Tiermärchen aus der Türkei - Alexander Gruber - E-Book

Tiermärchen aus der Türkei E-Book

Alexander Gruber

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Beschreibung

"Ich möchte in einem Palast aus Vogel­federn wohnen", sagte Sulamith, die schönste der Frauen des Königs Salomon eines Tages zum König. "Du musst ihn mir bauen!" Auch für die Tiermärchen aus der Türkei, dem 2. Band der Reihe "Tiermärchen vieler Völker", gilt: Sie predigen keine Moral, sie erzählen farbig und anschaulich und oft fröhlich vom Leben. Aber dieses Leben, dessen Teil sie waren und vielleicht manchmal noch sind, vollzieht sich heute oft in uns nicht vertrauten Formen. In der Türkei wurden Märchen meist im Kreis der Erwachsenen erzählt. Kinder konnten zuhören, wie sie auch heute oft bis spät in die Nacht bei Festivitäten dabei sind und manchmal auf ihren Stühlen einschlafen. Vielfältige Lebenserfahrung einfacher Leute bildet den Hintergrund. Manche Märchen sind sehr alt und stammen von weit her - aus Indien, Persien oder Arabien. Alexander Gruber hat alle, die hier versammelt sind, neu erzählt.

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Seitenzahl: 145

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Alexander Gruber (Hg.) · Tiermärchen vieler Völker

Tiermärchen vieler Völker

Band 2:Tiermärchen aus der Türkei

Neu erzähltvon Alexander Gruber

Bereits lieferbar:

Alexander Gruber (Hg.) | Tiermärchen vieler Völker:

Band 1: Tiermärchen der Brüder Grimm

Band 2: Tiermärchen aus der Türkei

Weitere Bände werden folgen.

Pendragon Verlag

gegründet 1981

www.pendragon.de

Originalausgabe

Veröffentlicht im Pendragon Verlag

Günther Butkus, Bielefeld 2015

© Copyright by Pendragon Verlag 2015

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag und Herstellung: Uta Zeißler

Coverbild: shutterstock / cepera

Gesetzt aus der Adobe Garamond

E-Book ISBN: 978-3-86532-502-0

eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net

Inhalt

Vorwort

Vom Mäuslein, das zum Mädchen wurde

Achmed, der Jäger

Wen der Bär fürchtet

Der Wunsch einer Frau

Ein Hirtenliedchen

Affe und Elefant

Der Sohn des Fischers

Die Katze wird zum Essen eingeladen

Schneck, Schneck, Schnecke

Parabel vom gefleckten Hund

Dame Laus und Held Floh

Fuchs und Igel

Die weiße Schlange

Der Aga und sein Lamm

Der Frosch im Brunnen

Der Fuchs, der Krebs und die Schildkröte als Landwirte

Vom armen Vogelfänger

Die schwarze Schlange

Warum es hier keine Löwen mehr gibt

Vom Padischah der Fische

Wie man die Gans rupft

Ein Fuchs, ein Hund und die Kamele

Die Katze geht auf Pilgerfahrt

Warum die Fische lachten

Glücksvogel

Wie lange lebt der Mensch?

Die Elster als Botin

Hasenherz

Nachwort

Editorische Notiz

Vorwort

Mit den Tiermärchen aus der Türkei als zweitem Band unserer Sammlung springen wir in eine ganz andere Kultur und Geschichte. Zwar gilt auch hier der Grundsatz, dass die Märchen keine Moral predigen, dass sie farbig und anschaulich, beinahe romanhaft in Kurzform erzählen. Wovon? Vom Leben! Aber dieses Leben, von dem sie ein Teil waren und sind, vollzieht sich oft in ganz anderen Formen.

Die Brüder Grimm haben ihre Sammlung unter dem Titel »Kinder- und Hausmärchen« herausgegeben, wodurch sich die Vorstellung gebildet und fest eingeprägt hat, Märchen seien für Kinder, was etwa für »Fitschers Vogel« oder »Von den Fischer un siiner Fru« keinesfalls gilt. In der Türkei hingegen wurden Märchen im Kreis der Erwachsenen erzählt, der Männer zumeist. Wie das ursprünglich ausgesehen haben mag, davon gibt Elsa Sophia Kamphoevener im Vorwort zu ihrer Sammlung: »An Nachtfeuern der Karawan-Serail« ein anschauliches Bild: »Man saß am Feuer, das mitten im großen Innenraum zwischen Kamelen, Pferden, Eseln und Herdenvieh brannte, und hörte zu.« Sie berichtet dabei von Erfahrungen in einem anscheinend vormodernen Anatolien unter »alttürkischen Nomaden« und weist arabische und persische Einflüsse, etwa literarischer Art, vehement zurück. Das bereits ist starke Stilisierung, denn die Türkei, hervorgegangen aus dem Restbestand des Osmanischen Reiches, war immer auch Brückenland zwischen Ost und West, Nord und Süd. Was die Jungtürken zum Nationalstaat westlicher Prägung zu machen entschlossen waren, umfasste ursprünglich viele Länder, viele Völker und Stämme: Serben und Albaner, Rumänen, Armenier, Kurden, Bulgaren, Griechen, Syrer, Araber, Palästinenser, Ägypter. Hier Abhängigkeiten und Einflüsse auseinander sortieren zu wollen, soll Aufgabe der Wissenschaft bleiben. Wir – wie es in einer anderen Sammlung türkischer Märchen am Ende heißt –: »steigen auf den Balkon« und fangen an zu lesen oder lauschen.

Vom Mäuslein, das zum Mädchen wurde

Ein frommer Einsiedler lebte an einem Bach und seine innigen Gebete fanden Gehör bei Allah. Einmal flog ein Weih oben hin, der eine Maus im Schnabel forttrug, sie aber fallen ließ, und sie fiel dem Einsiedler zu Füßen. Der hob sie auf und trug sie in seine Hütte.

›Aber‹, dachte er, ›eine Maus im Haus, das tut nicht gut‹, und so bat er Allah, das Mäuslein in ein Mädchen zu verwandeln. Allah erhörte das Gebet, und die Maus wuchs zu einem schönen Mädchen heran, das bald erwachsen war. Der Einsiedler bemerkte das und sagte zu ihr: »Liebes Kind, du bist nun herangewachsen; ich glaube, ich muss dich verheiraten. Was sagst du dazu? Du kannst dir aus allen Lebewesen der Welt, aus Menschen und Geistern der Ober- und Unterwelt einen Gemahl aussuchen.«

Das Mädchen antwortete, dass es sich einen Mann wünsche, der durch Kraft und Stärke ausgezeichnet wäre. Der Einsiedler überlegte eine Weile und meinte dann: »Das ist der Sonnenjüngling, der sie im Übermaß besitzt«, und das Mädchen sagte: »Ja, das wäre ein passender Mann für mich.«

Am anderen Morgen, als die Sonne aufging, rief der Einsiedler den Sonnenjüngling an und sagte: »Das Mädchen hier, meine Pflegetochter, ist sehr schön, und ich will sie jetzt verheiraten, aber sie verlangt einen Mann voll Kraft und Stärke, deshalb will ich sie dir geben und zwischen euch die Ehe schließen.« Der Sonnenjüngling hörte das und schämte sich. »Ich nenn dir einen Stärkeren, den musst du fragen. Das ist der Wolkenmann. Der kann mich jederzeit verdunkeln, und man sieht mich gar nicht mehr.«

Der Einsiedler wartete also auf eine Wolke und sprach mit dem Wolkenmann. Aber auch der schämte sich und sagte: »Wenn du Kraft und Stärke willst, musst du den Wind fragen. Er treibt mich, wohin er will. Da hab ich nichts zu sagen und muss tun, was er will.«

Also wandte sich der Einsiedler an den Wind, erzählte von dem Mädchen, und dass sie einen Mann voll Kraft und Stärke heiraten wolle, weshalb er sich jetzt an ihn wende. Der Wind wurde verlegen und meinte: »Ja, ich kann stark sein und einen Baum mit der Wurzel ausreißen und sogar Türme zum Einsturz bringen, aber dieser Berg da ist mächtiger und stärker. Ich kann wehen so stark ich will, er rührt und regt sich nicht.«

Jetzt wandte sich der Einsiedler an den Berg und legte ihm dar, worum’s ihm ging. Da rief der Berg mit lauter Stimme: »Ja, voller Kraft und Stärke bin ich, dass jeder glaubt, mich kann keiner bezwingen, aber der Mäuserich, so klein er ist, der nagt an mir mit seinen scharfen Zähnen, macht Löcher in und außer mir und hat mich wie ein Sieb durchlöchert.«

Als der Einsiedler all das dem Mädchen erzählt hatte, da sagte sie: »Ja, das ist wahr. Eine Heirat mit dem Mäuserich, das wäre doch das Passende für mich.« Damit war der Einsiedler durchaus einverstanden und redete mit dem Mäuserich. Der war darüber hocherfreut und sagte: »Schon lange wünsche ich mir eine Frau, die schön und klug ist. Aber sie muss mir gleich, muss eine Maus sein.« – »Ach«, sagte das Mädchen, als sie das hörte, »du, frommer Mann, musst zu Allah beten, dass er mich in eine Maus verwandelt.«

Der Einsiedler hob die Hände zum Gebet und bat, Allah möge das Mädchen wieder in eine Maus verwandeln. Das geschah, und der Einsiedler gab sie dem Mäuserich zur Frau.

Achmed, der Jäger

Einst lebte ein Jäger namens Achmed, der täglich auf die Jagd ging. Eines schönen Tages pirschte er im Wald, doch kein Wild kam ihm unter die Augen. Er setzte sich müde und niedergeschlagen neben einer Quelle nieder, trank von dem klaren Wasser und wollte sich ausruhen, da sah er, wie eine weiße Schlange unter einem Stein hervorkroch, einen Hang hinaufglitt und sich an den Sonnenstrahlen wärmte, und eine schwarze Schlange kam ebenfalls den Hang emporgekrochen, knäulte sich zusammen und stieß plötzlich mit entblößten Giftzähnen auf die weiße Schlange zu. In höchster Not rief da die weiße Schlange: »Achmeds Pfeil soll dich treffen!«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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