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Bangkok ist nicht nur die Hauptstadt Thailands, Bangkok ist viel mehr. Wie viel mehr? Ich lade Sie ein, mich auf meiner ganz persönlichen Entdeckungsreise in dieses tropische Tollhaus zu begleiten. Mit mir zu essen, zu lachen, und vielleicht auch zu verstehen. Wir werden uns über andere Flugreisende ärgern, einen Brunch gegen deutsche Touristen geniessen, zusehen, wie das Karma gnadenlos zuschlägt und vielleicht sogar verstehen, was Karma wirklich ist. Zumindest lernen wir das von dieser großartigen Stadt und den alten Männern im Park. Keine Sorge, natürlich gibt es noch ein paar echte Shopping Tipps, eine Geistergeschichte und, weil Sie es ja bestimmt nicht erwarten können, auch einen Ausflug in eines der berüchtigten Rotlichtviertel.
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Seitenzahl: 82
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Tiramisu in Bangkok
Reiseepisoden
Dietmar Schmidt
Bangkok ist seit 1782 die Hauptstadt des Königreiches Thailand.
Rund 8,3 Millionen Einwohner bevölkern die mit Abstand größte Stadt des Landes auf einer Fläche von 1569 Quadratkilometern.
Reiseepisoden
Eine Reise in die Tropen, speziell in ein tropisches Tollhaus wie Bangkok, ist sicherlich für jedermann ein Erlebnis.
Ich lasse Sie hier an dem von mir erlebten teilhaben. Mal ironisch, mal bitterböse, mal nachdenklich, immer aber authentisch.
Begleiten Sie mich auf die Märkte dieser fernen Stadt, erleben Sie mit mir einen Ausflug ins Umland, abseits der glitzernden Fassaden, lassen Sie uns ein Gespräch mit alten Männern führen und erfahren Sie, was Karma wirklich ist.
Dazu gibt es noch ein paar Geistergeschichten, ein Zusammentreffen mit anderen deutschen Urlaubern und einige Erkenntnisse über das Leben selbst.
Autor
Dietmar Schmidt, Jahrgang 73, lebt seit vielen Jahren in seiner Wahlheimat Wilhelmshaven an der Nordseeküste.
Bislang veröffentlichte der Autor mehrere Fachbücher zu aquaristischen Themen, »Tiramisu in Bangkok« ist seine erste Reiseerzählung.
Bangkok gilt als vieles, Bangkok hat viele Gesichter.
Hauptstadt des Sextourismus. Stadt der 1000 Tempel. Land des Lächelns. Politisch instabil. Smog und Lärm. Arm und Reich. Touristen und Einheimische. Schnäppchen und Abzocke.
Manches ist wahr, manches ist erfunden. Ich möchte nicht urteilen, ich möchte mir selbst ein Bild machen. Ich möchte die Stadt und die Kultur, das Land und die Menschen kennen lernen, ein kleines bisschen, einen Ausschnitt erleben, so viel, wie einem als Tourist eben vergönnt ist.
Manche Vorurteile fand ich bestätigt, manche nicht.
Vieles habe ich erlebt, vieles habe ich gesehen, einiges habe ich verstanden. Einiges nicht. Anderes erst später.
Am Ende der Reise hat sich für mich das Bild dieser Stadt, dieser Menschen und dieses Landes als etwas völlig anderes offenbart, als uns die einschlägigen Reiseführer glauben machen wollen.
Ewig bleibt mir die Erkenntnis, dass einem Bangkok so begegnet, wie man selber es nun einmal verdient hat.
Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.
Frankfurt Airport (FRA)
Frankfurt a.M., Deutschland
11 Stunden wie eine Sardine zwischen fremden Menschen eingequetscht zu sein, bei fragwürdiger Nahrungsversorgung und ohne Zigaretten, auf einem Sitz, der gerade so meinem Arsch aber meinen Schultern dafür schon weniger passt, das ist dann wohl genau der erholsame Anfang eines Urlaubs, den mal sich als Fluggast in der Business Class erträumt.
Es scheint kein Kleinkind im Flieger zu sein, zumindest nicht im Frachtraum fürs gemeine Volk.
Immerhin etwas.
Einen Fensterplatz habe ich auch, der MP3 Player kann laut genug, um das andauernde Gesprächssurren der anderen Passagiere wirkungsvoll auszublenden, könnte eigentlich ein zumindest annehmbarer Flug werden.
Dachte ich.
Bis dann mein Sitznachbar als einer der letzten die Maschine betrat.
Was halten Sie von silbernen Schuhen zu hautengen Jeans?
Silbern.
Glänzend.
Mit so einem Hauch von Schlangenlederimitatglitzeroptik.
In diesem sicherlich unglaublich teuer bezahlten Schuhwerk steckte eine Person von geschätzt 40 Kilogramm Lebendgewicht. Immerhin platzsparend.
Während ich noch zwischen "schwul" und "metrosexuell" schwanke, lässt sich der Silberschuh mit einem viel zu fröhlichen "Hi!" neben mir in den Sitz fallen. Der Aussprache nach Engländer. Na, immerhin.
Während ich noch überlege, ob ich einfach vorgeben möchte, der englischen Sprache nicht mächtig zu sein, redet der schon drauf los.
"Going to Bangkok?"
Ich gebe es zu, die Scharfsinnigkeit dieser Frage verblüfft mich.
Ehrlich? In einem technischen Wunderwerk aus Flugzeugaluminium, gefüllt mit genügend hochoktanigem Brennstoff, um ein halbes Stadtviertel in eine Flammenhölle zu verwandeln, nach unzähligen Pass-, Sicherheits- und Boardingcard Kontrollen weiß er immer noch nicht, wo hin dieses Verkehrsmittel fliegt? Ich muss unüberlegt breit grinsen. Leute gibt es.
"Yes, you too or did you enter the wrong plane?"
Pikiert aus seinem Seidenhemdchen glotzen kann er. Freut mich sehr.
"No. I mean yes, going to Chian Mai. “
Na immerhin sitzt er nicht im falschen Flieger, und bei dem Gedanken, dass er nach den 11,5 Stunden bis Bangkok dort auch noch umsteigen und noch mal weiter fliegen muss befällt mich eine gewisse Genugtuung.
"Nice."
"Yes, girls are cheaper there than in Bangkok. And younger."
Ich bin ja wirklich ein friedliebender Mensch, aber...
Ja ich gestehe, der Drang, den Typen die Flugzeugtoilette runter zu spülen war schon sehr stark. Ich ertappe mich dabei, mich umzusehen. Woran erkennt man einen Airmarshall? Gibt's das bei deutschen Fluggesellschaften überhaupt?
Mein Gesichtsausdruck scheint die Debatte aber schon beendet zu haben. Ich ziehe meinen Kopfhörer wieder über die Ohren. Der Flieger rollt. Der Silberschuh schweigt.
Die Turbinen heulen auf, es wackelt, es ruckt.
Tschüss Deutschland, hallo Welt, die Notausgänge befinden sich vorne und hinten und links und rechts über den Tragflächen, die Rettungswesten sind unter den Sitzen und falls die Sauerstoffmasken von der Decke fallen, viel Glück, hätten sie mal an ein Testament gedacht.
.
In Bangkok landen ist etwas ganz Besonderes. Sollten sie auch mal ausprobieren. Diese Mischung aus Vorfreude, Müdigkeit, Gelenkschmerzen vom vielen, langen, engen sitzen und die Schmacht nach einer Zigarette kennt nur, wer schon mal einen Langstreckenflug hinter sich gebracht hat.
Wie lange fliegt man eigentlich nach Neuseeland? Ich schwöre mir insgeheim, das zu googeln und mich dann ein wenig über die Leute zu amüsieren, die das auf sich nehmen, um sich Schafe und grüne Wiesen anzusehen. Hobbits gibt es da nämlich nicht wirklich. Auch keine Orks. Ich glaube, das wissen die nur nicht.
Was ein Glück, dass ich nicht direkt wieder zurückfliegen muss, ich habe erst mal ziemlich die Schnauze voll von fliegenden Keksdosen.
Ich freue mich wie ein kleines Kind, als die Maschine endlich am Terminal ausrollt.
Hat es eigentlich einen bestimmten Grund, dass auch nach über 11 Stunden Flug keiner sitzen bleiben kann, bis die Maschine auch wirklich steht?
Ich meine, die sagen das in mehreren Sprachen, irgendeine muss man doch verstehen, wenn man sich ein Flugticket leisten kann. Wie Streifenhörnchen auf der Jagd nach der letzten Nuss auf Erden springen alle gleichzeitig von ihren Plätzen auf und beginnen hektisch, nach ihrem Handgepäck zu suchen. Immer. Bei jedem Flug. Auch wenn es nur 45 Minuten her ist, dass sie ihr Zeug in die Gepäckablage gestopft haben. Jetzt muss es ja schnell gehen.
Ich bleibe erst mal stumpf sitzen. Auf die 3 Minuten kommt es auch nicht an. Verdammt, ich bin im Urlaub, da kämpfe ich jetzt nicht noch um mein Handgepäck.
Wie hoch fällt denn wohl die Strafe aus, wenn ich mir jetzt eine Kippe anzünde?
Wie zu erwarten war habe ich mir keine Kippe angezündet und es tatsächlich geschafft, die Maschine zu verlassen. Mit meinem Handgepäck und einem freundlichen Lächeln der überalterten Flugbegleiterin, die mir einen "nice Trip" wünscht. Raus aus dem Flugzeug, ab durch die Röhre.
Ich muss kurz anhalten. Was eine scheiß schwüle Hitze. Unglaublich. Es verschlägt mir fast den Atem. Bei Abflug in Frankfurt waren es 2 Grad und Regen, hier im Bangkok International Airport sind es mindestens 50 Grad bei 100% Luftfeuchtigkeit, jede Wette. Ich merke, dass ich anfange, zu schwitzen. Scheisse, meine T-Shirts sind in meinem Koffer. Und wo ist der denn überhaupt?
Wer zum ersten Mal an einem riesigen asiatischen Flughafen ankommt, sollte sich kurz die Zeit nehmen, das alles auf sich wirken zu lassen, und sich dann erst orientieren.
Es ist eben alles etwas bunter hier. Und etwas sauberer. Im Zweifel rennen sie immer den anderen Fluggästen hinterher, irgendeiner war ja bestimmt schon mal hier. Normaler Weise nicht meine Taktik, heute bin ich aber so überwältigt von der Hitze, der Luftfeuchtigkeit und dem Farbüberfluss (schon mal einen Flughafen gesehen, wo im Terminal Orchideen wachsen? Ich meine nicht nur ein kleines Sträußchen, sondern eine Art Feld von mindestens 50 Meter Länge, danach wechselt die Farbe?).
Koffer schnappen, durchatmen, Orientierung klappt inzwischen, "Immigration Control", da muss ich hin, mein Visum stempeln lassen. Spannend.
Jetzt gibt es ja schlaue Raucher, die sich nach mittlerweile gut 13 Stunden ohne Zigarette die erste Möglichkeit, zu rauchen, nicht um alles in der Welt entgehen lassen - und dann gibt es da dann wohl noch mich.
Ich sehe die winzige, überfüllte Raucherbox und denke mir "Ach, das lohnt jetzt auch nicht, bist ja gleich raus."
Vielleicht muss ich das mit dem Denken nach Langstreckenflügen auch wirklich mal überdenken. Oder langes Fliegen macht weich zwischen den Ohren. Ich passiere die Raucherbox und wandere gemächlichen Schrittes, da der Boden ja auch noch fährt, in Richtung Einlasskontrolle Thailand. Diese treppenlosen Rolltreppen sind wirklich eine gute Sache.
5 bis 10 Rollböden später sehe ich dann das Ende einer etwa 2 Kilometer langen Schlange, ok, das ist jetzt also die Immigration Control, Visa-Check und so.
Verdammt.
Hätte ich mal vorher eine geraucht. Seufzend stelle ich mich an. Ich habe ja Urlaub. Ich habe Zeit.
.
Thailand ist das Land des Lächelns. Glauben Sie ihrem Reisebüro. Erste Zweifel bekomme ich am Immigration Control Desk.
Hier wird nicht gelächelt, hier versucht eine etwa einen Meter vierzig große Thailänderin streng und grimmig zu mir auf zu blicken. Ich muss unweigerlich lächeln. Gibt es eigentlich asiatische Dominas? Diese hier wäre dafür auf jeden Fall ungeeignet. Sie lächelt zurück, wenn auch etwas reserviert, und nimmt mir die Zettelwirtschaft aus der Hand, die ich im Flugzeug ausfüllen musste.
Visum und so.
Ich reiche ihr noch meinen Reisepass. Sie schaut streng und macht ein Foto. Ein paar Stempel später bin ich dann tatsächlich auf dem Weg nach draußen.
Urlaub. Jetzt.
Hallo Thailand, hallo Bangkok.
Suvarnabhumi International Airport (BKK)
Bangkok, Thailand
Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen.
Johann Wolfgang von Goethe
Der Koffer rappelt hinter mit her, ich habe die Kippe schon in der Hand und verlasse den Flughafen, immer dem aufgeregten kleinen Mann nach, der mich ins Hotel bringen soll. Durch die großen Glastüren, raus aus dem Flughafen und...
Ich werde den Moment nie vergessen, an dem mir klar wurde, dass der komplette Bangkok International Airport vollklimatisiert ist.
Das Gefühl ist unbeschreiblich. Die einzige Alliteration, die mir dazu einfällt?
Sie bekommen einen mit einem nassen Handtuch umwickelten Baseballschläger in die Fresse. Geschwungen von einem Profispieler. Mit etwa 300km/h.