Unser Kunterboot - Ein Herz für Holliwutt - Stephanie Schneider - E-Book

Unser Kunterboot - Ein Herz für Holliwutt E-Book

Stephanie Schneider

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Beschreibung

Ein Hund für die Hausbootkinder

Jonna und Mascha werden berühmt! Der nette Zeitungsredakteur Erlemann will nämlich ein Interview mit den Mädchen von der Hausbootkolonie bringen. Und was noch besser ist: Erlemanns süßer Hund Holliwutt soll auf dem Kunterboot einziehen! Doch der Alltag mit Hund ist echt kompliziert - vor allem, weil Holliwutt ein paar ziemlich miefige "Besonderheiten" aufweist. Und mit dem Berühmtwerden ist's auch nicht leicht. Denn was, bitte schön, soll sie denn bei so einem Interview eigentlich sagen, ohne total peinlich zu wirken?, fragt sich Jonna. Zum Glück finden die Hausbootkinder gemeinsam eine Lösung für beide Probleme: Ende gut - alles gut!

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Seitenzahl: 130

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Stephanie Schneider

Illustrationen von Nina Dulleck

Kennst du mich schon?

Ich heiße Jonna. Niemand sonst auf unserer Schule heißt so. Aber ein besonderer Name passt eigentlich ganz gut zu mir. Schließlich wohne ich auf einem Hausboot unten am Kanal, und das ist ja auch etwas Besonderes.

Vier Schiffe liegen hier vor Anker. Unseres heißt Kunterboot, und weil ich Pippi Langstrumpf so gerne mag, nenne ich es manchmal Villa Kunterboot. Bei uns an Bord gibt es eine Hängematte, ein Sonnendeck mit einer krummen Wendeltreppe und viele große und kleine Fenster.

Unten im Roten Salon stehen das Sofa und der Herd. Dort am Küchentisch unter der schnörkeligen Lampe ist genügend Platz für uns alle: Mama, Papa, Tomek, ich und meine kleine Schwester Greta mit ihrem Spielzeughund Hü.

Auf einem Schiff heißen die Schlafzimmer Kajüten und die Betten heißen Kojen.

In meiner Kajüte gibt es eine kleine Klappe in der Wand. Direkt über meinem Kopfkissen. Dort ist mein Geheimfach. Darin verstecke ich mein Notizbuch und alle Dinge, die ich vor Tomek in Sicherheit bringen will.

Meine beste Freundin Mascha wohnt gleich nebenan auf der Flitzpiepe, zusammen mit ihrer Mama und ihrer Oma. Unsere anderen beiden Freundinnen Luzi und Florentine würden auch gerne auf einem Hausboot leben. Deshalb kommen sie ganz oft zu uns rüber.

Das vornehmste Schiff gehört Karl und seinem Papa Bodo. Es sieht aus wie ein Super-Weltraum-Ei für Außerirdische und heißt Prinz August. Da hört man ja schon am Namen, wie fein es ist. Die Prinz August ist wirklich schön, aber man muss ständig aufpassen, dass nichts dreckig wird. Spielen kann man deshalb dort nicht besonders gut.

Ganz hinten an der Mauer, wo die vielen Brennnesseln wachsen, liegt die Faule Paula vor Anker. In der wohnt Krösus. Er hat schon schneeweiße Haare.

Außerdem gibt es noch die Fabrik hinter der Feuerstelle. Sie ist längst keine echte Fabrik mehr. Dort sind Mamas Kunstschule und eine Tischlerei untergebracht. Die gehört Matze aus Island.

Oben auf dem Dach haben wir Kinder unseren geheimen Treffpunkt und hinter der Fabrik ist unsere Schrottbaustelle. Dort zwischen Unkraut, Steinen und Büschen basteln wir aus Müll und anderen Fundsachen neue Erfindungen.

Man kann also ziemlich gut spielen bei uns am Kanal. Vielleicht liegt es ja daran, dass hier so vieles alt ist. Gebrauchte Sachen sind manchmal so schön geheimnisvoll. Außerdem muss man nicht ständig aufpassen, dass man was dreckig oder kaputt macht. Wohin das führt, merkt man ja an der Prinz August. Nein danke! So, jetzt wisst ihr Bescheid. Kommt mit aufs Kunterboot!

Eure Jonna

Wir werden berühmt

Ich habe in meinem geheimen Notizbuch eine Liste mit Dingen, die ich irgendwann alle noch mal machen will. Eine Geheimschrift erfinden zum Beispiel. Oder nach England reisen und mir eine echte Königin anschauen.

Berühmt werden steht eigentlich nicht auf der Liste. Aber es passieren eben auch Dinge, ohne dass man sie plant. Und manchmal genau dann, wenn man am wenigsten damit rechnet.

Heute zum Beispiel liegen Mascha und ich einfach so zwischen den Bastelkisten und Werkzeugen auf der Schrottbaustelle und träumen. Das hohe Gras kitzelt etwas unter meinen Füßen.

„Sommerferien sind doch das Beste, was es gibt“, sagt Mascha neben mir. „Man kann tun, was man will. Raupen dressieren zum Beispiel. Oder aus Versehen vom Hausboot in den Kanal fallen.“

„Ja“, sage ich träge. „Oder einfach nur hier rumliegen und gar nichts machen.“ Die Sonne scheint heiß auf mein Gesicht. Es ist still hier hinter der alten Fabrik. Nur das Summen der Insekten im Gras ist zu hören und ab und zu ein leises Sägekreischen ganz hinten aus der Tischlerei.

Plötzlich aber raschelt etwas neben mir. Ich spüre, wie ein Schatten auf mein Gesicht fällt. Vorsichtig öffne ich die Augen und blinzle gegen die Sonne. Direkt über mir steht etwas! Riesengroß und grau ist es.

Mit einem Schrei springe ich auf und auch Mascha fährt hoch. Mit dem Rücken an der alten Rampe stehen wir da und starren auf unser Gegenüber. Mein Herz klopft wie eine Maschine.

Das, was da vor uns zwischen unserem Gerümpel steht, ist ein Hund. Er schüttelt sich. Struppig sieht er aus, aber gefährlich wirkt er eigentlich nicht.

„Meine Güte, hat der mich erschreckt“, keucht Mascha und starrt den Hund an. „Ich hab mir fast in die Hosen gemacht.“ Der Hund legt den Kopf schief und sieht aus, als ob er grinst. Aber er lässt uns keinen Moment aus den Augen.

Zwischen den Büschen hinten in der Ecke raschelt es jetzt. Ein Mann schiebt sich durch die Blätter und niest.

„Hatschi!“

Der Hund fängt an zu bellen und läuft zwischen uns und dem Fremden hin und her. Der Mann tätschelt das graue Fell und sagt: „Brav, Holliwutt. Alles in Ordnung.“

Jetzt schaut er zu uns rüber.

„Hat mein Hund euch erschreckt? Entschuldigt bitte“, sagt er und hält das Halsband ganz fest. Mascha und ich rühren uns noch immer nicht von der Stelle. „Holliwutt tut nichts. Der hat leider nur ein paar Marotten.“

„Iiii!“ Mascha verzieht das Gesicht. „Sind das so was wie Läuse?“

Der Mann lacht. „Nein, das sind seltsame Angewohnheiten. Dass er manchmal abhaut, gehört auch dazu.“

„Kenn ich“, sage ich. „Meine kleine Schwester Greta verschwindet auch ständig und alle müssen sie suchen.“

Der Fremde kommt näher und betrachtet die Kisten mit Bastelmüll, die überall auf der Wiese und unter den Treppenstufen zur Rampe herumstehen. „Sagt mal, was ist das hier eigentlich?“

„Unsere Schrottbaustelle“, sage ich vorsichtig. Eigentlich geht es den Mann ja nichts an. „Wir basteln. Und manchmal erfinden wir uns auch was.“ Ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll. Selbst gebaute Ufo-Telefone oder Elfen aus Schrott kann man manchen Erwachsenen eben nur schwer erklären. Aber dieser Mann sieht aus, als ob er durchaus versteht. Er hebt einen Fahrradlenker hoch, an dem eine Keksdose festgebunden ist. Das sollte eigentlich eine Gitarre werden. Es hat aber nicht so gut geklappt.

„Interessant. Wirklich interessant“, sagt der Mann. Er niest noch einmal. „Sagt mal, hättet ihr Lust, in die Zeitung zu kommen? Ich bin Reporter und würde gerne einen Artikel über euch beide schreiben.“

Mascha und ich sehen uns an. Der Mann will einen Artikel über uns schreiben? Das kann man sich ja gar nicht vorstellen. Warum auch? In die Zeitung kommt man doch nur, wenn man berühmt ist. Oder wenn man irgendwas Besonderes kann.

Das große Zotteltier sitzt jetzt ganz entspannt da, hat ein Ohr nach oben aufgestellt und lässt seine lange rosa Zunge aus dem Maul hängen. Ganz vorsichtig hält Mascha ihm eine Hand entgegen, damit er daran schnüffeln kann. So muss man es ja machen mit fremden Hunden.

„Da muss ich erst mal meine Mutter fragen“, sage ich vorsichtig. Schließlich kann ja jeder kommen und behaupten, er sei Reporter. Ich nehme Mascha am Arm und laufe mit ihr um die Ecke zur Kunstschule. Ich ziehe die Tür auf und stürze hinein. Der Mann mit dem Hund folgt uns.

In der Kunstschule riecht es gut nach Farbe und Kleber. So wie immer. Mama steht vor dem Regal mit den Klecksen drauf und bereitet alles für den nächsten Kurs vor. Tomek und Karl helfen. Sie quetschen die Farbreste aus den fast leeren Tuben auf kleine Tellerchen.

Hinter uns erscheint der Zeitungsmann mit seinem Hund. Seine Nase leuchtet rot wie Himbeerquark. Holliwutt hält die Schnauze in die Luft und schnüffelt. Vielleicht mag er den Geruch von Farbe ja auch so gerne?

„Guten Tag.“ Der Mann zieht eine Visitenkarte aus der Hemdtasche und gibt sie Mama. „Mein Name ist Kurt Erlemann. Ich schreibe für die Zeitung.“

Mama wirft einen kurzen Blick auf das Kärtchen. Dann streckt sie dem Zeitungsmann ihre farbverschmierte Hand entgegen. „Freut mich. Ist was passiert?“

Kurt Erlemann schüttelt den Kopf und niest schon wieder. Er erzählt uns, was er sich ausgedacht hat. „Jetzt in den Ferien bringen wir jede Woche einen Bericht über Menschen aus unserer Stadt“, erzählt er. „Wir sprechen ganz normale Leute auf der Straße an. Die fragen wir dann nach ihren Hobbys und womit sie im Sommer so ihre Freizeit verbringen. Und für den nächsten Artikel würde ich gerne diese beiden jungen Damen hier interviewen.“

„Das ist aber eine schöne Idee.“ Mama dreht sich zu uns um. „Was meint ihr? Hättet ihr Lust dazu?“ Sie lächelt uns an.

„Was müssen wir denn da machen?“, fragt Mascha.

„Nichts Besonderes. Ich komme in den nächsten Tagen vorbei und stelle euch ein paar Fragen zu euren Hobbys. Und dann machen wir noch ein schönes Foto von euch.“

Mascha und ich schauen uns an und grinsen. Natürlich wollen wir das! In die Zeitung will ja wohl jeder, oder? Deshalb lässt Tomek auch gleich die Farbtuben liegen und geht rüber zu dem Fremden an der Tür. „Also, falls die Mädchen keine Lust haben, dann könnten Sie ja auch mich nehmen für das Interview“, sagt er wichtig und hält dem Zeitungsmann seinen Agentenausweis vor die Nase. Den gab es mal als Geschenk zu den „Charlie-Paletti-Büchern“ dazu, die Karl und Tomek so gerne lesen.

Oh ja, das kann ich mir vorstellen, dass Tomek interviewt werden will! Aber es kommt natürlich gar nicht in Frage, dass mein Bruder sich mal wieder vordrängelt und mir alles Gute vor der Nase wegschnappt. Mascha und ich sind schließlich zuerst gefragt worden. „Klar wollen wir in die Zeitung“, sage ich laut. „Wann treffen wir uns?“

„Kommen Sie doch am Sonntag“, schlägt Mama unserem Besucher vor. „Da wird hier am Kanal gegrillt. Sie sind herzlich eingeladen. Ihr Freund auf vier Pfoten darf natürlich auch teilnehmen.“ Sie beugt sich vor und tätschelt das kuschelige Ungeheuer.

„Gerne.“ Der Zeitungsmann gibt Mascha und mir die Hand und nickt Mama und den Jungs noch einmal zu. Dann verschwindet er.

„Mensch Jonna, jetzt werden wir berühmt“, sagt Mascha, als die Tür ins Schloss gefallen ist. Sie strahlt mich an. „Nicht weltberühmt, das ist klar. Aber so ein kleines bisschen zeitungsberühmt. Das ist doch auch schon mal was.“

Ja, Mascha hat recht. Es ist nicht zu glauben. Da liegt man einfach so faul in der Gegend rum und schon taucht jemand auf und man kommt in die Zeitung. Ganz einfach so. Ohne dass man irgendwas Besonderes gemacht hat. Und mal ehrlich: Was gibt es Besseres in den Sommerferien, als berühmt zu werden?

Draußen hört man jetzt jemanden rufen. „Jonna? Mascha?“ Luzi und Florentine stecken ihre Köpfe zur Tür hinein. Und da erzählt Karl, was passiert ist. „Ihr kommt genau richtig. Jonna und Mascha werden jetzt berühmt“, sagt er und drückt mit voller Wucht auf die Tuben, sodass auch das letzte bisschen Farbmatsch rausspritzt.

Mascha nickt. „Ja, am Sonntag kommt jemand von der Zeitung, der uns Fragen stellt. Wer wir sind und welche Hobbys wir haben und so.“

Unsere Freundinnen staunen nicht schlecht. „Super Sache“, sagt Luzi und reibt sich die Hände, „dann sollten wir auf der Stelle loslegen und alles vorbereiten.“

Ich verstehe nur Bahnhof. „Was denn vorbereiten?“, will ich wissen.

„Mensch, Jonna. Berühmt ist man ja nicht einfach so. Da braucht ihr die richtigen Klamotten und vielleicht sogar Schminke. Und man muss üben, wie man richtig in die Kamera lächelt.“

„Ja, klar“, sagt jetzt auch Florentine und bekommt so ein abenteuerliches Glitzern in den Augen. „Überleg doch mal, wer so eine Zeitung alles liest! Der Bürgermeister, die Nachbarn, unsere Lehrer und sowieso alle hier in der Stadt. Da muss alles stimmen.“

Au Backe, daran habe ich nicht gedacht. Aber Florentine hat recht. Es ist bestimmt gut, sich ein bisschen vorzubereiten. Das findet sogar Tomek, auch wenn er selbst nicht in die Zeitung kommt. Er wischt sich seine Finger am klecksigen Putzlappen ab und baut sich vor uns auf wie ein stolzer Gorilla. „Keine Sorge, Schwesterchen. Das kriegen wir schon hin!“

Spielen gilt nicht

Der beste Platz für unsere Vorbereitungen ist bei Mascha auf der Flitzpiepe. Maschas Mama Lisa ist bei der Arbeit in der Wohngruppe, deshalb haben wir dort unsere Ruhe. Außerdem hat Lisa ziemlich viele Schminksachen und was wir vielleicht sonst noch so gebrauchen könnten.

Tomek schmeißt sich sofort auf das große braune Sofa und stellt die Glotze an.

„Ich dachte, du wolltest helfen?“, beschwert sich Luzi.

Mein Bruder starrt auf den Bildschirm und schaltet sich durch die Programme. „Tu ich doch“, behauptet er. „Wir müssen schließlich immer genau wissen, was die anderen Berühmten gerade so machen. Das ist superwichtig. Die sind schließlich eure Konkurrenz.“

„Erst mal die Haare“, sagt Karl. Er schiebt zwei Stühle vor den großen Spiegel neben der Eingangstür und legt Mascha und mir ein Handtuch als Friseur-Umhang über die Schultern. Und dann machen die anderen uns schöne Frisuren. Ich kriege so einen vornehmen Knoten. Anschließend probieren wir Lisas Lippenstifte und noch alle möglichen Farben für die Augen aus. Fremd sehen wir jetzt aus. Berühmt und richtig erwachsen.

Vor dem Spiegel übe ich verschiedene Fotogesichter. Lächeln und ganz cool gucken und so. Mit Schminke sieht so was gleich noch mal viel besser aus als ohne. Es ist total schade, dass wir gerade kein Handy haben, damit wir uns fotografieren können. Zur Probe sozusagen.

Luzi seufzt schwärmerisch. „Leute, ihr seht super aus.“

„Ja, fast wie echt im Fernsehen“, findet Karl. Endlich schaut auch Tomek hoch, und jetzt will er doch mitmachen beim Verkleiden und beim Schminken. Nachdenklich betrachtet er Mascha und mich, so als müsste er eine schwere Matheaufgabe lösen. „Irgendwas fehlt noch. Ihr müsst euch ganz genau das gleiche T-Shirt anziehen. Oder den gleichen Hut aufsetzen oder irgendwas anderes Doppeltes haben. Damit man euch sofort wiedererkennt.“

Das ist mal eine richtig gute Idee von Tomek. Mit etwas Gleichem sieht man dann auch sofort, dass wir beste Freundinnen sind. Also brauchen wir noch irgendeine doppelte Fotosache. Und zum Glück wissen wir auch, wohin wir gehen müssen, um so was zu finden.

Wenn man berühmt werden will, dann ist „Euro-Schnäppchen“ drüben im Einkaufszentrum genau der richtige Laden. Da gibt es goldene Ketten mit Puscheln dran, Lippenstifte, komische Hüte, fast echte Handys und sogar kleine Mikrofone! Lauter spannende Dinge. Und alles kostet nur einen einzigen Euro! Wir marschieren sofort alle zusammen hin und durchstöbern die Regale.

Ich schlendere erst mal zum Ständer mit den Lesebrillen und setze aus Spaß eine von ihnen auf. So was hätte ich auch gerne. Mit Brille wirkt man immer gleich viel klüger. Blöderweise sehe ich durch die Gläser alles verschwommen und mir wird ein bisschen schwindelig. Schnell nehme ich die Brille wieder ab und lege sie zurück auf den Ständer. Nun kann ich wieder klar und deutlich sehen.

Leider. Denn als ich mich umdrehe, steht Liviane aus meiner Klasse vor mir. Ich muss schlucken. Die alte Zicke hat mir gerade noch gefehlt! In meiner Klasse gibt es ein paar echt blöde Kichermädchen, und Liviane ist die blödeste von allen.

Liviane sieht ebenfalls überrascht aus. „Was ist denn mit dir los? Ist schon wieder Fasching, oder was?“, sagt sie und zieht so komisch die Augenbrauen hoch. Typisch Liviane eben. Leider fällt mir jetzt erst auf, dass ich ja immer noch meine Schauspielerhaare und Lisas Schminke im Gesicht habe. In meinem Bauch krampft sich etwas zusammen.

„Wir kommen in die Zeitung“, stoße ich hervor. Eigentlich wollte ich das gar nicht sagen. Aber was soll man tun, wenn jemand immer so blöd ist? Die braucht nicht zu glauben, dass sie immer und überall die Tollste von allen ist.

„In die Zeitung?“ Einen kleinen Moment sieht Liviane wirklich beeindruckt aus. Damit hat sie natürlich nicht gerechnet.

„Ja“, sage ich möglichst cool. „Am Sonntag ist das Interview. Da müssen wir ziemlich viele Fragen beantworten und was über unsere Hobbys erzählen. Und ein Foto machen sie natürlich auch von uns.“

Livianes Blick verfinstert sich. „Da lachen ja die Hühner. Was hast du denn schon für ein tolles Hobby? Bei euch gibt es doch wirklich nicht die klitzekleinste Sache, die besonders ist.“