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Im Namen der Umwelt liefern sich Ökoaktivisten und Energiekonzerne einen mörderischen Kampf. Wenn es um die Zukunft der Energieversorgung geht, herrscht Hochspannung: Ein kleines Dorf in der Nähe Wiens macht vor, wie in naher Zukunft alle ihre eigene Energie erzeugen könnten. Unterdessen kämpfen die großen Konzerne um die Macht über das internationale Leitungsnetz. Und die Internetbewegung "Cybersolar" hackt nicht nur Websites, sondern mobilisiert in ganz Europa mehr und mehr junge Leute gegen Atomstrom und den Einfluss der internationalen Energie-Multis. Doch dann werden Gasleitungen gesprengt und ein europäischer Energielobbyist verschwindet spurlos. Sind da Ökoterroristen am Werk? Die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre Freundin Vesna Krajner verfolgen die Spuren von aggressiven Umweltaktivisten, korrupten Politikern und einem Konzern, dessen Eigentümer lieber im Dunkeln bleiben.
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Seitenzahl: 477
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Unter Strom
Ein Mira-Valensky-Krimi
Lektorat: Joe Rabl
© Folio Verlag Wien • Bozen 2012Alle Rechte vorbehalten
Grafische Gestaltung: Dall’O & FreundeDruckvorbereitung: Typoplus, FrangartPrinted in Austria
ISBN 978-3-85256-605-4eISBN 9783990370124
www.folioverlag.com
Tief ein, tief aus, mein Atem ist viel zu laut, ich fühle mein Herz schlagen, zu heftig, regelmäßig atmen, Mira, tief ein, tief aus. Dieses Stechen im linken Knie. Ob ich einen Meniskusschaden habe? Weiter, renn weiter. Gelbe Blumen am Wegrand, wie heißen sie? Vorbei. Ein Schmetterling. Es ist September, ein warmer September. Der Schweiß rinnt mir über die Stirn, in die Augen. Tief ein, tief aus.
Alle können joggen lernen. Und hier sieht mich zumindest keiner. Keuchende Fastfünfzigerin in kurzen Hosen und mit knallrotem Gesicht. Locker, ganz locker bleiben. Eine Wurzel am Weg, ein kleiner Sprung. Uff. Das wäre beinahe schiefgegangen, drei Zentimeter weiter nach rechts und ich wäre auf dem Stein da gelandet, gestrauchelt, gefallen, hätte mir den Knöchel verstaucht, das Knie aufgerissen, die Hände … Aber ich laufe noch, habe es unbeschadet überstanden, dort vorne mündet der Waldweg in die schmale Straße. Ich sehe auf meine GPS-gesteuerte Uhr. Ein Stück, das in keiner Relation zu meinen sportlichen Fähigkeiten steht. Oskar hat sie mir geschenkt, als ich vor einer Woche zu meiner Freundin Eva ins Weinviertel aufgebrochen bin, um mich ans Joggen zu gewöhnen – und an den Abenden bei einem guten Glas Wein auszuspannen.
Vielleicht wäre ein klitzekleines gezielt eingesetztes Doping doch eine gute Idee? Ich atme vehement aus. Sicher nicht. Erinnere dich daran, was sie mit den Sportlern im idyllischen Vulkanland ausprobiert haben. Aber das ist eine andere Geschichte. Es sind ohnehin nur noch zwei Kilometer. Und – Mist! – ich laufe bloß sieben Komma vier Stundenkilometer. Etwas schneller sollte ich schon sein, gleich habe ich Asphalt unter den Füßen. Warum tue ich mir das an? Nur weil ich ein paar Kilo loswerden möchte? Das will ich doch schon seit Jahren. Nur weil Vesna so fit ist? Meine Freundin hat immer die bessere Kondition gehabt, nicht erst, seit sie läuft. Hat vielleicht damit zu tun, dass sie in ihren ersten Jahren in Österreich keine andere Chance hatte, als putzen zu gehen. Während ich gerne sitze und esse und trinke und genieße und ansonsten eben meine Reportagen schreibe. Und damit ich das alles noch lange kann, sollte ich halbwegs in Form bleiben.
Tief ein-, tief ausatmen. Blick auf die Multifunktionsuhr: acht Stundenkilometer. Schon etwas besser. Ich fingere im Laufen nach meinem Taschentuch, ich muss mir die Stirn abwischen, der Schweiß brennt in den Augen. Aber das Tuch ist schon klatschnass. Ein Brummen. Da ist ein großer Käfer unterwegs. Ich sollte mich auf meine hübsche Umgebung konzentrieren und nicht auf mein Keuchen, auf mein Knie. Ob der Käfer schneller fliegen kann, als ich laufe? Gut möglich. Das Brummen wird lauter. Seltsames Vieh. Irgendwie bedrohlich. Ich gebe so gut ich kann Gas und hetze um die Kurve. Von hier aus sieht man schon die Häuser von Treberndorf. Links und rechts von mir Weingärten, die Trauben prall, bald beginnt die Lese. Jetzt rechts ein Acker, mittendrin eine der Ölpumpen. Mit bewundernswürdiger Regelmäßigkeit bewegt sich der Pumpenkopf auf und ab. Teil der Weinviertler Idylle. Industrie und Natur. Vor mir die Gasstation. Seltsam gewundene weiße und metallblitzende Rohre und Zylinder und Drehräder und ein kastenförmiges niedriges weißes Verwaltungsgebäude mit wenigen Firmenautos auf dem Parkplatz davor. Was sie da genau tun, weiß ich nicht. Nur dass es eben im Weinviertel nicht nur Wein, sondern auch Gas und Öl gibt. Das Brummen ist noch lauter geworden. Vielleicht kommt es von der Gasstation? Was, wenn da etwas nicht in Ordnung ist? Wenn sich Gas unter großem Druck einen Weg ins Freie sucht, explodiert? Ich keuche weiter, sehe nach oben. Hubschrauber! Das brummende Ding ist ein Hubschrauber. Er kommt direkt auf mich zu. Was soll das? Ich hab hier in den letzten Tagen nie Hubschrauber gesehen. Die von der Rettung sind gelb, der da ist braun-grau. Ist da nicht noch ein Brummton? Weiterlaufen, weg von hier. Ich drehe den Kopf zur Seite. Da ist tatsächlich noch ein braun-grauer Hubschrauber. Sie verlieren an Höhe, sind jetzt beide beinahe über mir, ich kann die Rotorblätter erkennen, kein Brummen mehr, unerträgliches Rattern. Apokalypse now. Goooooooooooood morning, Mira! Sie kreisen, ich kneife die Augen zusammen, wische mit dem Handrücken den Schweiß fort, da: noch einer. Dort beim Windschutzgürtel: noch einer. Ich sollte umdrehen und zurück in den Wald laufen … Wie hoch sind die Hubschrauber? Zehn Meter? Nein, es werden wohl doch zwanzig sein. Ist das nicht egal? Ich spüre den Wind der Rotoren, ziehe den Kopf ein. In der Gasstation keine Reaktion. Niemand rennt, niemand kapituliert, niemand wehrt sich. Gleich bin ich daran vorbei. Wenn mir die Hubschrauber folgen … Warum sollten sie? Würden die was von mir wollen, sie hätten längst landen, längst auf mich schießen können. Ich überlege fieberhaft, woran ich momentan fürs „Magazin“ recherchiere. Nichts Brisantes dabei, vielleicht abgesehen von der Banken-Geschichte. Steckt doch mehr hinter dem Selbstmord des Bankers? Ich renne, mein Keuchen wird längst vom Lärm der Hubschrauber übertönt, Blick auf die Uhr. Es ist zehn vor zehn und ich bin momentan mit elf Stundenkilometern unterwegs. – Was? Ein Kontrollblick. Tatsächlich. Wie rasch kann ich im äußersten Fall rennen? Vielleicht zwölf, dreizehn Stundenkilometer. Hubschrauber sind schneller. Sie kreisen noch immer wie ein Schwarm wütender Monsterhornissen. Fünf sind es – oder sechs? Egal. In ein paar hundert Metern beginnt die Kellergasse von Treberndorf, ein paar hundert Meter, dann bin ich in Sicherheit. Vorbei am Windschutzgürtel. In den Büschen bewegt sich etwas. Nicht nur ich, auch alles andere, was Instinkt hat, will weg von hier.
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