. . . ungeschminkt . . . ungeAHNt - Peter Gärtner - E-Book

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Peter Gärtner

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Beschreibung

Sich mit seiner Herkunft zu befassen, also nicht nur eine Autobiographie zu schreiben, sondern gleichzeitig Ahnenforschung zu betreiben, ist im späteren Alter eine hochinteressante Angelegenheit. Als 60-Jähriger begann ich wissbegierig zu recherchieren. Die familiären Ergebnisse mit den historischen Bezügen dazu überraschen. Mein ganz großes Thema ist das Theater. Dieses begleitete mich das ganze Leben lang! Als ich 1959 im Rheinland das Licht der Welt erblickte und später mit meiner Mutter Erika nach Osterode am Harz in ihre Heimatstadt zurückkehrte, bin ich dann dort aufgewachsen. Nicht nur meine Großeltern mütterlicherseits "Willi und Emmi Gärtner" waren zur damaligen Zeit, in einem eben touristisch geprägten Ort, als Gastwirtsehepaar bekannt wie ein bunter Hund. Ebenso nannte man Opas Bruder der von Beruf Kaufmann war, im Volksmund "Schnaps-Gärtner". Oma Emmis (geb. Anderfuhr) Vorfahren sind von der Seite ihrer Vaters her in der Osteroder "Fabrikgeschichte" ebenso keine Unbekannten. Wiederum ihre beiden Schwestern sollten eines Tages in ebenfalls nicht ganz unbekannte Familien hineinheiraten! Auch ich sollte in diesem verbandelten Familienclan nicht der Einzige sein, der unehelich in den 60er Jahren zur Welt kam. Viel schlimmer traf es einen Onkel von mir, dem das in der Ära um 1900 widerfuhr. Es bleibt einfach spannend! Eines Tages hat es mich beruflich dann, etwa im Alter von 30 Jahren, nach Hannover verschlagen. 1997 wurden hier mit meinem heutigen Ehemann Rolf Ohlendorf (bei tredition veröffentlichte Biographie "Osterode und Hannover waren wir mir nie so nah") das "Theater Südstädter Komöd'chen e. V." und 2010 dann das "Hannoversche Show Ensemble e. V." gegründet. An dieser Stelle seien vorweg genug persönlich interessante Biografie-Häppchen erzählt. Nun alles auf Anfang: "Schlagen Sie bitte das Buch auf und schon beginnt eine autobiographische Reise, mit nicht nur historischen interessanten Begebenheiten". Ihnen & Euch "Ein herzliches Vorhang auf" Peter Gärtner & Rolf Ohlendorf

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Peter Gärtner

… ungeschminkt

und

… ungeAHNt

… von Wirts- und Kaufleuten, Chemikern, unehelichen Kindern, u.v.m.

© 2021 Peter Gärtner

Herausgegeben von:

Peter Gärtner (http://www.suedstaedter-komoedchen.de)

Lektorat: Rolf Ohlendorf, Anja Schrage

(www.hannoversches-show-ensemble.de)

Petra Rüffer

ISBN Softcover: 978-3-347-42690-0

ISBN Hardcover: 978-3-347-20501-7

ISBN E-Book: 978-3-347-20502-4

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

ISBN

 

Hardcover:

978-3-347-20501-7

e-Book:

978-3-347-20502-4

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Peter Gärtner

… ungeschminkt

und

… ungeAHNt

AUS DEM LEBENEINESHANNOVERSCHENTHEATERMACHERS

… von Wirts- und Kaufleuten, Chemikern, unehelichen Kindern, u.v.m.

NICHT nur eine autobiographische Erzählung

Vita

Einleitung

Gastwirtsfamilie Willi Gärtner und Co

Nach dem Tode von Willi Gärtner

Schwierige Jahre für meine Mutter Erika

•  Neukirchen Vluyn „Andreas Bräm Haus“

Aufwachsen im Rheinland

Erste Wohnung Eisensteinstraße

Kindertage an der Schillerstraße

Jugendjahre Marientorstraße

Bundeswehrzeit und flügge werden

Legendäre Zeiten, Diskothek „Cartoon“

Osterode bald ade

Hackepeter und andere Ereignisse

•  Heusteigviertel in Stuttgart

Osterode Heimfahrt, tragisches Ereignis

Pendler zwischen den Städten

Hannover neuer Lebensmittelpunkt

•  Schlägerstraße in der Südstadt, erste alleinige Wohnung

Gemeinsam in Hannovers Krausenstraße

•  Südstädter Gaststätten und die Burgklause in Hannovers Altstadt

Von der Krausenstraße zum Sonnenweg

•  NDR Fernsehen bei uns zu Gast im November 2016

Lebensabschnitte mit Parallelitäten

Anekdoten, ein ganzes Leben lang

Kulturelle Betrachtungsweisen

Historie Theater

Alles auf Anfang

Beständige Proben- und Spielstätte

Ehrenamtspreis Leinestern 2017

Verstorbene Wegbegleiter

Anekdoten Theater

Ahnenforschung und Historisches

Einleitung

Fritz (Karl-Friedrich-Wilhelm) Gärtner I

• Vater von Wilhelm „Willi“ (Heinrich) Gärtner

• Urgroßvater von Peter Gärtner

Friedrich (Karl Louis Wilhelm) Gärtner II

• Ursprung "Schnaps Gärtner" bzw. "Saftquetsche"

• Bruder von Wilhelm „Willi“ (Heinrich) Gärtner

Friedrich (Heinrich Otto Wilhelm) Gärtner III

• Sohn von "Schnaps Gärtner " bzw. "Saftquetsche"

• Neffe von Wilhelm „Willi“ (Heinrich) Gärtner

Auguste Gärtner & Marga (Hornack) Gärtner

• Nachfolgerinnen von „Schnaps Gärtner“

Friedrich (Heinrich Otto Wilhelm) Gärtner III

• Schwester Ruth Denkert und Anverwandtschaft

Karl Denkert

• Rektor Hauptschule Neustädter Tor

Wilhelm „Willi“ (Heinrich) Gärtner

• Sohn von Fritz (Karl-Friedrich-Wilhelm) Gärtner I u. v. Beruf Gastwirt

• Heirat mit Emma (Alma Erna) Anderfuhr

• Sohn Dieter (Rolf-Ulrich) Gärtner (gefallen 2. Weltkrieg bei Tangermünde)

Wilhelm (Heinrich-Hermann) & Emma (Alma Erna) Gärtner

• Großeltern von Peter Gärtner

• Gaststätten „Gasthaus zur Stadt Osterode“ & „Neue Schützenhaus“

Presseartikel

• Gastwirtschaften, Hotels und Cafés die vor 1957 in Osterode entstanden

Mimi (Gärtner) Sänger & Hans-August Sänger

• Bezug zu Wilhelm „Willi“ (Heinrich) Gärtner jüngster Schwester

Ludwig Anderfuhr & Emma Müller

• Eltern von Emma (Alma Erna) Gärtner geb. Anderfuhr

• Mitinhaber der „Eisengießerei Gärtner“ in Osterode (historischer Bezug)

Emma (Alma Erna) Gärtner

• Geschwister

Friedrich „Fritz“ (Wilhelm-Ludwig-Max) Gärtner

• Sohn von Wilhelm „Willi“ (Heinrich) & Gärtner Emma (Alma Erna) Gärtner

• Heirat mit Carla Schroppe

Fabian Hebestreit

• Großcousin von Peter Gärtner

• Drehbuchautor & Bayrischer Filmpreis 2019

Karl Schroppe | Schuster

• Schuster und Vater von Carla (Schroppe) Gärtner

• Verheiratet mit Auguste (Diedrich) Schroppe

Erika Gärtner

• Tochter von Wilhelm „Willi“ (Heinrich-Hermann) & Emma „Emmi“ Gärtner

• Enkelkind bzw. Sohn Peter Gärtner

• Zeitungsartikel „Andreas Bräm Haus“

Heinrich (Ernst August) Randolph & Amalie Engelhardt

• Sohn Hans (Heinrich) Randolph & Ehefrau Martha (Marie Agnes) Anderfuhr

• Großonkel von Peter Gärtner

Im „Wilhelminischen Zeitalter“ geboren

• Heinrich (Ernst August) Randolph (Vater)

• Amalie Engelhard (Mutter & Tabakwarengroßhandlung Uslar)

• Hans (Heinrich) Randolph (Sohn)

Marga Randolph

• Schwester von Hans (Heinrich) Randolph

• DRK Rotkreuzschwester ein Leben lang

Dr. August (Heinrich Hermann Friedrich) Randolph

• Cousin von Hans (Heinrich) Randolph

• Eine Familie von Lehrern und Chemikern

Hartmut Randolph

• Sohn von Dr. August Randolph

Zwischenfazit zur Ahnenforschung

Familien Weber und Ohlendorf

• Ursprünglich aus Duderstadt (Eichsfeld) sowie aus Hoheneggelsen (Söhlde-Hildesheim)

Fritz (Karl) Weber Steinsetzer in Osterode a. H.

• Großvater von Rolf Ohlendorf

Anna (Weber) Ohlendorf

• Tochter von Fritz (Karl) Weber

• Mutter von Rolf Ohlendorf

Gastwirtsehepaar Erich und Anny Hödicke

• Großonkel und Großtante von Rolf Ohlendorf

• „Ratskeller“ in Osterode am Harz

Erinnerungen an das „Alte Rathaus“

• Historie v. „Ratskeller“ u. d. Wirtsfamilie Erich u. Anny Hödicke

• Artikel „Echo am Sonntag“ vom So 17.09.1989

August Ohlendorf

• Urgroßvater von Rolf Ohlendorf

• Beruf Chausseewärter und gebürtig aus Hoheneggelsen

Willhelm „Willi“ Ohlendorf

• Vater von Rolf Ohlendorf

• Beruf Waffelbäcker

• historischer Bezug zum „Kekswerk Beste“ & „Kultur Fabrik Löseke“ in Hildesheim

Epilog Biographie| 2019 – 2021

Rückblick Theater & Show

• Fotos und Presseartikel 2020 & 2021

Impressionen

• Fotos Osterode am Harz und Familienalbum

Quellenangaben und Bildnachweise

Einleitung

Sich mit seiner Herkunft zu befassen, also eine Biographie zu schreiben und gleichzeitig Ahnenforschung zu betreiben (ab S. 156), ist im späteren Alter eine hochinteressante Angelegenheit. Leider wurde mir als Heranwachsender in unserer Familie Gärtner nicht so viel berichtet. Die eine oder andere Anekdote hatte ich zur Genüge bei Geburtstagen oder Familienfesten zu Gehör bekommen!

Das sollte sich jetzt als 60-Jähriger ändern. Wissbegierig begann ich zu forschen und sowieso ein auch ganz großes Thema: Theater begleitet mich das ganze Leben lang! Als ich 1959 im Rheinland das Licht der Welt erblickte, war mir das Theaterspielen noch längst nicht in die Wiege gelegt worden. Erst als kleiner Knirps, nach Osterode am Harz übergesiedelt, soll ich dort im Kindergarten beim Krippenspiel ein toller Hirte gewesen sein. So erzählt man es sich jedenfalls in unserer Familie. Immerhin bin ich mit folgenden Familiennamen verwandt: Anderfuhr, Winter, Denkert, Randolph, Birnstiel, Sänger.

Bei meiner Oma Emma „Emmi“ Gärtner geb. Anderfuhr bin ich gewissermaßen groß geworden und sie prägte mich sehr!

Jahre später gab es in der Schule die sogenannte „AG“: Anstatt Kochen oder Werkeln entschied ich mich für das Fach Theater!

Außerdem prägten mich Tante Martchen (Martha Randolph, geb. Anderfuhr, Schwester meiner Oma), ja teilweise auch meine Mutter Erika Gärtner, die hier im Ort über 30 Jahre ihr Theaterabonnement hatten. Keine geringere Tourneetruppe als die „Landesbühne Hannover“ (mit der ich Jahrzehnte später höchstpersönlich zusammenarbeiten sollte), war Dauergast in der „Kulturstätte im alten Kino“, dem „Osteroder Lichtspielhaus“.

Innenansicht Kinosaal

Einst das Brauhaus von Osterode

das später dann als Kino diente

© Archiv Vegelahn von 1969

Der Theatervirus hatte mich also schon als kleiner Steppke gepackt und ließ mich bis heute nicht mehr los! Lag eben in der Familie (mehr darüber auf Seite 125 (Kulturelle Betrachtungsweisen)).

Tante Martchen machte mir auch noch die klassische Musik schmackhaft. Hätte sie doch beim Umzug von Neuss im Rheinland ihr Klavier in die Scheerenbergerstraße in Osterode mitgenommen. Ach, leider passte es aus Platzgründen nicht in die neue Wohnung. Sie hätte mir garantiert beigebracht, darauf zu spielen. Zum Nachhilfeunterricht in Englisch war ich sowieso bei ihr verdonnert!

Beruflich hatte es mich dann Jahre später nach Hannover verschlagen. 1997 wurden hier mit meinem heutigen Lebenspartner Rolf Ohlendorf das „Theater Südstädter Komöd'chen e. V.“ und 2010 das „Hannoversches Show Ensemble e. V.“ gegründet.

HISTORISCH

Mit Wehmut geblickt auf ein historisches Gebäude in Osterode am Harz

Das heutige Areal zwischen der Oberen Mühlenstraße und der Brauhausstraße sowie der angrenzenden Schildwache wurde im Mittelalter durch die nordöstliche Randlage der Stadtmauer eingefasst. Das 1806 errichtete Sudhaus der Brauerei wurde 1919/20 zum Osteroder Lichtspielhaus umgebaut. Durch den Brand im Jahr 2015 dieses ehemaligen Brauhauses von Osterode wurde leider ein historisches Gebäude zerstört! Dafür bleiben einem wenigstens wundervolle Kindheits- und Jugenderinnerungen an die erlebten Theater- und Kinovorführungen.

Bilder © www.osterode.de

Genug persönlich interessante Biographie-Häppchen an dieser Stelle vorweg erzählt, nun alles auf Anfang.

Gastwirtsfamilie Willi Gärtner und Co

Ein nicht in Osterode am Harz geborener Enkel & Cousin berichtet

DAS LEXIKON ÜBER OSTERODE AM HARZ

Ist eine Mittelstadt und selbständige Gemeinde im Südosten des Landes Niedersachsen im Landkreis Göttingen am südwestlichen Rand des Oberharzes. Osterode am Harz war die Kreisstadt des am 01. November 2016 mit dem Landkreis Göttingen fusionierten Landkreises Osterode am Harz.

BIOGRAPHIE

Wilhelm (Heinrich-Hermann) Gärtner (mein Großvater). Er wurde am 17.08.1893, in Osterode am Harz, als Sohn von Fritz (Karl-Friedrich-Wilhelm) Gärtner und Ottilie (Hanna Dorothea) Winter, geboren.

Emma (Alma Erna) Anderfuhr (meine Großmutter) wurde am 06.12.1894, in Braunschweig, als Tochter von Ludwig (Gottfried-Christian) Anderfuhr und Maria (Auguste Emma) Müller, geboren.

Sie heiratete Wilhelm (Heinrich-Hermann) Gärtner (genannt „ Willi“) im Alter von 32 Jahren. (Ahnenforschung ab S. 167)

Ehepaar Emma „Emmi“ (Alma Erna Anderfuhr) Gärtner & Wilhelm „Willi“ Gärtner

Meine Großeltern „Willi und Emmi“ waren zur damaligen Zeit, in eben einem touristisch geprägten Ort, als Gastwirtsehepaar bekannt wie ein bunter Hund. 1938 pachtete Opa Willi als Erstes das „Gasthaus zur Stadt Osterode“ und beide bewirtschafteten dies bis in die 50er Jahre. Ein wunderschönes Fachwerkhaus am „Bahnhof 3“ gelegen.

Kann mich als Kind noch vage an dieses Gebäude erinnern, wenn man auf dem Weg zum damaligen noch intakten Hauptbahnhof zwangsläufig daran vorbeikam. In meiner Jugendzeit zerfiel es zusehends und wurde als hässlicher Schandfleck im Volksmund „Osteroder Bürger“ genannt! Dann zwangsläufig leider abgerissen. Eine Art „Schnäppchenmarkt“ kam dann in der Neuzeit dort hin.

Abbildung von 1928

Ursprünglich fanden die Schützenfeste in Osterode im „Alten Schützenhaus“ an der Straße „Am Scheebrink“ statt. Die nahe gelegene Bleichestelle fungierte als Festplatz. Eines Tages sollte es hier im Ort zu einem Neubau an einer ganz anderen weit entfernten Stelle kommen. Selbstverständlich war Opa „Willi“ Mitglied der „Schützenbrüderschaft Osterode e. V.". Man kannte sich also untereinander und somit sollte etwa in den 5oer-Jahren das „Neue Schützenhaus“ an der „Alten Northeimer Straße“ beim Ührder Berg gelegen die zweite berufliche Station sein. In der Nähe gab es für das gebraute „Osteroder Felsenbier" einen sogenannten „Eiskeller“. Ein in den Gipskarst gehauener bzw. ein riesengroßer in den Berg gebauter erdhöhlenartiger Kühlschrank mit einer großen Eisentür war der Zugang zur Lagerstätte. Kälte ist hier das richtige Stichwort. Zu den strengen Winternächten gab es nicht nur Eisblumen an den Fenstern, sondern auch am Morgen Eiszapfen an der Bettdecke. Willis Schwester Else Gärtner (geb. 30.09.1888) packte meiner Mutter dann immer die berühmte ovale Zinkwärmflasche an das Fußende ihres Bettes.

Kühl ist hier ein weiteres Stichwort, tja charakterlich gesehen, für Tante Else, wie sie in der Familie genannt wurde. Mit grimmiger Miene soll sie durch die Gaststube gerauscht sein, wenn sie des Öfteren aus ihrer geliebten Küche kam. Was wurde hier von den ganzen Frauen im Haushalt zentnerweise an Pellkartoffeln geschält, wenn das Volksfest nahte und später endlich der hausgemachte Kartoffelsalat mit einer ordentlich dicken Bouillonwurst den zahlreichen Schützenfestgästen serviert werden konnte. Genau entgegengesetzt kam in der Weihnachtszeit hausgemachter Heringssalat auf den Wirtstisch.

Diese Ereignisse wurden bei Familienfeiern nicht nur von Erika, sondern auch von Ihrem Bruder, meinem „Onkel Fritz“, also Friedrich Wilhelm (geb. 05.03.1927- verst. 15.12.1984) und seiner Ehefrau Carla Schroppe (geb. 21.11.1928) erzählt. Sie war ebenfalls mit in dem Wirtsbetrieb beschäftigt. Hinzu kamen nacheinander dann ihre Kinder Christel (22.10.1949), Dieter (22.11.1950 - verst. 09.09.2014), Friedrich (Wilhelm) „Stumpel“ (05.11.1951). Eine Verwandte der Familie Winter meinte damals: „Er war noch so klein, er wäre ein kleiner Stumpel.“ Besser war dieser Spitzname, damit es keine Verwechselungen zu seinem Papa gab. Am 17.02.1956 kam Gabriele „Gaby“ zur Welt. Eine richtige, zur damaligen Zeit typische Großfamilie war hier nun nahe beim Ührder Berg ansässig.

Schützenhaus“ beim Ührder Berg (Abbildung von 1990)

Opa Willi war eines Tages gesundheitlich nicht mehr ganz so fit und stand trotzdem immer noch hinter dem Zapfhahn im „Neuen Schützenhaus“. Auch dieses Anekdötchen wurde oft in geselliger Familienrunde berichtet:

Eines späten Abends war die Gaststube gut besucht und viele Stammgäste saßen an der Theke. Opa war gut gelaunt und gab dann für alle eine „Tresenrunde“ Korn aus. Gesagt getan und die gekühlten Schnapsgläser wurden von Willi gefüllt. Man prostete sich zu und genüsslich rann dieses edle Gesöff in die Kehlen. Plötzlich verzog einer der Gäste das Gesicht und sagte: „Oh Willi, dein Schnaps schmeckt ja nach Wasser!“ Ja, was die Stammgäste nicht wussten, Opa hatte immer zwei spezielle Buddeln Korn im Eisfach. Die andere war für ihn speziell nur mit Wasser gefüllt und er hatte sich einfach mal vergriffen. Der Doktor verbot ihm strikt, bei seinem Zustand noch ein Tröpfchen Alkohol zu trinken.

Es gibt noch dieses Familienfoto, auf dem Willi in frisch gestärkter, weißer Kellnerjacke vor dem großen Festzelt stand. Es sollte das letzte Foto von ihm und eine schöne Erinnerung bleiben.

Ein Schicksalsschlag ereilte beide Familien Gärtner am 01.06.1952. Doch alle waren bisher hier noch im „Neuen Schützenhaus“ beheimatet und mit dem gastronomischen Konzept erfolgreich und fest verankert. Willi, Gastwirt aus Leidenschaft, starb an diesem Tag im Alter von nur 58 Jahren.

Willi Gärtner in seiner bekannten weißen Kellner-Jacke

Nach dem Tode von Willi Gärtner

Was nun? Unweigerlich durch diesen Schicksalsschlag ausgelöst, sollte nun eine berufliche und somit wohnliche Trennung der Wirtsfamilie Willi Gärtner und dem Sohn Friedrich Wilhelm (Fritz) Gärtner folgen! Sein Schwiegervater Karl Schroppe (geb. 1905) hatte mit seiner Ehefrau Auguste Schroppe (Hermine Ida Frieda Dietrich geb. 1906) inzwischen ein Einfamilienhaus gebaut, ein Siedlungshaus der 50er im neuen Wohngebiet „Dreilinden“. Oma Emmi kam hier vorerst bei ihrem Sohn unter.

ANMERKUNG

Wenn ich an dieser Stelle an Umzug denke, erinnere ich mich an einen dunklen, schweren, eichenen Stubenschrank mit Aufsatz und Glasscheiben mit Facettenschliff. Oh man, was ist der hin und her gewandert. Er stand nicht nur im Schützenhaus! Auch ich bin mit ihm in vier Wohnungen, dem Dielenplan, Schillerstraße, Marientorstraße und Unterer Neustadt groß geworden. Dies werden weitere Kapitel von meiner Kindheit bis hin als Bundeswehrsoldat auf den späteren Seiten sein. Jetzt erst einmal ausführlich zu Oma Emmi und beruflichen Ereignissen von Sohn „Friedrich Wilhelm“.

Onkel Fritz Schwiegermutter Auguste nähte in einer Steppwarenfabrik. Diese Tätigkeit inspirierte sicherlich auch ihre Tochter Carla. Neben dem Kochen für ihre künftige Rasselbande wurde sie Schneiderin. Kann mich noch gut darauf besinnen, dass sie oft für die ganze Familie ebenfalls nähte. Es war ja auch eine andere Zeit.

Sicherlich gab es im Ort bekannte Modegeschäfte wie das alt eingesessene „STARK“ seit 1843. Man staune, selbst die „Hannoversche Presse“ berichtete (siehe Foto).

Gab es Konkurrenz? Nun ja, man sagt auch humoristisch Mitbewerber. Ganz riesengroß in der Straße „Am Schilde“, in drei verbundenen Fachwerkhäusern, das moderne „Modehaus Stark“. Aber bei manchen Familien war eben der Geldbeutel nicht so prall gefüllt! Deshalb wurde zu der Zeit auch noch in Heimarbeit geschneidert! Schwiegervater Onkel Karl übte den Beruf des Schusters aus. Gerade aus der

Kriegsgefangenschaft entlassen, wohnte er anfangs mit seiner Frau in der Lindenberggasse 7. In seinem erlernten Beruf fand er eine Anstellung beim „Schuhhaus Schrader“. Jahre später, als das Geschäft umgebaut wurde, hatte er Teile der Schusterwerkstatt in den Keller des Einfamilienhauses, in die Siedlung Dreilinden mitgenommen. Im Rentenalter reparierte er hier gern noch Schuhe für seine Mitmenschen, die ihn nicht nur aus dem Geschäft kannten!

HISTORISCH

Geschichte Schuhgeschäft Schrader

lm November 1909 erwarb der Schuhmachermeister August Schrader das „Schuhgeschäft Theodor Degering“ in Osterode, Am Schilde Haus-Nr. 6 und gründete mit diesem Kauf das im ganzen Kreisgebiet bekannte Schuhhaus Schrader. August Schrader, tatkräftig unterstützt durch seine Ehefrau Anna, geb. Schreiber, verlegte 1917 sein Geschäft an den heutigen Standort Martin-Luther-Platz 1.

In den Aufbaujahren nach dem Krieg war, der damaligen Zeit entsprechend, dem Geschäft eine große Reparaturwerkstatt angeschlossen, und das Wohn- und Geschäftshaus entwickelte sich durch ständige Erweiterungen zu einem reinen Geschäftshaus in der Mitte der Stadt.

© Text & Bild - Archiv Vegelahn

Wie ging es dann nach dem Tode von Opa Willi mit den zwei Familien Gärtner weiter?

Meine Oma Emmi hatte eine Bleibe gefunden. Mutter Erika hingegen, gerade mal 17 Jahre alt, verließ wegen ihrer Lehrjahre als Beiköchin und späterer Hauswirtschafterin zeitweise Osterode. Zeitlich kann ich es an dieser Stelle nicht mehr genau einordnen.

Ihr Bruder „Fritz“ übte wieder seinen Beruf als gelernter Kaufmann aus und Ehefrau Carla versorgte den Haushalt. Ihre Kinder Christel, Dieter, „Stumpel“, sollten im Laufe der darauffolgenden Jahre andere Lebenswege gehen. Auf jeden Fall übernahm er später irgendwann mit seiner Frau dann die „Ratswaage“ (auch eine bekannte Gaststätte), wie der Name es schon sagt, in der Waagestraße, vom Kornmarkt nicht weit entfernt. Wie sollte es anders sein, Emmi war ja weitestgehend mittellos und half natürlich jetzt hier bei Ihrer Schwiegertochter in der Küche aus.

HISTORISCH

Die Ratswaage Osteroder Altstadt ist sicher mit das schönste noch erhaltene Haus in der Stadt.

"Hus für Hochziter" – Ratswaage © Text & Bild - Archiv Vegelahn

Sie wurde im Jahr 1550 im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Stadtbrand errichtet. Mit seinem hochgezogenen Giebel und dem Sonnenrosenschmuck fällt die Ratswaage besonders ins Auge.

Hier wurden nicht nur Waren gewogen und gemessen, sondern es diente auch als Hochzeitshaus „Hus für Hochziter" und Posthalterei. 1969 wurde das Gebäude in einer bitterkalten Winternacht durch einen Brand schwer beschädigt und mußte hinter der historischen Fassade neu errichtet werden. Heute beherbergt das Haus ein Gasthaus und private Wohnungen.

Viele Jahre später betrieb Onkel Fritz ein paar Häuser weiter in der gleichnamigen „Waagestraße“ ein „Fischfachgeschäft“. Wiederum wurde zur Weihnachtszeit eimerweise geschnippelt. Diesmal allerdings war es die rote Bete für den, wie einst im Schützenhaus, hausgemachten Heringssalat! Oh, was haben Oma Emmi und Schwiegertochter Carla zum Feierabend da über ihre rot gefärbten Hände geflucht. Die Peke ging so gut wie nicht ab, aber Zitronensaft soll da etwas Abhilfe geschafft haben. Autsch! Aber auch nicht gut, wenn man von der vielen nassen Arbeit aufgesprungene Hände hatte. Das Fachgeschäft schloss Jahre später und der Grund soll gewesen sein, so zitiere ich es aus überlieferten Familienerinnerungen: „Es stank Jemandem so langsam, im wahrsten Sinne des Wortes, nach Feierabend und sogar am freien Sonntag, ewig diesen Fischgeruch im Siedlungshäuschen unter der Nase zu haben.

HISTORISCH

Im Bild rechts in der Ecke ist im Ursprung das alte Fachwerkhaus in der Waagestraße Nr. 6 zu sehen, in dem sich das ehemalige Fischgeschäft befand. Auf dem Hinterhof waren einst Bauer Dix bzw. Fuhrunternehmer Beushausen ansässig.

Man sollte es Jahre später nicht glauben, aber eines Tages verschwand die moderne Schaufensterfront. Mit der Restaurierung dieses alten Fachwerkgebäudes und einer Rekonstruktion in den Räumlichkeiten mit historischen Dekorationen und Holzbalken entstand der „Gotenschieter“ als Restaurant & Bar.

ANMERKUNG

Ursprünglich gab es also rückwärtig im Hinterhofgebäude die Bauersfamilie Dix. Der Trecker mit Anhänger bretterte von der Hofeinfahrt zwischen den Gebäuden „Ratswaage“ und dem „Fischgeschäft“ (späteren restauriertem Fachwerkhaus und dann Bar „Gotenschieter“) auch noch zu meinen Kindheitstagen hier in die Waagestraße. Denn ich kann mich noch gut erinnern, wenn sie mit hoch rotem, magerem Gesicht schimpfend über den großen Hof raste, wenn ihr was nicht passte!

Das hager wirkende Ehepaar Willi und Else Dix war für seine derben Formulierungen bei Unstimmigkeiten bekannt. Mit ihrem Sohn war ich in der Jugendfeuerwehr, er ging in die Parallelklasse. Der Gotenschieter wiederum hat sicherlich in seinem mittlerweile dreißigjährigen Bestehen garantiert noch mehr Anekdoten parat. Er bleibt bei den Osterodern des mittleren Alters ein richtiger „Partytempel“. Zu meiner Jugendzeit ist man dort des Öfteren, nicht nur auf einen letzten Absacker, beim Zug durch die Osteroder Kneipenlandschaft, regelrecht versumpft. Aber über Freizeitaktivitäten später mehr. Erst einmal muss ich größer werden und das 18. Lebensjahr erreicht haben.

Das restaurierte Fachwerkhaus mit dem Restaurant & Bar „Gotenschieter“

Deshalb komme ich jetzt zur letzten beruflichen Station meines Onkels Fritz. Somit besann er sich wieder auf seinen erlernten Beruf als Kaufmann und schwang sich auf den Bock als Verkaufsfahrer für den Vertrieb und Verkauf von Lebensmitteln der Firma „eismann Tiefkühl-Heimservice GmbH". Hier hat er nicht nur telefonische Bestellungen entgegengenommen und nach Feierabend oder sogar an Wochenenden die Buchhaltung erledigt.

Oh weh! In diesem Job auch fast „Tag und Nacht auf der Piste“ zu sein, ist einfach kein Pappenstiel. Weiß noch genau, wenn ich hier mal in der Siedlung Dreilinden außerplanmäßig zu Besuch war. Der große Tiefkühl-LKW benötigte ja auch Strom und dieser stand nach Feierabend fast immer direkt vor dem Siedlungshaus. Blieb für ihn durch diese letzte Tätigkeit genügend Freizeit übrig? Geraucht hatte er ja immer schon oder sich mal ein Feierabendbier gegönnt.

Als Gastwirtssohn und später selbst Wirt in der „Ratswaage“ stand er einst hinter dem Zapfhahn. Ist ja kein Thema. Sicherlich bei Wind und Wetter, ja sogar in den damaligen eiskalten Wintern der 50er bis 80er Jahre aufgewachsen, in der fast unbeheizten „Erholung“ oder im „Neuen Schützenhaus“ und später eben beruflich unterwegs auf eisglatten Straßen. Das war für seine Gesundheit nicht gerade förderlich! Der große Anbau am Haus seiner Schwiegereltern mit Terrasse und großem Garten war wohl seine Feierabendbeschäftigung. Zu runden Geburtstagen wurde hier groß gefeiert. Übrigens, das große Grundstück reichte von der „AdmiralZenker-Straße“ bis runter zum „Kapellenweg“. (Nun ja, nennen wir es mal, ohne eine Fehde an dieser Stelle zu entfachen, es kam an dortiger Stelle zu einem unfreiwilligen Neubau). Nicht jeder in dieser Familie war davon im wahrsten Sinne des Wortes erbaut. Es war für meine Cousine Christel und ihren Ehemann Arne Rusteberg auch eine schwierige Zeit.

BIOGRAPHIE

Schwiegersohn Arne Rusteberg, geb. 15.05.1945, einst von Beruf Zahntechniker, im Leben immer melancholisch und nicht glücklich mit den beruflichen Umständen gegenüber seinem Geschäftspartner gewesen. Er nahm sich für alle schmerzlich das Leben - verst. 11.02.2011 im Alter von 65 Jahren.

Unschön an dieser Stelle ist, ich will es auch hier nur kurz am Rande zitieren, dieses leider weitere negative Ereignis der familiären Seite von Onkel Fritz, weil es uns eben alle sehr bewegt hat: „Oft versteht man sich ja unter Geschwistern oder mit der Verwandtschaft mehr oder weniger gut“.

Nur schade an dieser Stelle, dass sich Sohn Dieter aus einer familiären Uneinigkeit heraus eines Tages völlig von seiner kompletten Familie und seinem Geburtsort Osterode abwandte. Seine neue Arbeitsstelle Karstadt in Braunschweig, als gelernter Einzelhandelskaufmann, und sein neuer Wohnort Wolfenbüttel mit der zweiten Ehefrau Ulrike (Mädchenname Schreiber, geb. 12.05.1958, von Beruf Apothekerin), sollten seine neue Heimat werden.

Hätten wir zu seinen Lebzeiten nicht selbst mal die Initiative ergriffen, mit ihm zu telefonieren, also mit seiner Tante, sprich meiner Mutter Erika und mir, wäre absolute Funkstille gewesen!

Wir haben das bis heute nicht verstanden. Er verstarb am 19.09.2014. Dies erfuhr ich erst aufgrund meiner Ahnenforschung im Juni 2020 in einem erneuten Telefonat mit Witwe Ulrike. Bin noch beim Schreiben dieser Zeilen völlig geschockt, wie anonym es familiärbzw. mit Cousins und Cousinen zugehen kann. Diese Ereignisse musste ich mir an dieser Stelle einfach mal von der Seele schreiben.

ZURÜCK ZU ONKEL FRITZ

Friedrich (Wilhelm-Ludwig-Max) Gärtner. Das Portrait von ihm (eigentlich eine Art von Autogrammkarte) entstand etwas später, weil es hierzu in den 50er Jahren ein besonderes kulturelles Ereignis im „Neuen Schützenhaus“ gab!

Rückblickend fanden hier neben den vielen anstrengenden Arbeiten auch sicherlich vergnügliche Veranstaltungen statt. Onkel Fritz soll ein guter Tänzer gewesen sein. So erzählt man sich in der Familie gern folgende Anekdote:

„Ausgehungert von den Kriegsjahren, sehnte man sich einfach nach kulturellen Abwechslungen. Der große Saal im „Alten Schützenhaus“ sollte hierzu der perfekte Veranstaltungsort sein. Irgendeine Künstlergruppe, (Tourneetheater wäre zu dieser Zeit eigentlich nicht der richtige Begriff), aber eben irgendwelche operettenhaften Sangeskünstler, die das beruflich schon vor dem Kriege ausübten, waren hier in einer großen Schar zu Gast. Oma Emmi und Opa Willi waren ebenfalls Mitglied im Familienclub „Eintracht“ von 1816. Oh man, was wurde hier schon eine heiße Sohle aufs Parkett gelegt.

Mein Opa hatte sich bei einem Karnevalsvergnügen, so nannte man es damals, doch tatsächlich bei seiner Leibesfülle als Frau verkleidet. (siehe Bild nächste Seite)

So jetzt aber! Der Vorhang, ja den gab es auf der kleinen Bühne auch, öffnete sich. Die Musik, allerdings ohne Live-Orchester ertönte und es gab eine große Walzerszene. Plötzlich ein Aufschrei meiner Oma Emmi zu ihrem Sohn: „Fritz, was machst Du denn da oben?“ Das Publikum bekam wegen der lauten Musik und dem Gesang von diesem Zwischenruf Gott sei Dank nichts mit.

Er tanzte nicht nur an diesem Abend seelenruhig weiter. Oder nur deshalb, weil er später eventuell bei anderen Auftritten auch dabei war? Dies ist nicht überliefert! Jedenfalls bekam er für seine super Tanzeinlage sogar ein Künstlerportrait (Bild S. 22).

ANMERKUNG

Sollte ich durch diese Gene von Opa Willi und Onkel Fritz meine künstlerische Ader haben? Nun, so sagten es mir jedenfalls meine Oma und meine Mutter Jahre später auf den Kopf zu.

Tja und so liegen nun mal Freud und Leid dicht bei einander. Abschließend sei zu diesen beiden familiären Superhelden berichtet:

Bedauerlicher Weise hat Fritz, genauso wie sein Vater, noch nicht einmal das Rentnerdasein genießen können. Opa Willi verstarb ja am 01.06.1952 bereits mit 58 Jahren und wurde auf dem unteren Friedhof an der Scheerenberger Straße in Osterode bestattet. Das Grab befand sich gleich nahe der Friedhofskapelle und einem großen Baum.

Onkel Fritz verstarb ebenfalls viel zu jung mit 57 Jahren, am 15.12. 1984. Er fand bei seinen Schwiegereltern Schroppe auf dem oberen Friedhof, unterhalb der touristisch bekannten Burgruine, in Osterode seine letzte Ruhestätte. Eine weitere betrübliche Begebenheit war beim Verfassen meiner Biographie zu erfahren, dass dieses Grab im Jahr 2020 mittlerweile aufgegeben wurde!

Schwierige Jahre für meine Mutter Erika

BIOGRAPHIE

Erika (Else-Martha) Gärtner geb. 11.03.1936 in Osterode am Harz (verst. 15.08.2010), als Tochter vom Gastwirtsehepaar Wilhelm (Heinrich-Herman) Gärtner und Emma „Emmi“ (Alma-Erna) Anderfuhr.

Warum wurde ich nun nicht in Osterode geboren? Bin aber trotzdem im vierten Lebensjahr mit meiner Mutter dorthin zurückgekehrt und hier groß geworden! Hierzu muss ich nun biographisch ein wenig weiter ausholen und auch speziell über den beruflichen Werdegang meiner Mutter berichten. So überaus christlich war unsere Familie zwar nicht. Man ging wie alle anderen in einer Kleinstadt Weihnachten und Ostern in die Kirche und selbstverständlich wurde Erika konfirmiert. Aufgewachsen ist sie ja in gastwirtschaftlichen Räumlichkeiten. Die berufliche Tätigkeit ihrer Eltern und der frühe Tod ihres Vaters haben sicherlich Spuren in ihrer Seele hinterlassen und sie unter Umständen sehr geprägt! Wer schält schon gerne als kleines Mädchen eimerweise Kartoffeln oder, wie bereits beruflich über ihren Bruder Fritz ausführlich berichtet, sogar rote Bete? Sie absolvierte dennoch zuerst als 16-jährige eine Art Praktikum im Haushalt der Kaufmannsfamilie Anneliese Schmidt in der Scheffelstraße 7. Danach begann sie eine Ausbildung als Köchin. Es folgten, bedingt durch viele berufliche Saisontätigkeiten, Stationen in verschiedenen Städten. Ihre Anstellungen waren auch als Zimmermädchen oder sogar Haushaltshilfe, von denen sie hin und wieder beruflich nach Osterode zurückkehrte.

Beruflicher Werdegang Erika Gärtner

(nach ihren Zeugnissen aus meinem Privatbesitz)

• Haushalt Anneliese Schmidt

Juni. 1954 - 30.09.1954 – Kochhilfe

• Gebirgshotel Hahnenklee (Hahnenklee Oberharz – siehe Bild S. 25)

15.10. 1954 - 30.06.1955 – Kochhilfe

• Hotel Deutscher Kaiser (Osterode a. H.) - Gastwirt A. Lerch

15.04. 956 - 30.09.1956 – Zimmermädchen

• Fremdenheim Haus Schrader (Bad Grund)

01.11.1956 - 30.03.1958 - Haus u. Küchenhilfe

• Hotel Restaurant * Zur Loge * (Osterode a. H.)

Ohne zeitliche Angaben und Berufsbezeichnung

Hiernach für längere Zeit dann wieder aus Osterode am Harz abwesend:

• Kurheim Haus Edith (Bad Oeynhausen – siehe Bild S. 26)

15.08.1958 - 15.07.1559

Zeugnis:

Beschäftigt zuerst als Stubenmädchen und endlich als alleinige Köchin, bescheinigte ihr Dr. Wüstenfeld „zu meiner vollsten Zufriedenheit“. Ich verliere sie als Mitarbeiterin sehr ungern. Ihr Weggang erfolgt auf eigenen Wunsch.

• Haushalt Else Weygand (Meerbusch) (siehe Seite 30)

(Ihre Tochter war die bekannte Dressurreiterin Hannelore Weygand)

15.11.1959 - 31.03.1963

AB 1958 GING ES IN DIE WEITE WELT HINAUS

Sicherlich war Teenager Erika froh, endlich ein wenig auf eigenen Füßen zu stehen, der Spießbürgerlichkeit etwas entronnen, nun vielleicht ein guter neuer Job in Bad Oeynhausen als Hauswirtschafterin. Man kann ja als junge Frau nicht nur immer schuften. Ein wenig Freizeit sollte nach harter gastronomischer Arbeit eine willkommene Abwechslung sein. Sie tanzte genauso gern wie ihr Bruder. Schickte sich in dieser Ära als Unverheiratete eigentlich nicht.

So war es nun mal auch schon damals. In den Kurorten wurde eben nicht nur gekurt. Hier in Bad Oeynhausen ging sie nach Feierabend, wenn es endlich mal frei gab, nun mal gern mit ihren gleichgesinnten Zimmermädels aus.

Eine Kur ist eben nicht nur für das Personal ein Aufenthalt auf Zeit!

So lernte sie in diesem bekannten Kurort einen Mann kennen, der ihr das „Blaue vom Himmel“ versprach. Will an dieser Stelle ja nicht zu persönlich werden, denn immerhin sollte es sich ja eigentlich, bei sehr intimer zwischenmenschlicher Begegnung, um (wahre) Liebe handeln? Pustekuchen! Nun ja, man muss an dieser Stelle auch meine Mutter verstehen! Sie war 22 Jahre jung, erstmals verliebt und unerfahren. Hatte von dieser Welt fast nichts gesehen, außer nur durch harte Arbeit andere touristische Städte. So geschah es eben! Wie es sich erst später herausstellte, war er ein bereits verheirateter Mann, von Beruf Kraftfahrer eines Möbelhauses und ausgerechnet aus Göttingen!

WO NUN HIN? ZURÜCK NACH OSTERODE?