Unterirdisches Bayern II - Peter R. Hofmann - E-Book

Unterirdisches Bayern II E-Book

Peter R. Hofmann

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Beschreibung

Der zweite Band des Exkursionsführers beschreibt auf 140 Seiten in 20 Wegen unter dem speziellen Aspekt Mensch & Höhle alle 10 Schauhöhlen des Landes. Das sind die bekannten und vielbesuchten Ausflugsziele wie Teufelshöhle, Sophienhöhle, Binghöhle, Schulerloch, Wendelsteinhöhle und Sturmannshöhle, aber auch weniger bekannte Kleinode wie die Schellenberger Eishöhle, das Grafenloch, die Maximili-ansgrotte, die König-Otto-Höhle und die Osterhöhle. Mit der Burg Stein und dem Grafenloch werden zwei Höhlenburgen vorgestellt, das Klösterl bei Kehlheim und die Burkhardusgrotte bilden die einzigen beiden Höhlenkirchen Bayerns. Zauberhaft ist der Felsengarten Sanspareil, von archaischer Kraft das Granit-Felsenlabyrinth Luisenburg. Einige Hinweise auf ausgefallene Objekte runden die Reise ab: Die Venusgrotte in Schloss Linderhof hat sicher schon mancher gesehen, aber wer hat schon einmal München unter dem Aspekt Höhle bereist, wer kennt das Höhlenhaus Weber an der Wand im Inntal, die Grotten im Schloss von Neuburg oder die einzige barocke Kirche, deren Hochaltar eine Höhle nachbildet? Viele Fotos und Pläne ergänzen dieses Buch und machen es zu einer spannenden Lektüre nicht nur für Speläologen und Wanderer, sondern für jeden, der Bayern unter einem ungewöhnlichen Aspekt bereisen will.

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Der Autor:

Foto: Julia Hofmann

Peter R. Hofmann (*1959)

wohnhaft in Oberaudorf im bayerischen Inntal beschäftigt sich seit seiner Jugend mit Fotografie und Höhlenkunde.

Dabei ist er nicht nur in deutschen Höhlen aktiv, sondern bereiste insbesondere den Mittelmeerraum, den Nahen Osten und viele Länder Osteuropas, worüber er regelmäßig in Fachvorträgen berichtet.

Sein Hauptinteresse gilt der Anthropospeläologie, also dem Thema Mensch & Höhle im weitesten Sinne. Er ist Mitglied im Verein für Höhlenkunde München e.V. und im Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. Selbst betreibt er das „Netzwerk Mensch & Höhle“.

Als Autor veröffentlichte er zahlreiche Fachartikel in höhlenkundlichen Zeitschriften, wirkte als Schriftleiter und Autor an wissenschaftlichen Veröffentlichungen mit und brachte im BOD-Verlag bislang vier eigene Gebietsführer (Inntal, Istrien, Malta, Slowenien) heraus – zudem den ersten Teil der auf drei Bände angelegten Reihe UNTERIRDISCHES BAYERN.

Im Jahre 2010 realisierte er das EU-geförderte Projekt "inntaler unterwelten". Der erste Höhlenweg unter anthropospeläologischen Gesichtspunkten verbindet vier (Schau-)höhlen des unteren Inntales, Peter Hofmann war Initiator und inhaltlicher Gestalter des Projektes. 2011 wurde er dafür mit dem Inntal-Euregio-Preis für besondere Verdienste in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit geehrt.

Seit 2012 konzentriert er sich in der fotografischen Arbeit stark auf HDR-Panorama-Fotografie. 2013 gewann er den Photo Salon Award “Best of Show" des 16. Internationalen speläologischen Kongresses in Brno (Tschechien). 2018 belegte er den dritten Platz auf dem „12th EuroSpeleo Forum 2018“ in Ebensee, Österreich, dem Kongress der europäischen Höhlenforscher.

www.tropfstein.de

- Inhalt -

Unterirdisches Bayern

Ein Überblick

Schellenberger Eishöhle

Im Bauch des Untersberges

Höhlenburg Stein an der Traun

Das Reich des Raubritters

Wendelsteinhöhle

Eine Entdeckungsreise in die Dunkelheit

Grafenloch & Weber an der Wand

Der Audorfer Höhlenweg

Unterirdisches München

Ein Kapitel Stadtspeläologie

Venusgrotte Linderhof

Die Zauberwelt des Königs

Sturmannshöhle Obermaiselstein

Wo das Allgäu einen Riss hat

Siebenschläferkirche Ruhstorf

Höhlenforschung einmal anders

Schlossgrotten Neuburg an der Donau

Ein Bild der Renaissance

Höhlenkirche Klösterl bei Kelheim

Das gefährdete Kleinod

Schulerloch im Altmühltal

Eine unterirdische Zeitreise

König-Otto-Tropfsteinhöhle Velburg

Das Schmuckkästchen der Oberpfalz

Osterhöhle Trondorf

Eine Welt in Schwarzweiß

Maximiliansgrotte bei Krottensee

Die spröde Schönheit

Teufelshöhle Pottenstein

Dem Höhlenbären auf der Spur

Binghöhle Streitberg

In der Tropfsteingalerie

Sophienhöhle im Ailsbachtal

Eine Zauberwelt unter der Erde

Felsengarten Sanspareil

Die Spielerei der Gräfin

Felsenlabyrinth Luisenburg

Das Wunder aus Granit

Burkhardusgrotte Triefenstein

Ein besonderes Finale

Anhang:

Links & Literatur

... und ein letzter Hinweis ...

Ein Wort voraus...

Die Reihe Mensch & Höhle ist allen gewidmet, die wie wir die Schönheiten der unterirdischen Natur zu schätzen wissen.

Der zweite Band der Reihe stellt Schauhöhlen und künstliche Höhlen vor. Gemeinsam mit dem ersten Teil bildet er somit ein hoffentlich vollständiges Verzeichnis der für die Öffentlichkeit erschlossenen unterirdischen Objekte des Freistaates.

Dann gäbe es freilich noch die zahlreichen unerschlossenen Höhlen, die zum Besuch locken … Vielleicht, irgendwann …

Wir danken allen, die uns unterstützt und geholfen haben, die uns Tipps gegeben und Türen geöffnet haben. Alle Schauhöhlenverwaltungen haben uns unterstützt, in aller Regel Sondertouren ermöglicht – und damit einige ungewöhnliche Fotos. Die bayerische Schlösser- und Seenverwaltung hat Fotogenehmigungen erteilt, viele Kollegen haben geholfen, besonders aus dem Verein für Höhlenkunde in München.

Besonderer Dank gilt aber den Weggefährten im direkten Sinne, die mit mir die mitunter beschwerlichen Wege gegangen sind, Sherpa und Fotomodel gleichzeitig sein mussten: Dr. Harald Reiner, Oliver Omonski und andere, besonders aber meine Tochter Julia, die auch das Lektorat übernommen hat.

Den Umschlag gestaltete wieder Thaddäus Müller, wofür ich ihm sehr herzlich danke.

Ich wünsche den Benutzern des Führers viel Freude an der Entdeckung der Unterwelt Bayerns und würde mich über Anregungen aus dem Kreis der Leser sehr freuen.

Im März 2019

Peter Hofmann

... und zwei Bitten!

Dieser Führer richtet sich an die Freunde der Natur, insbesondere der Höhlen und des Karstes.

Dabei geht der Autor von der Selbstverantwortlichkeit der Leser aus. Bitte beachten Sie, dass die meisten Wege zwar einfach sind und von jedermann zu bewältigen – andere aber auch Höhlen- bzw. Bergerfahrung voraussetzen.

Bitte gefährden Sie nicht sich und andere!

Gehen Sie niemals alleine!

Rüsten Sie sich ausreichend aus, hinterlassen Sie Nachricht!

Bei den vorgestellten Wegen handelt es sich um altbekannte Routen und Höhlen. Sie werden dort nicht der Erste sein, im Gegenteil: Allzu oft werden Sie unliebsame Spuren Ihrer Vorgänger vorfinden.

Fassen wir diese als Ermahnung auf und sind wir uns bewusst, dass jede Begehung eine Störung des sensiblen Ökosystems Karst & Höhle bedeutet.

Beherzigen wir deshalb – auch und gerade in Schauhöhlen - die Grundregeln der Höhlenforscher:

Nimm nichts mit – außer Erinnerungen!

Schlag nichts tot – außer der Zeit!

Lass nichts zurück – außer Fußstapfen!

Einleitung

Unterirdisches Bayern

– Ein Überblick –

Bayern besitzt neben zahllosen Naturschönheiten ein reiches kulturelles Erbe – das ist wohl unbestreitbar. Wer sich für Höhlen interessiert, wird feststellen, dass beide Aspekte des Freistaates oft eine spannende Symbiose eingehen. Eine ungeahnte Vielfalt gilt es zu entdecken.

Der erste Band dieses Führers hat sich mit den künstlichen unterirdischen Anlagen beschäftigt, im Wesentlichen Schaubergwerke und Kelleranlagen (nebst noch einigen „besonderen“ Objekten.)

Im vorliegenden zweiten Band soll der Fokus auf die Schauhöhlen, Höhlenkirchen und Höhlen und Grotten gelegt werden – erstaunlich, was sich auch hier offenbart.

Schauhöhlen in Bayern

An zehn Orten in Bayern kann der Besucher eine Schauhöhle besuchen und auf ausgebauten Wegen (und naturgemäß gegen Eintrittsgebühr) die Unterwelt erkunden. Das ist nicht nur eine schöne Zahl an Objekten, (wenn auch nicht so viele wie Bergwerke,) sie repräsentieren auch ganz unterschiedliche Erscheinungsformen.

Ein guter Auftakt ist die Schellenberger Eishöhle mit dem weitaus längsten Anmarsch. Dieser lohnt sich aber sehr, ist sie doch die einzige erschlossene Eishöhle.

Die Wendelsteinhöhle bietet mehrere Besonderheiten. Im Gipfelbereich des Aussichtsberges Wendelstein gelegen, ist schon die Anreise ein Erlebnis. Als einzige Schauhöhle kann sie selbständig durchwandert werden und bietet als Teil der inntaler unterwelten ein aufwendiges und einzigartiges Konzept.

Im schönen Allgäu bildet die Sturmannshöhle bei Obermaiselstein ein leicht zu erreichendes und beliebtes Ausflugsziel.

Das Schulerloch ist die einzige Schauhöhle im höhlenreichen Altmühltal und gehört zu den „altehrwürdigen“ Höhlen. Spannend ist nicht nur die Führung, sondern auch die Vielzahl an Veranstaltungen, von Konzerten bis Meditationen, für die sie bekannt ist.

Eine kleine, feine Höhle, die König-Otto-Tropfsteinhöhle bei Velburg, führt in die besuchenswerte Oberpfalz bzw. die Fränkische Alb – da nimmt die Dichte an Schauhöhlen übrigens bedeutend zu.

Die Osterhöhle stellt das kleinste Objekt dar, hat aber schöne Blicke und interessante Details zu bieten – und ist noch ohne elektrische Beleuchtung!

Die Maximiliansgrotte gehört zu den altehrwürdigen Schauhöhlen, die vielleicht etwas in Vergessenheit geraten ist.

Mit der Teufelshöhle Pottenstein ist man in der Fränkischen Schweiz angekommen, von allen Schauhöhlen Bayerns ist sie die besucherreichste – zur Hauptsaison also wahrlich kein Geheimtipp mehr.

Die Binghöhle hat eine ganz eigene Charakteristik und nennt sich daher Tropfstein-Galeriehöhle.

Die Sophienhöhle ist vielleicht die Schönste von allen mit drei großen Räumen.

Höhlenburgen und -häuser

Nur drei dieser interessanten Burgtypen besitzt Bayern, zwei davon können besucht werden.

Die Höhlenburg Grafenloch im schönen Inntal ist sogar frei zugänglich und kann gemeinsam mit dem Höhlenhaus Weber an der Wand erwandert werden.

Ein Ausflug lohnt zum herrlichen Ensemble der Burg Stein an der Traun, das genau genommen sogar aus drei Burgen besteht.

Höhlenkirchen

Ebenso bedeutsame Besonderheiten bilden Bayerns einzigartige Höhlenkirchen.

Die Felsenkirche Klösterl, direkt an der Donau unweit Kelheim gelegen, entstand aus einer Eremitenklause und lohnt den Besuch in jedem Falle.

Die Burkhardusgrotte Triefenstein unter Schloss Homburg am Main war immerhin Zuflucht eines Heiligen – wenn auch heute ein klein wenig vernachlässigt ist.

Die Siebenschläferkirche Ruhstorf an der Rott schließlich gehört zu den künstlichen Grotten und bildet ein kulturhistorisches Kleinod ohne jeden Vergleich – der ganze barocke Hochaltar bildet hier eine Höhle.

Übersichtskarte der beschriebenen Objekte

In der Karte entsprechen die Ziffern denen der Wege bzw. Kapitel des Buches.

Die Hinweise auf die Bergwerke und Keller dienen der Vollständigkeit, sie sind Inhalt des ersten Bandes der Reihe.

Künstliche Grotten

Die Höhlenwelt Bayerns wäre nicht komplett dargestellt ohne die künstlichen Höhlen – auch sie berichten uns schließlich von der Verbindung Mensch & Höhle.

Wer kennt sich nicht, die Venusgrotte in Schloss Linderhof, mit der bayerische „Märchenkönig“ Ludwig II einen seiner Träume Realität werden ließ.

Etwas weniger bekannt, aber nicht minder spannend sind die Schlossgrotten Neuburg an der Donau, sie erzählen uns etwas vom Naturverständnis und der Natursehnsucht der Renaissance.

Und wie wäre es schließlich mit einem Spaziergang zu Thema Stadtspeläologie in München? Erstaunlich, was es alles zu entdecken gibt - für den, der genau hinsieht.

Felsengärten

Einen eigenen Themenbereich bilden schließlich die Landschaftsgärten, von denen Bayern zwei schöne Exemplare mit starkem Höhlenbezug vorweisen kann.

Der Felsengarten Sanspareil bei Wonsees in der Nähe von Bayreuth bildet ein zauberhaftes Ensemble des Spätbarock und lässt die höfische Welt noch ein wenig erahnen.

Das Felsenlabyrinth Luisenburg ist Europas größtes Granit-Felsenmeer und birgt zahlreiche Versturzhöhlen, gebildet aus den gewaltigen Granitblöcken.

Man sieht, die Vielfalt der Unterwelt Bayerns ist faszinierend!

Die Objekte, die im Folgenden beschrieben werden, sind in geographischer Reihenfolge von Ost nach West und Süd nach Nord durchnummeriert. Die Karte auf der vorherigen Seite gibt einen groben Lageüberblick. Die Ziffern dort entsprechen denen der Wege bzw. Kapitel des Buches.

Der Übersicht halber sind die unterirdischen Objekte, im Wesentlichen Keller und Schaubergwerke, die Inhalt des ersten Bandes dieser Buchreihe sind, nochmals mit angeführt

Machen wir uns also auf den Weg ...

Weg I

Schellenberger Eishöhle

- Im Bauch des Untersberges -

Die erste in diesem Buch vorgestellte Höhle ist gleich ein Highlight in doppelter Hinsicht. Sie darf sich als einzige erschlossene Eishöhle Deutschlands bezeichnen, der „Höhepunkt“ ist aber leider auch ganz wörtlich zu nehmen: Hoch oben am Untersberg gelegen, hat sie den weitaus längsten und schwierigsten Zustieg aller Objekte dieses Führers zu bieten.

Die Geschichte einer Höhle

Eishöhlen, also das ganze Jahr über eisführende Objekte, sind kein allzu häufiges Phänomen – logischerweise oft hochgelegen, wo die Durchschnittstemperatur des Jahres niedrig ist. Die Schellenberger Eishöhle liegt auf 1570 m ü. NN in der Südwand des Salzburger Hochthrons, im Massiv des Untersberges.

Über die Entdeckung der Höhle ist nichts genaues bekannt. Angeblich soll sie von Hirtenbuben auf der Suche nach ihren Schafen aufgefunden worden sein.

Die erste schriftliche Erwähnung war der Eintrag in der bayerischen Generalstabskarte im Jahre 1826 als „Schellenberger Eisloch“. Am 5. Oktober 1874 suchte Anton Posselt-Czorich (1854–1911) aus Salzburg gemeinsam mit dem Bergführer Ebner die Höhle auf – sie war sozusagen für die Wissenschaft entdeckt.

Posselt unternahm noch mehrere Befahrungen und entdeckte 1879 den dritten Eisfall. Er verfasste mehrere Berichte über die Eishöhle in Zeitungen und Zeitschriften. Die touristischen Besuche nahmen zu.

1876 führte der österreichische Naturforscher Eberhard Fugger ebenfalls in Begleitung des Bergführers Ebner die Forschung weiter. Insgesamt führte er 10 Befahrungen durch und befasste sich intensiv mit der Eisbildung, gemeinsam mit Professor Kastner. Sie führten zahlreiche Eisstandsmessungen durch. Fugger fertigte auch den ersten Höhlenplan.

1874 und 1878 gab es bereits eine ganze Reihe von Veröffentlichungen. Nun begann die systematische Erforschung. Die Alpenvereinssektion Salzburg legte zwei Wege zur Eishöhle an, um sie besser zu erschließen, über Kienbergalm, Mitterkaser und Sandkaser zur Eishöhle sowie über den Schellenberger Sattel zur Höhle.

Im Jahre 1910 betrat mit Alexander Mörk von Mörkenstein aus Salzburg ein neuer Forscher die Szene. Im Oktober stieg er mit Martin Hell mit einer Strickleiter 15 Meter in die Tiefe. Und entdeckte die schwer zu erreichenden unteren Gänge, den später nach ihm benannten Mörkdom und eine große Halle, die er zu Ehren von Eberhard Fugger Fuggerhalle nannte. Er fertigte auch einen noch erhaltenen neuen Plan der Höhle an. Zu ihm stieß bald Walter von Czoernig-Czernhausen, ein bedeutender Name der Höhlenkunde, der sich intensiv mit der Eishöhle befasste die vorhandenen Höhlenpläne ergänzte.

Während des Ersten Weltkriegs ruhten die Aktivitäten. 1924 gründete Thomas Eder den Skiclub Schellenberg und erwies sich als treibende Kraft auch für die Höhle. Etliche Neuentdeckungen gründen auf seine Initiative. Er war von der Eishöhle so begeistert, dass er sie unbedingt der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. Das Forstamt Bischofswiesen genehmigte seinen Antrag.

Am 2. August 1925 wurde die Eishöhle offiziell eröffnet und zählte schon im ersten Jahr 2000 Besucher bei einem Eintrittsgeld inklusive Führung von 1,80 Mark.

Um die Erreichbarkeit zu verbessern wurde in den Jahren 1934 und 1935 von der Mittagsscharte her teils durch Tunnels ein Felsensteig unter der Leitung von Thomas Eder gebaut und nach ihm benannt.

Wirklich beeindruckend sind die Erfolge der jüngeren Zeit. Bis etwa 1985 lag die Länge der Höhle immer noch „nur“ bei 650 Metern. 1986 wurden 440 Meter neu erforscht und vermessen.

Zwischen 1987 und 1991 wuchs die Gesamtlänge auf 2353 Meter, ab 1998 erfolgte ein neuer „Forschungsschub“, im Jahre 2003 waren 3621 Meter erreicht – der derzeitige Endstand.

Ein herausfordernder Zustieg

Bedingt durch ihre Höhlenlage ist die Höhle vom Tal aus nur nach einem mehrstündigen Fußmarsch zu erreichen.

Ein geeigneter Parkplatz für Besucher liegt direkt an der Bundesstraße 305, die von Berchtesgaden nach Salzburg führt. Aus Berchtesgaden kommend fährt man durch Marktschellenberg hindurch, ca. 2 km nach dem Ortsende findet man auf der rechten Seite die Parkplätze (noch einen Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt auf etwa 490 m ü. NN). Gegenüber, beim mächtigen alten Zollturm, beginnt der Aufstieg auf einem gut ausgebauten Weg – alles bestens beschildert.

Nach etwa zweieinhalb bis drei Stunden Gehzeit ist die auf 1450 m gelegene Toni-Lenz-Hütte erreicht. Von der Hütte aus sind es nochmals 20 Minuten zur Eishöhle. Vom Parkplatz aus sind insgesamt über 1000 Höhenmeter bei einer Strecke von etwa sechs Kilometern zu bewältigen!

Eine weitere Möglichkeit, die Höhle zu erreichen, besteht mit der Untersbergseilbahn von St. Leonhard in Österreich aus.

Von der Bergstation am Geiereck auf 1776 m benutzt man den Alpenvereinsweg (Weg 417) zum Salzburger Hochthron. Von dort aus geht es weiter über das Plateau und hinab zur Mittagsscharte. Einige Minuten bevor man diese erreicht (Achtung, Abzweigung kann man übersehen) beginnt links abzweigend der Thomas-Eder-Steig. Er führt teils seilgesichert über Treppen und durch drei Tunnel direkt zur Schellenberger Eishöhle. Die Gehzeit beträgt eineinhalb bis zwei Stunden.

Dieser Weg ist nicht zu unterschätzen. Nur wirklich erfahrene, absolut trittsichere und schwindelfreie Personen sollten ihn gehen, Bei Nässe ist er sehr gefährlich! Dass geeignete Bergschuhe unverzichtbar sind, versteht sich von selbst.

Und noch ein Tipp: wer danach den Abstieg über die Toni-Lenz-Hütte ins Tal machen möchte, parkt am Besten am Morgen vor der Auffahrt mit der Seilbahn das Auto am oben beschriebenen Parkplatz am Zollturm. Ein Bus (Haltestelle direkt am Parkplatz) fährt zur Untersbergbahn.

Die Führung

Von der Mittagsscharte absteigend kommt man zunächst direkt zur Höhle, 15 min später erreicht man die Toni-Lenz-Hütte. Etwas oberhalb des Hauptweges ist eine kleine Hütte für den Höhlenführer und zur Aufbewahrung der Helme, daneben ist etwas Platz im steilen Gelände für die Gäste, die ich zur nächsten Führung sammeln. Von hier aus startet auch die Führung.

Zum Höhleneingang sind es von hier einige Minuten, dann erreicht man das mächtige Eingangsportal, 20 m breit und bis 4 m hoch. In den Schutthang, der nach unten zieht, ist der Weg eingebaut. 21 m tiefer erreicht man bereits das Bodeneis der Josef-Ritter-von-Angermayer-Halle, dem größten Raum der Höhle. Tageslicht fällt noch bis hierher. Die Dimension der Halle ist durchaus beeindruckend, 70 m lang, 40 m breit und 5 bis 8 m hoch. Ebenso bemerkenswert ist, dass das Eis hier eine Dicke von 30 m erreicht!

Von der Josef-Ritter-von-Angermayer-Halle gehen mehrere Gänge ab, an der rückwärtigen Wand führt ein Gang zum so genannten Dohlenfriedhof – dem einzigen Zugang in die tagfernsten Teile der Höhle. Der Höhlenführer weist natürlich ausdrücklich darauf hin.

Ebenso zeigt er den Eingang zum 15 m langen Spiralgang, der in Form einer Wendeltreppe hinaufzieht und daneben den Eingang zum Labyrinth, einem ebenfalls eisfreien Teil der Höhle. (Diese Höhlenabschnitte sind auf dem Plan eingezeichnet, ansonsten zeigt dieser hauptsächlich den Eis- und Führungsteil.)

Der Besucherweg leitet nun gerade zur Rückwand der Halle und über eine Wendeltreppe, eine mächtige Stahlkonstruktion, hinunter in den Mörkdom, in dem sich schöne Eisfiguren befinden. Mit Karbidlampen, die eine ganz besondere Atmosphäre schaffen, ist der Weg ausgeleuchtet.

Immer abwärts führt der Weg an einer Eiswand entlang. Diese ist besonders rein und klar, man kann tief in das Eis hineinsehen. Der Führer leuchtet an verschiedenen Stellen die Eisfiguren aus, ein eindrucksvolles Bild. An einigen Stellen erkennt man schön die Schichtung des Eises.

An einer Weggabelung steigt man ein kurzes Stück links den Posseltgang hinauf. Man sieht in die Öffnung eines niedrigen Ganges, dessen Wände völlig mit Raureif überzogen sind.

Früher gelangte man von hier durch einen künstlichen Stollen zum Ausgang, häufig ist in der Literatur dieser Rundweg noch beschrieben.

Heutzutage geht man im Rahmen einer Führung an der Weggabelung nochmals abwärts über eine nächste Treppe zum tiefsten begehbaren Punkt, der Fuggerhalle, 55 m unterhalb des Eingangs.

Der Höhenunterschied innerhalb des Eises beträgt 34 m. Die Fuggerhalle ist 16 m lang, 12 m breit und an der höchsten Stelle 15 m hoch. Das Bodeneis ist dort immerhin noch 10 m dick.

Eine Pollenanalyse ergab ein Alter von ca. 3000 Jahren.

Dann gilt es die Höhle auf demselben Weg wieder zu verlassen auf dem man gekommen ist.

Der Besucher kommt kurz vor dem Ausgang noch an der „Höhlenfee“ vorbei, einer Steinfigur, bald ist das Höhlenportal dann wieder durchschritten.

Den meisten Besuchern ist nach der dreiviertel Stunde, die inzwischen vergangen ist, auch recht frisch geworden.

Der Eingang ist im steilen Gelände von der Ferne nicht zu sehen

Besuchergruppe in der Eingangshalle

Die Eiswand im tieferen Teil des Führungsweges. Die Schichtung ist gut zu erkennen

Gelohnt hat es sich allemal. Schade, dass vermutlich schon die Zeit drängt, manches könnte man am sagenumwobenen und höhlenreichen Untersberg noch erwandern und erleben.

Der Artikel Vonderthann (2005) enthält neben einer guten Gesamtdarstellung der Höhle (auch zu Geologie, Sagen u. ä.) noch einige Hinweise. Auch der kleine Führer (Eigert 1986), den man nach der Tour erwerben kann, bietet viel Informatives.

Schellenberger Eishöhle

Öffnungszeiten:

Pfingsten bis Ende Oktober (schneeabhängig) täglich zu jeder vollen Stunde 10:00 bis16:00 Uhr

Besuchsdauer:

45 min.

Internet:

www.eishoehle.net

Toni-Lenz-Hütte:

Mareike & Christian Aiglstorfer

Telefon:

+43 660 658 1430

Internet:

www.toni-lenz-huette.de

E-Mail:

[email protected]

Sonstiges:

keine Übernachtungsmöglichkeit!

Parkplatz Aufstieg

Adresse

Hauptstraße 16

(auch für Navi)

83471 Schellenberger Forst

Untersbergbahn

Betriebszeiten:

jeweils zur vollen und halben Stunde: März bis Juni 8:30 bis 17:00 Juli bis Sept. 8:30 bis 17:30 Oktober 8:30 bis 17:00

Adresse:

Dr.-Friedrich-Ödlweg 2

(auch für Navi)

A-5083 Gartenau

Telefon:

+43 6246 72477-0

Internet:

www.untersbergbahn.at

E-Mail:

[email protected]

Touristinformation Markt Schellenberg

Telefon:

+49 8650 988830

Internet:

www.marktschellenberg.de

E-Mail:

[email protected]

Weg II

Höhlenburg Stein an der Traun

- Im Reich des Raubritters -

Der Ausflug nach Stein an der Traun führt in die reizvolle Gegend nordöstlich des Chiemsees – zu einer der drei Höhlenburgen Bayerns.

Ein besonderes Ensemble

Dass die Burg Stein zu den wichtigsten und gleichzeitig ungewöhnlichsten Burganlagen Deutschlands gehört, liegt an dem Umstand, dass sie aus drei verschiedenen Burgen besteht.

Kurz bevor die Traun bei Altenmarkt in die Alz mündet, erhebt sich östlich neben ihr eine über 500 m lange und etwa 50 m hohe, senkrechte Nagelfluhwand. Diese bildet den Abschluss einer Hochebene, die nach Osten bis hin zur Salzach reicht.

Fast an der Kante der Wand thront ein gedrungener Bau, das Hochschloss. Am Fuße der Wand liegt das Untere oder Neue Schloss. Zwischen beiden in der Steilwand „klebt“ spektakulär die Höhlenburg. Zusammen bilden sie die Burganlage Stein und gaben dem Dorf seinen Namen.

Eine wechselvolle Geschichte …

Die Geschichte, vor allem die Besitzverhältnisse der Anlage sind höchst wechselhaft und können hier nur sehr gerafft wiedergegeben werden. (Eine ausführliche und gut zu lesende Darstellung gibt der Burgenführer Schubert, Zeune 2006).

Das Hochschloss als ältester Teil geht auf das frühe 11. Jh. zurück. Alle drei Teile erfuhren mehrfache, teils grundlegende Umbauten. Das Hochschloss und die Höhlenburg erhielten um 1500 im Wesentlichen ihr heutiges Aussehen. Das untere Schloss wurde zuletzt 1885/86 im Stil der Neugotik umgebaut.

Ursprünglich hatte die obere Burg vermutlich den Salzhandel durch das Trauntal und den Flussübergang zu sichern, ebenso die nahe Landesgrenze. Durch einen Vertrag von 1275 kam es sogar zur kuriosen Situation, dass die Hangkante die Grenze bildete und das Hochschloss bis 1809 zu Salzburg gehörte, während die beiden anderen Burgen bayerisch waren. (Die Höhlenburg war also immer eine bayerische Höhlenburg!)

Die Höhlenburg weist zwei Bauphasen auf. Gemeinsam mit dem Unteren Schloss entstanden zwischen 1400 und 1430 die beiden ersten Räume, im 15. und 16. Jh. wurde sie zur heutigen weitläufigen Anlage mit Wehrgang und Aufgang zum Hochschloss ausgebaut.

Die Namen der Besitzer werden erst ab 1130 greifbar, als Bernhard von Stein und Eulenschwang genannt wird. Es folgt durch Kauf um 1200 das Geschlecht derer von Törring.

Der Besitz geht 1661 an die Freiherren Lösch von Hilgertshausen über, die es bis 1829 behielten. Die Lösch bewohnten ihren neuen Besitz nicht regelmäßig, da sie die meiste Zeit auf ihrem Stammsitz, dem Hofmarkschloss in Hilgertshausen im Kreis Dachau, verbrachten. Dennoch wurde die gesamte Anlage unter ihnen umgebaut und erhielt das bis heute erhaltene Erscheinungsbild, das Michael Wening um 1700 auf einem Kupferstich festhielt (siehe Abbildung).