Tot (Un) Glücklich verliebt- alle drei Teile - christine Stutz - E-Book

Tot (Un) Glücklich verliebt- alle drei Teile E-Book

Christine Stutz

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Beschreibung

Mein Name ist Mary und ich habe ein Problem. Sterben muss jeder einmal ... ... aber zwölf Mal? Und immer wieder aufwachen? Und als ob das nicht reichen würde, erscheint mit noch mein toter Geschichtslehrer! Geoffrey Mc. Laine ... mein Teenagerschwarm aus der Schule ... Er entführt mich, nach meinem unfreiwilligen Sturz aus dem zwölften Stock eines Hotels in die Wildnis von Maine. Dort in einem versteckten Kloster beginnt das größte Abenteuer meine Lebens, welches ich nur mit vielen saloppen Sprüchen und einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein überstehe ... In diesem Buch sind alle drei Teile zusammen gefügt. Verliebt, verlobt, verheiratet. Viel Spaß beim Lesen.. Christine Stutz

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Inhaltsverzeichnis

Tot (Un) Glücklich

Verliebt

Verlobt

Verheiratet

Alle drei Teile in einem Buch

Tot (Un) Glücklich Verliebt

1. Kapitel

Ich war Tot..

Nun ja, werden sie sagen, das passiert jeden von uns irgendwann...

Aber gleich Zwölf mal?

Diesmal hatte meine „Mutter“ ganze Arbeit geleistet. Nicht nur dass sie mich vergiftet hatte (Was immer in meinen Drink gewesen war, es schmeckte lecker und macht Lust auf mehr), nein als ich nicht pflichtbewusst umkippte, nahm sie das Tranchiermesser vom Esstisch und stach, ich sah müde auf mein blutiges Shirt, fünfzehnmal auf mich ein. Dann zerrte sie mich durch den Flur des Hotels hin zu der Abstellkammer und öffnete das Fenster. Sie warf mich aus dem 12 Stock, direkt in die dreckige Gasse. Nun, da lag ich jetzt, hier zwischen verbeulten Mülltonnen und geplatzten Säcken. Essensreste hatten sich über mich verteilt. Wie ekelig!

Mein Muttermal kribbelte heftig, doch ich ignorierte es...

Eine dunkle Wolke verzog sich und die Sonne ließ einige Strahlen in den Dreck um mich herum fließen. Es war schön. In der Sonne zu liegen und auf den Tot zu warten.. Ich lag hier also so herum und wartete. Mein Muttermal kribbelte heftig doch..nichts geschah.. wieder mal nicht...Ich hatte also Zeit, um über mich und mein Leben nachzudenken. Nicht das es viel zu denken gab.

Ich wurde in der Hochzeitsnacht meiner Eltern gezeugt. Das war wohl das einzige Mal, dass mein geliebter Vater Sex mit seiner zweiten Frau gehabt hatte. Er war ein vermögender Mann gewesen. Er war damals Witwer und trauerte. Meine Mutter hatte diesen Umstand ausgenutzt und sich Vater gefügig gemacht. Vater hatte den Boden geküsst, auf den Mutter wandelte.

Meine „Mutter“ wollte mich nicht. Das war schon in ihrer Schwangerschaft erkennbar. Sie war so dermaßen wütend gewesen, als sie feststellte schwanger zu sein, dass sie sich eine Treppe herunterstürzte. Sie brach sich einen Arm und mehrere Rippen, doch sie blieb schwanger. Sie versuchte es noch einige Male. Doch trotz aller ihrer Versuche, wurde ich am Vierundzwanzigsten Dezember geboren. Ja, sehr richtig. Ich versaute meiner Mutter das Weihnachtsfest. Sie revanchierte sich, indem sie direkt nach der Geburt aus dem Krankenhaus verschwand und mich zurückließ.

Sie ging tanzen und vergaß, dass sie soeben die Erbin eines riesigen Vermögens zur Welt gebracht hatte.

Ein Arzt brachte mich nach Hause, wo ich wie ein Paket von DPD gegen Unterschrift abgegeben wurde. Mein Vater hatte mich geliebt, doch leider war er sehr viel auf Reisen. Doch wenn er mal zuhause war, war es toll.

Es folgten turbulente Jahre. Mal „stürzte“ ich in den Pool, trieb eine halbe Stunde kopfüber im Wasser, bis mich ein Angestellter fand, dann wurde ich von einem Auto überfahren. Oder, mein Lieblingstod, Mutter nahm mich mit zu einem Ausflug. Ich war damals, glaube ich, sechs Jahre. Ich war leicht verwundert, dass Mutter mit mir einen Ausflug machen wollte, aber ich freute mich. Welches sechsjähriges Kind würde sich nicht freuen, wenn seine Mutter ihr Zuckerwatte und Karussellfahrten versprach. Doch dann landete ich, wie auch immer, im Tigerkäfig. Zwei überaus hungrige, gereizte Tiger sahen mich an und überlegten, welche Hälfte von mir sie wohl zuerst fressen würden.

Mutter war einfach weitergegangen, doch eine andere Besucherin schrie auf und reizte die Tiger weiter. „Liebe Katzen“ hatte ich gesagt. Ich war zu den gereizten Tieren gegangen und hatte ihnen meine Hand auf die Nasen gelegt. Es hatte gekitzelt, als ihr Atem durch meine Finger gestrichen war. Atemlose Stille herrschte, als beide Tiere sich mir zu Füßen legten. Das war ja noch kein Grund zu sterben, werden sie sagen, das ging ja noch glimpflich ab, Okay. Aber sie kennen meine Mutter nicht. Sie kam zurück, in der Gewissheit, ich wäre gefressen worden. Als sie jedoch mich im Käfig stehen sah, die Tiger friedlich neben mir, hob sie ihren Regenschirm und stach hysterisch auf die Tiere ein. Einer der Tiger zerriss mir die Halspulsader. Jeder andere Mensch wäre nun tot... ich erwachte am übernächsten Tag munter im Krankenhaus. Nicht im Bett, sondern in der Leichenhalle. Eine sechsjährige, die frierend auf einem Metallbett erwachte. Rings um mich herum lauter tote Gruseltypen. Sie versuchten nach mir zu greifen, mich zu fangen, sie riefen mir Befehle zu, doch ich reagierte nicht. Fast hatte einer dieser merkwürdigen Wesen es geschafft, mich zu fangen, da erschien zum Glück die Pathologin. Und diese toten Wesen verschwanden. Ich unterdrückte ein Grinsen. Immer noch sehe ich das Gesicht der Pathologin vor mir. Ungläubig, angsterfüllt... dann ohnmächtig...

KONZENTRIER DICH!!! richtig, ich war ja dabei zu sterben.. vergiftet, erstochen aus dem Fenster geworfen...

Wieder gingen meine Gedanken zurück zu meiner Kindheit. Ich war nie ein einfaches Kind gewesen. Immer voller Wut, ständig in Streitigkeiten verstrickt, Mehr als einmal war ich von irgendeiner Schule geflogen, wegen meinem losen Mundwerk oder einer gefährlichen Prügelei. Das besserte sich erst als ich Susan traf. Susan war wie ich eine Außenseiterin gewesen. Als Tochter armer Eltern war sie dank ihrer Intelligenz und einem Stipendium im gleichen Internat gelandet wie ich. Schnell waren wir Freundinnen geworden.

Ein Seufzen entfuhr mir, sehr ungehörig für jemanden der am Sterben war.

Ich lag nun also in der dreckigen Gasse des riesigen Hotels, welches ich mit meiner Mutter bewohnte und starrte in den Himmel. Wo blieben diese merkwürdigen Wesen, die Wesen die mich immer wieder heimsuchten. Irgendwie hatten sie heute anscheinend Verspätung...oder, was ich eher annahm, sie hatten es aufgegeben, mich zu jagen und zu fangen. Das konnte nur heißen, dass meine Mutter diesmal wirklich Erfolg gehabt hatte.

Ich würde diesmal also wirklich sterben, na gut. Nicht, dass ich nicht Erfahrung damit gehabt hätte. Aber nun langsam, sollte es auch mal geklappt haben. Was bedauerte ich? Was hatte ich versäumt? Ich bemühte mich, meine Augen geschlossen zu halten, als ich über diese Frage nachdachte. Sex... ja, vielleicht hätte ich wenigstens einmal Sex haben sollen... es soll ja eine tolle Sache sein, und meine Freundin Susan sagt, es wäre mit jedem neuen Kerl besser... aber ich hatte es nie versucht.

Mit 15 hatte ich mich in meinen Geschichtslehrer verknallt— Geoffrey Mc. Laine. Er war damals in meine Klasse gekommen und seitdem hatte ihm mein Herz gehört.. Groß, sehr groß, breit, dunkle Haare, durchtrainiert. Kein Gramm Fett an seinem Körper. Er stand mitten in meinem Klassenzimmer, etwas zu lange, schwarze Haare, schwarze Lederjacke, schwarze Jeans. Mein Herz hatte mehrere Schläge lang ausgesetzt....

Als er meinen Namen aus dem Klassenbuch vorgelesen hatte, war ich noch immer am Betrachten des schönen Mannsbilds, das ich vergaß zu antworten. Er hatte mich dreimal aufrufen müssen und ich war zum Gelächter meiner Schulkameraden geworden. „Hier, Mister Goffy“ hatte ich hastig geantwortet. Meine Freunde hatten noch mehr gelacht.

Wutentbrannt war ich aufgesprungen und hatte mich auf den nächstbesten Mitschüler gestürzt. Der arme Johnny...Es war Geoffrey Mc. Laine gewesen, der mich von Johnny Hilferding heruntergezogen hatte. Johnny war mindestens zwei Köpfe größer und 20 Kilo schwerer als ich gewesen, doch ich hatte ihn unter mir gehabt, hatte auf seinem Brustkorb gesessen und auf ihn eingeschlagen...

Mister Mc. Laine hatte seinen Spitznamen...Bald benutzte jeder Schüler im Internat diesen Namen. Irgendwie hatte der Mann mir dies nie verziehen. Er hatte mich seit dem Tag ständig unter Wind.

Seit dem Tag hatte ich alle meine Bekanntschaften an Mister Goffy gemessen. Niemand war an ihm herangekommen. Und ich hatte nie Sex gehabt..

Ein Punkt, den ich nun nicht mehr ändern konnte...

KONZENTRIE DICH...

Ja richtig, ich war ja am Sterben... ob alle Menschen solche Schwierigkeiten damit hatten? Also, mir jedenfalls reichte es. Es stank hier bestialisch, ich wahrscheinlich auch. Die großen Säcke waren, Dank meines Sturzes, gerissen und überall verstreut lagen Essensreste. „Hallo, ich will weg von dieser schmutzigen Gasse!“ Rief ich, keine Antwort. Wo blieben denn die dunklen Wesen, die die mich jedes Mal bedrängten, ihnen zu folgen, meinen Körper hinter sich zu lassen? Die versuchten, mir mein Lebenselixier auszusaugen? „Hallo ihr Gruseltypen, kommt! Ich habe Bock auf eine gute Prügelei“ schrie ich wieder. Stille...

Heute hatten sie anscheinend Verspätung...Vorsichtig schielte ich durch meine Augenschlitze. Es war auch kein Tier in der Nähe, welches diese Typen hätte von mir fern halten können...

Aber zum aller erst, ich sollte mich vielleicht an meinen Namen erinnern. Wenn ich schon in die ewigen Jagdgründe eingehen würde, und man mich nach meinen Namen fragte, sollte ich den auch nennen können. Also; Ich versuchte meine Gedanken auf das wesentliche zu konzentrieren. „Ich bin 20 Jahre alt. Ledig, Jungfrau, Erbin eines Multivermögens. Jedenfalls, bis zu meinen Tod vor.. wie viel Zeit war vergangen?“ fragte ich mich laut. Ich könnte auf meine Uhr schauen, doch dazu müsste ich meine Augen wieder öffnen. Ich schüttelte meinen Kopf. Meine überaus teure Armbanduhr war wahrscheinlich kaputt....

„Mein Name ist...“ sagte ich nachdenkend...

2 Kapitel

„Willst du noch länger zwischen den Mülltonnen liegen?“ Die Stimme war dunkel, erotisch und ich hätte sie immer und

überall wiedererkannt. „Mary Cooper Clarens. Immer für eine Überraschung gut.“ Jetzt schwang etwas Humor in seiner Stimme.

Ich blinzelte. „Mister Goffy!“ hauchte ich überrascht. Vor mir stand tatsächlich mein Geschichtslehrer Geoffrey Mc. Laine und sah auf mich herab. So wie ich ihn in Erinnerung hatte. Groß, breit, durchtrainiert. Ganz in schwarz gekleidet...

„Hauen sie ab, ich will wenigstens in Ruhe sterben.“ antwortete ich schroff. „Und nein, ich weiß immer noch nicht, wann der Krieg im Teutoburger Wald stattfand!“ Die Frage hatte mir damals eine glatte sechs von ihm eingebracht.

Dann schrak ich kurz zusammen. Mister Goffy, ich unterdrückte ein Grinsen, (Er schien es allerdings gesehen zu haben, denn ein Grunzen erklang in meinen Ohren), war gestorben, als ich gerade 17 geworden war. Auf eisglatter Straße war sein Wagen, ein wunderschöner 69. Cadillac, ein Traum von Oldtimer, ins Schleudern geraten und eine Klippe hinuntergestürzt. Was hatte ich damals geheult. Ich glaube drei Tage und drei Nächte.

Ich richtete mich auf meine Ellenbogen auf und versuchte, den Mann vor mir genauer zu betrachten. drei Jahre waren seit unserer letzten Begegnung vergangen und der Typ sah noch immer nicht einen Tag älter aus als fünfundzwanzig. „Diesmal hat es anscheinend geklappt und ich bin wirklich tot. Wenn ich jetzt bereits tote Menschen sehen kann..“ Ich vollendete den Satz nicht. Leider auch eine sehr schlechte Angewohnheit meinerseits...“Äh,“ räusperte ich mich dann, als er schwieg. „Sie wissen schon, dass sie tot sind, oder? Ich war auf ihrer Beerdigung. Ich müsste es also wissen.“ Ich ließ mich wieder rückwärtsfallen und schloss wieder meine Augen. „Sie sind tot, ich bin tot,,, fertig.“ Ich faltete meine Hände über meine Brust. Ich wollte wenigstens würdevoll aussehen, wenn ich starb. Irgendwann würde jemand kommen, meine Leiche finden und man würde mich schon wegbringen...Ich wollte eine hübsche Leiche abgegeben...

„Steh auf“ befahl Goffy mir. Ich schüttelte meinen Kopf. Schließlich war ich nicht mehr seine Schülerin. “Nö“ sagte ich nur. „Du kannst hier nicht liegen bleiben.“ sagte er weiter.

„Doch“ antwortete ich. „Ich bin tot!“

„Bist du nicht“ widersprach er mir. „Doch, und sie auch, falls sie es immer noch nicht begriffen haben.“ Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Könnten sie sich durchsichtig machen? Sie stehen mir in der Sonne“ sagte ich milde.

Ich hob meine Augenlider einen Spalt und sah mit Genugtuung, wie er sich seine dunklen, dichten, etwas zu langen Haare raufte. Ganz so wie früher, wenn er mich nach Geschichtszahlen abgefragt hatte. „Wenn ich bislang gestorben bin, habe ich keine mir bekannten tote Menschen sehen können. Nun sehe ich sie, also bin ich hoffentlich einen Schritt weiter in Richtung ewige Jagdgründe.“ argumentierte ich und schloss wieder meine Augen. Ein leises, genervtes Grunzen war seine Antwort. Auch das kannte ich zur Genüge. Früher, wenn er mich abgefragt hatte und ich nicht Antworten konnte, (Weil ich stundenlang an ihn denken musste, Löcher in die Luft gestarrt hatte, statt Geschichtszahlen zu pauken) hatte ich angefangen zu diskutieren. Nicht, dass ich damit meine Note bei ihm verbessern konnte, nein, aber es gab mir immer Genugtuung zu sehen, wie er sich die Haare raufte.

„Da sitzt eine riesige Ratte, gleich neben dir in der Ecke“ sagte Geoffrey Mc. Laine jetzt. Ich hörte ein leises Lachen, als ich meinen Kopf etwas drehte und mich vorsichtig umsah. Wenn er jedoch hoffte, mich so vom dreckigen Boden hochzubekommen, so hatte er sich nur getäuscht. Ich schob meine Hand in die Richtung, in der die Ratte saß und schmatzte mit den Lippen. Erstaunt fuhren Geoffreys Augenbrauen in die Höhe, als er sah, wie die Ratte näherkam, schnüffelte und sich dann, wie es aussah, verbeugte. Er schwieg, doch ich fühlte, dass er Fragen hatte. Er schwieg jedoch weiter. Dann kam er etwas näher. Die Ratte quietschte und verschwand wieder. Sie blieb hinter einer der Tonnen sitzen. „Sie ist hungrig und ich liege auf ihrem Mittagessen“ sagte ich sarkastisch. Ich lag hier lange genug herum, um zu wissen, dass ich wieder einmal nicht gestorben war.

Endlich bückte er sich und griff nach meinem Arm. Er zog mich hoch, dann begann er den Schmutz von meinen Jeans abzuklopfen. „Interessant, dass du keine Angst vor den Nagern hast.“ sagte er endlich.

Ich zuckte mit den Schultern. „Als ich acht Jahre alt war, erwachte ich mal in einen Abwasserrohr. Es war das Jahr, als der riesige Schneesturm tobte. Mein Kopf brummte und ich fühlte mich schwach.“ Ich überlegte. „Das war mein, wenn ich mich nicht verzählt habe, sechster Tot. Es war bitterkalt gewesen. Mutter hatte wohl gehofft, ich würde erfrieren. Ich fror und wünschte, ich hätte etwas zum Wärmen. Es kamen so um die fünfhundert Ratten und legten sich auf mich, um mich, unter mich. Sie wärmten mich, bis der Schneesturm draußen aufgehört hatte und ich mich auf den Weg Nachhause machen konnte. Seitdem sind wir befreundet. Kein Nager würde mir etwas antun.“ Wieder schossen Geoffreys Augenbrauen in die Höhe. So als überlegte er ob ich log. Doch er schwieg. Immer noch hielt er mich am Ellenbogen fest. Energisch machte ich mich von ihm los. „So und nun, auf zu meiner Mutter.“ sagte ich. „Die kann sich auf was gefasst machen. Wenn sie glaubt, wieder wenigstens zwei Tage Ruhe vor mir zu haben, täuscht sie sich diesmal!“ Man, war ich wütend.

Er griff erneut nach meinem Arm, doch ich wich aus. „Das geht nicht.“ widersprach er.

„Und ob das geht“ sagte ich. „Glauben sie, ich würde sie damit durchkommen lassen?!“ Mein Vater ist tot! Er starb vor drei Tagen. Er ist noch nicht einmal beerdigt! Und Mutter hat bereits das Testament eröffnen lassen. „Ich stemmte meine Hände in die Hüfte und marschierte an Geoffrey vorbei. „Und wollen sie wissen, warum ich heute Vergiftet, erstochen und aus dem Fenster geworfen wurde? Weil ich die Erbin bin! Vater hat alles mir hinterlassen und Mutter geht leer aus.“ Ich schniefte wütend. „Wenn ich mich jetzt geschlagen gebe, kommt sie mit allem durch! Dann bekommt sie alles!“ ich schrie, es war mir egal. Mein Vater war tot, der einzige Mann, der mir so etwas ähnliches wie Liebe entgegengebracht hatte. „Wenn wir „sterben“ können wir nicht zurück zu unserer Familie“ widersprach Geoffrey. „Für sie sind wir tot!“

Wieder schüttete ich meinen Kopf. Meine Haare flogen wild, Dreck spritzte heraus und traf den angewiderten Mister Mc. Laine im Gesicht. „Und ob ich zurück in das Hotel marschiere! Glauben sie allen Ernstes, ich würde der Frau, die bereits während ihrer Schwangerschaft mit mir, versucht hat mich umzubringen?“ Ich schrie jetzt und merkte erstaunt, dass meine Stimme sich überschlug. „Mein Erbe, dass was mir von Vater bleibt, überlassen?“ Dieser dämliche tote Nachtwächter hier brachte mich tatsächlich um meine schwer erkämpfte Selbstbeherrschung.

Wieder dieser erstaunte Blick meines Gegenübers. „Daran erinnerst du dich?“ fragte er leise, so leise, das ich zuerst geglaubt hatte, es geträumt zu haben. Doch dann nickte ich wütend. „Oh Ja!“ sagte ich dann. „An jeden Tod. Jedes Mal!“ Ich schlug gereizt nach seiner Hand, die er mir entgegenstreckte. „Das ist nicht weiter schlimm, man gewöhnt sich daran!“ sagte ich weiter.

„Ungewöhnlich“ murmelte Geoffrey. Ich ignorierte ihn, so gut ich konnte und zog mir verdorbene Spagetti aus den Haaren. Die Ratte steckte ihren Kopf hinter einer Tonne hervor. Ich warf ihr die Spagetti zu, die sie dankbar davontrug.

„Du solltest mit mir kommen, wir müssen reden. Um deine Mutter kümmern wir uns später“ sagte Geoffrey. Wieder griff er nach meiner Hand.

„Nein jetzt!“ widersprach ich wütend. „Und sie halten mich nur auf. Husch ab in ihr Grab.“ Ich schlug ihn kurz gegen die Brust und wunderte mich, dass er heftig gegen die andere Seite der langen Gasse stolperte. Na nu, so stark hatte ich doch gar nicht geschubst. War ich seit meinem letzten Tod noch stärker geworden? Egal, ich zuckte mit den Schultern.

Ungläubig starrte mich Geoffrey an. Damit hatte er anscheinend auch nicht gerechnet. „Bleib stehen“ befahl er mir nach Luft ringend, als ich mich jetzt abwandte und ihn stehen ließ. Ich antwortete nicht. Zu wütend war ich. „Bleib stehen“ befahl er erneut, diesmal bedeutend herrischer. Ich drehte mich zu ihm um und zeigte ihm meinen Mittelfinger...

Ich marschierte, das kaputte T-Shirt zusammenhaltend, aus der dunklen Gasse heraus, um die Ecke ins Hotel. Oh ja, meine liebe Mutter konnte sich warm anziehen...

Mister Mc. Laine, er hatte sich endlich aufgerappelt und seine Hände in seinen Jeanshosen vergraben, eine düstere Miene in Gesicht, folgte mir schweigend.

Der Portier sah mich fragend, sehr angeekelt an. „Kein Wort“ zischte ich den Mann wütend an, als ich an ihm vorbei zum Fahrstuhl ging. Er hob seine Augenbrauen, und fast, so spürte ich, hätte er den Sicherheitsdienst gerufen. Doch ein strenger Blick aus Geoffreys Mc Laines Augen, und der Portier ließ den Telefonhörer wieder sinken. Geoffrey beeilte sich und kam beim Fahrstuhl an, als sich gerade die Türen hinter mir schlossen, er blieb stehen, ich fuhr in die Höhe. Es erheiterte mich, Mister Mc. Laine – Goffy - musste auf den nächsten Fahrstuhl warten. Zeit, mich meiner Mutter zu stellen. Ihr ungläubiges Gesicht zu sehen, wenn sie feststellen musste, dass ihre ganze Arbeit, sich meiner zu entledigen, wieder mal umsonst gewesen war. Ein Lächeln flog über mein Gesicht. Bislang hatte es immer ein bis zwei Tage gedauert, bis ich wieder zu mir gekommen war. Diesmal war es anders gewesen. Ich war überhaupt nicht weggetreten gewesen. Es war, als sei ich diesmal die ganze Zeit über wach gewesen.

„Hallo Mutter!“ sagte ich frostig. Ich stand in dem großen Wohnzimmer und sah mit Genugtuung wie meiner Mutter das große Glas Sherry aus der Hand fiel. Sie kniete auf dem Boden und versuchte das Blut, welches ich vergossen hatte als sie mich niedergestochen hatte, wegzuwischen. „Rate mal, wer wieder unter den Lebenden weilt!“ Meine Mutter fasste sich an die Kehle und versuchte zu antworten, doch es kamen keine Worte aus ihrem Mund. „Du, du, du...“ sagte sie endlich. Sie konnte nur kurz atmen und sprach abgehackt. Sie griff nach der großen Flasche Sherry, die neben ihr auf dem Boden stand und nahm einen großen Schluck direkt aus der Flasche. „Du, du, du bist nicht real, ich halluziniere! „brachte sie endlich heraus. „Du bist tot.“

„Aber Mutter, ich bitte dich“ sagte ich sanft, gefährlich sanft...eigentlich sollte sie sich langsam mal daran gewöhnt haben, dachte ich. Schließlich machten wir diese Szene nicht das erste Mal durch.

„Du solltest tot sein. Er hat gesagt, wenn du noch einmal stirbst, ändert sich alles!“ Mutter flüsterte die Worte. Ich fragte mich, wer was warum gesagt hatte. Was sollte das heißen, mein jetziger Tod würde alles ändern. Ich zeigte auf den großen Blutfleck. „Ich habe eine ziemliche Schweinerei verursacht, was?“ fragte ich sie sarkastisch. „Du weißt doch, Blut geht am besten mit Bleiche raus!“

Mister Mc. Laine erschien jetzt hinter mir. Ich hatte ihn nicht gehört, vielmehr hatte ich ihn gespürt. So wie früher, wenn ich auf dem Schulhof stehend, ihn nahen gespürt hatte. Ich hatte noch so tief in einem Gespräch gewesen sein können, wenn Goffy sich näherte war mir immer eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen. So wie jetzt auch. Er blieb hinter mir stehen und sah unverwandt meine Mutter an. Er grüßte nicht, er schwieg. Jetzt legte er eine seiner großen Hände auf meine Schulter, sie war angenehm warm und schwer. Fast glaubte ich mich beschützt. Doch das war ein Trugschluss, ich war noch niemals beschützt worden und schon gar nicht von einem Toten....

Mutter starrte Geoffrey an, ihre Augen weiteten sich. „Sie sind auch tot“ sagte sie tonlos.“ Sie sind gestorben, ihr Auto, sie sind über die Klippen..“ Mutter stotterte.

„Was geht hier vor?“ Meine Frage war an Geoffrey gerichtet.

Er stand hinter mir und sah auf meine Mutter herab. Sie kniete immer noch auf dem Boden, den Finger auf Geoffrey gerichtet. Von ihr würde ich keine vernünftige Antwort bekommen. „Er war damals hier. Er hat gesagt, du darfst nicht wieder... wieder..“ Mutter stammelte. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Ihr perfektes Make Up verlief über die Wangen, sie sah aus wie ein Clown. „Woher kennen sie meine Mutter!“ fragte ich ihn, es war keine Frage, mehr ein Vorwurf.

Geoffrey Mc. Laine schwieg und meine Wut steigerte sich.

„Hallo? Was ist hier los?!“fragte ich wütend.

Mein Vater hatte mich, auch wenn er meiner Mutter hörig gewesen war, in einem Augenblick der Klarheit in Sicherheit vor ihr gebracht. Er hatte mich in einem Internat angemeldet und dafür gesorgt, dass ich nur zu Weihnachten nach Hause kommen musste. Zwischen den Tagen hatte er mich oft besucht, heimlich wie ich vermutet hatte. Es war immer schön gewesen, wenn Vater mich abgeholt und mit mir irgendwo hingefahren war. Heimliche Zeit, gestohlene Zeit. Auch war er es gewesen, der mit meinen Lehrern gesprochen hatte, sich um meine Ausbildung gekümmert hatte. Mutter hatte sich nie in meinem Internat blicken lassen. Woher kannten sich Geoffrey und Mutter also?

„Sagen wir, deine Mutter und ich hatten damals eine kurze interessante Unterhaltung. Ich sagte ihr, was immer sie mit dir anstellt, womit sie dich quitt, sie damit aufhören soll!“ Er seufzte schwer. „Zwei Tage später versagten die Bremsen an meinem Wagen, Interessant, nicht wahr?“ sagte Geoffrey eisig. Dann wandte er sich wieder an meine Mutter.

„Ich hatte sie gewarnt“ sagte Geoffrey jetzt leise. Sehr leise. Mutter hob ihren Kopf und schüttelte ihn dann. „Sie sind tot! Sie können nicht hier sein, ich bilde mir alles nur ein!“ Sagte sie zittrig.

„Warum? Ich habe sie damals gewarnt, Mrs. Clarens. Mary steht unter meinem Schutz.“ sagte er. „Mary ist ein besonderer Mensch.“ Wieder seufzte er kurz. Mein Kopf zuckte hoch. Ach ja? Das war ja interessant, seit wann dachte er denn so von mir?

„Und, und ich sagte ihnen bereits damals, Mary ist nicht ganz richtig. Sie fantasiert, um Aufmerksamkeit zu erregen... sie erfindet Geschichten, abenteuerliche Märchen.“ Meine Mutter zitterte am ganzen Körper.

Es war mir plötzlich egal.

Es war mir vollkommen egal, was Mutter und er sich zu sagen hatten. Ich stand hier, vor dem toten Geoffrey, neben meiner Mutter. Beide sprachen so, als sei ich nicht im Raum, oder erst fünf Jahre alt.

Ich räusperte mich energisch. „Hör zu, Muuutter“ das letzte Wort zog ich sarkastisch in die Länge. „Seit ich denken kann, hast du versucht, mich umzubringen!“ Es tat gut, es endlich auszusprechen. Die vielen Jahre, die ganzen Jahre, die ich es verheimlicht hatte. Ich hatte mich geschämt. Hatte stets mir die Schuld gegeben, Schuld daran, nie geliebt worden zu sein. Ein lästiges Insekt, dass man umbringen musste, dass es nicht wert gewesen war dieselbe Luft zu atmen....

Warum, so fragte ich mich, hatte ich mich nie jemanden anvertraut?

Ich zögerte... einmal, einmal hatte ich es versucht. Ich war damals sechszehn Jahre alt gewesen und das erste Mal betrunken. Susan, die ich damals im Internat kennengelernt hatte, hatte ihren achtzehnten Geburtstag gefeiert. Unerlaubterweise hatte jemand Alkohol mitgebracht. Nun, es war hoch hergegangen, bis uns die Lehrer auffliegen ließen. Ich war angetrunken gewesen und torkelte über den Campus auf mein Zimmer zu, als mich...... verdammt.

Ausgerechnet Mister Mc. Laine hatte mich gefunden und in mein Zimmer gebracht. Ich hatte damals, in der einzigen Nacht, mich geöffnet. Ich hatte mich über die Kloschüssel gebeugt, gekotzt und geweint. Hatte mich über meine Mutter beschwert. Geoffrey hatte die ganze Zeit meine langen Haare gehalten und mir schweigend zugehört. Nicht einmal hatte er mich unterbrochen. Wahrscheinlich hatte er geglaubt, ich würde lügen. Trotzdem hatte er hinter mir gehockt, ich die Kloschüssel zwischen den Beinen, hatte meine Haare gehalten und mir zugehört.. Reden, kotzen, reden kotzen., die halbe Nacht.....

Es war extrem peinlich gewesen, ausgerechnet der Mann, den ich so sehr liebte, hatte mich so erleben müssen.....Damals hatte ich gehofft, er würde meine Geschichten dem Alkohol zuschreiben. Jedenfalls, als er mich nach der nächsten Geschichtsstunde wieder mal zurückhielt, entschuldigte ich mich bei ihm und schob meine Geschichten darauf zurück.

Sein Blick, den er damals zuwarf, werde ich wohl nie vergessen.

„Mary!“ Geoffreys Stimme holte mich in die Gegenwart zurück. Ja richtig, ich hatte doch gerade etwas gesagt, Wieder sah ich zu meiner Mutter. „Also, Ich werde nicht sterben, egal wie oft du es noch versuchst!“ meine Stimme überschlug sich. „Ich werde immer und immer und immer wieder aufwachen! Du kannst es noch so oft versuchen!“ Ich schrie sie an, meine Stimme überschlug sich. „Und Vater hat mir das Vermögen vermacht. In all den Jahren, in der Zeit da er dir hörig gewesen war, hatte er wenigstens so viel klaren Verstand besessen, mich in Sicherheit zu bringen vor dir! Jetzt bin ich alt genug, um mich zu wehren! Das Vermögen gehört mir, Mutter. Alles, das Geld, die Häuser und alles andere! Verschwinde, ich gebe dir einen Tag, um deine Sachen zu packen und zu verschwinden!“ Jetzt schrie ich fast hysterisch., meine Stimme klang selbst in meinen Ohren schrill. Besänftigend spürte ich den Druck von Geoffreys Hand auf meiner Schulter. Er legte mir einen Finger auf die Lippen und augenblicklich schwieg ich.

Erschöpft, müde. Keine Ahnung, wie er das gemacht hatte.

Aber ich schwieg.

„Sie sagten, wenn sie noch einmal stirbt, wird alles anders. Ich dachte, wenn sie jetzt stirbt, ist es endlich zu ende! Sie ist nicht normal! Sie ist der Teufel! Nur der Teufel erwacht immer wieder!“ Mutter saß immer noch auf dem Boden und wies mit zittriger Hand auf mich. „Sie kann nicht erben! Teufel erben nicht! Sie sagten damals...“

„Ihr kennt euch wirklich!?“ fragte ich überrascht. „Warum, wieso, weshalb?“ meine Stimme überschlug sich. Es war mir egal, dass ich meine Mutter unterbrach. Mein Blick durchbohrte Geoffrey. Woher kannten sie sich? Mir war nicht bekannt gewesen, dass Mutter sich auch nur in die Nähe meines Internats gewagt hatte. Woher also kannten sich die Beiden?

„Später“ raunte Geoffrey mir zu. Ich war wütend, wütend, müde, erschöpft. Heftig schüttelte ich seine Hand ab und trat vor meine Mutter. Sie sah jämmerlich klein und ängstlich aus. „Du hast mich geboren, sag du mir wer mein Vater ist!“ sagte ich. Mutter schwieg. Ihre Augen waren auf Geoffrey geheftet.

„Ich sagte ihnen damals, sie sollten ihre Tochter in Ruhe lassen. Sie dürften sie nicht noch einmal quälen!“ Seine Stimme war hart, fast schneidend. „Sie haben Mary gehört. Ihre Zeit läuft. Verschwinden sie und lassen sie sich in Marys Leben nie wieder blicken!“ Sagte er. Mutter sah ihn verwirrt an. Er gebot ihr Schweigen, als sie etwas erwidern wollte. „Ich werde Mary mitnehmen! Sie ist bei ihnen in Gefahr!“ Er nahm meinen Arm und zog, zerrte mich aus dem Hotelzimmer. Ich wehrte mich, Ich stemmte mich gegen seinen Arm, doch er war unnatürlich stark. Selbst für meine Verhältnisse. Ohne auf meine Gegenwehr zu achten, zog er mich über den Flur zu einen der Fahrstühle. „Hör auf dich zu wehren. Ich will..“ er räusperte sich. „Ich wurde geschickt, dir zu helfen.“ verbesserte er sich. „Ich könnte dafür sorgen, dass du augenblicklich einschläfst, aber es wäre nett, dich nicht durch das Hotel tragen zu müssen.“ Hauchte er mir ins Ohr, augenblicklich erlahmte mein Widerstand...Sein Blick glitt über meine Figur. Ich war etwas rundlich, das wusste ich. Ich hatte keine Modellfigur. Vielmehr war ich etwas zu klein und hatte einen wohl gerundeten Busen. Meine kastanienbraune, dunkelrote lange Mähne war zu wild und lockig, als dass sie sich bändigen ließ. Auch jetzt hatte ich sie mit einen losen Band nach hinten gebunden.

Er hielt mich also für fett, wahrscheinlich sogar hässlich, beleidigt schwieg ich und unterließ meine Gegenwehr. Fast zutraulich, wie ein Kind, nahm ich seine dargebotene Hand und folgte ihm zum Wagen.

3. Kapitel

„Versuch etwas zu schlafen“ Geoffrey sah zu mir herüber. „Wiedererweckt zu werden kostet Kraft und du warst diesmal die gesamte Zeit bei Bewusstsein“ Er zögerte, es schien ihn zu überraschen. Er hatte wohl gemerkt, dass mir immer wieder die Augen zufielen. Wir saßen seit einer geschätzten Ewigkeit in einem kleinen alten Geländewagen und fuhren, fuhren, fuhren. Es war das erste Mal, dass er mich ansprach. Jedes Mal, wenn ich versucht hatte, ihm eine Frage zu stellen, hatte er nach seinem Telefon gegriffen und telefoniert. Das letzte Gespräch, dass er geführt hatte, war wohl mit einem Anwalt gewesen. Jedenfalls fiel mein Name, der meiner Mutter und einige andere Dinge, die mein Erbe betrafen.

„Wohin fahren wir?“ fragte ich nervös. Ich hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, mich umzuziehen, oder mir einige Sachen einzupacken. Er hatte mich einfach aus dem Hotel gezerrt, in sein Auto und war losgefahren. „In ein sicheres Haus“ war seine Antwort. Wieder klingelte das Telefon. Ich seufzte.

„Du bist gestorben... wieder einmal.“ Sagte Geoffrey, zögernd, fast ungläubig. „All die Jahre die wir uns kennen, und ich glaubte...“ sagte er leise. „Ich glaubte, sie lügt.“ Es war wohl nicht für mich gedacht gewesen...

Er sah auf sein Telefon und drückte den Anruf weg. „Normalerweise ruht sich dein Körper nach jedem Tod mindestens zwei Tage aus. Doch diesmal...“ Er schwieg einen Moment. „Diesmal war ich sofort wieder wach. Ich weiß, ich war dabei.“ vollendete ich seinen Satz. Er nickte. „Und das ist anormal.“ Er versuchte ein Lächeln, doch ich spürte noch mehr.

Unausgesprochene Worte, Fragen denen er auf den Grund gehen wollte. „Schlaf, dein Körper braucht Ruhe“ es war keine Bitte, es war ein Befehl. Meine umhin müden Augen, fielen zu und ich dämmerte ein. „Sie ist tatsächlich eine Wiedererweckte. Und ich habe es die ganzen Jahre nicht gespürt, nicht geglaubt.“ Hörte ich ihn wie aus weiter Ferne. „Verdammt, ich schätze da kommt eine ganze Menge Ärger auf mich zu.“ Sagte er verärgert.

Wieder klingelte das Telefon, im Halbschlaf versuchte ich den Worten zu folgen. Geoffrey schien zu glauben, dass ich schlief, denn ein kurzer Blick und er antwortete dem Anrufer. „Nein, ich musste unsere Pläne ändern. Ich kam am Hotel an und was sah ich? Ich sah. wie die Zielperson aus einem der oberen Fenster geworfen wurde!“ Ein Schweigen, der Anrufer schien etwas zu sagen. „Nein, als ich in die Gasse kam, um die Zielperson zu bergen und wegzubringen, da war sie wach!“ Geoffreys Stimme war wütend, ich konnte die Wut hören, auch wenn er sich bemühte, leise zu reden. „Nein, weder ohnmächtig noch tot“ sagte er weiter. „Sie lag in der Gasse und redete wie immer wie ein Wasserfall! Redete und redete!“ Wieder sprach der Anrufer, Mister Mc. Laine schwieg. Er war wütend, dass ich überlebt hatte? Er war darüber sauer, dass ich wach gewesen war? Ich wollte mich gerade hochrappeln, als Geoffrey weitersprach. „Ja, ich weiß, sie hätte diesmal wirklich tot sein müssen. Aber jetzt sitzt sie neben mir und schläft.“ Als müsste er sich von seinen eigenen Worten überzeugen, beugte er sich zu mir. Der Wagen fuhr ziemlich schnell, ich fragte mich, wie er es bewerkstelligte, zu telefonieren, zu fahren und sich zu mir zu beugen. „Sie sagte mir, sie sei bereits zwölf Mal gestorben. Das müssen wir nachverfolgen. Das kann nicht wahr sein. Noch nie ist jemand so oft gestorben!“ Er schluckte hörbar. „Nun, keiner außer der ganz große.“ Setzte er leiser hinzu.

Wieder eine Pause. Ich tat weiter so als schliefe ich. Es tat weh, dass er glaubte, ich hätte ihn angelogen in Bezug auf meine Tode. Ausgerechnet er...Ich nahm mir vor, ihm, so wir Zeit hätten, ihm alle meine Tode aufzuzählen. Wut kam in mir hoch. Wieder mal glaubte man mir nicht.

Es war eine Tatsache, dass man mir nie geglaubt hatte. Wenn ich als Kind gestorben war, hatte man es als kindliche Fantasie abgetan, wenn ich versucht hatte, es jemanden zu erzählen. Schnell hatte ich gelernt, meinen Mund zu halten und meiner Mutter aus dem Weg zu gehen, so gut ich konnte. Sie erzählte jedem, dass ihre Tochter “nicht ganz dicht“ sei. Ein Erbe ihres Mannes, wie sie gerne gesagt hatte.

„Ich lüge nicht“ es entfuhr mir, ehe ich mich daran erinnerte, dass ich ja eigentlich schlafen sollte. „Und ich rede nicht wie ein Wasserfall! „setzte ich beleidigt hinzu.

Das Auto machte einen gefährlichen Schlenker, als Geoffreys Blick mich traf. Überrascht schossen seine Augenbrauen in die Höhe. Nach einigen Mühen war der Wagen wieder sicher auf der Straße. Ich grinste, hatte er wirklich geglaubt, ich wäre eingeschlafen? Er schwieg und sein Blick heftete sich auf die Straße. „Ich kann ihnen jedes Mal beschreiben. Das erste Mal, nein das zweite oder dritte Mal war wirklich gut.“ Ich schloss grinsend meine Augen und genoss den Sonnenschein, der mir ins Gesicht schien. Er schwieg weiter. Also seufzte ich leise. „Ich war etwa fünf Jahre alt. Mutter hatte einen Wutanfall. Einen wie sie ihn öfter hat. Sie saß am Pool und telefonierte, ich spielte am Pool. Plötzlich warf sie das Telefon beiseite, schnappte mich und warf mich im hohen Bogen in den Pool. Dann ging sie ins Haus und Minuten später fuhr sie mit dem Wagen davon. Ich trieb kopfüber im Pool und starb.“ Geoffrey grunzte, ein Zeichen ,dass er mir zuhörte. „Unser Poolboy fand mich und alarmierte die Polizei. Sie stellten natürlich meinen Tod fest. Ertrunken im Pool beim Spielen.“ Ich seufzte. „Zwei Tage später erwachte ich in einer Leichenhalle. Das Gesicht der Pathologin war einmalig. Eine Fünfjährige, die eigentlich hätte tot sein müssen, stand vor ihr und fragte sie nach Geld für ein Taxi“ Ich unterdrückte ein Lachen. Es war einmalig gewesen. Die Ärztin war ohnmächtig zusammengesunken. Ich hatte mir das benötigte Geld aus ihrer Handtasche genommen, hatte mir im Krankenhaus Kleidung besorgt und war dann nach Hause gefahren. „Ein gutes Jahr passierte fast dasselbe. Allerdings waren war Tiger die Todesursache.“ Es hatte Vater eine Stange Geld gekostet, die Vorfälle unter den berühmten Teppich zu kehren.

Der Wagen hielt. Geoffrey legte seinen Oberkörper schwer aufs Lenkrad, dann hob er seinen Kopf und wies auf ein altes Anwesen. Ein uraltes Kloster, wie es schien. Und ziemlich marode, fiel mir auf. Überall rieselte der Putz und die windschiefen Mauern erweckten kein Vertrauen.

Geoffrey knurrte schlecht gelaunt. „Dein Zuhause für die nächste Zeit. Bis wir überlegt haben, was an deinen wirren Geschichten stimmt.“ sagte er kurz. Dann, fast gegen seinen Willen, wie mir schien, schob er meine Haare beiseite und starrte auf meinen Nacken. Dann schüttelte er seinen Kopf und wies wieder auf das Anwesen. „Geh rein, die anderen warten auf dich. Ich bringe den Wagen in die Garage.“ Er beugte sich über mich und öffnete die Wagentür. „Raus mit dir“ befahl er. Doch ich zögerte. „Ist das ihr Ernst? Willkommen im Mittelalter? Gibt es hier überhaupt Wasserklos?“ fragte ich. Genervt schnaubte er. „Schon gut, nicht gleich explodieren.“ rutschte mir heraus.

Widerstrebend gehorchte ich. Dann stand ich in einem großen Innenhof. „Wo bin ich?“ fragte ich mich laut. Selbst hier wirkte alles wie tiefstes Mittelalter. Es würde mich nicht wundern, wenn gleich einige Ritter in ihren klirrenden Rüstungen erscheinen würden...

Ein leises Lachen hinter mir ließ mich umdrehen.

Eine junge Frau, nur wenig älter als ich, kam mir entgegen. Sie war schlank, blond und wunderschön. Ihr Lächeln ließ meine schlechte Laune augenblicklich verschwinden. „Du bist in St. August. Einem ehemaligen Kloster. Jetzt unser Hauptquartier.“ sagte sie lachend. „Ich bin Jill“ stellte sie sich vor.

„Und ich muss hier weg!“ sagte ich statt einer Begrüßung. „Schnell, weit weg! Sag, von welchem Bahnsteig fährt der Zug zurück ins 21. Jahrhundert?“ fragte ich grinsend.

Wieder lachte sie auf. „Das wird wohl noch dauern. Mr. Mc. Laine muss noch einiges über dich herausfinden. Er glaubt, du bist die beste Schauspielerin, die er je getroffen hat. Das sagt jedenfalls meine Schwester. Sie ist Geoffreys Assistentin.“ erzählte Jill.

Ich seufzte. „Und dann behauptet der Idiot, ich würde zu viel reden?“ fragte ich sie.

Jill lachte auf und zog mir Spagetti aus den Haaren. Dann wurden ihre Augen zu Schlitzen. „Meine Schwester sagt, Geoffrey glaubt du bist spinnst etwas. Bis heute jedenfalls. Bist du wirklich zehn Stockwerke tief gefallen?“ fragte sie. „Zwölf“ antwortete ich automatisch. Wie hatte sich das so schnell herum sprechen können fragte ich mich. Dann erinnerte ich mich an die Telefonate, die Geoffrey geführt hatte. Na, der Klatsch funktionierte hier jedenfalls....

„Wow“ sie zog ihre Augenbrauen zusammen. „Wirklich zwölf Stockwerke?“ fragte sie ungläubig. Das nervte, dachte ich finster. Ich log doch nicht.

„Ja, Ja, guter Flug gewesen, nur der Bordservice ließ zu wünschen übrig“ antwortete ich sarkastisch. „Und den Bord Film kannte ich auch schon.“ Ich musste hier weg, dachte ich wieder. Doch das war im Moment wohl nicht möglich. Jill hielt meinen Arm.

Sie lachte herzlich. „Du bist lustig“ sagte sie fröhlich. Ich fragte mich wie sie in diesem Mausoleum so gute Laune haben konnte. „Wie viele T-Male hast du? Wie oft bist du schon gestorben?“ Ihre Fragen überschlugen sich. Nun, das ersparte mir die Antworten, wenigstens etwas Gutes.... Sie führte mich zu einen der vielen Gebäude, es war ziemlich alt und sah heruntergekommen aus. Drinnen jedoch war alles modern eingerichtet und der Raum war angenehm kühl. Sie warf mir eine kleine Flasche Wasser zu, die ich gern annahm.

„Mr. Mc. Laine sagte, du besitzt keine Male, und das bedeutet das du kein Lazarus bist.“ Ihr Blick glitt zu meinen Nacken. Ebenso wie Geoffrey vor wenigen Minuten.... Dann grinste sie. „Hat er dir nicht erlaubt, dich wenigstens zu waschen?“ fragte sie dann lachend. Ich sah auf mich herunter und musste ebenso ein Grinsen unterdrücken. Ich sah wirklich verdreckt aus...Dann fielen mir ihre Worte wieder ein.

T-Mal? Lazarus? Was ging hier vor? Ich grübelte und wollte sie gerade fragen, was sie damit meinte, als die Tür aufflog und ein kleines Mädchen hineingestürmt kam. Auf ihren Armen hatte sie eine Katze, die roteste Katze, die ich je gesehen hatte.

„Wo ist Dad?“ fragte das Mädchen aufgeregt. Die Katze hing leblos in ihren Armen. Kopfüber, Augen weit geöffnet, Zunge aus dem Hals...Mir schwante übles, als ich spürte, dass keine Flamme von dem Tier ausging.

Hatte ich schon erwähnt? Ich konnte die Flammen von Lebewesen spüren. Es war etwas, über das ich noch mit niemanden gesprochen hatte. Jeder Mensch hatte eine besondere Art von Wärme. Mutters Flamme war stets verzerrend gewesen. Die meines Vaters lau, fast kalt.

„Er parkt das Auto in der Garage. Was ist denn los?“ Jill bückte sich zu dem Mädchen herunter, dann sah sie die tote Katze und schluckte tief. „Was ist geschehen?“ fragte sie das Mädchen, das nun aufschluchzte. „Tom ist vom Baum gefallen. Einfach so, von ganz oben. Und er wacht nicht wieder auf“ erzählte das Mädchen. „Ich habe alles versucht, doch er reagiert nicht.“

Ich hatte unendliches Mitleid mit dem kleinen Kind...

Die Tür öffnete sich und Geoffrey betrat den Raum. Sein Blick streifte mich nur kurz bevor er sich dem kleinen Mädchen zuwandte. Das Kind hielt immer noch die Katze fest umklammert und wiederholte traurig ihre Geschichte. „Dad“ sagte es dann. „Er wacht einfach nicht wieder auf.“

Geoffrey nahm ihr das tote Tier sanft aus den Armen und legte die Katze auf einen der Stühle. Dann untersuchte er das Tier und schüttelte dann bedauernd seinen Kopf. Das Mädchen weinte bittere Tränen. Es brach mir fast das Herz.

“Er schläft nur, oder? Er ist ohnmächtig. So wie ich vor zwei Jahren. Ich war ohnmächtig und bin hier bei dir aufgewacht.“ Das Mädchen hoffte, Geoffrey würde ihr zustimmen, doch er schüttelte erneut seinen Kopf. Er schien mich vollkommen vergessen zu haben.

Der Raum war groß, sehr groß, stellte ich erst jetzt fest. Hier konnten bequem fünfzehn Menschen sitzen und essen, reden....Etwas grub sich in meine Gedanken. Dad- Das Mädchen hatte Geoffrey Dad genannt. War er ihr Vater? Ich hob meinen Blick. Er hatte das Kind auf seine Arme genommen und führte es in eine der anderen Ecken des Raums. Jill verließ den Raum und ich blieb mit der toten Katze zurück. Die Augen der Katze starrten mich anklagend an. Ich hatte das Gefühl, sie wollte mir sagen: Hilf mir! Fast entschuldigend schüttelte ich meinen Kopf.

„Tom ist tot, Liebes. Er kann nicht wiederkommen. Das weißt du doch- Tiere sind keine Lazarus.“ Ich hörte die melodische Stimme von Geoffrey. „Er war schon alt. Wir mussten damit rechnen. Das habe ich dir doch bereits erzählt“ Er kniete in einer der Ecken und versuchte das Mädchen zu beruhigen. Das Mädchen weinte jetzt laut auf. Sie schrie leise und warf ihre Arme um den Hals ihres Vaters. Geoffrey strich ihr liebevoll übers Haar. Fast wurde ich eifersüchtig. Wenn mein Vater doch nur einmal so zärtlich mit mir umgegangen wäre. Wieder zog mich die tote Katze magisch an. Ich seufzte. Das Kind tat mir unendlich leid. Niemand sollte so traurig sein, dachte ich.

Unbemerkt erhob ich mich und schlich mich zur Katze. Geoffrey schien mich komplett vergessen zu haben. Er war so mit dem Kind beschäftigt, dass mich so etwas ähnliches wie Traurigkeit erfasste. Ich sah auf das tote Tier herunter und seufzte erneut. „Hör zu Tom“ flüsterte ich dem toten Tier zu. „Wenn ich das jetzt tue, wage es ja nicht mich anzufauchen oder mich zu kratzen.“ Mein Blick ging zu Geoffrey. Er tröstete immer noch das Mädchen. Mich schien er vollkommen vergessen zu haben.

„Wir werden ihn beerdigen. Ein richtig schönes Grab. Du kannst ihn dann jeden Tag besuchen“ tröstete er sie.

„Wohl eher nicht“ flüsterte ich leise. „Der verflohte Bettvorleger wird dich und alle anderen hier, noch überleben, Goffy“ flüsterte ich zu mir selbst. Dann holte ich tief Luft und nahm ein Messer vom Tisch. Schnell ritzte ich mir den Zeigefinger auf und schob ihn dem toten Tier tief in das Maul. Mein Blut tropfte dem Tier in den Rachen. „Acht, Neun, Zehn“ zählte ich in Gedanken, dann zog ich meinen Finger wieder heraus und schlich zu meinem Platz zurück. Dort sah ich unbeteiligt aus dem Fenster, das tote Tier, das kleine Mädchen, den großen Mann angestrengt ignorierend.

Es dauerte ungefähr zwei Minuten, dann flackerten die Augenlider des Tiers. Dann ein leises Miau und der Kater bewegte sich.

Das Mädchen schrie auf, „Dad, Tom Lebt, Juhu!“

Geoffrey sprang überrascht auf und kam zu mir herüber. Zum Glück saß ich wieder auf meinem Stuhl und sah immer noch unbeteiligt aus dem Fenster.

Das Mädchen hatte die Katze wieder auf den Arm genommen und strahlte über ihr ganzes Gesicht. „Siehst du Dad? Tom war nur ohnmächtig. Er war nicht tot!“ Sie drückte das Tier an sich, der Kater befreite sich und sprang davon. Das Mädchen rannte hinterher. Ich war mit Geoffrey allein.

Schnell schob ich meine Hände in die Hosentasche, um keinen Preis sollte er meinen blutenden Finger sehen. Er kam mir ziemlich nahe, seine Augen brannten sich in meine und er schien zu überlegen, was eben geschehen war.

„Nette Tochter haben sie Goffy“ sagte ich nervös. Wieder hatte ich seinen Namen verunglimpft. Etwas was mir immer dann passierte, wenn ich versuchte etwas vor ihm zu verheimlichen,

Verdammt und er wusste das!

Ich wich seinen fragenden Blick aus. Er schwieg, er schwieg und schien sich nicht sicher zu sein, was er sagen sollte „Wo sind wir hier eigentlich?“ fragte ich schließlich. Meine Frage zielte darauf ab, ihn abzulenken. Vielleicht funktionierte es ja. Doch es war Geoffrey Mc. Laine, der vor mir stand. Dieser Trick hatte schon früher nicht geklappt.

„Nicht vom Thema ablenken“ sagte er nur ernst. Welches Thema? Was wollte er?

„Der Kater war tot“ sagte er weiter. Seine Augen suchten meinen Blick, ich versuchte wieder ihm auszuweichen. Ich musste mir eine gute Antwort einfallen lassen. Wie früher fiel ich in meine stets saloppe, schnodderige Art. „Anscheinend nicht. Oder warum sollte er ansonsten wieder fröhlich herum hüpfen?“ antwortete ich. Ich stellte mich demonstrativ an das große Fenster. Draußen konnte ich das kleine Mädchen sehen, das hinter dem Kater herlief und versuchte ihn wieder einzufangen.

„Er war tot“ sagte er wieder. „Ich hatte ihn mir angesehen. Da war kein Leben mehr in dem Vieh“ sagte er düster. Ich versuchte, unbeteiligt mit den Schultern zu zucken. „Sind sie Tierarzt? Ich dachte sie sind Geschichtslehrer“ Ich demonstrierte ein Gähnen. Das hatte ich früher schon immer getan, wenn er auf seinen Beruf zu sprechen kam. „Totes Wissen“ sagte ich grinsend. Das war auch früher immer meine Antwort gewesen, wenn ich durch einen durch einen seiner Tests gefallen war.

„Was hast du getan?“ fragte er. Er kam auf mich zu, den Zeigefinger auf mich gerichtet. „He vorsichtig, ihr Finger könnte als Waffe dienen“ sagte ich schnell. Ich hob abwehrend meine Hände. Das war ein Fehler. Ich hatte meine Hände aus der Tasche gezogen und hielt sie mir schützend vors Gesicht. Sofort griff Geoffrey danach und sah auf die winzig kleine Schnittwunde an meinem Finger herab.

Autsch- Fluchte ich still, wie dumm war ich eigentlich? Hatte ich die Hand nicht mit Absicht in die Tasche gesteckt? Dann ging mir ein ganzer Kerzenleuchter auf- Geoffrey Mc. Laine hatte mich absichtlich provoziert. Er hatte meine Hände sehen wollen!

Sein Blick heftete sich auf die kleine Schnittwunde, die sich ganz langsam schloss. Er zog meine Hand näher zu sich und …..schnüffelte! Er hob meine Hand an seine Nase und roch an meinem Finger! „Riecht nach Katzensabber“ sagte er finster. Ungläubig zog er seine Augenbrauen zusammen.

„Woran sie schon alles geschnüffelt haben“ sagte ich ironisch. Meine Hand kribbelte, meine Finger, eben noch kalt, wurden warm, angenehm warm. Es erinnerte mich an meine Jugendjahre im Internat. Damals, als ich so dermaßen verliebt gewesen war in diesen Mann, der jetzt vor mir stand. Wie oft hatte ich in meinem Zimmer wach gelegen, in Gedanken an diesen Mann. Ich hatte gewusst, dass nichts daraus werden würde. Ich war damals fünfzehn, er mein Lehrer. Und mindestens eine Million Jahre älter als ich...

Er hat ein Kind- die Stimme in meinem Hinterkopf läutete sämtliche Alarmglocken. Und wenn ich das Alter des Kindes betrachtete, so war er bereits während meiner Schulzeit Vater gewesen. Wieder mal wurde mir klar, wie dumm meine damalige Schwärmerei gewesen war. Aber andererseits, welche fünfzehnjährige hätte nicht für solch einen Mann geschwärmt....

Ich schweifte wieder mal ab, so wie so oft....

Ich musste das Thema unbedingt wechseln. Wütend entzog ich ihm meine Hand und steckte sie wieder in meine Jeans. „Ich will Nachhause“ sagte ich, mir fiel ein, dass hier nichts zu suchen hatte. Warum, so fragte ich mich, war ich bloß mit ihm mitgefahren? Ich hatte doch so viel zu erledigen. Mein Vater musste beerdigt werden, mein Erbe geregelt werden... Ich hatte keine Zeit, mich mit meinem toten Lehrer zu streiten.

„Du bist Zuhause“ war seine Antwort. „Du wirst hierbleiben.“ Es schien für ihn beschlossene Sache zu sein. Hatte er bis vor wenigen Minuten noch geglaubt, ich wäre hier fehl am Platz, so schien etwas seine Meinung geändert zu haben.

„Nein“ sagte ich nur. „Nie und nimmer!“ Ich schüttelte energisch meinen Kopf, meine wilde Lockenpracht wirbelte um mein Gesicht. „Ich werde bestimmt nicht hierbleiben“ sagte ich bestimmt. Ich hoffte meine Stimme hätte energisch genug geklungen. Doch Fehlanzeige...

Wieder schüttelte er seinen Kopf. „Hatten sie ihrer Assistentin nicht erzählt, ich sei eine Schauspielerin?“ fragte ich provozierend. Dann fiel mir etwas anderes ein, was Jill gesagt hatte. „Diese Jill“ Ich versuchte es nachlässig klingen zu lassen. „Sagte etwas wie T-Male...“ Ich machte eine kunstvolle Pause. „Und irgendetwas wie Lazarus“ Ich sah mit Genugtuung, wie Geoffrey Mc. Laine zusammenzuckte. „Jill redet zu viel“ sagte er dann. Er nahm meinen Arm und zerrte mich durch den Raum. Ich stemmte meine Füße gegen ihn. Er zerrte, ich bewegte mich keinen Millimeter. Erstaunt schossen seine Augenbrauen in die Höhe. Dann holte ich tief Luft.

„Mister Mc. Laine. Ich bin keine fünfzehn mehr... auch nicht sechszehn“ begann ich, wurde jedoch von seinem kleinen Lachen unterbrochen. „Du meinst, du bist nicht betrunken?“ seine Augenbrauen tanzten. „Sturzbetrunken?“ Wieder zog er an meinem Arm. „Sehr lustig“ antwortete ich bitter. Langsam, geschlagen, folgte ich ihm jetzt. Wieder hatte er mich an die Nacht erinnert. Ich über die Kloschüssel gebeugt, er hinter mir auf dem Boden kniend, meine wilde Mähne haltend. Man war ich damals betrunken gewesen...Damals hatte ich ihm mein Geheimnis, mein bestgehütetes Geheimnis verraten. Hatte ihm erzählt, was meine Mutter mir angetan hatte. Wenn einer mir helfen konnte, dann er, mein geliebter Geschichtslehrer, hatte ich damals gedacht...Doch Fehlanzeige! Er hatte es, wie auch alle anderen, als Fantasien eines Kindes, als um Aufmerksamkeit haschend, abgetan. Ich zuckte mit den Schultern, diese Diskussion führte zu nichts. Es gab andere, wichtigere Themen.

„Hören sie, Goffy“ ich wählte absichtlich seinen Spitznamen und sah mit Genugtuung, wie er sein Gesicht verzog. „Es ist mir egal ob sie mir glauben, oder nicht.“ Ich holte tief Luft. „Sie haben mir damals nicht geglaubt, also warum jetzt! Aber egal...Ich muss einiges ordnen. Die Beerdigung meines Vaters, mein Erbe.... „Ich machte eine kurze Pause. „Meine Mutter hat bestimmt schon damit begonnen, sämtliche Konten zu räumen und hat sich einen Flug in ein abgelegenes Land gebucht. Ich muss Nachhause...“ Wo niemand auf mich warten würde... Plötzlich war ich wieder traurig, so traurig, wie damals, als man mir erzählt hatte das Mister Mc. Laine verunglückt war. Der Mann, auf dessen Beerdigung ich gewesen war, der Mann, der jetzt hier in diesem Raum vor mir stand. „Mein Anwalt kümmert sich um deine Probleme“ Geoffrey seufzte und wies auf meine Haare. „Einigen wir uns darauf, dass du erst einmal hierbleibst und dich ausruhst.“ Er schien nachzudenken. „Vielleicht solltest du erst mal duschen.“

4. Kapitel

Sein Anwalt? Wann hatte er mit einem Anwalt gesprochen? Mir fielen seine Telefonate im Auto ein. „Duschen und neue Kleider wären ein Anfang.“ sagte ich erschöpft. Vielleicht sollte ich sein Friedensangebot annehmen. Im Moment jedenfalls. Dann fiel mir etwas wieder ein, ein Detail, dass er sehr geschickt umgangen hatte. „Was sind T- Male, was bedeutet Lazarus!“ verlangte ich zu wissen. „Ich mein, ich weiß wer Lazarus war. Der beste Kumpel von Jesus. Der Typ soll eine große Nummer gewesen sein...zu seiner Zeit. Und dann, als er tot war, kam Jesus und päng, Lazarus lebte wieder.“ Ich verzog mein Gesicht und sah, wie Geoffrey sich seine Haare raufte, eine mir gut bekannte Angewohnheit dieses Mannes.

„Du hast überhaupt keine Achtung vor der Geschichte!“ schnauzte er mich dann an. Ich ignorierte seine Worte und grinste. „Was sind T- Male?“ fragte ich ihn. Ohne auf meine Frage zu antworten, schob Geoffrey sein Shirt beiseite und zeigte mir seinen Nacken. Sieben dunkle, schwarze Punkte korrekt in einer Reihe waren zu sehen. „Meine Male“ sagte er nur. Wieder zuckte ich unwissend mit meinen Schultern. Auch eine Angewohnheit aus meiner Schulzeit, die Geoffrey ein Grunzen entlockte. Die Male stehen für unsere Tode“ erklärte Geoffrey. „Ich habe sieben Male.“

„Jill hat vier“ Ich erinnerte mich, sie an ihrem Hals gesehen zu haben. „Ja...Sie sahen wie ein verunglückter Vampirbiss aus“. sagte ich und sah wie Geoffrey ein Lächeln über die Lippen huschte. „Gut beobachtet“ sagte er. „Lisa hat fünf“ Er zeigte aus dem Fenster. Dort konnte ich das kleine Mädchen stehen sehen. Es spielte immer noch mit dem Kater. Seine Tochter hieß also Lisa. „Die Male stehen für die Häufigkeit ihrer Tode. Also ich könnte sieben Mal sterben, Jill viermal und Lisa fünfmal.“ sagte er und schwieg einen Moment. Dann wandte er sich wieder mir zu. „Du müsstest auch welche haben, aber ich konnte keine entdecken.“ sagte er dann leise, fast fragend. „Das widerspricht unserem gesamten Weltbild. Ich verstehe nicht, wie es angehen kann. Wenn du wirklich so oft gestorben bist, dann müsste dein Körper mit Malen übersät sein.“

Ich grinste ihn breit an. „Nun, vielleicht habe ich sie woanders an meinem Körper. An einer Stelle, die sie nie zu sehen bekommen werden.“ Sagte ich frech. Dann reckte ich mich ausgiebig. „Was war das mit duschen? Ich komme mir langsam wie eine überreife Pizza vor.“ Sagte ich dann ernster. Geoffrey blieb stehen und sah mich durchdringend an. „Hast du Male?“ Sein Blick suchte meinen, ich versuchte auszuweichen, doch er griff meinen Kopf und starrte mir weiter in die Augen. „Nein, ich habe keine solche Male“ antwortete ich dann leise. Was ging hier vor? Wo war ich hineingeraten?

Dann siegte wieder meine schnoddrige Art. „Was nur beweist, dass ich hier nichts zu suchen habe. Was für eine Irrenanstalt das hier auch ist. Ich werde hier nicht einchecken. Ich werde also duschen und mir dann ein Taxi rufen.“ Ich unterdrückte ein Gähnen. „Nur raus aus diesem Irrenhaus. Rein in den Irrsinn meiner Mutter. Die ist entweder über alle Berge oder wartet mit einer Axt auf mich.“

„Einigen wir uns darauf, dass du erst einmal duschst und dich ausruhst. Ich muss einiges nachverfolgen und telefonieren.“ Sagte er. Geoffrey ging zu einer Tür und wies mich an, ihm zu folgen. Ich würde natürlich nicht hierbleiben. Ich würde duschen und neue Kleidung wäre auch schön. Aber wenn mein toter Lehrer glaubte, ich würde hierbleiben und diesen Unsinn weiter mit machen, so täuschte er sich gewaltig.

Plötzlich war es wieder da. Die Frage, die in den ganzen Zeit in meinem Hinterkopf festsaß. Die Frage, die wie ein böses Tier lauerte und nur darauf wartete, in den Vordergrund zu rücken. „He“ begann ich, während ich ihm eine Treppe hoch folgte. „Sie sind doch eigentlich tot...“ sagte ich.

„Du auch, nicht? Willkommen im Club“ sagte er. Seine saloppe Antwort entlockte mir ein Seufzen. „Aber nein“ sagte ich sarkastisch, immer noch schmerzten seine Annahme, ich sei eine „gute Schauspielerin“. „Ich bin eine Betrügerin. Ich möchte nur Aufmerksamkeit erhaschen. Ich tue nichts lieber als mich in den Vordergrund zu spielen. Alles muss sich um mich drehen, oder?“ sagte ich eisig.

Geoffrey grunzte nur kurz. Dann wies er auf eine Tür. „Das Bad“ sagte er. „Geh duschen, du stinkst.“

Ich warf ihm mein strahlendes Lächeln zu. „Und anscheinend stehen sie darauf. Oder warum schnüffeln sie sonst an meinem Finger?“ antwortete ich. Wieder raufte er sich seine Haare. Gerade wollte er antworten, als Jill im Flur erschien. Sie hielt sich ihre Hand und fluchte.

„Dieser blöde Kater hat mich gebissen!“ rief sie. Sie hielt sich ihre Hand und ich sah, wie Blut auf den Boden tropfte. Geoffrey wandte sich von mir ab und ging einige Schritte auf Jill zu. „Das kann nicht sein, Jill. Tom hat doch kaum noch Zähne“ sagte er ungläubig. „Selbst sein Futter müssen wir immer pürieren.“

„Ach ja!?“ fragte Jill wütend. „Sieh dir meine Hand an! Der Kater hat ein verdammt gutes Gebiss! Dieses blöde Tier! Schnell wie der Wind und bissig wie eine Raubkatze!“ jammerte Jill.

„Liebes“ sagte Geoffrey beruhigend und besah sich jetzt die heftige Bisswunde an Jills Hand. Er hatte den gleichen Ton angenommen, wie vorhin bei Lisa. „Tom ist ein altes Tier, Ich glaubte vorhin schon, er sei tot. Wir haben doch eigentlich jeden Tag damit gerechnet. Bist du sicher, dass es Tom war?“ Jill nickte heftig. „Oh ja, allerdings! Dieser Kater ist,ist, ist, irgendwie ist er verjüngt! Er ist hinter dem Eichhörnchen her und hat es diesmal auch erwischt! Ich bin dazwischen und.... sieh dir meine Hand an!“ Jill schimpfte und eine Träne lief ihr übers Gesicht. Geoffrey besah sich die Wunde gründlich.

Langsam, fast wie in Zeitlupe, drehte sich Geoffrey zu mir um. Sein Blick durchbohrte mich, schien sich in mich zu brennen. Schnell, ich musste mir etwas einfallen lassen. Geoffrey war der Wahrheit schon viel zu nahe.

Ein Grinsen überzog mein Gesicht, als ich seinen Blick zu erwidern versuchte. „Wow, klingt wie Steven King!“ sagte ich salopp. Geoffreys Augenbrauen schossen verwirrt in die Höhe. „Friedhof der Kuscheltiere?“ fragte ich. Sah hier denn niemand Fern? Lasen sie hier keine guten Gruselromane? Schnell öffnete ich die Tür zum Bad und verschwand. Dies war keine Niederlage, es war ein strategischer Rückzug, sagte ich mir.

„Verdammter Kater“, fluchte ich, während das warme Wasser mir über den Kopf und den Körper lief. Ich seufzte wütend auf. 10 Sekunden waren anscheinend zu viel des Guten gewesen. Noch eine Sekunde länger und das Vieh hätte sich in ein niedliches, nach seiner Mutter miauendes Katzenbaby zurückverwandelt.

Notiz an mich selbst- ich schrieb unsichtbar in die Luft- 5 Sekunden reichen für eine tote Katze.

Ich griff nach dem Shampoo und verzog mein Gesicht. Apfelblüte-ich war nun wirklich nicht der Apfel Typ. Aber wenn ich nichts anderes zur Hand hatte...

Geoffrey Mc. Laine war mir auf der Spur. Verdammt, hätte ich das Katzenvieh doch einfach sterben lassen. Nun, der Kater war ja eigentlich schon tot gewesen, doch hatte ich immer noch eine Spur von Wärme in ihm spüren können. Und diese Wärme, diese verlöschende Flamme, hatte ich wieder entzündet. Etwas zu gut, wie ich mir grimmig eingestehen musste. Wieder fluchte ich unterdrückt. Doch die Katze sollte jetzt mein kleinstes Problem sein. Ich musste unbedingt nachdenken, was, wo war ich. Warum war ich hier?

Wie passte mein toter Lehrer in das ganze Bild? War ich vielleicht doch tot und in einer bizarren Zwischenwelt gefangen?

Nein, ich war oft genug gestorben, um das zu erkennen. Als kleines Kind, erinnerte ich mich, waren immer irgendwelche Tiere bei mir gewesen, wenn ich wieder erwacht war. Mal war es ein alter Hund, dem ich etwas Jugend wiedergab als Dank dafür, dass er mich die zwei Tage, die ich ohnmächtig gewesen war, beschützt hatte. Dann mal eine Katze, deren verkrüppeltes Bein ich heilte. Oder... ich grinste, als ich an die Ratte im Hinterhof zurückdachte. Mister Geoffreys Gesicht war einmalig gewesen. Diesmal, so merkte ich jetzt, war es ein Mensch gewesen, der für mich dagewesen war. Und nicht irgendein Mensch, es war Geoffrey Mc Laine gewesen.

„Verdammt“ fluchte ich wütend, hätte es nicht mein Vater sein können? Schließlich war er auch tot. Hätte er mich nicht erwarten können, als ich heute meine Augen aufgeschlagen hatte? Aber all diese Überlegungen brachten mich nicht weiter mit meinem aktuellen Problem. Wo war ich hier? Was sollte ich hier?

Ein zaghaftes Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Überlegungen. Ich schloss meine Augen. Es war eine kleine, angenehme, blaue Wärme. Die Person vor der Tür war Lisa. Ich lächelte. Die Tür ging auf und ich späte durch den Vorhang, richtig. Lisa kam mit einem Stapel Handtücher in den Raum. Ihr auf den Fuß folgend Tom. Er miaute leise. Ich wusste, es sollte Danke heißen.

„Hallo“ sagte sie nervös. „Selber Hallo“ antwortete ich freundlich, ein Kichern belohnte mich. Lisa warf die Handtücher auf den kleinen Stuhl neben der Dusche und wartete. Glaubte ich, sie würde gehen, so täuschte ich mich. Sie setzte sich auf die Kloschüssel und zog ihre Beine hoch.

„Du hast Tom wiederbelebt“ sagte sie plötzlich, fast wäre ich in der Dusche ausgerutscht. Hastig hielt ich an der Armatur fest. „Er hat es mir gesagt.“ Wieder wäre ich fast gefallen. Schnell stellte ich das Wasser ab.

„Du kannst mit ihm reden?“ fragte ich sie, warum sollte mich das eigentlich überraschen. Gefangen in einem Irrenhaus, toll. Tote Lehrer, durchgeknallte Menschen und ein kleines Kind das mit Tieren reden konnte. Super, konnte es noch besser werden?

„Nicht reden, es ist eher so, dass ich seine Gedanken fühlen kann“ sagte Lisa nun. „Aber ich habe es niemanden gesagt. Tom meint es sei unfair, dich zu verraten.“ Das Mädchen kicherte erneut. „Jetzt haben wir also ein Geheimnis.“ sagte sie. Sie schien nicht gehen zu wollen, also trat ich aus der Dusche und griff nach einem der Handtücher, die sie mir zurechtgelegt hatte.