Über die Kunst, ein freundlicher Mensch zu sein - René Borbonus - E-Book

Über die Kunst, ein freundlicher Mensch zu sein E-Book

René Borbonus

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Beschreibung

Freundlichkeit ist die große Sehnsucht unserer Zeit: Könnten wir nur mehr davon bekommen, würden wir gern auch mehr geben. Doch öfter als heilend erleben wir den Austausch mit anderen als Belastung – so aufgerieben sind wir in all den kontroversen Diskussionen und Debatten. Die Kehrseite dieser Begegnungsmüdigkeit: Durch Freundlichkeit kann man positiv auffallen. An das laute Wort erinnert sich niemand mehr, denn es geht unter in einem Rauschen von lauteren. An das freundliche Wort aber erinnern wir uns, denn es leuchtet uns in der Dunkelheit. Freundlichkeit macht Gespräche, Momente und Menschen erinnerungswürdig. Freundlichkeit ist deshalb nicht nur schön – sie ist auch klug, denn sie bringt uns anderen nahe und verschafft uns Aufmerksamkeit. In diesem Buch zeigt René Borbonus 95 ganz praktische Möglichkeiten, Tipps und Strategien für eine Art zu kommunizieren, die wir zu verlernen drohen.

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Über die Kunst, ein freundlicher Mensch zu sein

René Borbonus ist Spezialist für Rhetorik und Kommunikation. Topmanager und Politiker lassen sich von ihm ausbilden und auf schwierige Gespräche vorbereiten.

FREUNDLICHE MENSCHEN LEBEN BESSER, LÄNGER UND GESÜNDERFreundlichkeit ist die Grundzutat der Menschlichkeit. Ein einziges freundliches Wort kann uns mit anderen verbinden. Kaum etwas anderes vermissen wir so schmerzlich wie Freundlichkeit, wenn sie fehlt. Leider fehlt sie uns oft, denn sie ist zur Mangelware geworden. Dabei ist sie nicht nur angenehm, sondern auch nützlich: Die Kunst, ein freundlicher Mensch zu sein, macht uns gesünder, zufriedener und sogar erfolgreicher. Und das Beste ist: Je mehr wir davon geben, desto mehr bekommen wir auch zurück.

René Borbonus

Über die Kunst, ein freundlicher Mensch zu sein

95 einfache Wege, um Respekt, Zuneigung und Wohlwollen in die Welt zu tragen

Ullstein

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Alle Rechte vorbehalten, insbesondere und ausdrücklich die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG.Illustrationen: © Olesja ReiserCovergestaltung: Brian Barth, BerlinAutorenfoto: © Communico GmbHRedaktion: Dr. Annalisa Viviani, MünchenE-Book powerded by pepyrus.ISBN 978-3-8437-3260-4

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Inhalt

Das Buch

Titelseite

Impressum

EinleitungWer freundlich lebt, lebt besser

95einfache Wege, freundlich zu sein

Anmerkungen

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

EinleitungWer freundlich lebt, lebt besser

EinleitungWer freundlich lebt, lebt besser

Was ist der einfachste Weg, von anderen so behandelt zu werden, wie man es sich wünscht – und gleichzeitig weniger von dem aushalten zu müssen, was man schwer erträgt?

Die Antwort lässt sich in ein einziges Wort fassen: Freundlichkeit.

Im Grunde lernen wir von Kindesbeinen an, dass freundliches Verhalten anderen Menschen gegenüber erwünscht ist. Leider gehört dieser Grundsatz aus dem Einmaleins der guten Erziehung eher zum Pflichtkatalog des menschlichen Miteinanders. Unsere Eltern legen großen Wert darauf, dass wir zum Beispiel höflich Danke sagen, wenn wir etwas bekommen, und dass man Nachbarn im Treppenhaus grüßt. Freundlichkeit wird uns als eine Art Gebot vermittelt, gegen das man nicht verstoßen sollte.

Wie sinnvoll und klug es ist, der Welt freundlich zu begegnen, verstehen viele von uns dagegen erst, wenn sie gemerkt haben, dass man manches im Leben nicht erzwingen und schon gar nicht alles kaufen kann, was man sich wünscht. Die Macht der Freundlichkeit umgibt uns jeden Tag, wenn wir sie nur sehen wollen. Ein gutes Wort kann aus Nachbarn Freunde machen, erschöpfte Menschen wieder aufrichten und Ladenöffnungszeiten aushebeln.

Freundlichkeit ist eine Voraussetzung für gelingende soziale Kontakte. Beziehungen gestalten Lebensqualität – und Kommunikation gestaltet Beziehungen. Wer sich warmherzig und zuvorkommend zeigt, wirkt sympathisch und ist beliebter als Menschen, die sich übermäßig selbstbewusst verhalten und andere ihre Unabhängigkeit spüren lassen. Das hat ein Experiment der Universitäten Leipzig und Witten-Herdecke gezeigt.1

Zum anderen wird durch freundliche Handlungen ein Hormoncocktail von Glücklichmachern ausgeschüttet: Oxytocin, Serotonin und Dopamin heben unsere Stimmung, erhöhen Belohnungsreize und reduzieren Stress. Freundliches Verhalten hilft also nicht nur anderen – es hat auch extrem positive Auswirkungen auf uns selbst.2

Folgt man den Thesen der Epigenetik – einem Forschungsfeld, das noch in den Kinderschuhen steckt –, werden positive wie negative seelische Erfahrungen in Form molekularer Veränderungen in unseren Zellkernen gespeichert und nehmen von dort aus Einfluss auf unsere körperliche Entwicklung, etwa in Form der Entstehung oder Überwindung von Krankheiten. Stimmen die Vermutungen der Forscher, würde das bedeuten, dass wir mit unserem Verhalten direkten Einfluss auf unsere körperliche Gesundheit nehmen – eine faszinierende Vorstellung.3

Außer Frage steht, dass es uns subjektiv besser geht, wenn wir freundliche Interaktion mit anderen erleben. Sogenannte »Random Acts of Kindness« – »spontane Akte der Freundlichkeit« – sind deshalb genauso klug wie beliebt: Wir mögen Menschen, die freundlich zu anderen sind, und wir sind eher bereit, sie im Gegenzug zu unterstützen.

Gelegenheit für Freundlichkeit finden wir in unseren Gesprächen mit Familie, Freunden, Fremden, Kolleginnen und in Zufallsbegegnungen. Bevor ich Ihnen 95 Wege zeige, in Ihren täglichen Begegnungen freundlich zu sein, möchte ich einen weiteren gern vorwegnehmen: Wer anerkennt, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Vorstellungen haben, wird stets als freundlich wahrgenommen werden. So gibt es Menschen, die sich von komplizierten Sprachnormen gestört fühlen, und Menschen, die Wert auf die richtige Ansprache legen. Ich habe Verständnis für beide Seiten. Deshalb gendere ich in diesem Buch auf eine unkonventionelle Art, die sich in meinem Alltag als Kommunikationstrainer bewährt hat: Ich verwende mal die weibliche und mal die männliche Form. Damit ist jedem gedient und niemandem geschadet. Ein freundlicher Kompromiss ist manchmal alles, was es braucht, um eine Annäherung zu erreichen.

In diesem Geiste schreibe ich in diesem Buch über Kommunikation – in der Hoffnung, dass es Sie gleichzeitig inspiriert und unterstützt. 95 Wege, ein freundlicher Mensch zu sein, ist Alltagsbetrachtung und Alltagshilfe zugleich. Der größte Wunsch, den ich mit dieser Veröffentlichung verbinde, ist jedoch noch eine Nummer größer: Freundliche Kommunikation funktioniert, weil sie Freude macht. Ich habe dieses Buch geschrieben, damit auch Sie die Kraft der Freundlichkeit an Leib und Seele erfahren können – durch tiefere Begegnungen, wachsende Beziehungen und unvergessliche Momente im Zusammenleben mit anderen Menschen.

Schön, sympathisch und klug: Wenn es hier um einen Menschen gehen würde und nicht um eine Haltung, müsste ich niemanden von einem Date mit der Freundlichkeit überzeugen.

Kommen Sie gut an!IhrRené Borbonus

95einfache Wege, freundlich zu sein

1. Der Klügere ist freundlich

Wie viel Wärme von ein klein wenig Freundlichkeit abstrahlen kann, habe ich früh im Leben erfahren. Dafür bin ich bis heute dankbar. Als junger Mann habe ich in einem Pflegeheim gearbeitet, zunächst als Zivildienstleistender, später als Aushilfe. Von 7 bis 14 Uhr habe ich mit den alten Menschen nicht gearbeitet, sondern gelebt.

Jeden Morgen habe ich sie gewaschen, angezogen und gefüttert, aber nicht nur das: Ich habe sie begleitet. Einmal in mein Leben getreten, konnte ich sie nach Feierabend nicht einfach abschütteln. An Weihnachten habe ich sie besucht, um einen Tee mit ihnen zu trinken, ein kleines Präsent zu besorgen, einen Spaziergang zu machen. Einer Bewohnerin habe ich einen alten Kassettenrekorder geschenkt, den ich nicht mehr brauchte. Monatelang sprach sie von nichts anderem mehr, lieh sich überall Kassetten aus, erzählte mir von Hörspielen.

In dieser Zeit mit »meinen Alten« habe ich gelernt, wie weit ein kleines bisschen Freundlichkeit tragen kann. Ich durfte spüren, wie wenig es braucht, um Menschen glücklich zu machen. Und damit meine ich eben nicht nur die alten Menschen, denen ich schon mit einer kleinen Geste oder einem freundlichen Wort einen der wenigen Tage versüßen konnte, die ihnen noch blieben. Ich meine damit auch mich selbst. Denn am meisten, das habe ich Jahre später im Rückblick auf diesen wichtigen Lebensabschnitt erkannt, habe ich selbst von dieser Erfahrung profitiert. Denn da habe ich zum ersten Mal verstanden, dass Kommunikation nie eine Einbahnstraße ist.

Ich habe damals keine Reden vor großem Publikum gehalten, keine Weltstars oder Politiker auf große Auftritte vorbereitet und keine Gruppen von hochkarätigen Entscheidungsträgern trainiert. Ich habe mit alten Menschen, die vom Leben entwöhnt waren, über alltägliche Banalitäten gesprochen und ihnen bei den grundlegendsten Verrichtungen geholfen. Und zurück bekam ich von diesen alten Menschen Dankbarkeit, Anerkennung, Hoffnung, geteilte Freude über schöne Momente und Freundlichkeit im täglichen Miteinander, die natürlich auch mir die Arbeit schöner und das Leben leichter machte.

Oft heißt es, Geben sei seliger als Nehmen. Meine Erfahrung ist: Wer gibt, dem wird gegeben – eine Nussschale Freundlichkeit, eine Wagenladung Dankbarkeit. In unserem Stationszimmer hing ein Bild mit dem Satz: »Helfen macht froh.« Ich habe in meinem Leben wenige Wahrheiten tiefer empfunden als diese. Nur im Spiegel anderer Menschen erkennen wir, dass wir wirken und Spuren hinterlassen. Das ist nicht nur ein Erfahrungswert, sondern auch wissenschaftlich überprüft. Eine sozialpsychologische Studie aus dem Jahr 2018 hat bewiesen, dass freiwilliges Helfen ein »Helper’s High« erzeugt, von dem die Helfenden psychologisch profitieren.4 Sogar der Körper reagiert positiv – mit niedrigerem Blutdruck, höherem Selbstwertgefühl, geringerem Stressempfinden und sogar höherer Lebenserwartung. Häufigste Nebenwirkung: größere Zufriedenheit.

Wer besser leben will, der gebe mehr. Das Prinzip Freundlichkeit ist am Ende nichts anderes als die Anwendung dieser Erkenntnis auf die Kommunikation.

Freundlichkeit ist nicht nur schön – sie ist auch sehr klug.

2. Freundliche Haltung und freundliches Verhalten unterscheiden

Vor Jahren habe ich mit meinen Kindern, die damals noch klein waren, eine Eselstour durch die Uckermark gemacht. Bei dieser Gelegenheit habe ich gelernt: Die Frage, an welchem Ende vom Strick der Esel läuft, bleibt in der Kommunikation oft bis zum Schluss spannend.

Wir kamen an diesem Tag durch eine ganze Reihe von verwunschenen, kleinen Dörfchen. In diesen Ortschaften, tief im Herzen von Mecklenburg verkapselt, schien die Zeit stillzustehen: von modernen Innenstädten keine Spur. Oft kreuzte von einem Ende des Ortes zum anderen kaum eine Menschenseele unseren Weg. In einem solchen Umfeld wird jedes Gespräch gefühlt gleich noch bedeutungsvoller: Wo wenig gesprochen wird, bedeutet das einzelne Wort noch mehr.

In einem Dorf machten wir vor einem winzigen Tante-Emma-Laden Station – dem einzigen Geschäft am Ort. In den Regalen zwei Tüten Mehl, drei Packungen H-Milch, ein Stück Seife. Aber eine Kühltruhe gab es. Ich kaufte drei Eis für mich und meine Kinder, Kosten: 1,50 Euro.

Die Ladenbetreiberin war um die 80 – eine alte Frau, die ihr kleines Reich ungeachtet ihres fortgeschrittenen Alters mit Stolz führte. Wahrscheinlich kannte sie, tourende Esel und ihre Begleiter ausgenommen, all ihre Kunden persönlich.

Ich legte eine 2-Euro-Münze auf die Theke und sagte: »Stimmt so.«

Sie sah mich an, lächelte verlegen und antwortete: »Jetzt beschämen Sie mich.«

An diesem Tag habe ich verstanden, dass freundlich sein zu wollen und sich tatsächlich freundlich zu verhalten zwei verschiedene Dinge sind.

Mit meinem kleinen Trinkgeld wollte ich einen freundlichen Impuls setzen: Wenigstens weiß der Fremde sich zu benehmen, wenn er schon mit zwei aufgedrehten Kindern und einem protestierenden Esel durch die Dorfidylle zieht. Doch die alte Dame war nicht erfreut, sie war unangenehm berührt. Von meinem überzogenen Trinkgeld fühlte sie sich herabgesetzt. Freundlichkeit hat wie jede Form der zwischenmenschlichen Interaktion eine Absenderin und eine Empfängerin – und der Erfolg der Kommunikation entscheidet sich letztlich immer bei Letzterer. Das Beispiel zeigt deutlich: Ich wollte Freundlichkeit senden, die Empfängerin spürte Herablassung.

Was ich für freundliches Verhalten halte, müssen andere noch längst nicht so empfinden. »Der Wille zählt«, lautet ein altes Sprichwort – und es stimmt oft einfach nicht. Wirklich freundlich zu sein hört nicht bei der Haltung auf, sondern muss bis in die Verhaltensebene reichen und vor dem Sprechen bedenken, wie die Worte oder die Geste auf das Gegenüber wirken mögen.

Nicht das, was wir senden wollen, ist Freundlichkeit, sondern das, was ankommt.

3. Perfektion aufgeben

Menschen sind fehlbar – auch und gerade in der Begegnung mit anderen. Gerade wenn ein Mensch oder ein Gespräch uns besonders wichtig ist, setzen wir oft zu hohe Erwartungen in die Beziehung und unsere Interaktion. Das führt immer wieder dazu, dass wir nicht unser bestes Selbst zeigen, wenn wir es darauf anlegen – weil der Anspruch an das sendende Ich einfach zu hoch ist.

Bedauerlich ist daran, dass wir damit genau das Gegenteil von dem erreichen, was wir bezwecken: Perfektion verbindet nicht, Perfektion trennt. Besonders in der Kommunikation. Eine Verbindung entsteht, wenn es menschelt. Da sind Macken und Makel eher hilfreich als hinderlich. Andere sind uns ja auch sympathischer, wenn sie sich als Mensch mit Ecken und Kanten zeigen und nicht als fehlerfreier Interaktionsroboter. Der würde auf uns nämlich genauso wirken wie die sogenannte Kundenerfahrung bei einer vollständig automatisierten Service-Hotline: unzugänglich, distanziert und lieblos.

Wozu also all unsere Energie darauf verschwenden, uns als perfekt zeigen zu wollen? Abgesehen davon, dass das in der Regel sowieso nicht funktionieren wird, weil menschliche Interaktion eben nicht vorprogrammiert werden kann wie eine künstliche Intelligenz.

Ein gutes Beispiel für den Unterschied zwischen Makellosigkeit und Zugänglichkeit sind die sogenannten Outtakes, also Ausschnitte von Patzern und Pannen, welche die Kamera bei Fernsehsendungen, YouTubern oder bei den Dreharbeiten von Filmen und Serien eingefangen hat. Besonders beliebt sind in den sozialen Medien Outtakes von Sendungen, die sich normalerweise durch ihre nüchterne Perfektion auszeichnen – wie etwa die Tagesschau. Aus diesem Grund hat etwa ein Clip von Tagesschau-Moderatorin Susanne Daubner Millionen von Klicks, in dem die normalerweise perfekt stimmungsnivellierte Sprecherin mitten in der Moderation einen massiven Lachanfall bekommt und sich derart lange nicht wieder in den Griff bekommt, dass sie sich am Ende selbst mit einem »och, menno« kommentiert und sich eine Träne aus dem kameraoptimierten Make-up wischt.

Professionell sind die Nachrichten immer. Freundlich sind sie in diesen Zeiten nur selten. Susanne Daubner, das Gesicht der Nachrichten, wird in diesem Moment für uns Zuschauer zu einem freundlichen Gesicht – zu einem Menschen aus Fleisch und Blut.

Freundlichkeit kann kann das ganze Beziehungsgefüge entzerren, indem man sich einfach als Mensch unter Menschen versteht. Was auch immer es zu besprechen, auszuhandeln und zu verkünden gibt: Der eigene Anspruch sollte uns dabei nicht im Weg stehen. Es ist befreiend, sich vom Perfektionszwang zu lösen. Andere sind genauso wenig vollkommen – darauf können wir uns stets verlassen. Wer sich locker macht, erleichtert es auch anderen, sich als Mensch zu zeigen.

Wer auf Perfektion verzichtet, kommt anderen näher.

4. Präsent sein

Keine Erfahrung in meinem Leben hat mich die Bedeutung von Präsenz eindrucksvoller gelehrt als eine Episode mit meinen Kindern vor einigen Jahren. Während sie im Spiel um mich herumtobten, war ich auf dem Sofa sitzend in mein Smartphone vertieft. Schon mehrfach hatten die beiden mich aufgefordert, mitzumachen, doch ich war zu abgelenkt.

Natürlich habe ich immer gute Gründe, warum ich meine Mails checken muss – irgendwie kann man sich seine geistige Abwesenheit schönreden: Es ist meine Arbeit, es ist mein Unternehmen, ich verdiene damit unser Geld, ich trage auch für meine Mitarbeitenden und Kunden Verantwortung und so weiter, und so fort.

Was ist also wichtiger: Zu allen Menschen gleichzeitig freundlich zu sein oder nur zu denen, die man gerade um sich hat? Kann man Freundlichkeit aufteilen wie einen Kuchen? Und wenn ja, wer verdient das größte Stück?

Natürlich ist Freundlichkeit situationsgebunden: Man kann nicht immer für alle Menschen gleichzeitig im selben Maße achtsam sein. Doch in der Regel ist es nicht schwierig, seine Aufmerksamkeit situativ angemessen zu verteilen. Präsent sein heißt, den Augenblick bewusst zu erleben.

An jenem Tag brauchte mein jüngerer Sohn genau einen Satz, um mir zu demonstrieren: All die Ausreden für permanente Erreichbarkeit verblassen, wenn man sie in Kontrast zu dem setzt, was wirklich zählt. Johann kam zu mir gelaufen, fasste mich am Arm und wartete auf Blickkontakt – wie er das häufig tut, wenn er etwas Wichtiges zu verkünden hat. Und dann sagte er mit glühenden Augen: »Papa, wenn ich groß bin, will ich auch mal ein Handy haben!«

In diesem Moment war ich so entsetzt, so angewidert von mir selbst, dass ich erst einmal kurz aus dem Raum gehen musste. Wie unfreundlich, ja kontaktfeindlich zeigte ich mich meinen Söhnen, obwohl ich körperlich anwesend war? Bevor ich mich ihnen wieder zeigen und endlich in ihr Spiel einsteigen konnte, musste ich emotional erst einmal mit mir selbst wieder klarkommen.

Oft braucht es unseren Nachwuchs als Stimme der Vernunft, um uns als Erwachsene wieder zur Räson zu rufen. Es ist schon absurd: Wir haben Angst, dass unsere Kinder zu viel Zeit mit dem Smartphone verbringen. Und warum? Weil wir wollen, dass sie im Moment präsent sind und am Familienleben teilnehmen. Damit sie von uns lernen und mit uns leben können, anstatt sich schlechte Gewohnheiten bei Fremden abzuschauen. Und was leben wir ihnen vor?

Auch wenn der Begriff besonders in diesem Zusammenhang viel strapaziert wird: Präsenz ist nicht einfach eine trendige Achtsamkeitsübung für gestresste Führungskräfte mit dem Ziel der innerbetrieblichen Leistungsoptimierung. Präsenz ist auch mehr als eine Empfehlung in der Paartherapie, um einander wieder näherzukommen und die Bedürfnisse des anderen besser wahrzunehmen. Und Präsenz ist ganz sicher mehr als eine antrainierte Bühnenkompetenz, denn mehr als die Wirkung zählt dabei die Bereitschaft zu einer tieferen Verbindung.

Präsenz ist die Voraussetzung für geteiltes Leben.

5. Flexibel bleiben

Zu den Angewohnheiten, die uns in der Kommunikation unfreundlich erscheinen lassen, gehört die Unflexibilität, die wir im Laufe unseres Lebens verstärkt einnehmen – sowohl Menschen als auch Themen gegenüber. Sie kann sich als Ungeduld, Desinteresse oder sogar Abneigung ausdrücken.

Es gibt verschiedene Gründe dafür, warum wir das tun. Einer ist der »Fluch des Wissens«: Wir vergessen mit der Zeit, wie es früher ohne all das Wissen war, das wir im Laufe der Zeit angesammelt haben. Kommen wir mit Menschen ins Gespräch, die eine andere Vorgeschichte haben und mit unseren Interessen und nicht zuletzt auch unserem Jargon nichts anfangen können, sind wir schnell versucht zu urteilen: Dieser Mensch spricht nicht dieselbe Sprache, also nehme ich lieber Abstand.

In manchen Umfeldern hat man regelrecht das Gefühl, man habe es mit einer Geheimsprache zu tun. Als ich einmal ein Training in Karlsruhe durchführte, hatte ich es mit einer Gruppe von Mitarbeitern eines Mobilfunkanbieters zu tun, die sich den ganzen Tag technische Abkürzungen an den Kopf warfen. Weil das bei ihnen so üblich war, kürzten sie allerdings auch alles andere ab – eine Angewohnheit, die für mich als Außenstehenden sehr befremdlich war. Als einer der Teilnehmer sich frühzeitig aus dem Training verabschiedete, entschuldigte er sich mit den Worten: »Tut mir leid, ich muss noch in die EFS.« Ich dachte schon, der hat etwas Schlimmes. Wie sich später herausstellte, war mit »EFS« einfach nur die Ernst-Frey-Straße gemeint.

Auch der Kommunikationsstil eines Menschen kann ein Auslöser sein, warum wir aufhören, zuzuhören – und damit vielleicht den Zugang zu einem interessanten Kontakt verlieren oder sogar eine Chance verpassen. So gibt es Vorgesetzte, die sehr minimalistisch kommunizieren. Das kann sich etwa darin äußern, dass sie nicht oder wenig loben. Das muss aber nicht heißen, dass sie trotzdem nicht von der Leistung ihrer Mitarbeitenden überzeugt oder sogar begeistert sind und ihnen bereitwillig die Tür öffnen, wenn die nächste Runde Beförderungen ansteht.

Ich bin seit vielen Jahren mit Christian Bischoff befreundet – einem Redner und Trainerkollegen, der ganz anders lebt, arbeitet und spricht als ich selbst. Manch einer wundert sich sogar über unsere Verbindung, so groß sind die äußerlichen Differenzen. Doch gerade deshalb fühle ich mich von dieser Freundschaft auf positive Weise gefordert, erfüllt und inspiriert.

Menschen kommunizieren auf unterschiedliche Weise. Sich dessen bewusst zu sein, kann viele Missverständnisse vermeiden, aber auch eine respektvolle Haltung gegenüber Unterschiedlichkeiten fördern. Wer sich immer nur mit Menschen austauscht, die gleich ticken, engt seinen Horizont und seine Möglichkeiten im Leben stark ein.

Schließlich neigen wir aufgrund unserer übertakteten Lebensentwürfe und unseres chronischen Zeitmangels heute dazu, Themen voreilig als uninteressant abzustempeln. Diese schlechte Angewohnheit lässt sich – ebenso wie die vorgenannten – ablegen, indem man sich bewusst vornimmt, allen Arten von Themen und auch Menschen mit verschiedenen Kommunikationsstilen zuzuhören. So etwas wie belanglose Themen oder langweilige Absender gibt es nicht – nur desinteressierte Empfänger.

Ob etwas oder jemand interessant ist, entscheidet sich beim Zuhörenden.

6. Freundliche Worte wählen

Die kleinteiligste Ebene der freundlichen Kommunikation ist die Wortwahl. Eigentlich ist das offensichtlich: Wenn wir freundliche Worte an jemanden richten wollen, kommt es in hohem Maße auf das einzelne Wort an. Und doch haben wir manchmal Schwierigkeiten, die richtigen Worte für eine bestimmte Situation zu wählen – auch wenn wir gerade besonders nett zu jemandem sein möchten.

Für dieses Paradoxon gibt es mehrere Gründe. Einer besteht darin, dass unsere Muttersprache so reich an Auswahlmöglichkeiten ist. Oft gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, ein und dieselbe Aussage zu tätigen. Darauf werden wir im Deutschunterricht hingewiesen ebenso wie darauf, dass wir in aufeinanderfolgenden Sätzen nicht ständig dasselbe Wort wählen mögen. Auf diese Weise lernen wir, unsere Wortwahl ein Stück weit zu variieren. Was uns jedoch niemand nahebringt, ist, wie unterschiedlich verschiedene Wörter wirken können, auch wenn sie per Definition ungefähr auf dasselbe hinauslaufen. Es macht einen großen Unterschied, ob ich sage: »Das hast du gut gemacht!« oder »Das hast du nicht schlecht gemacht!«. Im Grunde bedeuten beide Komplimente dasselbe, aber sie wirken sehr unterschiedlich.

Diese Bedeutungsnuancen sind zudem, und das ist der zweite Grund, äußerst individuell: Wer selten ein Kompliment bekommt, mag sich über jede dieser Aussagen mehr freuen als jemand, der regelmäßig über den grünen Klee gelobt wird. Was der eine als freundlich betrachtet, mag dem anderen regelrecht unfreundlich erscheinen: Was heißt hier »nicht schlecht«?

Ein dritter Grund für unsere Schwierigkeiten mit der richtigen Wortwahl ist die Tatsache, dass wir für bestimmte Worte zunehmend abstumpfen, weil sie überfrequentiert sind. Ein Beispiel ist der Ausdruck »krass«. Der diente ursprünglich dazu, auszudrücken, dass etwas in starkem Kontrast zu etwas anderem steht, also vergleichsweise extrem ist. Inzwischen bezeichnen wir es schon als »krass«, wenn sich der Benzinpreis an zwei gegenüberliegenden Tankstellen um einen Cent unterscheidet.

Eine freundliche Wortwahl ist also von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu gehören unter anderen:

Sprachrepertoire von Sender und Empfänger

Individuelle Sprachgewohnheiten

Persönliche Wahrnehmung von Sprachmustern

Situative Wahrnehmung einer Aussage

Sprachtrends.

Im Alltag werden wir die Aussagen anderer in der Regel nicht auf diesem Niveau analysieren und Zeit haben, uns darauf mit der individuellen Wortwahl einzustellen. Dennoch ist es sehr hilfreich, sich der Tatsache bewusst zu sein, dass Menschen Worte unterschiedlich wahrnehmen und wir mit einer konkreten Wortwahl durchaus individuelle Nuancen von Freundlichkeit transportieren können.

Es ist ausgesprochen freundlich, sich einer achtsamen Wortwahl zu bedienen, wenn man zum Beispiel ein Kompliment macht, jemanden trösten möchte oder ermutigende Worte an den Gesprächspartner richtet. Freuen sich Mitarbeitende von einem strengen Vorgesetzten möglicherweise schon über ein »nicht übel!«, braucht das Vorschulkind vielleicht doch eher ein »große Klasse!«, um sich tatsächlich motiviert zu fühlen. Reicht beim Kinobesuch unter der Woche vielleicht schon mal ein kleines Kompliment wie »hübsche Jeans, Schatz!«, braucht es fünf Minuten vor dem Gang zum Altar vielleicht doch eher eine Formulierung wie »Du siehst atemberaubend aus!«, damit die geplante Trauung wirklich stattfindet.

Etwas Freundliches zu sagen, ist gut gemeint; freundliche Worte zu wählen, ist gut gemacht.

7. Reizworte meiden

Menschen fühlen sich unfreundlich behandelt, wenn sie Worte hören, die schlechte Gefühle bei ihnen auslösen. Wenn bestimmte Reizworte fallen, ist es mit der Sachlichkeit schnell vorbei: Der innere Widerstand fährt hoch, eine irrationale Emotion wie Abscheu oder Wut übernimmt, und plötzlich will man nur noch dagegenhalten. Nicht nur ein gutes Gesprächsklima, auch Kooperation ist dann oft nicht mehr zu erwarten.

Sich das vor Augen zu halten, hilft schon, viele Unfreundlichkeiten des Alltags zu vermeiden, als freundlicherer Mensch wahrgenommen zu werden – und in der Konsequenz einen einfacheren, reibungsloseren Umgang mit anderen Menschen zu erleben. Das ist schließlich der angenehme Nebeneffekt freundlicher Kommunikation, wenn man Gespräche zweckmäßig betrachtet: besser bei Menschen anzukommen, mit denen wir auskommen wollen oder müssen oder auf deren Kooperation wir angewiesen sind.

Doch wie finden wir heraus, welcher Anteil dessen, was wir an einem ganz normalen Tag sagen, auf andere unangenehm oder sogar provokant wirkt?

Im Grunde gilt es, sich diese Frage bei jedem einzelnen Gesprächspartner und in jedem Gespräch, in dem es zu Widerständen kommt, individuell zu stellen. Unterschiedliche Menschen reagieren auf unterschiedliche Ausdrücke genervt oder enttäuscht. Wenn einigermaßen sicher auszuschließen ist, dass das Problem nicht im Inhalt einer Äußerung liegt, sondern in der Formulierung, empfiehlt es sich, einfach mal auf den verwendeten Wörtern herumzukauen.

Es gibt verschiedene Arten von Reizwörtern, die aus unterschiedlichen Gründen, auch situationsbedingt und je nach Typ, einen negativen Reiz setzen können. Das kann sowohl unbewusst geschehen, was öfter vorkommt, als auch eine bewusste Reaktion hervorrufen, weil jemand ein bestimmtes Wort nicht ausstehen kann und daraus Rückschlüsse auf den Menschen zieht, der es verwendet. Eine solche Reaktion ist natürlich nicht immer angemessen, aber das macht für die Wirkung und den Effekt auf die Verständigung leider keinen Unterschied.

Sehr häufig reagieren Menschen auf einige typische Reizworte empfindlich – auch wenn es meist nur die fehlerhafte Verwendung ist, die sie problematisch macht. So ist das Wörtchen »aber« für manche Sprachminimalisten schon beinahe tabu. Dabei hat es natürlich seinen Platz im Duden und in unserem Wortschatz, solange man es richtig einsetzt – nämlich kontrastierend. Auch das Wort »nein« versuchen manche Menschen komplett zu meiden, obwohl das langfristig betrachtet weder möglich noch hilfreich für die Seelenhygiene ist.