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Trauernde wollen in ihrer Gefühlslage gehört, akzeptiert und verstanden werden. Im alltäglichen Umfeld erfahren sie eine solche ausdrücklich wertschätzende Haltung oftmals nicht oder zeitlich nur eng begrenzt. Die wiederkehrende Erinnerung und das Bedürfnis, immer wieder neu vom verstorbenen Menschen und gemeinsamen Erfahrungen zu erzählen und den eigenen Verlust zu benennen, all das findet im Erleben Trauernder vielfach nicht die notwendige Aufmerksamkeit und Akzeptanz. Auf Seiten trauernder Menschen kann dies dazu führen, dass sie ihre Trauer möglichst rasch bewältigen wollen; dass sie meinen, sie müssten sie umgehend loswerden.Ziel einer zugewandten und hilfreichen Trauerbegleitung ist es, die eigene Trauer als bleibendes Bindeglied zum Verstorbenen selbst wertzuschätzen. In diesem Buch geht es um die personzentrierte Grundhaltung mit ihren drei Eckpfeilern Wertschätzung, Empathie und Echtheit. Beschreibungen von Fallsituationen aus der Trauerbegleitung sorgen für den notwendigen Praxisbezug.
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Seitenzahl: 156
Veröffentlichungsjahr: 2018
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EDITION Leidfaden
Hrsg. von Monika Müller
Die Buchreihe Edition Leidfaden ist Teil des Programmschwerpunkts »Trauerbegleitung« bei Vandenhoeck & Ruprecht, in dessen Zentrum seit 2012 die Zeitschrift »Leidfaden – Fachmagazin für Krisen, Leid, Trauer« steht. Die Edition bietet Grundlagen zu wichtigen Einzelthemen und Fragestellungen im (semi-)professionellen Umgang mit Trauernden.
Norbert Mucksch
Trauernde hören, wertschätzen, verstehen
Die personzentrierte Haltung in der Begleitung
Mit einem Vorwort von Michael Schlechtriemen
Für Ursula, unsere gemeinsame Freundin! Sie verstarb – viel zu früh – in der Entstehungsphase dieses Buches. Die Begegnung mit Dir und unser Austausch hat mich gelehrt, was absichtslose Begleitung ausmacht. Du hast mich während der Arbeit an diesem Buch selbst trauern lassen. Danke!
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de.
eISBN 978-3-647-99663-9 ISBN 978-3-647-40255-0
Umschlagabbildung: emoji/photocase.de
© 2015, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A.www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.
Satz: SchwabScantechnik, Göttingen Umschlag: SchwabScantechnik, Göttingen Druck und Bindung:
Inhalt
Vorwort
Einleitung
I Theoretische Grundlagen
Wer war Carl Ransom Rogers und was hat ihn geprägt?
Das Menschenbild hinter dem personzentrierten Ansatz von C. R. Rogers
Ein personzentriertes Verständnis von Trauer
Personzentrierte Grundannahmen
Der Begriff des »Selbstkonzepts« unter der besonderen Berücksichtigung der menschlichen Erfahrung und der Realität von Sterben und Tod
Ein Beispiel aus der Trauerbegleitung
Ein Beispiel aus der Sterbebegleitung, die immer auch ein Stück Trauerbegleitung ist
Die hohe Bedeutung der subjektiven Seite der Erfahrungen
Drei zentrale Beratungsmerkmale: Eine Haltung
Das Beratungsmerkmal der Akzeptanz und der Wertschätzung
Das Beratungsmerkmal der Empathie (Einfühlendes Verstehen – Aktives Hinhören)
Die Ermöglichung der Fähigkeit eines trauernden Menschen, dem eigenen Erleben Ausdruck zu verleihen
II Praxisberichte – Fallbeispiele
Fallbeispiel 1: Nicht zu »überbietende« Trauer nach 60 Ehejahren
Fallbeispiel 2: Nicht wirklich anerkannte Trauer
Fallbeispiel 3: Trauer um die hochbetagte und demente Mutter – Trauer mit Bildern
Fallbeispiel 4: Abgegrenzte und autarke Trauer einer sehr selbstbewusst auftretenden Trauercafébesucherin
III Was macht eine personzentrierte Trauerbegleitung aus? Konkrete Hinweise für Begleitende
Personzentrierte Trauerbegleitung benötigt »eigentlich« überhaupt nicht viel!
Das Bewusstsein von Unwissenheit als Qualität und Ressource in der Begleitung. Oder: Der personzentrierte Trauerbegleiter ist erst einmal »dumm«
Zurückhaltung als Qualität und Ressource in der Begleitung. Oder: Der personzentrierte Trauerbegleiter ist grundsätzlich »faul«
Zugewandtes Interesse als Qualität und Ressource in der Begleitung. Oder: Der personzentrierte Trauerbegleiter ist wesensmäßig »neugierig«
Das scheinbare Paradox der ziellosen Absichtslosigkeit in der personzentrierten Trauerbegleitung
Was es noch braucht: Hören – Standhalten – Verlangsamen
Was Trauerbegleitende in der Begleitung auf jeden Fall unterlassen sollten – Ein Fehlerkatalog
1. Dirigieren
2. Debattieren
3. Dogmatisieren
4. Diagnostizieren
5. Einseitiges Interpretieren
6. Generalisieren
7. Bagatellisieren
8. Moralisieren
9. Sich identifizieren
10. Examinieren
Die Verantwortung für das Gelingen einer Trauerbegleitung. Oder: Die Beachtung des Kairos als zusätzlicher Dimension und als echtes Potenzial in der Begleitung Trauernder
Die Beachtung der eigenen Intuition in der Begleitung Trauernder. Oder: Geschulte Intuition als kreative und kraftvolle Ergänzung zu einer personzentrierten Grundhaltung
Supervision und Selbstsorge
Was brauchen Trauernde und wie kann ich in person-zentrierter Haltung darauf reagieren?
Zum Abschluss: Ein Märchen für Trauerbegleitende
Weiterführende Adressen
Literatur
Vorwort
Ich denke an die einjährige Anna, die mit ihrem Vater bei uns zu Besuch ist, während ihre Mutter für zwei Tage verreisen musste. Nach einer Zeit wird ihr gewiss, dass die Mutter nicht da ist. Sie schreit herzzerreißend, nicht einmal der Vater kann sie trösten. Ich spüre, dass sie empfindet, den unsäglichen und brennenden Schmerz des Getrenntseins von der Mutter nicht aushalten zu können. Zu groß der Schmerz. Irgendwann ist sie erschöpft und es ist fürs Erste herausgeschrien – sie lässt sich nun ablenken und wir können spielen. Der Schmerz wird wiederkommen …
Davon handelt das Buch, welches Sie in Händen halten: Trauernde müssen mit der Erfahrung des Getrenntseins zurechtkommen und mit all den Gefühlen, die damit einhergehen und aufbrechen.
Wie kann ein Trauerbegleiter da helfen? Und was brauchen Gefühle, dass sie sich ändern? Es ist in einem ersten Schritt gut, sich der eigenen Gefühle gewahr zu werden. Es hilft in einem zweiten Schritt, sie ausdrücken und mitteilen zu können. Dafür braucht es drittens ein ehrliches, präsentes, einfühlsames Gegenüber, welches unsere Gefühle genauso, wie sie sind, annehmen, aushalten und verstehen kann. Gefühle ändern sich dann, wenn sie in diesem Klima sein dürfen. Der personzentrierte Ansatz hat dies entwickelt, erforscht und für vielfältige Anwendungsfelder ausdifferenziert. Immer wieder belegt dieser grundlegende Ansatz der humanistischen Psychologie: Die heilende Kraft liegt in einer solcher Art gestalteten Beziehung und Begegnung. Norbert Mucksch legt dies sehr differenziert, spezifisch, anschaulich und praxisnah für die Trauerbegleitung dar.
Trauernde sind in Berührung mit dem Unfassbaren: Schon früh in unserer Entwicklung erwerben wir ein Wissen um den Tod. Damit haben wir die kindliche Unschuld des unsterblichen Lebens verloren. Aber wir halten dieses Wissen auf Abstand, so als beträfe es uns nicht wirklich. Wir kennen uns doch nur als Lebende. Schon vor dem ersten Moment unseres Bewusstseins lebten wir. Dass wir irgendwann nicht mehr sind: unfassbar und unbegreiflich! Und fundamental bedrohlich für unser Selbstverständnis als Lebende. Der Tod bedroht unsere Identität, die Vorstellung von uns selbst und ist eine narzisstische Kränkung. Wenn ein uns Nahestehender stirbt, rückt diese Bedrohung nah an uns heran: Der Verlust ist Schmerz und Bedrohung zugleich. Wie können wir weiterleben ohne den anderen und wie können wir weiterleben mit dieser Todeserfahrung?
So ist es folgerichtig, dass neben der Begleitung Sterbender nun auch immer mehr die Angehörigen und die Hinterbliebenen in den Blickpunkt rücken. Dies ist das lohnenswerte und wichtige Anliegen dieses Buches: die Begleitung derer, die weiterleben.
Sie werden bereichert sein vom Lesen, auf welche Weise auch immer Sie mit Begleitung Trauernder zu tun haben!
Michael Schlechtriemen
Berater, Supervisor und Ausbilder in personzentrierter Beratung (GwG)www.schlechtriemen.de
Einleitung
»I believe, I will die young […] and when death comes, it comes.« (C. R. Rogers, 1983)
Dieser Ausspruch stammt von Carl Ransom Rogers, dem Begründer des und einem der bedeutendsten Protagonisten der
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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