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Eine berechtigte Kritik an Tolkiens umfangreichem Werk scheint mir der Vorwurf seiner bedauerlichen Kürze zu sein.
Verehrung, Bewunderung und der Versuch, den Mangel der Kürze etwas zu mildern, waren der Anlass für die folgenden Kapitel. Frodo und Sam sind in diesen kleinen Abenteuern wieder mit dem Ring unterwegs und werden von Gollum verfolgt.
Der vertraute Leser wird natürlich rasch erkennen, dass es sich tatsächlich nur um einen Versuch handelt, der kaum je in die Nähe des Originals kommen kann.
Um alle Vorwürfe einer Fälschung von vornherein zu entkräften, sind alle Namen zusätzlich von mir verändert worden.
Sobald mir neue Abenteuer einfallen, werde ich die "Tolkiene Abenteuer" ergänzen.
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Veröffentlichungsjahr: 2015
So wanderten sie mehrere Stunden lang durch den Wald. Der Pfad war breit genug, um nebeneinander gehen und sich unterhalten zu können. Hin und wieder nahm Samm einen der vielen Tannenzapfen vom Waldboden auf. Er betrachtete ihn eine Weile in seiner Hand und pfiff dabei leise, ehe er ihn dann im hohen Bogen über seine Schulter warf. Es muss schon um die Mittagszeit gewesen sein, als sich der Pfad im Wald erst unmerklich, dann aber steil neigte. Als sie die Senke erreicht hatten, gesellte sich ihnen zu ihrer Linken ein murmelnder Bach. Von da an folgten sie dem Lauf des Baches. Als Samm für einen Augenblick den Weg nach oben zurück schaute, meinte er, zwischen den Baumstämmen für einen Moment eine Gestalt gesehen zu haben, die ihn in den Bewegungen an Gossum erinnerte.
"Vielleicht habe ich mich getäuscht", dachte er, "der Hunger plagt mich schon eine ganze Weile und gaukelt mir sicher etwas vor. Ich werde Herrn Froto davon nichts sagen, das würde ihn nur beunruhigen."
Des öfteren mussten sie den Bach überqueren, da er jetzt durch eine kleine Schlucht lief, in der sich manchmal eine Uferseite unbegehbar verengte. Der Bach war zu breit, um ihn zu überspringen und zu tief, um ihn zu durchwaten. Doch es lagen Baumstämme quer über den Bach an diesen Stellen und die beiden Hopits balancierten mit ihren Rücksäcken vorsichtig auf ihnen über das Wasser. Dann stieg der Weg neben dem Bach ein wenig wieder an und der Bach lag plötzlich mehrere Meter unter ihnen.
"Ach, Herr Froto, ich bekomme langsam Hunger. Wollen wir nicht ein wenig Rast machen und etwas essen und trinken", fragte Samm, „und ein kleines Nickerchen würde mir auch gut tun! Die Wegstrecke war doch anstrengend."
Froto hatte in das schäumende Wasser unter ihnen geblickt und als er den Blick nach hinten wendete, glaubte er, einen dunkeln Schatten im Wasser vorbei schnellen gesehen zu haben. Als er jedoch genau hinschaute, konnte er den Schatten nicht mehr sehen, da der Bach wenige Meter weiter einen Bogen um einen Felsen machte.
"Ich werde Samm davon nichts sagen, sonst ängstigt sich der arme Kerl noch mehr. Vermutlich haben mir meine Augen einen Streich gespielt. Oder es war ein Ast, der vorüber getrieben ist", beruhigte er sich, obwohl er insgeheim wusste, dass er sich nicht getäuscht hatte. Zu Samm aber sagte er: „Recht hast du, mein guter Samm! Auch ich bin ein wenig müde. Lass uns nach einem schönen Platz suchen. Schau, da vorne! Ich glaube, der Wald geht dort zu Ende. Dort wird es heller zwischen den Bäumen."
Und tatsächlich, das Sonnenlicht brach jetzt durch die 'Bäume und schon bald konnten sie durch die Gipfel den blauen Himmel und durch die Stämme nach vorne auf eine Wiese blicken. Wenig später standen sie unter den letzten Bäumen am Rande der Wiese. Erst jetzt fiel ihnen auf, dass es heißer Tag geworden war, denn im Schatten des Waldes war es angenehm kühl gewesen. Doch jetzt traf sie die Hitze mit voller Macht.
"Schau, da sind Brombeerhecken, Samm! Lass uns ein paar Beeren sammeln, dann haben wir eine Leckerei zu unserem schmalen Essen!"
Samm klatschte bei der Aussicht, bald Brombeeren zu essen, freudig in die Hände. Er nahm seinen Hut ab und ging mit Froto zu den Brombeerhecken, die wenige Schritte links von ihnen am Waldesrand lagen. Sie sammelten emsig mehrere Hände voll dieser köstlich reifen Beeren, ehe sie sich dann nach einem Rastplatz umschauten. Der Bach schlängelte sich durch die Wiese. Seine Ufer waren von Erlen gesäumt und wo sie am dichtesten Standen, war genug Schatten für die beiden Hopits. So gingen sie dann wie auf ein Zeichen zu einem dieser Plätze und traten erschöpft in den Schatten der Erlen.
Sie nahmen ihre Rucksäcke ab und wuschen sich das Gesicht im Bach und erfrischten sich. Dann setzte sich jeder mit dem Rücken gegen einen den Stamm einer Erle und ließ die müden Füße in den Bach baumeln. Sie teilten sich zuerst gerecht den restlichen Käse und das Brot. Sie aßen in stiller Eintracht ohne Hast. Danach verspeisten sie beide mit großem Appetit die Brombeeren aus Samms Hut. Als Samm sich die letzten Beeren in den Mund gesteckt hatte, wies er stumm und noch kauend in die Richtung der Berge, die hinter der Wiese majestätisch und bedrohlich aufstiegen, als seien sie zum Greifen nah und doch gleichzeitig unerreichbar fern.
"Ja, Samm", meinte Froto, "das ist noch ein weiter Weg. Aber wir wollen noch in Ruhe ein Pfeifchen rauchen, ehe wir uns wieder auf den Weg machen. Vielleicht ist dann die größte Mittagshitze vorbei!"
Mit diesen Worten holte er aus den Tiefen seines Rucksacks einen Tabaksbeutel hervor, stopfte sich seine Pfeife und reichte dann den Tabaksbeutel an Samm weiter, der sich ebenfalls seine Pfeife füllte. So saßen die beiden Hopits bald schmauchend im Schatten der Bäume und genossen für die Dauer einer Pfeife ihre Sorglosigkeit. Samm begann leise zu summen:
"Sitz' ich mit meinem Pfeifchen irgendwo, und es ist nur still. Vergess` ich für ein Weilchen, was die Welt wohl von mir will. Seh` ich meine Wölckchen Dann zum Himmel tragen, und es ist nur still, kann die Welt dann wieder haben, was die Welt so haben will."
Wenige Schritte von den Hopits, dort wo der Bach an einer Erle einen weiteren leichten Knick nach rechts macht, erhob sich vorsichtig ein Kopf aus dem Wasser und lugte im Schutze des Gestrüpps am Ufer mit leuchtenden Katzenaugen unbemerkt zu den Hopits hinüber.
"Die Gelegenheit ist noch nicht günstig, Smekal", flüsterte Gossum lautlos vor sich hin, "wir müssen noch warten, mein Schatz! Aber die Hopits sind schon müde und erschöpft, bald werde ich dich holen können, mein Schatz! Nicht lange mehr wirst du bei den bösen Hopits sein, die mich dir entwendet haben. Wir müssen noch warten können, unsere Zeit wird bald kommen! Wir kennen die Wege, die die Hopits gehen müssen und werden sie an einer günstigen Stelle auflauern." Gossum tauchte wieder lautlos ins Wasser ließ sich mit der Strömung treiben.
Froto wartete noch eine Weile, nachdem Samms Lied verklungen war. Dann schlug er als erster wehmütig seine ausgebrannte Pfeife an der Wurzel des Baumes aus und mit einem Zischen fiel die Asche in das munter dahin fließende Wasser. Beide erhoben sich ächzend und seufzend, legten wieder ihre Rücksäcke an und machten sich auf den Weg. Sie gingen noch eine Weile am Bach und an den Erlen entlang. Zwischen den Baumwurzeln einer Erle entdeckte Samm die Reste einer Fischmahlzeit. Die Forellen waren roh verzehrt worden und nur ein paar Köpfe und Schwanzenden lagen noch herum.
„Es könnte aber auch ein Otter gewesen sein", versuchte sich Samm zu beruhigen, „ich werde Herrn Froto nichts von meiner Beobachtung sagen. Er sieht so müde aus und ich will ihn nicht unnötig beunruhigen."
Er war froh, als sie den Bach verließen, der bald stark nach links abbog und außer Sicht geriet, während sie gemächlich die Wiese durchwanderten und auf sandigen und steinigen Boden kamen und langsam bergan auf das Gebirge zugingen.
Obwohl der Weg nur langsam anstieg, schien es bald, als sei ihre ursprüngliche Kraft und Zuversicht verbraucht. Nur schleppend und mit großer Mühe gingen sie weiter bergan. Bald krallten sich nur noch vereinzelte Büsche in den felsigen Untergrund, selbst das Gras schien zurück zu weichen. Unter ihren schlürfenden Schritten wirbelte gelber, fahler Staub auf. Schnaufend und schwitzend erreichten sie einen Baum, der am Wege zwischen drei Findlingen lag. Auf dem mittleren Findling hockte eine smaragdgrüne Eidechse mit starrem Blick unbeweglich in der Sonne. Der Baum war von einem Blitz getroffen worden. Die Krone lag neben dem Stamm quer über den Weg hinweg. Der Stumpf des Baumes war geborsten und zersplittert und zum Teil verbrannt. Die Äste trugen keine Blätter mehr. Mühsam stiegen die beiden Hopits über den Stamm hinweg. Von da an ging der Weg etwas bergab und beide nahmen an, es handelte sich um eine Bodensenke, doch bald verengte sich der Weg und die Felswände ragten neben ihnen immer höher hinauf. Sie gingen in eine Schlucht, doch es gab keinen anderen Weg. Die Felswände waren zu steil, um sie zu erklimmen.
„Herr Froto", fragte Samm etwas verzagt und unsicher, „meint Ihr, dass wir auf dem richtigen Wege sind?"
"Sicher, mein lieber Samm. Schau nur auf die Fußspuren. Dieser Weg ist schon von anderen gegangen worden."