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Gerade eben war alles perfekt. Die Schüler sind konzentriert und aufmerksam, der gut vorbereitete Unterricht fließt fast wie von selbst und so könnte es immer weitergehen. Tut es aber nicht, denn im Klassenzimmer nebenan wird bekannt, dass der Englisch-Test ausfällt, der Kollege ist krank. Drüben bricht die Hölle los. Vor Freude wird geschrien, Stühle krachen auf den Boden. Dahin ist der perfekte Flow in Ihrer Klasse, die Schüler sind abgelenkt, machen Bemerkungen, werden unruhig. Was jetzt? Ignorieren, nach nebenan gehen und Ordnung schaffen oder mit einer souveränen Bemerkung die Störung abhandeln und die Konzentration im eigenen Klassenraum wiederherstellen? Auf Unterrichtsstörungen richtig zu reagieren, ist die tägliche Herausforderung für Lehrende. Unterrichtsstörungen von vornherein zu vermeiden, ist der Königsweg. Doch es sind nicht alle Störungen vermeidbar, manche Unterbrechungen kommen von außen. Vieles hat seine Ursachen in Strukturen außerhalb des Klassenraums und auch außerhalb der Schule. Entscheidend für den richtigen Umgang ist es, die Störung richtig einzuschätzen.
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Seitenzahl: 47
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Was den Unterricht stört
Wer den Unterricht stört
Ursachen
Die Folgen für Lehrer und Schüler
8 Sofortmaßnahmen – Richtig reagieren
Sofort reagieren
Cool bleiben
Auf Verweigerung reagieren
Nonverbale Mittel
Verbale Mittel
Ihre Ausstrahlung
Deeskalation
„Du hast die Wahl“
Diese Fehler sollten Sie vermeiden
Schreien
Rechtfertigungen
Inkonsequenz
Machtkämpfe
Überreagieren
Sich manipulieren lassen
Lieblingsschüler
Zynisch und herabsetzend sein
Bagatellisieren
Im Vorfeld Störungen vermeiden
Klassenregeln
Der Klassenrat
Mehr Anreize, weniger Strafen
Beziehung pflegen
Gemeinsame Aktivitäten
Classroom-Management
Chancengleichheit
Elternarbeit
Rituale
Die Schüler beteiligen
Klassenklima
Die Kunst der Omnipräsenz
Hilfsmittel
Konsequent sein
Kluge Sitzordnung planen
Das Klassenzimmer
Stressabbau durch Entspannungsübungen / körperliche Lockerungsübungen
Wo bekomme ich Hilfe
Kollegen
Die Schüler als Informationsquelle nutzen
Fortbildung
Resilienz
Supervision
Ideen aus anderen Berufsfeldern
Improtheater
Rhetorik
Kommunikationswissenschaften
Bleiben Sie Sie selbst
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Gerade eben war alles perfekt. Die Schüler sind konzentriert und aufmerksam, der gut vorbereitete Unterricht fließt fast wie von selbst und so könnte es immer weitergehen. Tut es aber nicht, denn im Klassenzimmer nebenan wird bekannt, dass der Englisch-Test ausfällt, der Kollege ist krank. Drüben bricht die Hölle los. Vor Freude wird geschrien, Stühle krachen auf den Boden. Dahin ist der perfekte Flow in Ihrer Klasse, die Schüler sind abgelenkt, machen Bemerkungen, werden unruhig. Was jetzt? Ignorieren, nach nebenan gehen und Ordnung schaffen oder mit einer souveränen Bemerkung die Störung abhandeln und die Konzentration im eigenen Klassenraum wiederherstellen? Auf Unterrichtsstörungen richtig zu reagieren, ist die tägliche Herausforderung für Lehrende. Unterrichtsstörungen von vornherein zu vermeiden, ist der Königsweg. Doch es sind nicht alle Störungen vermeidbar, manche Unterbrechungen kommen von außen. Vieles hat seine Ursachen in Strukturen außerhalb des Klassenraums und auch außerhalb der Schule. Entscheidend für den richtigen Umgang ist es, die Störung richtig einzuschätzen.
Die Formen der Störungen sind vielfältig. Verbal als Zwischenrufe oder durch Verhalten wie Gezappel, Unaufmerksamkeit oder auch Verweigerung. Gegenstände können zur Störung werden, hier sind natürlich Handys das beste Beispiel. Nolting (2012) unterscheidet Störungen nach aktiven Unterrichtsstörungen (Herumlaufen, Schwätzen …), passiven Unterrichtsstörungen (vergessenes Material, Verweigerung der Mitarbeit …) und Störungen durch Schüler-Schüler-Interaktion (Streit, Mobbing). Es gibt Störungen, gegen die Sie nichts tun können. Die Baustelle vor dem Schulgelände, Streik bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, der die halbe Klasse zu spät kommen lässt, all das sind Gegebenheiten, mit denen umgegangen werden muss. Eine graduelle Unterscheidung nimmt Biller vor und unterscheidet Bagatellstörungen, direkte und indirekte Störungen und unvermeidbare bzw. unbehebbare Störungen (Biller, K., 1979). Dieser eine Zwischenruf, für sich genommen eine Kleinigkeit, könnte mit einem Blick abgestraft werden, wäre es nicht der gefühlt zwanzigste in dieser Stunde, also der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Der Lehrbeauftragte für Classroom-Management an der Universität Tübingen, Christoph Eichhorn, weist auf eine wichtige Perspektive hin: Wenn Schüler stören, kann dies auch eine Möglichkeit bieten, eine bessere und tiefere Beziehung zur Klasse und zum Schüler aufzubauen. (Eichhorn, C. 2019) Das hilft dem Klassenklima und wirkt lernfördernd. Wie Sie auf Situationen reagieren, wird von Ihren Schülern genauestens wahrgenommen und bewertet. Eine Störung bietet Ihnen die Chance, Respekt zu erwerben, nicht etwa durch drastische Sanktionen, sondern durch souveräne, angemessene und professionelle Antworten.
Es handelt sich bei jedem Vorgehen immer auch um eine Gratwanderung. Erreichen Sie durch Disziplin, Struktur und Konsequenz einen nahezu störungsfreien Unterricht, ohne die Kreativität und Aktivität der Schüler zu bremsen.
Es lohnt sich auch, Fragen zum Störer selbst zu stellen. Stört dieser Schüler oft, dauerhaft, immer auf die gleiche Art und bei jedem Lehrer? Oder nur in Ihrem Unterricht? Gibt es sonst Auffälligkeiten in seinem Auftreten, Verhalten, hat sich etwas geändert in letzter Zeit? Schüler, die aus individuellen Gründen stören, tun dies immer wieder im Gegensatz zu anderen, die fast nie stören. Es wäre viel zu kurz gegriffen, als Störer allein Schüler zu identifizieren. Lehrer selbst können für die Klasse zum Störer werden, wenn es zum Beispiel zu Überreaktionen kommt. Ein Schüler hat sein Buch nicht aufgeschlagen und Sie donnern die gesamte Klasse an? Das kommt vor, führt jedoch dazu, dass alle ihre Arbeit unterbrechen, Sie haben ein Kind ermahnt und zwanzig gestört. Dann gibt es natürlich auch Störer von außen, wie die Mutter, die an die Tür klopft, weil sie noch den vergessenen Turnbeutel des Sohnes bringen wollte. Lautsprecherdurchsagen oder selbst Kollegen mit eigentlich guten Absichten können den Flow in der Klasse ruinieren. Das hat niemand in der Hand und hier zahlt es sich aus, über gute Strategien zu verfügen, mit denen Sie die Klasse möglichst schnell wieder auf den Pfad der Konzentration zurückführen.
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