Thailand - Bruderland? - Winfried Düsterdiek - E-Book

Thailand - Bruderland? E-Book

Winfried Düsterdiek

0,0

Beschreibung

Wem beim Wort Thailand mehr als Sextourismus einfällt, wer spannende Reiseberichte liebt und an humorvollen Wendegeschichten Gefallen findet, der liegt mit diesem Krimi einer Ost-West-Beziehung vor dem Hintergrund von Palmen und Pagoden genau richtig. Winfried Düsterdiek geht auf Segeltörn nach Thailand. Sein jüngerer Bruder lebt hier und hat ihn eingeladen. Der Mann aus dem Osten trifft den Manager aus dem Westen. Jahrzehnte der Trennung haben die ungleichen Brüder hinter sich. Sie sind in Systemen groß geworden, die so ungleich waren, wie sie selber geworden sind. Mit viel Neugier und aus seinem durch seinen so ganz anders sozialisierten Blickwinkel betrachtet Winfried Düsterdiek die Geschäfte seines Bruders und der anderen Glücksritter, die er auf seiner Reise trifft. Eine langsame Annäherung und ein sich Wiederkennenlernen beginnt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 349

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nie findest Du

die Welt wieder vor,

wie Du sie verlassen hast.

Winfried Düsterdiek

Thailand –

Bruderland?

Unter Palmen und Pagoden

Impressum

Autor: Winfried Düsterdiek (*28.09.1930, †15.03.2015)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Neuausgabe, 1. eBook EPUB Ausgabe,

© DEVA | David Enneper Verlag und Agentur, Berlin | 2016

Erstmals erschienen 1999 im © Verlag am Turm GmbH, Berlin als Taschenbuch unter der ISBN-13: 978-3-932075-09-4.

Edition Buchholz www.deva-berlin.com/edition-buchholz

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Lektorat: Karoline Streicher, Dörte Streicher, David Enneper

Gestaltung und Umsetzung: Dörte Streicher | G & H - Agentur für Design | www.grafik-und-herstellung.de

Bilder: Familie Düsterdiek

Umschlaggestaltung: Dörte Streicher

Titelbild: Familie Düsterdiek

ISBN-13-EPUB: 978-3-943865-06-6

Andere Ausgaben

ISBN-13-PDF: 978-3-943865-05-9

ISBN-13-Taschenbuch: 978-3-943865-07-3

ISBN-13-Festeinband: 978-3-943865-08-0

Inhalt

Cover

Widmung

Titel

Impressum

Vorwort

Kapitel I ~ Der lang erwartete Abreisetag – ein Tag voller Warterei

Kapitel II ~ Überraschungen in Bangkok

Kapitel III ~ Die Reise nach Ko Chang

Kapitel IV ~ Ein „geruhsamer“ Urlaubstag

Kapitel V ~ Abends Fisch- und Krabbenfängerei

Kapitel VI ~ Wechselbäder der Gefühle

Kapitel VII ~ Abfahrt zur White Sand Beach

Kapitel VIII ~ Die Bucht des weißen Sandes

Kapitel IX ~ Beförderung zum „Kapitän vor Anker“

Kapitel X ~ Allein an Bord

Kapitel XI ~ Ganz auf sich selbst gestellt

Kapitel XII ~ Die Nacht im Orkan und danach

Kapitel XIII ~ Eine raue Reise vom Urwald zur Metropole

Kapitel XIV ~ Warten auf den Nachwuchs

Kapitel XV ~ Besuchstag bei einem Weltwunder

Kapitel XVI ~ Dienstreiseauftrag Laem Ngop

Kapitel XVII ~ Wir betreten in jeder Hinsicht Neuland

Kapitel XVIII ~ Torsten lebt gefährlich

Kapitel XIX ~ Von Menschen und Tieren auf der Insel

Kapitel XX ~ Wunschträume und Alpträume

Kapitel XXI ~ Alles für das Chartergeschäft

Kapitel XXII ~ So etwas wie Heimweh

Kapitel XXIII ~ Abschlusstörn um die Insel

Nachwort

Glossar

Autor

Backcover

Vorwort

Dies ist zunächst einmal ein Reise- und Abenteuerbericht von den Eindrücken und Erlebnissen eines Ostdeutschen bei seinem in dieser Art mit Sicherheit einmaligen und ungewöhnlichen Thailandaufenthalt, erlebt kurz nach jener Zeit, in der aus DDR-Bürgern „Ossis“, aus Werktätigen wieder „Arbeitnehmer“ oder aber Arbeitslose, Abgewickelte, Umschüler, Sozialhilfeempfänger und ganz wenige Unternehmer wurden. In meinem Tagebuch verzeichnete ich nicht nur Ereignisse und Beobachtungen, sondern auch meine jeweiligen Empfindungen und Stimmungen bei den Ereignissen während dieser erstmaligen Begegnung mit einer mir völlig fremden Welt. Mein Reisebericht, auf der Grundlage von über 200 Seiten Tagebuch, war anfangs nur dazu gedacht, auch Freunde und Verwandte mit meinen vielfältigen Erlebnissen und Eindrücken bekannt zu machen. Er entstand aus einer Anregung meines Bruders nach unserem ersten Abend auf Ko Chang. Nach vierzig Jahren meines bewussten Lebens in der DDR, mit ganz anderen Zielen und Emotionen, kam ich mir bei dieser Reise manchmal tatsächlich wie auf einem fremden Planeten vor. Nur, weil diese Reise in eine für mich bis dahin fremde Welt auch zugleich eine Art Arbeitsurlaub war, konnte diese „Expedition“ zu so intensiven und vielfältigen Eindrücken führen. Dafür danke ich meinem Bruder Harry und meiner Schwägerin Liao von ganzem Herzen. Ohne ihre Hilfe und Gastfreundschaft wäre mir dieser andersfarbige Teil unserer Welt kurz nach der Wende auch finanziell verschlossen geblieben.

Der vorliegende, überarbeitete Erlebnisbericht ist aber zugleich auch ein ehrlicher Spiegel der persönlichen Probleme zweier Brüder miteinander, die in der Zeit der Konfrontationen des Kalten Krieges jeder auf der anderen Seite der Grenzlinie zwischen den Staats- und Gesellschaftssystemen aktiv und engagiert, gemäß ihren sich unterschiedlich entwickelnden Lebensvorstellungen, wirkten. In unserer Kindheit und Jugend sind wir unter gleichen ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Die beiden sich feindlich gegenüberstehenden Gesellschafts- und Sozialsysteme ließen uns Brüder sehr unterschiedliche Lebenswege mit anderen Lebensinhalten, Erfahrungen, Wertvorstellungen und Entscheidungen gehen, die uns auch heute noch unterschiedlich prägen. Für mich bleibt das Recht auf Arbeit, das Recht darauf, seinen Lebensunterhalt durch einen Arbeitsplatz selbst zu erarbeiten und damit sein Lebensniveau auch selbst mitzubestimmen, nach dem Recht auf Leben das wichtigste und verfassungsmäßig zu schützende Menschenrecht. Daran messe ich, ob ein Staat ein Rechtsstaat ist.

Nach wie vor haben viele deutsche Familien miteinander aus Ost und West mit ihren unterschiedlichen Lebenserfahrungen ähnliche konfliktträchtige Probleme zum gegenseitigen Verstehen zu bewältigen. Über Jahrzehnte wurden diese ja durch die Spannungsfelder des kalten Krieges vertieft. Anstatt dass diese Spannungen nach der Aufgabe der DDR abgebaut werden konnten, haben sich aber mit dem brachialen Niederwalzen der bisherigen Existenzgrundlagen von Millionen Ostdeutschen nach dem Anschluss an die Bundesrepublik viele sogar verschärft. Vielleicht ist es deswegen auch für andere aufschlussreich zu lesen, wie wir versuchten, damit fertig zu werden.

Quedlinburg, im November 1994

Winfried Düsterdiek (*28.09.1930, †15.03.2015)

Kapitel I

Der lang erwartete Abreisetag – ein Tag voller Warterei

Sonntag, den 17.01.1993 ~Da sitzen wir nun. Der Morgenkaffee ist längst getrunken, das Geschirr längst abgewaschen und wieder im Küchenschrank. Der Seesack und der Koffer stehen, sorgfältig gewogen und verschnürt, bereit. Der Meinungsstreit um die zweckmäßigste Kleidung für diese Fahrt ins unbekannte Thailand ist auch ausgestanden; alles ist wohl geordnet und gründlich beraten, selbst das Testament ist auf dem neuesten Stand.

Wer fast um den halben Erdball fliegen will, auf Dschungelpfaden wandern wird, kurz vor Kambodscha segeln möchte, der hat vorsorglich die vielen Horrormeldungen aus aller Welt gelesen und fühlt sich nach dieser Lektüre bei aller Unternehmungslust als potentieller Erblasser. Sicherlich ist manches mächtig übertrieben. Aber wer möchte schon, dass der eigene Nachwuchs im unschönsten Fall aller Fälle wegen Unüberlegtheiten des Papas sich im Nachhinein in den Haaren liegen muss.

Die anteilige Erbmasse des unternehmungslustigen Reisenden gibt nach den neudeutschen Maßstäben, nach denen sich heute auch ost-deutsche Väter messen lassen müssen, eigentlich keinen Grund zum Streit. Doch Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, wenn man in guter Erinnerung bleiben will.

Meiner Frau fällt nun auch nichts Vernünftiges mehr zur Unterhaltung ein. Das will bei meiner temperamentvollen Madame schon etwas heißen. So lasse ich noch mal die Vorgeschichte der vor mir stehenden Reise Revue passieren. Eigentlich sollte die Reise ja schon im letzten Sommer geschehen. Ich wollte Bruder Harry, der als leitender Angestellter eines Weltkonzerns in Bangkok wohnt und arbeitet, im Anschluss an seine Sommerdienstreise, die ihn ausnahmsweise mal wieder in seine alte, kalte Heimat nach Deutschland brachte, bei seiner Rückkehr in seine Wahlheimat nach Thailand begleiten. Alles war so abgesprochen und darauf eingerichtet gewesen. Das wurde dann aber wegen neuer unvorhergesehener Terminverpflichtungen Harrys nichts und war wohl auch sonst nicht ganz opportun. Harry fliegt nämlich Senatorklasse. Wie sich das so für einen Topmanager gehört. Und ich höchstens „Ökonomie“, wie die billigere Touristenklasse heißt.

Dann nahte ein neuer Termin im Herbst, an dem wollte Harry endlich Urlaub machen. Doch da bahnten sich neue Verpflichtungen in Malaysia oder ­Vietnam, oder was weiß ich wo, an. Und so wurde es wieder nichts.

Danach aber wurde es konkret. Für den 3. Januar wurde der Flug gebucht, denn jetzt stand dem Urlaub nichts mehr im Wege, und auf mich sollte in ­Thailand schon eine Menge Arbeit warten. Harry hatte ein Stück vom Paradies auf einer Insel im Golf von Thailand entdeckt. Früher hieß diese Gegend mal Golf von Siam. Wie ich Harry verstanden hatte, würde ein wichtiger Teil meines Aufenthaltes die Hilfe sein, die ich ihm leisten könnte, den Eingang zu diesem Garten Eden gewissermaßen mit frei zu hacken.

Dann aber kam von ihm ein neuer Anruf. Ganz dringende Geschäftsreisen nach da und dort und dieser und jener Termin, und dann noch eine Verabredung, erforderten, die Reise erneut zu verschieben. Am 17.1. aber käme er aus Hanoi, da wird es was. Und die Flugkosten gingen nicht zu meinen Lasten.

Ich habe als DDR-Bürger so viele Jahre meines Lebens für Vietnam Solidarität geübt, dass ich gern bereit bin, aus weiterer Solidarität für dieses von den Franzosen und Amerikanern Jahrzehnte so schwer gequälte Land noch einmal vierzehn Tage zu warten.

Und es ist wohl auch etwas wie historische Gerechtigkeit, wenn Harrys amerikanische Firma den Flug bezahlt. Deren Anteil am Aufbau in Vietnam ist gewiss nicht so selbstlos, wie jahrzehntelang unser aller und auch mein Anteil an diesem Sieg über die Supermacht aus Übersee war.

Natürlich wird die Firma das Flugticket für mich nicht gerade wegen guter Führung zu DDR-Zeiten zur Verfügung stellen. Das wird wohl eher unter Familienzusammenführung verbucht werden. Ich empfinde es so oder so trotzdem als feinen Zug. Hauptsache, es wird verbucht: Sicher muss mein Bruder dafür auch ganz schön rotieren.

Langfristig im Ausland arbeitende Firmenmanager internationaler Firmen haben meist vertraglich die Möglichkeit, ein oder mehrere Male im Jahr auf Firmenkosten zur Erledigung persönlicher Angelegenheiten oder zum Urlaub in die Heimat zu fliegen. Nutzen sie diese Möglichkeit nicht, kann auf Wunsch ein Familienangehöriger auf solchem Firmenticket zu Besuch reisen, gewöhnlich aber nur in der Touristenklasse.

Was die Familienzusammenführung betrifft, die haben wir zwei Brüder ganz bitter notwendig. Vierzig Jahre Kalter Krieg hatte unsere Familie voll überrollt.

Ich, der Ältere, war als junger Mann 1948 aus Überzeugung von Niedersachsen nach Ostberlin zum Studium an die Humboldt-Universität gegangen, weil man sich da ehrlich angeschickt hatte, sich vom Nazipack zu befreien, die Kriegsprofiteure in den Konzernen, deutschen Banken und Versicherungen davonzujagen und all die adligen Krönleinträger und ostelbischen Junker auf den pommerschen Rittergütern zu enteignen, um das Land denen zurückzugeben, deren bäuerlichen Vorfahren es beim preußischen Bauernlegen weggenommen worden war.

Bei uns im Hannoverschen waren damals, knapp drei Jahre nach Kriegsschluss, die Amtwalter und Erfüllungsgehilfen Hitlers schon längst „entnazifiziert“ und wieder als unersetzliche Polizeioffiziere, Richter, Hochschullehrer, Landräte und wer weiß was noch alles in Amt und Würden. Und wer, wie auch ich, auf deren Mitschuld an den Kriegsverbrechen hinwies, der war eben ein „Nestbeschmutzer“. Wenn es bloß mit dieser Beschimpfung abging, war es ja noch gut gegangen. Als ich mich in jener Zeit, 1948, in einem von der Mutter umgefärbten Soldatenmantel aus dem Weserbergland über die Zonengrenze schmuggelte, die da noch eine relativ durchlässige grüne Grenze war, hatte ich mir nichts Böses dabei gedacht und guten Mutes Vater, Mutter und dem Bruder Lebewohl gesagt. Ich konnte nicht ahnen, dass schon ein Jahr später Kanzler Adenauer als erster aus seiner Seite der Zonengrenze eine Staatsgrenze machen würde mit dem unschönen Ziel, lieber das halbe Deutschland ganz als das ganze Deutschland halb für den Einflussbereich der Herren mit dem großen Geld zu erhalten! Und noch weniger konnte ich wissen, dass danach der Osten seinerseits die Grenzpfähle noch tiefer einschlug.

Dafür hatte ich aber durchaus Verständnis, wenn es mir persönlich auch ganz und gar nicht behagte. Aber wenn mein persönliches Lebensziel: nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus und alles für die soziale Sicherheit der arbeitenden Bevölkerung – eben nicht billiger zu haben war, dann musste es eben so sein. So bin ich damals in den östlichen Schützengraben des Kalten Krieges geklettert und habe darin gestanden bis zum schmählichen Ende. So wurde aus meiner Wanderung über eine Grenze eine Lebenswanderung.

Der jüngere Bruder war damals noch viel zu jung für so etwas. Er ist im Westen Deutschlands verblieben, zum Manne herangewachsen und unter dem Zwang von Verhältnissen und Erkenntnissen dann in den Schützengraben auf der für mich nun anderen Seite gerutscht. Da hat er sich aber mehr in der Etappe, also hinter dem Graben, herumgetrieben. Schließlich ist er offiziell anerkannter Kriegsdienstverweigerer. Das hat ihm ganz gut getan. Aber weil er damit zu denen gehört, die nach der heute vorherrschenden Meinung politisch schon immer Recht hatten, ist es für ihn auch nicht leicht, so einen Bruder besitzen zu müssen, der kein verkappter „Widerstandskämpfer“ war wie zum Beispiel ein gewisser Verkehrsminister Krause und viele neu Aufgetauchte, die auch gern dazugehören wollen.

Das hat uns beiden immer wehgetan. Zwar habe ich den Jüngeren, als er noch das ganz kleine Brüderchen war, gewindelt und im Kinderwagen geschaukelt. Aber die irrsinnig wenigen Male, die wir uns später treffen konnten, treffen durften, die haben wir uns auch noch verdorben mit unserer verbissenen politischen Streiterei.

Eigentlich war ich es wohl mehr, denn ich hatte ja die „historischen Wahrheiten“ voll auf meiner Seite. Davon war ich jedenfalls überzeugt. Ich habe mir für diese Reise fest vorgenommen, den Schorf nicht von den verwundeten Seelen vorsätzlich abzukratzen. Die Schuldfragen der letzten vierzig Jahre sind ja von den Alleskönnern im Bundestag und im „Spiegel“ für den Hausgebrauch und die Tagespolitik ausreichend geklärt. Also werden wir lieber, wie Harry es vorgeschlagen hat, unter Palmen sitzen, ein kühles Bier trinken, über Segeln reden und darüber nachdenken, wie man sich für den Rest seines Lebens ein eigenes Paradies schaffen kann; so für ein bis fünf Personen. Denn jetzt ist auch mir klar geworden: Für sechs Milliarden Menschen ist das vorläufig wirklich nicht hinzukriegen.

Nun ist es nach der ersten Stunde Wartezeit am heutigen Tage endlich soweit, dass meine Irmgard mich zum Bahnhof nach Halberstadt fährt. Und als alles Gepäck in den Waggon gewuchtet ist, werde ich mit dem lieben Wunsch von meinem Weib verabschiedet: „Komm gesund zurück, heil an Leib und Seele.“

Ich kann mir ganz gutvorstellen, mit welch gemischten Gefühlen meine Madame mich da verabschiedet. Thailand steht durch den Sextourismus in einem anrüchigen Ruf. Erzählte ich vorher Freunden oder Bekannten von meinen Reiseplänen und sagte, ich fahre zum Segeln, meinten alle, ich hätte mich versprochen. Sagte ich: „Ich will dort arbeiten“, erwiderte man lachend, das sei doch keine Arbeit oder ob ich schon so alt wäre. Und erklärte ich, diese Reise diene gewissermaßen der Familienzusammenführung, wurde zunächst auch nur geschmunzelt: „Ach, so nennt man das heute!“ Seitdem erzählte ich immer, ich führe nach Kambodscha. Da fragte man zwar, ob ich verrückt sei, unterstellte mir aber nichts Anstößiges.

Endlich rollt der Zug, und ich nehme mir vor, von dieser Reise mal ausnahmsweise alle meine Utensilien wieder wohlbehalten mitzurückzubringen. Da wird meine Frau dann was zu staunen haben. Und dann esse ich erst mal, obwohl ich zu Haus eigentlich genug gefrühstückt habe.

Auf dem Magdeburger Bahnhof absolviere ich sechzig Minuten planmäßige Bahnsteigpromenade. Irgendwie fühlt man sich schon gut, wenn man die Reaktionen der Reisenden auf meine doch nicht alltägliche Seglerkleidung beobachtet: weiße Mütze, weißes Hemd, blaue Krawatte zum blauen Blazer und dazu eine hellgraue Hose mit exzellenter Bügelfalte, oben drüber die wirkungsvolle Seewetterjacke von Helly-Hansen, beste Markenfirma.

Und dann höre ich, wie ein junger Mann seinen Freund auf mich hinweist: „Wie schön, dass es von uns doch noch mal einen gibt, der zur See fährt. Mann, weißt du noch, wie das hier früher immer gewimmelt hat von Seelords?“ Am liebsten möchte ich die beiden aufklären, dass mich die Treuhand nicht versehentlich angeheuert hat. Aber das hätte den beiden vielleicht noch mehr Hoffnung genommen bei den vielen Arbeitslosen hier im Osten.

Hannover Hauptbahnhof, vom „Air-Terminal“ geht der Bus für Fünf DM zum Flughafen, und dort kostet ein Bier auch Fünf DM und ein Cappuccino ebenso. In Hamburg auf der Reeperbahn habe ich das schon teurer gekriegt, aber ich habe immer noch die niedrigen Preise vom Flughafen Berlin-Schönefeld im Kopf, als der noch volkseigen und Interflug war. Ich bin wohl doch fast ein alter Opa, der sich mit seinem Osteinkommen schwer auf Westeinkommenspreise einstellen kann. Am Ende bezahle ich. Irgendwie müssen die drei Stunden bis zum Abflug nach Frankfurt ja verbracht werden.

In der Abfertigungshalle herrscht an diesem Sonntagnachmittag kaum Betrieb. Die Halle ist angenehm temperiert. Gelangweilt stehe ich vor dem noch verschlossenen Schalter vier, der für mich so etwas wie das Tor zur Welt werden soll. Er wird erst in zwei Stunden geöffnet. Ich betrachte mir in meinem blauen Blazer, der akkurat gebügelten grauen Hose und der weißen Schirmmütze die Kofferwagen und Transportbänder, als mich von hinten zwei Mitarbeiter des Flughafens höflich fragen: „Herr Kapitän, möchten Sie schon zu ihrer Maschine?“ Dann Lachen: „Entschuldigen Sie, Sie gehören ja zur anderen Fakultät!“ Na Leute, da gibt es doch gar nichts zu entschuldigen, mit einem Flugkapitän verwechselt zu werden, das ist doch wahrlich keine Schande! Ich wiege meine Handgepäck-Reisetasche, in der ich außer einer dringend für die Segelyacht benötigten Wasserpumpe und den von Bruder Harry gewünschten und von Freund Joachim gespendeten drei Flaschen Pfälzer Weines noch eine Menge Büchsen heimischer Wurst verstaut habe. Etwas Besonderes für den, der in Thailand drei Mal am Tag warmen Reis vorgesetzt bekommt.

Nun wird mir mit Schrecken klar, dass ich in dieser Tasche über zehn Kilo Übergewicht habe; schon die drei Flaschen wiegen ja nahezu sechs Kilo! Ich schwitze Blut und Wasser, bis ich den Großteil der Buchsen in den verschiedenen Seitentaschen meiner Segeljacke und sonst wo verstaut habe. Als ich damit endlich fertig bin, erfahre ich von einer Stewardess, dass Handgepäck nicht gewogen wird. Also packe ich alles wieder zurück in die Reisetasche. Sehr kapitänswürdig komme ich mir dabei nicht vor.

Der Flug durch eine überaus klare Neumondnacht wird schon über dem Lichtermeer Hannover zu einem Erlebnis. Etwa ab Marburg wird es noch eindrucksvoller. Die unzähligen Ortschaften unter uns glitzern wie Hunderte verschiedengestaltiger Diademe und Diamantbroschen, oft durch Perlenschnüre bunter PKW-Lichterketten verbunden. Hier und da brillieren in der Lichtervielfalt Rettungsfahrzeuge, Warnblinkleuchten und die Positionslichter einzelner Flugzeuge. Nirgendwo werde ich auf meinem Weg durch die Nacht bis Bangkok und später beim Rückflug über den Indischen Subkontinent und auch nirgends in den Weiten Russlands eine nur im geringsten vergleichbare Kulturlandschaft in den Nachthimmel hochfunkeln sehen!

Nach 35 Minuten ist der Großflughafen Frankfurt erreicht. Ein Bus holt uns ab und bringt uns in den Abfertigungshallen-Komplex: 500 Schalter, eine verwirrende Vielzahl von Gängen, Stockwerken und Läden, mit Gepäck beladene Menschen aller Hautfarben aus allen Erdteilen. Und doch wirkt das Ganze nach einer Weile Gewöhnung nicht hektisch und wird für mich zunehmend überschaubarer.

Drei Stunden Wartezeit habe ich an diesem Sonntagabend, um mich ausreichend umzusehen, die unter den Hallendächern hängenden Oldtimer deutscher Luftfahrt zu bestaunen und die schick ausgestellten modernsten Nobelkarossen, Made in Germany, für Leute mit mehr „Money“, als ich es besitze, zu bewundern. In den Ladengeschäften ist um diese Zeit allgemein nicht viel los. Die meisten Besucher hat der Sexshop.

Als ich nach einer halben Stunde Stadtwanderung in diesem riesigen Hallenlabyrinth mein für mich laut Flugplan zuständiges Gate B35 entdecke und von dort dann noch nach B36 geschickt werde, weil die Leute dort heute Nacht wirklich für mich zuständig sind, geht alles so reibungslos wie die Passkontrolle. Nur zwei Grenzschutzbeamte kontrollieren vor der mächtigen Transitraumzone in Nullkommanichts einen nicht abreißenden Menschenstrom. Und die fließende Gepäckkontrolle (400 Passagiere sind an meinem Gate B36 via Bangkok abzufertigen) kommt nur kurz ins Stocken, weil der Beamte das Gewicht meiner Reisetasche unterschätzt hatte. Pfälzer Weine sind in Flaschen abgefüllt erst recht schwere Weine!

Mit einigen wenigen Europäern warte ich dann in dem sonst von Asiaten bis auf den letzten Platz besetzten Transitraum des Gate B36. Irgendwie vergeht auch diese Wartezeit. Es ist jetzt 23:00 Uhr, und seit heute Früh stehe oder sitze ich geschlagene zehn Stunden auf Flughäfen oder Bahnhöfen herum. Ich mache die Erfahrung, dass man heutzutage über den Globus schneller von Frankfurt nach Bangkok kommt als vom Harz über Hannover nach Frankfurt.

Es dauert dann natürlich auch noch seine Zeit, bis sich die 400 Passagiere samt ihrem Handgepäck mit Hilfe der Stewardessen im Rumpf der Boeing 747 verteilt und verstaut haben. Danach werden wir per Video-Vortrag ordentlich geschult, wie wir bei Havarien überleben können. Das Verhalten bei Flugzeugentführungen ist nicht im Schulungsprogramm enthalten. Danach verspricht der stellvertretende Flugkapitän, uns über München, Budapest, Istanbul, Isfahan, Neu Delhi, Kalkutta und den Golf von Rangun bis nach Bangkok zu fliegen. Später erfahre ich, dass dieser Kurs aber wohl irgendjemandem nicht gepasst hat und wir über Teheran zu fliegen haben.

Nach einem Begrüßungstrunk (Cola mit Rum) wird das Abendessen serviert, bestehend aus Käse mit Walnüssen, danach Krabbensalat. Dem folgen nach Wahl Huhn oder Lamm mit Nudeln und Paprikaschoten (gedünstet). Beigefügt ist eine schriftliche Garantieerklärung für Juden und Moslems, dass keinerlei Schweinefleisch verwendet wurde. Religionsunabhängig ist das ­Schokoladendessert. Mit dem Wein ist das wieder so eine verzwickte Sache, jedenfalls sehe ich keine der asiatischen Frauen irgendetwas Alkoholisches trinken. Ich lasse mir wunschgemäß einen Schoppen Burgunder bringen. Der ist aber so trocken, dass meine Frau ihr Glas mir überlassen hätte, obwohl sie als Atheistin keine religiösen Skrupel plagen und sie sonst nichts gegen Wein hat.

So angenehm versorgt, schaltet man je nach Wahl sein passendes Musikprogramm ein. Ein herrliches Symphoniekonzert habe ich mir unter meinen Kopfhörern auf diese Weise vier Mal angehört und weiß auch heute leider noch nicht, welches Stück das war.

Fast alle Mitreisenden schlafen, auch meine Nachbarin. Sie ist auf den ­Philippinen beheimatet. Drei Jahre hat sie als Mitarbeiterin für asiatische Sprachen bei einem amerikanischen Korrespondenten in Deutschland hinter sich und nun den ersten Urlaub bei ihren Eltern vor sich. Um 03:00 Uhr mitteldeutscher Zeit des neuen Tages klettere ich so seriös wie möglich bei der Enge der Sitze über die schlafende, etwas zu mollige Nachbarin hinweg zum Gang, um mich vor Morgenanbruch und dem zu erwartenden Toilettengedrängel zu rasieren. Alle Fenster im Passagierraum sind gegen das bald eindringende Tageslicht seit Mitternacht abgedunkelt.

So erlebe ich nach der Morgentoilette kurz nach 03:00 Uhr den Sonnenaufgang durch ein Bullauge hinten bei den Stewardessen. Und über eine Stunde begeistere ich mich an dem gigantischen Panorama der Fünf- und Sechstausender des Hindukusch, des Karakorumgebirges und der westlichen Gipfel des Himalaja an Backbord unserer Maschine. Welch ein Hochgefühl, so bequem auf die Sitze der Götter und ihre weißen Schneebezüge gucken zu können. Während dieser unvergesslichen Morgenandacht danke ich meinem Bruder, ohne dessen Hilfe ich dieses unvergessliche Erlebnis wohl nie gehabt hätte.

Es bleibt mir unerklärlich, wieso sich nur ein einziger Mitreisender, auch ein Europäer, von all den vielen Mitreisenden an Bord unserer Maschine um dieses faszinierende Erlebnis bemüht, alle anderen aber lieber die Zeit verschlafen.

Wann es was zum Frühstück gab, habe ich gar nicht mitbekommen. Eigentlich möchte ich mich noch heute im Nachhinein bei der freundlichen Stewardess entschuldigen, die mich so lange am Bullauge in ihrem Küchenbereich duldete und dazu noch reichlich mit Kaffee versorgte.

Je weiter unsere Maschine aber in den neuen Tag hineinrast, umso dunstiger wird es. Mir gelingt gerade mal die Fotoaufnahme eines schlangengleichen Flussmäanders, der sich durch ein Wüsten- oder ein Steppengebiet wohl im nördlichen Indien hinzieht. Die tropischen Gebirgswälder Burmas, die wir später überfliegen, sind bei der hohen Luftfeuchtigkeit tief unter uns nur noch zu ahnen.

Dann senkt sich die Boeing über Thailands Reisfeldern aus ihrer Flughöhe von 10.000 Metern tiefer und tiefer. Hier spürt man die 950 km/h wieder, und als sich der Riesenvogel dann steil über die Flügel legt im Anflug auf unsere Rollbahn des Airports Bangkok, spürt man das bekannte Kribbeln: „Na, es wird doch wohl alles gut gehen ...?“ Natürlich geht alles gut. Eigentlich hätte das Pilotenteam einen Applaus verdient. Auf den arabischen Linien ist das wohl üblich, wenn die Männer da vorn in der Kanzel Allah so gut zur Seite gestanden haben wie unsere Crew. Aber unsere jetzt endlich munter werdende Reisegesellschaft weiß sicher gar nicht, dass gerade das Landemanöver der Flieger wie das Anlegemanöver bei Yachten und Motorschiffen unter allen Bedingungen das größte Steuermannsgeschick erfordert. Ich weiß das zwar, aber den Anfang als Claqueur will ich als einer der wenigen Europäer unter den vielen Asiaten auch nicht gerade machen, und so unterbleibt es. Schade! Zu Fuß vom Flugzeug mit dem schweren Gepäck durch elend lange Zubringerkorridore bis zur Pass- und Zollkontrolle muss man echt gut drauf sein. Gepäckkarren sind zu wenige da, so dass für mich keiner übriggeblieben ist. Die verflixte Reisetasche zerrt an mir herum, dass Mütze, Jacke und sogar das Hemd auf das liederlichste verrutschen.

In einer der langen Warteschlangen vor den Schaltern der Einreisekontrolle habe ich aber ausreichend Zeit, mich wieder landfein zu machen. Schließlich wird mich Harrys junge Frau, meine neue Schwägerin Liao, eine Thailänderin, empfangen. Da will man sich doch nicht blamieren! Aber zunächst ist erst mal die Einreisekontrolle zu meistern. Die Männer an den Abfertigungsschaltern, eigenartiger Weise in Uniformen ähnlich denen russischer Panzertruppen, sind anscheinend noch gründlicher als die einstigen Grenz- und Zollmitarbeiter der DDR. Und die Mienen sind so, wie unsere einstigen Grenzer und Zöllner immer geguckt haben sollen, wenn sie einen Wirtschaftswunder-Deutschen zu „behandeln“ hatten. Ich kenne das leider nur vom Hörensagen, denn ich war ja nie Reisekader ins kapitalistische Ausland. Aber heute bin ich ja selbst Bundesbürger und habe Verständnis dafür, wie ein solcher angesehen zu werden.

Kapitel II

Überraschungen in Bangkok

Montag, den 18.01.1993 ~Dann stehe ich in der großen Empfangshalle dieses ebenfalls beeindruckenden Airports der Siebenmillionenstadt Bangkok und fühle mich einen klitzekleinen Augenblick ziemlich ungemütlich: Was wäre bei dem Gewimmel hier, wenn nun niemand da ist, um mich abzuholen...?

Und sehe, wie angekündigt, links am Geländer, die zierliche Liao, Harrys Frau, ein kleines Namensschild vor sich. Die zierliche Person wird fast verdeckt von den vielen und viel größeren Schildertafeln, die eine Schar einheimischer Angestellter der verschiedenen Firmen hochhalten, Bayer oder Sanyo zum Beispiel. Vor allem stehen da aber Hotelboys, die Gäste abholen oder anlocken wollen.

Wir beide sind echt froh, dass wir uns gleich ohne Probleme gesehen und wiedererkannt haben. Liao und ich kennen uns nur von ihrer Hochzeitsreise im Eiltempo durch Deutschland. Und da war die mädchenhafte neue Schwägerin fast grau vor Erschöpfung, Müdigkeit und der ungewohnten nassen Novemberkälte. Mein im Hochleistungsstress des modernen Managements besttrainierter Herr Bruder hatte seiner jungen Frau gleich von Anfang an gezeigt, was es heißt, sich an einen arbeitswütigen europäischen Manager zu binden. Ich glaube, es war wohl auf dieser für sie mehr als hektischen Reise nicht leicht, sich all die Gesichter der angeheirateten neuen Freunde und Verwandte zu merken. Mich hatte sie da auch, ohne dass ich etwas dafür konnte, als neuen Schwager dazubekommen und kennengelernt.

Aber nun sind auf beiden Seiten die Sorgen behoben. Und auch Liaos feingeschnittenes goldbraunes Gesicht strahlt. Harrys Fahrer schleppt mein Gepäck aus der Halle. Als ich ihm folge, um behilflich zu sein und erstmals die klimatisierte Flughafenhalle verlasse, schlagen die draußen herrschende Hitze, vor allem aber der heiße Dunst aus Abgasen, Staub und ungewohnten Gerüchen wie eine Keule auf mich ein. Ich bin froh, wieder in die Halle mit ihrer frischen Luft zurückflüchten zu können. Liao eröffnet mir, dass wir noch gut ein bis zwei Stunden hier verweilen müssen, weil mein Bruder leider dann erst von seiner Dienstreise nach Vietnam einfliegen würde. Nun, so etwas war mir ja angekündigt worden.

Und doch. Da fliege ich zigtausend Kilometer und bin am Ende so zeitig da, dass ich meinen Bruder am Flughafen abholen werde. Eigentlich hatte ich mir das umgekehrt gewünscht. Aber so ein Ostdeutscher und dann noch Vorruheständler macht sich eben keine Vorstellungen von der Terminhatz vor der Haustür der japanischen Wirtschaftskriese.

Liao lädt mich zu ihrem Lieblingsgetränk, Eiskaffee, ein, und der schmeckt hier wirklich nach Sorte Spitzenmarke. Bis Harry dann endlich einfliegt, ist genügend Zeit, die Grüße zu bestellen, die letzten Familienneuigkeiten mitzuteilen und festzustellen, dass doch verdammt viele Wörter und Ausdrücke der englischen Sprache mangels ausreichender Übung in den vielen Jahren, irgendwo und irgendwann, aus meinem Gehirnkasten davongesprungen sein müssen. Mit Liao kann ich mich ja nur auf Englisch unterhalten.

Ich habe auch leichte Schwierigkeiten, ihr Englisch zu verstehen. Schließlich kriege ich nach einer Weile mit, dass sie kein „r“ spricht. Sie sagt zum Beispiel statt „tomorrow“, also: „morgen“, für mich ungewohnt „tomollow“. Also sprechen die Thai, wie auch die Chinesen, kein „r“ und können es auch nicht artikulieren. Deswegen verstand ich anfangs oft nur „Bahnhof“. Und weil ich trotzdem versuchte, ein gescheites Gesicht zu machen und weil sie doch sonst wirklich perfekt spricht, merkt sie meine Verlegenheit erst, als ich sie bitten muss, langsamer zu sprechen. Für Liao und Harry ist dieses Englisch „ihre“ Sprache, die Sprache des Berufslebens, aber auch der Liebe.

Während wir so plaudern, haben wir von den kinoartig angeordneten Besuchersesseln an der Hallenseite eine interessante Aussicht auf die Verkehrsströme in der Ankunftshalle. (Die Abreisehalle liegt als Stockwerk über uns). Hier in der Ankunftshalle kann man ein sagenhaftes Vielvölkergemisch gehen, schleppen, reden, sitzen, essen oder auch schlafen sehen. Japaner, Chinesen, Leute aus Kambodscha oder Malaysia, Araber in Burnussen, Singhalesen in Wickelröcken, Inder mit und ohne Turban zwischen den überwiegend europäisch gekleideten Thai und natürlich auch die Europäer und Amerikaner selbst.

In einem durch Strohmatten abgegrenzten Teil im oberen Seitenflügel -only for muslims- sitzen mit untergeschlagenen Beinen kleingewachsene, dafür umso langbärtigere Männer, eingehüllt in lange grobleinene weißliche „Nachthemden“, und abseits von ihnen ihre schweigenden Frauen. Mit den Fingern führen sie gekochten Reis ohne jegliche weitere Zutat zu Munde. Der Reis wurde in Papier mitgebracht, das jetzt auf dem Fußboden als Teller dient. Woher die armselig gekleideten Gestalten das Geld für ihre Flugreise, vermutlich nach Mekka, haben, möchte ich gern wissen. Aber ich erzähle denen ja auch nicht, wer meine Reise in Wirklichkeit bezahlt hat.

Dort, das müssen Afghanen sein oder Pakistani. Ein bisschen Raterei ist schon dabei, aber die elektronische Anzeige, wann welche Maschine welcher Fluggesellschaft von wo kommend gelandet ist, erleichtert das Ratespiel.

Wenn die reizenden Thai-Air-Stewardessen vorbeikommen, kann „Mann“ einfach nicht woanders hinsehen. Da möchte selbst ein alter Esel aufs Eis. Aber die leckeren jungen Damen eilen hinaus in die sengende Hitze ihrer Metropole; 36 °C heiß ist es jetzt in Bangkok an diesem Wintertag.

Immer wieder patrouillieren einzelne Polizisten durch die Halle, aufgemotzt wie ihre amerikanischen Vorbilder. Und doch wirken sie ungleich freundlicher als die „Bullen“ aus den Staaten. Sie sind eben Thais: schlank, sportlich, elegant. Jedenfalls die meisten.

Ein australisches Pärchen, sommerlich in Shirts und Shorts, beide mit Kraxen auf dem Rücken, fragt mich nach dem Weg. „I am sorry.“

Aber dass die Horde da, die jetzt ihre Taschen zum Ausgang schleppt, Deutsche und Holländer sind, das hört man an ihrem ungenierten Brüllen quer durch die Halle. Mein Gott, da kommen mit diesem Flug die auffälligsten und auch aufdringlichsten Exoten: Glatzköpfe mit Wampe, die wiehernd irgendwelche plötzlich aufgetauchten Thaimädchen abknutschen, picklige Burschen mit Zöpfen und jämmerlich schmuddeligen, abgerissenen Jeans. Und dazwischen, das darf doch nicht wahr sein, eine ganze Gruppe deutscher Skinheads in voller militärischer Montur aus zusammengekauften Kampfanzügen und hochglanzgeputzten Springerstiefeln. Ein Hotelpage erwartet diese gefährlichen bundesdeutschen Militaristen. Und während die Sextouristen noch in der Halle herumlärmen, sind die Jungnazis rucki zucki in soldatischer Ordnung aus der Halle herausgeführt, so dass ich nicht mehr dazu komme, von den Marschierern ein Foto zu machen. Mir erscheint gründlichere Pass- und Gepäckkontrolle auf deutschen Flughäfen doch erforderlich.

Harmlos dagegen die Pärchen, wo sich zwei Männer verliebt an den Händchen halten oder öffentlich gierig abküssen, egal, ob das hier überhaupt üblich ist. Schließlich kennt einen ja keiner, und man ist Devisenbringer.

Und dann kommt auch mein Herr Bruder durch die Halle: Weißes Hemd, Krawatte, dunkler Anzug, schwarze Halbschuhe, Aktenkoffer am Handgelenk. So sind Männer gekleidet, die Unternehmen von Weltrang vertreten.

Nach der liebevollen Begrüßung der Ehegatten und der brüderlichen Begrüßung wird auch Harrys Gepäck in den Volvo gewuchtet. Die Polizei vor dem Flughafengebäude lässt uns kaum Zeit und dirigiert alle haltenden Fahrzeuge energisch in die Ausfahrspur, um den endlosen Fahrzeugstrom nicht aufstauen zu lassen.

Harry ist recht abgespannt. Nie habe er hier in Südostasien eine so ungewöhnliche Kälte erlebt wie in der zurückliegenden Arbeitswoche in Vietnam. Niemand war darauf eingerichtet. Selbst im Bett konnte man, trotz Zusatzdecke, nicht warm werden und richtig schlafen (kein Wunder, denn in diesen tropischen Breiten sind, wie ich es bald selbst feststellen kann, Zudecken nicht dicker als in Europa gewöhnlicher Dekostoff).

Aber die Nähe seiner jungen Frau, sie ist ja jünger als meine Tochter, macht den müden Heimkehrer bald munter, so dass die beiden bis zu ihrer Wohnung eine sehr lebhafte Unterhaltung führen. So habe ich über eine Stunde Zeit, den ungeheuerlichen, zeitweilig sogar achtspurigen Verkehrsstrom durch das nun nächtliche Bangkok zu bestaunen und mir Gedanken darüber zu machen, warum es in Vietnam wohl so ungewöhnlich kalt gewesen sein mag.

Jetzt im Winter strömen durch gewaltige Luftdruckunterschiede die kalten Luftmassen aus Sibirien und der Mongolei über das westliche China und Südostasien, also auch über Vietnam und ganz Thailand. Auf dem weiten Weg erwärmen sich die trockenen, kontinentalen Luftmassen um 60 bis 70 °C. Wenn es also sogar in Vietnam zu kalt war, dann muss es ja in der Gobi extrem kalt sein. Jedenfalls hier in Bangkok wirkt sich das nicht oder noch nicht aus.Laut Zeitungsmeldungen, die ich nach meiner Reise vorfand, sind im Winter l993 in der Provinz Xian Chan in China Hunderttausende Stück Vieh im Schnee verhungert und viele Menschen wegen der ungewöhnlichen Kälte erfroren.Und so bin ich froh, dass im Volvo die Klimaanlage angestellt ist. Die filtert spürbar auch einen Teil der beängstigenden Abgaswolken aus.

Dann biegt der Wagen in ein von einem uniformierten privaten Sicherheitsdienst bewachtes Parkgelände ein und hält vor einem mehrstöckigen Wohngebäude, in dessen Souterrain sich weitere Sicherheitskräfte aufhalten. So viele Sicherheitskräfte wie für dieses Wohnhaus gab es in der DDR nicht mal für einen Rat des Bezirkes. Die Sicherheitsleute hier werden durch die gewiss nicht niedrigen Mieten mitfinanziert, erfahre ich. Das ist eigentlich ungerecht, denn Herr Kohl zahlt seine Beschützer doch ebenso wenig selbst, wie seinerzeit unser Erich und seine Politbüro-Gefährten. Da wird mir endlich klar, warum man heutzutage in der Wirtschaft noch mehr verdienen muss, als man in der Politik und der dabei gemachten Politik verdienen dürfte.

Die Wohnung selbst ist eine ganz normale Wohnung. Nach bundesdeutschen Maßen für Leute, die eine Wohnung eben zum Wohnen und nicht zum Protzen brauchen – sie aber auch bezahlen können. Hier wird die bei uns übliche Heizungsanlage durch eine Klimaanlage ersetzt, deren notwendiger Dauerbetrieb genauso teuer kommt wie bei uns die Heizung.

Ich freue mich über mein Zimmer, das erfrischende Bad und die Einladung zum gemeinsamen Abendessen im Deutschen Goethe-Institut und der angenehmen Aussicht, nach der vielen Sitzerei dorthin zu Fuß gehen zu können. Das dauert aber vorerst noch, weil Harry und Liao noch so etliches zu telefonieren haben. Und nach der Telefoniererei beginnt ein wildes Zusammensuchen von allen möglichen Utensilien, denn morgen in aller Frühe soll es nach Pattaya gehen. Da haben die Beiden ein Wochenendhäuschen gemietet.

So zwischendurch kann ich meine Mitbringsel loswerden und mich darüber freuen, dass sie Freude bereiten, besonders der Pfälzer Wein und die Brägen-Wurst aus Springe. Am liebsten sollte gleich in der allgemeinen Freude auch eines der von meiner Frau mit viel Liebe und noch mehr Mühe zusammengestellten Bänder mit musikalischen Welthits erklingen, aber Harrys Recorder hat sein Leben leider ausgehaucht. Das tut der Stimmung aber keinen Abbruch.

Schließlich sitzen wir vergnügt im Restaurantgarten des Goethe-Instituts, das ziemlich dicht in der Nähe der Wohnung liegt, links vorbei an der Österreichischen Botschaft, entlang der Umzäunung einer amerikanischen Geheimdienstfestung, nach rechts mit List über die Straße voller Autos, die anscheinend ihren Spaß daran haben, Fußgänger zu jagen, und dann nach rechts durch eine Kombination aus Gasse, Straße und Parkweg.

Und dann esse ich Ossi zum ersten Mal in meinem kampf- und krampferfüllten Leben thailändischen Shrimpssalat und denke mir, die Shrimps sind nicht umsonst gestorben. Genauso lecker ist der Reis mit Fleischeinlage. Und es ist auch erfreulich, dass man hier gar nicht mit Stäbchen essen muss, sondern mit Löffel und Gabel essen kann, gerade so, wie es einem am bequemsten erscheint. Und Messer gibt es auch nicht. Fleisch und Fisch werden ebenso zubereitet, dass man ohne Messer und gegebenenfalls ohne Zähne auskommen kann. Da haben es auch die Kinder gut, nicht so wie ich, der einst aufgezogen wurde:

Winfried ißt pompabel!

Ißt die Suppe mit der Gabel,

Ißt den Braten mit dem Löffel –

Ach, was ist er für ein Töffel!

Anschließend holen wir den Volvo und fahren in die City, um Lebensmittel für die Reise einzukaufen. Alle Achtung, Harry vollbringt das Kunststück, in dem Gewimmel von Ket Bong oder wie das Gewühle hier heißt, eine Parklücke zu finden und ein zweites, den großen Wagen auch noch in diese Lücke hinein zu bugsieren. Die Luft ist erdrückend. Die Geschäfte sind hier rund um die Uhr Tag und Nacht geöffnet. Und ein Striplokal lockt neben dem anderen. Und was für niedliche Mädchen, Herrgott nochmal! An der reizvollen Fleischbeschau würde ich mich zu gern eine Weile beteiligen. Und ich werde mit meiner vielversprechenden Kapitänsmütze ja auch von allen Seiten eingeladen.

Aber leider, leider haben wir Wichtigeres vor: einkaufen! Und mein Fachrat ist gefragt. Es hat sich nämlich schon bis Bangkok rumgesprochen, dass ich gern koche und gar nicht mal so schlecht. So bleibt mir nichts anderes übrig, als alles mit zu bedenken: Hoffen und Harren macht Narren.

Zurück in der Wohnung wird plötzlich entschieden, doch nicht erst nach Pattaya zu fahren, sondern gleich auf die Insel Ko Chang. Eigentlich sind wir alle hübsch müde, und Liao müsste sich wirklich Streichhölzer in ihre schmalen Äuglein stecken, damit sie die überhaupt noch aufhalten kann. Hier aber raucht niemand, so gibt es auch keine Hölzchen. Dafür rauchen jetzt im Nu die Köpfe, denn erneut beginnt ein tolles Durcheinander. Alles schon Eingepackte wird wieder ausgepackt, um für eine achttägige Inselfahrt neu zusammengesucht, zusammengestellt, verpackt, wieder umgepackt und verstaut zu werden. Auch mein Koffer wird von unserem landeskundigen Reiseleiter als ungeeignet ausgemustert und durch eine Campingtasche ersetzt. Und dabei jammert er dauernd, warum ist das Leben bloß so hektisch?

Mir ist das jetzt ziemlich egal, und ich gehe ins Bett, um nach 36 Stunden ohne Schlaf um Mitternacht Ortszeit (18:00 Uhr in Deutschland) endlich zu schlafen, derweil Harry weiter in seiner Wohnung herumwirtschaftet.

Kapitel III

Die Reise nach Ko Chang

Dienstag, den 19.01.1993 ~Es ist 04:00 Uhr, gleich 22:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Ich bin überraschend frisch und munter, ehe mich Harry, noch mächtig verschlafen, wecken will. Ich denke mal, nach einer so anstrengenden Woche sind dann nicht einmal vier Stunden Nachtruhe wohl doch zu wenig.

Beim Rasieren höre ich, dass Liao in der Badewanne des anderen Bades ihre Zähne putzt, weil sie wohl woanders keinen Platz hat. Mein Bruder macht sich mit solchen Worten munter wie „wo ist denn der kleine Popo, ja wo ist er denn?“

Und dann, weil keine Antwort kommt: „Na, der Arsch muss doch zu finden sein!“ Ich hätte da zu Hause keine Probleme. Der Podex meiner Frau kann sich nicht verkrümeln. Liao ist in dieser Frühe spürbar nicht in der Stimmung, ihrem Gatten beim Suchen zu helfen. Sie putzt weiter Zähne. Ich rege an, vor der Abfahrt eine Tasse Kaffee zu trinken; meine Frau hatte mir oft genug in schrecklichen Bildern ausgemalt, wie gefährlich es sei, ohne Frühstück aus dem Haus zu gehen. Und weil es nach meiner noch nicht umgestellten biologischen Uhr für mich erst 22:00 Uhr ist und ich schon immer gern spät noch etwas gegessen habe, könnte ich jetzt zu meiner Verwunderung sogar essen.

Aber der Marschbefehl lautet: Mit PKW Volvo und Gepäck Abfahrt 04:30 Uhr Ortszeit vierhundert Kilometer südöstlich bis an den Golf von Thailand. Die taktische Marschzeit ist erreicht, da wird ein militärisch nicht ganz unerfahrener (ex)roter Preuße nichts durcheinander bringen. Harry chauffiert den Volvo durch das trotz der frühen Morgenstunde heiße und für mich noch immer unangenehm riechende Bangkok. Fast sieben Millionen Menschen beherbergt die Metropole, die alle Züge einer modernen kapitalistischen Großstadt aufweist. Die eigentlich breiten Straßen sind bei dem jetzt zunehmenden Berufsverkehr, der ausschließlich durch PKW, LKW und Omnibusse und kleinen Tuck-Tuck-Taxen bestritten wird, doch oftmals zu schmal für 110 km/h, und die Straßenränder sind häufig ausgefranst. Dabei kämpft Harry mit der Müdigkeit. Eine mitgebrachte Seemanskassette muntert zwar etwas auf, aber immer aufs Neue kann man sich auch solche Musik nicht anhören.

Um 07:30 Uhr wird es hell. Selbst bei 30 °C Nachttemperatur dauern in den Tropen Winternächte etwas länger. Den Weg säumen nun schon stundenlang neue oder im Bau befindliche Betonburgen, die keinerlei städtebauliche Grundlinie erkennen lassen und fast alle leer stehen. Harry meint zu diesen, das Umland von Bangkok erdrückenden Architekturleichen, die Investoren werden wohl ihr Kapital in den Sand gesetzt haben. Wer dann aber diese umweltzerstörenden Tempel der Profitgier beseitigen und die Sanierung der zerstörten Umwelt bezahlen muss, das wäre auch ganz interessant zu wissen.

Größere Bäume sind rar. Die Bäume haben die Thais für harte Währung abgeholzt, erklärt Harry. Schuld sind eigentlich die Amis. So bleibt der Anblick der Landschaft noch lange irgendwie bedrückend. Nur die Straße wird besser, sie wurde von den Amerikanern während des Vietnamkrieges als Rollbahn für ihren Nachschub angelegt. Vielleicht das einzig Gute, was die Amerikaner in diesem schmutzigen Krieg überhaupt fertiggebracht haben.

Harrys Kräfte sind langsam am Ende. Aber seine Hoffnungen, mit dieser Reise seinen Wünschen und Sehnsüchten ein wichtiges Teilstück näher zu kommen, die reißen ihn vorwärts. Mit Liao an seiner Seite und meiner bescheidenen Hilfe, vor allem aber auch der finanziellen Mitwirkung seines mir noch unbekannten Freundes Wolfgang aus Düsseldorf, der irgendwo auf uns wartet, das sind Trümpfe, um auf Ko Chang, einer Traum- und Tropeninsel, ein Stück Land an der Küste zu kaufen. Dieser Wolfgang sei, früher als erwartet, aus Deutschland an der Küste eingetroffen. (Das war also der Grund, warum mitternächtlich so plötzlich der Besuch in Pattaya abgesetzt wurde). Wolfgang und das Schiff, die müssen wir bis 12:00 Uhr erreichen. Erst müssen wir dann doch so gegen 09:00 Uhr eine Frühstückspause einlegen. An einem Marktflecken halten wir neben einem halben Dutzend Imbissständen, die so jämmerlich zusammengebastelt sind, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Gut, dass wir hier nur Kaffee kaufen müssen und unser Brot und die Knackwurst mit haben. Liao verzieht sich an einen anderen Stand, um dort eine warme Reismahlzeit einzunehmen. Sie mag keine europäische Wurst.

Nach dem Essen ändern sich Landschaft und Laune. Liao muss mittels Funktelefon ein Gespräch nach dem anderen herstellen, und Harry informiert alle möglichen Leute über die positiven Verhandlungsergebnisse seiner Vietnamreise, alles in bestem Englisch.

Natürlich kann ich da nicht vorbeihören, denn es geht um interessante Ziele und Größenordnungen für ein Land, welches mir den Großteil meines Lebens immer sehr teuer war, auch im wahren Sinne des Wortes. Über 35 Jahre habe ich wie viele Ostdeutsche und Friedensfreunde in der übrigen Welt, lange schon vor der Niederlage der Kolonialmacht Frankreich