Überzeugende Reden und Vorträge halten - Klaus Egger - E-Book

Überzeugende Reden und Vorträge halten E-Book

Klaus Egger

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Beschreibung

Jederzeit selbstsicher und überzeugend reden Rhetorik-Profi Klaus Egger zeigt, dass fesselnde und begeisternde Reden mit der optimalen Vorbereitung kein Hexenwerk sind. Wichtig ist dabei allerdings, die Regeln der Rhetorik zu beachten. Das Buch hilft, Vorträge richtig zu gestalten, die passenden Stilelemente zu nutzen und die Rede souverän vorzutragen. Schritt für Schritt wird gezeigt, wie Redner ihre Zuhörer in den Bann ziehen können – ob bei Vorträgen, Jubiläumsansprachen, Verkaufspräsentationen oder Festreden.

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Seitenzahl: 162

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Klaus Egger
Überzeugende Reden und Vorträge halten
Klaus Egger
Überzeugende Reden und Vorträge halten
Redaktion: Momo Evers, Halle an der Saale
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur GmbH, München
Satz: HJR, Jürgen Echter, Landsberg am Lech
Druck: Konrad Triltsch GmbH, Ochsenfurt
Printed in Germany
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
Nachdruck 2018
© 2009 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Nymphenburger Straße 86
D-80636 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Redaktion: Momo Evers, Halle an der Saale
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur GmbH, München
Satz: HJR, Jürgen Echter, Landsberg am Lech
Druck: Books on Demand GmbH, Norderstedt
Printed in Germany
ISBN Print 978-3-86881-710-2
ISBN E-Book (PDF) 978-3-86414-015-0
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96267-028-3
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.redline-verlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

1. Einstimmung
Erfolgreich arbeiten mit diesem Buch
Die moderne Rhetorik
2. Die Vorbereitung
Welche Rede darf’s denn sein?
Recherche
Zielgruppe und Hauptbotschaft
Gliedern Sie Ihre Präsentation
Futter fürs Archiv: Die Unterlagen für die Zuhörer
3. Die Arbeit an Ihrer Präsentation
Mit Sprache spielen
Richtig argumentieren – Werden Sie konkret
Der Einsatz technischer Hilfsmittel
Faszinieren Sie Menschen
Bauen Sie eine Beziehung zu Ihren Zuhörern auf
4. Letzte Vorbereitungen – Einstudieren der Rede
Redekarten richtig anlegen und nutzen
Ihr Körper spricht
5. Auf der Bühne
Überraschungen vermeiden – Wo rede ich?
Lampenfieber
Blackouts, Versprecher und andere Katastrophen
6. Und … los!
Anhang
Die Checkliste für eine Rede, die wirkt
Beispiele aus der Praxis
Weiterführende Literatur

1. Einstimmung

Was macht eine gute Rede aus? Ist es die raffinierte, klare, pointiert ausgeschmückte Sprache selbst, die uns in ihren Bann schlägt? Oder der wortgewaltige Redner, der auch einmal mit der Faust auf das Rednerpult schlägt? Der »Guru«, an dessen Lippen wir kleben, dessen Worte uns aus der Seele zu sprechen scheinen und dem wir überall hin folgen würden? Wie ist es möglich, dass eine Rede die Massen bewegt, obschon wir doch alle Individuen sind, ein jeder von uns einzigartig? Wie kann es sein, dass die Worte eines Einzelnen viele überzeugen – den Realisten, den Skeptiker, den Träumer? Wie gelingt es uns selbst, unsere Zuhörer zu einem Teil unserer Vision werden zu lassen, sie zu bezaubern, zum Schweigen zu bringen, zum Weinen, zum Lachen? In ihnen Wut zu wecken, Verzweiflung, Euphorie, Furcht oder Mitgefühl?
Sie haben Glück: Die Antworten auf diese Fragen sind leicht – und die Umsetzung dieser Antworten ist mit etwas Ausdauer und Geschick erlernbar.
Eine gute Rede braucht dreierlei: den richtigen Redetext in der richtigen Redesituation mit definierter Zielgruppe, vorgetragen von der richtigen Person. Nur wenn alle drei Komponenten zusammenspielen, wird eine Rede ihre gewünschte Wirkung entfalten. Anders gesagt: Eine für Barack Obama konzipierte Rede mag in der Auswahl der für ihn geeigneten Stilmittel die Massen bewegen. Würde die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sich in einem ähnlichen Kontext derselben Elemente bedienen, würde sie mit großer Sicherheit unglaubwürdig wirken. Die gewählten Stilmittel müssen zur Person der oder des Vortragenden passen – und Angela Merkel ist ein gänzlich anderer Mensch als Barack Obama. Sicherlich könnte auch sie mithilfe von Beratern auf ein ähnliches Pferd wie Obama setzen – aber warum sollte sie dies tun? Ihr stehen andere Stilmittel besser – und die sind deshalb nicht weniger überzeugend.
Bleiben wir bei Obama und werfen wir einen Blick auf Redetext und Situation seiner berühmten Rede »Yes, we can« am 8. Januar 2008 während des Wahlkampfes in New Hampshire. Text und Situation waren perfekt für diese Ansprache: Die Zielgruppe, seine Anhänger, wollte Hoffnung – und Obama gab ihnen diese Hoffnung. Er vereinte seine Zuhörer mit den Stilmitteln der Einbindung, des konkreten Erzählens von Details und des Pathos durch Geschichten. Er verband Anhänger, Sympathisanten und sicherlich auch etliche Skeptiker zu einem Amerika, das auf Hoffnung, auch im Angesicht des Unmöglichen, gegründet wurde. Obama stellte sich und seine Bewegung in die besten Traditionen des amerikanischen Volkes, ließ das Publikum wieder an Wandel und Hoffnung und an dessen eigene Teilhabe daran glauben, so dass am Schluss vor allem drei Worte im Gedächtnis blieben: »Yes, we can«. Wahlforscher wissen es schon lange: Es sind nicht unbedingt die Sachthemen, die eine Wahl entscheiden, sondern Sympathie, Emotion, Vertrauen, Ängste und die Sehnsüchte der Menschen. Diese Rede hatte also vor allem etwas Vereinendes. Die gleiche Rede, wäre sie am 11. September 2001 im Zusammenhang mit dem Anschlag auf das World Trade Center gehalten worden, hätte nicht funktioniert. Wieso? Weil die damalige Situation eine Führungsrede brauchte. In dieser extremen Situation hätte ich als Zuhörer nicht hören wollen, was WIR gemeinsam erreichen können, was WIR tun müssen, um einen Wandel hervorzurufen. Zu diesem Zeitpunkt wäre und ist wichtiger gewesen: Was kann der Redner für mich tun? Wie kann er mich in Anbetracht des Grauens, dem ich mich hilflos ausgeliefert fühle, schützen? Welche Schritte unternimmt er konkret und welche Zukunft habe ich noch?
Dieses Buch befasst sich mit allen drei Komponenten: dem richtigen Redner, dem richtigen Text für den richtigen Adressaten und der richtigen Situation. Ich zeige Ihnen, wie Sie eben diese Faktoren für Ihren persönlichen Redeanlass ausloten und dieses Wissen in Ihrem Sinne zielführend nutzen können.

Erfolgreich arbeiten mit diesem Buch

Das Buch macht Sie fit für die Praxis und beschränkt den theoretischen Hintergrund rund um die Kunst der Rhetorik auf ein absolutes Minimum. Schon der Römer Marcus Tullius Cicero (106 v. Chr – 43 v. Chr.) wusste vor rund 2000 Jahren: »Reden lernt man nur durch Reden.« Noch heute gilt: Wer souverän und selbstsicher eine Rede oder einen Vortrag über ein Thema halten kann, dem traut man auch zu, in ebendiesem Thema einen Expertenstatus zu besitzen. Auf diesem »Trick« etwa basieren Bewerbungs-, Akquise- oder Verkaufsgespräche: Wenn ich es schaffe, mit meiner Rede zu überzeugen, überzeuge ich mein Gegenüber mittels meiner dergestalt präsentierten Kompetenz auch für das Produkt. Provokativ gefragt: Wieso wird so oft dem Professor an der Uni weit unaufmerksamer zugehört, als dem rhetorisch versierten Redner, der inhaltlich vielleicht sogar viel weniger zu bieten hat? Weil es eben nicht nur auf das Wissen im Kopf des Redners ankommt, sondern auch darauf, wie gut er dieses Wissen vermitteln kann!
Obschon eine Rede stets individuell ausgearbeitet und vorgetragen werden muss, folgt die Herangehensweise an die Vorbereitung doch immer dem gleichen Muster:
Art der Rede wählen,
erste Recherche,
Zielgruppe und Hauptbotschaft,
Grobstruktur,
Feinschliff,
Einstudieren der Rede,
Vorbereitung des Redners auf den Auftritt.
Diesem Muster folgen auch die Kapitel dieses Buches und führen Sie somit schrittweise zu Ihrem Ziel. Das letzte Kapitel schließlich beschäftigt sich mit Schwierigkeiten, die Ihnen auf den letzten Metern – auf der Bühne und beim Vortragen selbst – begegnen können und zeigt, wie Sie diese meistern.

Die moderne Rhetorik

Das Wort Rhetorik kommt aus dem Griechischen und bedeutet »Redekunst«. Ihre Wurzeln hat die Rhetorik, wie wir sie heute kennen, in den Stadtstaaten des antiken Griechenlands, wo männliche Bürger einst durch Redebeiträge Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen konnten. Wem es gelang, andere durch seine Redekunst von seinen Anliegen zu überzeugen, der gewann an Einfluss und konnte seine Interessen durchsetzen. Viele suchten daher Rhetoriklehrer auf und erlernten bei ihnen die Feinheiten dieser Kunst. Bereits damals entstanden erste Lehrbücher, in welchen die Regeln überzeugender Vorträge festgehalten wurden.
In den rund 2500 Jahren, die seitdem vergangen sind, haben sich zwei grundsätzliche Richtungen der Kunst der Rede herauskristallisiert und weiterentwickelt. Die allgemeine Rhetorik beschäftigt sich mit der Beobachtung rhetorischer Sprechakte, also der theoretischen Untersuchung rhetorischer Vorgänge. Teils im Gegensatz, teils als Ergänzung dazu steht die angewandte oder praktische Rhetorik, die sich mit der Übung beschäftigt – mit der Redeausbildung und dem Anwenden der rhetorischen Grundelemente.
Oft hört man heutzutage den Begriff der »modernen Rhetorik«, gern im Gegensatz zu dem der »klassischen Rhetorik« mit ihren vergleichsweise starren Regeln. Was genau diese moderne Rhetorik umfassen und was sie von ihrem Klassik-Vorgänger abgrenzen soll, ist jedoch nicht klar definiert. Sicher ist nur, dass die Hirnforschung bestätigt, dass Emotionen und bildhafte Vorstellungen unser Handeln und unsere Entscheidungen grundlegend zu lenken vermögen. Darauf bauen moderne Redner, und die meisten Techniken und Methoden der sogenannten modernen Rhetorik sind darauf ausgerichtet, Zuhörer vor allem auf der emotionalen Ebene anzusprechen und sie durch gute Unterhaltung zu begeistern. In gewisser Weise ist also die viel zitierte moderne Rhetorik vergleichbar mit dem Einpacken von Geschenken zu Weihnachten: Sie lehrt das richtige Verpacken, das Schleifenbinden und Dekorieren. Und ganz genau so, wie man zu Weihnachten den besten Inhalt im schönsten und am elegantesten verpackten Geschenk erwartet, verhält es sich auch mit der Rede: je spannender ich sie als Redner gestalte, umso strahlender funkelt mein Anliegen, umso interessanter erscheint es dem Zuhörer, umso begehrenswerter wirkt das Erreichen des vermittelten Zieles.
Hier kommt aber auch die Ethik der Rhetorik ins Spiel. Ist es legitim, das rhetorische Spiel bis zur Manipulation zu treiben? Bestimmt nicht. Aber sicher ist auch, dass es nicht die rhetorischen Stilmittel sind, die ein »sprachliches Verbrechen« begehen, sondern immer die Redner.
Praxis-Tipp
Rhetorik ist die Kunst der Verpackung, den Inhalt liefert der Redner
Was ein angehender Redner von der Rhetorik lernen kann, ist das Verpacken seiner Inhalte. Die Inhalte aber muss er selbst liefern und sich dabei bewusst sein: Ist dieser Inhalt schlecht oder betrügerisch, verkauft er sich und/oder sein Produkt wahrscheinlich nur ein einziges Mal.
Die Kunst der Rhetorik ist uns Menschen nicht angeboren, aber sie folgt stets bestimmten Regeln. Das bedeutet, dass es jedem, der Inhalte zu vermitteln hat, freisteht, diese Regeln zu erlernen und anzuwenden – vom Chef über den Abteilungsleiter bis hin zum einfachen Angestellten.
Praxis-Tipp
Rhetorik versus Dialog?
Bei dem Wort Rhetorik wird laut Definition nicht genau bestimmt, wann sie in den Bereich Dialektik (die Kunst der Unterredung, des Dialoges) abdriftet. Somit ist für viele Menschen Rhetorik gleichbedeutend mit dem Gespräch zwischen zwei Menschen. Auch wird heutzutage oftmals Rhetorik vielfach mit Kommunikation im Allgemeinen übersetzt. Die Rhetorik an sich beschreibt aber nur einen Teilbereich der Kommunikation und dabei geht es hauptsächlich um die Rede vor Publikum, also nicht um den Dialog. Wann immer ein Mensch zu mehr als zwei weiteren spricht, gelten die Regeln der Rhetorik. Natürlich aber sollte man sein Publikum stets einzubinden versuchen, eine Beziehung zu ihm aufbauen und so indirekt in den Dialog mit ihm treten (siehe Kapitel 3.5. Bauen Sie eine Beziehung zu Ihren Zuhörern auf).
Ob in den Meetings großer Konzerne, auf dem politischen Parkett oder am heimischen Esstisch: Die Spielregeln der Rhetorik gelten immer.

2. Die Vorbereitung

Um ein Ziel zu erreichen, muss man es kennen. Das gilt auch für die Redekunst. Es genügt nicht, wenn Sie mit dem Thema vertraut sind, über das Sie sprechen wollen. Es reicht auch nicht, wenn Sie nur den Anlass oder den Zuhörer benennen können. Nehmen wir einmal an, Sie möchten mit Ihren Teamkollegen über Ihre Ideen zu einem neuen Projekt sprechen. Sie sind von Ihren Ansätzen überzeugt, vermuten aber diffus, dass Ihre Gesprächspartner vielleicht etwas dagegen haben könnten. Wenn Sie nun »einfach fröhlich drauflos« reden, vielleicht sogar all Ihre Begeisterung für Ihre Ideen in Ihre Worte legen würden, ist Letzteres natürlich schon einmal ein guter Anfang. Aber wenn Sie nicht die Hürden kennen, die Sie umschiffen müssen, wenn Etappenziele und Gesamtziel Ihrer Präsentation nicht feststehen, die Argumente nicht gut gesetzt potenzielle Skepsis am richtigen Punkt entschärfen, wenn Ihrer Rede der Aufbau, die Dramaturgie, die Brillanz fehlen, werden Sie dennoch mit großer Wahrscheinlichkeit mit Ihrem Überzeugungsversuch scheitern. Anders gesagt: Einfach »irgendwie« etwas erzählen reicht bei Weitem nicht für eine gute Rede. Und noch etwas, das viele Menschen bei Reden oder Präsentationen vergessen: Sie sind Experte auf Ihrem Gebiet; Ihr Gegenüber ist das in der Regel nicht. Das KISS-Prinzip und Credo der Werbebranche gilt auch hier: Keep it sweet and simple – Gestalte es gefällig und einfach. Auch Ihr Publikum muss verstehen, worüber Sie sprechen, und je ansprechender Sie ihm Ihre Inhalte präsentieren, desto eher wird es zugreifen.
Eine gute Vorbereitung auf eine Rede ist somit unerlässlich. Diese beinhaltet:
eine Entscheidung für die Redeart (Handelt es sich um eine Überzeugungsrede, eine Führungsrede oder eine reine Informationsrede? Möchten Sie jemanden loben oder jemandem danken?),
eine grundlegende Stoffsammlung (Recherche) zum Thema,
das Fokussieren der Inhalte, die Sie vermitteln wollen, auf die wesentlichen Punkte (Hilfe erhalten Sie durch einen Fragenkatalog, siehe Kapitel 2) sowie
das Strukturieren dieser wesentlichen Punkte, das Erstellen einer Rededramaturgie.

Welche Rede darf’s denn sein?

Bevor Sie mit den konkreten Vorbereitungen für Ihre Präsentation beginnen, müssen Sie sich gedanklich auf die Art Ihrer Rede einstellen. Es ist ein großer Unterschied, ob Sie jemanden überzeugen möchten, jemanden loben wollen, Trauer aussprechen müssen oder vielleicht zu einer spontanen Rede aufgefordert werden. Eine Rede hat je nach Art ihres Anlasses und ihrer Zuhörerschaft ihre eigenen Erfordernisse.

Die Überzeugungsrede

Mit fast allen Reden versuchen Redner, ihr Publikum von etwas zu überzeugen. Der Politiker etwa sucht Unterstützung für seine Vorstellung der Zukunftsgestaltung, der Chef eines Unternehmens wirbt bei seinen Mitarbeitern um Förderung der Unternehmensziele, Pfarrer oder Priester werben für ihren Glauben, Naturschützer möchten das Verhalten der Menschen ihrer Umwelt gegenüber verändern und Verkäufer ihr Gegenüber dazu bringen, ein bestimmtes Produkt zu erwerben. Obwohl die Redeanlässe grundverschieden sein können, hat die Struktur einer Überzeugungsrede einige Merkmale, die andere Reden nicht haben. Die Glieder der Argumentationskette müssen nahtlos ineinandergreifen – und eine sehr vielversprechende Art des Aufbaues für eine Überzeugungsrede ist die Folgende:
Sympathie erwecken
Sprechen Sie Gemeinsamkeiten an. Der Zuhörer muss spüren, dass Sie als Redner ihn respektieren, ihn in seiner Person, seiner Leistung, seiner Lage achten und schätzen. Vermitteln Sie Ihrem Zuhörer: Ich interessiere mich für dich. Erzählen Sie, wie Sie denken und fühlen. Persönliche Gedanken verbinden viel mehr als abstrakte Aussagen. Nehmen wir nochmals Barack Obama als Beispiel, dieses Mal seine Rede vom 24. Juli 2008 in Berlin vor der Siegessäule. Im Einstieg dankte er in zwei Sätzen Institutionen und sofort danach den anwesenden Menschen. Und er fuhr fort: »Ich komme eben wie so viele meiner Landsleute nach Berlin, obwohl ich heute Abend nicht als Präsidentschaftskandidat, sondern als Bürger spreche. Als stolzer Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika und als euer Mitbürger dieser Welt. Es ist mir bewusst, dass ich nicht so aussehe wie der Amerikaner, der zuletzt hier gesprochen hat. [Dezent eingesetzter Humor macht sympathisch!] Die Reise die mich hierher geführt hat, war nicht unproblematisch, obwohl ich mitten in Amerika geboren bin. Mein Vater ist in Afrika aufgewachsen. Sein Vater, mein Großvater, war bei den Briten als Koch, ein Hausangestellter …«
Interessenlage der Hörer ansprechen
Ihr erster und wichtigster Auftrag zu Beginn einer Rede ist, Ihre Zuhörer richtig einzuschätzen: Was interessiert sie, wo sind sie zu packen? Erst auf dieser Grundlage entscheiden Sie, wie Sie sie motivieren: Auf materieller Ebene? Auf ideeller? Oder mittels einer Mischung von beidem? Versuchen Sie, in den ersten Sätzen schon so zu formulieren, dass die Zuhörer erkennen: Sie verstehen ihre Probleme und Gefühle. Das könnte dann vielleicht so klingen: »Ungefähr 300 Menschen sind heute hier zu dieser Versammlung gekommen. 300 Menschen, die das Recht haben zu erfahren, wie es weitergehen soll. 300 Menschen, die wissen wollen, wie es um ihren Arbeitsplatz bestellt ist. Ich will und werde Ihnen heute darauf Antworten geben.«
Glaubwürdig sein
Wer überzeugen und motivieren will, muss als Redner glaubwürdig sein. Der Grund liegt auf der Hand: Wer selbst nicht hundertprozentig hinter dem steht, was er sagt, kann den Zuhörer auch nicht mitreißen oder gar mit seiner Begeisterung anstecken und überzeugen. Wie man als Redner überzeugt? Mit der Wahrheit zum Beispiel. Mit detaillierten Auskünften über die eigenen Pläne oder Fähigkeiten. Mit Fakten, die jederzeit nachprüfbar sind und die man daher umso glaubwürdiger vermitteln kann.
Begeisterung wecken durch Nennung konkreter Ziele
Begeisterung verleiht Flügel und stärkt das Selbstvertrauen. Zeigen Sie Ihren Zuhörern, wo deren Nutzen liegt, wenn sie Ihren Zielen folgen. Sie müssen es hören, schmecken, fühlen! Beschreiben Sie, wie es sich anfühlt, dieses Ziel bereits erreicht zu haben. Was sich ändern würde. Was plötzlich leichter wäre. Welche Probleme, unter denen man jetzt noch sorgenschwer das müde Haupt neigt, es mit einem Mal nicht mehr gäbe. Wo genau stehen Ihre Zuhörer nach dem Erreichen dieses Zieles? Welche konkreten Schritte liegen zwischen Theorie und Praxis? Wo können Ihre Zuhörer ansetzen, wo beginnen, wie fortfahren? Wenn Sie wirklich gut sind, werden Ihre Zuhörer sich nicht nur in Ihrer Rede wiederfinden, sondern auch anfangen wollen, das Ziel zu erreichen. Jetzt.
Einwände und Kritik würdigen
Ein ewiger Quertreiber sitzt in Ihrer Zuhörerschaft? Macht beständig missmutige Einwürfe und runzelt skeptisch die Brauen? Flüstert seinem Nachbarn bedeutungsschwanger zu und schüttelt bei jedem Ihrer Sätze den Kopf? Nehmen Sie Gegenargumente in Ihre Ausführungen auf und entkräften Sie sie – aber nur die allerwichtigsten, sonst wird Ihre Rede defensiv. Im Kapitel 2 »Der klassische Fünf-Satz in der modernen Rhetorik« und teils in den Praxisbeispielen im Kapitel 4 sehen Sie, wie Sie mit den Gegenargumenten umgehen können.
Klarer Appell
Reden Sie nicht um den heißen Brei herum. Sprechen Sie klar aus, wozu Sie motivieren wollen. Sie wollen überzeugen – und Sie sollten Ihren Zuhörern sagen, mit welchem Ziel Sie das tun. Jeder Redner, der zu anderen Menschen spricht, trägt Verantwortung. Ein guter Rhetoriker lässt Moral und Ethik nicht außer Acht. Täte er dies, erteilte er der demagogischen Manipulation das Wort. Dass auch dies Erfolg haben kann, dafür gibt es in der Geschichte unzählige traurige Beispiele. Einmal enttarnt, tragen Manipulationen nicht länger. Und sind schon davor ein Verbrechen. Bereits die großen Redner der Antike, Sokrates, Aristoteles und Cicero, beschäftigten sich mit der ethischen Komponente der Rede. Allen gemein war die Vorstellung, dass »Beredsamkeit, Weisheit und tugendhaftes Leben miteinander verknüpft sein müssen«. Von Aristoteles stammt das Zitat: »Dadurch, wie der Redner erscheint, gewinnen wir Vertrauen, und das ist dann der Fall, wenn er als rechtschaffener oder freundlich gesinnter Mensch oder als beides erscheint.«

Die Jubiläumsrede

Ganz gleich, ob es um ein Firmenjubiläum oder den runden Geburtstag eines Verwandten geht, um die Ehrung eines Mitarbeiters oder den Studienabschluss des Nachwuchses: Die Jubiläumsrede geht »tiefer«, kann Menschen in ihrem Innersten berühren. Wenn dabei die eine oder andere Träne der Rührung fließt, ist das nicht weiter schlimm. Im Gegenteil: Mit einer Jubiläumsrede können – und sollten – wir Menschen (oder Institutionen), die uns oder unseren Zuhörern etwas bedeuten, hochleben lassen – auf nette, unterhaltsame Art, aber auch bewegend, berührend. In der Praxis aber sind die meisten Jubiläumsreden zu oberflächlich gehalten, zu allgemein. Da hören wir Sätze wie:
»Heute feiern wir in unserem kleinen Unternehmen das zehnjährige Jubiläum. Es waren viele Jahre der Arbeit, der Überstunden und der Mühen. Aber sie haben sich gelohnt! Unser Unternehmen steht und wir mit ihm!«
»Aus unbekannten Menschen sind Kollegen und auch Freunde geworden, die sich mit viel Elan für einen gemeinsamen Erfolg eingesetzt haben und noch einsetzen. Das ist sicher für uns alle ein Grund zur Freude und zum Feiern.
Deshalb möchte ich euch alle heute dazu einladen, unseren Erfolg zu feiern und einmal ausnahmsweise nicht an die Arbeit zu denken. Es wurde so viel geleistet und jetzt soll viel gefeiert werden. Ich hoffe, ihr habt alle auch sehr viel Spaß dabei und erholt euch gut, um neue Energie für die nächsten zehn Jahre zu tanken.«
Nett, aber eben nur nett. Bei Lobreden auf Kollegen, Freunde oder Verwandte werden gern Eigenschaftswörter aneinandergereiht. Das klingt dann so: