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Hannes Stiegler (Autor der Bücher "Der Hauch der Gewesenen", "ChronoLogisches", beide erschienen 2014 bei BoD, unternimmt in diesem Gedichtband einen Ausflug in die Gedankenwelt des Salzburger Poeten Georg Trakl (1887 -1914). Anhand von 51 eigenständigen Gedichten lässt Hannes Stiegler sich thematisch und stilistisch von Trakls Lyrikwelt inspirieren. Ein anspruchsvolles Experiment.
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Seitenzahl: 35
Umschlaggestaltung: Hannes Stiegler
Das Foto zeigt die holzgeschnitzte Arbeit „Vogelmaske“ (2007) der Künstlerin Marina Stiegler, Graz
Alle 18 Fotos im Textteil wurden vom Autor aufgenommen und sind urheberrechtlich geschützt. Alle Fotomotive (bis auf das Foto auf Seite 36 – Friedhof in Oskorus, Nordistrien) stammen aus der Stadt Salzburg und Umgebung
Gibt es eine intensivere Beschäftigung mit Lyrik als sich dem Meister hinzugeben, ihn aufzusaugen und dann wieder auszuspeien in eigenes Werk?
Georg Trakl, der Salzburger Lyrik Besessene aus der Jahrhundertwende, dessen Todestag sich im Jahr des Erscheinens dieses Büchleins zum hundertsten Male wiederholt, hat mich bereits als Studiosus der Sprachen an der Universität Salzburg gefesselt. Zu viel Tod, Trübsinn, Melancholie, Träume, Metaphern, Symbolik etc. hatte ich mir wahrscheinlich damals gedacht. Verstaubte Kunst eines Trübsinnigen? Aber doch unglaublich wortstark. Solche Gedichtkunst zu erreichen, war damals ein unerreichbarer Jugendtraum.
Ich unternahm trotzdem, und gar nicht von Trakl beeinflusst, ab 1967 meine ersten Gehversuche im Bereich der Poesie mit unzähligen dadaistischen Stücken und machte weiter mit einfachen Liebesgedichten, Reflexionen, Sprüchen und Erzählungen. Daraus sind zwei Bücher entstanden, die ich erst im Jahre 2014 veröffentlicht habe (s. Literaturangaben im Anhang).
Eine neuerliche Beschäftigung mit Georg Trakl begann bei mir nach einem sogenannten Literaturfrühstück zum Thema „Trakl Echo“1 im Salzburger Traklhaus Anfang Februar 2014. Ich beschloss, unter dem Eindruck der Veranstaltung und nach neuerlicher eingehender Lektüre Trakls gesamter Werke, 50 ausgewählte Gedichte Trakls genauer zu erforschen und diese in eigener Sprache dichterisch neu zu interpretieren. Grundsätzlich versuchte ich dabei vor allem die Stimmung der einzelnen Dichtungen wiederzugeben. Lexik und Syntax wurden völlig neu gestaltet. Metrik und Reimschemata wurden nicht sklavisch nachgebaut. Viele Gedichte und Passagen habe ich dabei völlig eigenständig (Trakls Lyrik „nachempfunden“) geschrieben.
Innerhalb von knapp vier Monaten entstand dann die nachfolgende Sammlung von insgesamt 51 Gedichten.
Kein leichtes Unterfangen, angesichts der poetischen Kraft meines Vorbildes. Ich überlasse es meinen werten Lesern, abzuschätzen, inwiefern es mir gelungen ist, dem Wesen und Wirken Georg Trakls mit meinen eigenen Interpretationen nahe zu kommen. Ich bin für konstruktives Feedback und Anregungen sehr dankbar. (Meine Email Adresse befindet sich am Ende des Buches).
Hannes Stiegler, im Juni 2014
1 dazu: Weichselbaum, Hans, Hrsg., Trakl-Echo: Poetische Trakl-Spuren aus 100 Jahren, Innsbruck 2013
An Georg Trakl
Rotes Laub
Musik Im Dunklen
Ein Spätsommer Abend
Dämmerung
Rondell
Weite Plätze
Frauen
Blick aus dem Zimmer
An den Knaben
Die Vögel
Verschmähte Liebe
Graue Nacht
Greyish Night
Abendsturm
Arcadia
Böse Fratzen
Abschied
Der Wanderer
Mittag am Bauernhof
Im Gedenken an die Verstorbenen
Schwermütig
Das Schweigen der Seelen
Herbst
Der Waldfriedhof
Landschaft im Winter
Tiefgang
Transformation
Concerto Grosso
Kämpferschicksal
Ein Sommertag
Tief aus meiner Seele
Blühender Wahnsinn
Krankheit
Neuer Mut
Die taumelnde Stadt
Im Hinterhof
Visionen
Der Tod der frommen Nonne
Angebetete
Die Kraft des Todes
Der Todesengel
Hochsommer
Frühlingsluft
Im Schatten der Stadt
Schwüler Abend
Eiserne Stadt
Verkommene Heimat
Tod des Freundes
Regen in der Stadt
Gewitter über dem Untersberg
Literaturverzeichnis
Anhang – Konkordanzen
Profunde Stärke du erreichst
Wenn ergraute Wunden rinnen
Grausam die Seele du beschleichst
Schiebst sie munter aus den Sinnen
Deine Worte Adern schlitzen
Wenn Raben keifen feist
Stürme nachts vor Wollust blitzen
Und die Äste brechen dreist
Unwirsch an dem Tor sie hämmern
Morsches Gebälk im Nu zerstäubt
Plage spukt aus krankem Dämmern
Im Schlafe trunken und betäubt
2 © Hannes Stiegler, Februar 2014 – Eigenschöpfung, inspiriert von Georg Trakls Lyrik
Mit wehender Mähne das Mädchen steht
Vor rotem Geäst am wackeligen Karren
Wolken leuchtend am Zaune verharren
Ranke Sonnenblume am Gatter weht
Stumpf verklingt Gestöhne der Gatten
In tief-dunkler Ruhe zur Nacht
Waisen zirpen Lieder ganz sacht
Fliegendünste verschwinden im Schatten
Die Sonne rollt breit über den Bach
Tücher zürnend im Winde flattern
Ich höre junge Mädchen schnattern
Und schon werde ich wieder schwach
Graue Vögel fallen trunken vom Himmel
In triste Höhlen voll ekligem Gestank
Die Darbenden trotzig genesen mit Dank
Bei herb duftenden Broten mit Schimmel
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