Unterirdisches Istrien - Peter R. Hofmann - E-Book

Unterirdisches Istrien E-Book

Peter R. Hofmann

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Beschreibung

Der Exkursionsführer beschreibt auf 136 Seiten unter dem speziellen Aspekt Mensch & Höhle die interessantesten Objekte Istriens und des restlichen Kroatiens. Das Werk ist nicht nur für Speläologen und Wanderer eine lohnende Lektüre, sondern ebenso für Kulturreisende, die an besonderen Zielen interessiert sind. Zwanzig Wege geleiten den Leser zunächst zu insgesamt etwa 35 Höhlen, Stollen und karstkundlichen Sehenswürdigkeiten der Halbinsel Istrien. Besucht werden natürlich die vier Schauhöhlen Jama Baredine, Mramornica und Festinsko Kraljevstvo und Romualdo, die Wohnung der Heiligen Romuald, aber auch geheimnisvolle Quellen und Schächte sowie die tiefste Doline Istriens. Vorgestellt werden Ponore, die verheerende Überschwem-mungen verursachten, interessante geologische Formationen und leicht erreichbare Höhlen am Wegesrand, die den Besuch lohnen. Ein großes, abschließendes Kapitel gibt einen Überblick über ca. 40 weitere Objekte in ganz Kroatien - darunter alle Schauhöhlen sowie die Naturparks Plitvicer Seen und Paklenica - und damit Anregungen in Hülle und Fülle für die Erkundung dieses außergewöhnlich höhlenreichen Landes. Die phantastischen Panoramaaufnahmen des Autors machen zusätzlich Lust darauf.

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Seitenzahl: 175

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Mensch & Höhle

Für Gabi

Der Autor:

Peter R. Hofmann (*1959)

wohnhaft in Oberaudorf im bayerischen Inntal beschäftigt sich seit seiner Jugend mit Fotografie und Höhlenkunde.

Zusammen mit seiner Frau Gabriele (*1960) und Tochter Julia (*2000), ist er nicht nur in deutschen Höhlen aktiv, sondern bereiste insbesondere den Mittelmeerraum, den Nahen Osten und viele Länder Osteuropas, worüber er regelmäßig in Fachvorträgen berichtet.

Sein Hauptinteresse gilt anthropospeläologischen Themen, also dem Bezug von Mensch und Höhle im weitesten Sinne. Er ist Mitglied im Verein für Höhlenkunde München e.V. und betreibt selbst das „Netzwerk Mensch & Höhle“.

Foto: Julia Hofmann

Als Autor veröffentlichte er zahlreiche Fachartikel in höhlenkundlichen Zeitschriften, wirkte als Schriftleiter und Autor an wissenschaftlichen Veröffentlichungen mit und brachte im BOD-Verlag bislang drei eigene Gebietsführer (Inntal, Istrien, Malta) heraus.

Seit 2012 konzentriert er sich in der fotografischen Arbeit stark auf HDR-Panorama-Fotografie. 2013 gewann er den Photo Salon Award "Best of Show" des 16. Internationalen speläologischen Kongresses in Brno (Tschechien)

www.tropfstein.de

- Inhalt -

Einleitung

Istrien

Im Lande der Höhlen

I

Schauhöhle Jama Baredine

Im Bauch der roten Erde

II

Dem Karst auf der Spur

Eine „Autowanderung“

III

Rund um Sterna

Von Ponoren und Dolinen

IV

Die Doline Fojba bei Pazin

In den Fußstapfen des Riesen

V

Pećina Piscovica

Das geologische Wunder

VI

Romualdova špilja

In der Wohnung des Heiligen

VII

Izvor kod Vosteni & Jama kod Kosici

Von geheimnisvollen Quellen und Schächten

VIII

Der Ponor Marusici

Von der Macht des Wassers

IX

Pećina kod Orici

In der Höhle des Riesen

X

Tribanska Jama

Die Höhle mit Klettererlebnis

XI

Filaria

Ein Gang mit Überraschungen

XII

Die „Piratenhöhle“

Ein Höhlenbesuch per Schiff

XIII

Ponor Kobiljak

Das Erlebnis der Tiefe

XIV

Pećina Basarinka

Die Höhle der Ideen

XV

Špilja kod Baderna

(K)ein Ort mit Geschichte?

XVI

Festinsko Kraljevstvo

Die kleine und feine Schauhöhle

XVII

Pecine Vergotino

Das Tor zur Unterwelt

XVIII

Mramornica

Die dritte im Bunde der Schauhöhlen

XIX

Istarske Toplice

Die Kathedrale aus Fels

XX

Bunkerstadt Pula

Ein starker Eindruck als Ausklang

… Höhlen und kein Ende

Alle Schauhöhlen Kroatiens und andere interessante Objekte

Anhang

Links – Adressen – Kartenmaterial – Literatur

… und ein letzter Hinweis …

Ein Wort voraus ...

Dieser „höhlenkundliche Reisebericht“ möchte ein Gebiet vorstellen, das dem an Mensch & Höhle Interessierten alles bietet, was das Herz begehrt, dessen Schätze sich aber nicht unmittelbar erschließen. Dieser Band möchte dabei unterstützen.

Die Erstauflage des Buches unter dem Titel „Wege in Istrien“ erschien 2007. Seither hat sich viel getan, zwei weitere Schauhöhlen eröffneten, wir entdeckten neue interessante Punkte – eine Neufassung wurde mehr als dringlich.

Ich danke herzlich allen, die dabei geholfen haben und Beiträge geleistet haben.

Allen voran ist das meine Frau Gabriele, seit über 20 Jahren bereisen wir gemeinsam dieses faszinierende Land.

Kollegen und Freunde haben uns begleitet und als Fotomodell gedient, besonders Hannes Rampetsreiter, Dr. Harald Reiner vom Verein für Höhlenkunde München und Hans W. Lehmann, der nimmermüde kreative Geist.

Viel verdanken wir Daja und Silvio Legović, die die uns die Augen für den Karst und seine unterirdischen Geheimnisse geöffnet haben und darüber zu wertvollen Freunden wurden.

Ich wünsche den Benutzern unseres Führers viel Freude an der Entdeckung dieses wunderbaren Gebietes.

Im Januar 2014

Peter R. Hofmann

... eine Bitte …

Dieser Führer richtet sich an die Freunde der Natur, insbesondere der Höhlen und des Karstes.

Dabei geht der Autor von der Selbstverantwortlichkeit der Leser aus. Bitte beachten Sie, dass verschiedene Wege einfach sind und von jedermann zu bewältigen – andere Erfahrung in der Begehung von Höhlen voraussetzen, ohne dass darauf immer explizit hingewiesen wird.

Bei den vorgestellten Wegen handelt es sich bewusst um altbekannte Routen und Höhlen. Sie werden dort nicht der Erste sein, im Gegenteil: Allzu oft werden Sie unliebsame Spuren Ihrer Vorgänger vorfinden. Fassen wir diese als Ermahnung auf und sind wir uns bewusst, dass jede Begehung eine Störung des sensiblen Ökosystems Karst & Höhle bedeutet. Beherzigen wir deshalb die Grundregeln der Höhlenforscher:

Nimm nichts mit – außer Erinnerungen!

Schlag nichts tot – außer der Zeit!

Lass nichts zurück – außer Fußstapfen!

… und ein rechtlicher Hinweis!

In der jüngeren Zeit hat sich die Gesetzeslage zu Natur- und Umweltschutz grundsätzlich geändert.

Beachten Sie, dass nach geltendem Recht das Betreten von unerschlossenen Höhlen nicht ohne weiteres gestattet ist. Ein Gesetz schreibt grundsätzlich eine schriftliche Anmeldung der Besuche bei den zuständigen Behörden vor – unterschieden nach touristisch-sportlichen und forschungsorientierten Befahrungen. Derzeit (2013) ist die Sachlage so, dass höhlenkundliche Vereine eine (jährlich neu zu beantragende) Pauschalgenehmigungen für Befahrungen haben.

In eigenem Interesse ist also für ernsthafte Unternehmungen der Kontakt zu einheimischen Forschern herzustellen. Adressen und weitere Hinweise finden sich im Anhang.

Einleitung

Istrien

– Im Lande der Höhlen –

Kroatien als Höhlenland zu empfehlen, hieße wohl Eulen nach Athen tragen. Das Paradies des Höhlenforschers beginnt bereits im heutigen Slowenien, im Klassischen Karst rund um Postojna.

Doch der Vorstoß weiter in noch südlichere Gefilde lohnt. Ziemlich gleichzeitig mit dem Betreten der Halbinsel Istrien, gelangt man in den vergleichsweise jungen Staat Kroatien.

Ein Paradies für den Reisenden tut sich auf: Nach den unseligen kriegerischen Handlungen im Zuge des Zerfalls Jugoslawiens, (von denen aber Istrien nie betroffen war,) sind die Touristen nun wieder zurückgekehrt und das Land zur alten Lebendigkeit wieder erwacht!

Das Städtchen Poreč als Ausgangspunkt

Die Halbinsel Istrien hat eine größte Breite (Ost-West-Erstreckung) von ca. 50 km; eine größte Länge (Nord-Süd-Erstreckung) von ca. 80 km. Dazu sind die Straßen sehr gut ausgebaut, sodass es sich empfiehlt, einen zentralen Ort als Ausgangspunkt zu wählen und von dort in Tagestouren auszuschwärmen.

Natürlich gibt es überall im Lande ausreichende, wenn auch nicht mehr immer preiswerte Unterkünfte. Wenn wir in diesem Buch dafür Poreč gewählt haben, so ist dies nur ein Vorschlag. Es liegt günstig und inmitten der klassischen Touristenmeile, als das man wohl die westliche Küste zwischen der Landesgrenze im Norden und Rovinj bezeichnen darf. Mancher wird es daher kennen. Es ist also eine Stadt mit sehr reichhaltigem touristischem Angebot – daneben in besonderem Maße sehenswert.

Die Besiedelung des Ortes geht bereits auf die Bronzezeit zurück. Die große Anzahl der kulturhistorischen Denkmäler machte Poreč zur Museumsstadt. Aus jeder Epoche ist etwas zurückgeblieben, so ein romanisches Haus aus dem 13. Jh., ein Rundturm, Reste eines großen Tempels, ein fünfeckiger Turm, und anderes mehr, vor allem aber die Euphrasia-Basilika, verzeichnet in der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

Suchen wir uns also – wo auch immer – ein gemütliches Hotel- oder Privatzimmer und starten wir!

Höhlenland Istrien

Der Höhleninteressierte wird in Istrien nicht enttäuscht. Der Karst setzt sich hier im Wesentlichen bis auf eine quer liegende Flyschzone im nördlichen Teil der Halbinsel durchgehend weiter nach Süden fort und die Anzeichen der durchgehenden Verkarstung sind allenthalben zu sehen: Dolinen säumen den Weg im überwiegend relativ flachen Land, das freilich ab und an von großen Trockentälern durchbrochen wird. Mit dem Ućka -Gebirge im Ostteil hat die Halbinsel aber auch einen respektablen Gebirgsteil.

Etwa 1.500 Höhlen sind es, die in Istrien bekannt sind, jährlich werden neue entdeckt, teilweise brechen auch neue Höhlen z.B. bei Feldarbeiten, Straßenbauten oder anderen Erdarbeiten ein. Ganz überwiegend haben nämlich die istrischen Höhlen Schachtcharakter und reichen teils in respektable Tiefen.

Leider ist in deutscher Sprache darüber wenig veröffentlicht, anders ist das mit kroatischer Literatur, hier erweist sich aber die Sprachbarriere doch als Hindernis. Ein wenig möchte die vorliegende Veröffentlichung diesem Missstand natürlich abhelfen, dem, der weiter vordringen will, sei die Kontaktaufnahme zu einheimischen Forschern empfohlen. Und hier gibt es eine erfreulich rege Tätigkeit. Forschervereine gibt es in den größeren Städten Kroatiens, aber auch in Regionalzentren in Istrien wie Pazin, Pula und Rovinj und Poreč.

Vielen Besuchern vermittelt die Schauhöhle Jama Baredine den Einstieg in die Unterwelt Istriens. Auch unser Führer möchte dieses Vorzeigeobjekt an den Anfang unserer Reise stellen. Der Name sagt schon etwas über den Charakter aus, denn jama heißt auf kroatisch (und damit anders als im slowenischen) Schacht(-höhle), Höhle in unserem Sinne heißt špilja, zu einer kleinen Höhle sagt man pećina.

Die vielleicht spektakulärste Karsterscheinung ganz Istriens ist die Schlucht Fojba, die Schwinde des Flusses Pazinčica im mittelistrischen Städtchen Pazin. Sie ist einen Ausflug wert ist – und durch einen Wanderweg erschlossen.

Eine große Rolle spielen in Istrien die archäologisch bedeutsamen Höhlen. Als Erstes lässt sich hier die Romualdo-Höhle nennen (seit längerem auch Schauhöhle). Im Inneren hat man reiche Funde gemacht, daneben ist das Objekt vor allem als zeitweilige Wohnung eines bedeutenden Heiligen von kulturhistorischem Wert.

Die Höhle liegt zudem an einem der schönsten Ausflugsziele Istriens, dem Limski Fjord an der Westküste zwischen Poreč und Rovinj. Ein Meeresarm reicht hier mehrere Kilometer tief in das Land hinein und hat besondere landschaftliche Reize, insbesondere auch deshalb, weil seine Ufer überwiegend steile Bergflanken sind und daher nicht zersiedelt sind sondern weitestgehend unberührt. (Ein Höhlenausflug der eher harmlosen Art führt per Schiff zur „Piratenhöhle“)

Landschaftsprägend ist das Ućka -Gebirge. Dieser Bergrücken im nordöstlichen Istrien ist gewissermaßen ein Symbol der Halbinsel, da von allen Seiten sichtbar und markant. Höchste Erhebung ist mit 1394 m der Vojak, der vom Poklon-Pass aus bestiegen werden kann. Auf dem Gipfel befindet sich ein Aussichtsturm aus dem Jahre 1911. Bei klarer Sicht bietet sich ein Blick bis zu den Julischen Alpen und den Dolomiten. Funde in zahlreichen Höhlen dieses Gebirges beweisen eine Besiedelung schon in prähistorischer Zeit. Das Gebirge bildet eine natürliche Barriere auf dem Weg von Istrien nach Rijeka. Seit 1981 unterfährt ein Straßentunnel den Berg und erleichtert die Fahrt.

Vielleicht die bedeutendste Fundstätte Istriens ist die Höhle bei Sandalj nordöstlich der Stadt Pula. Auch hier siedelten bereits vor 20.000 Jahren Menschen, das zeigen fossile Reste desselben sowie das älteste Steinwerkzeug Europas. Die Höhle ist allerdings, da in Sperrgebiet liegend, nicht zugänglich.

Mit den beiden Objekten Izvor kod Vosteni und Jama kod Kosici werden zwei Besonderheiten vorgestellt, die man zweifellos zu den ungelösten archäologischen Rätseln zählen muss.

Daneben besitzt Istrien geologische Raritäten ersten Ranges, etwa die Pećina Piscovica, eine Flysch-Höhle.

Der Schwerpunkt dieses Führers liegt auf den zahllosen Besonderheiten „am Wegesrand“ sowie auf interessanten Höhlen, die von einem normal geübten und ausgerüsteten Höhlengeher gemeistert werden können. Zu diesen zählt die Jama Filaria etwa, die Tribanska jama verlangt schon etwas Kletterei. Extreme Schachthöhlen wie der Ponor Kobiljak oder der Ponor Butori werden der Vollständigkeit halber beispielhaft aufgenommen.

Mit der Höhle Mramornica im Norden sowie der Festinsko Kraljevstvo (Königreichhöhle von Festini) in der Südhälfte der Halbinsel entstanden schließlich in den letzten Jahren zwei weitere kleine, aber besuchenswerte Schauhöhlen.

Wegen der überragenden Bedeutung schließt der Führer mit zwei Exkursionen nach Dalmatien, zu den weltberühmten Plitvicer Seen und zum nicht minder eindrucksvollen Nationalpark Paklenica, bis schließlich ein ausführlicher Ausblick den Schauhöhlen und wichtigsten anderen Höhlen Kroatiens gilt.

Bergbau in Istrien

Der Vollständigkeit halber sei hier noch ein Steinkohlebergbau erwähnt, meines Wissens das einzige Bergwerk Istriens, die Grube Raša im Nordosten der Halbinsel. Mit einer Industriebahn wird die Kohle einige Kilometer zum Hafen Brscida transportiert. Um 1930 herum war dieser Umschlagplatz hoch entwickelt, von hier wurde die ganze Kohle nach Italien verschifft. Der Ort Brscida wurde von den Deutschen gegen Ende des Krieges völlig zerstört. Heute finden sich dort nur ein paar triste Industrieanlagen.

Bleiben wir vielleicht doch bei den Naturschönheiten...

Weg I

Schauhöhle Jama Baredine

– Im Bauch der roten Erde –

Mit der Höhle Baredine verbinden sich ganz besonders angenehme Erinnerungen der Autoren dieses Führers, denn über ihren Eigentümer gelang uns vor vielen Jahren der endgültige Kontakt zur Höhlenwelt Istriens.

Wir meinen, es ist daher mehr als gerecht, dieses Ziel als erstes den Lesern zu empfehlen – zudem ist es geeignet wie kein anderes, handelt es sich immerhin um die erste und wichtigste Schauhöhle der Halbinsel.

Man erreicht sie, wenn man Poreč in Richtung Nordosten verlässt (also erst die Ausfallstraße nach Norden, dann am Ortsende-Kreisel nach rechts abbiegen, Richtung Autobahn). 2 km außerhalb von Poreč an einem großen Verkehrskreisel (dem insgesamt dritten), geht es halbrechts nach Nova Vas.

Dort biegt man im Ort links ab auf eine kleine Verbindungsstraße nach Gedici. Etwa auf halbem Wege geht es an bezeichneter Stelle nochmals auf einen Seitenweg, auf dem wir nach ca. 200 m die ausreichend große Parkfläche vor den flachen Gebäuden vor dem Höhleneingang erreichen. Die Zufahrt ist kaum zu verfehlen, allenthalben ist die Beschilderung absolut ausreichend.

Jama Baredine - Erste Schauhöhle Istriens

Jama Baredine heißt übersetzt Höhle auf dem Brachfeld. Das Wort „Jama“ bedeutet, wie eingangs schon erwähnt, im kroatischen genau übersetzt „Schachthöhle“, meint also eine Höhle, die zumindest in Teilen mehr oder weniger senkrecht nach unten führt.

Über 231 Stufen steigt der Besucher heute gefahrlos bis in 60 m Tiefe hinab und legt dabei etwa 150 m einfache Wegstrecke zurück, was insgesamt eine knappe Stunde dauert. Dank einer geschickt gewählten elektrischen Beleuchtung kann er die teilweise außergewöhnlich reichen, vielfältigen und großen Tropfsteinformen bewundern.

Daneben können archäologische Funde und, wie sonst nur in einer einzigen anderen Höhle, der Grottenolm betrachtet werden.

Damit nimmt die Höhle Baredine, die erste Schauhöhle Istriens, einen außergewöhnlichen Rang unter den Schauhöhlen ganz Kroatiens ein und lässt einen Besuch zu einem eindrucksvollen Erlebnis werden.

Die Gebäude auf dem Gelände der Schauhöhle Baredine

Der schachtartige Höhleneingang im Vordergrund

Bis vor einigen Jahren war sie auch die einzige Schauhöhle Istriens – doch wie oft finden gute Ideen Nachahmer.

Ihre Geschichte ...

So bequem war die Höhle natürlich nicht immer zu besichtigen. Die Höhle selbst ist seit langem bekannt. Ältere Einwohner der Gegend berichten oft, sie seien in Ihrer Jugend in der Höhle gewesen. Einigermaßen leicht, mit Hilfe einer Leiter am Eingang, konnte man damals bis in den ersten Saal gelangen.

Aus sehr bedeutsamen archäologischen Funden weiß man, dass auch der prähistorische Mensch zur Höhle Verbindung hatte.

Es bedarf aber noch weiterer wissenschaftlicher Forschungen, um alle Geheimnisse der Höhle zu lüften.

Im Jahre 1926 drang erstmals eine Gruppe Höhlenforscher aus Triest bis in 80 m Tiefe vor. Erst 1974 wurde die Höhle von einer Gruppe junger Höhlenforscher aus Poreč unter Leitung des derzeitigen Besitzers und Höhlenführers Silvio Legović in ihrer ganzen Ausdehnung bis 116 m Tiefe erforscht und vermessen. (Die Gruppe hat sich zwei Jahre später als Speleo-Club „Proteus“ organisiert.)

Der Ausbau zur Schauhöhle begann 1994 und wurde 1996 vollendet. Seither erfreut sich die Höhle einer ständig wachsenden Zahl von interessierten Besuchern und gibt diesen einen Einblick in die Welt der Höhlen und des Karstes.

... ihre Legende ...

Um viele Höhlen ranken sich Sagen - auch ein Beweis, dass sich die Menschen auch früher mit den Höhlen beschäftigten. Eine Legende aus dem 13. Jh. berichtet eine wahrhaft dramatische Begebenheit:

Die Legende um die Höhle Baredine

Der Edelmann Gabriel verliebte sich in die schöne Hirtin Milka aus Nova Vas. Als es der bösen Mutter Gabriels nicht gelang, diese Liebe zu zerstören, beauftragte sie drei Räuber, die schöne Milka heimlich zu töten und bezahlte dafür drei Goldstücke. Die Räuber töteten das Mädchen aber nicht, sondern warfen sie in die Grotte. Gabriel erfuhr vom grausamen Schicksal seiner Geliebten, schwang sich auf sein Pferd und verschwand. Sein Pferd fand man später bei einer nahe gelegenen zweiten Höhle.

Der zu Stein gewordene Körper der unglücklichen Milka aber ist in der Höhle Baredine noch heute zu sehen, der Sage nach gleitet er immer tiefer in die Höhle hinab, um sich irgendwann doch noch auf immer mit dem Geliebten zu vereinen.

... und ihre Besichtigung

Schreiten wir aber nun endlich zur Besichtigung der Höhle selbst. Der Eingang beweist sogleich den Schachtcharakter der Höhle. Zuerst über Steinstufen, dann über eine Eisentreppe müssen die ersten 15 Höhenmeter überwunden werden.

Wir erreichen die Eingangshalle von 6 x 15 m Ausdehnung und die erste Erweiterung des Weges. Die Decke ist hier 10 m hoch und erste Tropfsteinbildungen sind zu sehen, die, wie an vielen Stellen der Höhle, durch ihre rote Farbe auffallen. Diese erhalten sie durch Einschwemmungen der für diese Gegend typischen roten Erde (Terra Rossa) auf der Oberfläche.

Wir steigen etwas weiter hinunter, im Eingangsbereich wurden Keramikfunde gemacht, vermutlich etwa 4000 Jahre alt. In der Höhle haben nie Menschen gewohnt, aber vielleicht haben sie den Ort zum Wasser sammeln aufgesucht. Dies würde erklären, dass ein Gefäß eine ungewöhnliche Größe hatte: Ein Bruchstück stellt sichtlich den Rand eines Gefäßes von mindestens eineinhalb Metern Durchmesser dar!

Weiter steigen wir die Schutthalde nun hinab, der eigentliche Höhlenboden liegt hier sehr viel tiefer, Material von außen hat die Höhle im Eingangsbereich stark aufgefüllt. Bald geht es unter einigen Sinterfahnen hindurch. Die Decke wird niedriger und wir erreichen den Roten Saal. Immer schöner wird jetzt der Tropfsteinschmuck der Höhle. Besonderheiten sind ganz weiße Kristalle, die an verschiedenen Stellen auftreten. An der linken Wand, auf halber Höhe bilden sie eine ganze Linie.

Am Grunde der roten Halle stehen wir vor einem großen Versturzblock von ca. 40 Kubikmeter, der vor Urzeiten von der Decke heruntergestürzt ist. Die Höhe der Decke erreicht an dieser Stelle 25 m. Auch sieht man hier zum ersten Male den gewachsenen Höhlenboden, bis hier reicht die Schutthalde. Die Wände sind ganz von Sinter überzogen. An der linken Wand hat er die Form von Blumenkohl. Interessant ist es, wie die Tropfsteine durchscheinen, wenn man die Lampe dahinter hält. Nun müssen wir uns rechts am Block vorbeizwängen.

Bald senkt sich die Decke auf stellenweise bis zu 1,70 m, wir befinden uns nun in einem wahren Tropfsteinwald. Stalaktiten, die von der Decke herabhängen und Stalagmiten, die vom Boden aufwachsen sind in jeder Form und Größe vorhanden. Die von der Decke hängenden, sehr dünnen Röhrchen haben dem Raum den Namen Spagettisaal gegeben.

Der Weg führt an einer schönen Sintersäule vorbei. Direkt neben dem Weg können wir jetzt Tropfsteine in 3 Farben bestaunen. Rote, Schneeweiße und fast schwarze Gebilde wachsen auf engstem Raum nebeneinander. In der folgenden kleinen Kammer wächst der Turm von Pisa. An der Decke ist ein wichtiges Detail zu sehen, der so genannte Initialkanal, der erste Weg des Wassers also, entlang dem schließlich die Höhle entstanden ist.

Treppen führen zum vierten Saal hinunter. Vor uns hängen Riesensinterfahnen von über 10 m Länge. (Ihr Alter erreicht vermutlich über 100.000 Jahre, denn diese Fahnen wachsen in 10 Jahren nur wenige Millimeter!)

Rechter Hand blicken wir in den Großen Schacht, der in drei Stufen 60 m hinunterführt und dann durch Wasser aufgefüllt ist.

Dort lebt der berühmte Grottenolm, das größte echte Höhlentier. Als besondere Attraktion kann man im Rahmen der Führung gleich (in der letzten Halle) ein Exemplar in einem kleinen Becken aus der Nähe betrachten.

Als besondere Rarität ist in der Höhle der Grottenolm zu sehen – ein echtes Höhlentier (Foto: Silvio Legović)

Der Olm hat sich an das Leben in der ewigen Nacht perfekt angepasst. Er ist weiß, denn er braucht ja keinen Schutz gegen das Sonnenlicht. Seine Augen sind verkümmert, aber die Anlage dafür ist vorhanden. Das deutet darauf hin, dass er früher oberirdisch gelebt hat und am Ende der Eiszeit in die kühle Höhle geflohen ist. Übrigens lebt er lange - etwa wie ein Mensch!

Doch auf zum Endspurt unserer Höhlenbesichtigung. Eine längere, etwas steile Treppe fordert nun etwas Vorsicht, die Mühe lohnt sich aber: Wir stehen jetzt im Figurensaal, dem letzten Raum der Höhle.

Zum Abschluss hält Jama Baredine noch einmal ein wunderschönes Panorama bereit.

Blick in den abschließenden Raum der Höhle am tiefsten Punkt

Der auffälligste Tropfstein ist der Schneemann, der größte Stalagmit in der Höhle mit über 2,5 m Höhe. Einige der Tropfsteine sind noch dauernd aktiv, d.h., sie werden noch vom fließenden Wasser benetzt und wachsen noch. Solche Gebilde sind besonders schön anzusehen. Ein herrliches Exemplar dieser Art ist der reinweiße Stalaktit, der in der Form einer Madonna ähnelt. Mach Regenfällen und im Frühjahr bildet sich in der Halle ein kleiner See, der den Zauber dieses Raumes noch verstärkt.

Für den Besucher ist es nun an der Zeit, auf demselben Weg wieder zum Ausgang der Schauhöhle zurückzukehren. Der Besucher der Höhle sieht, was bei Schauhöhlen eher selten der Fall ist, den gesamten bekannten Teil der Höhle. Was aber nicht heißt, dass nicht noch Fortsetzungen auf die Entdeckung warten.

In der Tiefe ist die Höhle völlig zugeschwemmt. Anders verhält es sich im eingangsnahen Bereich. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die Höhle auf der anderen Seite des Eingangsschachtes fortsetzt. Ein fast sicheres Indiz dafür schien, dass eine Bohrung, die man etwa 20 m vom Eingangsschacht entfernt niedergebracht hat, eingebrochen ist, d.h. einen Hohlraum angefahren hat. Also wurde versucht, zu dieser vermuteten Fortsetzung zu gelangen. Eine schlammige und mühevolle Arbeit – über 30 m wühlten sich die Forscher entlang einer Decke aus massivem Fels in der Hoffnung auf neue Räume – jedoch vergeblich. Die Arbeiten mussten eingestellt werden, die ganze Höhle scheint mit Erde verfüllt zu sein!

Kaum verwunderlich ist aber, dass in der näheren Umgebung der Höhle weitere kleinere Schächte vorhanden sind.

Höhle und mehr

Die beiden sympathischen Besitzer der Höhle, Daja und Silvio Legović, betreiben nicht einfach eine Schauhöhle, sondern sind Höhlenforscher mit Leib und Seele. Dies zeigt sich an ihrem Engagement in dem von Ihnen gegründeten Höhlenverein Proteus ebenso wie an zahlreichen nationalen und internationalen Aktivitäten – und an der Umgebung der Höhle Baredine!