Termine mit Gott 2023 -  - E-Book

Termine mit Gott 2023 E-Book

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Beschreibung

Termine mit Gott - der unentbehrliche Begleiter für die tägliche Zeit mit Gott. Die Auslegungen bringen den Text auf den Punkt und geben einen Impuls für den Alltag mit. - Zusammengestellt von mehr als 50 aktiven Mitarbeitern verschiedener Kirchen und christlichen Werken - Ein tägliche Andacht zum Bibeltext des ökumenischen Bibelleseplans - Mit einführenden Texte zu den behandelten biblischen Büchern - Mit Wochensprüchen, Monatssprüchen, Gebeten und Segenstexten - Gedanken zur Jahreslosung Seit Jahren sind die Termine mit Gott eine der beliebtesten und erfolgreichsten Bibellesen auf dem deutschen Markt.

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Seitenzahl: 330

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2023

TERMINEMIT GOTT

365 Tage mit der Bibel

Herausgeber:

Hansjörg Kopp, Generalsekretär CVJM Deutschland e. V.

Redaktion: Holger Noack, Dr. Jörg Kailus

Lektorat: Uwe Bertelmann

Erstellung des Bibelleseplans:

Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen

Caroline-Michaelis-Str. 1, 10115 Berlin

Bibeltexte folgen, wenn nicht anders vermerkt, der Lutherbibel, revidierter Text 2017, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

© 2022 Brunnen Verlag GmbH und CVJM-Gesamtverband in Deutschland e. V.

Fotos: Joshua Earle/Unsplash, Juan Carlos Munoz/Adobe Stock, Rido/Adobe Stock, Sixteen Miles Out/Unsplash, Pisit Heng/Unsplash, andrei310/Adobe Stock, exclusive design/Adobe Stock, JavierArtPhotography/Adobe Stock, Andy/Adobe Stock, Tyler Rickenbach/Adobe Stock, Kelly Sikkema/Unsplash, Jamo Images/Adobe Stock, Sarah Shull/Unsplash

Umschlaggestaltung: Jonathan Maul

Umschlagfoto: Martí Sans/Stocksy

Gestaltung der Monatssprüche: Jonathan Maul

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

Kartonierte Ausgabe

ISBN 978-3-7655-3073-9 (Brunnen)

ISBN 978-3-7615-6819-4 (Neukirchener)

Gebundene Ausgabe

ISBN 978-3-7655-0633-8 (Brunnen)

ISBN 978-3-7615-6818-7 (Neukirchener)

Elektronische Ausgaben:

ISBN 978-3-7655-7658-4 (E-Book)

Inhalt

Vorwort (Hansjörg Kopp)

Gedanken zur Jahreslosung

Kein neutraler Blick

Hoffnungsschritte auf Wüstenwegen

Sehen und gesehen werden

Gottesbild 2.0

Einführungen in die biblischen Bücher

Das 1. Buch Mose

Der Brief des Paulus an die Römer

Das Matthäusevangelium

Das Buch der Sprüche

Der Brief des Paulus an die Philipper

Der Brief des Jakobus

Das Buch Hiob

Das Buch Jesaja (Teil II: Kapitel 40–55)

Hintergrund

Gerechtigkeit in der Bibel

Alles nur ein abgekartetes Spiel?

Glaube und Werke

Die Frage nach dem Leid

Gebete, Meditationstexte und Segenszusprüche

Mitarbeiter „Termine mit Gott 2023“

Bibelstellenregister

Abkürzungen

Vorwort

Schaust du wirklich?

„Mama, schau mal“, rufen Kinder, wenn sie Aufmerksamkeit suchen. Wer kennt sie nicht, liebe Leserin, lieber Leser, diese Bitte, wahrgenommen zu werden? Und in der Regel kommen wir Menschen dieser Aufforderung nach und schauen hin. Wenn es manchmal nur für den schnellen Blick reicht, dann bekommt man meist schnell gespiegelt, dass sich das Gegenüber damit noch nicht aktiv zur Kenntnis genommen gefühlt hat.

In diesem Jahr begleitet uns mit der Jahreslosung die Erkenntnis und das daraus resultierende Bekenntnis von Hagar, der Mutter Ismaels: „Du bist ein Gott, der mich sieht“, sagt sie am Ende einer persönlich sehr herausfordernden Zeit. Sie meint damit mehr als einen kurzen Blick. „Du bist ein Gott, der mich sieht“ ist gegründet in der Erfahrung, dass Gott sich kümmert.

„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Das gehört selbstverständlich zum christlichen Glauben. Gott schaut hin. Er lässt, so bekommen wir im aaronitischen Segen zugesprochen, sein Angesicht über uns leuchten. Mehr Zuwendung geht nicht. Und nicht nur das: Er schaut hin und greift ein, verhindert, verändert, bewegt Herzen. Gerade weil er ein lebendiger, fürsorgender, liebender Gott ist.

Während diese Zeilen entstehen, tobt in der Ukraine ein entsetzlicher Krieg, der uns alle fassungslos, wütend und verzweifelt zurücklässt. Ein Krieg, der, wie alle Kriege, keine Sieger hervorbringt, sondern nur Zerstörung. Ein Krieg, der auch eine große Welle der weltweiten Solidarität auslöst. Wir beten zusammen, bringen Hilfstransporte auf den Weg, nehmen Flüchtlinge auf. Aber es ist Krieg! Wir klagen dem Gott, von dem Hagar sagt: „Du bist ein Gott, der mich sieht“ und rufen: „Kyrie, eleison, Herr, erbarme dich!“

Unser Glaube ist besonders dann herausgefordert, wenn Gott scheinbar nicht hinschaut, bei globalen oder in persönlichen Krisen. Ich ertappe mich, ihm zuzurufen: „Schau doch hin!“ Und meine damit auch: Greife ein! Nichts wünschte ich mir mehr!

Persönlich hilft mir in solchen Zeiten, neben der Erinnerung an Erfahrungen, dass Gott eingreift und mich sieht, das Wissen um seine Zusage: sein Versprechen, sich nicht abzuwenden, sondern aufmerksam zu sein und uns zugewandt. Dieses Wissen nährt sich immer wieder neu aus dem Lesen der Bibel. „Siehe, der Hüter Israels schläft nicht“ (Psalm 121,4) ist dort zu lesen oder „Ich bin bei euch alle Tage“ (Matthäus 28,20b). Manches Mal werde ich beim Lesen überrascht. Auch nach vielen Jahren intensiven Bibellesens darf ich immer wieder Neues entdecken.

In diesem Sinne: Auch diese Ausgabe von „Termine mit Gott“ will eine Sehhilfe sein. Um Vertrautes wieder und anderes neu zu entdecken. Es lohnt sich!

Ein herzlicher Dank gilt allen, die diese Ausgabe der Termine mit Gott möglich gemacht haben als Autorinnen und Autoren, Redakteure und im Verlag vor und hinter den Kulissen.

Möge der dreieinige Gott Ihnen beim Lesen der Bibel in diesem Jahr spezielle Momente schenken, Momente des Segens, der Hoffnung, der Ermutigung, der Herausforderung und des Trostes.

Ihr

Hansjörg Kopp, Generalsekretär des CVJM Deutschland

Wochenspruch

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.

Hebräer 13,8

Neujahr, 1.

Würdevoll verantwortungsvoll

Psalm 8

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Großartig ist der Auftakt des Grundgesetzes formuliert. Artikel 1, der erste Satz. Alle Gesetze, die in Deutschland erlassen werden, müssen sich am Grundgesetz messen. Die Menschenrechte als Teil des Grundgesetzes sind unveränderbar. Damit ist unser Auftrag formuliert: Die Würde des anderen ist nicht nur zu achten, sondern zu schützen. Was mag das bedeuten für unser Miteinander im neuen Jahr?

Aus biblischer Perspektive ist klar: Die Würde des Menschen ist eine zugesprochene, geschenkte, gegebene. Von Gott, dem Schöpfer, von dem, der den Menschen nur wenig niedriger gemacht hat. Die Würde des Menschen ist begründet in der Gottebenbildlichkeit. Gewiss, auch Pflanze und Tier sind Geschöpfe Gottes, aber nur der Mensch erhält diese unvergleichliche Würde. Uns kommt deshalb eine besondere Verantwortung zu. Würdevoll verantwortungsvoll leben.

„Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.“

Psalm 139,14

Das 1. Buch Mose

1. Mose ist ein Buch der Anfänge: zuerst der Anfang der Welt und der Menschheit, die Urgeschichte (1. Mose 1–11). Gott stellt dem Menschen die Welt als sicheren Lebensraum zur Verfügung. Sie ist wie ein wohlgeordnetes Haus oder ein fruchtbarer Garten, die der Mensch verantwortlich verwalten und gestalten soll. Doch der Mensch wird seiner Verantwortung nicht gerecht. Er versündigt sich gegen Gott, bringt – von Neidgefühlen überwältigt – den eigenen Bruder um, gründet Städte und entwickelt zwiespältige Kulturtechniken. Auch nach der Sintflut, dem umfassenden Gerichtshandeln Gottes, beginnt der Neuanfang durch Noah nicht ohne menschliches Fehlverhalten. Schließlich scheitert auch der Bau eines Turms, der die sich zerstreuende Menschheit noch einmal zusammenführen sollte. Eine wechselvolle Geschichte menschlicher Verfehlungen und Neuanfänge durch Gott. Gericht und Gnade.

Der zweite Anfang im 1. Mose betrifft die Entstehung des Volkes Gottes, Israel. Mit der Berufung Abrahams wird die Entstehungsgeschichte Israels über mehrere Generationen als Familiengeschichte erzählt, die Geschichte der Erzväter und -mütter (1. Mose 12–50). Es sind Geschichten mitten aus dem Leben: Ängste, die zu Fehlentscheidungen führen; Geschwisterkonflikte, die fast tödlich enden; der Kampf um den Segen des Vaters, der fast eine Familie zerreißt; Zickenkrieg in der Großfamilie; Auseinandersetzungen mit feindlichen Nachbarn – und vor allem die permanente Sorge in fast jeder Generation, ob der nächste Segensträger geboren würde. Denn bei allen familiären Erfahrungen und Konflikten geht es in der Erzelterngeschichte vor allem darum, ob Gottes Segen erhalten bleibt, für die Nachkommenschaft Abrahams, aber auch für die Menschenwelt, der dieser Segen gilt. Eine wechselvolle Geschichte von Konflikten und Bedrohungen, Segen und Bewahrung Gottes. Über Generationen hinweg erfüllt Gott seine Verheißungen.

Montag, 2.

Gottgewollter Lebensrhythmus

1. Mose 1,1-13

Noch liegt das neue Jahr beinahe unberührt vor mir. Ich kann ihm Gestalt geben. Wie Gott im Anfang Gestalt gab. Aus dem „Tohuwabohu“ des Anfangs, vielleicht manchmal mehr Chaos als ein Nichts, machte Gott Großartiges. Mit seiner Schöpferkraft. Gleich zu Beginn gab er einen Rhythmus. Tag und Nacht sollten sich abwechseln. Nicht immer hell, nicht immer dunkel. Damals konnte man nur bei Tageslicht arbeiten. Unsere Welt ist mit ihrem künstlichen Licht eine rastlose Welt geworden. Abend und Morgen umrahmen den Tag. Wie oft sind wir müde, weil die Nacht zum Tage wird, wegen unserer Sorgen oder der vielen Arbeit. Gott ermutigt zum klaren Rhythmus. Wie das Leben als Ganzes begrenzt ist, ist es auch jeder einzelne Tag. Halleluja.

„Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.“

Psalm 127,3

Dienstag, 3.

„Licht an. Tut gut.“

1. Mose 1,14-25

Lichterketten zieren noch viele Häuser in diesen Nachweihnachtstagen. Helligkeit wider die Finsternis. Die große Hoffnung: Das Licht durchbricht das Dunkel. In wie vielen Leben, bei Nachbarn, Verwandten, im eigenen Haus, möglicherweise bei mir selbst, fehlt dieses Licht. Sonne, Mond und Sterne setzt Gott ans Firmament. Übrigens auch als Zeichen dafür, dass er regiert. Gemeint ist, dass er die Welt mit allem, was darin ist und lebt, in seinen Händen hält. Erschaffenes bis hin zur Sonne in ihrer unglaublichen Kraft kann nur wirken, weil Gott es ermöglicht.

Und wir? Nähe, eine Berührung, Zuspruch, ein offenes Ohr, ein hoffnungsvoller Blick, ein ermutigendes Wort könnten unsere Lichter sein, unser Zeichen der Orientierung. Und unser Hinweis auf dieses eine Licht der Welt: Jesus Christus.

„Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.“

Johannes 1,5

Mittwoch, 4.

Endlich: Ruhe

1. Mose 1,26–2,4a

Ruhe darf sein. Nicht nur zufällig. Nicht einfach, weil es sich gerade ergibt. Sondern vorgesehen. Die Pause, die Unterbrechung des Alltags ist Teil der Schöpfung. Gott erschuf nicht nur Menschen und Tiere, Früchte und Pflanzen. Er teilte nicht nur das Wasser von der bewohnbaren Erde, setzte nicht nur Sonne, Mond und Sterne an den Himmel, sondern auch die Pause. Durchatmen ist, so darf man das sagen, ein göttlicher Auftrag.

War der Schöpfer erschöpft? Nein! Gott ruhte am siebten Tag für uns. Im Judentum ist der Sabbat der letzte Tag der Woche. Der Ruhetag der Christen heute ist der Sonntag. Der Ruhetag als erster Tag der Woche oder als deren krönender Abschluss? Beides darf meine Perspektive sein auf dieses besondere Geschenk Gottes.

„Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“

Markus 2,27

Donnerstag, 5.

Ein Hauch von Gott

1. Mose 2,4b–17

Es sind keine naturwissenschaftlichen Expertisen, die uns auf den ersten Seiten der Bibel begegnen. Vielmehr greifen die Erzählungen große Fragen des Lebens auf. Unser Text redet von der Würde und Bestimmung des Menschen. Ein Hauch Gottes verwandelt Dreck in einen lebenden Menschen. Nicht die Gottesebenbildlichkeit wird diesmal betont. Der Mensch ist zugleich ein bedürftiges Wesen, denn Menschsein beinhaltete von Beginn an, abhängig zu sein. Gott gibt dieser Bedürftigkeit Raum, indem er dafür einen guten Lebensraum schafft. Leckere Lebensmittel und weitere wichtige Mittel zum Leben finden sich darin. Dazu gehört eine sinnstiftende Aufgabe: „Gestalte und bewahre dein Umfeld. Entfalte dich, indem du dem lebensfördernden Modell Gottes nacheiferst. Und verwahre dich davor, Dinge zu machen, die er nicht möchte.“

„Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln.“

Galater 5,25

Freitag, 6.

Der König betet den König an

Psalm 72

Salomo war selbst ein großer König in Israel. In diesem Psalm betet er Gott als wahren König an. Gott schenkt ihm eine Vision vom kommenden Erlöser der Welt. Dieser Retter wird herrschen (V. 8), indem er seinem Volk Recht verschafft und den Armen hilft. Gerechtigkeit und Friede wird er bringen. Seine Herrschaft wird nicht auf Israel beschränkt sein, sondern wird sich auf alle Nationen erstrecken. Dieser kommende König kann nur Jesus Christus sein, denn er allein wird zeitlich und räumlich unbegrenzt herrschen. Jesus Christus allein ist der Retter und Erlöser. Er allein wird durch die Erlösung von Sünden zum Segen für alle Menschen und Völker werden (V. 17).

Salomo ermutigt uns heute, diesen Herrn und Retter zu loben, denn er ist der Gott Israels (V. 18). Ihm gehört für immer unsere Anbetung. Von ihm soll auf der ganzen Welt erzählt werden, damit alle Menschen ihn allein ehren und anbeten (V. 19).

„Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat das Reich eingenommen!“

Offenbarung 19,6

Samstag, 7.

Vom „nicht gut“ zum „sehr gut“

1. Mose 2,18-25

Wir brauchen einander, damit es gut werden kann. Diese Erkenntnis steht bereits ganz am Anfang der Bibel. Ein angenehmer Lebensraum, eine verantwortungsvolle Lebensaufgabe reichen nicht aus. Wir brauchen ein Gegenüber. „Der Mensch wird am Du zum Ich“, resümiert der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber, denn wir Menschen sind hilfs- und ergänzungsbedürftige Wesen. Gott sieht dieses elementare Bedürfnis und schafft dem Menschen ein Gegenüber auf Augenhöhe. Doch er bezieht auch die Beteiligung Adams dabei ein. Dieser kann nicht bleiben, wie er ist. Teilen und Teilhabe ermöglichen ein Miteinander und echte Partnerschaft. Vertrautheit und Vertrauen bedingen die Bereitschaft, sich ganz aufeinander einzulassen. Hierin sind wir bis heute gefordert.

„Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist aus Gott geboren und kennt Gott.“

1. Johannes 4,7

Wochenspruch

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.

Römer 8,14

Sonntag, 8.

Durch die Zeiten getragen

Psalm 71

Es gibt Momente, in denen wir zurückblicken auf die Jahre, die hinter uns liegen. Erinnerungen steigen auf. Psalm 71 erzählt von einem Lebensweg, der gefüllt ist mit allem, was zu einem Leben gehört: Glück und Schwierigkeiten, schöne Erfahrungen und Enttäuschungen – auch Enttäuschungen über Menschen, die sich gegen einen stellen. Wie ein roter Faden zieht sich ein tiefes Vertrauen auf Gott durch dieses Gebet. Da mag manches kommen, aber eines gilt: Gott ist da. In allem ist er da, manchmal verborgen, und doch lässt er uns mit nichts allein. Das Lebensmotto des verstorbenen Bundespräsidenten a. D. Johannes Rau war: „Ich halte stand, weil ich gehalten werde.“ Wir müssen uns nicht allein auf uns gestellt durchs Leben kämpfen, sondern wir werden hindurch begleitet. Deshalb können wir hoffnungsvoll und mutig leben.

„Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

Matthäus 28,20

Montag, 9.

Mensch, wo bist du?

1. Mose 3,1-13

Sein wollen wie Gott. Auf der Suche nach mehr fahren die beiden Prototyp-Menschen ihr Leben an die Wand. Verdrehungen und Lügen wecken ihren Zweifel und verzerren ihr Gottesbild: Gott als Verweigerer, der klein halten möchte. So sehen sie nicht mehr die einzigartigen Möglichkeiten, die Gott für sie bereithält, sondern reiben sich an Begrenzungen. Die Sache geht schief: Geöffnete Augen zeigen ihnen, wie meilenweit sie davon entfernt sind, Gott gleich zu sein. Scham, Angst und ein schlechtes Gewissen machen sich breit. Klug sein wollen und Dummes machen ist den Menschen seither nicht fremd. Laufend sind wir herausgefordert, zu den richtigen Dingen Ja und den falschen Nein zu sagen. Mensch, wo bist du? Auf welcher Seite stehst du? Welche Ziele verfolgst du? Wem vertraust du?

„Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, dass er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage.“

Psalm 14,2

Dienstag, 10.

Zwiespältigkeit unseres Lebens

1. Mose 3,14-24

Wir leben in einer widersprüchlichen Welt: unbegreifliche Schönheit, Streben nach Leben, nach Liebe, Entfaltung und Glück – und gleichzeitig Bedrohung, Leiden, Kämpfe und Vergänglichkeit. Rein paradiesische Zustände auf Erden sind in unerreichbare Ferne gerückt. Ausgangspunkt dafür ist der Sündenfall des Menschen mit drastischen Folgen. Leben steht nun unter dem Vorzeichen des Todes. Die Spirale zwischen Existenzkämpfen und einem gestörten Verhältnis zwischen Mensch und Natur und den Menschen untereinander beginnt sich zu drehen: Das Leben ist unfassbar schön – das Leben ist unendlich schwer. Doch Gott überlässt es nicht allein den Menschen, fortan für sich selbst zu sorgen. Er kümmert sich weiterhin und fördert lohnendes Leben – zeitlich begrenzt und in Ewigkeit, denn Jesus öffnet den Weg zum Leben.

„Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“

1. Johannes 3,8b

Mittwoch, 11.

Eine zerrissene Familie

1. Mose 4,1-16

Streit kommt in den besten Familien vor, sagt man. Die Geschichte von Kain und Abel zeigt, wie ein Konflikt eine Familie zerstört. Dies ist das Gefährliche am Streit: dass er zerstörerische Macht hat und Menschen trennt. Da mag es nicht so dramatisch enden wie in dieser Geschichte, aber Menschen reden nicht mehr miteinander und ein Riss geht durch Familien. Bei Kain ist es der Neid, der ihn zerfrisst. Es wird nicht erklärt, warum Gott Abels Opfer höher schätzt. Aber die Ursache von Neid und Streit liegt oft darin, dass wir uns ungerecht behandelt fühlen. Gott lässt Kain nicht allein und spricht ihn auf seine Gefühle an (V. 6). Er beachtet Kain viel mehr, als dieser es vermutet hätte. Wenn Kain sein Herz davon hätte berühren lassen, wäre alles anders gekommen. Wo stehen wir in der Gefahr, dass wir unser Herz im Neid verhärten?

„Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“

Epheser 4,26

Donnerstag, 12.

Der Lauf der Dinge

1. Mose 4,17-26

Es ist eine Kulturgeschichte, die uns vor Augen gemalt wird: Berufe entstehen, Städte werden gegründet. Manches bleibt uns aus heutiger Sicht fremd: dass Polygamie normal ist und Blutrache ein festes System der Rechtsordnung darstellt. Die Zahl Sieben in V. 24 ist ein Ausdruck für vollständige Rache. In unserer heutigen Sprache: 100%ig soll es heimgezahlt werden. Die Steigerung 77-mal setzt noch eins drauf. Dahinter steht die Vorstellung: Alles, was wir tun, fällt irgendwann auf uns zurück. Jesus hat dieses System unterbrochen: Nicht unsere Rache, sondern unsere Vergebung soll grenzenlos sein (Mt 18,21f). Nach welchem Prinzip wollen wir leben? Es geht darum, den Dingen nicht ihren Lauf zu lassen, sondern die Kaskade der Vergeltung zu unterbrechen. Leicht ist das nicht, aber heilsam.

„Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“

Matthäus 6,12

Freitag, 13.

Es kommt auf die richtige Brille an

1. Mose 6,1-4

Es war ein in der Antike verbreiteter Mythos, dass göttlichmenschliche Mischwesen Unsterblichkeit erlangen wollen. So erzählt es z. B. das babylonische Gilgamesch-Epos. Für die Bibel ist dieser Mythos kaum der Rede wert. Es werden zwar Helden gezeugt, aber Gott allein ist der unsterbliche Schöpfer und die Menschen, ob Helden oder Verlierer, werden sterben. Es ist, als ob dieser Text uns eine Brille aufsetzt. Durch eine Brille sieht man, was zuvor verschwommen war. Die Geschichte von den Gottessöhnen trägt solch eine Brille. Sie zeigt uns: Gott ist Gott und Menschen sind Menschen. Unser Leben ist nicht nur das, was wir daraus machen, sondern jeder Tag ist Gottes Geschenk. Und Gott ist es, der uns am Ende erwartet. Darum kommt es darauf an, jeden Tag mit ihm zu leben.

„Er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid.“

Epheser 1,18

Samstag, 14.

Ein besonderer Richter

1. Mose 6,5-22

Es ist erstaunlich, wie die Bibel von Gott spricht. Ganz anders als die übrigen Religionen der Antike. Dort wurden Götter als Krieger oder Fruchtbarkeitsgöttinnen beschrieben, deren Spielball die Menschen waren. Für die Bibel ist Gott der allmächtige Richter, der mit der Sintflut harte Konsequenzen zieht. Und zugleich ist er voller Gefühle für seine Menschen: Er bereut es, sie geschaffen zu haben, weil sie ins Gegenteil verkehren, was ihm wichtig ist, im Miteinander der Menschen und in ihrer Beziehung zu ihm. Das Verhalten der Menschen trifft ihn bis ins Innerste. V. 6 verwendet im hebräischen Urtext ein Wort, das eigentlich meint: „sich grämen“. Gott liegt so viel an uns, dass es ihn kümmert, ob wir mit ihm leben. Verändert es den heutigen Tag für uns, dies zu wissen: Ihm liegt an uns?

Wochenspruch

Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.

Johannes 1,16

Sonntag, 15.

Song des Tages

Psalm 105,1-15

Es gibt Lieder für besondere Momente. Psalm 105 gehört in diese Kategorie. David hatte die Bundeslade nach Jerusalem geholt und dieses Ereignis mit dem Volk gebührend gefeiert. Das Lied zum Tag ist Psalm 105 (1Chr 16,8-18). Ein Feuerwerk des Lobpreises. Grund für die Begeisterung ist der dankbare Rückblick auf die eigene Geschichte. An diesem Festtag stehen die Tragödien und großen Herausforderungen des Weges einmal nicht im Fokus, sondern übersprudelnde Dankbarkeit für die Treue Gottes und seine Führung bis zu diesem Tag. Ein wertvoller Impuls, der mich fragen lässt: Wo habe ich in meinem Leben bisher Gottes Treue und Hilfe erlebt? Seit damals sind viele inspirierende Lieder entstanden, die mir dabei helfen, Dankbarkeit auszudrücken. Wie wäre es, heute einmal das Liederbuch durchzublättern? Was ist mein Song des Tages?

„Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen (…)“

Epheser 5,19

Montag, 16.

Mutige Entscheidung

1. Mose 7,1-16

Es war unglaublich mutig, auf dem trockenen Land diesen großen Kasten zu bauen. Wie viel Spott und Hohn wird Noah geerntet haben? Jetzt aber stand die nächste mutige Entscheidung an: Weit und breit ist kein Wasser zu sehen. Aber der Auftrag steht: „Geh in die Arche!“ Noah hatte lange Zeit mit der Arche verbracht, gebaut und geprüft und war doch auf sicherem Festland geblieben. Jetzt wagt er den Schritt über die Türschwelle in den engen Kasten. Er lässt vieles zurück, im Vertrauen darauf, dass Gott seine Zusagen hält. Eine mutige Entscheidung, die am Ende zum Segen für ihn und die ganze Welt wird. Die Bibel ist voll von solchen mutigen Glaubensschritten, die Einzelne wagen, um Segen für viele freizusetzen. Wo fordert mich Gott zu einem mutigen Glaubensschritt heraus?

„Und er ging in die Arche mit seinen Söhnen, seiner Frau und den Frauen seiner Söhne vor den Wassern der Sintflut.“

1. Mose 7,7

Dienstag, 17.

Zwischenzeit

1. Mose 7,17-24

Vom Ende her sind viele Geschichten einfacher zu verstehen und zu ertragen. Doch die Zeiten zwischen „Katastrophe“ und „Rettung“ haben es in sich. Über ein Jahr musste Noah in der Arche verbringen. Eingeschlossen in einem Kasten, der wie eine Nussschale auf dem großen Wasser trieb. Ohne echte Steuerungsmöglichkeiten war er abhängig davon, dass Gott aus diesem herausfordernden Unternehmen etwas Gutes entstehen lässt. Noahs Aktionsradius war stark eingeschränkt. Ihm blieb nur, die alltäglichen Dinge zu tun und darauf zu vertrauen, dass diese Phase begrenzt ist und Gott ihn an neue Ufer bringen wird. Ich wünsche uns dieses feste Vertrauen und gespanntes Ausharren in den Zwischenzeiten, die Gott uns zutraut.

„Und die Wasser wuchsen gewaltig auf Erden hundertfünfzig Tage.“

1. Mose 7,24

Mittwoch, 18.

Hoffnungsschimmer

1. Mose 8,1-12

„Da gedachte Gott an Noah.“ Fast klingt es so, als hätte Gott Noah vergessen und musste sich erst wieder an den Kasten auf dem Wasser erinnern. Manchmal drängt sich dieser Gedanke in Krisensituationen auf: Siehst du mich, Gott? Gott denkt an Noah und an die Tiere und auch an uns. Das Ende der Flut beginnt mit dem Wirken der „ruach“ (Wind oder Geist), die auch schon bei der Erschaffung der Welt aus dem Chaos das Leben hervorbringt. Gottes Geist bringt das tosende Wasser zur Ruhe und schafft neuen Lebensraum. So wirkt er bis heute. Noah braucht immer noch Geduld, aber bekommt erstmals wieder Frischluft. Dann schickt er Kundschafter in die veränderte Welt los. Welche „Tauben“ senden wir in Krisen aus? Vielleicht der zaghafte Versuch einer Kontaktaufnahme oder ein konkreter Schritt zur Neuorientierung? Mancher Versuch verläuft ins Leere. Es braucht einen langen Atem, um endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

„Der HERR denkt an uns und segnet uns (…)“

Psalm 115,12

Donnerstag, 19.

Neuanfang

1. Mose 8,13-22

Endlich gerettet nach scheinbar endlosen Tagen auf dem Wasser. Noahs erste Tat auf dem Festland ist ein Akt der Anbetung. Erst der Gottesdienst, dann alles andere. Noah weiß, wem er diesen Neuanfang verdankt. Beim Brandopfer wurde das Opfer vollständig verbrannt, als Zeichen völliger Hingabe des Opfernden. Das gefällt Gott, und obwohl er weiß, dass sich die Menschen nicht grundlegend ändern werden, fasst er einen Grundsatzentschluss, von dem wir bis heute profitieren: So eine Vernichtungstat wird es nicht wieder geben. Stattdessen wird er später seinen eigenen Sohn die Strafe für die Sünde der Menschen tragen lassen. Jesus „hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch“ (Eph 5,2). Danke, Gott, dass ich deshalb auch immer wieder neu anfangen darf.

„Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.“

Psalm 34,1

Freitag, 20.

Der Regenbogen, von Gott in die Wolken gesetzt

1. Mose 9,1-17

Als Christen dürfen wir uns die Bilder, die uns die Bibel anbietet, nicht entwinden lassen. Für viele ist heute der Regenbogen, dieses Naturschauspiel, das geschieht, wenn sich das Licht der Sonne in Regentropfen bricht, ein Symbol für Vielfalt, Buntheit und Toleranz – mehr nicht. Hier am Ende der Sintflut-Geschichte bedeutet der Regenbogen etwas anderes. Die Brunnen der Tiefe sind verstopft. Die Wassermassen haben sich verlaufen. Noah und seine Familie danken Gott. Dann stiftet Gott einen Bund zwischen sich, den Menschen und allen Lebewesen. Er will seine Schöpfung behüten, jahraus, jahrein. In der Bibel folgen weitere Bundesschlüsse, der mit Mose, der mit David; es folgen die Ankündigung des Neuen Bundes durch Jeremia und dann der in Jesus Christus geschlossene Bund Gottes mit seinem Volk. Deshalb gilt:

„Das soll der Bund sein: (…) Sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.“

Jeremia 31,33

Samstag, 21.

Der Wein, eine gute Gabe Gottes

1. Mose 9,18-28

In einer Andacht möchte ich nicht über das hohe Lebensalter des Noah nachdenken, auch nicht darüber, wie er seinen Söhnen flucht und wie er sie segnet. Wohl aber darüber, dass Noah eine Entdeckung macht: Er legt einen Weinberg an, erntet, lässt den Wein gären. Noch kennt er seine Gefahren nicht. So trinkt er über den Durst und gerät in eine beschämende Situation. Nackt liegt er da. Ein Sohn sieht das, sagt es den anderen und die finden einen Weg, den Vater zu bedecken. „Der Wein erfreue des Menschen Herz“, heißt es in Ps 104,15. Zugleich warnt Jesus vor dem Wein, dass die „Herzen nicht beschwert werden durch Rausch und Saufen“ (Lk 21,34f). Dann aber: Bei seinem ersten Wunder in Kana verwandelt Jesus Wasser in Wein vom Feinsten. Die Hochzeitsgäste staunen und der Speisemeister sagt zum Bräutigam:

„Jedermann gibt zuerst den guten Wein.“

Johannes 2,10

Wochenspruch

Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.

Lukas 13,29

Sonntag, 22.

Gott macht Geschichte

Psalm 105,16-45

Gott macht Geschichte – und Psalm 105 erzählt davon. Die Geschichte Gottes mit Abraham, Isaak und Jakob (V. 7-15), mit Josef (V. 16-23) und Mose (V. 24-45). Die Anfänge der Geschichte Gottes mit den Erzvätern und -müttern Israels und seine grundlegende Befreiungstat, dem Auszug Israels aus Ägypten. Die Geschichten, durch die Israel zu Gottes Volk geworden ist. Gott hat sein Volk erwählt und befreit. Das darf Israel nicht vergessen, weil es sonst sich selbst verlieren würde. Gottes Zuwendung und seine Rettung sind das Fundament des Volkes Gottes. Die sichere Grundlage seiner Existenz, trotz aller Bedrohungen. Aber auch die Möglichkeit, sich zu korrigieren, wenn sich das Volk durch Ungerechtigkeit, Gleichgültigkeit und Desinteresse an Gott verlaufen hat. Gottes Geschichte erdet Gottes Volk und erneuert es immer wieder. Gott hat gehandelt und er wird wieder handeln. Gott macht Geschichte.

„Ich werde sein, der ich sein werde.“

2. Mose 3,14

Montag, 23.

Hochmut und Fall – immer das Gleiche

1. Mose 11,1-9

Dies ist fantastisch erzählt: Menschen entdecken, wie man in Öfen Lehmziegel brennt. Nun können sie – anders als mit in der Sonne gebrannten Ziegeln – Bauwerke mit vielen Stockwerken errichten. Die Menschen bauen einen Turm, der bis an den Himmel reicht. Sie glauben, er werde sie in Zukunft zusammenhalten. Eine große Stadt soll folgen. So wollen sie berühmt werden.

Gott im Himmel sieht sich das an. Er muss sozusagen eine Lupe nehmen, um dieses Machwerk zu finden. Von nun an werden Menschen in ihrer Vermessenheit alles versuchen, um ihn herauszufordern. Nichts wird ihnen mehr unmöglich sein! So greift er gnadenlos richtend ein, verwirrt ihre Sprache und zerstreut sie in alle Länder. Die Bibel sieht hier in dieser Geschichte den Namen Babel begründet, den Namen der Stadt dort im Zweistromland.

„Der im Himmel wohnt, lachet ihrer.“

Psalm 2,4

Dienstag, 24.

Zeit, aufzubrechen

1. Mose 11,27–12,9

Abram ist eingebettet in die Geschichte seiner Familie, die aus dem Land an den Flüssen Euphrat und Tigris stammt. Wir finden seine Vorfahren von Noah bis Terach sogar im Stammbaum von Jesus (Lk 3,34-36). Aber dann hört er Gottes Stimme. Er soll buchstäblich die Zelte hinter sich abbrechen und sich auf völlig Neues einlassen: in ein anderes Land gehen! Zu einem großen Volk werden! Sich segnen lassen und andere segnen! Seine Frau, seinen Neffen, dann auch ihre Knechte und Mägde soll Abram dabei mitnehmen! Mit 75 Jahren! Er gehorcht. Er bricht mit all den Seinen auf. Von nun an lernt er es, sich in das Land Kanaan führen zu lassen und zum Stammvater des Volkes Israels zu werden. Und er lässt sich vor Augen malen, wie dieses Volk Israel zum Segen für alle Völker der Erde werden soll.

„Er zog aus und wusste nicht, wo er hinkäme.“

Hebräer 11,8

Mittwoch, 25.

Auf Herz und Nieren geprüft

1. Mose 12,9-20

Eine Verlegenheit nach der anderen! Gerade wurde Abram als Stammvater Israels berufen, da wird sein Glaube geprüft. Eine Hungersnot beginnt. Um zu überleben, meint Abram, nach Ägypten ziehen zu müssen. Da packt ihn die Sorge, man werde seine attraktive Frau begehren und ihn selbst beseitigen. Sein Ausweg: Sarai soll sich als seine Schwester ausgeben. Dann fällt Abram in betretenes Schweigen. Wie er es vorausgesehen hat, hört der König im Land von Sarai, nimmt sie zu sich in sein Haus und beschenkt Abram. Jetzt greift Gott ein: Krankheiten verbreiten sich in der Familie Pharaos. Aufgebracht stellt er Abram zur Rede – und erweist sich als anständig: In die Ehe dieses Fremden greift er nicht ein. So schickt er Abram und Sarai zurück in das Land Kanaan.

„Und führe uns nicht in Versuchung.“

Matthäus 6,13

Donnerstag, 26.

Du darfst

1. Mose 13,1-18

Abram beeindruckt mich zutiefst. Im Streit um das bessere Weideland überlässt er großzügig seinem Neffen Lot die Wahl. Beide haben riesige Herden. Aber das Weideland für das Vieh ist begrenzt. Ständig Streit in der Familie? Nein, das will Abram nicht länger. Besser, sie trennen sich und jeder lässt dem anderen Freiraum. Was für ein kluger Tipp bis heute, wenn die Luft zum Atmen auch bei uns zu eng wird! Abram macht sich keine Sorgen, dass er zu kurz kommen könnte. Er weiß: Der Bestand meiner Viehherden hängt nicht davon ab, ob die Gegend wasserreich ist oder nicht. Mein Leben und meine Existenz hängen einzig und allein am Segen Gottes. Dieses Vertrauen lässt ihn großzügig sein. Das zeugt von echter Freiheit. Und dass er recht behalten wird, deutet sich schon ganz zum Schluss als Kommentar zu Lots Wahl an: „Aber die Leute zu Sodom waren böse (…)“

„Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten, oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken.“

1. Mose 13,9b

Freitag, 27.

Ende gut, alles gut?

1. Mose 14,1-16

Lots Kalkül geht nicht auf: Er hatte sich für die wasserreiche Gegend um Sodom und Gomorrha entschieden, doch nun wird er dort in einen Krieg hineingezogen. All sein Besitz ist plötzlich dahin, er selbst wird verschleppt. Seine Geschichte scheint zu Ende zu sein, noch bevor sie richtig begonnen hat. Wäre es nicht verständlich, wenn Abram sagen würde: „Du hattest die Wahl! Wir haben uns getrennt, ich habe dir den Vortritt gelassen, nun sieh zu, wie du zurechtkommst“? Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob ich wie Abram gehandelt hätte. Erneut geht er für seinen Neffen ein großes Risiko ein: Krieg! So viel ist ihm das Leben seines Neffen „wert“. Ich bete, dass Gott mir immer wieder Antworten gibt auf diese wirklich schwierigen Fragen im Leben: Wofür lohnt es sich zu kämpfen? Mit welchen Mitteln?

„Als Abram nun hörte, dass seines Bruders Sohn gefangen war, wappnete er seine Knechte (…)“

1. Mose 14,14a

Samstag, 28.

Das ist alles nur geraubt? Nein, geschenkt!

1. Mose 14,17-24

Die Feinde sind besiegt. Die Beute ist zurückerobert. Abram könnte den Helden spielen. Aber nein, er tut es nicht. Der Abschluss der Geschichte zeigt: Abram weiß sich von Anfang an in Gottes Händen geborgen. Schon als sich seine und seines Neffen Wege trennten, als Lot gefangen genommen wurde und als Abram ihn befreit hatte. Und jetzt spricht ihm Melchisedek, der Priester von Salem, Gottes Segen zu und bringt ihm Brot und Wein. Was für großartige Gesten! „Melchisedek“ bedeutet König der Gerechtigkeit und „Salem“ bedeutet Friede. Der König von Sodom darf die befreiten Bewohner und die eroberte Beute wieder in Empfang nehmen. Abram will nichts für sich. Sollte es so nicht immer sein? Den Segen, den ich täglich von Gott empfange, soll anderen zugutekommen. Wo kann ich Gerechtigkeit und Frieden an andere weitergeben?

„Gesegnet seist du vom höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat; und gelobt sei Gott.“

1. Mose 14,14a

Wochenspruch

Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

Jesaja 60,2

Sonntag, 29.

Einer, der weiß, wovon er spricht

Psalm 40

Ein Psalm voller Leben. Ganz unterschiedliche Themen sind angesprochen. Mal ist David voller Lob (V. 4), mal hat ihn der Mut verlassen (V. 13). Wer die Erzählungen aus seinem Leben kennt, weiß: Er weiß, wovon er in seinem Gebet redet. Wie schön, dass er sich damit nicht in sein stilles Kämmerlein zurückzieht. Seine guten und schlechten Zeiten sind für ihn nicht nur Anlass, sie vor Gott zu bringen, sondern auch anderen davon zu erzählen: mit Liedern (V. 4), vor versammelter Gemeinde (V. 10) und gegenüber Menschen, die ihm nach dem Leben trachten (V. 15). Hauptsache, das Leben ist transparent für Gottes Wirken. Durch Höhen und Tiefen soll Gott mit seiner tatkräftigen Liebe sichtbar werden. Denn er ist da und greift ein. Alle sollen es sehen. Wenn David von seinem Helfer und Retter spricht (V. 18), dann sind das keine leichtfertigen Worte. Es ist Lebens- und Glaubenserfahrung. Und die macht mir Mut, auch von meinem Glauben anderen zu erzählen. Die Themen dazu schreibt das Leben. Und Gott.

„Von deiner Wahrheit und von deinem Heil rede ich.“

Psalm 40,11a

Montag, 30.

Fürchte dich nicht, glaube nur

1. Mose 15,1-21

Was für eine Szene. Wenn man den Text liest, könnte man den Eindruck haben, Gott und Abram sitzen auf einer Bank vor Abrams Zelt und sprechen ganz vertraut miteinander. So wünsche ich mir meine „Stille Zeit“. Und das ist kein oberflächliches Feierabendgeschwätz. Nein, da geht es so richtig ans Eingemachte. Abram ist reich geworden. Er hat alles, was er braucht. Aber er ist mittlerweile auch alt. Und er hat keine Nachkommen. Das ist die große Wunde seines Lebens. Und genau da spricht Gott hinein: „Sieh gen Himmel (…)“ (V. 5). Und das Erstaunliche ist: Obwohl Abram schon alt ist – und seine Frau Sarai auch – und alles dagegenspricht, dass er noch Kinder haben wird, heißt es: „Abram glaubte dem HERRN“. Er vertraut Gott. Und das reicht zur Gerechtigkeit. Wo fordert Gott mich heute heraus, ihm zu vertrauen?

„(…) dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“

Römer 3,28

Hintergrund: Gerechtigkeit in der Bibel

Gerechtigkeit ist ein biblischer Schlüsselbegriff. Im Alten wie im Neuen Testament. Darum muss man sorgfältig mit ihm umgehen. Für manche ist „Gerechtigkeit“ der Gegenbegriff zur „Barmherzigkeit Gottes“. Entweder – oder. Ist Gott (zu) barmherzig, dann kann er nicht wirklich gerecht sein. Er ließe dann zu viel durchgehen, würde die Bösen nicht mehr bestrafen und die Guten nicht belohnen. Aber wenn Gott gerecht ist, die Bösen sanktioniert und den Guten Recht verschafft, dann kann er nicht barmherzig sein. Er wäre strikt an seine eigenen Regeln gebunden, ohne Ausnahme.

Nun ist im Römerbrief der Gegensatz zur „Gerechtigkeit Gottes“ (1,17) der „Zorn Gottes“ (1,18). Gottes Zorn setzt schon im Alten Testament dem Bösen die notwendige Grenze. Gottes Zorn entbrennt, wo Leben bedroht oder gar zerstört wird. Darum ist die Rede von Zorn Gottes biblisch unaufgebbar als die dunkle Rückseite der Gerechtigkeit Gottes. Aber die Gerechtigkeit Gottes ist keineswegs das Gegenteil zu seiner Barmherzigkeit.

Martin Luther hatte gelernt, dass die „Gerechtigkeit Gottes“ die Eigenschaft Gottes ist, mit der er uns Menschen beurteilt. Nur derjenige, der Gottes Gerechtigkeit entspricht, kann vor Gott bestehen. Und da zweifelte Martin Luther zutiefst an sich selbst. Bis er beim Studieren des Römerbriefes die vertrauten Worte „Gerechtigkeit Gottes“ anders verstand: Es geht nicht um die Gerechtigkeit, die Gott von uns fordert, sondern die Gerechtigkeit, die Gott uns schenkt. Die Gerechtigkeit, mit der er uns in seine Gemeinschaft aufnimmt und uns, wenn wir aus dieser Gemeinschaft herausfallen, wieder zurückholt.

Diese Gerechtigkeit, die Gottes Handeln bestimmt, ist aber auch etwas, was unser Handeln bestimmen soll. Wenn wir in die Gemeinschaft mit Gott hineingenommen werden, dann prägt diese Gemeinschaft unser Leben. Im Alten Testament erweist Gott seine Gemeinschaftstreue, seine Gerechtigkeit, an seinem Volk, aber er erwartet auch, dass sein Volk dieser Gemeinschaftstreue entsprechend lebt, indem es nach Gottes Weisung, nach seiner Tora, sein Leben ausrichtet.

Im Neuen Testament ist es vor allem Matthäus, der diesen Aspekt der Gerechtigkeit herausstellt: Es kommt darauf an, Gottes Gerechtigkeit zu leben, nicht nur, sie unverbindlich zu glauben oder oberflächlich zu bejahen. Wichtig ist aber auch hier, dass am Anfang Gottes rettendes Handeln steht, Gottes Gerechtigkeit, und dass man sich die Gemeinschaft mit Gott nicht verdienen kann. Aber wir dürfen darüber nicht vergessen, dass die Gerechtigkeit Gottes Einfluss auf unser Leben nimmt und dieser Einfluss sich darin zeigt, wie wir leben und handeln. Gerecht zu leben ist nicht die Voraussetzung der Gemeinschaft mit Gott, sondern die Konsequenz. (HN)

Dienstag, 31.

Wo kommst du her und wo willst du hin?

1. Mose 16,1-16

Gott vertrauen oder nachhelfen? Das ist die Frage, vor die Abram hier gestellt wird. Und er entscheidet sich falsch, als er auf den Vorschlag seiner Frau eingeht. Das Ergebnis: Zickenalarm im Hause Abrams. Die Magd wird über die Schwangerschaft stolz und kann sich mit ihrer Rolle nicht mehr abfinden. Sarai leidet darunter – und auch unter dem Anblick der schwangeren Hagar. Hagar flieht und landet in der Wüste. So ist das oft, wenn wir eigene Wege gehen. Doch Gott geht auch ihr nach und stellt ihr zwei Fragen: woher? Und: wohin? Und dann spricht er zu ihr, weist ihr ihren Platz zu und segnet sie. Und sie erkennt: „Du bist der Gott, der mich sieht“ – die Jahreslosung für dieses Jahr. Gott sieht mich! Er weiß, wo ich herkomme, wo ich hingehöre und wo ich hingehe. Und so ist sie ermutigt, zurückzugehen. Möchte Gott mich heute ganz konkret führen? Welche Schritte darf ich heute gehen?

„Weise mir, HERR, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit.“

Psalm 86,11

Mittwoch, 1.

Ein Bund zwischen mir und dir

1. Mose 17,1-14

13 Jahre ist die Geburt von Ismael her. Abram ist 99 und von dem versprochenen Nachkommen ist nichts zu sehen. Aber Gott steht zu seinem Versprechen. Er spricht erneut zu Abram, gibt ihm einen neuen Namen und schließt einen Bund mit ihm. Abraham selber kommt hier nicht zu Wort. Der Redende und Handelnde ist Gott. Für den Bund soll es ein äußeres Zeichen geben: die Beschneidung. Jahrhunderte später hat Jesus einen Neuen Bund aufgerichtet. Und auch für diesen Bund gibt es für die, die darin eintreten, ein äußeres Zeichen: Wer von Herzen glaubt und mit dem Mund bekennt, der wird gerettet (Röm 10,10). Heute wie damals gilt: Gott tut alles für den Bundesschluss. Wir können nichts hinzutun. Beschneidung (damals) oder Bekenntnis (heute) ist alles, was an uns liegt. Sollte ich Jesus heute in meinem Umfeld bekennen?

„Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“

Lukas 22,20

Donnerstag, 2.

Ein Bund für die Ewigkeit

1. Mose 17,15-27

Jetzt wird Gott ganz konkret. Sara wird in den Segen einbezogen. Noch einmal wird der Sohn versprochen. Und jetzt gibt es sogar den Zeitpunkt dazu („um diese Zeit im nächsten Jahr“). Das ist dann doch zu viel für Abraham. Er geht zu Boden und kann auch innerlich nicht mehr mithalten. Mit 100 Jahren einen Sohn zeugen, mit einer 90-jährigen Frau? Das ist doch lächerlich. Und Gott klärt auch gleich die Dimension seines Bundes: ein ewiger Bund. Hier wird deutlich: Gott hat einen Plan für diese Welt, der einmal in der Ewigkeit mündet. Und diesen Plan setzt er um mit einfachen, schwachen Menschen. Abraham, Isaak, Jakob, Josef und über Jesus bis hin zu dir und mir. Was für ein Gott. Was für eine Sicherheit in guten und schlechten Zeiten. Ist das nicht ein Grund, Gott zu danken, ihn zu loben und zu preisen?

„Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen.“

1. Thessalonicher 5,16-18

Freitag, 3.