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Transkript protokolliert einen idealtypischen Abend der Blackbox-Tour von Stuckrad-Barre. Wer einmal eine Lesung von Stuckrad-Barre besucht hat, weiss, dass der Autor mitnichten nur aus seinem aktuellen Werk vorliest. Vielmehr werden Dias gezeigt, Platten aufgelegt, Ratespiele veranstaltet und Gäste auf die Bühne gebeten, mit deren Unterstützung Stuckrad-Barre Fundstücke aus dem alltäglichen Medienmüll vorträgt. Unter den Gästen: Rainald Goetz, Heike Makatsch, Lars Ricken, Wiglaf Droste u.v.m. Auf Basis der von MTV mitgeschnittenen Berliner Lesungen ist ein Text entstanden, der jedes Highlight, jeden Schnitzer, jedes Wortspiel und jeden Versprecher nachzeichnet. Das kleine Buch liest sich wie ein Theaterstück, mit Regieanweisungen und verteilten Sprechrollen.
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Seitenzahl: 129
Benjamin v. Stuckrad-Barre
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Titelseite
Inhaltsverzeichnis
Über Benjamin v. Stuckrad-Barre
Über dieses Buch
Impressum
Hinweise zur Darstellung dieses E-Books
Intro
Begrüßungsgedicht
Neustart 1
Keine Vorband
Helmut Berger in Monaco
Alfredissimo: Berger vs. Biolek
Boulevard Bio: Nachbereitung
Die Deutschrockstunde
Vom Netz 1
Ey geil, da ist Lars Ricken
Nacherzählung: Da war Lars Ricken
Tage, die den Sommer enden
Konferenzschaltung mit Kerner
T-Shirt-Beschriftungen
Test: Ost oder West? Ein Spiel
Inhalte einfügen
Vom Netz 2
Der Rheinische Patient
Bye-bye Junimond
Neustart 2
Inhaltsverzeichnis
EUROPE: The Final Countdown (instr.)
ULRICH WICKERT: So come, let me entertain you, let me entertain you, das ist doch ein wunderbarer Refrain, so come, let me entertain you, let me entertain you, nachher geht’s dann immer nur noch: Come on, come on, come on, come on, come on, come on, come on, das kann man ewig lang machen, come on, come on, come on, come on, come on, come on, come on, come on, come on, come on –
FÜNF STERNE DELUXE: Die, die, die, die Leude, Achtung, Achtung, die Leude, einen Mocca trinken, die, die, die, die Leute bebebeobachten, die Leude woll’n, dass was passiert, die Leude woll’n, dass Bass massiert, die Leude woll’n das Gras serviert, die Leude woll’n uns –
FALCO: One year ago/Ein Jahr wie eine Ewigkeit/Aber es war Liebe auf den ersten Blick/Niemand wollte uns verstehen/Du und ich – gegen die Welt/Ihr habt uns verurteilt/Ihr habt mich verurteilt/Aber unsere Zeit ist gekommen/Wenn ein Traum Wirklichkeit wird –
DEICHKIND: Wenn sich das Niveau hebt und es endlich losgeht/Guckt ihr, als wenn ihr alle hinterm Mond lebt/Spürt ihr den Flow/Die Show geht jetzt los –
THE BEATLES: Paperbackwriter, Paperbackwriter (writer) –
DIE FANTASTISCHEN VIER: Und deine Nadel vibriert, wenn alter Adel regiert –
HEINER MÜLLER: Ich hoffe, dass nicht alle alle Texte schon kennen, und Sie können mich auch jederzeit unterbrechen und sagen, ich soll das weglassen und das Nächste lesen. Ich bin sehr für so was. Ich fang mal einfach an. Lektionen –
ROBBIE WILLIAMS: Oh it seemed forever stopped today/All the lonely hearts in London/Caught a plane and flew away/And all the best women are married/All the handsome men are gay/You feel deprived/Yeah are you questioning your size?/Is there a tumour in your humour/Are there bags under your eyes?/Do you leave dents where you sit/Are you getting on a bit?/Will you survive/You must survive/When there’s no love in town/This new century keeps bringing you down/All the places you have been/Trying to find a love supreme/A love supreme
Inhaltsverzeichnis
Collage verlesen am 10.11.00 im Columbiafritz/Berlin
RAINALD GOETZ: Eichel-Falle Weihnachtsgeld
BENJAMIN V. STUCKRAD-BARRE: Ich mache alle Tests, die es gibt
RG: Mein Arzt hat
BVSB: Glaube ich
RG: Alle Computer, die es gibt
BVSB: Wir vermessen sogar die Nackenhaut
RG: Des ungeborenen Kindes
BVSB: Du denkst
RG: Keinem von denen würd ich übern Weg trau’n
BVSB: Die sind ja total druff, weil sie unentwegt bau’n
RG: Rezzo Schlauch fasziniert am Zato L3
BVSB: Der in Niederbreitbach hergestellt wird
RG: Der hohe Fun-Faktor
BVSB: Du sagst
RG: Haha, ganz lustig, was ihr da macht
BVSB: Aber ihr wirkt auf mich wie ausgedacht
RG: Es stimmt, diese Welt, in der wir kaum noch Luft bekommen
BVSB: Flößt uns nur noch deutlichen Ekel ein
RG: Die deutsche Bevölkerung steht hinter meiner Schwangerschaft
BVSB: Den Impuls zu fliehen, ohne uns auszahlen zu lassen
RG: Und die Überschriften in der Zeitung lesen wir nicht mehr
BVSB: Deshalb gilt ab sofort
RG: Dass jeder, der weiterhin behauptet
BVSB: Berti will Litti holen
RG: Schmökel wird Filmstar
BVSB: Deutschland zeigt Gesicht
BEIDE: Von mir verklagt wird
Inhaltsverzeichnis
Gelesener Text: »Blackbox«, ab Seite 317; Protokoll der Lesung am 10.11.00 im Columbiafritz/Berlin
Guten Abend. Ich beginne mit einem Text von einem jungen Mann, das erstaunt nicht weiter; dieser junge Mann kommt in eine Stadt, muss sich dort zurechtfinden, die Geschichte heißt »Neustart«, und ich werde sie lesen, weil ich gestern auch nach vielen Wochen endlich nach Berlin zurückkam und sofort gegen rechts meinen Koffer ausgepackt habe, es war Wahnsinn, und ich war dann auch froh, Erlangen und Fulda den Rücken kehren zu können und endlich wieder zu Hause zu sein, mehr eingeschleimt wird sich heute nicht – der erste Text heißt »Neustart«.
Transition to another place/So the time will pass more slowly/Your features fuse and your shadow’s red/Like a film I’ve seen now show me/Complicating, circulating/New life, new life/Operating, generating/New life, new life
Also, es ist eine neue Stadt und der junge Mann, der in diese Stadt zieht, heißt Randy, und ich beginne mit der literarischen Lesung.
Die neue Stadt erscheint Randy als ein vollständiges, bruchloses Bild, eine gut geölte Maschinerie, in der jeder genau weiß, was er zu tun, was zu lassen, mit wem er zu reden und wo lang er gehen oder welche Buslinie er nehmen soll.
Alles wirkt wie seit Jahrhunderten geübt und praktiziert, selbst klotzige Neubauten, die in der Euphorie der Leichtbauerfindungsphase unsensibel und ohne Blick fürs Stadtbild zwischen alte Häuser geknallt wurden, fallen nicht als Störfaktoren ins Auge, wirken schlüssig eingepasst, alles wie von einer Hand zu einer Zeit erschaffen, selbst Leuchtschilder an Fachwerkhäusern wirken Märklinlandschaftsharmonisch, nein, es gibt nur eine einzige Ungereimtheit, einen einzigen Fehler, etwas winzig Kleines, was dort nicht hineinpasst: Das ist man selbst. Randy könnte morgen wiederkommen, hätte vor einer Woche hier lang laufen können – alles wäre genau so gewesen, hier wartet niemand auf ihn, hier läuft alles, das ist überhaupt gespenstisch, dass überall gleichzeitig so Sachen laufen, dass identisch gelebt wird, da kann man mal begreifen, was es heißt, wenn 16 Millionen Deutsche »Wetten dass« gucken. Ja, sagt man, 16 Millionen, das ist dann wohl im Vergleich zu anderen Sendungen viel, aber die 64 Millionen anderen Bürger, die Vernünftigen, die machen ja in der Zeit was anderes. Doch wie das von oben, von einem Satelliten, wohl aussieht: Geht einfach jeder fünfte in ein Zimmer, jeder fünfte!, stellt da einen Apparat an und guckt drei Stunden zu, wie jemand mit einem Gabelstapler ein Kartenhaus baut oder so, und wenn er es dann nicht schafft, sind Cher oder einer der Wolfgänge Petry, Fierek oder Joop ganz traurig, denn gegönnt hätten sie es dem schnurrbärtigen Einzelhandelskaufmann aus Pforzheim, und das sagt auch Gottschalk ihm dann, wenn er ihn mit den Worten »Mein Lieber, das war ja wirklich ganz, ganz knapp!« aus dem Gabelstapler holt, und der schnurrbärtige Einzelhandelskaufmann aus Pforzheim ist froh, dass Gottschalk nicht noch seinen hirnkranken Bruder dabeihat, ist total aus der Puste, keucht ins Mikrofon und winkt – und will nicht hoffentlich noch was sagen, denkt Gottschalk. Jeder fünfte. Und dass die alle sich auch gleichzeitig die Zähne putzen. Für Gott muss das doch wahnsinnig langweilig sein von da oben aus. Wahrscheinlich hat er sich vor Jahrhunderten deshalb abgewendet und spielt auf einem anderen Planeten mit Barbie-Puppen und haut nur manchmal so Schikanekarten in unsere Richtung: Hier, nehmt das: Hitler, Ozonloch, Tschernobyl, Aids, Börse, John de Mol.
Der Gang durch die neue Stadt ist wie die peinsame Ungewissheit eines frisch Verliebten am Ende eines Essens, wenn er glaubt, Spinat oder Ähnliches zwischen den Zähnen zu haben.
Da man ständig neuen Menschen gegenübersteht, installiert man sich schnell ein individuelles Frühwarnsystem, lernt notgedrungen, Menschen schnell zu sortieren, ist zugleich aber, weil man alles Mögliche hat kotzen sehen, gerade in dieser Zeit, nicht böse, wenn einen jemand überrascht, das nennt man dann wohl Aufgeschlossenheit. In der neuen Stadt ist Randy so aufgeschlossen, dass es schon wehtut. Er nimmt jedes ihm in die Hand gedrückte Flugblatt freudig entgegen, bedankt sich sogar, und da gucken die einiges an Wirschheit gewöhnten Verteiler sehr erstaunt, schütteln den Kopf und fragen sich, wo sie den denn freigelassen haben.
Randy weiß jetzt alles über die neue Stadt, zumindest theoretisch. Jedoch weiß er nichts über die Verlässlichkeit seiner Informanten. Denn Stadtzeitungen zum Beispiel wenden sich ja an ein breites Publikum, und die von ihnen verwendeten Adjektive muss man erst auf Deckungsgleichheit mit den eigenen hin überprüfen. Das ist wie mit Urlaubsprospekten, in denen lebendig oder familienfreundlich steht statt laut, strandnah statt Blick aufs Klärwerk und idyllisch statt gottverlassen. Genau wie die Information, eine Stadt habe ein Drogenproblem, zweierlei bedeuten kann: Entweder wird sogar in Kindergärten gedealt oder es gibt nirgends etwas.
So, noch ein kleines –
(Zwischenruf aus dem Publikum)
Oh, die Leverkusener. Ähm, ich lese noch was über die erste Nacht von Randy in seinem neuen, ja, ich glaube in dieser Zeit sagt man: in seiner neuen Bude. Er wohnt mit Karen zusammen, eine Frau mit schätzungsweise blonden Haaren, aber das weiß ich nicht, es ist eine literarische Figur.
Gerade will er das Fenster schließen, weil ihm der Verkehr draußen doch zu laut ist, obwohl er lieber bei geöffnetem Fenster schläft, da merkt Randy, dass das Fenster bereits geschlossen ist, und man immer noch mehr Straßenlärm hört als bei geöffnetem Fenster in seiner vorherigen Wohnung.
Wie klingt die Nacht hier, vom Bett aus? Keine Straßenbahn, das ist gut. Vereinzelte Lärmpassanten, manchmal ein Hupen von der Hauptstraße, irgendein Rauschen, vielleicht Wasser, vielleicht die Eisenbahn, vielleicht auch einfach zu laut Musik gehört im Auto. Richtig dunkel ist es nicht, Randy wird sich Jalousien besorgen müssen. Was leuchtet denn dahinten an der Decke? Ein Phosphorsternenhimmel, wie süß! Den hat der Vormieter vergessen abzuknibbeln. Wahrscheinlich, weil er dann die Decke hätte streichen müssen. Dessen Bett stand also offenbar in der entgegengesetzten Ecke, Randys Bett steht jetzt hier. Eine Wasserader? Blödsinn.
ZUSCHAUER: Feng Shui!
BVSB: Zu Recht rief gerade jemand »Feng Shui«. Weißt du, wie man das schreibt? Ja? Dann ist gut. Ich dulde nämlich keine falschen Zwischenrufe. Doch, auch, klar. Ähm, wo war ich stehen geblieben? (Zu einem Kameramann) Sind Sie auch inhaltlich, ähm, involviert? Nein. Sonst wäre es hilfreich. Wo war ich ungefähr stehen geblieben? Vielleicht können wir das noch mal zurückfahren und ich kann mir das auf dem Kontrollmonitor noch mal angucken. Wäre mir ohnehin lieb. Ja, da ist ein Fernseher, das ist gut. Oh, ja, hättet ihr mir mal sagen können, mit der Frisur. Hm. Ich fange einfach noch mal an, denn ihr seid jetzt auch rausgekommen, denke ich, aus dem Text.
Wie klingt die Nacht, Phosphorleuchtsternchen – ich fass ein bisschen zusammen –, Bett offenbar, Randys jetzt hier, Zwischenruf »Feng Shui«, darauf reagieren – ach so. Ähm –
Dessen Bett stand also offenbar in der entgegengesetzten Ecke. Feng Shui, weißt du, wie man das schreibt? Randys Bett steht nun hier. Eine Wasserader? Blödsinn. Plötzlich wird Randy abergläubisch: Wenn die Schuhe nebeneinanderstehen, wird es gut in dieser Stadt. Quatsch. Und wenn doch? Wirklich: Blödsinn. Ja eben: Er steht auf, stellt die Schuhe nebeneinander, legt sich wieder hin und ärgert sich gehörig über sein Psychoverhalten. Da fällt ihm ein, sollten die Schuhe nicht zum Fenster weisen, und zwar parallel, wäre das nicht ein sehr, sehr gutes Zeichen? Nein! Aber, wenn doch? Und so weiter. Er überlegt: Die Decke wurde also nicht gestrichen, die Wände aber schon, das hat man deutlich gerochen. Da der Unterschied zur Decke bei Tageslicht nicht weiter aufgefallen ist, es erst jetzt die Phosphorsterne verraten, deshalb also hat der Vorbewohner entweder die Wände nicht mit dem Ursprungsweiß gestrichen, sondern mit dem Inzwischenbeige der Decke. Oder er hat nur kurz hier gewohnt. Oder er hat einfach nie geraucht. Oder-. Eine Schlaftablette vielleicht? Nein, wenn er am ersten Abend in der neuen Stadt gleich Medikamente nimmt, denkt Randy, ist das kein gutes Omen, und irgendwann raten ihm Freunde Betty Ford – die tun was.
Er muss Karen noch mal nach seinem Vormieter befragen, auf jeden Fall muss das ein spezieller Typ gewesen sein, der hat die Phosphorleuchtsternchen nämlich nicht einfach willkürlich durcheinander an die Decke geklebt, nein, deutlich erkennt man den Großen und den Kleinen Wagen, und wahrscheinlich sind auch alle anderen Leuchtsternchen im genau ausgemessenen Verhältnis zueinander angebracht und es handelt sich um eine originalgetreue Himmelsskizze, doch das kann Randy nur raten, denn er kennt gerade mal die Form der beiden Wagen.
Als er am anderen Tag aufwacht, ist er enorm erleichtert, dass es schon hell ist, und er Karen sogar schon klappern und leise summen hört, der Tag beginnt und er muss nicht zukunftsängstlich auf der Bettdecke rumbeißen.
Alles anders, alles neu. In dieses Bad scheint morgens die Sonne hinein, der Duschstrahl ist mickrig, kein Seifenbecken, wohin mit dem Shampoo – aha, auf die Duschkabinenwand, neben Karens Freiöl. Dann springt plötzlich der Boiler aus und es wird kalt, Randy dreht den Warmwasserhahn stärker auf, der Boiler springt wieder an, Randy fast an die Decke, denn jetzt ist das Wasser fast schon Dampf – irgendeinen Trick wird es geben, wird es für alles hier geben, denkt er, dann fällt ihm das Freiöl auf den Kopf und er duscht eiskalt zu Ende.
Einen benutzten Q-Tip wickelt Randy in Klopapier, bevor er ihn in den Tretmülleimer wirft, das ist einfach seriöser. Fenster auf, zu heiß geduscht, aha, so sieht man also morgens in diesem Spiegel aus. Da kann jetzt der speziell nichts für. Rasieren, kämmen, Parfüm? – bisschen, neues Hemd, neuer Tag und Dialogstartbombardement in der Küche:
– Ah, mit dem Boiler klargekommen, geschnitten beim Rasieren, gut geschlafen, wie geht’s, Milch, Zucker, weißt du, wo der Bus abfährt?
Eine morgendliche Küche ist durch nichts zu ersetzen. Wenn es nach Randy ginge, könnte man auf Küchen mittags und abends gut verzichten, aber morgens sind sie sein Lieblingsaufenthaltsort. Eine Entspannungs-CD nur mit morgendlichen Küchengeräuschen drauf würde er sofort kaufen. Die CD müsste ungefähr so gehen:
TRACK 1: eine Kaffeemaschine
TRACK 2: durchs offene Fenster unterdrückte Müllabfuhr, Fahrradklingeln, Türsummer
TRACK 3: ein Frequenzsuchrad wird, sobald jemand im Radio das Wort erhebt, durchs Rauschen gedreht, bis ein zumindest nicht störendes Lied erklingt
TRACK 4: eine Eieruhr
TRACK 5: Eingießgeräusche
TRACK 6: Joghurtdeckelabziehen
TRACK 7: Kandiseinplansch, umrühren, ein Salzfass wird gegen die Tischkante gehauen, weil auch der Reis zur Erhaltung der Rieselfähigkeit inzwischen feucht ist
TRACK 8: eine Brötchentüte wird in einen Korb geleert, ein Nutellaglas wird mit Messerhieb durch die goldene Aluminiummembran leise knallend entjungfert, jemand fragt »Oben oder unten«? Jemand anderes sagt »Egal, entscheide du«
Da geht es um Brötchen, nicht, ganz klar. Muss man vielleicht mal dazusagen.
TRACK 9: Postaufreißen, Zeitungsgeblätter, eventuell leises Nägelkauen
TRACK 10: Das Geschirr taucht in warmes Wasser, die Spülmittelflasche seufzt ein letztes Quantum antibakterielle Fettlösekraft heraus, jemand sagt »Mach ich nachher«
Der letzte Track wäre dann: Frau Antje und der im Garten das Frühstück zubereitende, gut druffe, viel verdienende Ramafamilienvater mit um die Schultern gelegtem Pullover und zwischen den Beinen rumlaufendem Collie lernen sich endlich, endlich kennen.
Das war der Text, vielen Dank.
Inhaltsverzeichnis
Ausführungen basieren auf Presse-Informationsmaterial der Firma Epic zur CD »Sternenkinder« der Band Linientreu; Protokoll der Lesung am 10.11.00 im Columbiafritz/Berlin