Unter lila Flagge - Martin Heckt - E-Book

Unter lila Flagge E-Book

Martin Heckt

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Beschreibung

Ohmanomanoman! Freya erlebt den Sommer ihres Lebens! Fröhlich tobt sie mit Holzschwert und Dreispitz durch das Dorf und treibt ihr piratiges Unwesen. Ihr Baumhaus ist dabei das Schiff, und ihre beste Freundin Talura ist stets an ihrer Seite. Kein Ort und keine Person ist vor den beiden Mädchen sicher. Aber immer, wenn sie mitten im Spielen ist, geschieht das Außergewöhnliche: Freya verliert sich in Tagträumereien. Plötzlich ist sie tatsächlich Kapitän eines Piratenschiffes und kämpft gegen Seemonster und Handelsschiffe …

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Seitenzahl: 61

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MARTIN HECKT

Unter lila Flagge

Piratige Geschichten für Klein und Groß

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.dnb.de abrufbar.

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichm achung

© Martin Heckt 2019

Cover: Sandra Reichmann

Illustrationen: Regina Heckt

Verlag und Druck:

tredition GmbH Halenreie 40-44

22359 Hamburg

987-3-7482-2289-7 (Paperback)

987-3-7482-2290-3 (Hardcover)

978-3-7482-2291-0 (e-Book)

Der achte Geburtstag

Langsam schob sich die Sonne hinter den Hügeln hervor und beleuchtete das sanft schaukelnde Meer. In einem Fischerdorf, das sich unweit von Aritholka befand, legte ein Hahn den Kopf leicht schief und begann damit einen Misthaufen zu erklimmen.

Als er oben war, füllte er den Brustkorb mit Luft und mit Stolz geschwelltem Kamm schrie er seine Morgengrüße hinaus. In einem dunklen Zimmer, in einer der Fischerhütten, schlug ein Mädchen die Augen auf.

"Ohmanomanoman!"

Die Ohren zuckten fröhlich und das kleine Mädchen sprang aus dem Bett. Offensichtlich handelte es sich um eine Parda, ein menschenähnliches und katzenartiges Wesen. Parda hatten Katzenohren und -augen und einen Schwanz. Diesen Schwanz nannte man „Stert“. Ansonsten ähnelten sie Menschen. Das Mädchen hüpfte fröhlich zu dem dunklen Fenster, zog summend die Vorhänge beiseite und öffnete es von innen. Mit Elan und viel zu viel Schwung schubste sie die Fensterläden nach vorne, die mit einem lauten Krachen an der Wand links und rechts aufschlugen.

"Ohmanomanoman."

Nur auf den nackten Fußballen balancierend, schaute sie mit glitzernden Augen nach draußen. Die kleinen Ohren zitterten vor Erregung.

„Gutääääään Morgääään!“, brüllte sie dem Hahn entgegen, drehte sich um und hüpfte zur Tür. Das Nachthemd, das sie trug, umwehte und umflatterte sie dabei genauso fröhlich, wie sie selber war.

Sie öffnete die Tür und hüpfte summend den kurzen Flur herunter. Am Ende des Flures befand sich eine schwere Eichentür. Sie drückte die Klinke herunter, lehnte den Oberkörper gegen die Tür und schob diese langsam auf. Als die Lücke groß genug war, schlüpfte sie hindurch und nahm Anlauf.

Mit einem großen Satz flog sie in das Bett, genau in die Mitte zwischen ihre Eltern.

"Gutääääääääääään Morgääääääääääääään!", krähte sie den Eltern fröhlich entgegen. Beide Eltern erschraken sich natürlich fast zu Tode. Ihr Vater riss die Augen auf und seine Frau wäre fast aus dem Bett gefallen. Das wurde allerdings durch die kleine Parda verhindert, die sich schon auf den Brustkorb der Mutter gewuchtet hatte.

"Ohmanomanoman! Heute, oder? Heute, oder? Heute????" Die Mutter versuchte, das lange rotviolette Haar aus ihrem Gesicht zu pusten, doch es gelang mehr schlecht als recht. Rohdan lachte und zog seine Tochter zu sich herüber.

"Heute, Freya", brummte er nur.

"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!"

Sarah Warmherz hatte sich mittlerweile auf die Seite gelegt und stützte ihren Kopf mit dem linken Arm ab, während sie ihr Kind und ihren Mann liebevoll beobachtete.

"Ja, heute Freya. Du bist ja nun schon groß. Acht Jahre. So groß."

"Fast erwachsen, Mama!", kam es fast ein wenig vorwurfsvoll zurück.

"Natürlich, Freya. Fast erwachsen."

Sarah lächelte, setzte sich auf und wuschelte ihrer Tochter durch das wilde und ungekämmte Haar.

"Warte hier. Dein Papa und ich, wir haben etwas für dich." "Ohmanomanoman."

Freya rieb sich die Hände.

"Heute darf ich das erste Mal mit aufs Meer!"

Die tiefvioletten Augen blitzten abenteuerlustig auf. Rohdan nickte.

"Genau, mein kleiner Liebling. Heute geht es auf See. Du hilfst mir dabei, den Fang einzuholen."

"Ohmanomanoman!"

Rohdan lachte und in dem Moment betrat Sarah wieder das Zimmer.

"Mama, Mama, was hast du denn da?"

Rohdan versuchte spaßhaft, sie festzuhalten, doch Freya strampelte sich frei und sprang auf ihre Mutter zu, die ein großes und bunt verpacktes Paket trug.

"Vorsicht! Pass doch auf!"

Sarah lachte bei diesen Worten und Freya riss ihr fast das Paket aus der Hand.

"Was ist es denn? Was ist es denn?"

Mit zittrigen Fingern riss sie das Papier vom Karton, und die bunten Papierfetzen flogen Konfetti gleich durch den Raum. Sarah setzte sich zu ihrem Mann, der sie daraufhin in den Arm nahm. Gemeinsam sahen sie Freya bei dem Prozedere zu. Freyas Ohren zitterten und der Stert zuckte wild von einer Seite zur anderen, als sie das Papier endlich gelöst hatte und in den nun offenen Karton sah.

"Ein Dreispitz!", krähte sie durch den Raum.

"Wie ihn die richtigen Seeleute tragen!"

Der Dreispitz wurde schnell auf den Kopf gesetzt und Freya tapperte barfuß zu dem großen Spiegel, der sich im Schlafzimmer befand. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und machte ein mächtig wichtiges Gesicht.

"Wischen sie die Planken noch einmal, Maat! Bis sie glänzen!"

Rohdan prustete los und auch Sarah lächelte breit.

"Ohmanomanoman!"

Freya drehte sich auf den Fußballen balancierend im Kreis. Es war ein Wunder, dass der Dreispitz hielt!

"Wann geht es denn los? Geht es jetzt los?"

Rohdan nickte, was die kreiselnde kleine Parda aber wahrscheinlich nicht sah.

"Wir frühstücken jetzt, und dann geht es los", brummte er. Freya beendete die Drehungen.

"Den Hut lass ich aber beim Frühstück auf!"

Mit diesen Worten rannte sie aus dem Zimmer.

Freya saß am Frühstückstisch und hibbelte unruhig vor sich hin. Ordentlich sitzen, linkes Bein auf der Sitzfläche, beide Beine auf der Sitzfläche, rechtes Bein auf der Sitzfläche. Rohdan schmunzelte nur, aber Sarah versuchte wenigstens, etwas Ordnung am Frühstückstisch zu halten.

"Freya!", ermahnte sie ihre Tochter immer wieder.

Freya setzte sich dann kurz richtig hin, doch dann begann das Schauspiel von vorne.

Rutschte der Dreispitz bei der ganzen Zappelei mal zu weit in die Stirn, wurde er von Freya zügig wieder zurechtgerückt. Zwischen den Bissen hörte man immer wieder "Ohmanomanoman!", und manchmal auch die Frage "Geht es jetzt los?".

Rohdan sagte dann immer:

"Gleich. Erst aufessen.", woraufhin Freya begann zu stopfen, bis der Mund fast überlief. Nach einigen Minuten seufzte Sarah und gab auf.

"In Ordnung. Geh auf dein Zimmer und zieh dich an. UND SETZ DEN HUT BEIM KÄMMEN AB!", rief sie ihrer Tochter hinterher, die beim ersten Wort schon aufgesprungen war und zum Zimmer rannte.

Ganz vorsichtig, als handelte es sich um einen wertvollen Schatz, der äußerst zerbrechlich wäre, wurde der Dreispitz auf das Bett gelegt. Die langen violettroten Haare wurden sorgfältig gekämmt, wenn auch etwas schneller als sonst. Und ab und zu wurde dem Dreispitz ein Blick zugeworfen, wie um zu kontrollieren, ob er noch da wäre. Sie zog sich die von der Mutter bereits herausgelegten und etwas robusteren Sachen an und anschließend wurde der Dreispitz wieder auf den Kopf gesetzt und im Spiegel kontrolliert, ob er auch perfekt saß.

Freya rannte auf den Hof und übte sich fleißig im Befehlston.

"Maat!", brüllte sie quer über den Hof.

"Refft die Segel, ihr elenden Landratten!"

Währenddessen verabschiedete sich Rohdan bei seiner Frau und versicherte Sarah nochmals, dass er natürlich gut auf die gemeinsame Tochter achten würde. Als er den Hof betrat, schaukelte Freya unter der alten Eiche und schrie dabei weiterhin ihre Seemannsparolen. Als sie Rohdan sah, änderte sich allerdings der Ton. Sie kreischte vergnügt schrill auf und rannte zu ihrem Vater.

"Geht es jetzt los, geht es jetzt los, geht es jetzt los? OHMANOMANOMAN!"