Und wie geht es mit meinem Leben weiter? - Veronika Vollmer - E-Book

Und wie geht es mit meinem Leben weiter? E-Book

Veronika Vollmer

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Beschreibung

Diese Sammlung von Geschichten handelt von Jugendlichen, die einen geliebten Menschen verloren haben und um ihn trauern. Es ist für sie nicht einfach, mit dieser neuen Situation umzugehen. Die Erzählperspektive ist wie bei : Und wo ist der Himmel? die Sicht der Jugendlichen, die als Ich-Erzähler auftauchen und sich und ihre bisherige Lebenssituation vorstellen. Wenn sie dann beschreiben, wie sie ihren Verlust erleben, nimmt man teil an ihren Überlegungen, an ihren Ängsten und ihrer Betroffenheit. Und man erfährt, wie sie mit ihrer Trauer ins Reine kommen.

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Seitenzahl: 71

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Und wie geht es mit meinem Leben weiter?

Und wie geht es mit meinem Leben weiter?InhaltsverzeichnisVorwortGlückskleeMein Bruder SvenErtrunken in der WeserWütendBjarneAlles wattigMein Opa ist dementLeukämieMama, warum wirst du nicht wach?War es meine Schuld?Impressum

Und wie geht es mit meinem Leben weiter?

Veronika Vollmer

Warum Freunde und Familie so wichtig sind

Geschichten für die Begleitung von trauernden jungen Menschen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort                                                

Glücksklee                                           

Eine Geschichte vom Tod der Mutter durch Krebs und von einer wahren Freundschaft

Mein Bruder Sven                              

Wie Drogen das Leben verändern

Ertrunken in der Weser                       

Das gleiche Schicksal verbindet

Wütend                                               

Suizid des Vaters und die Folgen

Bjarne                                                 

Opas letzter Brief ist mein größter Schatz

Alles wattig                                         

Trieb die Sucht ihn in den Suizid?

Mein Opa ist dement                           

Wie Demenz das Leben verändert

Leukämie

Wer ist für mein Leben verantwortlich?  

Mama, warum wachst du nicht auf?    

Eine Geschichte um Trisomie 

Vorwort

Bei der ehrenamtlichen Begleitung von trauernden Kindern und Jugendlichen standen wir oft vor der Frage, welchen Text bzw. welche Geschichte könnte heute für die Situation passend sein. Aus diesem Grund hatten wir das Buch „Und wo ist der Himmel?“ herausgebracht, in dem Geschichten für trauernde Kinder zu finden sind. Dieser  vorliegende Band enthält nun Geschichten, die für die Arbeit mit trauernden Jugendlichen gedacht sind, um auch für diese Altersgruppe Geschichten zu haben, die  passend sind und Denkanstöße bieten  können.

Die Illustration der von mir  geschriebenen Geschichten übernahm wieder die Kunsttherapeutin Martine Blankenburg. Die Geschichten in diesem vorliegenden Band sind für die betroffenen Jugendlichen selbst gedacht, sicher auch für die sie  betreuenden Trauerbegleiter und natürlich alle, die an dem Thema Tod und Trauer interessiert sind.

Die gewählte Erzählperspektive aus Sicht der Jugendlichen erleichtert es den  Betroffenen, sich in den Geschichten wiederzufinden. Sie können sich gut mit den erzählenden Hauptakteuren identifizieren und erfahren so, dass es erlaubt ist, traurig, wütend oder enttäuscht zu sein.

Wir weisen darauf hin, dass diese  Geschichten zwar für trauernde Jugendliche gedacht sind, aber nicht von ihnen stammen: Sie sind alle, wie in allen unseren Büchern fiktiv, d.h. von Veronika ausgedacht.

Uns ist vor allem wichtig, dass die trauernden Jugendlichen Zugang zu ihrer Trauer finden, diese dann auch zulassen und nach und nach auch verarbeiten können. So ist zu hoffen, dass es den jungen Seelen schließlich wieder besser geht.

Sereetz, im Herbst 2017

Veronika Vollmer und Martine Blankenburg

Glücksklee

Wo liegt der Unterschied zwischen Klee und Glücksklee? Der Wiesenklee hat drei Blätter – der Glücksklee hat vier Blätter bzw. es ist  ein vierteiliges Blatt.

Vierblättrige Kleeblätter sollen gegen böse Geister helfen und verkörpern in der christlichen Symbolik ein Stück vom Paradies.

 Nein, dies ist kein Referat für eine Biostunde. Ich bin Till, knapp 13 Jahre alt und gehe in die 8. Klasse und hatte bis vor einem Jahr ein  tolles Leben. Wir – meine Eltern und meine ältere Schwester –  wohnen in einem Haus in einer Neubausiedlung. Dort sind wir vor drei Jahren hingezogen. Alle anderen Bewohner dieses Viertels sind auch ungefähr zur gleichen Zeit dorthin gezogen.

 In diesem Viertel wohnen noch Tobi und Lara. Sie gehen beide in meine lasse. Wir haben uns vor drei Jahren kennengelernt, da wir ja den gleichen Schulweg haben. Alle drei waren wir  damals traurig, aus unserem alten Wohnumfeld wegziehen und unsere alten Freunde zurücklassen zu müssen.

 Daher ist es super, dass wir uns auf Anhieb gut verstanden haben. Interessant ist auch noch, dass wir drei jeweils die Jüngsten der Familie sind. Wir haben also keinerlei Verpflichtungen, auf jüngere Geschwister aufpassen zu müssen. Von anderen Schulkameraden bekommen wir mit, wie ätzend es ist, immer die jüngeren  Geschwister im Schlepptau zu haben. Es ist eine schöne Zeit. In den Ferien sind wir oft im Freibad, denn „Urlaub können wir uns noch nicht leisten, wir haben dafür ein neues Haus!“ (die Worte unserer Eltern).

  Obwohl wir zu dritt sind, gibt es nie – fast nie – Rivalitäten. Lara benimmt sich auch nicht wie ein zickiges Mädchen. Sie macht allen Unfug mit. Im Gummistiefelweitwurf ist sie die Beste. Ich kann am besten skaten und Tobi ist mehr der uhigere Typ, unser  Mathegenie…, er versteht es, uns die Logik dahinter zu erklären. Zusammen sind wir unschlagbar. In der Schule werden wir das  „unzertrennbare Kleeblatt“ genannt.

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In der Mitte dieser Siedlung steht ein großes weißes Haus mit weißen Säulen. Dagegen sehen unsere Häuser, in denen wir wohnen, aus wie Zwergenhäuser.

In dem Haus wohnte der Bankdirektor mit seiner Familie. Diese Familie bestand aus seiner Frau, die immer aussah, als müsste sie sofort zur nächsten Feier. Sie war  immer komplett geschminkt. Wie sieht sie wohl unter dieser Schminke aus, fragten wir uns immer. Laras Vater sagte: 

„Die arme Frau kann nichts dafür, ihr Mann wollte lieber Stuckateur anstelle von Bankdirektor werden und daher übt er an ihr. Er schminkt sie bestimmt immer, bevor er zur Arbeit geht.“ Ihr könnt euch sicher denken, wie wir uns das vorgestellt haben. …

 Dann gab es noch Tiberius. Er war im gleichen Alter wie wir. Und wir haben damals wirklich alles versucht, um ihn mit einzubinden. Aber da er ja montags zum Klavierunterricht, dienstags zum Geigenunterricht, mittwochs zum Chor, donnerstags zum Ballett und freitags zu den Großeltern und sonntags in die Kirche musste, waren weitere Versuche zwecklos. Samstags war Familientag. Armer Tiberius. Ich glaube, dass wir aus den Zwergenhäusern ihnen einfach nicht „gut“ genug waren.

 Vor einem Jahr stand dann der Umzugswagen vor der Tür. Sie zogen weg.

Wer kommt jetzt…wir sind sehr gespannt gewesen. „Na ja, es werden sicher wieder solche sein, die die Nase so hoch tragen, dass es rein regnet“, meint Tobis Mutter.

  Die „Neuen“ müssen in der Nacht angekommen sein. Am Samstagmorgen klingelt es an unserer Tür. Da steht ein Mädchen, etwa in meinem Alter, blond mit Sommersprossen und einer Brille auf der Nase, vor der Tür und sagt: „Habt ihr eventuell ein wenig Milch für uns? Wir sind heute Nacht angekommen und ziehen dort drüben ein.“ Sie zeigt auf das Haus mit den weißen Säulen.  „Warte, ich hole dir welche.“ Sie nimmt die Milch und verschwindet mit einem: „Danke.“

Irgendwie ist mir kribbelig nach dem Zusammentreffen mit diesem Mädchen. Ich bin nur von einem Gedanken besessen: „Ich muss sie wiedersehen!“- „Wer war denn eben an der Tür?“ fragt Mama. „Das neue Milchmädchen“, sage ich gedankenverloren. Mama sieht mich an und lächelt, während sie mir über die Haare streicht.

 Lara ist ein hübsches Mädchen mit  dicken, fast schwarzen Haaren und dunkelbraunen Augen, aber dieses Mädchen ist anders. Hallo, was geht denn hier ab? Ich bin zwar fast 13 Jahre, aber ich war noch nie verliebt. Bin ich verliebt?

 Ich laufe zu Tobi und erzähle ihm von den Neuen. Er meint, wir könnten uns doch bei uns in den Garten setzen und durch den Gartenzaun schauen … natürlich ganz unauffällig. Gesagt,  getan. Nach kurzer Zeit entschließen wir uns, dass es sicher besser wäre, den Neuen zu helfen anstatt sie zu beobachten. Wir gehen zu ihnen und bieten unsere Hilfe an. Sie freuen sich sehr und Philo  - so heißt das Milchmädchen – sagt uns, in welche Räume wir die Kartons tragen sollen.

 Die „Neuen“ sind ganz anders als die vorherigen Bewohner des Hauses. Außer Philo gibt es noch 4 weitere jüngere Kinder. Philo passt auf sie auf und ist unheimlich lieb mit ihnen. Das ist etwas ganz Neues, so etwas kannten wir noch gar nicht. Mittlerweile gesellt sich Lara auch dazu. Wir treffen uns samstags immer so um 14:00 Uhr bei uns. Als sie uns drüben bei den „Neuen“ sieht, kommt sie rüber und hilft auch beim Tragen mit.

 Meine Eltern kommen dann auch noch mit Broten und Getränken rüber. Es wird eine Pause eingelegt.  Irgendwie ist es eigenartig. Wir verstehen uns alle auf Anhieb. Es ist so, als ob wir uns schon ewig kennen würden. Und die Krönung ist, dass Philo auch in unsere Schule und dann auch noch in unsere Klasse kommen wird. Man sieht mir wohl an, wie sehr ich mich freue. Meine Mama jedenfalls fragt: „Na, Till, gefällt dir Philomena?“ Ich werde knallrot, mein Gesicht brennt… peinlich… steht es etwa auf meiner Stirn?

 Lara, Tim und ich sind uns sofort  einig, dass wir Philo in unser Kleeblatt aufnehmen wollen, denn dann wären wir sogar ein Glückskleeblatt. Wir fragen sie, ob sie zu unserer Clique gehören möchte. Philo freut sich sehr und will natürlich dazu gehören, denn auch sie hat ihre  „alten“ Freunde zurücklassen müssen. –