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Sexualität als menschliche Gestaltungsaufgabe
Sie ist eine aufregende Gabe und manchmal eine schwere Last, sie ist die Form intimster Nähe und manchmal ein Mittel grausamster Gewalt: Die Rede ist von der Sexualität des Menschen. Wie kann sie in ihren verschiedenen Ausprägungen verantwortlich und als Bereicherung des Lebens kultiviert werden? Wie werden evangelische Kirche und Theologie zu diesem Thema und in diesem Sinne sprachfähig? In der Wahrnehmung von humanwissenschaftlichen Erkenntnissen und theologischer Deutung bietet dieses Buch Impulse für eine evangelische Sexualethik, die sexuelle Freiheit und Verantwortlichkeit in den orientierenden Horizont der Liebe stellt.
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Seitenzahl: 186
Peter Dabrock
Renate Augstein
Cornelia Helfferich
Stefanie Schardien
Uwe Sielert
Unverschämt – schön
Sexualethik:
evangelisch
und lebensnah
Gütersloher Verlagshaus
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Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
Umschlagmotiv: © Sprint/Corbis
ISBN 978-3-641-16557-4
www.gtvh.de
Inhalt
1. Warum ein ethischer Blick auf die Sexualität aus heutiger evangelischer Sicht?
2. Was sagt evangelische Theologie im Gespräch mit anderen Wissenschaften?
2.1 Warum sich heute noch an der Bibel orientieren?
2.2 Wie lassen sich biblische Aussagen zur Sexualität heute verstehen?
2.2.1 Sperriges
2.2.2 Erstaunliches
2.2.3 Perspektivreiches
2.3 Was sagen verschiedene Wissenschaften?
2.3.1 Anthropologische Perspektiven
2.3.2 Sexualsoziologische Perspektiven
2.3.3 Psychologische Perspektiven
2.3.4 Gefährdungen und Möglichkeiten des Scheiterns
2.3.5 Pädagogische Perspektiven
2.3.6 Rechtliche Perspektiven
2.3.7 Gender und Diversity als Querschnittsthemen
2.4 Theologisch-ethische Kriteriologie
3. Die Lebenswirklichkeit ist oft anders: Lebensnahe Orientierungen sind gefragt
3.1 Gestaltung des Wechselverhältnisses von Sexualität und Liebe
3.1.1 Sexualität im Lebenslauf
3.1.1.1 Kindheit
3.1.1.2 Jugend
3.1.1.3 Mittlere Lebensphase des Erwachsenenalters
3.1.1.4 Alter
3.1.2 Lebenssituationen und Lebenskontexte
3.1.2.1 Sexualität und Behinderung
Sexualität und Selbstbestimmung bei Menschen mit geistiger Behinderung
Sexualassistenz als Streitpunkt
3.1.2.2 Sexualität in Lebensräumen ohne Privatsphäre
3.1.2.3 Sexuelle Beziehungen in der Arbeitswelt
3.1.3 Geschlechtsidentität(en), sexuelle Orientierung(en) und sexuelle Identität(en)
3.1.3.1 Sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektive
3.1.3.2 Gesellschaftliche Perspektive
3.1.3.3 Sexualethische Perspektive
3.2 Fragwürdige Formen von Sexualität
3.2.1 Pornographie und Cybersex
3.2.2 Sadomasochismus
3.2.3 Prostitution
3.3 Sexualität destruktiv: Gewalt und Machtmissbrauch
3.3.1 Erscheinungsformen und Hintergründe
3.3.2 Sexualisierte Gewalt im Verantwortungsbereich der Kirche
3.3.3 Sprachfähigkeit und Enttabuisierung zum Abbau sexualisierter Gewalt
3.3.4 Die Haltung denen gegenüber, die sexualisierte Gewalt ausgeübt haben
3.3.5 Kriterien als Anhaltspunkte bei der Auseinandersetzung mit destruktiver Sexualität, deren Opfern und Tätern oder Täterinnen
4. Kirchliche Handlungsmöglichkeiten
4.1 Sexualität: (k)ein Gemeindethema
4.2 Gottesdienst und Predigt
4.3 Kinder- und Jugendarbeit
4.4 Seelsorge und Beratung
4.5 Kirche und sexuelle Orientierung
4.6 Öffentliche Kirche
4.7 Sexualität – spannungsvolles Lebensthema und Kirchenthema
5. Literatur
Die Autorinnen und Autoren
1. Warum ein ethischer Blick auf die Sexualität aus heutiger evangelischer Sicht?
Als die Evangelische Kirche in Deutschland 1971 (!) ihre letzte Denkschrift zum Thema veröffentlichte, war der Blick auf die menschliche Sexualität vornehmlich durch den Bezug zur Ehe geprägt. Heute dagegen kommt eine erweiterte Sicht zur Darstellung. So wenig wie die Ehe in der Sexualität aufgehen kann, so wenig ist Sexualität allein auf die Ehe zu fokussieren. Daher werden die Themen und Aspekte, die sich aus evangelischer Sicht auf Fragen der Sexualethik beziehen, sichtbar und deutlich erweitert. Vor diesem Hintergrund haben die evangelische Theologie und die evangelische Kirche die Aufgabe und die Chance, ihre spezifischen Perspektiven zum Verständnis von Sexualität in unserer pluralen Gesellschaft im Horizont einer evangelisch zu verantwortenden Sexualethik einzubringen. Sofern dies mit Empathie und ohne erhobenen Zeigefinger geschieht, besteht die berechtigte Aussicht, ernst genommen und gehört zu werden.
Lange Zeit war das freilich nicht der Fall. Seit der sogenannten »sexuellen Revolution« wurde beiden großen Kirchen in Deutschland aufgrund ihrer vermeintlich leibfeindlichen Traditionen hinsichtlich des Umgangs mit Sexualität kaum Prägewirkung zugebilligt. Die Notwendigkeit, sich mit den leibfeindlichen Tendenzen in der eigenen Tradition auseinanderzusetzen und zu fragen, wie ein konstruktiver und orientierender Beitrag zur Sexualität aussehen kann, wird nicht zuletzt durch die aktuellen gesellschaftlichen Umgangsweisen mit Sexualität beschleunigt. Angesichts der Allgegenwart von Sexualität im öffentlichen Raum – sei es in der Werbung, in den Medien oder im Internet – und einer damit verbundenen »Hypersexualisierung« aller Lebensbereiche wird verstärkt das Bedürfnis laut, Sexualität jenseits aller »Leistungsvorgaben« im intimen Schutzraum der Liebe leben zu können. Dass wir Menschen mehr sind als die Summe unserer sexuellen Fähigkeiten, ja dass Sex nicht alles im Leben ist, sondern in unsere eigene Persönlichkeitsentwicklung und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen eingebettet sein will, rückt wieder in den Blick. Gerade die evangelische Kirche und Theologie können in der öffentlichen Diskussion über Sexualität, besonders vor dem Hintergrund der Ambivalenzen und Brüche in den eigenen Umgangsweisen mit Sexualität, zu Anwältinnen eines Verständnisses von Sexualität werden, das Körper, Seele und Geist miteinander verbindet und in den Horizont der Liebe stellt.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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