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Dieses E-Book entspricht 176 Taschenbuchseiten ... "Mein Mann kann es mir nicht besorgen. Suche geile Männer jeden Alters, die mich auch härter anfassen können." Entsetzt liest Kurt – der brave Ehemann –, was seine Frau Sarah auf einer Dating-Seite eingestellt hat. Er ahnt, dass er Sarah verliert, wenn er sie mit seiner Entdeckung konfrontiert. Um herauszufinden, was sie zu diesem Schritt bewogen haben könnte, taucht er ebenfalls in die BDSM-Welt ein und wird zum "Azubi" in Sachen Sex. Kann Kurt sein perfides Psychospiel um Sarah gewinnen oder wird er letztendlich alles verlieren? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 248
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Impressum:
Unterwirf mich! Erotischer SM-Roman
von Jens Polt
Aufgewachsen in einer Zeit, in der von HIV noch lange keine Rede war, lernt Jens Polt seine Sexualität kennen. Nach der Schule folgt das Studium, danach Job und ernsthaftere Beziehungen. Er beginnt verhältnismäßig spät zu schreiben, wobei er bald für sich feststellt, dass ihn die „heile“ Welt nicht interessiert, sondern ihn das Dunkle im Menschen wesentlich mehr fesselt. So schreibt er Geschichten abseits des Mainstreams, die von Kommunikationslosigkeit, Irrtümern, physischen und vor allem psychischen Veränderungen handeln. Dabei liebt er es, seine Leser in die Irre zu führen, Lösungen anzubieten um diese wieder verpuffen zu lassen. Inspiriert wird er durch alltägliche Vorkommnisse wie Zeitungsberichte, die Urlaubsplanung oder auch nur eine dunkle Straßenseite im tiefsten Winter.Jens Polt lebt mit seiner Familie samt zwei Hunden und drei Katzen in der Nähe von Wien.
Lektorat: A. K. Frank
Originalausgabe
© 2021 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © Photographer_ME @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783750700567
www.blue-panther-books.de
Schock
Liebevoll strich Kurt über die nackte Schulter Sarahs, die nicht von der Decke bedeckt war. Das leichte Grummeln und Zucken Sarahs zeigte ihm, dass sie schon am Aufwachen war, ihren Schlaf jedoch noch nicht vollständig abschütteln konnte. Es störte ihn nicht, er genoss diese Phase des Erwachens bei Sarah, in der sie, vielleicht durch die noch vorhandene Bettwärme bedingt, ein Maß an Sanftmut verströmte, welches in den letzten Jahren nachgelassen hatte.
Seine Lippen berührten ihre Schultern und strichen wie ein Hauch darüber, kitzelten sie wahrscheinlich ein wenig, als sie sich über den Schultergürtel ihrer Halsbeuge näherten. »Du kannst mich noch immer so wunderbar wecken, Schatz«, sagte Sarah gähnend und drehte sich zu Kurt, wobei sie begann, zärtlich seine Wange zu streicheln.
»Der Weckvorgang ist noch lange nicht vorbei, mein Liebling.« Kurts Hand glitt unter Sarahs Decke und begann Sarahs Brüste zu suchen. Als sie diese fand, umfuhr sie zärtlich deren Wölbung, um anschließend sanft über Sarahs Nippel zu streichen. Sarah begann zu gurren, ihre Hand glitt zwischen Kurts Beine, wo sie sanft begann, seine Hoden zu massieren.
»Wie viel Zeit haben wir?«, hauchte Sarah Kurt ins Ohr, während er sich enger an sie presste. »Zeit genug«, raunte Kurt, knapp vor ihren Brüsten mit seinen Lippen innehaltend. »Matti schläft sicher noch und bis du losmusst, sind es noch drei Stunden.« »Du bist ein Schuft.« Sarahs Tonfall strafte ihre Worte Lügen. »Du weckst mich am Samstag um sieben.«
Kurt sagte darauf nichts, sein ganzes Interesse bestand aktuell darin, an Sarahs Nippel zu lecken und zu saugen. Seine Hand hatte sich in der Zwischenzeit unter das Nachtkleidchen Sarahs gestohlen und streichelte über ihre Spalte, die zunehmend feuchter wurde. Auch sein Schwanz, der mittlerweile von Sarah gekonnt gewichst wurde, stand schon wie eine Eins. Kurze Zeit genossen noch beide das erregende Vorspiel, bevor Kurt sich auf Sarah legte und sanft in sie eindrang. Mit sanften Stößen begann er sie zu ficken, sein Mund glitt immer wieder über ihren Hals, knabberte an ihren Ohren. Sarah kreuzte ihre Beine hinter seinem Rücken, um ihm noch tiefer Einlass in sich zu gewähren.
Kurt spürte, wie es begann in ihm hochzusteigen, erhöhte sein Tempo und wurde dabei von Sarah noch angefeuert. »Komm, Schatz, hol es dir. Das machst du gut, ich komme auch gleich«, keuchte Sarah halblaut. Stöhnend entlud sich Kurt, auch Sarah schien soweit, ihre Hände pressten sich auf Kurts Rücken und mit einem lang gezogenen »Jaaaaaaaa« keuchte auch sie ihren Höhepunkt heraus.
Gelöst und entspannt blieb Kurt kurze Zeit auf Sarah liegen, bevor er sich auf seine Bettseite zurücklegte und den Nachhall seines Höhepunktes genoss.
»Ich geh mal duschen, Schatz«, hörte er die Stimme Sarahs. Er schaffte als Antwort allerdings nicht mehr als ein bestätigendes Grunzen. So ging es ihm immer. Wenn er gekommen war, fuhr sein Körper auf Minimum und er war für einige Minuten zu nichts mehr fähig, an weiteren Sex war gar nicht zu denken. Sarah hatte es zu Beginn ihrer Beziehung immer wieder versucht, es hatte aber nicht geklappt. Er brauchte ein Minimum von dreißig Minuten zur körperlichen Erholung, sonst lief überhaupt nichts.
Nach fünf Minuten rappelte sich Kurt auf und tapste in die Küche, um Frühstück zu machen. Schlussendlich war es sein Ehrgeiz, den Frühstückstisch fertig zu haben, wenn Sarah aus der Dusche kam. Mit eingespielten Handgriffen deckte er den Tisch, füllte das Milchkännchen, ließ den Kaffee in die Tassen rinnen, bestrich die Frühstücksbrote, während er auf das Summen des Eierkochers wartete. Genau in dem Moment, in dem Sarah die Küche betrat, stellte Kurt die gekochten Eier auf den Frühstückstisch.
»Voilà, Madame.« Kurt lächelte Sarah liebevoll an. »Das Frühstück ist fertig.«
»Das ist toll, wie du das immer wieder schaffst, Schatz.« Sarah setzte sich. »Was würde ich bloß ohne dich tun?«
»Dann hättest du einen anderen.« Kurt lachte laut auf. »Ich bin der Glückspilz von uns beiden, ich habe dich und Matti, ich würde mit niemandem auf der Welt tauschen wollen.«
»Du bist lieb.« Sarah schlürfte an ihrem heißen Kaffee. »Ich liebe dich und würde dich ebenfalls nie hergeben.«
Während des Frühstücks lief ein schwarzköpfiger Wirbelwind namens Matti zu den beiden, forderte lautstark Frühstück und umarmte dann Kurt und Sarah, bevor er sich auf seinen Stuhl setzte. Kurt war schon aufgestanden, um Mattis Müsli zu bereiten und sein Brot zu streichen, während Matti Sarah von seinen letzten Erlebnissen erzählte. Vor allem war er total aufgeregt, dass er heute das erste Mal bei einem Schulfreund übernachten durfte.
Kaum hatte Matti sein Frühstück verschlungen, verschwand er wieder in seinem Zimmer mit der Begründung, dass er noch etwas checken musste, wie er sich ausdrückte.
»Mein armer Liebling«, beendete Sarah die kurz herrschende Stille, »heute wirst du alleine sein.«
»Kein Problem, Schatz.« Kurt lehnte sich gemütlich zurück. »Ich bin schon ein großer Junge, ich finde schon was. Außerdem, ist dieses Meeting wirklich so wichtig für dich? Wenn nicht, sag es einfach ab und wir haben den Abend für uns alleine.«
»Wie gerne würde ich das tun, Liebling.« Sarah sah Kurt betrübt an. »Aber es ist wirklich wichtig für mich. Bitte verstehe mich.«
»Schon gut.« Kurt winkte ab. »Einen Versuch war es wert.«
Die restliche Frühstückszeit plätscherte gemütlich dahin, bis Sarah begann, von sich aus auf Aufbruch zu drängen. Kurts Hinweis, dass sie noch über dreißig Minuten Zeit hätte, schien sie scheinbar nicht zu hören. Sie umarmten und küssten sich noch, bevor Sarah das Haus verließ, um an dem Wochenendmeeting der Führungsetage ihres Konzerns teilzunehmen. Kurt machte sich daran, das Geschirr in den Spüler zu geben. Nachdem er fertig war, fiel ihm ein, dass er gestern Sarah an ihrem Laptop überrascht hatte, als er ihr mitteilte, dass das Abendessen fertig sei. Normalerweise wartete er nicht auf sie, gestern schon, da Matti zu Sarah gestürmt war und sie aus dem kleinen Arbeitszimmer gezerrt hatte. Sarah hatte nur Zeit gehabt, ihren Laptop zuzuklappen, ob sie ihn runtergefahren hatte, hatte Kurt nicht gesehen. Sie waren den ganzen gestrigen Abend zusammen gewesen und ihm war nicht aufgefallen, dass sie nochmals in ihr Arbeitszimmer gegangen war.
»Dann fahre ich ihn eben jetzt runter«, dachte sich Kurt und ging in das Arbeitszimmer.
Dort sah es noch genauso aus wie zu dem Zeitpunkt, als sie es gestern verlassen hatten. Er schritt zu dem Gerät und klappte den Bildschirm hoch, klickte mit der Maus und tatsächlich, der Bildschirm hellte sich auf. Er wollte schon ganz automatisch die Abschaltroutine starten, da fiel ihm auf, dass auf dem Bildschirm eine Art Chat-Protokoll zu lesen war. Er sah genauer hin und konnte zunächst nicht glauben, was er sah. Unterschiedliche Chatteilnehmer, deren Bilder meistens nackte Schwänze zeigten und eine Frau, die sich mit entblößtem Ober- und Unterleib präsentierte. Fassungslos setzte er sich in den vor dem Tisch stehenden Drehsessel und begann zu lesen.
»Ja, ich komme ganz sicher«, stand neben dem Bild der nackten Frau, deren Nick »Lillith82« war. Er sah den darüberstehenden Chat, wo stand: »Kommst du zu dem Event, der morgen stattfindet? Mein Schwanz braucht williges Fickfleisch!« Er sah höher, las dort: »Dein Nick passt genau, war gestern ein geiles Erlebnis.« Er sah auf das Datum dieses Chats, er war von Mittwoch und Sarah war Dienstag spät nachts heimgekommen. Tränen der Kränkung und Wut brachen aus Kurt heraus, als er immer weiter nach oben scrollte, las, wie von sexuellen Events die Rede war, von Spielarten, an die er nie gedacht hatte. Noch hatte er einen kleinen Funken der Hoffnung, dass Sarah nichts mit dieser »Lillith« zu tun hatte, doch selbst diese zerschlug sich, als er den Beginn des Threads erreicht hatte.
Wie er mit der Maus über das kleine Bild der Threaderstellerin fuhr, wurde es vergrößert und nun sah er ganz deutlich das kleine Muttermal, welches Sarah unter ihrer linken Brust hatte. Als er diesen eindeutigen Beweis sah, wurde sein Tränenfluss stärker und er konnte vorerst nicht weiterlesen. Er schloss die Augen und vor seinem geistigen Auge spulten sich Bilder ab. Wie er Sarah das erste Mal gesehen und er dabei einen Stich verspürt hatte, wie er sie die ganze Zeit anstarrte, wie er das erste Mal Blickkontakt zu ihr und sie ihn angelächelt hatte. Er sah, wie er sie das erste Mal angesprochen hatte, wie er ihr seine Liebe gestanden und sie ihn daraufhin umarmt und geküsst hatte, sah, wie sie nach Abschluss ihrer Studien geheiratet hatten und sie bald darauf kam. Er konnte jetzt noch ihre Erleichterung spüren, als er ihr gesagt hatte, dass er ihre Karriere unterstützen würde und bei Matti bleiben würde.
So war er Hausmann geworden und Sarah hatte Karriere im Konzern gemacht und war schnell in die Chefetagen aufgestiegen. Mittlerweile arbeitete er auch wieder als Lehrer, allerdings mit reduzierter Unterrichtsverpflichtung und Sarah brachte das Geld heim, zahlte für alle den Lebensunterhalt. »Dein Gehalt ist dein Taschengeld«, hatte sie geschmunzelt, als auch er einen Beitrag leisten wollte. Ihr Gehalt war so gut, dass sie vor fünf Jahren beschlossen hatten, ein Haus in einer guten Wohngegend zu kaufen, damit »Matti im Grünen aufwachsen kann«, wie sie damals meinte.
Vor drei Jahren gab es dann die erste Krise zwischen ihnen, erinnerte sich Kurt. Sarah wurde immer herrischer, unzufriedener mit ihm. Kurt wusste damals wie heute nicht, woran es lag. Tat er damals etwas, war es schlecht, machte er es daraufhin anders, ebenfalls. Dieses Verhalten Sarahs änderte sich jedoch schlagartig und sie wurde wieder genauso liebevoll zu ihm wie zuvor.
Kurt, der seine Tränen inzwischen in den Griff bekommen hatte, war nun wieder in der Lage, den Beginn dieses Threads zu lesen.
»Mein Mann kann es mir nicht besorgen. Suche gute Stecher jeden Alters, die mich auch härter anfassen können.«
Kurt sah auf das Datum, es zeigte ihm, dass der Thread vor drei Jahren gestartet worden war, ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, an dem sich Sarah wieder zur liebevollen Gattin gewandelt hatte. Kurt wusste nicht, was er tun sollte, so schockiert war er über das Gelesene. Ohne nachzudenken, druckte er sich den ganzen Thread aus und verließ ihn anschließend. Er merkte sich den Namen der Plattform und fuhr den Laptop runter. In Kurt brannte es, immer und immer wieder kreisten seine Gedanken um das soeben Gelesene. Nie hätte er gedacht, dass seine geliebte Sarah ihn so hintergehen würde. Wie kamen die dazu, von dem »geilen Fummel« zu sprechen? Er kannte Sarahs Kleiderschrank auswendig, da er ihn betreute. Auch ihre Unterwäsche kannte er, sie war hübsch, aber ein geiler Fummel ganz sicher nicht. Kurt stemmte sich auf und ging ins Schlafzimmer, wo Sarahs Kleiderschrank war, und begann ihn hektisch zu durchsuchen.
Penibel sah er zunächst die Kleider, die Shirts und Blusen durch, die er selbst ja immer wieder bügelte, zusammenlegte und in den Schrank gab. Danach nahm er sich die Laden vor, in denen Sarah ihre Unterwäsche und Strümpfe hatte. Er fand nichts, auf das »geiler Fummel« passen würde. Nicht einmal Strapse hatte Sarah, höchstens zwei Paar Halterlose. Psychisch total am Boden setzte sich Kurt auf das Bett und stützte seinen Kopf auf seine Hände, um nachzudenken.
»Hier hat Sarah sicher keinen Fummel versteckt«, überlegte er, »somit muss er an einem anderen Ort sein. Ein Ort, wo sie immer Zutritt hat. Im Büro ganz sicher nicht, sie muss sich auch umziehen, somit bleibt nur eine Wohnung und für eine Wohnung benötigt man einen Schlüssel. Das heißt, irgendwo hier könnte noch ein Schlüssel versteckt sein und die einzigen Orte, um die ich mich nie kümmere, sind Sarahs Schmuckladen und ihr Schreibtisch.«
Kurt erhob sich, schritt zu den Schmuckladen Sarahs und begann diese zu durchsuchen. Er öffnete jedes Etui, jede Schachtel und wurde fündig. Versteckt unter mehreren Etuis fand er eine kleine unauffällige Schachtel mit dem Stempelaufdruck eines Juweliers. Er öffnete sie und darin lag ein einzelner Schlüssel. »Jetzt brauche ich noch das Schloss dazu«, dachte sich Kurt grimmig. »Vielleicht finde ich einen Hinweis in diesem Thread.« Er legte sich auf das Bett und begann den Thread genauer durchzulesen, je mehr er las, umso kälter wurde es in seinem Inneren. Das einzige, was er fand, war, dass von einem Ficknest gesprochen wurde und dass »Lillith« auf eine Mailadresse hinwies.
»Richtig überlegt«, lobte sich Kurt selbst. »Eine Wohnung ist vorhanden und in den Mails steht die Adresse. Dann werde ich mal schauen, ob ich dort etwas finde.« Er ging zu seinem PC, rief die Seite des Adressenanbieters auf und begann mit seinen Versuchen, sich in den geheimen Mailaccount Sarahs zu hacken. Die Angabe der Mailadresse war einfach, nur das Passwort war das Problem. Kurt wusste, dass Sarah für alles das gleiche Passwort verwendete, welches im Prinzip das Geburtsdatum Mattis war. Er wusste auch, dass sie dabei Groß- und Kleinschreibung, gemischt mit Sonderzeichen verwendete, aber nicht mehr die genaue Abfolge. Allerdings wusste er, wann die Sonderzeichen kamen, somit war es für ihn etwas einfacher. Tatsächlich gelang es ihm schon beim dritten Versuch, das richtige Passwort zu finden und er war in Sarahs Account.
»Du bist sehr umtriebig, mein Schatz«, dachte sich Kurt, als er mehr als dreihundert Mails vorfand. »Nur die brauche ich nicht, deine Sendungen sind wesentlich interessanter.« Kurt untersuchte nun die gesendeten Nachrichten und fand bald die Adresse des »Ficknestes« heraus. Als nächstes war er neugierig, an wie viele Personen Sarah geschrieben hatte. Beinahe war er erleichtert, als er feststellte, dass sie mit vier Personen anscheinend engeren Kontakt in der letzten Zeit hatte. Einerseits war Kurt froh darüber, dass Sarah doch nicht eine Matratze für jeden Schwanz war, andererseits auch froh darüber, dass sie ihn nicht nur mit einem betrog.
In dem Moment, in dem sich Kurt genauer mit dem Inhalt der Mails beschäftigen wollte, wurde er von Matti unterbrochen, der ihn lautstark aufforderte, ihm beim Packen zu helfen. Widerwillig ging Kurt mit Matti, seinen PC ließ er jedoch an. Den geheimen Mailaccount Sarahs hatte er nur minimiert, nicht verlassen.
»Matti ist momentan wichtiger, bald bist aber wieder du an der Reihe, mein Schatz.« Kurt konnte sich ein boshaftes Grinsen nicht verkneifen.
Schnell waren die Kleinigkeiten gepackt, danach balgte Kurt mit Matti noch herum, bevor sie sich in Kurts Auto setzten und er Matti zu seinem Schulfreund brachte. Dessen Eltern wollten ihn noch auf das Mittagessen einladen, doch er lehnte ab. Zu sehr drängte es ihn nach Hause, um weiter in Sarahs Doppelleben zu stöbern.
Bei der Rückfahrt überlegte sich Kurt, worauf er achten wollte. Er wollte sich auf die Vorlieben Sarahs konzentrieren und hoffte, dass er diese herauslesen könnte. Nachdem er zu Hause angekommen war, klemmte er sich vor seinen PC und begann konzentriert zu lesen. Er hatte rund zwei Stunden gelesen, manche Mails sogar drei- oder viermal, als er sich erschöpft zurücklehnte und seine überanstrengten Augen schloss. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass seine Sarah bei solchen Spielen mitmachen würde und doch hatte sie es getan, noch dazu voller Begeisterung, wie er gelesen hatte. Aber er hatte gefunden, worauf sie am ehesten abfuhr. Sie stand auf Unterwerfung, auf Schmerz weniger, sie akzeptierte ihn als Teil eines Bestrafungsspiels, aber nicht als eigentlichen Lustgewinn. Daher hatte sie viele ihrer Stecher nach dem ersten Treffen in die Wüste geschickt und eben vier Personen waren in der letzten Zeit übrig geblieben.
»Dann wollen wir uns mal um dein Liebesnest kümmern«, sagte sich Kurt, als er die Adresse in die Suchmaschine tippte, die sofort ein Ergebnis brachte. Eine Straße, die ungefähr neunzig Autominuten von seinem und Sarahs Haus entfernt war. Sofort machte sich Kurt auf den Weg, gab die Adresse in sein Navi ein und fuhr los. »Was für ein Rollentausch«, kam es ihm in den Sinn, als er auf den Autobahnzubringer einbog. »Ich fahre mit der Familienkutsche und Sarah mit ihrem Cabrio durch die Gegend. Ich bin das brave Hausmütterchen und sie die Frau von Welt, die megamäßig Geld scheffelt und der anscheinend ein Mann zu wenig ist. Hauptsache zu Hause ist alles in Ordnung.«
Die Fahrzeit verging schnell und bald hatte Kurt sein Ziel erreicht. Zu seiner Freude sperrte der gefundene Schlüssel sowohl das Haustor als auch die Wohnungstüre auf. Kaum hatte Kurt die Wohnung betreten, roch er den leichten Nachhall von Sarahs Parfum, welches noch in der Luft schwebte. Mit wenigen Schritten erreichte Kurt das einzige Zimmer der Wohnung. Dort stand ein großes Bett, daneben ein x-förmiges Gestell aus zwei Holzbrettern, an denen Metallösen angebracht waren. An der Wand hingen Fotos, die Männer und Frauen beim Sex zeigten. Als Kurt sich diese näher ansah, stellte er fest, dass Sarah immer als Beteiligte zu sehen war. Er sah, wie sie einen Schwanz im Mund hatte, wie sie in ihren Hintereingang gefickt wurde, wie sie an den Nippeln von Frauen saugte oder von ihnen mit einem Kunstpenis penetriert wurde und Ähnliches. Er wandte sich den beiden Kästen zu, die neben den Fotos standen, und öffnete sie. Jetzt sah er auch den »geilen Fummel«, von dem er in dem Thread Sarahs gelesen hatte. Er sah Schuhe und Stiefel mit einer Absatzhöhe, die er nie für möglich gehalten hätte, sah Peitschen und verschiedene Handschellen mit Stangen. Ein Fach war voll mit Dildos in verschiedenen Größen.
Kurt biss aus Zorn seine Zähne zusammen, als er sein Handy zückte und mehrere Fotos schoss. Es war eines, aus Indizien und Beweisen zu schließen, dass man betrogen wurde, es war aber etwas ganz anderes, es mit eigenen Augen zu sehen. Nachdem Kurt die Fotos geschossen hatte, hielt ihn nichts mehr hier. »Was weiter geschieht, überlegst du dir in Ruhe zu Hause. Nicht jetzt«, nahm er sich vor, als er die Wohnung verließ, um nach Hause zu fahren.
Auf dem Weg zu seinem Fahrzeug stieg in Kurt die Erinnerung hoch, dass er bei den Fotos, die Sarah beim Sex mit anderen Männern und Frauen zeigte, etwas gesehen hatte, was so überhaupt nicht zu hemmungslosem Sex passte. Er hatte zu diesem Zeitpunkt nicht darauf geachtet, da er viel zu sehr davon besessen war, Material zu sammeln und jetzt war der Gedanke weg. Auch der Gedanke an die Erinnerung war aus Kurts Bewusstsein verschwunden, als er seinen Wagen erreicht hatte und einstieg.
Während der Heimfahrt hatte Kurt seine ganze Kraft aufwenden müssen, um nicht an Sarah und ihren jahrelangen Betrug und ihr Doppelleben zu denken. Er fühlte sich vollkommen erschöpft, als er zu Hause ankam und ließ sich auf das Bett fallen, wo er, angezogen wie er war, in einen unruhigen Schlaf fiel, aus dem er schweißgebadet erwachte. Er stand auf und ging in das Bad, um sich eine Dusche zu gönnen. Kurt fühlte, wie seine Lebensgeister wieder erwachten, als die warmen Wasserstrahlen seinen Körper trafen. Erfrischt trocknete er sich ab, zog sich etwas Bequemes an und ließ sich, nachdem er sich eine Flasche Bier geholt hatte, auf die tiefe Couch fallen.
»Dann wollen wir mal.« Kurt nahm einen langen Zug aus der Flasche. »Welche Möglichkeiten habe ich? Entweder konfrontiere ich Sarah sofort damit oder ich spiele weiterhin den nichts ahnenden Ehemann. Was könnte ich bei Konfrontation von Sarah verlangen? Dass sie ihr Doppelleben beendet oder die Scheidung. Auch wenn sie ihr Doppelleben beendet, wie würde unsere Ehe dann verlaufen? Anscheinend kann ich sie sexuell nicht befriedigen, also würde das Ganze nur zeitverzögert auf eine Trennung hinauslaufen. Matti würde wohl am meisten darunter leiden und ich würde, wenn Matti bei Sarah wohnen bliebe, den engen Kontakt zu ihm verlieren. Was würde geschehen, wenn ich weiterhin den unwissenden Idioten spielen würde? Sarah wäre weiterhin liebevoll zu mir, würde weiterhin mit anderen ficken und sich benutzen lassen, und ich würde jeden Tag ein kleines bisschen mehr sterben. Das will ich auch nicht.«
Kurts Gedanken begannen sich im Kreis zu drehen. Inzwischen hatte er schon seine vierte Flasche Bier geöffnet und er spürte den Alkohol, da er selten etwas trank. Wie er so saß und zwischen Wut und Kränkung hin und her schwankte, sah er wieder Sarah vor sich, wie er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Ihre langen, schwarzen Haare, ihre strahlenden grünen Augen, ihr freundliches, leicht spitzbübisches Lächeln. Sarah, wie sie sich in ihrer immer figurbetonten Kleidung anmutig bewegte und sich ihrer Ausstrahlung auf die Männerwelt vollkommen bewusst war. Jetzt wurde Kurt bewusst, dass er Sarah noch immer liebte, obwohl sie ihn betrogen hatte. Er wollte ihr zeigen, dass er ihr alles geben konnte, was sie suchte. Nur wie er das machen sollte, das wusste er noch nicht. »Kommt Zeit, kommt Rat«, dachte er sich, bevor er auf der Couch einschlief.
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Als Kurt erwachte, war es schon später Vormittag. Er bereitete sich ein kleines Frühstück zu und verrichtete anschließend seine Morgentoilette. Danach widmete er sich der Hausarbeit, nach deren Beendigung er Matti holen wollte. Wiederum kreisten seine Gedanken um den gestrigen Tag, der sein Leben durcheinandergebracht hatte. Seine Wut war einem dumpfen Gefühl der Ungewissheit und der Kränkung gewichen, bei Weitem nicht so stark wie gestern, aber doch deutlich im Vordergrund. »Wenn ich nur einen Plan hätte«, sagte sich Kurt, »dann könnte ich alles besser spielen, aber so? Wie soll ich liebevoll reagieren, wenn ich weiß, dass Sarah von einer Ficknacht zurückkommt?« Über sich verärgert, weil ihm nichts Sinnvolles einfiel, hörte Kurt mit der Hausarbeit auf und machte sich auf den Weg, um Matti zu holen. Wiederum wurde er zum Essen eingeladen, was er diesmal wegen Mattis Drängen annahm, brach allerdings sofort danach auf, um mit Matti nach Hause zu fahren.
Wie immer, wenn Sarah von ihren Wochenendmeetings heimkam, bereitete Kurt einige kleine Snacks zu, da er wusste, dass Sarah nach diesen Meetings ziemlich ausgehungert war. »Kein Wunder«, dachte sich Kurt, als er die Snacks in den Kühlschrank stellte, »dort wird dein Magen wohl mit etwas anderem gefüllt.« Kaum hatte er den Kühlschrank geschlossen, hörte er Sarahs Stimme, die ihre Ankunft mitteilte. Wie immer ging er in den Vorraum, um sie zu begrüßen, bemerkte, wie Matti an ihm vorbei zischte, um in die ausgebreiteten Arme seiner Mutter zu fliegen. Unter Lachen und Quietschen herzten sie sich und Kurt sah ihnen leicht kopfschüttelnd zu, wobei er die Schauspielfähigkeit seiner Frau bewunderte. Als sich die beiden voneinander gelöst hatten und Matti wieder im Laufschritt in sein Zimmer zurückkehrte, trat nun auch Kurt zu Sarah und umarmte sie.
»Schön, dass du wieder hier bist, Schatz«, raunte Kurt Sarah ins Ohr.
»Ich freue mich auch, wieder hier zu sein«, antwortete ihm Sarah und drückte ihm anschließend ein Küsschen auf den Mund, »und ich habe immensen Hunger.«
»Dann öffne mal den Kühlschrank, Liebes«, Kurt wunderte sich über sich selbst, dass er normal wie immer reagierte, »da steht etwas für dich.«
Nachdem Sarah abgelegt hatte, gingen beide in die Küche, wo Sarah sofort den Kühlschrank öffnete und die vorbereiteten Snacks herausnahm und sich setzte.
»Die sehen wundervoll aus«, Sarah biss ab, »und schmecken auch so.«
»Wie war das Meeting?«
»Das war diesmal ziemlich anstrengend, ich hatte kaum Zeit zu essen und nur wenige Stunden Schlaf.«
»Du Arme und das am Wochenende. War es wenigstens für dich erfolgreich?« Kurt wusste nicht, ob er vor Lachen laut losbrüllen oder ob er sich wegen dieser Charade, die er spielte, schämen sollte.
»Das kann man sagen, total erfolgreich. Jetzt ist wenigstens mal drei Monate Pause mit diesen Meetings.«
»Das ist aber fein, wenigstens mal einige Wochenenden für uns drei.«
»Finde ich auch! Was hast du so gemacht, Schatz?«
»Och, nichts Besonderes, Hausarbeit eben, deinen Laptop habe ich auch runtergefahren, der war noch an.« Kurt konnte es sich nicht verkneifen, etwas zu sticheln.
»Der war noch an?« Kurt sah, wie Sarahs Lächeln für einen Moment einfror. »Und?«
»Nichts und.« Kurt tat erstaunt. »Ich habe ihn einfach runtergefahren.« Als er sah, wie Sarahs eingefrorenes Lächeln in Erleichterung überging, beschloss er noch etwas draufzusetzen. »Der Bildschirm sah schon seltsam aus, so als wären da verschiedene Mitteilungen zu lesen.« Kurt lächelte Sarah freundlich an und sah, wie sie blass wurde. »Bevor ich es genauer gesehen hatte, war der Bildschirm schon dunkel.« Kurt konnte direkt hören, wie Sarah ein Stein vom Herzen fiel. »So etwas kenne ich nur bei Internetthreads«, setzte er fort. »War es einer?« »Ja«, er konnte sehen, wie Sarah erleichtert lächelte, »aber nur firmenintern. Dabei kann ich sofort auf Meldungen meiner Mitarbeiter reagieren.«
Kurt konnte es nicht fassen, wie Sarah ohne geringste Anzeichen lügen konnte.
»Klingt interessant und praktisch.« Kurt begann zu lächeln. »Gott sei Dank war es keine Kontaktseite, wo du Liebhaber suchst.«
»Nein, Schatz, war es nicht.« Sarah lachte laut auf, Kurt konnte aber deutlich einen gequälten Unterton in ihrem Lachen hören. »Ich habe ja dich.«
»Danke, dass du das sagst, mein Schatz. Ich hoffe, du bist zufrieden mit mir.«
»Natürlich, Liebling, in jeder Beziehung!«
»Wirklich in jeder Beziehung, auch beim Sex?« Kurt sah, wie Sarah unsicher wurde.
»Natürlich auch beim Sex, auch hier gibst du mir alles, was ich brauche.«
»Wenn ich dich nicht so sehr lieben würde«, dachte Kurt, während er Sarah liebevoll anlächelte, »dann würde ich dir diese Lügerei nicht verzeihen. Vielleicht liebst du mich auch noch und willst mich nicht verlieren und darum lügst du. Ich weiß, was ich tue, bis ich dich wieder ganz für mich habe. Ich werde Gleiches mit Gleichem vergelten, Betrug mit Betrug, bis ich es schaffe, dass du wieder zu mir zurückkehrst. Ich bin nicht mehr dieser schüchterne Junge wie vor mehr als zehn Jahren, jetzt bin ich bereit zu kämpfen für das, was ich will, und ich will dich!«
Als hätte Kurt keine Zweifel an Sarahs Worten, stand er auf und küsste sie. Sie ließ es anfänglich zu, löste sich jedoch rasch wieder und verwies darauf, dass Matti jeden Moment kommen könnte. »Matti freut sich bestimmt, wenn sich seine Eltern ihre Liebe zeigen«, reagierte Kurt. Sarah lachte kurz auf und trat dann trotzdem einen Schritt zurück. »Warten wir auf später, Schatz«, meinte sie mit einem versprechenden Lächeln auf den Lippen, »dann sind wir sicher ungestört.«
Der weitere Abend verlief normal, wie im Prinzip jeder andere Abend. Sie spielten mit Matti, bis es für ihn Zeit war zu schlafen und gönnten sich danach noch ein kleines Gläschen Wein, welches sie auf ihrer Couch tranken. Der Fernseher lief, Sarah lehnte sich wie so oft an Kurts Schulter. Nichts deutete darauf hin, dass sie ihn regelmäßig seit drei Jahren betrog. Ab und zu wechselten sie ein paar Worte, bis auch diese immer weniger wurden und beide gedankenverloren in den Fernseher blickten. Wieder durchströmte Kurt ein Gefühl der Zuneigung zu Sarah. Es kam ihm beinahe wie ein schlechter Traum vor, was er gestern entdeckt hatte, und doch wusste er, dass es wahr war.
Ein leichter Schnarchlaut riss Kurt aus seinen Gedanken. So gut es ihm möglich war, versuchte er zu erkennen, ob Sarah schlief und so war es auch. Sachte schob er sie von sich, stand auf und nahm sie auf seine Arme. Jetzt freute er sich, dass er wenigstens auf seinen Körper geachtet hatte, als er ohne Probleme Sarah hochheben und zum Bett tragen konnte. Sanft legte er sie ab, zog ihr Hose und Strumpfhose aus, was sie mit einem Grummeln begleitete, aber dabei nicht wirklich wach wurde, und deckte sie danach zu. Dann ging auch er zu Bett, in der Gewissheit, dass er am nächsten Tag beginnen würde, seinen Plan umzusetzen.
***
Die Woche startete wie immer. Kurt stand als erster auf und bereitete Frühstück für alle, sah dann nach Matti, dass dieser nicht allzu lange trödelte, und fuhr um sieben Uhr dreißig ab, um Matti zur Schule zu bringen und um anschließend zu seiner Schule weiter zu fahren. Es hatte auch diesmal nur für ein flüchtiges Abschiedsküsschen mit Sarah gereicht, da diese, wie sonst auch, erst knapp vor seiner Abfahrt aufgestanden war. Kurt fühlte sich den ganzen Vormittag unkonzentriert. In seinen Gedanken war er schon vollkommen auf den Nachmittag fixiert, an dem er beginnen wollte, seinen Plan umzusetzen.
Selten hatte Kurt seinen Arbeitsplatz so schnell verlassen wie an diesem Montag. Kaum war er in seinem Haus zurück, stürzte er zu seinem PC, rief die Plattform auf, auf der auch Sarah angemeldet war und begann sich zu registrieren. Name, Alter, Geschlecht, Mailadresse und Telefonnummer. Als er den ersten Schritt abgeschlossen hatte, erfolgte der Zweite. Er sollte sich beschreiben oder ein Foto von sich zeigen, am besten beides. Die Beschreibung war einfach, aber was war ein aussagekräftiges Foto? Er wollte ja nicht erkannt werden, somit fiel ein Selfie aus. So enge Freunde, die ihn dabei unterstützen würden, hatte er auch nicht. Klar, er hatte einige gute Fotos von sich, sogar aktuelle, die ihn mit freiem Oberkörper zeigten. Sein Gesicht war aber immer dabei.