Vergangene Liebe - Kelvin Waiden - E-Book

Vergangene Liebe E-Book

Kelvin Waiden

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Beschreibung

Cassians Frau Melanie war mit ihrem Freund und seinem nagelneuen Golf nach Ibiza durchgebrannt. Er wollte eigentlich keine neue Beziehung mehr. Dann trifft er Alena. Seine Gefühle sind zwiespältig. Aber auch Alena hat eine Vergangenheit. Ihre Wege kreuzen sich immer wieder. Ob Cassian will oder nicht, er wird sich entscheiden müssen, wie es mit seinen verletzten Gefühlen weitergehen soll. Auch sein Handicap meldet sich wieder stärker. Cassian leidet unter dem Tourette Syndrom. Ein eBook to Go Roman S. VerlagJG® Regelmäßig erscheinende, ausgewählte Romane in einer handlichen Form speziell für dein Smartphone

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Seitenzahl: 82

Veröffentlichungsjahr: 2016

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eBook to Go Reihe

LOVE & ROMANCE

Vergangene Liebe

Kelvin Waiden

©  2016 Kelvin Waiden

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,

Alle Rechte vorbehalten

Dieses E-Book ist auch als Taschenbuch unter dem Titel: Verbrauchte Liebe von Kelvin Waiden erschienen.

2.Auflage

ISBN: 978-3-95745-585-7

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Verlassen

Beziehungen

Das Fest

Das Rendezvous

Verlassen

Cassian Richard saß im Sessel vor dem Fernseher. Eine leere Flasche Cognac stand neben ihm auf dem Wohnzimmertisch. Es war morgens gegen 06.30 Uhr. Der Fernseher war aus. Er war die ganze Nacht nicht an gewesen.

Cassian war stocknüchtern. Obwohl er die Nacht nicht geschlafen hatte und die Flasche Cognac am Abend zuvor noch voll war. Er saß einfach im Sessel, in den er sich gestern Abend gesetzt hatte.

Seine Gedanken kreisten. Sie kreisten immer nur um das eine. Melanie, seine Frau hatte ihn verlassen. Einfach so, nach fünf Jahren.

Cassian erinnerte sich immer wieder an die vergangene Zeit. Das Kennenlernen; als sie zusammengezogen waren. Sie arbeitete als OP Schwester im hiesigen Krankenhaus. Er studierte Jura. Die gemeinsamen Jahre. Und als vor einem halben Jahr Cassians Vater gestorben war, hatte sie ihm zur Seite gestanden. Seine Gedanken schweiften ab. Sein Vater hatte ihn finanziell unterstützt. Während des gesamten Studiums. Er stand kurz vor dem Examen. Nur noch vier Monate. Nach seinem Tod hatte Melanie finanziell die Hauptlast getragen. Seine Mutter hatte nur eine kleine Witwenrente. Und jetzt war Melanie mit ihrem Freund und dem nagelneuen Golf verschwunden. Sie hatte das Girokonto bis zum Anschlag überzogen. Cassian konnte keinen müden Cent mehr abheben. Geschweige die nächste, fällige Miete zahlen.

Gegen 9.00 Uhr ging das Telefon.

„Hallo, wer ist da?“

Cassian hatte nicht gleich den Namen verstanden.

„Hier ist Carolin. Du bist Cassian, richtig!“

Er überlegte. Dann fiel es ihm wieder ein. Carolin war Melanies Arbeitskollegin.

„Ja, Hallo Carolin, ich bin es, Cassian.“

„Ich wollte dir nur sagen, dass Melanie mit Ronny nach Ibiza verschwunden ist. Sie hat zwei Monate unbezahlten Urlaub genommen. Tut mir wirklich leid. Ihr beide wart so ein schönes Paar.“ Sie schwieg.

„Ja, danke Carolin.“ Er legte auf.

Sein nächster Gedanke: „Wie sollte er die Raten für den Wagen weiter bezahlen. Er hatte doch kein Einkommen.“ Und dann explodierten seine vokalen Tics.

„Fuuuuubbgdmuuuhdi.“ Er schrie all seine Schuld und Unschuld aus sich heraus. Sein Kopf zuckte in immer extremeren Winkeln, so als gehöre er nicht zu ihm. Seine Wirbelsäule würde das nicht mehr lange mitmachen.

Cassian hatte Tourette. Wie oft in den letzten Stunden hatte er sich gefragt, ob dies der Grund war, dass Melanie ihn verlassen hatte. Er bekam jedoch diesbezüglich überhaupt keine Antwort.

Sie hatte ihn niemals darauf angesprochen. Und es war auch nie so schlimm gewesen, in den letzten Jahren, wie seit gestern. Und die Tics und Zwänge nahmen stündlich weiter zu.

Sie hatte vorgestern Abend noch mit ihm geschlafen. Er konnte das überhaupt nicht fassen. Sie musste doch schon seit Wochen eine Beziehung zu diesem Ronny haben. War das gestern lediglich ein Abschiedsgruß gewesen. Mit dem letzten Höhepunkt?

Cassian begann, seine für ihn glückliche Ehe der letzten Jahre, mit einem Mal in einer ganz anderen Perspektive zu sehen.

Er erinnerte sich, dass er mehrmals so blöde Anrufe bekommen hatte. Ob er wüsste, was seine Frau so alles treibt.

Melanie hatte er damit abgetan, dass es viele Neider im Krankenhaus gab, die ihnen ihr Glück nicht gönnten. Er hatte es ihr geglaubt. Er liebte sie über alles.

Auch, als sie nach Königstein in eine Privatklinik zur Therapie musste, hatte er ihr geklaubt. Sie sagte, ihr Medikamentenkonsum aufgrund ihrer Migräne wäre zu stark geworden, dass sie einen Entzug machen müsste. Erst in den letzten Tagen hatte Cassian erfahren, dass von der Krankenhausverwaltung damals gegen Unbekannt ermittelt wurde, da vermehrt Morphium Ampullen verschwunden waren.

Die zweiwöchentliche Trennung damals hatte ihm schon sehr zugesetzt. Er vermisste sie. Und, egal was auch sonst alles geschehen war, er vermisste sie heute umso mehr. Er verstand nichts. Überhaupt nichts.

Sie hatte mit ihm nie über ihre Probleme gesprochen. Es war immer alles Friede, Freude, Eierkuchen.

„Muuudddddiiigguuh.“ Cassian Richard stand auf. Es war 10.00 Uhr morgens. Er ging nicht ins Bad, um sich zu duschen. Er machte sich kein Frühstück. Er ging aus dem Haus zum nächsten Supermarkt und holte sich vom Rest seines Kleingeldes eine neue Flasche Cognac, jedenfalls die Billigste, die es gab. Zurück in seiner Wohnung legte er sich in das gemeinsame Bett. Mit der Flasche in der Hand schaute er neben sich auf die Bettseite. Er verstand es nicht. Auch sein Tourette war jetzt ganz weit weg.

Am nächsten Morgen ist die Welt noch genauso beschissen, wie gestern. Und wie der Abend vorgestern, als sie gegangen ist. Seine Frau, seine Melanie.

Cassian wohnte in einer 3 Zimmer Wohnung in einem sechs Familienwohnhaus in einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Gießen. Gegen Mittag stand er am Eingang des Hauses und öffnete gerade den Briefkasten. Er hatte sich zwar mittlerweile geduscht, jedoch sprachen die tiefen und dunklen Ringe unter seinen Augen eine klare Sprache. Es ging ihm beschissen.

„Hallo Cassian, lange nicht mehr gesehen. Was macht die Uni?“ Cassian zuckte zusammen. Sein rechter Fuß schlug unbewusst auf den Boden. Vor ihm stand John Stooten, sein Wohnungsnachbar. Ein Amerikaner. Er hatte eine deutsche Frau, Marion und einen vier jährigen Sohn. Marion war wieder im fünften Monat schwanger.

„Hi John. Alles klar.“ Cassian hatte überhaupt keine Lust jetzt noch weiter zu sprechen.

„Du siehst aber nicht gut aus.“ Er blickte ihn an. „Kann ich dir helfen?“

Cassian erschrak. Wusste es jetzt schon das ganze Haus. „Ja, mir geht es nicht gerade gut.“

Er blieb bei der Wahrheit. John war schon immer ein guter und hilfsbereiter Nachbar. Und er hatte immer ziemlich unkompliziert reagiert, wenn mal was außerhalb der Regel passiert. Ein Amerikaner halt. Cassian schaute sich um. Niemand sonst im Flur.

„John, komm einfach mal nachher bei mir vorbei. Ich mag hier nicht darüber sprechen!“  John sah ihn jetzt doch erstaunt an. „O. k., klar. Ich komme gleich. Lass mich nur kurz mit Marion sprechen.“

Bevor Cassian noch was sagen konnte, hatte er sich bereits umgedreht und war die Treppe hoch verschwunden. John hatte immer ein Gespür für extreme Situationen und er verhielt sich entsprechend, ohne Wenn und Aber.

Schon 10 Minuten später stand John vor Cassians Tür. Als John ihm gegenübersaß, begann Cassian seine Geschichte zu erzählen.

Es war für ihn eine Erleichterung jetzt über all das Angestaute zu reden. Mit jedem Satz fühlte er sich etwas besser. Auch seine Tics verhielten sich ruhig. Und John hörte aufmerksam und ohne ihn zu unterbrechen, zu.

Cassian hatte die letzten zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank geholt. Als er am Ende seiner Erzählung angekommen war, saßen sich beide noch ein paar Minuten schweigsam gegenüber. Er fühlte sich etwas besser. Jetzt, nachdem er sich von seiner seelischen Last etwas befreien konnte, atmete er auf.

„Ich weiß momentan nicht, wie er weitergehen soll“, Cassian sah John an. John stellte die Flasche Bier auf den Tisch zurück. „Was du jetzt schnellstens brauchst, ist ein Job. Und höre auf, die harten Sachen zu trinken.“ John zog die Augenbrauen hoch.

„Ich glaube, da könnte ich sogar etwas für dich tun.“ „Ja!“ Cassian wirkte jetzt wieder etwas gefasster.

„Du weißt doch, dass ich bei der AAFES in Gießen arbeite. Da werden immer Arbeitskräfte gesucht. Ist nichts Großes. Einfache Arbeit für einfaches Geld. Aber als Überbrückung wäre das jetzt genau das Richtige für dich. Ich werte morgen mal bei meinem Chef nachfragen.“

„Danke John. Wenigstens einer, der zu mir hält!“

John klopft ihm auf die Schulter. „Lass den Kopf nicht hängen. Es geht schon wieder weiter.“

Cassian lächelt gequält.

„Werde mich morgen bei dir melden.“

Als John gegangen war, setzte sich Cassian an den Tisch mit den beiden leeren Bierflaschen. „Fuuuuddmmmuuus“, kommt es aus seinem Mund.

Alles, was jetzt noch blieb, war zu warten. Und zu versuchen die immer wiederkehrenden Gedanken an Melanie zu unterdrücken. Am besten überhaupt nicht mehr an sie denken. Aber das ging nicht. Jedes Mal, wenn ihr Gesicht in seinen Gedanken erschien, zuckte sein Kopf nach rechts und links. Seine Tics verursachten im Moment das zweitgrößte Problem in seinem Leben. Nein, das Drittgrößte. Das Zweitgrößte war die Trennung von Melanie.

Cassian konnte bei der AAFES in Johns Abteilung auf Probe anfangen; das Schöne daran war, schon am nächsten Tag. Das war eben bei den Amerikanern alles etwas anders und unkomplizierter. Johns Abteilung wurde ‚Depot Support’ genannt und betreute die rund 200 Hektar Gesamtfläche des Depots, wie AAFFES in Gießen genannt wurde. Von Rasenmähen, Grünflächenbepflanzung über Straßen- und Gebäudereinigung, Möbeltransporte, Reparaturen aller Art, war Depot Support für jedwede Dienstleistung zuständig. Im Winter kam hierzu noch das Räumen der Straßen von Schnee und Eis.

Das gesamte Areal gehörte der US-Army und war somit amerikanisches Hoheitsgebiet. Eingefasst wurde das Gebiet durch einen hohen Grenzzaun und bewacht durch eine Wach- und Schließgesellschaft. Es gab zwei Haupttore. Durch diese schlängelten sich alle Arbeiter und Angestellte einmal am Morgen und nach Feierabend.

Über 30 große Warenlager versorgten die US Facilities europaweit mit allen Gebrauchsartikeln des täglichen Lebens.

Da Melanie mit dem Golf verschwunden war, nahm John am nächsten Tag Cassian mit zur Arbeit.

Am Haupttor bekam er zunächst einen Besucherausweis, um überhaupt eingelassen zu werden. John ging mit ihm direkt zu seinem Vorgesetzten.