Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Neue Gedichte zur Vergänglichkeit, Endlichkeit, zum Abschied und dem Tod - ist dazu nicht schon alles gesagt? Nicht, wenn die Geschichten in Form von Gedichten abwechslungsreich, einfühlsam, tiefsinnig oder lässig flanierend davon erzählen, was wir seit jeher rund um das größte und letzte Abenteuer des Lebens empfinden. Wie gehen wir damit um? Was ist an Abschieden nur hinzunehmen, aber letztlich kaum zu akzeptieren ist? Die Antworten reichen von einem stoischen Weitergehen über Trotz bis zu manch kleinen Hoffnungsschimmer. Andreas Netzler (geboren 1953, verheiratet, drei Kinder) lebt in Augsburg und Oberammergau. Nach Jahren u.a. als Referatsleiter in einem Sozialministerium (volkswirtschaftliche Analysen zur Sozialpolitik) und fachwissenschaftlichen Veröffentlichungen zur Sozial- und Familienpolitik sowie Rechtsphilosophie (promovierter Volkswirt mit Zusatzstudium Sozialrecht und Rechtsphilosophie, teils im Internet verfügbar) nutzt der Autor hier die Möglichkeiten des Gedichtes, um dem Leser in vielerlei Facetten zu diesem immer wieder tief bewegenden Thema mitzunehmen. Neben diesem Gedichtband hat der Autor Gedichte zur Würde und Gerechtigkeit ("Würde - daran will ich dich erkennen"), zum Alltag ("Sieg und Niederlage - so gibst du dich zu erkennen"), zu Liebe und Partnerschaft ("Liebe - durch sie will ich dich erkennen") und Weihnachten ("Weihnachten - daran kann ich dich erkennen") veröffentlicht.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 275
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Andreas Netzler
Vergänglichkeit -durch sie werdenwir uns erkennen
Gedichte
© 2021Andreas Netzler
Autor: Andreas Netzler
Umschlaggestaltung, Illustration: Andreas Netzler
Lektorat, Korrektorat: Andreas Netzler
Verlag & Druck:
tredition GmbH
Halenreie 40-44
22359 Hamburg
ISBN: 978-3-347-31474-0 (Paperback)
ISBN: 978-3-347-31475-7 (Hardcover)
ISBN: 978-3-347-31476-4 (e-Book)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Ver-wertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Über-setzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deut-schen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar
Inhalt
Ich werde dich erkennen, wenn du kommst
Segen
Sensationell bitter
Stundenglas
Noch ein Stück des Weges
Finden und gesunden
Anderes Leben?
Er legt einen Brief auf das Grab
Wache
Einsicht
Liebende
Euripides sinngemäß
Noch mal von vorne
Trickkiste
Nützliche Illusionen
Herz: Poche
Irrtum nicht ausgeschlossen
Begleiter
Angeklopft
Hinaus
Bis dann
Tropfen
Nicht mehr neu
Nicht wirklich anzunehmen
Ertragen
Später Nutzen
Mechanischer
Nette Aussicht
Staub
Auf Wiedersehen
Zeit und Zug
Vorüber
Begleiter
Lauf der Welt
Ewig junges Herz
Hoffen
Murmelspiel
Alles ist heute
Weigerung
Getragen
Verwandlungen
Ertragen
Vorbereiten
Lebenslicht
Plötzlich
Sicht
Suche
Genutzte Zeit
Sumpf
Nicht an diesen Ort
Bettler und König
Irgendwann
Schein
Vorrat
Gefräßig
Nicht mehr viel sagen
Wiedersehen an einem himmlischen Ort
Stein
Weiter
Versteckt
Letzte Kunde
Unerquicklich
Alltäglicher Irrtum
Abgrund
Versteckt
Wir
Um geschnippt
Irrtum?
Heute keine Audienz
Nichts bleibt
Altes Gemäuer
Wieder eingesammelte Geschenke
Klar
Schmetterlings-Flug
Was hat die Zeit gemacht?
Spielende
Truppe und Suppe
Entkommen
Für diesen Fall
Euripides sinngemäß
Weiter
Der Schluss der Geschichte
Hinter der letzten Tür
Gehe vorüber
Trick
Abstand
Später
Frage
Erde, Sand und Steine
Gut so
Üben
Dumm gelaufen
Gründlich
Räuber
Schlussrechnung
Heute
Ungern
Vergänglich
Bis …
Sinn
Nicht akzeptierbar
Vati, genannt Ati, am Schluss
Rascheln und Flüstern
Am Abend
Warten
Wissen
Eigentumswohnung in der Unendlichkeit
Ausgleichen
Nicht dafür
Rettungsboot
Frage nicht
Erkenntnis
Drama
Rand
Nichts
Selbstbetrachtung
Rest
Nicht rauben
Wiedersehen – nach alledem
Winde
Geschäftssinn
Bächlein
Pforte
Auf immer
Gute Reise
Räuber
Verbunden
Komposthaufen
Waal
Pragmatisch
Leck
Verbuddelt
Ansprache von Gevatter Tod
Perspektive
Versäumt
Graben
Das Wesentlichste
Erkenntnis
Unsere Heimat
Welt
Nebel
Wie weit noch?
Von der Seele putzen
Schweigen
Jäger
Dunkle Zeiten
Nicht verziert
Verbindung?
Wehrlos
Band
Hände
Gelassen
Wieder
Tor
Aus
Gleichgewicht
Schluss-Szene
Ach ja
Klopfen an der Tür
Fangnetz
Drama
Perspektive
Zeit
Zum Schluss
Wie gewohnt
Bach
Zeitfluss
Noch findet er uns nicht
Reise
Und dann
Verwandlung
Dumm
Laubblatt
Einerlei
Vorübergehend
Trotzige Sturheit
Wie ein Aktienkauf
Versöhnt
Wem sonst?
Kleinere Stücke
Weiter
Still
Lebensrucksack
Angekommen
Im Strom der Zeit
Kometen
Gleich
Laufe rasch
Der Tod lehrt nichts
Nicht aufschieben
Verdorbene Laune
Verkehrt
Schwer
Wir verfehlen uns nicht
Letzte Steuer
Schmetterlings-Sammlung
Wiederkehrendes Leben
Zuvor
Gläubige
Was uns hält
Bitte
Vorher
Klarstellung
Wanderer
Eile
Heute oder morgen
Nicht zu glauben
Auch das schon
Grabstein-Inschriften
Blatt und Baum
Gleichmacher
Sprinter
Andere Welt
Schon geküsst
Unsere alten Hände
Hinaus
Verwandlung
Schweben
Wie?
Vernünftig
Weiter
Eines Tages
Gefülltes Weinglas
Rede über das Alter, schlechtgelaunt
Zuletzt
Blätter und Blüten
Eile
Es wird spät
Verwüstungen
Es eilt
Großer Putzlappen
Das Nichts anerkennen
Zieleinlauf
Wie es eben so läuft
Du warst doch mal…
Reste
Augenblick
Letzter Umzug
Ruhen
Wille
Nettere Antwort
Aus
Friedhofswege
Erfassen und loslassen
Du wirst sehen
Zeit
Ich werde nach dir sehen
Zu hoch
Doofes Ende
Still
Freudenschrei
Noch weiter
Jahr
Räuber
Nützliches Geschäft
Wind und Wolken
Vergraben
Ewiges Leben
Nicht am Ziel
Verletzt
Weiter
Letztes Tor
Ohne Sinn
Sekunden
Unvorstellbar
Spuren der Zeit
Ungelegen
Geschenk
Grenze
Ungehorsam
Nicht zu verstehen
Rieseln im Stundenglas
Welle und Sand
Begleiter und Sieger
Gasthaus zur Endlichkeit
Nichts
Herzschlag
Landeplatz
Spiele
Strom der Zeit
Der Kuss
Spazieren gehen
Willst du?
Begleiter
Betroffen
Bis dann
Fingerschnippen
Raub
Verwandlung
Wund
Lebensreise
Richtiger Zeitpunkt
Nicht zu vermeiden
Fluchtweg?
Grabinschrift
Auf dem Seil
Ich werde dich erkennen
Abgang
Ewig
Spuren
Fundament
Stört
Grabinschrift
Hoffnung
Tierreich
Unfassbar
Stiller Garten
Dumm
Zuletzt
Tür
Ufer
Trotzdem
Nicht gerne
Ganz zum Schluss
Vor der Tür
Lodernd
Abgepflückt
Gegangen
Eines Morgens, eines Nachts
Unsere Welt
Was hilft das schon?
Liebende
Tod
Herz
Grenzen
Mit einem Griff
Lebenslauf
Verbunden
Leise
Einsicht
Erschöpfung
Liebe und Erde
Gäste
Ausgang
Sand
Ein Mann (Ati) zuletzt, im Krankenhaus
Im nächsten Leben
Irgendwann
Störung
Wolke
Nachsinnend
Würmer-Antwort
Erben
Verpufft
Wenn das die Antwort ist
Wiederkommen
Ungebetener Gast
Gemunkel
Alte Fotografien
Spaß-Vermassler
Antwort
Herbst
Konsequenz
Flehen
Bis zum letzten Zahn
Spuren
Weg
Warten
Erhalten
Heute
Schluss
Abendrot
Scheinbar leise
Ewige Kräfte
Gleichgewicht
Abend und Morgen
Einsicht
Unvollkommen
Nichts gleich
Reisende durch die Ewigkeit
Laut und leise
Existent
Nie wirklich
Bis man geht
Hohn
Einem Meer entgegen
Wolken und Winde
Ausbruch
Niemand
Momente
Gut
Was ist denn das?
„Ankunft“ im Nichts
Falter
Erinnerungen
Alter und Seele
Alter und Friede
Beben
Grabsteine
Zeit
Pochen
Stumm erwarten
Rabe
Schiff
Irgendwann
Jeden Tag
Bereit
Das klärt sich am Ende
Abend
Ende
Anfang und Schluss
Geheimnisse
Kante
Vermeiden
Nächstes Jahr
Sandkörner
Nichts
In Saus und Braus
Wolken und Wind
Ozean
Ankunft
Ohne Umkehr
Mauer
Reden
Bis zuletzt
Leben
Zeit der Fragen
Reiseplan
Bald
An irgendeinem Tag
Versuch
Alter
Dahin
Die Zeit
Scheinbar
Grabstatuen
Zeit
Wunde
Besuch der Würmer
Schaden
Zuletzt
Staunen
Am Ufer der Zeit
Rest
Sanduhr
Anfang und Ende
Stolzieren - und stürzen
Zeit
Bleib
Klage ohne Empfänger
Stumme Zeugen
Fallen
Lebensabend
Raum und Zeit
Brettspiel
Nicht weniger
Es kommt
Gehen
Der „Kunstgriff“ des Glaubens
Wollte
Lebenslicht
Abschiedsrede
Schippe Erde
Kraft?
Verweilen und neigen
Entscheidend
Wende
Heute
Glauben
Ewigkeit
Bald
Eins vergeht, eins entsteht
Lebenszyklus
Erinnerungen
Meer der Zeit
Mangels Sinn
Fährmann ohne Rast
Still
Bis dann
Angemessen
Du
Schrittweise
Wo?
Genug Wissen
Zuschlag
Schnaufe einmal tief durch
Lange
Was wird sein?
Keine Beschwerdestelle
Schein
Kraft
Nicht allzu lang
Kreislauf
Nachdenken hilft nicht immer
Herbst
Wiedersehen
Erde
Er kommt näher
Herbst
Geburtstag
Ort und Zeit
Ewigkeit
Kerzenlicht
Warten
Vermutung
Schatten
Gehorsamer Tod, hartherziger Gott
Am letzten Halt
Im Augenblick
Bleibe heiter
Eingesogen
Gutes Unwissen
Ausgesetzt
Langsam
Antwort
Erinnerung
Noch
Hoffend
Prellbock
Bis
Stolz
Des Alters Grüße
Atemzüge
Empörung
Verschluckt
Schnabelhiebe
Hoffnung
Ungeselliger Begleiter
Kurze Ruhe
Wieder finden
Gestern, heute, morgen
Geburtstagsschatten
Kau-Geräusche
Gehe nun
Dünne Wand
Lehren
Zelt
Adieu
Stummer Zuschauer
Ewig
Abstreifen
Ausblick
Warteraum
Gefängnis
Mangel an zu belehrenden Zuhörern
Gewissheit
Angenehm
Nichts
Sterne
Ewige Nacht
Einsicht
Wie ein Blatt
Beginn und Schluss
Schlecht und recht
Absehbar
Vor der Tür
Erreicht?
Loslassen
Krähen
Es kommt
Gewicht
Kaum
Sicht
Kluges Schweigen
Knoten
Du siehst ihn nicht
Knappe Sache
Einspruch – wie Zunder
Pfeil und Bogen
Es breitet sich aus
Geschwind
Es geschieht
Laufe
Adieu
Staub
Wie man sich auch dreht und wendet
Was wird kommen?
Zukunft
Mühlrad
Ton
Ungebetener Geburtstagsgast
Es kommt nicht schlimmer
Verstehen
Satt
Hände
Räuber
Spät
Kahn
Alsbald
Noch nicht
Nach wie viel?
Alter
Für den Moment
Antwort
Alter
Dunkel
Verpufft
Gerade erst daran gewöhnt
Weg
Vorboten
Stille
Ich halte daran fest
Adieu
Drehe dich nicht um
Immer und überall
Begleiter
Kutschfahrt
Wende und Ende
Hafen
Nimmermehr
Kraft
Kein anderer Lohn
Schluss
Noch ein Moment
Der Moment
Kann man sich sparen
Unverständlich
Zum Abschluss
Das kommt
Im Mahlwerk
Begleiter
Seit Anbeginn
Begonnen und verronnen
Verbunden
Tod und Träumer
Vollbracht
Glaube
Mut-Macher
Nächste Moment
Das darfst du dir leisten
Es steht fest
Guter Schlaf
Gedränge
Sterngucker
Zusammenfassung
Schluss
Was bleibt
Begleiter
Segen
Zum Schluss
Betrachtung der Welt
Ahnung
Kreuzung
Schweigen als Salbe gegen Schmerzen
Weihnachtskonzert
Schachmatt
Antworten
Lebensspanne
Schnöde
Schau, da geht es hin
Gelernt?
Schaue nicht zu lange in den Spiegel
Es bräuchte mehr als ein Leben
Daraus lehrt man nichts Neues
Reise ins Nichts
Erkalten?
Spät
Voraus gehen
Inschrift
Überflüssiges Ende
Reise ins Nichts
Wiedergeburt
Gönne dir was
Überspringen
Zugabe
Bedrückend - entzückend
Glücklicher Schluss?
Einen Wunsch habe ich noch
Rückkehr
Beschwerde
Ungemütlich
Boten
Sinn und Sinnlichkeit
Ewigkeit
Panne
Besser schweigen
Eine Bezahlung wird fällig
Band
Dunkle Kisten
Tür
Nicht gesagt
Ende des Kampfes
Es rollt
Spuren
Dein Stundenglas
Finden
Ich werde dich erkennen, wenn du kommst
Ich gehe schon mal vor
dort - durch dieses enge letzte Tor
doch wenn du nachkommst werde ich dich erkennen
und leise dich bei deinem Namen nennen
um dich wieder an der Hand zu nehmen
- denn ich möchte mit dir durch die Unendlichkeit gehen.
Segen
Beim Abschied von der Welt
überreicht man am besten den Erben ein nettes Säckchen Geld
weil dann zumindest den Erben der Abschied leichter fällt
wo jeder mit dem Geld etwas mehr von der Welt in Händen hält
wofür sie einem dann und wann ein Blümchen auf das Grab legen:
Was war der oder die Verstorbene doch für ein Segen
war Sie oder Er auch launenhaft und bisweilen etwas unangenehm
so können die Verbliebenen mit dem Münzen gelassener in die Zukunft seh‘n.
Sensationell bitter
Weil die Zeit keinen fest hält
kommt der Moment, wo man geht, dann stolpert und dauerhaft fällt
und ist das auch letztlich für niemanden eine wirkliche Neuigkeit
so ist es doch für den Betroffenen zumeist von „sensationeller“ Bitterkeit
mit keiner Süßigkeit, keinem Wort und keinen Träumen abzuwenden:
Das Enden.
Stundenglas
Leise murmelt der Sand im Stundenglas:
„Das war's, das war's
denn kein Sandkorn kann je zurück
ohne Rücksicht auf Verdienst und Schönheit, Schmerz oder Glück.“
Noch ein Stück des Weges
Er wehrte sich zu sterben
wollte leben
denn sein Herz stand noch nicht still
also presste er mit schwachem Atem heraus: „Ich will noch nicht – ich will“
und so ist er stumm in Gedanken nochmals durch sein Leben gegangen
hat viel Gelebtes und Verlorenes abermals in sich gefunden
getrieben, schmerzlich und zugleich zunehmend bleich
bis der letzte Befehl der Ewigkeit kam: „Vergehe sogleich“
und ich habe ihn an der Hand gehalten und angesehen:
„Ich werde dieses kurze Stück des Weges noch mit dir gehen“
doch er hat mich kaum angesehen und seine Panik kaum ertragen
denn in seinem Blick war zuletzt ein unermessliches Verzagen
und ich konnte ihn gut verstehen
- und musste Stunden später ohne ihn gehen.
Finden und gesunden
Ich hatte gehofft, Du würdest mich noch lange begleiten
doch nun legst Du dich nieder und gehst
und es ist nicht mehr viel zu sagen am Ende deiner Reisen
die Welt wird sehr klein sobald Du nicht mehr bei mir stehst
denn das Schweigen wird auch bald nach mir greifen
so lasse mich deine Hand und dein Gesicht nochmals halten
und nichts Bekanntes ist mitzunehmen, doch ich werde noch etwas verweilen
mit deinen Gesten und Worten, die auch ohne dich weiterwirken und walten
- doch adieu nun, ich komme bald nach, weil meine Kraft auch nicht viel weiter reicht
aber solange sehe ich noch nach deinen Blumen
und ich hoffe Du erwartest mich dann – vielleicht
damit unsere Herzen sich wieder finden und aneinander gesunden.
Anderes Leben?
Das Ende? Das ist immer missglückt
sobald der Tod ein Leben vom Lebensbaum pflückt
- also frage weiter nicht
wie und wann es zerbricht
auch wenn dich der Zeitpunkt und die Art interessiert
weil es selten etwas ist, dass zu einem anderen Leben führt.
Er legt einen Brief auf das Grab
Er musste ihr Briefe schreiben
um nicht ohne Sie verloren durch die Zeit zu treiben
denn sie lebte in ihm weiter jeden Moment
nichts hatte ihre Verbundenheit zerschnitten oder verbrannt
war auch ihre Zärtlichkeit nun nicht mehr in dieser Welt zu sehen
doch sie würde immer an seiner Seite gehen
und so schrieb oder sprach er nun täglich mit ihr
denn dort im Jenseits, da wartete sie bestimmt auf ihn hinter der ersten Tür.
Wache
Du hast deinen Horizont erreicht
nun gibt es keinen Weg mehr, der dem Ende ausweicht
also gehst du fort und bleibst doch irgendwie hier
und ich? Irgendwann folge ich dir
- und darum halte bitte kurz hinter dem Tor zur Ewigkeit Wacht
damit ich dich gleich wieder finde in der unendlichen Nacht.
Einsicht
Die Einsicht, dass es ein Ende gibt
kommt früh, wenn man es recht besieht
doch ändert die Einsicht an sich nicht viel:
Ein gelungener Moment bleibt immer das Ziel
und noch ein Tag und immer so weiter
bis zum Schluss unserer kurzen Lebens-Leiter
und solltest du aus Einsicht an dir mal schwermütig tragen
kannst du deinen Psychiater ja mal fragen
um Pillen für ein sanftes Vergessen oder nette Illusionen
um die Welt etwas unbeschwerter zu bewohnen
- was aber die Einsicht letztlich doch nicht vertreibt
weshalb sie stets an dir kleben bleibt.
Liebende
Zwei Körper und doch nur ein Herz
zwei Seelen, doch ein Lachen und ein Schmerz
zwei Spuren und doch ein gemeinsamer Pfad
das sind Liebende – bis es auf Erden zu Ende ward
und wenn einer geht gehen eigentlich bald zwei dahin
sie waren einander Ankunft, Quelle, Geborgenheit und Sinn
und das auch noch nach vielen Jahren
weil sie Liebende waren.
Euripides sinngemäß
Es schließt sich der Vorhang
nach viel Freude und Bang
und man ist von Bildern bedrängt oder besoffen
doch von einer Erkenntnis besonders betroffen:
Nun kommt nichts mehr – und man möchte doch so gerne weiter hoffen.
Noch mal von vorne
Dass eine Seele völlig verschwindet sei unvorstellbar?
So, als ob sie niemals auf Erden war?
Doch schon nach jedem kräftigen Suff
sind etliche Momente weg – wie mit einem Puff
und wenn das Lebenslicht erst mal richtig raucht
weil das Schicksal es aushaucht
werden aus Knochen und Hirn Krümel und Erde
aus denen nie mehr eine unruhige Seele werde
womit sie zwangsläufig enttäuscht verrinnt
- auch wenn du hoffst, dass es irgendwie noch mal von vorne beginnt.
Trickkiste
Manche haben einen Glauben
denen ist er scheinbar durch nichts zu rauben
denn er verspricht ihnen einen gütigen Freund und ewiges Leben
womit sie sich selbst Gott-ähnlicher fühlen – und leichter leben
denn sie müssen sich auf weniger Abschiedsschmerz einstellen
weil sie sich eine ewige Welt mit dem Glauben erstellen
und zudem stehen sie automatisch auf der Seite der Gerechten
auch wenn sie fleißig andere missachten
- womit sich der Glaube als wunderbar vielfältige Trickkiste erweist
mit der man im Zweifel leichter durch das Leben reist
denn er ist auf eine raffinierte Weise so konstruiert
dass er erst nach dem Tode zerbrechen kann - was dann nicht mehr interessiert.
Nützliche Illusionen
Was nicht sinnlich erfahrbar ist bleibt dunkel
oft nur eine diffuse Hoffnung oder eines Glaubens Gemunkel
doch letztere können einer Seele wie ein Rettungsboot von einem jenseitigen Leben erzählen
um sich nicht mit der Endgültigkeit jeden Augenblicks zu quälen
- also wähle die Illusionen, die dir schöne Hoffnungen schenken
auf das sie dich sinnlich, fröhlich und sanft zu dir und anderen lenkt
und wenn dich jemand dafür rügt: Zwinkere ihm/ihr zu
und genieße dein kleines weises Narrenspiel weiterhin in Ruh`.
Herz: Poche
Du bist enttäuscht und allein?
Hoffst, ein nächstes Leben möge besser sein?
Also versuchst du dir ein neues Leben vorzustellen?
Denn die Liebe und das Leben sei zu intensiv um am Ende zu zerschellen?
Darum lebst und wartest du als gäbe es noch ein weiteres Leben?
Und weißt doch: Du wirst dich wohl nur noch als Wasserdampf erheben
und alle Sinnlichkeit und Wonnen versickern in der Erde
in einem Schluss von unendlicher Sinnen-Leere?
Und doch bist du ein Narr der noch weiter hofft?
Gut so – weise Narretei ist beste Medizin so lange ein Herz pocht.
Irrtum nicht ausgeschlossen
Trotz aller Lust und Liebe kommt irgendwann der Schnitter
und das ist so gewiss wie bitter
weswegen man gerne an irgendeine Wiedergeburt denkt
hoffend, dass einem ein weiteres Seelenleben winkt
selbst wenn man ahnt, dass sich das vielleicht als Irrtum erweist
wenn man künftig z.B. als Ameise, Käfer, Blume, Sandkorn oder Wolke die Erde bereist
- doch das Gute daran ist: Man wird den Irrtum nicht erleben
also ist es eine gute Vision, um heute etwas leichter durch den Tag zu gehen.
Begleiter
Horch doch mal: Klopft da nicht etwas an die Fensterscheibe?
Nein, du hörst Gespenster - das sind nur die dünnen Äste der alten Weide.
Aber so höre doch – da ist doch wieder das Klopfen.
Das sind doch nur ein paar Regentropfen.
Nein, nein, da war es schon wieder!
Und dazu noch ein dumpfer Ton, auf und nieder!
Beruhige dich – es ist bestimmt nicht der Tod
denn der kommt oft leise, wenn er dich holt
zumal er dir am liebsten im Schlaf den Hals zuhält:
Dann hörst du nicht mal wie deine Tür zum Leben zufällt.
Aber wenn er es jetzt da draußen vor dem Fenster ist?
Dann schau doch mal raus, ob du nicht bald sein Begleiter bist.
Und wenn er mich packt? Ich höre das Klopfen und Raunen schon seit Jahren.
Gewiss – weil des Todes Boten uns immer schon über die Schulter sahen.
Angeklopft
Noch hat nur der kleine Tod anklopft
wenn er dir mit einer tiefen Erschöpfung an deiner Seele zupft
oder wenn er nochmals an dir vorüber geht
weil plötzlich ein weiterer Bekannter unter der Erde liegt
doch eines Tages kommt er um die Ecke
und du stehst in einer Sackgasse mit einer nur noch kurzen Strecke
ist auch das Herz immer noch zu einem Sprung über manche Mauer bereit
doch er legt dir die Hand auf die Schulter: Du springst nicht mehr – es ist soweit.
Hinaus
Was sagt man jenem der vergeht?
Für den kein neuer Tag mehr entsteht?
Dem kaum noch ein neuer Atemzug gegeben ist?
Der nur noch wenig träumt und alles vermisst?
„Schlaf gut und ruhe nun aus
du musst jetzt gehen – aus allem hinaus.“
Bis dann
Die Jugend äußert manches voll Übermut
denn das tut ihrem Selbstwertgefühl so richtig gut:
„Alte/r, du stolperst schon – du siehst ja aus wie ein fliegender Walfisch“
Oder: „Schau den/die da an – die haben ihr Leben doch schon hinter sich.“
So sieht die Jugend das Alter zynisch bis unbekümmert an
und ich denke mir: Auch du bist schneller als gedacht dran.
Tropfen
Des Lebens Erntezeit
kommt mit den Jahren oft nicht so recht – oder zu spät kurz vor der Ewigkeit
womit so manche/r nicht die schönsten Früchte eines Lebens erreicht
und die Seele schon vor dem Ende einem fallenden und verrinnenden Tropfen gleicht.
Nicht mehr neu
Schönheit ist vergänglich
und da hilft auch kein nettes Wort
denn besieht man sich den Zeiten-Fluss hinlänglich
fühlt man sich zum Schluss am falschen Ort
weil das Leben zunehmend beißt und zwickt
damit beschäftigt, Erschöpfung und Schmerzen nieder zu ringen
doch man wird zunehmend müde und auch ungeschickt
denn es wird immer blöder: Man kann nicht mehr neu und jung beginnen.
Nicht wirklich anzunehmen
Da sitzen nun die zwei - vielleicht noch nicht – ganz Alten
und warten geduldig, schmerzlich und stumm auf ihr Erkalten
und werden bis zuletzt von ihrem Traum einer Ewigkeit nicht lassen
um sich ewig zu haben – das Schweigen nach dem Leben ist nicht zu fassen
denn eine leblose Gleichgültigkeit ist nie wirklich zu verstehen
und anzunehmen.
Ertragen
Sie wird in der Welt keine Lücke hinterlassen
und so können - bis auf sie – eigentlich alle dies traurige Schicksal gut fassen
also werfen sie ihr noch eine Hand Erde hinterher:
Sie war sich selbst ein steter Störenfried – doch daran trugen auch andere schwer.
Später Nutzen
Nach Jahrzehnten hatte Er/Sie sich an sich selbst gewöhnt
und mit der eigenen Unzulänglichkeit etwas versöhnt
also konnte er/sie sich nun fast akzeptieren und ertragen
zumindest soweit, um zu sich selbst „ja“ zu sagen
ohne sich dabei vor sich selbst zu verstecken
oder in Träumen weit über sich hinaus zu strecken
und so konnte er/sie sich nach all den Jahren duldsam selbst ansehen
doch nun war man alt – was nutzte da noch das Verstehen?
Mechanischer
Dein Hoffen – so wie früher wird es nimmer mehr?
Denn müde fühlst du dich, erschöpft, leer und schwer?
Doch du musst noch viele Tage gehen?
Willst noch lange nicht am Abgrund stehen?
Also dann bewege deine Knochen
ist es auch mechanischer und mit weniger hoffen
denn nur so tragen sie deinen Körper und deine Seele noch
und du fällst heute noch nicht abgrundtief in ein Loch.
Nette Aussicht
Kurz und steil ist der Aufstieg am Anfang und lang abfallend der Weg zum Ende
doch so recht bemerkt man dazwischen nicht die Wende
weil die Talfahrt erst leise und langsam beginnt
und die Zeit wie ein flüsterndes Bächlein rinnt
bis man jemandem Blumen auf ein Grab setzt
was auch die eigene Zuversicht verletzt
weil die Perspektive doch ein wenig bedrückt:
Bald wird man selbst vom Schicksal abgepflückt
zur Nahrung für Würmer, Käfer, Sträucher und Blätter
- am Anfang war die Aussicht bedeutend netter.
Staub
Der Vorhang fällt und das Stück ist zu Ende
und mit dem Schluss kommt die bekannte Wende:
Man hat geliebt, gelacht und gelitten
in der Liebe zu selten ein Wildpferd geritten
und doch irgendwie Frieden und Sinnlichkeit gefunden
zumindest genug, um zu sagen: Man hat es überstanden
bis zum letzten Akt – wenn auch ohne Applaus
zumal jetzt, wo es heißt: „Staub zu Staub“ – es ist aus.
Auf Wiedersehen
Du bist gegangen – und die Welt blieb dennoch nicht stehen
sie wird sich für die zurück Bleibenden noch eine Zeitlang weiterdrehen
und so werde auch ich noch ein Stück weiter gehen
- doch nur, um dich irgendwann freudig wiederzusehen.
Zeit und Zug
Geliebt, gelacht, geträumt - und doch leise
wird man erst älter und dann zum Greise
und was einst so innig und wichtig ward gewesen
kann man nun mit Abstand in alten Briefen lesen
wie man sich damals - recht gut gebaut -
gebärdete – vielleicht eine Spur zu laut
doch machte die Zeit auch davor nicht halt
und der Spiegel zeigt nun deutlich: Man wird alt
was man mit Beklommenheit kommentiert:
Die Zeit hat uns gezeichnet, aber nicht verziert
doch das Herz möchte weiterreisen
aber wird wohl wie ein Zug mit Achsbruch alsbald krachend entgleisen.
Vorüber
Des Lebens größte Niedertracht ist der Tod
denn nichts treibt ein Herz so sehr in die Not
ist es vorbei mit lachen und leichtem schweben
sanftem annehmen und geben
- was so manche/r Zeit Lebens nie genug erlebt
und sich deshalb besonders mürrisch und zornig in die Kiste legt.
Begleiter
Unsere Toten – sie melden sich nicht mehr zu Wort
und sind doch nie weit fort
weil sie uns treu begleiten
und den Blick auf die eigene Gegenwart und Zukunft weiten
da dieser Blick auch die vergangene Lust und Liebe sieht
und wie sie – vielleicht ohne Wiederkehr – leiser und leiser werdend von dannen zieht.
Lauf der Welt
Oh Schreck
so viele Jahre sind schon viele weg
und die Kraft, die geschmeidigen Gelenke und auch noch das Geld
was mir alles in allem nicht recht gefällt
zudem werden die Sinne stiller und leiser
die Augen müder und die Stimme heiser
denn das alles ist nun mal der Lauf der Welt
- dumm nur, dass mir das nicht gefällt.
Ewig junges Herz
Das Alter ist ein schlechter Scherz
für das ewig junge Herz
denn wird der Körper auch zu einer immer schlechteren Hülle
mit weniger Liebeslauten und mehr Stille
so suchen wir doch weiter als ob nichts wäre
bis zum Schluss kurz vor der Erde
- denn wer hört schon gerne auf einen schlechten Scherz
und folgt nicht lieber seinem ewig jungen Herz?
Hoffen
Nach dem Tod soll die Zweisamkeit weiterleben:
Wir können uns nicht aus den Augen verlieren
denn ich möchte in längst vergangene Gesichter sehen
um in Gedanken eng umschlungen nebeneinander zu stehen
mindestens so innig, wie es im Leben gewesen ward
mit Berührungen, freundlich, mild und zart
denn so will ich mich mit dir verbinden
auf das wir uns ewig innig durchdringen
- doch das sei nur ein naives Hoffen?
Hörst und spürst du nicht der Liebe wunderbares zeitloses pochen?
Murmelspiel
Nun sitze ich da
sehend, was ist und was war
mit leeren Händen
mag ich sie auch noch so wenden
um etwas neues zu erfassen
doch zuletzt werde ich alles loslassen
doch bis dahin
sind jede Frage und jeder Sinn
so gut wie ein Murmel-Spiel:
Eine Kugel rollt – und fällt in ein Loch am Ziel.
Alles ist heute
Es ist nicht so dass der Blick sich weitet
wenn sich das Ende vor einem ausbreitet
oder dass die Gedanken zu einem Höhenflug abheben
wenn des Todes Vorboten vor einem stehen
und das Herz gehetzt nach einer letzten Ausflucht sucht
weil es der Vergänglichkeit harte Rechnung verbucht
und alle Bitten an der Sanduhr der Zeit abprallen
während die letzten Bilder und Worte der Liebe verhallen
- und darum warte nicht auf irgendein Geschenk am Ende
denn da herrschen vielleicht nur Raub und Bitternis – suche heute die Wende
hin zur Lust, zur Freude und zum Frieden:
Vielleicht wirst du morgen schon fern von alledem liegen.
Weigerung
„Wie schön ich bin“ so sprach die 60 Jahre alte Schickse oder der Geck
„Seht doch nur meine Schönheit – so hat das Dasein einen Zweck
erstens um mich täglich an meinem Aussehen zu entzücken
und zweitens um andere durch meine Erscheinung zu beglücken
deshalb ist es nur angemessen, scheinbar wie ein Junger herum zu springen
und mit geübtem Lächeln anderen die Freude meines Anblicks zu bringen.“
Da flüsterte das Alter nur: „Wenn du meinst das sei dein Zweck:
Den nahm ich dir schon vor einigen Jahren weg
denn du hast nur nicht richtig in den Spiegel gesehen:
Die Seele mag ja immer jung sein – doch um den Rest ist es schon lange geschehen
- aber jetzt kannst du die Peinlichkeit steigern
und dich dem ehrlichen Blick in den Spiegel verweigern.“
Getragen
Wenn du im Alter für jeden Kontakt dankbar bist
weil die Zahl schöner Begegnungen schon arg gedrosselt ist
und die meisten Körner deiner Lebenssanduhr unten liegen
die Tage zu schnell und doch immer gleich verfliegen
während die Seele schon intensiv dem Zeitpunkt lauscht
an dem alles verstummt, zerbricht und verrauscht
wo selbst der Schlaf nur noch wenig Kraft gibt
und die Schwerkraft einen schon stark herunterzieht
mit schwindenden Hoffnungen, eingekerkert in einem erschöpften Leib
auf einem nun kurzen Weg in den Abgrund der Vergänglichkeit
- dann hoffe ich das dich noch jemand in die Arme nimmt
damit deine Seele wie von einem starken Wasser getragen schwimmt.
Verwandlungen
Schlaffe Leiber und rote Ränder
faltige Weiber und ebensolche Männer
bröckelnde Fassaden und einbrechende Hallen
geschminkter Rost und verspachtelte Dellen
kurzer Atem und schwache Beine:
Ergraute Hunde brauchen keine straffe Leine
denn so, mein Schatz, sieht unsere „letzte“ Zukunft aus
also betrachte nicht zu genau dies kommende Graus
und lasse uns lieben wie und was wir heute noch sind
auch wenn die Zeit manch Unerquickliches bringt
und uns gar so eigentümlich behandelt
dass sie uns zuletzt zu Erde, Wasser und Luft verwandelt.
Ertragen
Am Ende, vor dem Tod
suchtest du nach kommenden Lebenszeichen in deiner Not
waren es auch nur diese schlichten Worte: „Was soll ich jetzt tun?“
denn du wolltest noch lange nicht ruhen
doch ich konnte deine Hand nur halten und sagen:
„Schlafe ein bisschen“ – anders war das Warten nicht zu ertragen.
Vorbereiten
Alt und die Haare weiß:
Dünn wird nun das Eis
wie die Tage und Möglichkeiten
und nun musst du dich vorzubereiten
auf das was keiner braucht:
Man wird vergraben oder man verraucht.
Lebenslicht
Der Spiegel deiner Seele: Er wird etwas matt
denn die Kräfte schwinden – aber du bist noch lange nicht satt
und willst weiter und weiter - und musst doch aufgeben
und zusehen, wie sie dir entgleiten: Deine Tage, dein Leben
in einer täglich neuen Balance aus kleineren Schritten, Verzicht und Rückzug
auch bisweilen errungen durch die Gnade mit einem kleinen Selbstbetrug
bis hin zum Schweigen – denn das Ende ist mit nichts zu versöhnen
doch du wehrst dich und willst dich noch etwas verwöhnen
im Stillen hoffend auf ein ewiges Leben - glaubst du es auch so ganz nicht:
Rar werden am Ende die Möglichkeiten für ein nettes neues Lebenslicht.
Plötzlich
Sinnliche Lust und Endlichkeit:
So schwimmst du in den sanften und stampfenden Wellen der Zeit
und begegnest Umarmungen, Resignation oder Seligkeit
hier mit einer Freude, dort einem Schmerz, Lachen oder Leid
während der Wellengang dir Höhen und Abgründe zeigt
- und plötzlich stehen bleibt.
Sicht
Im Nu
schlägt das Alter zu
und es naht die letzte Ruh
denn das Nichts schließt alle Türen zu
und so will keiner gehen
und wenn, so hofft man auf ein Wiedersehen
damit Liebeslust und Liebessehnen
irgendwann neue schöne Fäden weben
- was nach diesem Schluss vielleicht nicht geschieht
soweit man das als Lebender sieht.
Suche
Das Herz sucht
bewegende Sinneslust ohne Ende
und verbucht
dann doch oft eine schnöde Welt mit raschem Ende
worüber sie besser schweigt oder flucht
denn frei ist der Geist, doch gebunden die Hände
in einem wilden Spiel mit stets gleichem Ende.
Genutzte Zeit
So kalt wie Stein
wird schon bald dein Gebein
und erstickend still
verstummt ein jedes: Ich will
denn es wird brutal und hart
wenn es heißt: Es ward
und kein weiterer Atemzug ist dir mehr vergönnt
wie abgefallenes Laub wirst du davon geschwemmt
und so wirst du verlieren und weichen
kannst kein Ufer mehr erreichen
und deinem Traum: Ich will stets leben
ist fortan kein Raum mehr gegeben
- dass alles schreckt dich nicht? Du hast es seit langem geahnt?
Nun gut, so bist du ja seit deiner Jugend gewarnt
was dir aber nichts nutzt:
Am Ende wirst du mit Schrecken oder Stille weggeputzt
und als Erde auf der Erde verstreut
- na dann liebe mich jetzt, dass dich keine ungenutzte Zeit reut.
Sumpf
In den Tiefen des Darmes brummelt es dumpf:
Das Leben ist immer wieder wie ein Sumpf
denn es werden so manche üblen Dinge ausgespuckt
und dann von uns eingeatmet oder geschluckt
um nach einem kurzen Aufenthalt auf Erden
wieder Sand, Sumpf, Wasser und Wind zu werden.
Nicht an diesen Ort
Die Verwüstungen des Alterns schreiten fort
und weisen schon auf den düsteren Ort
an dem alles – meist zu früh - zu Ende geht
weil dort eine Verneinung und tiefste Stille weht
doch du willst nicht diesen Ort erreichen
nur: Du kannst rennen, fantasieren, schimpfen – aber nicht ausweichen.
Bettler und König
Wenn das Leben die Sinne nicht mehr belohnt
weil Erschöpfung und Enttäuschung Seele und Körper bewohnt
zieht es so manchen fort
- doch es gibt zumeist keinen wohnlicheren Ort
und so wird der Körper so lange bewohnt
wie es sich noch irgendwie mit all den Resten lohnt
bis man feststellt: Nun ist es wirklich zu wenig
denn zum Schluss wird ein jeder zum Bettler - auch jeder König.
Irgendwann
Der einzige Trost ist
wenn du mal tot bist
ist, dass man sich dann
darüber nicht mehr ärgern kann
wozu man zuvor aber noch reichlich Gelegenheit hat
wird man erst zusehends alt, schwach, krank und matt
- du meinst das wird bei dir nicht geschehen?
Ich sah schon so manche(n) Stolze(n) am Ende müde gehen.
Schein
Am Ende gehen wir nur noch fort
mit einer dünnen Hoffnung: Wir kehren heim
und vielleicht gibt es ja irgendwo einen neuen Lebensort
ist das auch nur einer dünnen Hoffnung Schein.
Vorrat
Das Alter kommt und die Jugend geht
was man spätestens ab 50 versteht
denn es zieht einen dann schon mal schwerer zu Boden
und Hoffnungen und Enttäuschungen werden endgültiger abgewogen
weshalb man zufrieden ist so lange noch ein Tag beginnt
und man noch ohne Panik sieht, wie der Vorrat verrinnt.
Gefräßig
Soweit der Blick auch reicht:
Die Zeit verrinnt und das Leben weicht
was besonders stört, wenn es das eigene ist
weil die Zeit einen nun mal unflätig schmatzend restlos frisst.
Nicht mehr viel sagen
An deinem Schluss kann ich dir nicht viel sagen
nur hoffen, du mögest dich nicht zu sehr plagen
denn für Hoffnungen ist nun nicht mehr die Zeit
und niemand ist für das Nichts nach dem Ende bereit
fällt die Seele beklommen mehr und mehr in ein Schweigen
denn sie sieht: Sie wird bald als Erde, Luft und Wasser durch die Ewigkeit treiben
wohl nichts mehr fühlen, machen oder sagen
und da ist nur der vergiftete Trost: Du musst dich dann nicht mehr plagen
- es sei denn, du hoffst, dass die liebenden Seelen alles überdauern
und nur die abgelegten Hüllen in der Herde verfallend kauern
was ich dir von Herzen wünsche als des Lebens letzte Süße
und wenn es so ist: Dann überbringe schon mal vorab meine Grüße.
Wiedersehen an einem himmlischen Ort
Am Ende ging ich dir voraus
ob ich dich nochmals fände? Oder war alles aus?
Doch nun bist du wieder bei mir - war es noch eine gute Reise?
Erfuhrst du noch manches Schöne und Weise?
Erlebtest du abermals wunderbar zart Vertrautes?
Fandst du noch manch Spannendes, Liebes und Weiches?
Und bist du nun bereit, dein Herz mit mir zeitlos zu teilen
und auf ewig mit mir zu verweilen?
Sollen sich unsere Hände wieder umeinander schließen
damit wir wie ein ewiger Strom mit den Sternen fließen?
Denn ich war zwar schon voraus gegangen, doch nie ganz fort
denn ich wartete auf dich an einem himmlischen Ort.
Stein
Zum Schluss werden wir alle gleich
waren wir zuvor auch Herr oder Sklave mit oder ohne eigenes Reich
doch alle Wege und Brücken werden brüchig und eingezwängt
zwischen den bröckelnden Mauern der Lebenszeit eingeengt
gehorchend den Befehlen der Vergänglichkeit
ohne einen Einspruch für eine neue und weitere Lebenszeit
und so sacken sie unaufhaltsam zusammen: Jede Festung und jeder Turm
und es erwarten dich im Erdreich noch Made und Wurm