Unterirdisches Bayern I - Peter R. Hofmann - E-Book

Unterirdisches Bayern I E-Book

Peter R. Hofmann

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Beschreibung

Der erste Band der Reihe beschreibt auf 144 Seiten in 24 Wegen unter dem speziellen Aspekt Mensch & Höhle alle 15 Schaubergwerke und 12 öffentlichen Felsenkeller. Dazu gehören die großen, modern ausgestatteten Bergwerke, wie Berchtesgaden, Grünten, Kropfmühl oder Bodenmais, aber auch unbekanntere Schätze, wie die Grube Werra und das Kristallbergwerk in Weißenstadt, der Friedrich-Wilhelm-Stollen in Lichtenberg oder die Grube Wilhelmine in Sommerkahl. Auch unter den Kelleranlagen gibt es Bekannteres, etwa die Felsenkeller von Schwandorf, Nürnberg, Bayreuth oder Bamberg, Verstecktes, wie die Gänge in Furth und Zwiesel und Skurriles, wie das "Verrottungsmuseum" des Wo Sarazen. Einige Hinweise auf ganz besondere Objekte runden die Reise ab, beispielsweise die Erdställe in Hundsruck und Arnschwang oder der Ausflug in die Kanalisation Münchens. Das Buch ist nicht nur für Speläologen und Wanderer eine lohnende Lektüre, sondern für jeden, der Bayern unter einem ungewöhnlichen Aspekt bereisen will.

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Seitenzahl: 186

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Der Autor:

Peter R. Hofmann (*1959)

wohnhaft in Rosenheim in Oberbayern beschäftigt sich seit seiner Jugend mit Fotografie und Höhlenkunde.

Dabei ist er nicht nur in deutschen Höhlen aktiv, sondern bereiste insbesondere den Mittelmeerraum, den Nahen Osten und viele Länder Osteuropas, worüber er regelmäßig in Fachvorträgen berichtet.

Sein Hauptinteresse gilt der Anthropospeläologie, also dem Thema Mensch & Höhle im weitesten Sinne. Er ist Mitglied im Verein für Höhlenkunde in München e.V. und im Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V.

Foto: Julia Hofmann

Als Autor veröffentlichte er zahlreiche Fachartikel in höhlenkundlichen Zeitschriften, wirkte als Schriftleiter und Autor an wissenschaftlichen Veröffentlichungen mit und brachte im BOD-Verlag bislang vier eigene Gebietsführer (Inntal, Istrien, Malta, Slowenien) heraus.

Im Jahre 2010 realisierte er das EU-geförderte Projekt „inntaler unterwelten“. Der erste Höhlenweg unter anthropospeläologischen Gesichtspunkten verbindet vier (Schau-)höhlen des unteren Inntales. Peter Hofmann war Initiator und inhaltlicher Gestalter des Projektes. 2011 wurde er dafür mit dem Inntal-Euregio-Preis für besondere Verdienste in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit geehrt.

Seit 2012 konzentriert er sich in der fotografischen Arbeit stark auf HDR-Panorama-Fotografie. 2013 gewann er den Photo Salon Award “Best of Show" des 16. Internationalen speläologischen Kongresses in Brno (Tschechien).

www.tropfstein.de

- Inhalt -

Unterirdisches Bayern

Ein Überblick

Salzbergwerk Berchtesgaden

500 Jahre weißes Gold

Kohlebergwerk Peißenberg

Dem schwarzen Gold auf der Spur

Erzgruben-Erlebniswelt Grünten

Das Allgäu von unten

Unterirdisches München

Die Hauptstadt einmal anders

Wasserburger Sommerbierkeller

Im Labyrinth am Ufer des Inns

Graphitbergwerk Kropfmühl

Von einem ganz besonderen Stoff

Erdställe in Hundsruck und Arnschwang

Vom Geheimnis der Schrazln

Unterirdische Gänge Zwiesel

Mystik unter der Stadt

Silberbergwerk Bodenmais

Touristenpflicht im Bayerischen Wald

Schmucksteinbergwerk Kittenrain

Im „schönfärbigen“ Untergrund

Fürstenzeche in Lam

Die verborgenen Schätze

Felsengänge Furth im Wald

Im Reich des Drachen

Felsenkeller Schwandorf

Den Dieben auf der Spur

Unterirdisches Nürnberg

Von Kunstbunkern, Kellern und Kasematten

Keller Parkstein

Im Bauch des Vulkans

Bambergs Unterwelt

Die Stollenanlagen am Stephansberg

Unterirdisches Bayreuth

Von Bierkellern und Kunstgrotten

Name Gottes und Schmutzlerzeche

Die Schätze von Goldkronach

Bergwerk Gleißinger Fels

Tief unter dem Ochsenkopf

Weißenstadt von unten

Die heimliche Hauptstadt des Unterirdischen

St. Veit-Zeche Kupferberg

Im Ruhrgebiet des Mittelalters

Friedrich-Wilhelm-Stollen in Lichtenberg

Ganz im Norden Bayerns

Besucherbergwerk am Rothsee

Vom Braunkohlebergbau in der Röhn

Grube Wilhelmine in Sommerkahl

Ein würdiges Finale

„Lost Places“

Bayerns verborgene Unterwelten

Anhang:

Links & Literatur

... und ein letzter Hinweis

Ein Wort voraus ...

Die Reihe Mensch & Höhle ist allen gewidmet, die wie wir die Schönheiten der unterirdischen Natur zu schätzen wissen.

Nach vielen Aktivitäten im Ausland war es mir ein Anliegen, einmal die Heimat intensiver zu erleben und vorzustellen.

Das entpuppte sich freilich bald als eine ziemliche Aufgabe. Wo anfangen und wo aufhören? So war schnell klar: Ein erster Band kann sich nur mit Bergwerken und Kellern beschäftigen. Die Schauhöhlen und künstlichen Höhlen werden in einem eigenen, zweiten Band Platz finden. Und dann gäbe es ja noch die zahlreichen unerschlossenen Höhlen, die zum Besuch locken … Vielleicht, irgendwann …

Ich danke ganz herzlich allen, die mir geholfen haben, die Tipps gegeben und die Türen (im ganz wörtlichen Sinne) weit geöffnet haben. Fast alle Verwaltungen der besuchten Sehenswürdigkeiten haben mich sehr unterstützt, in aller Regel Sondertouren ermöglicht – und damit einige ungewöhnliche Fotos. Offizielle Stellen haben beigetragen, ebenso Kollegen aus dem Verein für Höhlenkunde München, vor allem Winfried Raab.

Besonderer Dank gilt aber den Weggefährten im direkten Sinne, die mit mir die mitunter beschwerlichen Wege gegangen sind, Sherpa, Lampenhalter und Fotomodel gleichzeitig sein mussten, Dr. Harald Reiner vor allem, Oliver Omonski und vielen mehr, ganz besonders aber meiner Tochter Julia.

Den Umschlag gestaltete diesmal Thaddäus Müller, wofür ich ihm sehr herzlich danke, von ihm durfte ich schon viel lernen.

Ich wünsche den Benutzern des Führers viel Freude an der Entdeckung der Unterwelt Bayerns und würde mich über Anregungen aus dem Kreis der Leser sehr freuen.

Im März 2018

Peter Hofmann

... und zwei Bitten!

Dieser Führer richtet sich an die Freunde der Natur, insbesondere der Unterwelt, Bergwerke, Höhlen und des Karstes.

Dabei geht der Autor von der Selbstverantwortlichkeit der Leser aus. Bitte beachten Sie, dass verschiedene Wege einfach sind und von jedermann zu bewältigen – andere ein wenig Erfahrung voraussetzen, ohne dass darauf immer explizit hingewiesen wird.

Bitte gefährden Sie nicht sich und andere!

Gehen Sie im Gelände niemals alleine!

Rüsten Sie sich ausreichend aus, hinterlassen Sie Nachricht!

Bei hier vorgestellten Wegen handelt es sich meist um für den Besucher hergerichtete und ausgebaute Wege.

Sie werden dort nicht der Erste sein. Allzu oft werden Sie unnötige und unliebsame Spuren Ihrer Vorgänger vorfinden.

Fassen wir diese als Ermahnung auf und sind wir uns bewusst, dass jede Begehung eine Störung des unterirdischen Ökosystems bedeutet.

Beherzigen wir deshalb auch in den Bergwerken und Kellern die Grundregeln der Höhlenforscher:

Nimm nichts mit – außer Erinnerungen!

Schlag nichts tot – außer der Zeit!

Lass nichts zurück – außer Fußstapfen!

Einleitung

Unterirdisches Bayern

– Ein Überblick –

Bayern hat ein reiches kulturelles Erbe – das ist unbestritten. Dazu gehören auch die unterirdischen Schätze des Landes. Wer sich damit beschäftigt, wird auf ein riesiges Betätigungsfeld stoßen. Zahlreiche Objekte sind für die Allgemeinheit erschlossen und im Rahmen von Führungen zugänglich. Es lohnt sich sehr, sie einmal zu besuchen.

Dieser Führer beschäftigt sich mit den künstlichen unterirdischen Anlagen, im Wesentlichen den Schaubergwerken und Kelleranlagen. Eine Besonderheit bilden die Erdställe. Schließlich ergänzen noch einige ungewöhnliche Objekte die Sammlung.

Bergwerke in Bayern

An 14 Orten in Bayern kann der Interessierte ein Schaubergwerk besuchen. Das ist nicht nur eine schöne Zahl an Objekten, noch erstaunlicher ist es, welche Vielfalt der bergbaulichen Aktivitäten sich dem Interessierten offenbart.

Ein guter Beginn ist das Salzbergwerk Berchtesgaden, auf seine Art einzigartig und das weitaus am stärksten frequentierte bayerische Besucherbergwerk.

Im Kohlebergwerk Peißenberg kann die Gewinnung des „Schwarzen Goldes“ hautnah nachempfunden werden, auch dank des hervorragenden Museums.

In den Erzgruben Grünten wurde Eisenerz abgebaut, im zugehörigen Museumsdorf ist das anschaulich zu erleben.

Das Graphitbergwerk Kropfmühl nimmt nicht nur unter den bayerischen Bergwerken eine Sonderstellung ein.

Im Silberbergwerk Bodenmais wurde das Edelmetall Silber gewonnen, aber auch Bleiglanz, Kupfer, Schwefelerz und einiges mehr In den Tiefen des Berges sind über 60 Erze und Mineralien zu finden.

Das Schmucksteinbergwerk Kittenrain bei Bach an der Donau und die Fürstenzeche Lam sind sich etwas ähnlich. In beiden stand zeitweise die Gewinnung von Mineralien zu Schmuckzwecken im Vordergrund.

Im Stollen Name Gottes in Goldkronach trifft man auf das erste Goldbergwerk Bayerns.

Im Bergwerk Gleißinger Fels in Fichtelberg wurde sowohl Gold als auch Silbereisen abgebaut, somit ist es das einzige Besucherbergwerk dieser Art weltweit.

Das ungewöhnlichste Objekt dürfte das Kristallbergwerk Weißenstadt sein, wurde doch hier Bergkristall (!) bergmännisch gewonnen, der von Adel und Klerus zu Schmuckzwecken verbaut wurde, z. B. in der Eremitage Bayreuth.

Die St. Veit Zeche Kupferberg trägt ihren Zweck schon im Ortsnamen, hier zeigt sich besonders eindrücklich, welchen Stellenwert einst der Bergbau hatte.

Im Friedrich-Wilhelm-Stollen in Lichtenberg geht es wieder um Eisen- und Kupfererz, obwohl der Besucher man genau genommen „nur“ einen Entwässerungsstollen besichtigt.

Der kleine Braunkohle-Stollen am Rothsee rundet das Thema Kohle ab.

Mit der Grube Wilhelmine in Sommerkahl ist man im äußersten Nordwesten Bayerns angekommen, die Kupfermine bildet einen würdigen Abschluss.

Eine Tour durch Bayerns Bergwerke ist auch ein „Ritt“ durch die Geologie und Erdgeschichte des Freistaates!

Der Alltag der Bergleute in historischer Zeit

In einigen Schaubergwerken werden die Arbeits- und Lebensumstände der Bergleute thematisiert und oft anschaulich gemacht. An einer Station im Bergwerk Gleißinger Fels etwa wird das Feuersetzen nachgestellt. Der Bergmann zündete Buchenholzfeuer an und schreckte am nächsten Tag den heißen Felsen mit Wasser ab, was ihn spröde machte und die Arbeit erleichterte. Diese Methode wurde erst Mitte des 17. Jahrhunderts durch das Sprengen abgelöst, bis dahin bedeutete Bergbau ausschließlich mechanische Handarbeit!

Die Kleidung der Bergleute und das Schuhwerk entsprachen nicht nur im späten Mittelalter, als bereits bedeutende Bergbaue bestanden, sondern bis in die frühe Neuzeit natürlich nicht heutigen Maßstäben. Die Beleuchtung der Gruben war mit rauchenden Holzspänen oder Tierfett- und Öllampen nur höchst spärlich. Wassereinbrüche wurden oft zur tödlichen Gefahr. Höchst riskant war auch der spätere Umgang mit dem Schwarzpulver zum Sprengen des Gesteins.

Die Arbeitsbedingungen sind für uns kaum noch nachzuvollziehen. In der nassen, kalten Grube 10 Stunden zu arbeiten und ansonsten bei Wind und Wetter in einer armseligen Hütte vor der Grube zu hausen, machte oft krank.

Übersichtskarte der beschriebenen Objekte

In der Karte entsprechen die Ziffern den Wegen bzw. Kapiteln des Buches. Die Hinweise auf alle Schauhöhlen und künstlichen Höhlen Bayerns dienen der Vollständigkeit und sollen Inhalt des zweiten Bandes werden.

Die Staublunge war bei den Bergleuten die häufigste Todesursache – älter als 35-40 Jahre wurde eigentlich niemand.

Attraktiv war die Arbeit für die Bergleute vor allem wegen der höheren Verdienste und der Privilegien. Der Bergmann musste keinen Wehrdienst leisten – in Kriegszeiten ein nicht zu verachtender Vorteil, denn auf dem Schlachtfeld war Lebenserwartung auch nicht höher…

Die Bevölkerung verdankt den Bergleuten sehr viel – Orte, an denen Bergbau betrieben wurde, blühten auf, wurden oft zu Städten erhoben, kamen zu Wohlstand. Metalle waren für die Menschen unverzichtbar, ermöglichten neue (handwerkliche) Techniken, bedeuteten Fortschritt.

Auch das ist ein Umstand, den wir heute kaum nachvollziehen können.

Bierkeller und andere Kelleranlagen

Die zweite Gruppe an vorgestellten Objekten bilden Kelleranlagen, vornehmlich Bierkeller – ein riesiges Thema. Schön, dass man an neun Orten Bayerns insgesamt elf derartige Anlagen problemlos besuchen kann.

In der Reihenfolge des Buches (von Süd nach Nord) machen die Wasserburger Sommerbierkeller den Anfang – als solcher auch bestens geeignet, denn nirgends bekommt man eine anschaulichere Einführung ins Thema geboten.

Die unterirdischen Gänge von Zwiesel sind an 2 Stellen zugänglich. Kunstinstallationen machen den Besuch besonders interessant.

Die Felsengänge Furth im Wald haben ihren ganz eigenen Charakter und sind vielleicht die unheimlichsten, geheimnisvollsten, „wildesten“ von allen…

Der Kontrast zu den Felsenkellern Schwandorf könnte größer nicht sein, dort findet der Besucher die architektonisch schönsten Kelleranlagen, perfekt, fast „edel“ in Szene gesetzt.

Allein durch ihre schiere Größe beeindrucken die Nürnberger historischen Felsengänge, die ein riesige Fläche bedecken.

Die drei kleinen Keller von Parkstein würde man vielleicht als eher unbedeutend abtun, aber sie führen in den Bauch eines erloschenen Vulkans – und haben durch diese Einzigartigkeit ihren ganz eigenen Charme.

Eine vielfältige Nutzung haben die Stollenanlagen am Stefansberg in Bamberg erfahren, z. B. als unterirdische Fabrik zu Kriegszeiten.

Bayreuth ist dank zweier Objekte besonders besuchenswert, einmal die Bierkeller, genannt Bayreuther Katakomben, zum anderen die Grotte des Zauberers, das Kellermuseum des Künstlers Wo Sarazen, zu dem es keinen Vergleich gibt.

Schließlich bieten die Keller von Weißenstadt eine gute Ergänzung des Besuches, wenn man sowieso schon wegen des Bergwerkes in der Gegend weilt…

Zur Geschichte der Bierkeller

Bierkeller verdanken ihre Entstehung grundsätzlich der Suche nach geeigneten, kühlen Lagermöglichkeiten für das im Winter eingebraute Bier. Denn nur im Winter wurde gebraut, von Georgi (23. April) bis Michaeli (29. September) war es verboten!

Grund dafür war die Umstellung des Biererzeugungsverfahrens ab ca. 1500 auf die untere, kalte Gärung. Damit erzielte man ein süffigeres, vor allem aber länger lagerfähiges Getränk. Die Temperatur durfte bei diesem Gärprozess 10 Grad Celsius nicht überschreiten und war daher nur im Winter möglich. Um keine Engpässe zu bekommen musste man das Bier über den Sommer trinkbar halten, daher wurde es stärker eingebraut, doppelt gehopft – und in Kellern kühl gelagert.

Was in einem kurzen Satz fast romantisch klingt war in der Realität harte Arbeit. In den Kellern von Wasserburg wird besonders ausführlich auf die ehemaligen Arbeitsbedingungen der Kellerburschen eingegangen. Und da gibt es durchaus einige Parallelen zu den Bergwerken.

Immer wieder muss man sich die Bekleidungsmöglichkeiten der Arbeiter vor Augen führen. Die Dunkelheit war vielleicht das geringste Problem, die Kälte jedoch, hohe Feuchtigkeit und lange Arbeitszeiten waren sicher der Gesundheit nicht zuträglich. Kein Wunder, dass die Einführung der Holzschuhe Ende des 19. Jh. als große Errungenschaft galt, hatten die Arbeiter doch erstmals einigermaßen trockene Füße.

Manche Arbeiten waren sehr unangenehm. Die ausgestellten Fässer in Wasserburg haben an der Frontseite jeweils ein ca. 24 x 48 cm großes Schlupfloch, durch das ein (erwachsener!) Arbeiter zu Reinigungszwecken regelmäßig in das Fass hineinkriechen musste – sicher wurde er dabei völlig durchnässt.

Viele Arbeiten bargen ein hohes Unfallrisiko, durch die Dunkelheit, das Gewicht der Fässer, die jährlich zum Auspichen (d.h. von innen versiegeln mit Pech, damit das Bier den Holzgeschmack nicht annahm) hinaustransportiert werden mussten – und durch die unsichtbare Gefahr der Kohlensäure; es gab durchaus tödliche Unfälle.

Trotzdem waren die Arbeitsplätze beliebt, weil sie sicher waren. Und schließlich standen jedem Kellerburschen 7 Liter Freitrunk zu. Täglich! Auch nicht schlecht.

Erdställe – die geheimnisvollen Bauten

Erdställe sind künstlich angelegte unterirdische Bauwerke – und wohl kein anderes Objekt unter der Erde ist ungewöhnlicher und geheimnisvoller…

Es gibt in Bayern viele schöne Beispiele, aber selten sind sie zugänglich. Die einzigen beiden Beispiele die Erdställe von Hundsruck und Arnschwang, sind in einem Kapitel zusammengefasst.

Die Bezeichnung Erdstall steht einfach für eine „Stelle in der Erde“, der Volksmund nennt sie oft Zwergenlöcher oder Schrazellöcher.

Sie bestehen grundsätzlich aus auffallend kleinen und niedrigen Gängen, die in der Regel kleinere Kammern miteinander verbinden. Die Reihenfolge scheint zufällig und ohne Logik. Eine Charakteristik der Gänge und Kammern sind seitliche Lichtnischen. Oft sind Gangteile durch besondere Engstellen, so genannte Schlupfe verbunden, die manchmal nur 40 cm Durchmesser haben. Oft genug können sie von großgewachsenen Menschen kaum passiert werden. Dann folgen wieder größere Nischen mit sitzbankartiger Abstufung in den Seitenwänden.

Den Eingang der Erdställe bilden manchmal enge Schächte, deren Seitenwände bisweilen mit einer Trockenmauer eingefasst und mit schweren Steinplatten abgedeckt sind. Es gibt aber auch waagerechte Eingänge, immer ist der Zugang auch der Ausstieg. Die Anlagen liegen zwischen zwei und acht Meter tief und sind in verschiedene Gesteine ohne Stützen und Mauerwerke geschlagen.

Und das faszinierende, geradezu unheimliche dabei: Kein Mensch weiß wirklich, wann, warum oder wofür diese eigenartigen Gebilde gegraben wurden. Schriftliche Nachweise gibt es nicht.

Durch ihre Gestalt sind sie für jede praktische Anwendung offensichtlich unbrauchbar, niemand würde Fluchtgänge, Verstecke, Versammlungsräume, Lagerräume oder Keller so anlegen. Zudem sind sie in aller Regel völlig fundleer, was bei einer Schatzkammer oder Grabkammer sicher nicht immer der Fall gewesen wäre.

Man findet Erdställe in weiten Teilen Mitteleuropas. Auffallend ist, dass sie praktisch immer mit Besiedlung in Verbindung stehen, also unter Häusern, Gehöften oder Kirchen und Kapellen liegen.

Am ehesten sind sich die Forscher noch beim Alter einig: vor etwa 1000 Jahren, zwischen dem 8. und dem 13. Jahrhundert sollen sie entstanden sein. Auch hier gibt es aber andere Meinungen, die bis in prähistorische Zeiten verweisen. Die Bauart spricht übrigens für Fachleute, also Spezialisten, die herumreisten und die Anlagen „auf Bestellung“ gruben – vergleichbar mit dem historischen Bergbau!

Sind es Kultstätten? Dafür spricht vieles. Manches deutet darauf hin, dass die Erdställe nach der Fertigstellung nie betreten wurden. Der Erdstallforscher Karl Schwarzfischer sah in den Erdställen Leergräber aus der Zeit der Völkerwanderung. Die Siedler konnten ja ihre Verstorbenen nicht mitnehmen, vielleicht bauten sie den Seelen ihrer Ahnen eine neue Heimstatt, um sie bei sich zu wissen?

Es ist die bislang anerkannteste Deutung des rätselhaften Phänomens.

Wer interessiert ist: Das Heft: „Geheime Gänge in die Unterwelt“ der Zeitschrift Bayerische Archäologie bietet sich als Lektüre an (Gschlößl 2013), auch das Buch von Dieter Ahlborn (Ahlborn 2010) ist empfehlenswert.

Andere unterirdische Objekte

Wo beginnen und wo aufhören?

Diese Frage stellte sich bisweilen bei diesem Führer.

Ein Einblick in die Abwasserkanäle der Stadt München, ist ein Erlebnis, das man so leicht kein zweites Mal haben kann – und weit interessanter, als man sich vielleicht vorstellt.

Die Kasematten der Burg Nürnberg in Verbindung mit dem historischen Wasserleitungssystem sind weitere, ebenso interessante wie ungewöhnliche Objekte, die man zudem problemlos besuchen kann.

Ein weites Feld

Man sieht, die Vielfalt der künstlichen unterirdischen Anlagen Bayerns ist faszinierend – höchste Zeit sie zu erkunden!

Machen wir uns also auf den Weg ...

Weg I

Salzbergwerk Berchtesgaden

- 500 Jahre weißes Gold -

Wer kennt es nicht – das Salzbergwerk Berchtesgaden! Kaum ein Bub, der in Südbayern aufgewachsen ist und nie einen Familienausflug dorthin erleben durfte. Und in der Tat: Das (fast) perfekte Schaubergwerk erwartet den Gast – konsequent auf das Erlebnis ausgerichtet und schwer mit anderen Einrichtungen vergleichbar. Eigentlich ein „Muss“ also – und ein guter Auftakt dieses Führers.

Die Geschichte des weißen Goldes

Das Salz in den Berchtesgadener Alpen bildete sich vor 250 Millionen Jahren im Erdzeitalter des Perm. Der damalige Superkontinent Pangaea zerbrach in zwei getrennte Landmassen (Laurasia und Gondwana) und das Urmeer Tethys entstand. In den Flachwasserzonen dieses Meeres entstanden über unvorstellbar lange Zeiträume Karbonatgesteine und die mächtigen Salzablagerungen, die heute noch im Untergrund liegen.

Bereits 2000 v. Chr. deuten archäologische Funde auf erste keltische Salzsieder in der Region um das heutige Bad Reichenhall hin. Man wusste also schon sehr früh, dass die Gegend „Reich an Hall“ ist - „Hall“ ist das westgermanische Wort für Salz. Bei Bad Reichenhall treten Solequellen natürlich zutage, daraus wurde nachweislich seit dem 7. Jh. n. Chr. Siedesalz gewonnen. Die ersten Salinen entstanden also unabhängig vom Bergbau.

Um 1010 wird die Geschichte greifbar, der „Goldene Steig“, ein Handelsweg von Passau nach Böhmen, hauptsächlich für Reichenhaller Salz, wird indirekt in einer Klosterurkunde erwähnt.

1517 war dann definitiv das Geburtsjahr des Salzbergwerks Berchtesgaden. Der Propst des Augustiner-Chorherrenstifts Berchtesgaden gründete mit dem Anschlagen des Petersbergstollens das Salzbergwerk Berchtesgaden. Der Grundstein für 500 Jahre ununterbrochenem Salzabbau in den Tiefen der bayerischen Alpen war gelegt. Man lieferte zunächst in einem beschwerlichen, siebenstündigen Transport auf Fuhrwerken der Saline in Reichenhall Salzstein zu, um die Sole im Salzgehalt anzureichern und damit den Siedevorgang zu beschleunigen. Offenbar erfolgreich, es folgte 1559 das Anschlagen des Frauenbergstollens.

Zum Sieden der Sole braucht man Unmengen Feuerholz. Das gab es reichlich in Traunstein, weshalb über die doch recht weite Strecke schon 1616 bis 1619 die erste hölzerne Soleleitung gebaut wurde.

Natürlich hinterließen politische Entwicklungen ihre Spuren. Berchtesgaden selbst war bis zur Säkularisation 1803 selbstständig und unterstand dem Augustiner-Chorherren-Stift, fällt dann an das Großherzogtum Toscana und 1805 an Österreich - die Saline Schellenberg wird geschlossen. 1810 kommt Berchtesgaden samt Bergwerk zurück zu Bayern. Nun wollte man den Salzabbau in Berchtesgaden fördern und ihn mit der Saline in Reichenhall verbinden.

Bis dahin wurde in Schellenberg und Frohnreuth über Jahrhunderte gesotten, das Siedesalz musste aber auf dem Wasserweg über die Salzach und mit Fuhrwerken beschwerlich über Land transportiert werden.

König Max Joseph I. verfügte daher am 14. September 1816 den unverzüglichen Bau einer Soleleitung vom Salzbergwerk Berchtesgaden zur Saline nach Bad Reichenhall, um letztlich das Berchtesgadener Salzwesen fest an Bayern zu binden. Der Salinenrat Georg Friedrich von Reichenbach wurde mit dem Projekt betraut. Er konstruierte eine Wassersäulenmaschine, die mit ungeheurem Druck 355 Meter Solehebung durchführte und national wie international als Wunderwerk der Technik galt – im Rahmen der Führung ist sie zu besichtigen.

So erfolgte schon 1817 die Inbetriebnahme der Leitung - knapp 30 Kilometer lang. Nach einem Stadtbrand 1834 musste die Saline Reichenhall rund um das Hauptbrunnhaus komplett neu aufgebaut werden – erneut entstand eine technische Meisterleistung mit 2 gigantischen Wasserrädern. Die Anlage ist heute als „Alte Saline“ ein besuchenswertes Museum (ebenfalls mit großen unterirdischen Teilen!). Denn 1926 wurde die Neue Saline fertig, die die Kapazität vergrößert und dennoch Energie spart. Ab 1928 konzentriert sich die Salzerzeugung völlig in der Bad Reichenhaller Saline.

Zur Bergwerksgeschichte gehört natürlich auch die Geschichte der Betreibergesellschaft. 1927 wurde die Bayerische Berg-, Hütten-u. Salzwerke AG gegründet, 1996 dann die Südsalz GmbH. In den Besucherbetrieb wurde 2007 mit dem Neubau des Besucherzentrums kräftig investiert. Im Jahre 2016 verschmolzen die Südsalz GmbH und die SWS-Winterdienst GmbH auf die Südwestdeutsche Salzwerke AG, gerade rechtzeitig vor dem großen Jubiläum 2017, zu dem das Ereignis 500 Jahre Salzbergwerk Berchtesgaden mit einem reichhaltigen Festprogramm das ganze Jahr über begangen wurde.

Daten und Fakten

Beeindruckend sind allein schon die technischen Daten rund um das Bergwerk.

Die gesamte Ausdehnung der Lagerstätten, so sagen die Geologen, beträgt von Süd-West nach Nord-Ost 4,5 km, davon sind 2,5 km im Abbau. Von Nord-West nach Süd-Ost sind es 1,5 km (1,5 km im Abbau). Bislang wurde eine Lagertiefe von 500 m unter der Oberfläche nachgewiesen, man vermutet aber Lagerstätten noch in 1.000 m Tiefe – Potenzial für weitere 500 Jahre! Bemerkenswert ist, dass das Bergwerk seit seiner Gründung wirklich ohne Unterbrechung in Betrieb ist – welches Unternehmen kann auf eine 500-jährige Tradition verweisen?

Heute gewinnt man pro Jahr ca. 1.000.000 m3 Sole im so genannten „nassen Abbau“. Das heute noch verwendete Bohrspülverfahren wurde 1975 eingeführt. Mit dieser Fördertechnik ist gemeint, dass das Salz nicht in Brocken herausgebrochen und abtransportiert wird. Salz wird überwiegend anders abgebaut, wobei man sich seine Wasserlöslichkeit zunutze macht. Es werden so genannte Bohrspülwerke angelegt, sehr vereinfacht gesprochen unterirdische Kammern, die mit Wasser gefüllt werden. An der Decke laugt das Wasser beständig das Salz aus (etwa 1 cm pro Tag!), die schwere Sole sinkt zu Boden und kann abgesaugt werden. Das Werk wächst so stetig nach oben – zu gewaltigen Ausmaßen.

Die Fahrt über den Spiegelsee ist ein Höhepunkt der Führung

So ein Bohrspülwerk erreicht schließlich eine Ausdehnung von bis zu 160 m Länge, 120 m Breite und 125 m Höhe. Es sind insgesamt 30 aktive Bohrspülwerke im Betrieb. Der Salzgehalt in den Abbauzonen beträgt durchschnittlich 50 % - es fällt also auch Abraum an, der sich am Boden ablagert. Die nutzbare Abbauhöhe beträgt daher „nur“ 100 m, die Betriebsdauer eines einzigen Werkes beträgt ca. 30 Jahre. Während dieser gesamten Betriebsdauer werden ca. 1.300.000 m3 Sole gewonnen.

Der Vorteil des Verfahrens liegt auf der Hand – der Abbau erfolgt ohne großen Personaleinsatz, und die Sole zu pumpen ist weit einfacher als Gestein zu transportieren. Sie lässt sich auch relativ leicht zu weiter entfernten Sudhäusern bringen. Aus der Salzlösung das Salz zu gewinnen ist dann ebenfalls einfach: Man lässt das Wasser verdunsten, das Salz bleibt zurück.

Im gesamten Bergwerk existieren heute 600 m2 Stollen bei ca. 30 km Streckenlänge. Es sind etwa 100 Personen direkt in der Produktion beschäftigt, davon 50 unter Tage.

Die Führung

Machen wir uns nun aber auf die unterirdische Reise. Die Führung durch das Bergwerk (bei konstant + 12 °C) ist zweifellos ein eindrucksvolles, abwechslungsreiches Erlebnis, das in dieser Form keinen Vergleich in Bayern hat. Zumal im Jahr 2007 das Salzbergwerk grundsätzlich neugestaltet wurde und sich seither als „eines der weltweit innovativsten Erlebniszentren des Salzabbaus“ bezeichnet.