Venezianische Vesper - D.G. Ambronn - E-Book

Venezianische Vesper E-Book

D.G. Ambronn

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Beschreibung

Sie haben Monique nach Venedig geschickt, damit sie die Nummer eins eines internationalen Syndikats aufspürt und liquidiert. Ein Auftrag, den Weber nicht überlebt hat, und auch für Monique geht es sehr bald um Leben und Tod. Spannendes Geheimdienstabenteuer voll Ironie und tieferer Bedeutung.

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Das Buch

Monique ist nicht zu ihrem Vergnügen in Venedig. Sie hat einen Auftrag – einen gefährlichen Auftrag, den ihr Vorgänger nicht überlebt hat. Aber da ist auch noch Luigi, den sie gut leiden mag. Ob sie mit seiner Hilfe ans Ziel kommen wird?

Der Autor

D.G. Ambronn wurde am 3. Juli 1955 an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste geboren. Er studierte Anglistik, Germanistik und Philosophie in Kiel und lebt auch heute noch im Norden, sofern er nicht gerade auf Reisen ist.

Mit Dass du in Venedig wärst veröffentlichte er 2020 seinen ersten Roman, eine Hommage an Venedig und die Liebe. Es folgten weitere Romane und Sammlungen von Erzählungen und Kurzgeschichten.

Weitere Bücher von D.G. Ambronn

Dass du in Venedig wärst (Roman) Margherita und der dunkle Widerschein der Welt (Roman):

1. Teil: 1939-1940

2. Teil: 1941

Und was ist mit Rosemarie? (Ein Kieler Kriminalroman)

Unbezähmbare Gezeiten. (Ein Kieler Kriminalroman)

Eine irische Winterreise und andere Erzählungen und Kurzgeschichten

Ein Reigen – Erzählungen und Kurzgeschichten

Ausgewählte Erzählungen und Kurzgeschichten - Großdruck

Und er tat den Brunnen des Abgrunds auf; und es ging auf ein Rauch aus dem Brunnen wie ein Rauch eines großen Ofens, und es ward verfinstert die Sonne und die Luft von dem Rauch des Brunnens.

(Offenbarung 9,2)

Der Bootsführer half Monique routiniert beim Vonbordgehen und beschrieb ihr den Weg zum Hotel, ohne dass sie ihn darum gebeten hätte. Dann reichte er ihr das Gepäck, grüßte kurz und legte ab. Langsam steuerte er das Wassertaxi rückwärts auf dem schmalen Rio dei Santi Apostoli wieder in Richtung Canal Grande.

Monique schulterte ihre Reisetasche. Sie war nicht schwer. Sie enthielt nur das Nötigste. Sie hatte nicht vor, lange zu bleiben.

Es dämmerte bereits ein wenig. Im Februar waren die Tage immer noch recht kurz. Sie erkannte an den Spuren auf dem Pflaster, dass es vor nicht allzu langer Zeit geregnet haben musste, aber jetzt war es trocken und in der Luft lag sogar ein Hauch von Frühling.

Die Gasse, in der sich das Hotel Reni befand, war so schmal, dass zwei Menschen gerade so aneinander vorbeikamen. Vor dem Eingang lag ein roter Fußabtreter und darüber war ein roter Baldachin, auf dem ‚Hotel‘ stand.

Der kleine Raum, den Monique durch die Glastür betrat, war Rezeption und Lounge zugleich und im Augenblick verlassen. Sie tippte einmal lässig auf die Klingel und sah sich dann im Raum um. Alles war entweder rot und plüschig oder gelb und plüschig, aber rot war vorherrschend.

Aus einem Nebenraum kam eine Frau, die so stark geschminkt war, dass sie alterslos wirkte.

„Meurisse. Ich habe reserviert.“

Die Frau suchte eine Weile in ihrem Computer, dann holte sie einen Schlüssel unter dem Tresen hervor.

„Zimmer sechs, zweiter Stock. Wenn Sie mir Ihren Ausweis dalassen würden, Signora. Wegen der Fremdenpolizei.“

Monique gab ihn ihr und nahm dafür den Zimmerschlüssel an sich. Sie sah die Frau hinterm Tresen fragend an, aber die erwiderte ihren Blick ohne eine Regung.

„Der Fahrstuhl?“, fragte Monique schließlich, aber die Frau hob nur die Schultern ein wenig und machte ein bedauerndes Gesicht. Monique sah sich nach dem Treppenhaus um, nahm ihr Gepäck und stieg in den zweiten Stock hinauf.

Zimmer sechs war ein Einzelzimmer, rot und plüschig und gerade groß genug für ein Bett, ein kleines Tischchen und einen Stuhl. In einer Nische befanden sich ein schmaler Kleiderschrank und die Tür zum Bad. Das Zimmer ging nach hinten auf einen kleinen Innenhof.

„Wenigstens nachts kein Straßenlärm“, murmelte Monique.

Sie begann ihre Reisetasche auszupacken. Als erstes hielt sie Ausschau nach einem Versteck für ihre Steyr-Mannlicher. Viele Möglichkeiten gab es hier nicht, aber sie würde die Waffe wahrscheinlich sowieso immer mitnehmen, wenn sie das Hotel verließ. Schließlich kletterte sie auf den Stuhl, barocker Stil, rot und plüschig und verdammt wackelig, und deponierte die Pistole in dem schmalen Raum zwischen der Klimaanlage und der Decke.

Als sie alles ausgepackt hatte, duschte sie.

Sie war keineswegs der Meinung, ihre Auftraggeber hätten sie aus Geiz in einem bescheidenen Hotel wie diesem untergebracht. Hier im Reni hatte Weber ein Zimmer genommen, aber niemand wusste warum. Es war auch nicht mehr möglich, ihn danach zu fragen, denn inzwischen war er tot.

Da sie den Italiener erst morgen Vormittag treffen konnte, wollte sie sich einen ruhigen Abend machen und erst einmal irgendwo eine Kleinigkeit essen. Es war schon ein paar Jahre her, dass sie zuletzt in Venedig gewesen war. Sie versuchte sich zu erinnern, ob es in der Nähe ein akzeptables Restaurant gab. Das Da Alberto vielleicht? Das war nicht weit von San Zanipolo entfernt. Bodenständige Küche und nicht kostspielig.

Als sie vor das Hotel trat, war das letzte Tageslicht längst erloschen. Der Karneval hatte noch nicht begonnen, also waren die Gassen praktisch menschenleer. Sie versuchte sich vorzustellen, wie es hier gewesen sein mochte, bevor elektrische Straßenbeleuchtung auch die letzte schmale Gasse erhellte. Da war wohl niemand abends ohne Laterne aus dem Haus gegangen. Es sei denn, er hätte Böses vorgehabt. Monique war kein ängstlicher Typ, aber die ungewohnte, jedoch für Venedig typische Stille brachte sie dazu, sich ihrerseits lautlos wie eine Katze zu bewegen.

Als sie die Osteria von Alberto betrat, traf sie das laute Stimmengewirr der Gäste wie ein Schlag. Sie hatte Glück, noch einen freien Tisch im Hinterzimmer zu bekommen, wo es ruhiger war. Anders als vorne saßen hier überwiegend Touristen, die eine vornehme Kultiviertheit auszustrahlen versuchten.

Während Monique auf ihr Essen wartete, überlegte sie, wie er geheißen hatte. Gino? Giorgio? Giulio? Ach nein, Matteo, so hieß er.

Als sie das Da Alberto verließ, war sie angefüllt mit sauer eingelegten Sardinen, Leber auf venezianische Art und Erinnerungen an Matteo. Er war so ein goldiger Schatz gewesen, und sie hatten gemeinsam so schöne Tage in Venedig erlebt. Damals.

Die Rezeption im Reni war genauso verlassen wie bei ihrer Ankunft. Ob die alterslose Dame oder wer auch immer jetzt Dienst tat, von nebenan den Eingang im Blick hatte? Sie tippte die Klingel an, und nach einer Weile erschien ein junger Mann.

„Nummer sechs“, sagte sie, und er schob ihr den Schlüssel und ihren Ausweis über den Tresen.

„Gute Nacht, Signora“, murmelte er.

„Grazie.“

In ihrem Zimmer nahm sie ihre Reisetasche genauer in Augenschein. Es gab keinen Zweifel, dass sich jemand daran zu schaffen gemacht hatte. So weit, so gut. Aber in einer Seitentasche hatte ein Bündel mit mehreren Tausend Euro gesteckt. Das war noch da. Der heimliche Besucher war also kein gewöhnlicher Dieb, er hatte etwas anderes gesucht. Dumm von ihm, dass er den Köder verschmäht hatte. Sie wusste jetzt, dass sie auf der Hut sein musste.

Vorm Schlafengehen lehnte Monique den Stuhl an die Tür und zwar so, dass er umfallen musst, sobald sie auch nur wenige Zentimeter geöffnet wurde, und als letztes, bevor sie das Licht löschte, schob sie die Steyr-Mannlicher unter ihr Kopfkissen.