, die Dinge werden aus dem Gleichgewicht geraten. Aber«, jetzt strahlte meine Tante wieder, »gleich daneben liegt das As der Kelche. Sie wird sich verlieben.«

»Was bei deiner Nichte ein und dasselbe ist, liebste Arabella.« Justus versuchte resigniert, seine Times wieder zu glätten. Sie knatterte wie ein Segel im Wind, und eine neuerliche Bö wirbelte das Keltische Kreuz durcheinander, als hätte sie es auf mein Leben abgesehen.

»Sagen deine Karten auch, wann sie kommt?«

»Aber, Lieber, sie weiß doch überhaupt noch nichts davon.«

Wie sollte ich auch? Unvorstellbar, daß mich irgend etwas aus einem unvollendeten Roman reißen könnte.

Selbst als ich am Abend meinen Alfa in jene Tiefgarage im Bankenviertel lenkte, hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wie richtig meine Tante mit ihren Karten lag. Aber der Reihe nach.

Ich ließ also die Hände meiner Protagonistin vorerst, wo sie waren, und hob den Hörer ab. Es war Jill.

»Stell dir vor, Teresa«, sprudelte sie ohne Einleitung los, »heute!« Ihre Stimme klang vor Aufregung eine Oktave höher.

»Heute? Was ist heute?« Ich versuchte, ihr zu folgen.

»Na, Randolph!« Sie machte eine emphatische Pause. »Und du mußt unbedingt mitkommen!« Ihr Ton duldete keinen Widerspruch.

Auf diese Weise gelingt es meiner Freundin hin und wieder, mich von meinem PC loszueisen. »Damit das Leben nicht gänzlich an dir vorbeizieht. Jeder muß ab und zu unter Leute.« Eigentlich meint sie Männer.

»Während du am Computer die Phantasien braver Ehefrauen aufmischst, verkommt dein eigenes Sexualleben«, pflegte sie mir vorzuhalten, wenn ich versuchte, mich zu drücken.

Und da ich keine Lust hatte, über mein zeitweise recht brachliegendes Liebesleben zu diskutieren, beschränkte ich mich auf einen tiefen Seufzer.

»Jill, du bist total verrückt!«

Das fand ich auch noch, als mein Wagen unter den gigantischen Geldtempel aus Glas und Stahl glitt, der in den wolkenverhangenen Frankfurter Abendhimmel ragte. Daß hier nicht jeder reinkam, verdeutlichte eindrucksvoll ein Stahltor, vor dem wohl ein Panzer kapituliert hätte. Eine Sprechanlage überprüfte unsere Identität, und dann öffnete sich der Schrein, um seine Pforte sofort wieder lautlos hinter uns zu schließen.

»Müssen die eine Angst haben«, dachte ich laut.

Jill sah mich verständnislos an. Sie fühlte sich dem Objekt ihrer Ungeduld so nahe, daß sie sich weder an Wassergräben noch Zugbrücken früherer Raubritter gestört hätte.

»Als Schriftstellerin müßtest du doch für jede Erfahrung dankbar sein, die normalen Sterblichen verwehrt ist«, hatte sie auf mich eingeredet, »in deiner Waldeinsamkeit« (ich lebe im Taunus, eine halbe Stunde von der City entfernt) »brauchst du doch ständig neuen Stoff für deine erotischen Romane.«

Was allerdings Empfänge von Großbanken mit Erotik zu tun haben sollten, war mir unklar. Es sei denn, ein einfach strukturierter Mann sähe sich dem Geschöpf gegenüber, das plötzlich neben dem Alfa auftauchte. Hauptsächlich aus Beinen bestehend, die oben von hautengem schwarzen Satin und unten von schwarzen Highheels begrenzt waren, lächelte es mit perfekt geschminkten blutroten Lippen, wie vollkommene Schönheit gepaart mit vollkommener Dummheit eben lächelt und wies uns in eine Lücke zwischen zwei S-Klassen. Dabei überprüfte die Sirene diskret ihre Gästeliste.

»Bitte folgen sie mir«, hauchte sie dann und stöckelte einen langen Gang entlang. Jeder Zentimeter feinster Marmor.

»Jetzt weiß ich wenigstens, was die mit meinen Zinsen machen.«

»Stimmungskiller«, zischte Jill mißbilligend.

In den glänzenden Boden waren beleuchtete gläserne Pfeile eingelassen. Ein gläserner Fahrstuhl brachte uns in den zwanzigsten Stock, wo uns ein weiteres geklontes Wesen in Empfang nahm und mitten in den Jahrmarkt der Eitelkeiten führte.

In diesem Augenblick war ich meiner Freundin wirklich dankbar für den Ausflug. Der Anblick war überwältigend. An den Damen glänzte und glitzerte das, was die Herren tagsüber erwirtschafteten, mit den Lichtern der Stadt um die Wette.

Wie Jill befürchtet hatte, kamen wir zu spät. Die Eröffnungsrede hatte schon begonnen.

»... und es sei Ihnen versichert, meine sehr verehrten Damen und Herren, daß wir das Vertrauen unserer Kunden« (sprich Kohle) »weiterhin ganz groß auf unsere Fahne schreiben. Unser Haus nimmt seinen Auftrag traditionsgemäß sehr ernst« (die Branche scheint es seit Schneider ja nötig zu haben) »und fühlt sich den Bedürfnissen der Bürger dieser Stadt und weit darüber hinaus verpflichtet.«

An Frankfurter Schickeria war alles vertreten, was gut und teuer ist, weshalb die Kellner, die die Gäste an den Bistro-Tischchen entlang der Glasfront auf leisen Sohlen bedienten, wie verkleidete Bodyguards aussahen.

»Und mit den Menschen natürlich auch der Kunst und dem Fortschritt«, fuhr der Redner mit angenehm weicher, volltönender Stimme fort. »So ist unsere Bank nicht nur führend als Mäzen«, (sprich Spekulant auf dem internationalen Kunstmarkt) »sondern auch die erste, die Geschäfte und Transaktionen bald über eine neue Generation von Rechensystemen besser, schneller, sicherer und anonymer abwickeln wird.« (Wahrscheinlich stiegen die Gebühren.)

Bevor ich mitkriegen konnte, um welche Rechensysteme es sich handelte, riß mich Jill aus dem Bann seiner Stimme. Es gibt Männer, die haben eine Stimme, die fürs Bett gemacht ist.

»Der ist es! Bestimmt«, flüsterte Jill aufgeregt und zupfte mich am Ärmel meines auberginefarbenen Seidenjackets, zu dem sie mich überredet hatte. »Paßt fabelhaft zu deinen schwarzen Haaren und grünen Augen.«

Sie selbst trug schwarz, abgestimmt auf ihren hellen Teint und die rotblonden Haare. Im übrigen glänzt an uns stets, was wir selbst verdienen.

Natürlich hatte ich mehrfach versucht, Jills Bankerfieber zu dämpfen. »Sind doch alles bloß Kassierer«, hatte ich gepredigt.

»Randolph ist ganz anders«, war ihre stereotype Antwort, bar jeder Logik.

Wie auch immer, das Exemplar am Rednerpult hatte zumindest nicht zuviel versprochen, was sein Äußeres betraf. Ich kannte die Anzeige inzwischen auswendig. Die gutaussehende Erscheinung mußte zudem über ein unverwüstliches Ego verfügen, denn wer wagt es heute noch, öffentlich im Nadelstreifen aufzutreten? Der übrigens unglaublich gut mit seinen graumelierten Locken harmonierte. Und wie gesagt, die Stimme. Ich glaube, ich war augenblicklich in Randolph verknallt.

Anfangs hatte ich versucht, meiner Freundin den Tick mit den Anzeigen auszureden.

»Du lebst wirklich hinterm Mond. Das ist heute die gängigste Methode, jemanden kennenzulernen«, hatte sie mich aufgeklärt.

Und schon hielt sie mir wieder die Rubrik ›Fisch sucht Fahrrad‹ unter die Nase. »Ist der nicht süß? ›Auch ein Banker braucht Liebe. Kosmopolit. New York, Hongkong, Singapur. Darf ich Sie auch dort zum Essen einladen? ...‹ »Traumhaft, was?«

»Hände weg! Banker sind erfolgsgeil, neurotisch und impotent.« Hatte ich das wirklich einmal gesagt?

Also wenn ich mir das Lockenköpfchen so betrachtete ... Er holte gerade zum Schlußakkord aus. »Nun sind sie herzlich aufgefordert, sich die wertvollsten Objekte unserer Kunstsammlung aus den letzten zehn Jahren anzusehen. Gleichzeitig wird die Sektbar eröffnet ...«

»Los, komm«, drängte Jill, »damit wir einen guten Platz an der Bar erwischen.«

Stimmt, dort wollten sich die beiden ja treffen.

»Damit sie mich gleich richtig in meiner Welt erleben«, hatte Randolph gesagt.

»Und wie wollt ihr euch erkennen?«

»Ich habe ihm ganz genau beschrieben, wie ich aussehe.«

Er kam tatsächlich. Freundlich bahnte er sich einen Weg durch das Gedränge, das in Sekundenschnelle um die Bar entstanden war. Es roch nach Dior und Laurent. Zur gleichen Zeit pirschte sich ein Stadtrat, den ich aus dem Lokalteil der Zeitung kannte, an uns heran. Offenbar solo. Randolph sah mit geringer werdender Distanz immer besser aus. Jill hatte Haltung angenommen. Jetzt! dachte ich, aber der unglückselige Stadtrat schob sich zwischen die beiden, und eine andere Dame stürzte sich auf Randolph. Ich sah die Mordlust in Jills Augen, und dann sprach mich jemand ganz anderes an: »Gestatten, Randolph, Randolph Bohnstedt« und hielt Jill die Hand hin.

»Wie bitte?«, fragten wir gleichzeitig.

Es war so komisch, daß der Stadtrat vergaß, uns zum Sekt einzuladen.

Okay. Schlank war er, elegant auch. Und Banker wahrscheinlich. Kosmopolit, warum nicht? Und Liebe brauchte er, wie alle Welt. Nur eine winzige Kleinigkeit hatte er verschwiegen. Er schielte. Und zwar zum Gotterbarmen.

»Entschuldigen Sie bitte ...«, begann er verunsichert und sah vermutlich jetzt tatsächlich mich an, denn Jill fühlte sich angesprochen.

Meine Freundin faßte sich erstaunlich schnell. Mit ihrem Goethestraßelächeln, das eigentlich ihren Schickimicki-Kunden vorbehalten ist, wenn sie Tausendmarksschuhe umtauschen wollen, gab sie Pfötchen.

»Keine Ursache, ist schon in Ordnung. Ich bin Jill. Und jetzt muß ich erst mal was trinken.«

Damit hakte sie sich bei mir und Randolph unter. Aber ich kenne meine Freundin. Ihre Augen suchten das Lockenköpfchen.

Wenn sie unruhig war, dann mit Recht, denn die junge Frau, die sich unseren Edelbanker gekrallt hatte, war bildhübsch. Sehr jung, höchstens fünfundzwanzig, mit wunderschönen langen blonden Haaren und lässiger Jeansjacke. (Wie war sie damit überhaupt hier hereingekommen?) Sie wirkte angenehm erfrischend unter den Wohlstandsmumien. Um so erstaunter war ich, daß Mister Lockenkopf ein so abweisendes Gesicht machte. Ich hätte gern gehört, was sie miteinander redeten. Er schüttelte ein paarmal den Kopf und zuckte schließlich mit den Schultern. Sie warf stolz ihre Mähne zurück, lächelte spöttisch und schulterte dann den Riemen ihrer Ledertasche. Er sah ihr einen Moment nach, wie sie hinüber zu den Bildern ging. Außer ihr schien sich niemand für Kunst zu interessieren. Dann entspannten sich seine Gesichtszüge, und er kam auf uns zu. Genauer gesagt, auf seinen schielenden Kollegen.

»Dr. Langer«, stellte Randolph ihn vor und schielte in die Runde. Diesmal war klar, wer gemeint war.

Das Lockenköpfchen zeigte eine Reihe blendend weißer Zähne. »Na, Meister Bohnstedt, wie war ich?« Dabei stieß er Randolph spielerisch in die Seite. Jedes gut proportionierte Gramm unter dem Nadelstreifen der Boß.

»Wunderbar«, gurrte Jill und belegte Dr. Langer mit Beschlag.

Ich opferte mich und machte mit ihrer Bekanntschaftsanzeige Konversation. Über den Blick auf die Stadt zum Beispiel. Wenn man hier sein Büro hatte, mußte man ja ein Gefühl von Macht entwickeln.

»Kommen Sie doch mit mir auf das Dach, von dort haben Sie eine noch viel schönere Aussicht«, schlug Meister Bohnstedt mit schon etwas unsicherem Zungenschlag vor. Nach einigen Gläsern Sekt war er offenbar bereit, sich mit mir zu trösten.

»Aufs Dach?«

»Ja. Wir nennen es unser Sonnendeck. Darunter befindet sich der Swimmingpool.«

Aus dem »Wir« sprach eine Menge Stolz. Er schien gern Angestellter dieser Bank zu sein.

»Dann schwimmen wir doch eine Runde«, schlug ich vor, ohne es ernst zu meinen.

»Schwimmen?« Randolph schielte so entgeistert, daß die Iris fast verschwand. »Wissen Sie«, druckste er und schwankte bedenklich, als er sich vorbeugte, um möglichst nah an mein Ohr zu gelangen, »ich kann gar nicht schwimmen.«

Eine neuerliche Katastrophe sorgte für Abwechslung. Der Stadtrat, motorisch auch nicht mehr ganz auf der Höhe, hatte seinen Sekt über Jills Kleid gekippt, und Lockenköpfchen zückte sein Taschentuch. Seide natürlich. Dabei fiel ihm ein zusammengefaltetes Papier aus der Tasche. Außer mir hatte es wohl nur Jill bemerkt.

Sie entschuldigte sich via Toilette. Nicht ohne sich danach zu bücken.

»Prost«, sagte der Mann im Nadelstreifen jetzt und wandte sich mir zu. Er hatte graublaue, sehr wache Augen. »Nennen Sie mich einfach Fred.«

»Prost«, stotterte ich. Wegen des unmöglichen Verhaltens meiner Freundin natürlich. Aber der Typ hatte Sex. Nicht nur in der Stimme, auch in jeder Bewegung. Und in den gepflegten, aber kräftigen Händen. Eine lag wie zufällig neben mir auf dem Barhocker und sprühte Funken. Ohne mich zu berühren, machte sie mich verrückt.

»Die Frau gehört aber mir«, lamentierte der Schieler jetzt mit dem sechsten Sinn der Besoffenen. »Sie haben ja wenigstens ihre neuronalen Netze.« Er lallte inzwischen, und sein Oberkörper lehnte schwer gegen meinen Arm. »Damit kann man nämlich ...«

Er kam nicht mehr dazu, es mir zu erklären, denn Fred griff ein.

»Entschuldigen Sie«, sagte er leise zu mir und legte besagte Hand auf die Schulter seines Mitarbeiters. »Ich denke, Bohnstedt, Sie haben genug. Kommen Sie, ich bringe Sie in ihr Büro.«

»Sie soll mitkommen, aufs Dach«, bettelte Randolph weinerlich, ließ sich aber willig abschleppen.

Ich blieb mit der Visitenkarte von Dr. Fred Langer, Direktor, Abt. Unternehmensfinanzierung, allein.

»Zeig«, tönte die Stimme meiner Freundin gleich darauf wieder neben mir.

»Hat er für dich liegen lassen«, log ich. »Ruf ihn an, aber komm jetzt. Du hast sie wirklich nicht mehr alle.« Ich war froh, Dampf ablassen zu können.

»Reg dich doch nicht so auf. Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Weißt du, wo der Herr seine Wochenenden verbringt? Das rätst du nie!«

»Interessiert mich auch nicht. Komm endlich!«

»Hier.« Jill faltete seelenruhig das Papier auseinander.

»Bist du wahnsinnig?« Dann las ich ›Majestic‹. Ein kleines, sehr feines, mir wohlbekanntes Hotel an der südfranzösischen Küste, nicht weit entfernt vom Haus meiner Tante. Es handelte sich um eine Fax-Mitteilung. Reservierungsbestätigung für Herrn Dr. Langer.

»Und weißt du, was wir machen?«

»Nein!«, sagte ich entschieden, »kommt nicht in Frage«, und zog meine Freundin von der Bar weg.

Als ich mich umdrehte, sah ich das blonde Mädchen, das direkt hinter uns stand.

Kapitel 2

Daß ich dann doch die regennassen Tannen vor meinem Arbeitszimmer gegen den alten Ölbaum im Garten meiner Tante vertauschte, lag nicht etwa daran, daß ich den Gedanken an einen gewissen Fred Langer nicht mehr loswurde, sondern am Wetterbericht. (Ich gehöre nicht zu den Frauen, die wegen eines Kerls alles stehen- und liegenlassen.) Für die Jahreszeit zu kalt, hatte die Prognose auf lange Sicht gelautet. Hier dagegen duftete es nach Thymian, Libellen surrten durch die Luft, und trotz der frischen Brise von See bekam man einen Sonnenbrand auf der Nase.

Natürlich hatte Jill alle Register gezogen: »Ein bißchen Farbe stünde dir gut. Du kannst doch den Mac mitnehmen. Und deine Tante würde sich freuen. Vielleicht kannst du ja Robby treffen.«

»Robby ist mit einem Fall beschäftigt.«

»Blond?«

»Blödsinn.«

Jill hält mich für naiv, was Robby angeht. Aber schließlich pflege ich mit ihm eine offene Beziehung. Warum also sollte er mich anlügen?

Alles in allem war ich nicht unglücklich über meine Entscheidung, als ich am ersten Morgen in die geräumige Küche meiner Tante kam. Sonnenstrahlen fluteten warm durch die geöffnete Tür, die Katzen strichen schnurrend in Erwartung eines zweiten Frühstücks um meine Beine, und neben der Kaffeemaschine lagen eine Tüte mit frischen Croissants, eine Frankfurter Tageszeitung und ein Zettel, auf dem mir meine Tante mitteilte, daß sie unten im Ort noch Besorgungen zu machen habe.

»Du kannst also in Ruhe arbeiten, Liebes!«

Das war leichter gesagt als getan. Der PC stand zwar aufgeklappt vor mir auf dem Gartentisch, aber der Lover in meinem Roman hatte Freds Stimme und seine Hände und verwirrte nicht meine Protagonistin, sondern mich.

Ich zündete eine Zigarette an und griff unkonzentriert nach der Zeitung. Vermutlich hat Jill recht. Anstatt mich zu vergnügen, schreibe ich über die Liebe. Eine offene Beziehung ist immer dann optimal, wenn der andere treu ist. Vielleicht ging Robby wirklich fremd, während ich ...

Halt! Das war doch Randolph. Ich blätterte die letzte Seite noch einmal zurück. Tatsächlich. Randolph, mit Sonnenbrille. In dem nebenstehenden Artikel las ich, daß Dr. Randolph Bohnstedt tot war. Man hatte die Leiche am Morgen nach dem Empfang im Pool der Bank gefunden.

Die Nachricht riß mich buchstäblich vom Hocker. Immerhin war es meine Idee gewesen, schwimmen zu gehen. Ich schauderte.

Wie in Trance lief ich ein Stück durch den Garten. Entlang der dichten Oleandersträucher, die das Grundstück meiner Tante vorn Nachbargrundstück trennen. Die Schlagläden drüben waren nach wie vor geschlossen. Diese provençalischen Häuser inmitten ihrer weitläufigen üppigen Gärten hier in den Hügeln über der Bucht wirken immer ein bißchen festungsartig und verlassen mit ihren dicken Mauern. Sicherlich lag es an dieser Todesnachricht, daß mich die Leblosigkeit des Nachbarhauses plötzlich bedrückte. Dabei hatte meine Tante gestern behauptet, einen Citroën vor dem Haus gesehen zu haben. Ich war zusammengezuckt wie Justus. Was neue Nachbarn angeht, sind wir nämlich d'accord.

Ich hatte das Ende des Grundstücks erreicht. Der Garten geht dort in ein Pinienwäldchen über. Unschlüssig blieb ich stehen. Mein Unbehagen wuchs. Ich schaute mich um und versuchte, Wald und Büsche mit den Augen zu durchdringen, bis ich mir einbildete, dahinter lauerte etwas. Jetzt raschelte es auch noch. Ich erstarrte. Jemand hatte mir mal was von Schlangen in dieser Region erzählt.

Das Wesen, das auf mich zuschoß, bestand hauptsächlich aus roten gesträubten Haaren und vor Entsetzen geweiteten Pupillen.

»Bastian«, rief ich erstaunt und gleichzeitig beruhigt, »da haben wir uns ja gegenseitig einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«

Der Kater sprang mir mit einem Satz in die Arme und krallte sich in meinen Pullover. Die Krallen einer Pfote gruben sich in meinen Hals. Während ich mit ihm zum Haus zurückging, überlegte ich, daß er wohl kaum bei mir Schutz gesucht hätte, wenn ich der Grund seiner Panik gewesen wäre.

Da Schriftsteller leicht in den Geruch von zuviel Phantasie kommen, verschwieg ich die Begebenheit und verbarg die Spuren von Bastians Krallen unter einem Halstuch.

Es paßte nicht so ganz zu dem aufregendsten Kleid aus meiner Kollektion, das ich für den Abend ausgesucht hatte, aber Jill, die offenbar andere Sorgen hatte, bemerkte es nicht und bestellte düster ihren dritten Champagnercocktail. Ihrer Laune entnahm ich (nicht ohne eine gewisse Befriedigung), daß die Sache mit Fred wohl nicht so richtig lief. Im Beisein meiner Tante mochte ich natürlich nicht fragen. Wir saßen in der Bar des Majestic und warteten auf Justus. Meine Freundin und ich warteten natürlich auf Fred.

»Was für ein Zufall«, hörte ich sie bereits scheinheilig säuseln.

Jill hatte eingeladen, um sich bei Justus zu bedanken. Als Mitglied im Majestic-Club hatte er ihr ein Zimmer in dem allzeit belegten Hotel organisiert. Nicht einmal eine Nacht mehr kann sie es aushalten, hatte ich aus unerfindlichen Gründen wütend gedacht.

Ich ließ die Bombe ohne Vorwarnung platzen. »Randolph ist tot.«

Jills Gesichtsausdruck schwankte zwischen Bestürzung und Faszination. Ich kenne meine Freundin in- und auswendig. Männer, die ihretwegen ins Wasser gehen, findet sie zumindest exotisch.

»Tragischer Unfall«, zitierte ich die Überschrift in der Zeitung. Manchmal überschätzt sich Jill.

Mit Rücksicht auf meine Tante entschloß sie sich zu einem vieldeutigen »Ach«.

»Ein Freund?«, erkundigte sich Tante Arabella mitfühlend.

»Er ist uns auf einer Party vorgestellt worden«, klärte ich sie auf.

Herzlos dachten Jill und ich vermutlich gerade dasselbe. Sicher war der arme Randolph der Grund, warum sein attraktiver Kollege uns hier gewissermaßen versetzte.

»Wo bleibt bloß Justus?«, wunderte sich derweil meine Tante.

Aus dem Augenwinkel sah ich eine Gestalt im Eingang zur Bar. Es war zwar nicht Justus, aber ich kannte sie. Klein, schmal, etwas wirre Haare, Cordhose und kariertes Flanellhemd. Ein Fremdkörper in dem vornehmen Majestic. Als ich meiner Sache nahezu sicher war, hatte es sich die Erscheinung wohl anders überlegt und war, wie es sich für eine Erscheinung gehört, verschwunden.

Ich hatte mich nicht getäuscht.

Als Robert Montviller seinen schwarzen BMW auf den Parkplatz des Majestic lenkte, sah er dieselbe Gestalt, nur daß der sie nicht für eine Erscheinung hielt, sondern sofort Oliver Bresson erkannte, mit dem er verabredet war.

Er lehnte an einem Laternenpfahl und schaute in den Sternenhimmel. Obwohl der kleine Oliver fast sein ganzes Leben im Süden verbracht hatte, konnte er sich an der funkelnden Pracht nie sattsehen. Robby stellte den Motor ab und ließ das Seitenfenster herunter.

»Bonsoir, mon ami! Das sind die unverbesserlichen Romantiker! Sie ziehen die Gestirne einem Drink vor!«

»Schau mal, da drüben. Kennst du den roten Spider?«

»Teresa?«

»Und der Bentley daneben ist gerade vor dir angekommen. Familientreffen, würde ich sagen.«

»Verdammt.«

»Nach Art der Frauen und Katzen, die nicht kommen, wenn man sie ruft, und kommen, wenn man sie nicht ruft. Carmen.«

»Welche Carmen?«

»Prosper Mérimée.«

»Ach so.«

»Hat sie dir nichts davon gesagt?«