Ungebremst vom Rennsteig zur Weser - Karl-Heinz Hapke - E-Book

Ungebremst vom Rennsteig zur Weser E-Book

Karl-Heinz Hapke

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Beschreibung

Es gibt viele gute Gründe, das Werratal näher kennen zu lernen. Für Karl-Heinz ist jeder einzelne von ihnen es wert, eine Reise dorthin zu unternehmen. Nach gründlicher Vorbereitung, vielen Recherchen im Internet und langer Bahnfahrt erreicht er den südthüringischen Ort Neuhaus am Rennweg. Dort startet er mit dem Fahrrad und fährt vom 800 Meter hoch gelegenen Rennsteig bis zur Weser. Ihn erwarten endlose Wälder, blühende Bergwiesen und eine unglaublich abwechslungsreiche Kulturlandschaft im Herzen Deutschlands. Er besucht historische Stätten und gastfreundliche Siedlungen. Stille Winkel und geschäftiges Treiben in schönen Ortschaften wechseln einander ab. An historischen Orten erlebt er hautnah ältere und jüngere Geschichte und führt am Schicksalsfluss der Deutschen interessante Gespräche über die Zeit vor und nach der Wiedervereinigung Deutschlands. Er erlebt und beschreibt (Zeit-)geschichtliches und Kulturelles, aber auch Nachdenkliches und Aktuelles, wie die täglichen Nachrichten aus aller Welt. Auch sie verfolgt er aufmerksam im Fernsehen und kommentiert die Ereignisse aus seiner Sicht auf die Dinge. Die Nachhaltigkeit dieser Reise gab schließlich den Anstoß für dieses Buch, in dem er seine Erlebnisse und Eindrücke eindrucksvoll beschreibt und mit über 60 Farbfotos und Grafiken dokumentiert.

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Karl-Heinz Hapke wurde in Travemünde an der Ostsee geboren. Was lag da näher als der Wunsch, Kapitän auf Großer Fahrt zu werden. Doch statt Tanker, Fracht- oder Kreuzfahrtschiffe um die Welt zu navigieren, erlernte er zunächst einen technischen Beruf, wurde bei der Bundeswehr Reserveoffizier, verließ nach dem Studium und beruflicher Verwendung im Kieler Raum die Küste und zog ins Rheinland nach Bonn. Dort war er 34 Jahre als höherer Beamter in einem Bundesministerium tätig. Seine Traumschiffe sind Hochseeyachten, mit denen er seit vielen Jahren als Skipper und Ausbilder über die Meere segelt. Mit Ute ist er 50 Jahre verheiratet. Gemeinsam haben sie eine Tochter und einen Sohn sowie zwei Enkelkinder. Mit ihnen zusammen bewohnt er ein Haus in der Nähe von Eckernförde. Ein weiteres, neues Hobby von ihm ist, als „Jungautor im Rentenalter“, wie er sich selbstironisch bezeichnet, seine Erinnerungen und Erfahrungen aus zurückliegender und jüngerer Zeit in Büchern festzuhalten und für den interessierten Leser in der beliebten Reihe „Ungebremst“ zu veröffentlichen.

Zum Buch

Es gibt viele gute Gründe, das Werratal näher kennen zu lernen. Für Karl-Heinz ist jeder Einzelne von ihnen es Wert, eine Reise dorthin zu unternehmen. Nach gründlicher Vorbereitung, vielen Recherchen im Internet und langer Bahnfahrt erreicht er den südthüringischen Ort Neuhaus am Rennweg. Dort startet er mit dem Fahrrad und fährt vom 800 Meter hoch gelegenen Rennsteig bis zur Weser. Ihn erwarten endlose Wälder, blühende Bergwiesen und eine unglaublich abwechslungsreiche Kulturlandschaft im Herzen Deutschlands. Er besucht historische Stätten und gastfreundliche Siedlungen. Stille Winkel und geschäftiges Treiben in schönen Ortschaften wechseln einander ab. An historischen Orten erlebt er hautnah ältere und jüngere Geschichte und führt am „Schicksalsfluss der Deutschen“ interessante Gespräche über die Zeit vor und nach der Wiedervereinigung Deutschlands. Er erlebt und beschreibt (Zeit-)geschichtliches und Kulturelles, aber auch Nachdenkliches und Aktuelles, wie die täglichen Nachrichten aus aller Welt. Auch sie verfolgt er aufmerksam im Fernsehen und kommentiert die Ereignisse aus seiner Sicht auf die Dinge. Die Nachhaltigkeit dieser Reise gab schließlich den Anstoß für dieses Buch, in dem er seine Erlebnisse und Eindrücke eindrucksvoll beschreibt und mit über 60 Farbfotos und Grafiken dokumentiert.

Inhalt

Vorwort

Reisevorbereitungen

Bahnfahrt zum Rennsteig

Von Neuhaus a. R. bis Waffenrod

Von Waffenrod bis Schwallungen

Von Schwallungen bis Gerstungen

Von Gerstungen bis Eisenach

Von Eisenach bis Eschwege

Von Eschwege bis Hann. Münden

Abschied vom Tal der Werra

Vorwort

Die Werra ist der östliche und rechte der beiden Hauptquellflüsse der Weser. Sie entspringt im Thüringer Schiefergebirge auf einer Höhe von ca. 800 m über NN, entsteht aus zwei Quellbächen, gespeist von den Quellen bei Fehrenbach und Siegmundsburg. Sie fließt meist in nordwestliche Richtungen.

Das Werratal besticht durch seine schönen und abwechslungsreichen Landschaften vom Thüringer Wald, Thüringer Rhön, Werrabergland, Hainich, Meißner und Kaufunger Wald, aber auch durch die vielen interessanten und attraktiven Kulturstädte und die fachwerkbunten, gastfreundlichen Dörfer entlang des Flusses.

Im oberen Bereich des Tales bildet die Werra eine geologische Grenze. Auf der linken Seite des breiten, wiesenreichen Tales findet sich Muschelkalk, auf der rechten Seite der Buntsandstein.

Der mittlere Bereich des Werratales, in der Nähe von Bad Salzungen, wird geprägt durch das „Land der weißen Berge“. Diese Steinsalzhalden sind eine Hauptattraktion auf dem „Salzparcourt“, an dem sich auch heilende Bäder angesiedelt haben.

Im mittleren und unteren Bereich wechselt die Werra mehrmals die Landesgrenze zwischen Thüringen und Hessen. Auch zu DDR-Zeiten ließ sich der Fluss nicht von der Politik vereinnahmen. Stacheldraht, Minenfelder, Schussanlagen und Grenzsoldaten konnten sie nicht daran hindern, mehrmals die Landesgrenze zu wechseln, sich schließlich mit der Fulda zu vereinigen und fortan als Weser in die Nordsee zu fließen.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands galt es, mit erheblichem materiellen und finanziellen Aufwand, den Nachlass des Sozialismus zu beseitigen, um einen Fernradweg entstehen zu lassen, der seinesgleichen sucht. Der Werratalradweg ist gut ausgebaut und bestens ausgeschildert.

Reisevorbereitungen

Es ist schon eigenartig, wenn man sich einmal durchgerungen hat, seinen Traum zu verwirklichen und danach alles noch besser gelaufen ist, als man vorher zu hoffen gewagt hat, spürt man eine intensive Nachhaltigkeit dieses Ereignisses. Man will einfach mehr.

So empfinde ich es jedenfalls. Seit meiner Radtour durch Deutschland von Nord nach Süd suche ich nach ähnlichen Herausforderungen auf zwei Rädern.

Ich weiß nicht mehr genau, welcher Anlass dazu geführt hat, mich mit dem Tal der Werra näher zu beschäftigen. Vielleicht war es ein Zeitungsartikel oder ein Beitrag im Fernsehen? Im Prinzip ist das auch nicht so wichtig, obwohl ich sagen muss, dass mir gerade die Beiträge der Dritten Programme des Deutschen Fernsehens und von ARTE gut gefallen. Sie geben mir häufig wertvolle Impulse und wecken immer wieder mein Interesse, unser schönes Land näher kennen zu lernen.

Warum gerade das Tal der Werra? Diese kurze Frage kann ich nur mit einer langen Begründung beantworten. Im Prinzip sind es mehrere Gründe, von denen jeder einzelne es schon wert ist, eine solche Radreise durchzuführen. Nicht zuletzt ist es auch mein persönlicher Ehrgeiz, den Fluss kennenzulernen, der zusammen mit der Fulda die Weser erst zu dem macht was sie ist, ein Fluss ohne eigene Quelle, gespeist aus diesen beiden Flüssen.

Den aus meiner Sicht schönsten Teil der Weser von Petershagen bis Hann. Münden und das Tal der Fulda bis zur Stadt gleichen Namens habe ich auf meiner Radtour durch Deutschland kennengelernt. Meine diesjährige Tour der Werra entlang soll das schöne Bild der beiden Flüsse im Herzen Deutschlands vervollständigen.

Die Werra hat ihre Quellen auf den Höhen des Thüringer Waldes. Meine aus Erfurt, der Hauptstadt Thüringens, stammenden Großeltern haben mir als Kind immer viel von ihrer schönen Heimat erzählt. Berge von bis zu tausend Metern Höhe, endlose Wälder, blühende Bergwiesen, zahlreiche Bäche, Flüsse und Seen, gastfreundliche Siedlungen und stille Winkel kennzeichnen den Naturpark Thüringer Wald. Er ist eines der bekanntesten Erholungsgebiete Deutschlands.

Und sie erzählten mir von ihren Wanderungen auf dem Rennsteig, einem beliebten Wandergebiet, wo sich ausgedehnte Fichtenforste, rauschende Buchen-Fichten-Wälder und saftige Wiesen einander abwechseln. Ihn wollte ich - zumindest in Teilen - kennenlernen, und mein Interesse an Thüringen mit einer Radtour der besonderen Art verbinden. Ich möchte den „Schicksalsfluss der Deutschen“ noch zu einer Zeit bereisen, in der bei der dortigen Bevölkerung die Nachkriegsgeschichte dieses Landstrichs noch lebendig ist. Dabei hoffe ich, auf beiden Seiten des Flusses sowie diesseits und jenseits der ehemaligen „Zonengrenze“ Zeitzeugen zu treffen, die mir ihre eigenen Geschichten und Erlebnisse erzählen.

Mein Interesse hieran ist groß. Ich selbst bin in meiner Geburts- und Heimatstadt Travemünde unweit der Grenze aufgewachsen. Viele Ereignisse und Begebenheiten aus meiner Kindheit sind mir noch in Erinnerung, z. B. dass wir Kinder in den 1950´er Jahren noch mit den Grenzsoldaten der „Ostzone“, wie sie damals von uns genannt wurde, über den Schlagbaum hinweg mit dem Ball gespielt haben.

Später war es den Menschen auf beiden Seiten der Grenze bis zur Wiedervereinigung Deutschlands über 40 Jahre vergönnt, eine Radtour von den Quellen der Werra bis zu ihrer Mündung durchzuführen. Ein Blick auf die Landkarte verrät den Grund.

Von Lencer-own work, used: http//www.openstreetmap.de

Verlaufskarte der Werra

Auf ihrem Weg talabwärts bleibt die Werra in den Kreisen Hildburghausen und Schmalkalden-Meiningen sowie im Wartburgkreis zunächst auf thüringischem Gebiet. Später wechselt sie zwischen den Orten Vacha und Philippsthal in den hessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg, kommt zwischen den Ortschaften Heringen und Dankmarshausen erneut in den Wartburgkreis, um zwischen Lauchröden und Herleshausen wieder auf hessisches Gebiet zu gelangen und im Werra-Meißner-Kreis weiterzufließen.

Zwischen Herleshausen und Eisenach, jetzt wieder auf thüringischem Gebiet, fließt sie erneut in den Wartburgkreis, und kommt zwischen Großburschla und Wanfried ein weiteres Mal in den hessischen Werra-Meißner-Kreis und weiter in den Landkreis Eichsfeld.

Doch damit noch nicht genug. Sie will noch einmal zurück nach Thüringen. Um durch die Orte Wahlhausen und Lindewerra fließen zu können, wechselt sie erneut die Landesgrenze, um vor Witzenhausen ein drittes Mal nach Hessen und wieder in den Werra-Meißner-Kreis zurückzukehren.

Letztlich erreicht sie auf ihrem weiteren Weg talwärts das dritte Bundesland Niedersachsen, unterquert im Landkreis Göttingen die Autobahn A 7 und die ICE-Schnellstrecke Hannover-Würzburg und vereinigt sich nach 299,6 Kilometern in der Stadt Hann. Münden mit der Fulda zur Weser. Nach dieser „Flusshochzeit“ unterhalb der Berge des Reinhardswald, nur wenige hundert Meter östlich der hessischen Landesgrenze, fließt ihr Wasser zusammen mit dem der Fulda als Weser weiter nach Nordwesten, um bei Bremerhaven in die Nordsee zu münden.

Zu S. → und →: Ausschnitte aus © sinnflut design Bad Salzungen / Holger Döll

Viel wichtiger jedoch als mein Interesse an den damaligen Verhältnissen in diesem Grenzgebiet, ist die schöne Natur im Tal der Werra. Sie ist unglaublich abwechslungsreich, und das Tal selbst touristisch noch nicht in dem Maße ausgebaut, wie es in anderen Teilen unseres Landes zu beobachten ist. Gründe hierfür mögen bestehende Vorbehalte um die Beschaffenheit des Radweges, möglicherweise auch der geringe Bekanntheitsgrad dieser Strecke sein. Vielleicht ist es auch nur der Respekt vor einem Radwanderweg, der auch dem ambitionierten Radler, insbesondere im oberen Verlauf der Werra, zwischen Neuhaus und Eisenach, eine gewisse körperliche Fitness abverlangt.

Nach einigen Recherchen im Internet schlägt mein Herz wieder höher. Im Gegensatz zu meiner allein durchgeführten Deutschlandradtour, würde ich diese Tour gern zu zweit oder in einer Gruppe unternehmen.

Fritz, den ich 2013 anlässlich einer Silvesterreise nach Hünfeld in Hessen kennengelernt hatte, als wir dort mit unseren Ehefrauen in das neue Jahr tanzten, scheint mir der richtige Partner für mein Unternehmen zu sein. Mit ihm habe ich schon einige Radtouren in der Nähe unserer Wohnorte unternommen. Ich glaube, dass seine Fitness größer ist als meine. Als begeisterter Sportler ist er viel zu Fuß und auf dem Fahrrad unterwegs.

Ihn spreche ich auf seine Pläne für 2016 an und bringe ihn dazu, seine geplante Radtour auf dem Ostseeküstenweg zu verschieben. Fritz stimmt sofort zu, zusammen mit mir 8 Tage lang das Werratal zu erobern. Wir einigen uns auf den Abfahrtstag 06.06.2016, und ich erkläre mich bereit, die Detailplanung zu übernehmen.

Das für die Planung und Durchführung unserer Fahrradreise benötigte Informationsmaterial (Reiseführer, Radtourenbuch, Radwanderkarten und Flyer) ist schnell via Internet bei Werratal Touristik e.V., Kirchplatz 2, Bad Salzungen, bezogen und wird eifrig und mit erwartungsfroher Haltung studiert und schon bald sind die Bilder von der Gesamtstrecke, die zu erwartenden Orte und Sehenswürdigkeiten verinnerlicht.

Dieses Informationsmaterial und die weiteren, im „Quellenverzeichnis“ aufgeführten Reiseführer und Hinweise sind sehr zu empfehlen. Sie enthalten eine Fülle von interessanten, aus meiner Sicht unverzichtbaren Infos, auf die ich während meiner Tour immer wieder gerne zurückgegriffen habe.

Anders als bei meiner Deutschlandtour wollen Fritz und ich von Übernachtungen in Jugendherbergen absehen und nach Abwägung der Vor- und Nachteile auch keine Unterkünfte für uns reservieren lassen. Nach meinen Erfahrungen dürfte es uns nicht schwerfallen, unterwegs geeignete Übernachtungsmöglichkeiten zu finden. Doch ganz kann ich die Bedenken von Fritz nicht ausräumen und so einigen wir uns schließlich auf die Vorbestellung unserer Zimmer für die ersten beiden Nächte. Für den Tag unserer Anreise ist das auch sinnvoll, weil wir erst am späten Abend den Rennsteig in Thüringen erreichen werden. Auch die Vorbestellung des Zimmers für die zweite Nacht macht Sinn, weil wir nach unserem Start in Neuhaus zunächst beide Werraquellen anfahren wollen und nach den am ersten Tag unserer Radreise zu erwarteten kräftezehrenden Berg- und Talfahrten vermutlich froh sein werden, nicht lange nach einem freien Bett suchen zu müssen.

Nach meinen Recherchen im Internet nehme ich mit den Wirtsleuten in Neuhaus am Rennweg und in Waffenrod Kontakt auf, um mir die Zimmer für die ersten beiden Nächte reservieren zu lassen.

Der zweite Schritt am häuslichen Computer gilt der Planung der Anreise mit der Deutschen Bahn. Man kann von der Bahn halten was man will, ihr Internetauftritt ist sehr professionell.

Nach den Voreinstellungen: „keine Bahncard“, „alle Verbindungen außer ICE“, „Fahrradmitnahme“, „Sitzplatzreservierung“ und „Umsteigezeit mindestens 10 Minuten“ geht es ans Eingemachte. Abfahrtsort und -zeit: „Eckernförde - zwischen 07:00 Uhr und 08:00 Uhr“ und Ankunftsort: „Neuhaus am Rennweg“ werden hinzugefügt. Ich bin gespannt, was der Bahncomputer für uns herausfindet. Insbesondere die Streckenführung dürfte interessant sein.

Das auf dem Bildschirm angezeigte Ergebnis wird ausgedruckt. Abfahrt in Eckernförde um 07:18 Uhr, Ankunft in Neuhaus um 20:50 Uhr, soweit so gut. Mit einer langen Fahrtzeit habe ich gerechnet, wir wollen ja kostengünstig unser Ziel erreichen. Der gewählte Sparpreis hat jedoch den Nachteil, dass wir fünfmal umsteigen müssen.

Meine Bahnfahrt von Oberstdorf nach Meckenheim habe ich noch in „guter“ Erinnerung. Seinerzeit war mitunter Stress hoch drei angesagt. Für unsere jetzige Bahnfahrt wollen wir uns mehr Zeit lassen. Die vom Bahncomputer errechneten Umsteigezeiten sind so radfahrerfreundlich, dass wir alle Zeit der Welt haben, die Bahnsteige zu wechseln und unser Gepäck und die Fahrräder in das Bahnabteil und auch wieder hinaus zu bringen, sofern nichts Ungewöhnliches dazwischenkommt, was man von vornherein ja nie weiß.

Inzwischen sind einige Wochen vergangen, und Fritz macht sich unnötig Sorgen, dass er mich mit der Planung allein lässt. Unsere Vereinbarung sieht vor, dass wir uns erst dann wieder zusammensetzen und Einzelheiten abstimmen, wenn meine Planung steht. Fritz aber hat kein gutes Gefühl und überrascht mich mit seinem Besuch. Doch ich kann ihn beruhigen. Die Organisation unserer Radreise ist unter Dach und Fach, und er gibt mir sein okay, das Zugticket für uns beide zu buchen und die Reservierungen für unsere Fahrräder und die Sitzplätze vornehmen.

Wenig später aber kommt alles ganz anders. Fritz ruft mich an und teilt mir mit, dass er nicht mitfahren kann. Er war mit dem Fahrrad unterwegs und bekam gesundheitliche Probleme. Das ist sehr schade und wir beide bedauern das sehr. Aber was will man machen, die Gesundheit geht vor. Sie ist wichtiger, als an einer gemeinsamen, kräftezehrenden Fahrradreise mit aller Gewalt festhalten zu wollen.

Kurze Zeit überlege ich noch, ob ich alles abblasen soll, verwerfe den Gedanken jedoch schnell. Die Tour war mir schon während meiner Planung so „ans Herz gewachsen“, und die Vorfreude zu groß, um jetzt zu resignieren. Außerdem habe ich so viel Zeit in die Planung investiert, dass ich es später bereuen würde, mein Vorhaben nicht durchgeführt zu haben.