The Master and The Marionette (The Pawn and The Puppet 2) - Brandi Elise Szeker - E-Book

The Master and The Marionette (The Pawn and The Puppet 2) E-Book

Brandi Elise Szeker

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Beschreibung

Skylenna hat die Chandelier City, die Emerald Lake Anstalt und die verdrehten gesellschaftlichen Zwänge der Frauen hinter sich gelassen, um mit dem Patienten zu fliehen, vor dem alle Angst haben. Dessin. Als sie sich in den unerforschten Wäldern verstecken, erfährt Skylenna, dass das Geheimnis des berüchtigten Patienten Dreizehn noch lange nicht gelöst ist. Jede gefährliche Situation bringt eine neue Persönlichkeit hervor und damit einen neuen Mann, der ihre Anziehung vertieft. Erst als sie auf unerwartete Verbündete und alte Kolonien der Wälder stoßen, haben sie einen Grund, freiwillig in die Anstalt zurückzukehren. Doch nicht als Angestellte. Dieses Mal ist Skylenna die zwölfte Patientin der Emerald Lake Anstalt. Wird Dessin beweisen, dass sie ihm genauso viel bedeutet wie er ihr? Oder spielt der Meister nur mit seiner Marionette?

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Brandi Elise Szeker

 

 

The Master and The Marionette

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Übersetzung von Lara Gathmann

 

THE MASTER AND THE MARIONETTE

 

 

 

© 2025 VAJONA Verlag GmbH

 

 

 

Die Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel

»The Master and The Marionette«.

 

Übersetzung: Lara Gathmann

Korrektorat: Désirée Kläschen und Susann Chemnitzer

Umschlaggestaltung: Stefanie Saw

Satz: VAJONA Verlag GmbH, Oelsnitz unter Verwendung

von Motiven von Canva

 

 

VAJONA Verlag GmbH

Carl-Wilhelm-Koch-Str. 3

08606 Oelsnitz

 

 

 

Für Anna,

 

Dunkelheit ist dir nicht fremd.

Dieses Buch ist nicht nur für dich, sondern auch für diejenigen, die du verloren hast.

Johnny und Rita, wir werden euch nie vergessen.

 

Disclaimer: Dieses Buch enthält explizite Inhalte und könnte von einigen Leser*innen als anstößig empfunden werden. Bitte prüft die Triggerwarnungen vor dem Lesen. Das Buch ist nicht für Personen unter achtzehn Jahren bestimmt.

Bitte bewahrt eure Bücher an einem Ort auf, an dem Minderjährige keinen Zugriff darauf haben.

Es geht um eine düstere, dystopische Gesellschaft, die absichtlich problematisch dargestellt wird. Bitte beachtet, dass es sich um eine fiktive Welt handelt, die in keiner Weise die persönlichen Überzeugungen der Autorin widerspiegelt. Wir werden sehen, dass die Gesellschaft im Laufe der Serie wächst und ihren moralischen Kompass korrigiert.

 

Trigger:

Grundlose Gewalt, Depressionen, Selbstmord, grundlose Folter, Essstörungen, Halluzinationen, Frauenfeindlichkeit, romantisierte psychische Krankheit, Grausamkeit, Kindesmissbrauch, Enthauptung, weibliche Unterdrückung, Geiselnahme, Stockholm-Syndrom, Erniedrigung, Verhungern, Gehirnwäsche, Body Shaming, explizite sexuelle Inhalte, religiöses Trauma, Horror.

 

Lies bitte nicht weiter, wenn du dir bezüglich der Inhalte dieses Buches unsicher bist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich empfehle allen, dies zu lesen, bevor sie mit dem Buch fortfahren. Dies ist ein Werk der Fiktion, ja. Die psychischen Beeinträchtigungen, die bestimmte Figuren haben, basieren jedoch auf realen Störungen. Besonders hervorheben möchte ich die dissoziative Identitätsstörung (DIS). Manche kennen sie als ›gespaltene Persönlichkeit‹ oder ›multiple Persönlichkeitsstörung‹. Das ist nicht die richtige Terminologie. Dieses fiktive Werk möge denjenigen die Augen öffnen, die einer DIS mit Angst oder mangelndem Respekt begegnen.

Die Repräsentation der DIS in diesem Roman erfolgt anhand einer moralisch grauen, gefährlichen Figur. Dies ist KEINE akkurate Darstellung einer DIS. Es ist eine symbolische Darstellung dessen, wie die DIS in der modernen Gesellschaft erscheint – gefürchtet, missverstanden und als ein Mysterium des Geistes zum Anglotzen. Bitte seid euch bewusst, dass der Rest der Serie eine Reise für die fiktive Gesellschaft und die Charaktere sein wird, um es besser zu verstehen und korrekt darzustellen.

Aber erlaubt mir, die Dinge für diese nicht fiktionale Welt richtigzustellen. Diese Menschen sind KEINE Ungeheuer. Sie sind KEINE Verbrecher.

Sie sind freundliche, intelligente, wunderbare Menschen, die Opfer von schrecklichem Unrecht und Missbrauch geworden sind.

Diese Nachricht soll euch ermutigen, die richtigen Fragen zu stellen und zu versuchen, die Situation besser zu verstehen. Für weitere Informationen über DIS besucht bitte: http://traumadissociation. com/index

 

 

PS: Wenn du mit den Darstellungen verschiedener Formen von Traumata in dieser Serie nicht übereinstimmst, nimm bitte Rücksicht auf diejenigen, die anders damit umgehen und sich als Überlebende ihrer Erfahrungen richtig repräsentiert fühlen. Jeder hat seine eigenen Begegnungen und Wege, um zu heilen. Auch wenn bestimmte Beschreibungen, Situationen oder Erklärungen nichts für dich sind, können sie jemand anderem helfen oder ihn stärken.

 

 

 

Für jede BADASS-Szene:

 

I Bet My Life von Imagine Dragons

Stick Up von Grandson

40 Cal von Heritage & Rico Act Fed Up von Ghostemane

Bad Guy x Still Don’t Know My Name von Safenokk

Bow von Reyn Hartley

 

Für jede Szene voller Dunkelheit, Herzschmerz und seelenerschüttender Liebe:

 

To Build a Home von The Cinematic Orchestra

Back to You von Twin Forks Dream von Bishop Briggs

Into Your Arms x Dandelions (Mashup) von Plodentata

Heal von Tom Odell

When the party’s over von Lewis Capaldi

 

 

 

 

 

Weitere Playlists für The Pawn and The Puppet findet ihr, wenn ihr auf Apple Music oder Spotify nach ›Brandi Szeker‹ sucht!

 

 

Kane hat mich verlassen. Weg. Verschwunden. Eine Erinnerung, die mir als einziger Trost in der Gegenwart dieses Fremden dient.

Ich habe einen dritten Alter getroffen.

Greystone.

Aber Dessin hat mich immer glauben lassen, dass es nur zwei sind. Ist es überhaupt möglich, dass mehrere Persönlichkeiten in einem Kopf leben? Ich habe mehr Fragen als je zuvor.

Greystone legt den Kopf schief und wartet darauf, dass ich auf die Bombe reagiere, die er gerade hat platzen lassen.

»Dessin hat mir nicht gesagt, dass es noch mehr gibt«, sage ich atemlos und trete einen Schritt zurück, bis ich gegen die Holzplatte der Baumhaustür stoße.

Er leckt sich über die Lippen und lächelt auf mich herab, als wäre ich eine Mahlzeit, auf die er sich schon lange gefreut hat.

»Nein, ich nehme an, dieser Heuchler hält nicht viel davon, Geheimnisse zu verraten, oder?« Sein Akzent ist kultiviert, wie Schreibschrift auf frischem Pergament.

Ich schüttele den Kopf.

Eine Brise von Kiefern und Lavendel weht zwischen uns entlang. Es gelingt mir nicht, einen Schauer zu unterdrücken.

»Hast du Angst vor mir?«, fragt er.

Ich studiere seinen Gesichtsausdruck, seine Haltung, seine Körpersprache. Auf Greystones Gesicht liegt ein Ausdruck von Vergnügen und Schalk. Er zieht eine Augenbraue hoch, senkt seine dunklen Wimpern und verzieht seine Lippen zu einem sinnlichen Grinsen. Allein aufgrund dieser Details hat er absolut nichts mit Kane oder Dessin gemein. Seine Haltung ist gelangweilt und eingebildet. Und er scheint gerne mit zwei Fingern zu wedeln, während er spricht.

Ich schlucke. »Na ja, ich kenne dich nicht. Sollte ich Angst haben?«

Greystone macht einen Schritt zurück. »Wenn du keine Angst vor dem manipulativen Mörder mit der schlechten Einstellung hattest, denke ich, dass du dich bei mir sicher fühlen wirst.« Er lacht mit geschlossenem Mund und selbst dieses Geräusch unterscheidet sich von Dessins Lachen.

Ich nicke. Er hat recht.

»Kein Alter von uns würde dir jemals etwas antun.« Ein Anflug von Ernsthaftigkeit durchzieht seine Züge. Erleichterung macht sich in mir breit. »Belästigung ist da ein ganz anderes Thema.«

Meine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. Wow, die Anstalt hätte wirklich Spaß, wenn sie wüsste, wie viele Menschen in seinem Kopf leben.

»Wie alt bist du, Greystone?« Ich beschließe, dass ich anfangen sollte, Fragen über die Personen zu stellen, die ich treffe. Vielleicht sehen sie sich selbst als älter oder jünger, vielleicht sehen sie auch ganz anders aus.

»Einunddreißig«, sagt er mit einer samtigen Stimme wie luxuriöse Bettlaken und warmer Honig. »Ein ziemlicher Altersunterschied zwischen dir und mir, hm?«

Ich ignoriere diese Anspielung.

»Wie viele Alter gibt es?«

Er rollt mit den Augen. »Ich behalte nicht den Überblick über solche Details.«

»Worüber behältst du den Überblick?«, frage ich.

Greystones schattenbehangene Augen richten sich auf mich und halten meinen Blick gefangen wie eine Mausefalle. Ein langsames, kühles Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus.

»Bist du sicher, dass du die Antwort darauf wissen willst?«, neckt er mich, beobachtet meine Lippen mit gieriger Absicht.

Ich halte mitten im Nicken inne. Will ich das? Ja, je mehr ich über ihn weiß, desto besser.

»Die sexuellen Triebe dieses Körpers. Und wer der Grund dafür ist.« Seine Worte hüllen mich ein wie eine Kolonie krabbelnder Insekten.

»Oh«, sage ich. »Warum?«

Er schweigt einen Moment, als würde er sich fragen, ob ich die Antwort darauf bereits kenne oder nicht.

»Der Geist spaltet sich aus bestimmten Traumagründen. Ich bin mir sicher, dass du das inzwischen herausgefunden hast.«

Habe ich. Zu hören, warum Dessin sich abgespalten hatte, als sie noch ein Kind waren, hat mir gereicht. Aber ich dachte, dass das nur einmal passieren kann. Heißt das, dass sich jedes Mal, wenn er ein Trauma erlebt hat, ein neuer Alter abgespalten hat?

»Du bist aufgrund einer anderen Form von Trauma entstanden«, sage ich.

Sexuelle Triebe. O Gott! Heißt das –

»Sexueller Missbrauch«, antwortet er auf meine Frage, bevor ich den Gedanken überhaupt zu Ende gebracht habe. Aber er wirkt nicht berührt davon. Die beiden Worte kommen ihm über die Lippen, als ob sie kein Gewicht hätten. »Ich glaube, ich wurde abgespalten, als der Körper etwa sechs oder sieben Jahre alt war. Die Demechnef-Ausbildung war für Dessin leicht durchzustehen. Aber die dreißigjährige Pflegerin, die nachts nach ihm sah, war nicht gerade das, wofür er geschaffen wurde.«

Mein Herz sinkt mir bis zu den Zehen und verdreht sich zu einem schmerzhaften Knoten der Verzweiflung. Er wurde missbraucht.

Ein Gedanke erfasst mich in meinen Schockmoment. »Und du bist einunddreißig. Warst du schon immer so alt?«

»Sehr gut.« Er nickt einmal. »Ich war schon immer einunddreißig. Ein erwachsener Mann, der diese Art von Aufmerksamkeit durchaus genießen würde.«

Mir wird schlecht. Galle kommt mir die Kehle hoch und bedeckt meine Zunge. Wie sehr hat dieser Mann gelitten? Das Stechen der Tränen warnt mich, dass ich bei dieser Nachricht die Fassung verlieren könnte.

»Es würde helfen, wenn du mir kein Mitleid entgegenbringen würdest.« Er macht einen Schritt auf mich in meiner zusammengesunkenen Haltung zu. »Jeder Alter hat einen negativen Trigger, der dazu führt, dass wir das Trauma erneut durchleben. Meiner ist es, wenn ich anfange, mich selbst für meine sexuelle Erregung zu hassen.«

Ich schlucke meine Verzweiflung hinunter und balle meine Hände zu Fäusten. Dann sei wütend. Lass ihn nicht sehen, dass du deswegen weinst.

»Und um das klarzustellen ..., Einverständnis hat Priorität für mich. Ich dachte, du hättest vielleicht Angst vor mir und würdest dich fragen, ob ich – aufgrund meines Traumas – die Bedeutung dessen nicht verstehe. Aber das tue ich. Es ist zwingend notwendig für die anderen Alter, dass ich es tue.«

Ich richte mich auf und zwinge mich, ihm Stärke zu zeigen. »Wissen ... die anderen, was du erlebt hast?« Die anderen, also wer auch immer sonst noch in seinem Kopf lebt.

Greystone zuckt mit den Schultern und sieht gelangweilt aus. »Manche schon. Aber andere dürfen es nicht wissen. Das ist doch der Sinn der Aufsplittung, oder nicht? Das Trauma von denen fernzuhalten, die es nicht verarbeiten können.«

Ich lerne jetzt schon so viel.

»Darf ich dir noch eine Frage stellen?«

»Du kannst fragen, was immer du willst. Es gefällt mir, den Klang deiner Stimme zu hören.« Seine Augen sind jedoch nicht auf den Ort gerichtet, aus dem meine Stimme kommt. Sie wandern mit wilder Neugier über meinen Körper.

»Bist du mir schon einmal begegnet? Weißt du, wer ich bin?« Es gibt immer noch Geheimnisse über meine Vergangenheit, die Dessin und Kane vor mir verbergen. Aber Greystone könnte das Schlupfloch sein, das ich brauche, um ihre Geheimnisse zu lüften.

Er schüttelt den Kopf. »Nein, ich bin nur in der Nähe von erwachsenen Frauen aufgetaucht«, sagt er. »Aber ich weiß von dir, ja.«

»Wie alt war ich, als du das erste Mal von mir gehört hast?«, frage ich beiläufig, werfe die Frage ein, die mir alles erklären könnte. Oder genug, um mich zu weiteren Fragen zu führen.

»Du warst –«

Er blinzelt langsam, als wäre er bereit, einzuschlafen. Und seine dunklen Augen werden unfokussiert. Er gluckst. »Ich bin sicher, wir sehen uns bald wieder, meine hübsche Skylenna.«

Die Worte verblassen wie Tintentropfen in einem Eimer mit Wasser.

Sein Brustkorb hebt sich, er atmet langsam ein. Seine einst dunklen Augen wirken jetzt etwas heller, mit einem Stich von Rotbraun, der im Morgenlicht schimmert.

Er wechselt wieder. Ich hoffe, es ist Kane oder Dessin. Ich weiß nicht, ob ich genug Energie habe, um wieder jemand Neues kennenzulernen.

Der Mann stöhnt verärgert auf. »Ich hatte gehofft, du würdest ihn nie kennenlernen.«

Ich lächle. »Greystone ist reizend.«

»Greystone hat ein loses Mundwerk«, sagt er und sieht mich mit warmen schokoladenbraunen Augen an.

Ich studiere seine Gesichtszüge. Ich glaube nicht, dass ich mit Dessin spreche. Normalerweise ist sein Stand breiter, um Dominanz und Macht zu demonstrieren. Nein, diese Person ist ruhig und hat freundliche Augen.

»Kane?«

Seine Lippen verziehen sich zu einem überraschten Lächeln. »Du weißt nicht, wie glücklich mich das macht.«

»Was?«, frage ich und lächle zurück.

»Dass du mich erkannt hast.«

 

 

 

Meine Absätze sinken in der feuchten Erde ein. Ich lasse die an den Baum genagelten Holzbretter los und beginne meinen Spaziergang durch den Emerald Lake Forest.

Nach eineinhalb Tagen des Ausruhens geht Kane los, um Essen zu sammeln. Natürlich hat er mir die strikte Anweisung gegeben, im Baumhaus zu bleiben.

In diesen Wäldern sollen Gefahren lauern, an die ich erst glaube, wenn ich sie sehe. Wesen aus alten Volksmärchen. Die Gründe, warum unsere Bürger innerhalb ihrer Grenzen bleiben.

Aber ich habe bereits die Feldbetten gemacht, hinter uns aufgeräumt und über eine Stunde lang mit leerem Blick auf den Horizont aus sich wiegenden Bäumen gestarrt. Ich habe mich endlos gefragt, wie es für uns weitergeht. Haben wir vor, für immer in dem Baumhaus zu leben? Werden wir einen Ort zum Leben suchen? Eine Hütte bauen? Einen sicheren Ort im Wald finden? Oder hat Kane einen Plan?

Die Morgenluft ist kühl und erfrischend, tanzt auf den türkisfarbenen Blättern und erzeugt eine ganze Symphonie des Emerald Lake. Aber ich komme nicht weit.

Ein paar Bäume weiter bewegt sich etwas. Ein Aufblitzen von Moosgrün und leuchtendem Gold.

Toll, Kane hatte recht. Ich habe es keine zwei Sekunden geschafft.

Ich drücke mich mit dem Rücken an einen Baum und bleibe ganz still stehen, bis die Gestalt weggeht oder sich mir zeigt. Ich starre an den Ranken und Sträuchern vorbei in die Schatten der Platanen.

Ich zwinge mich, flach zu atmen und mich bloß nicht bemerkbar zu machen. Aber der Wald tanzt ohne jegliche Unterbrechung durch Mensch oder Tier weiter, es gibt keinen Beweis dafür, dass ich tatsächlich etwas gesehen habe.

Nach einer letzten schweigenden Minute, um sicherzugehen, lehne ich mich vom Baum weg und mache einen Schritt auf den weichen Boden, um das Ganze zu untersuchen.

»Fürchte dich nicht.« Eine männliche Stimme wie Donner und Sandpapier hallt hinter mir wider.

Ich drehe mich um, die Seiten meiner Schuhe füllen sich mit Dreck und ich falle hintenüber, als mein Blick auf ihm landet. Ein großer, hagerer Mann steht vor mir, er trägt Moos und Ranken als Kleidung, die so kunstvoll um seinen Körper gewebt sind wie Adern, die sich unter der Haut kreuzen. Der Wind weht durch sein langes goldenes Haar, wirft es hinter seine Schultern zurück.

Ich bleibe ganz still und beobachte seine nächsten Handlungen mit Vorsicht. Der Mann blickt mich mit seinen haselnussbraunen Augen fragend an.

»Mein großer Freund wird bald zurück sein«, sage ich.

Er schaut sich fasziniert um. Als er den großen Mann, von dem ich rede, nicht sieht, richten sich seine hellen Augen wieder auf mich. »Jung.«

Ich blinzle zweimal. Hä?

»Was ist dein Alter?«

Ich neige meinen Kopf. Er wirkt nicht gefährlich, aber ich kann nicht vorsichtig genug sein.

Er kommt auf mich zu, seine langen braunen Beine glänzen im Sonnenlicht. »Bleib zurück, Waldjunge.« Überraschenderweise zucke ich nicht zurück. Ich starre ihn mit ruhigen, bedrohlichen Augen an. Von der erdrückenden Stadt fort zu sein, scheint mich stärker zu machen. Normalerweise würde ich vor Angst rückwärtskriechen.

Er runzelt die Stirn. Er schaut auf mich herab, als wäre ich sein Haustier. Dann neigt er den Kopf, um meine Schutzhaltung anzuerkennen. »Wenn du bereit bist.«

 

 

Ich klettere die Leiter des Baumhauses wieder hoch, bevor Kane und DaiSzek zurückkommen. Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist eine strenge Schelte und ein »Ich hab’s dir ja gesagt.«

Aber anscheinend kenne ich ihn immer noch nicht so gut, wie ich dachte.

»Du konntest einfach nicht widerstehen, herunterzuklettern, oder?« Kane wirft sich einen Sack über seine Schulter, bevor er sich von der Leiter hochzieht.

»Ich bin nicht runtergeklettert«, sage ich schnell. Zu schnell.

Er lächelt, während er seine Schuhe auszieht. »Sag das dem Dreck, den du mitgebracht hast.« Er nickt auf meine hohen Absätze, die mit nasser Erde bedeckt sind.

Wunderbar.

»Das ist noch von unserer Ankunft.«

Seine dunklen Augen blicken zu mir und dann wieder zu dem Schuh, den er gerade aufbindet. Belustigung mildert seinen Ausdruck. »Stimmt das wirklich?«

»Ja, tut es.«

Er nickt grinsend. »Du hast nicht viel darüber gelernt, wie man Dessin anlügt, nicht wahr?« Und damit richtet er sich wieder auf, ragt über mir auf. »Warum sind deine Hände schmutzig?«

Ich muss nicht einmal hinsehen, um die Dreckklumpen auf meinen Handflächen zu spüren. »Okay! Ich war etwa fünf Sekunden lang unten.« Ich werfe meine Arme in die Luft. »Aber ich bin sofort wieder hochgeklettert.«

Die Belustigung rinnt aus seinem Gesicht wie Wasser, das einen Waschbeckenabfluss hinabläuft. Er hebt sein Kinn und setzt die Puzzleteile zusammen, die er vorher nicht verstanden hat.

»Was ist passiert?«, fragt er. »Und mach dir nicht die Mühe, wieder zu lügen. Du bist furchtbar darin.«

Ich rolle mit den Augen. »Es war nichts. Ich habe einen Mann gesehen, der wie ein Waldgott aussah. Wirklich gut aussehend. Perfekte Haut, wie glühende –«

»Komm zum Punkt, Skylenna.« Kane kneift sich in den Nasenrücken. »Er hat nur ein paar Worte gesagt. Er hat nach meinem Alter gefragt und, bevor er ging, wenn du bereit bist gesagt.«

»Wenn du bereit bist?« Kane blickt nachdenklich auf meine Hände. »Wie war er angezogen?«

»Wie ein Waldgott. Moos, Lianen, Sträucher als Kleidung.«

Sein Blick hebt sich und trifft meinen. »Unmöglich.«

»Ich wusste gar nicht, dass hier draußen Menschen leben. Uns wurde immer gesagt, es sei zu gefährlich, weil diese Wälder so viele Kreaturen beherbergen.«

Kane setzt sich neben mich und streicht sich mit seiner großen Hand über den Nacken. »Meine Mutter erzählte mir immer Geschichten über die Kolonien der sieben Wälder. Der Emerald Lake Forest war die Heimat der Naiadales, der Nachkommen der Seenymphen. Sie sahen genauso aus und kleideten sich genauso, wie du es beschrieben hast.«

»Es gibt keine Nymphen«, schnaube ich.

»Sie sind keine Nymphen. Aber ihre Kolonie stammt von ihnen ab.«

Ich starre ihn an. Warte darauf, dass er mir ins Gesicht lacht, weil ich so leichtgläubig bin. Aber sein Blick ist wie versteinert. Unerschütterlich.

»Ist es denn gefährlich für uns, hier draußen zu sein?«

»Er hat dir nicht wehgetan. Vielleicht sind diese Leute nicht so niederträchtig und finster wie unsere eigenen.«

Kanes Knie lehnt sich gegen meinen Oberschenkel und es ist das erste Mal, dass wir uns berühren, seit ich Greystone getroffen habe. Bei der Berührung entzündet sich ein Feuer unter meiner Haut. Ich starre auf mein Bein hinunter, unsicher, ob ich es wegbewegen oder mich an ihn lehnen soll.

Dessin fühlt sich eindeutig zu mir hingezogen und Greystone muss sich auch zu mir hingezogen gefühlt haben, wenn meine Anwesenheit ihn an die Oberfläche gebracht hat. Aber was ist mit Kane? Er sieht mich mit Zuneigung im Blick an, sicher. Aber ist es mehr als das?

Ich stupse ihn mit meinem Knöchel an. »Du hast Essen gefunden?«

Er richtet sich auf und erhebt sich von der Pritsche. »Ja, kein Fleisch heute. Aber ich werde bald auf die Jagd gehen.« Aus dem Sack, den er hochgetragen hat, purzeln Früchte auf den Holzboden des Baumhauses.

Kane legt ein Laken auf den Boden und platziert das Obst darauf.

Ich lasse mich ihm gegenüber nieder. »Hey!« Ich nehme einen Apfel in die Hand, während ich mich an einen Moment aus der Anstalt erinnere. »Weißt du noch, wie wir in der Anstalt gepicknickt haben?«

Er antwortet nicht. Ich schaue in sein ausdrucksloses Gesicht. Oh. Er ist nicht derjenige, mit dem ich gepicknickt habe. »Es tut mir leid –«

Kane nimmt einen Bissen von einem Apfel. »Ich erinnere mich ein bisschen.«

»Wie funktioniert das? Hast du all seine Erinnerungen? Oder hast du manche Sachen mitbekommen, während er die Kontrolle hatte?«

»Ein bisschen von beidem«, sagt er leise. »Ich kann manchmal aus seinen Erinnerungen schöpfen. Aber während deiner Sitzungen mit ihm habe ich darauf geachtet, in der Nähe der Oberfläche zu bleiben, um zu sehen, wie du mit ihm interagierst.«

Das bedeutet, dass er dabei war, als Dessin und ich kurz davor waren, uns zu küssen. Er war in jedem einzelnen Moment dabei. Ich möchte ihn fragen, was er darüber denkt. Aber das Thema scheint mir zu unangenehm zu sein.

»Hast du es schon begriffen?«, fragt er.

»Was?«

»Dass wir auf der Flucht sind? Hast du das schon begriffen?«

Ich beiße mir auf die Lippe. Der Geschmack des Apfels ist süß auf meiner Zunge.

»Ich weiß es nicht. Ich weiß immer noch nicht, was als Nächstes kommt«, sage ich und betrachte das nächste Stück meines Apfels, in das ich beißen möchte. »In Chandelier City hatte ich nichts. Du und Dessin seid die einzigen Menschen, bei denen ich mich sicher fühle, bei denen ich das Gefühl habe, zu Hause zu sein. Aber ich muss wissen, wohin das hier führt.«

Kane lässt den Apfel sinken und starrt mir tief in die Augen. Die Sonne sprenkelt sein Gesicht mit Schatten wie winzige Flecken von Kerzenlicht. »Wohin du auch gehst, ich werde dir folgen.«

Seine schweren Worte legen sich um mein pochendes Herz. Ein Déjà-vu durchzuckt mein Inneres wie ein knisterndes Feuer, das meine Wirbelsäule hinaufleckt.

Seine Augen sind so warm und strahlend wie schmelzendes Kupfer. Sie graben sich voller Absicht in mich hinein, legen meine Seele frei, blättern durch die Seiten meines Lebens, als ob ein Kapitel fehlen würde.

»Im Moment versuche ich, uns Zeit zu verschaffen. Zum Ausruhen. Um ein wenig die Freiheit zu genießen. Aber wir werden ein langes Spiel mit Demechnef spielen. Sie werden nie aufhören, mich zu jagen.« Er senkt den Kopf und kneift die Brauen zusammen. »Glücklicherweise sind sie von dem Wald nicht so angetan. Sie sind paranoid, dass Vexamen hier draußen lauert, und wegen all der unbekannten Wesen. Es wird also ein wenig dauern, bis sie uns aufspüren. Dessins Plan sieht jedoch was anderes vor. Er hofft, Menschen und Dinge aufzuspüren, die uns helfen können, mit Demechnef zu verhandeln. Vielleicht einen Vertrag aufzusetzen.«

»Was versucht er aufzuspüren?«

»Abtrünnige, die vor der Regierung geflohen sind. Meine Mutter hat mir diesen Rat gegeben. Sie sagte, sie könnten einen sicheren Unterschlupf und Geheimnisse über Demechnef bieten.«

Ich nicke langsam. »Dann gehen wir das Ganze einen Tag nach dem anderen an.«

»Ja.« Er lächelt. »Zusammen.«

 

 

In den nächsten Nächten ist Kane tief in seine eigenen Gedanken versunken. Manchmal beobachte ich ihn, wenn er so fest in der Sicherheit seines Geistes gefangen ist, in der Behaglichkeit seines alten Zuhauses. Ich frage mich, ob er lieber dort ist als bei mir. Aber es gibt mir Zeit, ihn ohne seine kryptischen Worte zu verstehen. Er stellt immer sicher, dass ich satt und versorgt bin, bevor er für sich selbst sorgt. Ich sehe, wie er alles tut, um die süßen, prallen roten Früchte ganz oben an den Bäumen beim Wasser zu finden, die ich so gerne mag. Ich bemerke, dass Kane mir, wenn er denkt, dass ich nachts schlafe, die Haare aus dem Gesicht streicht, seine Decke über mich legt und sie unter meinem Kinn feststeckt.

Heute Nacht falle ich in einen Schlaf, der schwer und unbekannt ist. Ich sehe meinen Vater über mir schweben, einen hölzernen Knüppel in der Hand, ein verzweifelter Ausdruck auf seinem Gesicht. Ich kann meine Arme nicht bewegen, um mich zu schützen. Ich kann mich nicht wegrollen. Ich kann nicht einmal blinzeln. Der Schrecken beißt sich in meinen Nacken und wickelt sich um meine Brust und meine Taille. Bitte, tu mir nicht wieder weh. Ich versuche zu schreien und sehe, wie sich das Bedürfnis, Gewalt auszuüben, durch seine Glieder schlängelt. Daddy, tu es nicht. Tu mir nicht weh. Bitte tu mir nicht weh. Mein Vater beginnt zu schluchzen. Dessin! Er nimmt den Holzknüppel und rammt ihn mir in den Bauch. Ich bin wehrlos. Ich bin wie gelähmt. Der plötzliche Schmerz schießt durch meinen Bauch. Ein weiterer Schlag in meine Schulter. Ein weiterer in meine Brust. Du wirst mich umbringen!

Ich finde meine Stimme wieder und sage schließlich: »Kane«. Ich glaube, es kommt in einem einzigen Atemzug heraus. Kann er mich überhaupt hören? Wird er wissen, dass ich sterbe? Mein Vater ist hier und er will mich umbringen!

»Denk an mich.« Ich höre eine Stimme von außerhalb der Gewalt. Es ist die Stimme von Kane. »Denk an mich, Skylenna. Stell dir mein Gesicht vor. Nimm meine Hände und lass dich von mir zurückziehen.« Das perfekte Bild von Kane taucht in meinem Kopf auf. Ich sehe seine Hände, die nach mir greifen und mich in seine Arme ziehen. Der sicherste Ort auf der ganzen Welt. Ich öffne die Augen, kein Schmerz mehr, kein Vater mehr. Ich bin in Kanes Armen. Ich stoße einen gequälten Laut aus. Sein Kinn ruht auf meinem Kopf, mein Gesicht schmiegt sich an seine muskulöse Brust.

Der Geruch von Zedernholz steigt mir in die Nase und ich atme erleichtert aus. Er spiegelt meine Atmung und hält mich fester. »Es tut mir leid.« Ich schüttle den Kopf. »Ich weiß nicht, was – Es tut mir leid«, sage ich erneut.

»Schlaflähmung.« Ich höre das vertraute Lächeln in seiner Stimme. »Manchmal braucht man einfach jemanden, der einen da herausführt.« Das Echo einer Erinnerung zerrt an meinem geistigen Auge, doch es will sich nicht offenbaren.

»Es war furchtbar. Ich dachte, mein Vater sei zurückgekommen, um mich zu töten.« Kane atmet langsam aus. »Das hätte ich nicht zugelassen.«

Ich drücke mich an seine Brust und sehe ihn an. Unsere Gesichter schweben dicht voreinander. »Kannst du mir ein Versprechen geben?«

Er wartet schweigend, klug genug, zuerst zuzuhören, worum es sich bei dem Versprechen handelt. »Versprich mir, dass du dir nie das Leben nehmen wirst.«

Als hätte er einen Schlag in die Lunge bekommen, bleibt ihm die Luft in der Brust stecken. Sein schwerer Blick gleitet über mich, der Schmerz haftet an seinem Ausdruck wie ein Parasit. »Du hast mein Wort.«

»Gu–«

»Aber du musst mir das Gleiche versprechen«, unterbricht er mich.

»Ich würde mir niemals –«

»Versprich es mir, Skylenna«, befiehlt er, aber es klingt fast wie ein Flehen.

Ich lege meinen Kopf erneut an seine Brust und atme den süßen Duft von Zedern- und Sandelholz ein. »Ich verspreche es.«

Kane schlingt seine starken Arme um meinen Körper und hält mich fest, als wäre ich jetzt ein Teil von ihm. Ich bin ein Stück seiner Seele, das abgetrennt wurde, und er versucht sie wieder zusammenzuflicken.

»Jack hat dich geliebt, Skylenna. Er glaubte, sein Leben aus deinem zu entfernen, sei der größte Akt der Liebe, den er für dich tun könne.«

Mir fallen die Augen zu. »Ich nehme an, du wirst mir nicht sagen, woher du das alles weißt. Woher du den Namen meines Vaters kennst und woher du wissen kannst, ob er mich geliebt hat oder nicht.«

»Ich bin da zwiegespalten.«

Ein unerwartetes Lachen entweicht meiner Brust. Ich schließe meinen Mund und lasse zu, dass mein Körper an seinem erbebt. Auf meinem Kopf spüre ich, wie sich seine Wangen verziehen.

»Du hast nicht geschlafen«, kommentiere ich und kuschle mich in seine Arme.

»Ich weiß.«

»Warum nicht?«

»Ich habe Schwierigkeiten, mich hieran anzupassen.« Er seufzt, sein warmer Atem streicht über mein Haar. »Kein Grund zur Sorge.«

»Du hast auch Kopfschmerzen.« Die Momente, in denen er sich die Schläfen reibt, den Kiefer zusammenbeißt und den Nacken rollt, werden immer häufiger.

»Du bist sehr aufmerksam.«

Ich nicke.

»Mir geht es gut. Ich verspreche es.« Die Endgültigkeit in seinem Ton sagt mir, dass das Gespräch beendet ist.

»Darf ich dir etwas sagen?«, frage ich.

»Mhm.« Seine weiche, süße, warme Melassestimme wird von meinem Kopf gedämpft.

»Ich habe mich noch nie so sicher gefühlt wie mit dir und Dessin.«

Er bleibt still.

»Du bist mir wichtig.« Ich kann hören, wie sich sein Herzschlag unter den harten Muskeln seiner Brust beschleunigt.

»Und Aurick?« Keine Eifersucht, nein. Eher so, als ob er nach etwas fischen würde.

»Nein.«

»Nein?«

Müdigkeit lastet auf meinen Augen. Die Geräusche des Mitternachtswindes, der in den Bäumen singt, und die Grillen wiegen mich immer mehr in den Schlaf. »Das war er nie.« In seinen Armen gleite ich in den Schlaf.

Aber der Ort, an dem ich aufwache, ist weit weniger angenehm.

 

 

 

Seltsame, unmenschliche Geräusche ertönen aus allen Richtungen.

Nicht laut genug, um mich vollständig zu wecken, bis ich den heißen, feuchten Atem an meinem Gesicht spüre. Dieses Gefühl drängt das Leben zurück in meinen Körper, um die Ursache ausfindig zu machen. Wir sind nicht mehr in dem Baumhaus und mein Gesicht ist in Moos und Erde gedrückt.

Eine schwarze, feuchte Nase stößt gegen meine Wange, ich zucke zurück und verschlucke mich an einem Keuchen.

Der RottWeilen ist wieder da, kräftiger als ein Löwe. Glänzend schwarzes Fell mit rostbraunen Akzenten an Brust und Pfoten. Er beobachtet mich geduldig, mit großen zimtfarbenen Augen und einem riesigen Kiefer. Ich erinnere mich noch daran, wie er mir gewährt hat, ihn anzufassen. Ich streichelte die Mähne um seinen Hals und seine Schultern.

»Du bist die wohl tiefste Schläferin, die ich je getroffen habe.« Ein vertrauter Ton. »Ich hätte ein Psychopath sein können, der dich in die Nacht herausträgt, um deinen Körper von einer Klippe zu stürzen.« Ich drehe mich um und sehe ihn hinter mir stehen, ein teuflisches Schmunzeln im Gesicht.

»Dessin?«

Sein Mund verzieht sich zu einem Grinsen und enthüllt seine geraden, sehr weißen Zähne. »Du hättest weglaufen sollen, als du noch die Chance dazu hattest«, sagt er.

Aufregung durchfährt mich. Ich ziehe meine Hände aus dem Dreck, um aufzustehen, und schiebe mich zu ihm hinüber. Er sieht auf mich herab, als wäre ich ein Tier, das ihn jeden Moment angreifen könnte. Meine Hände schlüpfen unter seine Arme und schlingen sich um seinen Oberkörper, um ihn fest zu umarmen.

Stille legt sich wie die Kuscheldecke eines Kindes über uns. Meine Augen fallen zu.

»War er wirklich so langweilig?«, fragt Dessin. Ich lasse ein Lachen an seiner Brust los und rolle mit den Augen.

»Überhaupt nicht.« Ich schmiege mich an ihn. »Ich habe dich nur vermisst.« Er atmet aus und drückt mich enger an sich.

»Und, hat er dir jedes kleine Geheimnis über uns erzählt, das du unbedingt wissen wolltest?«

Ich schnaube in sein Shirt. »Nicht wirklich. Und ich bin es wirklich leid, nichts zu wissen.« Ich nehme mir einen Moment Zeit, um endlich zu realisieren, wie sich meine Umgebung verändert hat. Es ist noch dunkel, aber ich kann erkennen, dass es früher Morgen ist. Wir befinden uns in einem anderen Teil des Waldes. Über uns schließen sich die Bäume so eng, dass es, selbst wenn es Mittag wäre, um uns herum schattig und kühl bleiben würde. Der Evergreen Dark Wood hat Teile, in denen man sich nachts völlig blind fühlen kann, Gegenden, in denen noch nicht identifizierte Raubtiere leben. Er ist die Quelle vieler gruseliger Gutenachtgeschichten. Ich lasse meinen Blick umherschweifen, denke an den RottWeilen, der hinter mir steht, und schaue zurück zu Dessin.

»Warum haben wir das Baumhaus verlassen?«

»DaiSzek hat mich gewarnt, dass jemand in der Nähe war, der uns einen unfreundlichen Besuch abstatten wollte. Ich habe dich eingepackt und uns an einen Ort gebracht, an den sie sich nicht wagen würden.« Ich schaue zu DaiSzek, der zweimal blinzelt, um die Geschichte zu bestätigen.

»Du hast mich eingepackt«, wiederhole ich.

»Okay, ich habe dich hochgehoben.«

Ich drehe mich so, dass ich DaiSzek gegenübersitze, der vor mir sitzt und wartet. »Hallo«, sage ich. Ich strecke meine Hand nach ihm aus, vorsichtig, als wollte ich eine heiße Herdplatte berühren. Er lehnt sich an mich, drückt sein Gesicht an meine Handfläche und schließt seine zimtfarbenen Augen. Meine andere Hand streckt sich zu seiner Brust aus, meine Finger verschwinden in seinem glatten schwarzen Fell.

»Du weißt, dass ... RottWeilen einer der Gründe sind, aus denen die sieben Wälder so gefürchtet sind?« Dessin lehnt sich an einen riesigen Hyperion-Baum, der über diesen Wald herrscht wie ein uralter König, der nie verstirbt.

Ich ziehe die Augenbrauen hoch und sehe ihn an.

»Vor etwa sechzig Jahren war dieses Land unbesiedelt, bis sich unser Volk hier niederließ. Sie wagten sich durch Tausende von Hektar Wald, vor allem durch den Red Oaks. Das Rudel der RottWeilen wollte sie nicht durchlassen.«

Ich schaue zurück zu DaiSzek, der von seinen Worten fasziniert zu sein scheint.

Dessins Augen blicken auf den ruhigen Titanen neben mir herab. Der Anschein eines Lächelns versteckt sich entschieden in seinem Gesicht. »Ich weiß nicht, warum.«

Ich blicke zwischen ihm und dem großen Tier hin und her. »Wie sind die Siedler dann hierhergekommen?«

»Sie schlachteten sie mithilfe von chemischer Kriegsführung ab. Nur wenige haben überlebt.« Er denkt einen Moment darüber nach. »Die Spezies ist ziemlich überlegen. Ihr Verständnis und ihre kognitiven Fähigkeiten entsprechen in etwa denen eines Zehnjährigen. Außerdem sind sie stärker als ein Bär oder Löwe und schneller als eine Bergkatze. Aber vor allem ihre Loyalität ist unübertroffen. Kein Lebewesen auf diesem Planeten ist so loyal der Familie gegenüber wie ein RottWeilen.

Loyal der Familie gegenüber. »Aber warum ist er in deiner und meiner Nähe so zahm?«

Ein dunkler Schatten legt sich über seine Augen, er öffnet den Mund, formt ein Wort, das schon zerfallen ist, bevor es überhaupt seine vollen Lippen verlassen kann. Er zieht die Stirn in Falten, wartet auf mich. Als hätte ich die Antwort und sollte ihm zuvorkommen. Ich blinzle ihn an und lege den Kopf schief. »Kane hat ihn kurz nach seiner Geburt gefunden. Sein kleines Rudel war eines der letzten, die vor über einem Jahrzehnt erlegt wurden. Seine Mutter hatte ein Loch für ihn gegraben, in dem er sich verstecken konnte, bis sein Rudel getötet worden war.«

Ich erschaudere. »Warum haben sie das getan?«

»Die Menschen in diesem Land befürchteten, dass sie sich vermehren und schließlich in die Stadt einfallen würden. Als wir DaiSzek fanden, gewöhnte er sich an Kane und mich, und wir wurden die einzige Familie, die er kannte.«

»Aber warum ich? Warum vertraut er mir?«

»Ich nehme an, er spürt, dass du auch zu meiner Familie gehörst.«

Ich grinse zu ihm hoch und schaue dann wieder zu DaiSzek. »Hast du das gehört, Großer? Wir sind jetzt eine Familie.«

Wie unglaublich es ist, einer einst gefürchteten Bestie so nahe zu sein.

Du hast einen wunderbaren Verstand.

 

 

 

Dessin legt fest, wohin wir von hier aus gehen. Er zeichnet das Terrain und die Hindernisse mit den Fingern ein. Seine Bewegungen sind exakt und er braucht keine Formen der Messung, um sich sicher zu sein. Ich liege auf dem Bauch, stütze mein Kinn auf meinen Händen ab, meine Ellbogen in der Erde. Ich schließe die Augen, wende sie von den schnellen Bewegungen ab, die er macht. Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder auf sein Gesicht. Der Grund dafür, dass mein Herz flattert wie ein Fisch auf dem Trockenen.

Er hat den unbeirrbaren Blick eines Gelehrten, der die Genauigkeit seiner neuesten Entdeckung berechnet. Ein flüchtiges Bild blitzt vor mir auf, wie ich seine Kieferpartie streichle und –

»Kann ich dir helfen?«, fragt er, ohne den Blick von der Landkarte im Dreck abzuwenden. Mein Mund verzieht sich, aber ich sage nichts.

»Bewunderst du nur mein gutes Aussehen oder hast du etwas zu sagen?«

Wow, seine periphere Wahrnehmung ist unheimlich. »Ich warte darauf, dass du mir erklärst, was in deinem Kopf so offensichtlich zu sein scheint, für andere aber nicht so offensichtlich ist. Was ist der Plan?«

Ein Grinsen erscheint auf seinen Lippen, aber er wischt es weg wie ein unerwünschtes Insekt, das auf ihm gelandet ist.

»Wir müssen zum North Saphrine Forest.«

Ich schaue auf das hinab, was ich anhabe. Ein Kleid. Ein Kleid, das mir bis zu den Knien reicht und kaum die Schultern bedeckt. »Dessin, da schneit es. Die Temperaturen sinken nachts unter den Gefrierpunkt. Ich würde sterben.«

»Dafür habe ich einen Plan.« Er nickt und mustert mein Kleid. »Alles, was wir brauchen, werden wir bei unserem nächsten Halt bekommen. In einem kleinen Dorf in den Bergen gibt es Demechnef-Abtrünnige. Menschen, die aus der Stadt geflohen sind und frei leben wollen. Sie haben sich alle an diesem einen Ort niedergelassen.«

Ich runzle die Stirn. »Das ist also dein großer Plan für uns? Den Rest unserer Tage im Schnee ausharren, bis wir schließlich erfrieren?« Zum ersten Mal verspüre ich Zweifel.

Er dreht sich zu mir, steht auf und hebt die Augenbrauen. »Hat es sich so angehört, als ob ich fertig wäre?«

Ich schüttle den Kopf. Er kommt auf mich zu, groß und selbstbewusst, wie er ist. »Ich weiß, dass du nicht mit mir hättest fliehen müssen, und ich weiß, dass du dir wahrscheinlich nicht vorgestellt hast, mit einem gefährlichen, geisteskranken Verbrecher auf der Flucht zu sein. Ich bin mir dessen voll bewusst.«

Aber ich wollte es.

Er ist nur einen Atemzug von mir entfernt, steht vor mir wie eine Wolke des Todes. Dicke Netze der Begierde formen sich aus meinen Nerven, surren unter meiner Haut.

»Aber du bist bei mir. Du hast dich entschieden, zu fliehen, und das nicht aus Spontaneität. Du bist weggelaufen, weil du mir vertraust.« Er starrt mich an und ich möchte ihn einfach nur berühren, ihm danken und ihn an mich drücken.

Stattdessen sage ich: »Es tut mir leid.« Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe. Ich würde rennen, bis ich alt und grau bin, wenn es bedeutet, dass es mit dir ist. Eigentlich möchte ich genau das sagen. Aber es kommt mir nicht über die Lippen.

Er nickt. »Das sind die Routen, die wir nehmen werden, um zu vermeiden, dass uns Tracker auf die Spur kommen. DaiSzek wird uns alarmieren, wenn sie sich nähern. Aber lass uns erst einmal zu den Abtrünnigen gelangen, dann wissen wir mehr über unsere nächsten Schritte.«

 

 

 

In den nächsten Stunden lässt Dessin mich mit DaiSzek allein, um uns einen Platz zum Schlafen und ein Feuer zum Kochen der erlegten Tiere einzurichten. Ich fühle mich immer ein wenig nutzlos, wenn er oder Kane die ganze Arbeit machen. Aber was soll ich tun? Ich weiß nicht, wie man jagt – und will es auch gar nicht wissen. Ich weiß nicht, wie man ein Feuer macht oder einen Unterschlupf für uns zum Schlafen baut. Ich bin im Grunde genommen Ballast. Warum will er mich überhaupt hierhaben?

Ich beschließe, die Zeit zu nutzen, um mich mit der Nähe von DaiSzek vertraut zu machen.

Um zu erfahren, was er wirklich alles kann.

Er liegt im Dreck und sieht aus wie ein schwarzer Grizzlybär. Ich knie neben ihm nieder und streiche mit den Fingern über das dichte Fell an der Seite seines Körpers. Seine leuchtenden zimtfarbenen Augen springen zu mir.

»Hallo«, flüstere ich ihm zu. Er setzt sich auf und sieht mich direkt an. »Kannst du mich verstehen?«, frage ich.

Etwas Schweres fällt auf meinen Oberschenkel und zerkratzt meine Haut. Ich schaue herunter auf DaiSzeks schwere Mammutpfote, die knapp über meinem Knie liegt. Sein Fell um die Pfoten und Knöchel hat die gleiche Farbe wie das Zimt seiner Augen, als würde er kleine Regenstiefel tragen.

»Siehst du? Was weiß Dessin schon? Du scheinst nicht gefährlich zu sein.« Aber selbst ich weiß, dass ich mich irre. Hinter seinem Blick verbirgt sich der Geist eines wilden Dämons, der jedem, der ihm in die Quere kommt, den sofortigen Tod verspricht.

Ich lasse mich auf den Po fallen und strecke meine Beine vor mir aus. DaiSzek senkt die Seite seines Kopfes auf meinen Schoß und schlüpft zwischen meine Beine, rollt sich auf den Rücken, den Bauch nach oben gedreht. Sein großer Kopf ruht in meinem Schritt. Ich lache. »Kann ich dir helfen?«

Er grunzt und wackelt langsam. Ich lache wieder. »Oh, du willst, dass ich deinen Bauch streichle!« Er wackelt wieder. Es ist unwirklich, zu sehen, wie sich ein so riesiges, hundeähnliches Tier an jemanden schmiegt. Er fühlt sich eher an wie ein Welpe, der spielen will, als wie ein RottWeilen, der einen Nachtschwärmer vernichten kann. Ich tue, was er möchte, und streichle ihm mit beiden Händen Brust, Bauch und Nacken. Er liegt einfach nur da, völlig hypnotisiert.

»Was hast du mit ihm gemacht?« Eine tiefe Stimme, wie in warme Butter getaucht, gleitet über meine Haut.

Ich drehe meinen Kopf in seine Richtung. »Lass uns in Ruhe«, befehle ich.

»Sieh ihn dir an, er ist defekt!« In Dessin Stimme schwingt ein Lachen mit, das er noch nicht losgelassen hat. Er stapft mit einem toten Tier und Feuerholz in den Händen zu uns hinüber. »He, Flohkopf! Ich habe dir gesagt, du sollst Wache halten und nicht Skylenna unter deinem fetten Körper zerquetschen!«

Ich breche in Gelächter aus. DaiSzek scheint die Beleidigungen zu verstehen, rollt sich von mir herunter und galoppiert mit beeindruckender Wucht in Dessins unteren Bauch. Dessin fällt mit einem Grunzen hintenüber und schlingt seine Arme um DaiSzeks Hals. »Dir auch hallo, du Faulpelz.«

»Lass ihn in Ruhe, er brauchte nur eine Pause.« Ich drücke mich aus dem Dreck hoch und gehe auf die beiden zu, die auf dem Boden miteinander ringen.

»Was glaubst du, was du da tust, hm? Du verteilst deinen Duft auf meinem Mädchen?!«

Warte. Er hat mein Mädchen gesagt.

Ich halte den Atem an. Ich könnte ihn fragen, was er meint. Aber wir sind Freunde. Nur Freunde. Das sind wir immer gewesen, abgesehen von den Momenten, in denen wir viel zu freundlich waren.

Nachdem er DaiSzeks Spieltrieb gestillt hat, sieht er zu mir auf. Seine dunklen Augen mustern mich neugierig. Ich frage mich, ob ihm klar ist, was er gerade gesagt hat.

»Hast du Hunger?« Er wischt sich den Staub von der Kleidung. Die Muskeln in seinen Armen spannen sich an, während er schnell das Holz und das tote Tier zusammensammelt.

»Ja.« Hör auf, ihn so anzuschauen. Ich schaue weg.

Er rückt näher an mich heran und neigt seinen Kopf nach unten, um mir in die Augen zu sehen. »Gut, denn heute Abend werden wir am Feuer eine kleine Geschichte hören.«

 

 

 

Ich kaue mein Essen. Irgendwie lässt der Anblick, wie Dessin sich die Mühe macht, mir etwas zuzubereiten, es gleich viel besser schmecken. Aber ich passe auf, mir nicht komplett den Bauch vollzuschlagen, und nehme nur kleine Bissen, ohne seine Aufmerksamkeit zu erregen. Das ist inzwischen zu einer toxischen Angewohnheit geworden. Die Art und Weise, wie mein Verstand das Dopamin verweigert, das mein Körper bei dem köstlichen Geschmack ausstößt.

Die Zwänge dieser Stadt verfolgen mich noch immer.

»Bitte sag mir, dass es besser schmeckt als Auricks schicke Abendessen.« Er liegt auf der Seite, auf einen Ellbogen abgestützt, während er am Feuer isst. DaiSzek liegt schlafend hinter uns.

Aurick. Ich habe schon lange nicht mehr an ihn gedacht. Er hat keine Ahnung, wo ich bin. Bin ich ein schlechter Mensch, weil ich nicht an ihn denke? Wir waren Freunde. Wir haben zusammengelebt. Ich bin gegangen, ohne an ihn zu denken oder daran, wie er sich dabei fühlen würde.

Aber er hat mich geschlagen und deswegen schulde ich ihm nicht einen Moment an Mitleid.

»Bereust du es, ihn verlassen zu haben?« Dessin blickt nun zu mir auf, seine schokoladenbraunen Augen glühen wie heiße Kohlen im Licht des orangefarbenen Feuers.

Ich reiße mich von der Gedankenspirale los, die mich eingeholt hat. Anscheinend hat er Angst vor meiner ehrlichen Antwort. »Du hast immer gewusst, dass er mich verletzen würde. Wie?«

»Kanes Antwort auf diese Frage hat dir nicht ausgereicht?«

»Nicht wirklich. Sie war sehr vage.«

»Er hat die Wahrheit gesagt«, sagt er und nimmt einen weiteren Bissen.

»Er hat die halbe Wahrheit gesagt.«

Dessin zuckt mit den Schultern und konzentriert sich auf die Funken, die aus dem Feuer fliegen.

Ich gähne herzhaft. »Greystone wird es mir wahrscheinlich sagen. Er ist ein ehrlicher Mann.« Ich blicke in die Dunkelheit und warte auf eine Reaktion von Dessin. Wenn Kane schon von Greystones Existenz genervt wirkte, kann ich mir nur vorstellen, wie Dessin über ihn denkt.

Dessin lässt den Kopf sinken, als er seinen letzten Bissen Fleisch ins Feuer wirft. »Ich würde lieber über jeden anderen reden, nur nicht überden kleinen Greyshit«, grunzt er.

Ein Lachen kitzelt in meinen Lungen, aber ich begnüge mich mit einem neckischen Grinsen. »Kein Fan von ihm?«

Er schnaubt.

»Warum nicht?«

»Er ist nutzlos, aufgeblasen, nervig, hat ein loses Mundwerk und tut alles dafür, Pläne zu ruinieren.« Dessin wirft mir einen Blick zu, als hätte ihn das bloße Sprechen über Greystone jeder Freude beraubt.

»Er hat mir von den anderen Alter erzählt«, sage ich und setze mich auf. »Warum hast du mir das nicht gesagt?«

»Wir waren an einem gefährlichen Ort, umgeben von Leuten, die dieses Wissen gegen uns verwendet hätten. Ich würde niemals die Sicherheit der anderen riskieren.« Er setzt sich jetzt ebenfalls auf, sein von Loyalität erfüllter Blick brennt sich in meinen.

Das ergibt Sinn. Ich kann Dessin nicht verübeln, dass er sie schützen will. »Erzählst du mir von ihnen?«

»Ich bin sicher, du wirst bald einige von ihnen kennenlernen«, seufzt er.

»Ich dachte, du wolltest mir Geschichten am Feuer erzählen!« Der Wind pfeift durch die Äste um uns herum und zwingt das Feuer zu einem stotternden Geräusch.

Ich schaue mich in den Wäldern um, die jetzt in völlige Dunkelheit gehüllt sind. Extreme Schwärze. Kein Licht. Kein Flackern der Sterne, kein Glühen des Mondes. Der immergrüne dunkle Wald ist eine schwarze Grube der Blindheit.

»Mmm.« Er stochert mit einem Stock im Feuer herum und beginnt zu erzählen. »Als ich in Demechnefs Trainingslager war, war ich nicht der Einzige, der trainiert wurde. Es gab noch andere.«

»Andere ... wie dich?«

»Mm-hmm. Nur zwei kamen vor mir und zwei trainierten mit mir. Die beiden, die ich nie getroffen habe, haben sich nach ein paar Jahren Training umgebracht, und die beiden, die mit mir trainiert haben, waren etwa fünfzehn Jahre alt.« Dessin reicht mir ein weiteres Stück gekochtes Fleisch. Das ist ein Vorteil daran, die Stadt zu verlassen – ich muss nicht mehr hungern.

»Der Name des Mädchens war Vinaley, der des Jungen Valentine, kurz Val. Vinaley kam mit unserer Umgebung nicht zurecht, mit den Schmerzen, den Misshandlungen, der körperlichen Konditionierung. Sie machte alles mit, befand sich aber in einem katatonischen Zustand. Am schwierigsten war es, Val dabei zuzusehen. Er war in sie verliebt, kümmerte sich um sie. Er fand sogar neue Wege, ihr Training zu verringern und mehr selbst zu übernehmen.«

Ich bleibe ruhig, halte meinen Atem flach und gleichmäßig. Ich will ihn nicht unterbrechen oder etwas sagen, was ihn davon abhalten könnte, seine Geschichte mit mir zu teilen.

»Er hielt sie jede Nacht im Arm, während sie ihn anflehte, sie nach Hause zu bringen. Sie hat immer wieder gesagt: Ich will nach Hause.« Dessin seufzt und fährt sich mit dem Finger über den Kiefer. »Val war ein guter Mann. Jemand, zu dem ich aufgesehen habe. Er kümmerte sich nicht nur um Vinaley, sondern auch um mich, weil ich noch so jung war. Als ich elf Jahre alt war, tötete er Vinaley im Schlaf und erhängte sich dann über ihrem Bett. Er tat genau das, worum sie ihn gebeten hatte ... Er nahm sie mit nach Hause.«

Ich starre ihn ungläubig an. »Was?«

»Es war die einzige Möglichkeit, wirklich zu entkommen.«

»Aber« – ich lasse mein Essen sinken – »wenn sie alle wie du waren, fähig, anders zu denken, warum konnten sie dann nicht einen anderen Ausweg finden?«

Er gluckst. Schaut zum Himmel hinauf. Für ihn bin ich ein Kind. Ein Kind, das noch an Magie und Happy Ends glaubt. »Sie waren alle wie ich. Nur etwas anders. Wir alle sind aus unserem Trauma mit gegenteiligen Stärken hervorgegangen. Meine sind Planung, Beobachtung menschlichen Verhaltens, Schlussfolgerungen und Täuschung. Vals Stärke war Empathie. Er konnte sehr gut verstehen, wie sich jeder Einzelne fühlte. Er konnte spüren, ob jemand Angst vor ihm hatte oder vor einer Spinne in der Ecke. Das war eine Gabe und ein Fluch zugleich. Eine Gabe, weil er bei jedem eine Schwäche erkennen konnte. So konnte er neun verschiedene Fluchtversuche unternehmen.«

»Was ist mit Vinaley?«

Er schaut nachdenklich zu Boden. »Ich bin mir nicht ganz sicher. Sie war in etwas Mächtigem begraben. Nicht mal Val wusste es. Er wusste nur, dass das Training ihr Angst einjagte. Aber was auch immer ihre Stärken waren, sie verschlangen sie in Verwüstung. Es zerstörte ihn, zu fühlen, was sie fühlte.«

Ich rücke näher an ihn heran. Das Feuer wärmt meine kalten Zehen.

»Hast du gewusst, dass er es tun würde? Sie ermorden und sich selbst umbringen?« Mein Knie berührt seins und er blickt unter seinen schwarzen Wimpern zu mir auf.

»Ich wusste es.« Eine weiche Kaschmirdecke umhüllt seine Stimme. »An jenem Morgen erzählte er mir von den größten Ängsten eines jeden Menschen in Demechnef. Er sagte mir, was in ihnen Furcht und Unbehagen hervorruft. Er erzählte mir innerhalb von einer Stunde alles, was er herausgefunden hatte. Er brauchte sich nicht zu verabschieden oder mir zu sagen, was er zu tun gedachte. Ich wusste es. Ich hatte schon seit einiger Zeit gewusst, dass er es tun würde.«

Ich reibe mir mit der Handfläche über die rechte Gesichtshälfte. »Ich verstehe das nicht. Warum ist es dir gelungen, zu entkommen, und ihnen nicht?«

»Val und Vinaley haben es nicht geschafft, ihre Schwächen vor Demechnef zu verbergen. Kane hatte Glück, dass er mich hatte, um das zu schützen, was ihm am meisten bedeutet. Ohne mich und einige andere Alter würden sie alles wissen.«

Die Schwere des Schlafes legt ihre Arme um mich, streichelt meine Augenlider, um sie zu schließen. Ich blinzle langsam und lehne mich an seine Seite.

»Soll ich dir was sagen?«, frage ich zäh, als wären die Worte in Klebstoff getaucht worden.

»Hmm?«

»Du und DaiSzek seid definitiv meine Schwäche.«

 

 

 

Meine Haut hat eine zweite Haut gebildet und die heißt Schmutz.

Meine Hände fühlen sich schmutzig an, wenn ich sie aneinander reibe, als hätte ich frischen Teig gerollt. Der Rest meines Körpers ist steif vom Schlafen im Dreck. Meine Muskeln sind auf der linken Seite verhärtet und sie zu bewegen, ist, als würde ich in ein altes Brot beißen. Und ich traue mich nicht, meine Fußsohlen anzuschauen.

Dessin zeigt mir eine kleine Lagune, in der ich baden kann. Ich höre das Wasser friedlich über Felsen und Schlammklumpen plätschern. Das Wasser ist ein Laken aus schwarzem Kristall.

Ich zögere, hineinzuklettern. Was, wenn unter der Oberfläche gefährliche Bestien lauern?

Aber ich bin mit Dessin hier. Er würde nie zulassen, dass mir etwas zustößt. Ich ziehe meine Kleider aus und werfe sie ins Wasser. Dessin hat mir ein Stück Seife gegeben, das nach Heckenkirsche und Jasmin duftet. Ich steige hinein und spüre, wie der schlammige und nasse Lehm meine Schritte abfedert. Das Wasser ist eiskalt, es fehlt die natürliche Sonneneinstrahlung, die es warm halten würde. Nebel und Dunkelheit winden sich um die Bäume und schleichen sich wie ein Raubtier über den rieselnden Wasserfall.

Ich bewege mich schneller durch die dunkle Lagune, in der Hoffnung, dass sich meine Haut an die Temperatur gewöhnt, damit der überwältigende Drang, wieder herauszusteigen, verschwindet. Das Wasser reicht mir bis zum Hals und mein Körper zittert wie ein Feigling an der Front im Krieg. Ich halte den Atem an und ziehe die Beine an die Brust, damit ich im arktischen Eis versinken kann. Als ich mit nassem goldenem Haar, das an meinem Nacken und Rücken klebt, wieder auftauche, fühlt sich mein Fleisch taub an und hat Frieden mit den kühlen Temperaturen geschlossen. Mit der Seife in meiner rechten Hand mache ich mich an die Arbeit.

Ein Ring aus Öl und Schmutz bildet sich um meinen Körper, während ich mein Gesicht und meinen Hals schrubbe und mit dem Seifenstück durch mein dickes, nasses, verwuscheltes Haar fahre. Ich hüpfe im Wasser auf und ab, spüre, wie die kalte Atmosphäre der Lagune meinen nackten Körper befreit. Nachdem ich mich bis zu den Zehen gereinigt habe, halte ich den Atem an, um den restlichen Schaum abzuwaschen. Als ich wieder hochkomme, sehe ich DaiSzek in gebückter Haltung über mir stehen, da, wo der schmale Bach in den Wasserfall übergeht, der die Lagune speist.

Er blickt auf etwas vor sich, zu meiner Rechten. Tief über den Boden gebückt macht er jeden Schritt, als wäre die Erde aus Glas und könnte jeden Moment zerbrechen.

»Was machst du denn da oben?«, frage ich mit heller Stimme, wie man mit einem Kind sprechen würde. Er sieht nicht in meine Richtung. Sein Blick ist konzentriert und präzise.

Die Angst trifft mich und läuft meine Wirbelsäule hinauf.

Hände greifen nach meinen Schultern und drehen mich im Wasser herum. Ich bedecke meine Brüste und schreie fast auf, als ich Dessin vollständig bekleidet neben mir im Wasser sehe. Der Duft von Zedernholz vermischt sich mit dem Aroma des trüben Wassers.

Sanft legt er eine Hand auf meinen Mund und bringt mich so zum Schweigen. Seine andere Hand wandert über meinen unteren Rücken. Wir bewegen uns auf einen tief hängenden Baum zu, der neben dem kleinen Wasserfall die Oberfläche der Lagune streift. Er lenkt uns unter die Blätter, um uns vor dem zu verstecken, an das sich DaiSzek anpirscht.

Meine Augen suchen voller Panik seinen Blick. Aber seine sind ruhig wie die eines Königs, der so weise ist, dass er für immer regieren würde. Er lehnt seine Stirn an meine und schließt die Augen. »Nicht bewegen«, flüstert er.

Schritte schlurfen hinter unseren Köpfen herum. Geflüster und das Klirren von Metall. Dessins Atem streift meine Lippen und Wangen. Und schon ist der Drang, ihm noch näher zu sein, wieder spürbar und brennt in meinen Fingerspitzen.

Sein finsterer Blick ist wie eine Lawine. Furchterregend, gefährlich und grausam. Ich hebe die Hand, die über meinen Brüsten liegt, und lege sie auf seinen Unterarm.

Seine Augen öffnen sich. Und ich kann den Wechsel in ihm sehen, die Dissoziation, die Veränderung der Anspannung über seinen Brauen. Es ist, als würde man beobachten, wie sich die Wolken nach einem Hurrikan verziehen.

Es ist Kane. Er legt seine Hand an mein Gesicht und ich lehne mich in seine sanfte Berührung. Das lässt etwas in ihm erwachen. Sein Körper presst sich an meinen und klemmt mich zwischen ihm und der Wand unter dem tief hängenden Baum ein.

Ich weiß, es sind zwei verschiedene Menschen und ich sollte mich nicht zu beiden hingezogen fühlen. Aber jeder von ihnen hat etwas, das mich anzieht.

Er seufzt, die Stirn immer noch gegen meine gepresst, die Lippen so nah, dass ich sie fast schmecken kann. Und wieder rast mein Puls und steigert mein Bedürfnis, meine Lippen auf seine zu pressen.

»Kane«, hauche ich und bewege meine Lippen näher zu seinen. Wenn er nur den Abstand verringern würde ...

Plötzlich ertönt ein schnaubendes Geräusch über meinem Kopf, das mich zusammenzucken lässt. DaiSzeks große schwarze Nase schiebt sich durch das Geäst des Baumes, unter dem wir uns verstecken. Kane stößt einen langen Atemzug aus und lässt seinen Kopf nach hinten fallen. »Sie sind weg.«

Ich lasse meinen Blick auf ihm liegen. Wenn ich nur einen Moment länger mit ihm hätte allein sein können.

»Woher wusstest du, dass ich es bin?«, fragt er und lässt seine Hände von meinem Körper fallen. Ein leeres, hohles Gefühl erfüllt die Stellen, die seine Hände vorher bedeckt haben.

Ich schlinge meine Arme über meine Brüste, während ich mich von der plötzlichen Distanz erhole.

»Dir ist kalt. Komm, lass uns dich abtrocknen und anziehen.« Er berührt mein Schulterblatt und lenkt uns zum Ufer. »Ich gehe zuerst, damit ich dir etwas zum Bedecken holen kann.«

Seine Kleidung ist durchnässt, ein Regenguss aus kaltem Wasser läuft von ihm herab. Er kniet sich hin und holt eine braune Wolldecke in Skylenna-Größe aus seiner Tasche; er streckt sie mir hin, dreht den Kopf und schaut weg.

Ich stelle mich vor ihn und drehe mich mit dem Rücken zur Decke. Der scharfe Wind sticht auf meiner Haut.

Kanes Hände bleiben noch kurz auf mir liegen, nachdem er mein Haar aus der Decke gezogen hat. »Du hast meinen Namen gesagt. Woher wusstest du, dass ich es wieder bin?«

Ich klappere mit den Zähnen, als ich antworte. »Ich habe es einfach gespürt.«

»Wie?« Sein Blick ist wie eine verschlossene Truhe voller Geheimnisse.

Ich zucke mit den Schultern. »Wenn du deine Augen öffnest und mich ansiehst. Es fühlt sich an wie der Blick eines Mannes, der nach Hause kommt. Ich weiß nicht, ich kann es nicht erklären.« Ein heftiger Schauer überkommt mich und ich vergrabe mein Gesicht in der Wärme der Wolle.

Er schlingt seine Arme um mich und küsst meinen feuchten Scheitel. »Ich würde sagen, das ist eine ziemlich gute Erklärung.« Seine Brust hebt sich bei seinem scharfen Einatmen. »Skylenna, du bist mein Zuhause.« Er spricht und es fühlt sich an, als würde ich von der Wärme meines Bettes aus einem Gewitter zuhören. Ein Rausch der Freude gräbt sich in meine Seele.

 

 

 

Während ich das von ihm zubereitete Reh aufesse, lehne ich mich zurück und betrachte die Sterne. Wir sind nahe am Rand des Evergreen Dark Wood, wo sich die Bäume über uns so weit öffnen, dass man Teile der Sternkonstellationen sehen kann.

»Denkst du oft an deine Familie?«, frage ich.

Ich höre, wie er neben mir aufhört, sich zu bewegen. »Meine Familie?«

Ich nicke. »Deine Mutter und Arthur?«

Es hört sich an, als würde er den Atem anhalten. »Ich versuche, es nicht zu tun.«

»Sie sind da oben, weißt du.« Ich zeige hinauf zu den Sternen. »Sie wachen jetzt über uns, als Schutzengel.«

Ich schaue zu ihm hinüber, sein Gesicht ist zu den Sternen gewandt.

»Nur die stärksten Seelen können ertragen, was deine Familie ertragen musste. Und das bedeutet, dass sie Schutzengel geworden sind. Ich glaube, deine Mutter und dein kleiner Bruder sind bei uns, wo immer wir auch hingehen.« Ich lächle ihn an. »Sie beschützen uns.«

Er lächelt, doch in seinem Blick liegt eine plötzliche Schwere von Traurigkeit. Ein Signallicht für die Dunkelheit, so wie ein Geier vom Blut angezogen wird. »Sind all die Gedanken in deinem Kopf so süß?«

»Nur die über dich.« Ich schließe sofort die Augen. Super.

Ich hebe meine Hand, um sie über meine Augen zu schlagen, aber er fängt sie ab. Kanes Hand schlingt sich um meine und zieht sie zu sich heran. »Wenn das wahr ist, warum erzählst du sie mir dann nicht?« Er küsst sanft meine Fingerknöchel. Ein heißes, nervöses Gefühl durchströmt meinen Bauch. Splitter von Verlangen durchfluten meine Gedanken und vernebeln meinen Blick.

»Ich – Nun, weil –« Nichts. Ich kann nicht denken. Leer. Mein Verstand ist Pudding.

Er drückt meine Hand mit beiden Händen an seine Brust, hält sie warm. Mein Ausatmen verwandelt sich in ein leises Summen. »Ich möchte alle deine Gedanken hören. Immer.«

»Das hast du mit Dessin gemeinsam.« Ich stoße ein nervöses Lachen aus.

»Und das gefällt dir nicht?«

Ich zucke mit den Schultern. »Ich glaube nur nicht, dass du wirklich alles hören willst, an das ich denke.«

»Du meinst, du willst nicht sagen, wann du an mich denkst.« Ich höre das Lächeln, das in seinen Worten liegt. Ich drehe mich auf die Seite und lege meine freie Hand auf seine Schulter.

»Das stimmt.« Ich halte inne, während sich die Worte aus meiner Kehle befreien. »Du bist mein Freund. Mein bester Freund. Ich will nicht, dass das endet.«

Er sieht mich an und zeigt mir ein Lächeln, das so heiß ist wie ein frisch gebackener Blaubeerkuchen. »Bis die Hölle gefriert.«

Ich grinse zurück. »Und selbst dann noch.«

 

 

 

Ich erwache von dem tiefen Knirschen meiner eigenen Zähne und davon, dass mein Gesicht von einer Masse aus schwarzem Fell verschluckt wird. Die kühle Morgenluft küsst meine Arme, meinen Nacken, meine im Dreck versunkenen Zehen. Ich streichle DaiSzeks Fell und lächle. Ich will ihn gerade begrüßen, als ich Kane auf der anderen Seite von ihm erblicke, der immer noch schläft.

Die Sonne geht gerade erst auf und ich kann nicht glauben, dass ich vor ihm wach bin. Seine rechte Hand ist unter DaiSzeks Hals geklemmt. Sein Gesicht ist friedlich wie das eines Gefangenen, der gerade von seinen Fesseln befreit wurde. Ich lege mein Kinn auf DaiSzeks Rücken, um ihn besser sehen zu können. Die Stoppeln entlang seines Kiefers, seine langen, tiefschwarzen Wimpern, seine vollen, weichen Lippen.

»Genießt du den Anblick?«, murmelt Kane schläfrig.

Du hast ja keine Ahnung. »Woher wusstest du, dass ich dich anstarre?«

Er kneift sich in den Nasenrücken. »Das ist mein neunter Sinn.«

»Neunter?!«

Er lacht und stützt sich selbst hoch. »Sieh mal an, wer uns letzte Nacht vor Frostbeulen bewahrt hat. Wie hast du geschlafen, Dai?« Er wuschelt durch DaiSzeks Fell. Der RottWeilen hebt seinen Kopf, als ob er mehr wiegen würde als ein Berg. Er drückt sein Kinn in Kanes Hände, während er von ihm gestreichelt und liebkost wird.