Theater unser - Anne Fritsch - E-Book

Theater unser E-Book

Anne Fritsch

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Beschreibung

Was ist da los in Oberammergau? Seit beinahe 400 Jahren führen die Menschen in dem oberbayerischen Alpendorf alle zehn Jahre die Passion Christi auf. Alle zusammen. Großeltern, Eltern, Kinder und Enkelkinder stehen gemeinsam auf der Bühne. Sie folgen einem Gelübde ihrer Vorfahren, das einst die Pest fernhalten sollte. Dieses Buch will ergründen, warum die Theaterbegeisterung der Dorfbewohner bis heute ungebrochen ist. Es blickt hinter die Kulissen und begleitet die Entstehung der Passionsspiele im Jahr 2022 mit ihren über 2000 Mitwirkenden. Die Autorin Anne Fritsch hat mit vielen von ihnen gesprochen: über ihre Motivation, über besondere Rituale wie etwa den Haar- und Barterlass und über das Leben mit Theater auch in Zeiten der Corona-Pandemie. Und darüber, warum Aufgeben keine Option ist.

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ANNEFRITSCH

THEATER UNSER

Wie diePassionsspiele Oberammergauden Ort verändernund die Welt bewegen

Anne Fritsch

Theater unser

Wie die Passionsspiele Oberammergau den Ort verändern und die Welt bewegen

© 2022 by Theater der Zeit

Texte und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich im Urheberrechts-Gesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeisung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

Verlag: Theater der Zeit

Verlagsleiter: Harald Müller

Winsstraße 72, 10405 Berlin, Germany

www.theaterderzeit.de

Lektorat: Nicole Gronemeyer

Gestaltung: AMEN Gestaltung, www.soseies.com

Druck: Druckhaus Sportflieger, Berlin

Fotos:

Annelies Buchwieser: S. 65

Arno Declair: S. 45, 48

Anne Fritsch: S. 19, 74, 85

Jenny Greza: S. 15

Christoph Leibold: S. 55, 120

Brigitte Maria Mayer: S. 96

Dieter Mayr: S. 10, 28

Gabriela Neeb: S. 113

Sebastian Schulte: S. 6, 31, 71, 99, 106, 115, 126, 130, 135, 138, 143, 147, 167, 168, 181, 186

Andreas Stückl: S. 36, 153, 158, 160

ISBN 978-3-95749-394-1 (Paperback)

ISBN 978-3-95749-396-5 (ePDF)

ISBN 978-3-95749-395-8 (EPUB)

für

Emma & Anton & Robert

INHALT

Prolog

Oberammergau

Theater im Kollektiv

Schuld und Sühne

Was lange gärt

Vom Ende als Anfang

Making-of

Jesus Christ Superstar

Backstage

Die neue Seuche

Zeit für Utopien

Epilog

Dank

Quellen/Anmerkungen

Wer am Ende ist, kann von vorn anfangen, denn das Ende ist der Anfang von der anderen Seite.

Karl Valentin

PROLOG

Alle zehn Jahre hören die Menschen in einem Dorf in Oberbayern für eineinhalb Jahre auf, sich die Haare zu schneiden. Sie tun das, um die Kreuzigung Christi nachzuspielen. Das machen sie seit beinahe 400 Jahren. Was einigermaßen kauzig klingt, ist ein Ereignis von überregionalem Interesse und seit 2014 sogar „immaterielles Kulturerbe“: die Oberammergauer Passionsspiele. Fast eine halbe Million Menschen pilgern im Passionsjahr aus aller Welt ins Voralpenland, um sich dieses Spektakel anzuschauen. Und diese Spiele sind keineswegs eine in die Jahre gekommene Angelegenheit: Die Besetzung 2022 ist die jüngste in der Geschichte, die Motivation im Ort größer denn je.

Als ich das erste Mal hörte, dass es in einem Dorf namens Oberammergau ein Passionsspiel gibt, war ich elf Jahre alt. Es war 1990, das Jahr, in dem Christian Stückl zum ersten Mal Spielleiter war. Das wusste ich damals nicht. Ich saß mit meiner Familie in München im Biergarten. Am Chinesischen Turm im Englischen Garten. Eine Freundin meiner Eltern erzählte, sie werde im Sommer nach Oberammergau fahren, zu den Passionsspielen, die nur alle zehn Jahre stattfinden. Alle außer mir wussten, wovon da die Rede war. Ich habe nicht nachgefragt. Aber etwas ist hängengeblieben. Dieses „nur alle zehn Jahre“ und dieses „das ganze Dorf spielt mit“.

Bis ich die Passionsspiele selbst sehen sollte, vergingen noch zwanzig Jahre. Ich studierte. Theaterwissenschaft, Germanistik und Jüdische Geschichte, anschließend Kulturjournalismus. An die Passionsspiele dachte ich nicht mehr, die Spiele 2000 gingen von mir unbemerkt über die Bühne. 2010 dann arbeitete ich als Theaterkritikerin, Christian Stückl war Intendant des Münchner Volkstheaters geworden. Mit ihm war Oberammergau wieder in meinen Dunstkreis gekommen, quasi der Berg zum Propheten, oder: die Spiele zur Kritikerin. Ich bekam eine Einladung zur Premiere. Es war Mai und es war kühl, als der Shuttle-Bus vom ZOB, dem Zentralen Omnibusbahnhof in München, abfuhr. Wir waren nicht eben elegant gekleidet, eher wie für eine Exkursion in die Berge, mit Skiunterwäsche, warmen Jacken und dicken Socken. Und genau das war es ja auch: eine Exkursion in die Berge. Auf der Garmischer Autobahn begann es zu schneien. Im Theater, das zwar im Zuschauerbereich überdacht, aber zur Bühne hin offen ist, war es bitterkalt. Am Eingang wurden rote Fleecedecken verteilt, die famos zu den Gewändern der Kardinäle passten, die neben uns im Zuschauerraum saßen.

Eine Reise zu den Passionsspielen ist auch eine Exkursion in die Berge.

Diese Premiere war eine ungemein feierliche Angelegenheit. Man spürte, dass dieses Dorf seit zehn Jahren darauf gewartet hatte, wieder die Geschichte vom Leiden Christi zu spielen. Ich hatte vorher nicht genau gewusst, was mich da erwartete, hatte mit einem Laienspiel im großen Format gerechnet. Womit ich nicht gerechnet hatte, waren (neben der unglaublichen Kälte) der Chor, das Orchester, die Ausstattung. Die Professionalität. Ich war überwältigt. Und ich, die ich zwar in der Grundschule den Religionsunterricht besucht hatte, aber einem eher religionsfernen oder religionsentfernten Haushalt entstamme, lernte eine ganze Menge über die letzten Tage im Leben von Jesus. Als dieser, gespielt von Frederik Mayet, am Ende eine gefühlte Ewigkeit halbnackt am Kreuz hing, während ich trotz des zweiten Paares Socken, das ich mir in der Pause im örtlichen Drogeriemarkt gekauft hatte, auf meinem Sitz zitterte vor Kälte, dachte ich, auch das gliche einem Wunder, wenn der keine Lungenentzündung bekäme.

Er war noch nicht vom Kreuz genommen, da war mir klar, dass ich mir dieses Spiel nicht noch einmal entgehen lassen würde, dass ich auch in zehn Jahren dabei sein wollte. Ich wollte herausfinden, was da los ist in Oberammergau. Warum sie alle so viel auf sich nehmen für dieses Theaterspiel. Was sie motiviert. Woher ihre Begeisterung kommt. Ist es die Religion oder das Theater, an das sie glauben und das sie zusammenhält? Woher kommt die Professionalität, mit der sie ihre Passion angehen? Was sind die Geschichten hinter den Spielen? Wie entstehen sie? Wie haben sie sich über die Jahrhunderte verändert? Wie den Ort?

Ungefähr ein Jahr vor der geplanten Premiere 2020 habe ich begonnen, die Vorbereitungen für die Spiele zu verfolgen, habe einen Blog für die Passionsspiele geschrieben, Proben besucht, mit vielen Menschen in Oberammergau gesprochen. Und je mehr sie mir erzählt haben, desto faszinierter war ich von all den Geschichten rund um diese jahrhundertealte Tradition. Davon, wie stark das gemeinsame Theaterspiel das Leben im Ort prägt. Wie die Menschen ihr Leben nach der Passion planen. Von der Relevanz, die sie hat. In diesen Tagen würde man sagen: Hier ist das Theater systemrelevant. Als im 17. Jahrhundert die Pest in Oberbayern und Oberammergau wütete, suchten die Dorfbewohner ihre Rettung im Theaterspielen. Sie gelobten, alle zehn Jahre das Leiden Christi aufzuführen, um von der tödlichen Krankheit verschont zu werden. Angeblich starb seitdem im Ort niemand mehr an der Pest. Und etwas von diesem Glauben daran, dass Theater die Welt retten kann, ist den Ammergauern bis heute geblieben.

Nun, da ich das schreibe, wurden die Passionsspiele 2020 abgesagt, verschoben auf 2022. Eine neuerliche Seuche hat die Proben zwei Monate vor der Premiere zum Erliegen gebracht: das Coronavirus. Denn Oberammergau, das ist das Gegenteil von Quarantäne, von sozialer Isolation: Oberammergau, das ist Theater, das aus dem Vollen schöpft. Wo es auf der Bühne alles gibt, und von allem jede Menge: Orchester, Chor, Alte, Junge, Kinder, Tiere … Ein Theater ohne Maß – und ohne Mindestabstand.

Kurz nach der Absage der Passion 2020 habe ich mit Christian Stückl telefoniert. Es war die Zeit des Lockdowns, als alle von einem Tag auf den anderen auf sich gestellt waren. Als alle möglichen Wörter auf einmal mit der Vorsilbe „Home-“ versehen wurden. Home-Office, Home-Schooling, Home-Entertainment. Als alles, was eigentlich draußen passiert, auf einmal zuhause stattfinden musste. Nur Home-Theater, das funktioniert eben nur bedingt (das wurde nach einer Weile Streaming-Euphorie deutlich spürbar). Und Home-Passionsspiele erst recht nicht. Der sonst nimmermüde und immer enthusiastische Regisseur klang bedrückt, traurig. Doch schon am Ende unseres Telefonats blickte er wieder nach vorn: Die Passion 2022 wird kein Nachholen der Passion 2020 sein. Wieder werden er und sein Team neu auf die Welt schauen, die sich gerade so stark verändert. Wohin wissen wir noch nicht. Die Gewissheit, dass es die Passionsspiele seit fast 400 Jahren gibt, dass sie die Reformation, die Spanische Grippe und zwei Weltkriege überlebt, allerlei Legitimationskrisen und noch mehr heftige Streitereien im Dorf durchgestanden haben, relativiert in diesen Tagen einiges. Es geht immer irgendwie weiter. Auch das ist eine Botschaft dieser Spiele, die aus einer heftigen Krise heraus entstanden sind und denen verschiedenste Krisen immer ein Motor für ihre Weiterentwicklung waren. Und so bedeutet das Schreiben dieses Buches in einer Zeit, in der die Welt stillsteht, auch Mut zu schöpfen.(Ostern 2020)

OBERAMMERGAU.EIN GANZ NORMALES DORF?

Oktober 2019. Ich sitze mit einem Croissant und einer Thermoskanne voll Tee im Zug nach Oberammergau, auf einem meiner ersten Rechercheausflüge ins Oberland, bin verabredet zu allerlei Gesprächen. Es ist ein sonniger Herbstmorgen. Covid-19 gibt es noch nicht, die Premiere der 42. Passionsspiele ist für den Mai 2020 geplant, die Einladungen sind verschickt, die meisten Tickets verkauft. Oberammergau befindet sich im Vorbereitungsmodus. Der Bühnenbildner Stefan Hageneier wird mich durchs Passionstheater und die Werkstätten führen, mir seine Entwürfe und die Bühne zeigen. Markus Zwink, der Musikalische Leiter, wird mir erklären, wie er mit dem jahrhundertealten musikalischen Erbe umgeht und wieso die Kinder in Oberammergau gratis Musikunterricht bekommen. Ich werde Monika Lang kennenlernen, die mir in ihrem Wohnzimmer erzählt, wie sie mit ihren Mitstreiterinnen jahre- oder eher jahrzehntelang für die Gleichberechtigung der Frauen in der Passion gekämpft hat.

Über Unterammergau nach Oberammergau

Von München geht es mit dem Regionalzug nach Murnau, am Ufer des Starnberger Sees entlang Richtung Süden. Was Arbeit ist, fühlt sich an wie ein Ausflug. Raus aus der Stadt, hinein ins Oberland. Die Sonne glitzert auf dem See, außer mir sitzen Wanderer und Bergsteigerinnen im Zug. In Murnau steige ich um in den kleinen, eigentlich winzigen Pendelzug, der mich ans Ziel bringen wird. Zwischen Staffelsee und Murnauer Moos geht es nach Bad Kohlgrub, dann entlang der Ammer über Unterammergau nach Oberammergau. 37 Minuten fährt der Zug durch eine Landschaft, die aussieht, als wäre sie auf eine Modelleisenbahnplatte geschraubt. Wiesen, Bäume und Hügel. Im Hintergrund bauen sich allmählich die Alpen auf. Draußen ist es Herbst, alles leuchtet grün, gelb und orange. Eine Fahrt den Berg hinauf und irgendwie dem Himmel näher. Viel Natur, grasende Kühe und Schafe, vereinzelt Rehe und Greifvögel. Durch die Hänge fräsen sich Skipisten ins Tal. Wenig sonst. Bis der Zug und mit ihm die Romantik im Kopfbahnhof Oberammergau erst mal neben dem Discounterparkpatz zum Halten kommt.

Das Passionstheater ist nicht weit entfernt. Ein Stück die Straße hinunter, über die Ammer, links ins Zentrum. „Passionsspiele 2020“ steht in großen Buchstaben auf der Fassade der Geschäftsstelle geschrieben. Es ist ruhig an diesem Montag, alle gehen ihren Geschäften nach, kaum ein Tourist ist zu sehen. Dass während der Passionsspiel-Saison Tag um Tag 5000 Menschen hierherkommen, genauso viele wie im Ort wohnen, scheint kaum vorstellbar. Eine halbe Million sind es in der Spielzeit. Das sind beinahe doppelt so viele Besucher und Besucherinnen, wie die Salzburger Festspiele verzeichnen, achtmal so viele wie die Bayreuther Festspiele und annähernd so viele wie die Bayerische Staatsoper in einem ganzen Jahr.

Das Passionstheater steht im Zentrum von Oberammergau. Es ist Alleinstellungsmerkmal und Versammlungsort.

Nach München kamen 2019 (im Jahr vor Corona) 8,8 Millionen Touristen, also rund 24 000 pro Tag. Knapp fünfmal so viele wie Oberammergau an einem Passionsspieltag besuchen. Nur hat München 280-mal so viele Einwohner, eine zehnmal so große Fläche. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl des Orts müssten an einem einzigen Tag 1,4 Millionen Gäste nach München kommen, um Oberammergauer Dimensionen zu erreichen. Wo in München pro Tag 77 Touristen auf einen Quadratkilometer kommen, sind es in Oberammergau 167. Kein Wunder also, dass die Vorbereitungen hier bereits im Vorjahr der Passion auf Hochtouren laufen. Hotels, Pensionen und Privatzimmer werden renoviert und herausgeputzt, Straßen gerichtet und Parkplätze für Autos und Busse geplant.

Am Tag der Premiere wird aus dem abgelegenen Dorf für rund fünf Monate ein trubeliges, internationales. Im 19. Jahrhundert wurden die Passionsspiele zum beliebten Ziel internationaler Touristen. Vor allem im angelsächsischen und nordamerikanischen Raum entwickelte sich eine große Nachfrage nach dem „Oberammergau Passion Play“. Leopold Höhl beschreibt das in seinem „Führer zum Ammergauer Passionsspiel im Jahre 1880“ wie folgt: „Oberammergau. Jahrelang rauscht der Strom der Reisenden an dir vorüber, […] nur wenige, die echten Freunde der Natur, suchen dich heim. Und doch – mit einem Male erfüllt dein Name die halbe Welt, mit einem Male verlässt der Strom sein gewohntes Bett und richtet seinen Lauf zu deinen stillen Hütten, als ob eine geheimnisvolle unsichtbare Macht ihn dorthin geleitet hätte. Ja es ist auch eine solche Macht, die all die Tausende, gebildet und ungebildet, Stadt- und Landvolk, in ihren Zauberkreis lockt […] Das Passionsspiel ist für Tausende das Ziel ihrer Reise und Pilgerfahrt.“1

Was war geschehen? Die bayerischen Alpen und mit ihnen Oberammergau wurden ab circa 1840 bei britischen Touristen immer beliebter. Pferde-Omnibusse, neue Bahnlinien und der Bau der Straße von Ettal hinauf machten das Dorf besser erreichbar. Vor allem aber entdeckte der englische Reiseunternehmer Thomas Cook die Passionsspiele als Ziel und bewarb sie in großem Stil, „offerierte Pauschalreisen und Pilgerpakete, die sich derart starker Nachfrage erfreuten, dass es in den zeitgenössischen Berichten von amerikanischen und britischen Besuchern nur so wimmelt“.2 1970 fokussierte wohl sogar die Lufthansa ihre transatlantische Werbung auf Oberammergau.

Bis heute stellen zahlreiche amerikanische Reiseanbieter Pauschalreisen rund um das Passionsspiel zusammen. Da kann man wählen zwischen „Munich, Salzburg & Vienna with Oberammergau“ in acht, „Bavarian Highlights with Oberammergau“ in neun, „Catholic Central Europe with Oberammergau“ in neun oder „Grand Catholic Italy with Oberammergau“ in dreizehn Tagen. Dazu kommen jede Menge Individualreisende, die die vom Theater angebotenen Packages mit Übernachtung buchen, sowie Tagesbesucher aus der näheren Umgebung. Die Veranstalter schätzen, dass sechzig bis siebzig Prozent der Gäste 2010 aus dem Ausland kamen. Diesem Trubel kann sich auch der größte Theatermuffel im Ort nicht entziehen. Und die wenigsten wollen das. Für die Hotels, Souvenirläden und Gaststätten beginnt mit der Premiere im Mai eine Hochphase, die erst mit der letzten Vorstellung im Oktober endet.

Kein Dorf von Bauern

Doch auch außerhalb der Spielzeit ist die Passion – oder wie man im Ort sagt: „der“ Passion – in Oberammergau allgegenwärtig. Der erste Jesus, dem ich an diesem Tag begegne, ist auf eine Hauswand gemalt. Über einer kargen Landschaft hängt er am Kreuz, unter ihm die trauernde Maria, ihre Schwester und Maria Magdalena. Im Hintergrund ahnt man die Stadt Jerusalem. Auf einem anderen Haus sieht man die Oberammergauer 1633 mit gen Himmel gestreckten Fingern ihren Schwur leisten, während neben ihnen schon das erste Kreuz samt Jesus aufgestellt wird. „Lüftlmalerei“ nennt man diese Fassadenmalerei, die auf den noch feuchten Kalkputz aufgebracht wird und wohl hier erfunden wurde. Ihren Namen hat sie vermutlich vom Haus des Oberammergauer Fassadenmalers Franz Seraph Zwinck: „Zum Lüftl“. Auf die Häuser gemalt wurde alles Mögliche: architektonische Zierelemente wie Säulen, aber auch ländliche und christliche Motive. Die Sehnsucht, sich ein Bild zu machen von heiligen Begebenheiten, ist in Oberammergau omnipräsent. Überall finden sich Kruzifixe und Kreuzigungsdarstellungen aus vielen Jahrhunderten, gemalt auf Fassaden, geschnitzt in den vielen Holzschnitzereien als Souvenirs für daheim, in der Kirche und in mannigfaltigen Formen von naturalistisch bis abstrakt auf dem Friedhof. Die Jesus-Dichte ist hoch in Oberammergau.

Überhaupt ist es die Affinität zur Kunst im weiteren Sinne, die Oberammergau besonders macht. Die Landwirtschaft spielt eine untergeordnete Rolle: Das Klima ist rau, die Böden sind karg. Oberammergau ist kein Dorf von Bauern. Einen Traktor habe ich bei keinem meiner Besuche gesehen. Das Ortsbild wird vielmehr geprägt von den drei Hauptgeschäftszweigen: der Holzschnitzerei, dem Passionsspiel und dem Tourismus. Und diese drei sind untrennbar miteinander verwoben. Die Holzschnitzerei war gewissermaßen eine Voraussetzung dafür, dass sich im Ort immer genug Kreative fanden, die die Spiele stemmten, Bühnenbilder und Requisiten entwarfen. Die Spiele wiederum kurbelten den internationalen Tourismus an. Und die Reisenden nehmen gerne ein geschnitztes Kruzifix mit nach Hause.

Die Schnitzerei ist die Wurzel von allem. Lange bevor sie Theater spielten, waren die Oberammergauer Holzbildhauer.

Die Schnitzerei ist dabei noch älter als die Passion, sie ist die Wurzel von allem. Die Oberammergauer Männer, die das Passionsspiel initiierten, waren Holzschnitzer. Sie kamen nicht über die Passion zur Kunst, sondern vielmehr über die Kunst zur Passion. Das Bild von den theaterspielenden Bauern ist ein reizvolles, aber völlig falsches. Das stellt auch schon der britische Entdeckungsreisende Sir Richard F. Burton klar, der die Passionsspiele 1880 besuchte und sich in seinem Bericht von oben herab, aber durchaus unterhaltsam durch seine Erlebnisse im Oberbayerischen nörgelt: „Englische Schriftsteller tragen durch ihre Interpretation, es handele sich um das Werk ungebildeter Bauern in einem entlegenen Bergdorf, zum Mysterium des Passionsspiels bei. Die Darsteller sind keineswegs Bauern, sondern Handwerker, intelligent und, auf ihre Art, gebildet. Ich könnte sie ebenso gut Künstler nennen. Sie sind seit Generationen Holzschnitzer; ihre Arbeiten reisen von Europa bis Nordamerika, und das Dorf besitzt eine eigene Kunstschule.“3 Damals war die „Staatliche Berufsfachschule für Holzbildhauer Oberammergau“, wie sie heute heißt, gerade gegründet worden. Sie bewahrt die Tradition der Holzbildhauerei bis in die Gegenwart, auch wenn inzwischen die meisten Studierenden anderswoher kommen.

Schon im 16. Jahrhundert zogen die Oberammergauer Holzschnitzer mit ihren Kraxen Richtung Italien, um ihre Schnitzereien zu verkaufen. Der Ort lag günstig an der Handelsstraße von Augsburg nach Venedig, man war international verknüpft. Bald entwickelten sich Vertriebswege über die Grenzen hinweg, Handelshäuser wurden gegründet. Skulpturen und Spielzeuge aus Holz ernährten viele Familien. Generationen von Oberammergauern schnitzten Kruzifixe und Heilige, verbrachten ihre Lebenszeit mit biblischen Gestalten, interpretierten sie immer wieder neu und gaben ihnen ein dreidimensionales Gesicht. Wenn es darum ging, ihre Zunft nach außen zu vertreten, zeigten sie großes Selbstbewusstsein: 1923 reiste eine vierzehnköpfige Delegation aus Oberammergau unter der Leitung von Jesus-Darsteller Anton Lang in die USA, um Werbung für Passion, Schnitz- und Töpferarbeiten zu machen. Aufgrund der Inflation war damals „weder Geld noch Arbeit im Dorfe“.4 Um einen neuen Absatzmarkt zu erschließen, wollte man die eigenen Produkte durch eine Ausstellung in Amerika bekannt machen und so Kunden gewinnen.

Sechs Monate waren sie unterwegs, wurden am 15. März 1924 sogar vom Präsidenten Calvin Coolidge im Weißen Haus empfangen, stellten sich für ein Gruppenfoto auf der Westseite des Gebäudes auf. „Der Präsident reichte jedem die Hand, sprach einige Worte, er hätte über Oberammergau schon von einem Freunde gehört, freue sich, uns in seinem Lande begrüßen zu dürfen und wünschte uns guten Erfolg für unsere Ausstellung“, schreibt Lang in seinen Erinnerungen.5 Dennoch sprachen „einige Zeitungen von einem ungnädigen Empfang der Oberammergauer durch den Präsidenten“.6 Bereits am Folgetag schrieb Präsident Coolidge einen Entschuldigungsbrief an Anton Lang. Die Vorschriften des Weißen Hauses erlaubten öffentliche Reden nur vor diplomatischen Delegationen aus dem Ausland. „Das war der einzige Grund […], warum ich keine weiteren Ansprachen halten konnte“, so Coolidge.7

Es ist schon bemerkenswert. Da kommt eine Gruppe Männer aus einem kleinen Bergdorf in Oberbayern bis in die USA, wird vom Präsidenten empfangen. Und als es eine kleine Missstimmung gibt, entschuldigt dieser sich förmlich für das Missverständnis. Die Chuzpe, die die Delegation bis ins Weiße Haus brachte, kommt nicht von ungefähr, meint Ulrike Bubenzer, die im Oberammergauer Museum arbeitet: „Dieses Selbstbewusstsein hat sich hier über die Jahrhunderte entwickelt, wohl auch wegen dem Passionsspiel, dem Zuspruch und den prominenten Gästen.“ Die Oberammergauer sind kreativ, geschäftstüchtig und stur. Und ja: Sie bilden sich auch ein bisschen was darauf ein, was sie geschafft haben. Was ihnen im Umland Neid und die wenig freundliche Bezeichnung „Oberammergauner“ einbrachte. Und im Dorf für teils heftige Streitereien rund um die Passion sorgte. Hier vertritt man selbstbewusst seine Meinung – und gibt ungern nach, wenn andere anderer Meinung sind.

Profanes und Heiliges

Ansonsten ist Oberammergau ein gar nicht so kleines Dorf, das auf den ersten Blick vielen anderen in Bayern ähnelt. Eine Mischung aus Profanem und Heiligem, aus Hässlichem und Schönem, Kitsch und Kirche, Beton und Natur. Eingerahmt von durchaus schroffen Bergen wie dem Kofel, der wie ein einzelner Zahn hinter dem Ort aufragt und so wirkt, als wäre er nur aus Versehen hier. Lion Feuchtwanger, der 1910 nach Oberammergau kam, nannte ihn boshaft einen „rechten Reklameberg“. „Der Hochgebirgscharakter dieses Bergs erweist sich als Täuschung: nur die dem Dorf zugekehrte Seite ist schroff und wuchtig, der ganze Berg hat fünfhundert Meter Bodenhöhe und verschwindet sogleich, wenn man sich von Oberammergau entfernt.“8 Erwandert hat Feuchtwanger den Kofel wohl nicht, sonst wüsste er, dass die Reklame hier durchaus hält, was sie verspricht: Trotz seiner nur 1342 Meter hat der Kofel auf dem letzten Stück bis zum Gipfel durchaus kraxelige und gebirgige Passagen vorzuweisen.

Im letzten Jahrhundert hat sich einiges getan im Ort: Längst sind nicht mehr alle, die hier wohnen, oberbayerische und katholische Ureinwohnerinnen und Ureinwohner. Über die Jahrzehnte kamen eine Menge Menschen aus verschiedenen Teilen Europas und der Welt nach Oberammergau. Und seitdem die Mitgliedschaft in der katholischen Kirche nicht mehr Bedingung für die Teilnahme an den Passionsspielen ist (dazu später mehr), hat die Zahl der Kirchenaustritte auch hier zugenommen. Dass die Öffnung für Anders- und Nichtgläubige bei einem Teil der Bevölkerung zunächst nicht gerade für Begeisterung sorgte, ist ebenfalls kein Alleinstellungsmerkmal des Ortes. Als 1990 Carsten Lück als erster Protestant eine Hauptrolle spielte, sahen nicht wenige darin den Anfang vom Ende.

Tatsächlich war das Gegenteil der Fall; das vermeintliche Ende bedeutete vielmehr einen Neuanfang: Dass nun alle, die lange genug im Ort leben, mitmachen dürfen und niemand wegen seines Glaubens (oder Nichtglaubens) ausgeschlossen wird, ist die Voraussetzung dafür, dass die jahrhundertealte Tradition auch im 21. Jahrhundert ein von der gesamten Dorfgemeinschaft getragenes Projekt bleiben kann. Eine sich verändernde Gesellschaft braucht sich verändernde Regeln. Und eine Theaterinszenierung dieses Ausmaßes braucht eine Mehrheit, die es trägt. Blieben alle Nicht-Katholiken außen vor, wäre der Zuspruch heute wohl kaum noch so groß.

Das Passionstheater, das apricotfarben und im Vergleich zu den anderen Gebäuden überdimensioniert im Zentrum steht, prägt das Dorf auch optisch. Zusammen mit all den Kruzifixen ist es eine alltägliche Erinnerung an die Spiele. Zusätzlich verweisen die Namen von Häusern und Straßen auf die Passion, ihre Orte, Figuren und vergangenen Größen: Am Kreuzweg, Dedlerstraße, Judasgasse, Pater-Rosner-Straße … Sogar eine Kaspar-Schisler-Gasse gibt es. Benannt nach dem Mann, der vermeintlich die Pest nach Oberammergau brachte und schließlich das Passionsspiel initiiert haben soll. Das Kunsthandwerkerzentrum ist im Pilatushaus untergebracht, das Schwimmbad findet man im „Himmelreich“ … Eine Runde über den Friedhof ist wie eine Reise durch vergangene Passionen. Hier sind sie alle versammelt, die Daisenbergers, die Zwinks, die Langs, die Stückls, die Rutzens, die Preisingers und viele mehr. All die Namen, die die Spiele über die Jahrhunderte prägten: Spielleiter, Darsteller, Musiker. Es fühlt sich an, als würde man alte Bekannte besuchen, auch wenn man ihnen zu Lebzeiten nie begegnet ist. In der Pfarrkirche St. Peter und Paul mitten auf dem Friedhof hängt bis heute im rechten Seitenaltar das Kreuz, vor dem die Dorfbewohner 1633 ihr Gelübde gesprochen und sich verpflichtet haben, fortan alle zehn Jahre das Leiden Christi aufzuführen. Die Jahrhunderte sieht man ihm nicht an. Hier gibt man acht auf seine Historie.

Keine Kompromisse

An diesem ersten Recherchetag im Oktober 2019 war ich zum ersten Mal hinter den Kulissen des Passionstheaters, auf der Hinterbühne und in den Garderoben. Das Gewurle, das hier an Vorstellungstagen herrschen muss, ist schwer vorstellbar, wenn alles noch leer und verwaist ist. Alles scheint irgendwie zu klein zu sein für so viele Menschen, die Abläufe müssen definitiv gut organisiert sein, damit alle zum Auftritt fertig umgezogen sind und es keine Karambolagen oder Staus in den Gängen gibt. Der Bühnen- und Kostümbildner Stefan Hageneier hat mir seine Modelle für die Lebenden Bilder gezeigt, die gigantischen Stoffbahnen, die er alle zehn Jahre beim Händler seines Vertrauens in Indien bestellt, die auf langen Kleiderstangen aufgereihten Kostüme, die Rüstungen. Und die beiden riesigen Holzkreuze, die in einem Gang auf ihren Einsatz warteten.

In der „Flügelei“, der Flügel-Werkstatt, wurden gerade die Engelsflügel hergestellt. Nicht etwa mit Kunstfedern, sondern mit echten Federn. Die waren zuvor schwarz gefärbt und – weil sie einzeln zu kurz sind – mehrere kurze zu je einer langen zusammengesetzt worden. Diese wurden nun Stück für Stück auf die Flügel geklebt. Hageneier ist Perfektionist. Er bestehe auf „echten“ Materialien, wolle keine Fakes, erklärte er, während er mich herumführte. Drum kommen ihm auch keine künstlichen Federn auf die Flügel, selbst wenn das natürlich sehr viel einfacher wäre. Aber er würde das als Pfusch empfinden. Die Spannweite der Flügel, deren Form selbstverständlich von echten Vögeln inspiriert ist, misst zweieinhalb Meter. Da braucht es eine Menge zusammengesetzter Federn. Eine Menge Handarbeit. Auch die Rüstungen für die Römer sind „natürlich“ aus Metall und nicht etwa aus günstigerem (und leichterem) Kunststoff. Man soll sie schließlich nicht nur sehen, man soll sie scheppern hören. „Das ist Tradition, dass wir da keine Kompromisse eingehen“, so Hageneier.

Und auch wenn die Zuschauerinnen und Zuschauer viel zu weit weg sitzen, um Kunstfedern von echten unterscheiden zu können: Irgendwie spürt man sie schon im Zuschauerraum, diese unglaubliche Ernsthaftigkeit, mit der die Spiele betrieben werden. Die Feder-Frage jedenfalls ist mir im Gedächtnis geblieben. In diesem Moment habe ich eine Ahnung davon bekommen, warum die Passion so eine große Faszination ausübt. Die drei Köpfe dahinter – Spielleiter Christian Stückl, Bühnenbildner Stefan Hageneier und der Musikalische Leiter Markus Zwink – lassen sich selbst keine Schludereien durchgehen, sind gewillt, das Beste aus sich und allen anderen herauszuholen. Die Spiele sind ihnen heilig. Sie machen keine halben Sachen, sind Besessene irgendwie, vom Theater Besessene. Ihre Haltung überträgt sich auf alle Beteiligte. Und schließlich auch auf das Publikum. Und ja: Jede Feder macht da einen Unterschied. In der Haltung zum großen Ganzen.

Die Spielwütigen

Wo ihre Vorfahren im 17. Jahrhundert an einen Gott glaubten, der sie vor Unheil beschützen kann, ist über die Jahrhunderte das Theater selbst zu etwas geworden, an das hier (fast) alle glauben. Egal welcher Religion sie angehören oder an was sie sonst so glauben. Für die einen steht nach wie vor die religiöse Pflicht im Vordergrund, für andere das Gemeinschaftserlebnis und die Tradition, für wieder andere die Kunst – und für nicht wenige eine Mischung aus all diesen Aspekten. Für alle hier aber ist das Theater einfach ein Teil ihres Lebens, über den zwar mitunter heftig gestritten wird, der aber in seiner Notwendigkeit nie in Frage gestellt wird.

Darin unterscheidet sich Oberammergau grundlegend von anderen Dörfern und auch Städten: Hier prägt das Theater die Menschen. Nicht nur eine Elite, sondern alle. Man kommt einfach nicht drum herum. Jeder Spielberechtigte, jedes Kind im Ort bekommt eine Einladung, an den Spielen teilzunehmen. Die Aufforderung, Theater zu spielen, ist selbstverständlicher Teil des Aufwachsens in Oberammergau. Man muss sich eher aktiv dagegen entscheiden als dafür. Das Passionsspiel ist Bestandteil des Dorflebens und des Dorftratsches. Es zwingt alle, die hier wohnen, sich mit künstlerischen Fragen – und mit einander – auseinanderzusetzen. Oder, wie Rochus Rückel, einer der Jesus-Darsteller 2022, sagt: „Generell ist die Passion immer Thema, es vergeht garantiert kein Tag in Oberammergau, wo nicht irgendwie irgendwo zehnmal über die Passion gesprochen wird.“ Wenn in einer Schulklasse oder einer Clique fast alle mitmachen, hat das eine Sogwirkung auf die Übrigen. Im Wirtshaus wird über dramaturgische Fragen diskutiert wie anderswo über Politik. Dieses Theater verlangt ihnen einiges ab, hat dem Ort aber gleichzeitig zu internationaler Bekanntheit und Wohlstand verholfen. Egal wie erbittert da auch mal gestritten wird: Hier würde niemand in Frage stellen, dass Theater relevant ist.

Und das, obwohl die Grundkonstanten erst mal so gar nicht brisant klingen: nur alle zehn Jahre, uralte Rituale, immer dieselbe jahrtausendealte Geschichte, religiöse Thematik, keine internationalen Stars, sondern Laien. Trotzdem oder gerade deswegen ist das Interesse der Bevölkerung (und der Besucher aus aller Welt) ungebrochen, es nimmt eher zu als ab. Josef Georg Ziegler schrieb in seinem Bericht über die Spiele 1990: „Die Faszination des Oberammergauer Passionsspieles rührt daher, dass es ihm gelang, ein Spiel vom Volk für das Volk zu bleiben. Das ganze Dorf betrachtet es als seine Angelegenheit und ist stolz darauf.“9