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Ob entnervende Ampelschaltungen in der Stadt oder "Geßlerhüte auf der Stange" im Schilderwald, ob vom PS-Wahn besessene Autohersteller oder pannenträchtige Elektronik, ob Möchtegern-Sportfahrer oder dösige Spießer am Lenkrad ... Nichts und niemand ist sicher vor den frechen Glossen von Willi Mertens im Verkehrsteil des Kölner Stadt-Anzeigers. Wobei dennoch fast immer ein versöhnliches Augenzwinkern mitschwingt, eingestreute kölsche Sprachbilder inklusive. Handfeste Tipps für den Auto-Alltag gibt?s ebenfalls. Wann kommt endlich ein Buch mit diesen Kolumnen, haben Zeitungsleser immer wieder gefragt. Hier ist es!
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Seitenzahl: 168
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© Hermann-Josef Emons Verlag 2014 Alle Rechte vorbehalten Gestaltung: Eva Kraskes, Köln Umschlaggestaltung: Weusthoff Noël, www.wnkd.deISBN 978-3-86358-564-8
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Inhalt
Titel
Impressum
Vorwort
Sagen Sie mal »Hispano-Suiza mit Tiefrahmenchassis«!Zungenbrecher statt Röhrchenblasen? Herr Pellmann hat’s ausprobiert
Die LenkradbeißerinÜber die Grenzen der optimalen Sitzposition am Steuer
Von Dick und Doof bis HitchcockWer hat als Autofahrer noch nie einen filmreifen Klops gebaut?
Mit der Isetta über die Alpen: Och, war dat schön!Wie man früher Auto-Fernreisen in den Urlaub genoss
Herr Geßler lässt grüßenDer emaillierte Hut auf der Stange als oberster Hüter der Tempo-Moral
Wenn die Chips einen Pipps haben …Wer impft unsere Autos gegen die Elektronik-Epidemie?
Drei zu viel an Bord oder: Endlich richtig beifahren!Die neue Familienidylle unter dem Blechdach
Die Macht der »Schwachen«Über des Autofahrers paradoxe Angst vor den Radlern und andere Drahteseleien
Spoilerlippe statt Krippe für die Garage von BethlehemWas man seinem Auto zu Weihnachten alles an Schönem schenken kann
Pack die Fußbank in den TankDas gab es auch: Vor sechzig Jahren fuhr man mit Holzgas statt Sprit
Power plemplemÜber den Trend zum übermotorisierten Nonsens-Auto
Zu blöd zum Blinken?Richtige Richtungsanzeige – bei vielen Fehlanzeige
Der Birnchen-Totalschaden oder: Alles paletti, Herr Pellmann?Wie man Autos in Zukunft noch rationeller reparieren kann
Hurra, wir fahren noch!Ist unser täglich Auto wirklich so selbstverständlich?
Emm-Sek statt Ka-emm-haSollte man Tachometer von Stundenkilometern auf Metersekunden umstellen?
Seele serienmäßigKönnen auch Autos psychosomatisch gestört sein?
Endlich Grünaber vor Ihnen wartet mal wieder einer auf Lila … – Über Ampel-Schläfer, Ampel-Schleicher und sonstigen Ampel-Ärger
Türen zu, Fenster zu, Sau rausÜber die eingebildete Intimität der »guten Stube« auf Rädern
Die Sicherheits-Kettensäge oder: Mein Feind, der BaumPolitisch unkorrekte Gedanken zum Thema Chaussee-Unfälle
Der Kerzenstummel-EntfrosterNostalgie unter Null: Als der Fortschritt noch auf gefrorenen Füßen fortschritt
Denken, nein dankeParksünder sind wir alle schon mal. Aber Parkidioten?
Kippe links rausÜber Auto fahrende Biedermänner als Brandstifter
Mimosen und Moneten oder: Hallo Partner, zanke schönHolzkopf, Affe, blöde Kuh … im Verkehr oft ein unnötig teures Tabu?
Schönen Gruß vom GetriebeÜber den »kampfstarken« Umgang vieler Fahrer mit den Bedienungsorganen ihrer Autos
Diagnose: Ego-SyndromÜber das Reiz- und Rechthaber-Klima auf unseren Straßen
Der anonyme Holzweg oder: Fluchet, so werdet Ihr finden!Über den Straßenschilder- und Hausnummern-Notstand in unseren Städten
Raucht ruhig weiter!Über den feinen Unterschied zwischen Dieselruß und Dieselruß
Die Happy-Oil-StoryWie die letzte Tankstelle alten Stils auf Trend und Trab gebracht wurde
Ein richtig fieser MöppÜber einen verkannten Mitmenschen, dessen Not kein Gebot mehr kannte
Ja, das waren noch Zeiten! Ja, das waren noch Autos …Vor zu viel Oldtimer-Nostalgie muss gewarnt werden
Verkehrserziehung mit Benzin im Blut oder Moralin im Mund?
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser!
Dies ist ein so genanntes gesammeltes Werk. Um es weniger prätentiös zu sagen: Es ist ein Teil der vorwiegend heiteren Automobilgeschichten, die ich (mein Gott, ich kann’s manchmal selber nicht fassen) seit mehr als dreißig Jahren im »Kölner Stadt-Anzeiger« zu veröffentlichen die Ehre und das Vergnügen habe.
Manche Texte im Buch, das werden Sie merken, sind Themen gewidmet, die aktuell waren, als ich darüber schrieb, jedoch vom Sauseschritt der Zeit inzwischen mehr oder weniger überholt worden sind. Das liegt in der Natur von »gesammelten Werken«. Ob Sie das nun als aufgewärmte alte Kamellen bewerten oder (was ich natürlich hoffe) als noch mal lohnenswerten Blick in den Rückspiegel, bleibt selbstverständlich Ihr Bier respektive Ihr Kölsch.
Bin ich ein als Verkehrshumorist getarnter Verkehrsmoralist? Diverse Christophorus-Preise »für journalistische Verdienste um die Verkehrssicherheit« scheinen dafür zu sprechen. Doch es gibt auch Stimmen, die vermissen in meinem Geschreibe das gebührende Tremolo der »Betroffenheit über den tödlichen Ernst des Geschehens auf unseren Straßen« – so wörtlich mal eine gestrenge Kritikerin. Aber kann man dem automobilen Publikum nicht auch über einen gewissen Hahaha-Effekt zum erwünschten Aha-Effekt zu verhelfen versuchen?
Genug des Vorgeplänkels! Liebe Leser, ich danke für Ihr Interesse und wünsche in allererster Linie eins: Gute Unterhaltung!
Sagen Sie mal »Hispano-Suiza mit Tiefrahmenchassis«!
Zungenbrecher statt Röhrchenblasen? Herr Pellmann hat’s ausprobiert
Herrn Pellmann werden Sie in diesem Büchlein noch mehrmals begegnen. Der Schreiber erfand ihn als liebevolle Karikatur des vom Pech verfolgten und am Ende immer bitterlich weinenden Autofahrers »wie du und ich«, mit seinen großen Schwächen und kleinen Stärken – oder umgekehrt.
Keine Erfindung, sondern vor Jahren allen Ernstes einmal von einem Ärzteverband in die Welt gesetzt: Jene Schnaps-Idee des »alternativen« Promille-Tests, von dem gleich die Rede sein wird …
Wenn Fummels’ Fritz, Herrn Pellmanns Thekenfreund und der größte Verkehrsexperte im Veedel, so guckte wie jetzt, war er entweder sehr bedeutungsschwanger gestimmt oder schon ziemlich blau. Oder beides. So auch an diesem Abend.
»Mein reicher Großonkel«, begann er, »fuhr in den dreißiger Jahren das dollste Automobil weit und breit. Einen Hispano-Suiza mit Tiefrahmenchassis.«
»Soso.« Herr Pellmann nickte gelangweilt, leerte sein Glas und ließ es in der Bierpfütze auf dem Tresen Aquaplaning fahren. Die junge Kellnerin fing es auf. »Noch ’n Gölsch und ’n Gurzen, Herr Bellmann?«
Die Maid war aus Sachsen, aber gebaut wie ein GT-Coupé von Pininfarina. Gerade wollte Herr Pellmann sich wieder in den Anblick ihres frontalen Stylings versenken – da traf ihn ein Rippenstoß seines Freundes.
»Wiederhole, Anton!«, befahl Fummels’ Fritz. »Hispano-Suiza mit Tiefrahmenchassis!«
»Hispano-Suiza mit Tiefrahmenchassis«, brummte Herr Pellmann friedfertig.
»Ausgezeichnet!« Fummels’ Fritz umspannte herzlich Herrn Pellmanns Handgelenk. »Wie spät haben wir?«
»Wenn du meine Uhr loslässt, kann ich’s dir sagen.«
»Eben nicht, Antönchen! Von selber musst du das wissen!«
»Halb elf?«, riet Herr Pellmann.
Er versetzte den Freund damit in einen wahren Begeisterungstaumel. »Punktpräzise, Tünnimann! Du bestehst den Test mit Glanz und Gloria!«
»Was für ’nen Test, du Jeck?«, stutzte Pellmann.
»Was für ’n Dest?«, fragte auch die Kellnerin.
»Den neuen Gehirnfunktionstest nach Alkoholgenuss!« Fritz zog einen Zeitungsausschnitt aus der Jackentasche. »Hier. Meldung frisch von gestern. Ein alternatives und praxisnahes Verfahren für jedermann zur Ermittlung des persönlichen Promille-Risikofaktors am Steuer.«
»Wieder so ’n gomischer Drick vom Diff?«, warf die Kellnerin ein.
»Nä, kein komischer Trick vom TÜV! Ich sagte doch, praxisnah!« Fummels’ Fritz hob rasch noch einen und dann zur Fortsetzung seiner Aufklärungsrede an. Der Kraftfahrverband Deutscher Ärzte hatte besagten Test entwickelt. Denksport, Orientierungsproben und spontane Sprechübungen sollten fortan dem Autolenker seine Noch-Fahrtüchtigkeit bestätigen helfen. Statt Röhrchenblasen also Uhrzeitraten. Und zur Vermeidung einer Blutprobe eben die Bewältigung tückischer Zungenbrecher …
Herr Pellmanns Interesse erwachte. »Hispano-Suiza mit Tiefrahmenchassis!« Es ging ihm wieder so glatt von der Zunge wie mit Molybdänsulfid.
»Klasse!«, rief Fummels’ Fritz. »Du fährst mich nachher nach Hause, alter Junge!«
»Aber wir hatten doch ausgemacht, dass wir beide den Bus nehmen.«
»Pfeif auf den Bus. Bei deeem Ergebnis?!«
Die Kellnerin nahm den Dialog ihrer Gäste zum Anlass, den alten Zungenbrecher aus ihrer Heimat beizusteuern: »Wenn der Gottbusser Bostkutscher seinen Gottbusser Bostbus butzt … Na, die Herren? Lieber vorher noch ’n Gölsch und ’n Gorn?«
Es war schier ein Wunder. Auch den geputzten Cottbusser Postkutschenbus brachte Pellmann elegant durch die Zielgerade. Ohne einmal irgendwo anzustoßen und trotz der Zahl von Strichen auf seinem Bierdeckel.
Die Testlaune schäumte nun über. Rückwärts zählen. Neben der Uhrzeit auch aus dem Stegreif das Datum nennen. Gewichte vergleichen: Was ist schwerer, das Kölsch in der linken oder der Korn in der rechten Hand? Und natürlich immer wieder: »Hispano-Suiza mit Tiefrahmenchassis.«
Je größer der Blödsinn wurde, desto lauter berief Fummels’ Fritz sich auf dessen wissenschaftliche Basis. Daneben berief er sich weiter auf Antons Freundespflicht, ihn mit dem Auto nach Hause zu bringen. Hinter der Theke wippten die Knautschzonen unklar Applaus.
Durchdrungen von ihrer ungebrochenen geistigen Fitness schritten die Herren endlich zum Aufbruch. Aber wie das so ist mit der scheinbaren Alkoholresistenz: Kaum umgab Herrn Pellmann die kühle Luft auf dem Kneipenparkplatz, da bemächtigte sich seiner Knie ein Gefühl wie ausgeleierte Stoßdämpfer. Und wie das so ist mit unserer wackeren Verkehrspolizei: Die befand sich zwar strategisch versteckt hinter einer Efeuhecke, doch nicht auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Ihr genügte, dass Pellmann den Zündschlüssel über dem Türschloss hin und her schwang wie weiland Karajan den Taktstock über der Partitur, und schon schritt sie ein. Gnadenlos.
»Los, Anton!«, zischte Fummels’ Fritz. »Deinen Test!«
Herr Pellmann reckte das Haupt und deklamierte trotzig, mit traumhafter Sicherheit: »Lispano Mieza mit Riefschamenschissaf.«
Das Antlitz des Streifenführers gefror. War er beeindruckt? Reaktionsschnell legte Herr Pellmann nach: »Milano Pizza mit Raftiemenschiffas. Jawoll, Herr Machtweister, das müssen Se erst mal nachmachen. Aber ich kann auch den Kotzbus …«
»Ihre Papiere, bitte!!!«
Pellmann winkte ab. »Hören Sie: Raffschemen-Schafschiss.«
Die Uniformträger trugen jetzt eine Miene zur Schau, gegen die der Fels von Gibraltar ein Berg Vanillepudding sein musste. »Manopissmieza mit Scheißrahmen-Tiefriss!«, scholl es ihnen entgegen.
Ein eisiger Windstoß fegte über den Platz. Da verstummte Herr Pellmann, lauschte mit dem Rest seiner Hirnfunktionen den eigenen Worten nach, murmelte resigniert: »Ich triefe vor Tiefscham« – und weinte bitterlich.
Preisfrage, lieber Leser: Hatte unser Mann sein Fahrzeug nun wirklich schon in Betrieb genommen? War das folglich schon der klare Tatbestand einer Trunkenheitsfahrt? Um Haaresbreite mitnichten. Und war die nachträglich von ihm gelallte Schutzbehauptung, er habe doch nur seinen Mantel aus dem Wagen rausnehmen wollen, juristisch hieb- und stichfest zu widerlegen? Kaum.
Weshalb sich die Beamten am Ende mit einem gnädigen Akt der Prävention begnügten: »Schlüssel her und Führerschein her! Können Sie beides morgen auf der Wache wieder abholen. Aber wehe, Sie hätten den Motor gestartet und die Karre auch nur einen Meter bewegt! Gute Nacht.«
Da sage noch einer, unsere Polizei sei kein wahrer Freund und Helfer …
Übrigens: Hispano-Suiza war einst eine berühmte, von einem Schweizer in Spanien gegründete Luxusmarke. Als großer Fortschritt in puncto Straßenlage und Fahrkomfort galt in der Frühzeit des Automobils auch das Tiefrahmenchassis; bis dahin hoppelten Personenwagen hochbeinig wie ein Lkw ihres Weges.
Die Lenkradbeißerin
Über die Grenzen der optimalen Sitzposition am Steuer
Eine befreundete Dame, mehr als zwanzig Jahre Fahrpraxis (und sie fährt flott), Körpergröße knapp ein Meter sechzig, ausgeprägt mollig … diese Dame also sitzt doch wahrhaftig noch immer wie eine Anfängerin hinterm Steuer ihres Kompaktlimousinchens. Ach, was heißt hinter? Dran klebt sie! So dicht dran, wie Fahrlehrer, Sicherheitstrainer und Automobiljournalisten es sich zur Illustration nur wünschen können, wenn sie das fiese Wort vom »Lenkradbeißen« im Munde führen.
Dank der Aufklärungsarbeit besagter Expertenkreise wissen Sie, meine Leserinnen und Leser, hoffentlich längst um das Ungeschickte und Ungesunde solch einer Haltung. Mit verkrampften Gliedmaßen kauert der Mensch da im Cockpit, die Ellbogen massieren die Rippen, der Bauch japst eingezwängt. Und anstatt das Ruder zügig und elegant zu drehen, schibbeln die Hände es mit Bewegungsabläufen hin und her, die an das Stripp-Strapp-Stroll beim Kühemelken erinnern.
Wie soll unter diesen verklemmten Umständen eine Kurve zielgenau und gefühlvoll genommen werden, geschweige denn ein rasches Ausweichmanöver klappen? Dies erklärte ich unlängst auch der befreundeten Dame. Und kriegte zur Antwort: »Ist mir ja alles klar. Nur, ich kann nicht anders.«
Worauf ich natürlich zunächst einen sachverständigen Lacher ausstieß und dann zwecks Ab- und Lebenshilfe zu ihr ins Auto stieg. »So, Frau X, jetzt zaubern wir mal gemeinsam die richtige Sitzposition für Sie, okay?«
Schritt Nummer eins dieser Prozedur heißt bekanntlich: Sitz in Längsrichtung so zurechtrücken, dass der linke Fuß die Kupplung bequem voll durchtreten kann. Dabei darf das Bein weder froschartig angewinkelt sein (zu nah) noch sich angestrengt recken müssen (zu weit). Und vor allem darf der (Pardon, Madame) Popo sich kein bisschen aus der stützenden Polsterung lösen! Der Pedaltritt soll vielmehr dem Rückgrat noch ein gewisses Hineinstemmen in den Sessel ermöglichen. Denn nur so bewahrt man sicheren Halt im Gestühl, etwa bei einer Notbremsung oder beim Abfangen des schlingernden Fahrzeugs.
Nun kümmern wir uns, Nummer zwei, um die höher gelegenen Extremitäten und justieren zu diesem Behufe die Neigung der Lehne. Die stimmt, wenn beide Hände den Lenkradkranz an der obersten Stelle energisch umfassen können, und zwar ohne Verbeugung nach vorn. Das Kreuz muss ordentlich fest an der Lehne bleiben. Wird jetzt das Steuer normal im Uhrzeigerschema »viertel nach neun« ergriffen, hängen die Arme entspannt ein bisschen durch – und sind sich endlich nicht mehr selber im Weg.
Wie meinen Sie? Da sei mir die Dame aber bestimmt sehr dankbar gewesen? Ja, von wegen! Wir haben alles probiert. Stückchen vor und Stückchen zurück, bisschen schräger und bisschen steiler, Trick A und B und C. Doch es blieb zum Verzweifeln: Mal hatte Frau X mit den Armen den idealen Abstand – dann war die Pedalerie für ihre kurzen Beine so erreichbar wie Hawaii mit der Deutschen Bahn AG. Mal kickte sie Kupplung und Bremse und Gas mühelos – dann warf sich das Lenkrad, obwohl verstellbar wie bei jedem anständigen Auto von heute, ihr wieder mit Tuchfühlung an die Brust.
Unverzagt weiterwurstelnd, fanden wir am Ende doch noch die bestmögliche Sitzposition für sie. Es war genau ihre alte! Sie kann wirklich nicht anders!
Tja, und wat liert uns dat? Es lehrt uns erstens, nicht vorschnell über Lenkradbeißerinnen und -beißer zu grinsen. Zweitens, dass die viel gerühmte Ergonomie im modernen Serien-Pkw nur noch die Hälfte wert ist, wenn die Figur der Kundin oder des Kunden sich weigert, so gebaut zu sein wie das Interieur des Mobils. Und dass deshalb, drittens, hier wohl noch etwas Verbesserungspotenzial auf Verwirklichung lauert.
Wobei vor allem im Fußraum noch Platz für mehr Fortschritt wäre. Oben rum lässt sich heute alles prima anpassen; bei der Anordnung der Pedale jedoch herrscht – von jüngsten Ausnahmen der gehobenen Preisklasse abgesehen – starrer Standard wie eh und je. Könnten den Herstellern nicht langsam auch da ein paar individuelle Variationsmöglichkeiten einfallen?
Nein, da müsste nicht gleich ein weiterer elektrischer Apparatismus her wie beim großen Jaguar! Frau X und ihren anatomischen Leidensgenossen wäre schon mit einer relativ simplen mechanischen Lösung geholfen: Sie kauft das Auto. Der Kundendienst rollt es auf die Montagegrube, schraubt ein Gestänge los, verschiebt damit das Pedalwerk so in Richtung Innenraum, dass es Frau X nach Maß entgegenkommt, schraubt alles wieder fest und sagt, gute Fahrt, Gnädigste. Denn sie benutzt ihr Wägelchen ja in aller Regel allein. Und wenn es ausnahmsweise mal jemand anderes tut, möge er sich gefälligst fügen.
Entschuldigung, Herr Chefkonstrukteur, dass ich Ihnen mit so etwas komme! Ich weiß natürlich, auch simple mechanische Lösungen verschlingen heute jede Menge Entwicklungsaufwand. Und ich weiß, der wird dringender für ein Head-up-Display benötigt, das den guten alten Tacho durch Mäusekino auf der Windschutzscheibe ersetzt. Oder für die Einführung des berühmten i-Drive-Knopfs auch im Kleinwagen. Oder für den dreiundzwanzigsten Airbag an Bord, der speziell des Fahrers Hosenlatz (und das dahinter) vor Unbill schützt.
Nur merke: Schon manche abwegige Idee wurde eines Tages zur konkreten Errungenschaft im Automobilbau. Und dann wollen plötzlich alle den Geistesblitz als Erster gehabt haben …
P.S.: Frau X fährt weiterhin flott und unfallfrei.
Von Dick und Doof bis Hitchcock
Wer hat als Autofahrer noch nie einen filmreifen Klops gebaut?
Zugegeben, selber noch nie einen Lastzug auf öffentlichen Straßen chauffiert, geschweige denn durch den Stadtverkehr! Gleichwohl war unlängst auch ich natürlich wieder geneigt, mein weises Haupt zu schütteln über das Phänomen der Kölner »Idiotenbrücken«. An deren Querträger pflegen Brummifahrer fortwährend ihrem Actros-Scania-Iveco die Kopfhaut abzurasieren, frei nach dem Motto: Eben noch ein 42-Tonner mit Kastenaufbau, jetzt schon ein Cabrio …
Haben die se noch alle?
Aber plötzlich entsann ich mich eines zwar nicht im Kaliber, jedoch im Grundmuster durchaus vergleichbaren eigenen Klopses vor einigen Jahren. Ich kam aus dem Urlaub zurück, das Fahrrad auf dem Dachträger und stets eingedenk dessen, dass meine Limousine jetzt obenrum mehr als einen Meter höher war denn gewöhnlich. Bis ich kurz vor zu Hause einen Zwischenstopp einlegte, um rasch ein paar Brötchen zu kaufen – und den Drahtesel prompt in die ausgefahrene Rollmarkise des Bäckerladens donnerte!
Der Bäckermeister hatte Verständnis, weil frische persönliche Klops-Erfahrung: Auf dem Parkplatz war er am Tag zuvor mit der Schnauze seines VW-Transporters in ein Betonmäuerchen gerasselt. Das Hindernis hatte er beim Einsteigen noch genau gesehen und »sich extra gemerkt« …
Tjaja, so kann’s einem gehen. Das Gedächtnis, wusste schon Schopenhauer, ist eine launische Braut, die uns bisweilen jäh verweigert, was sie uns vorher hunderte Male gewährt hat. Und nicht nur das Gedächtnis kann solch eine Zicke sein, sondern auch manch andere unserer Verstandesfunktionen.
Groteske Fehlleistungen am Steuer finden bekanntlich in mannigfachen Formen statt. Es gibt Psychologen, die wittern dahinter sogar allen Ernstes eine Art Selbstgefährdungs- und Selbstbeschädigungstrieb. Unbewusst, wohlverstanden! Man will ja nicht wirklich verunglücken; aber man hitchcockt oder spielt wenigstens Dick und Doof. Die berühmten Tollpatsche aus der Flimmerkiste wussten, dass Grinsen und Gruseln ziemlich nahe Verwandte sind.
Als die Edelholz-Sportlenkräder mit gelochten Aluspeichen noch große Mode waren, steckte schon mal ein Herrenfahrer spielerisch-lässig den Wurstfinger in so ein Loch – und kriegte ihn dann nicht mehr raus, ähnlich dem physikalischen Prinzip des Eherings auf Geschäftsreisen. Hahaha? Jajaja. Außer, der Unglückselige schlingert Ihnen aus der Kurve entgegen …
Ich kenne jemanden, der beim Beladen seines Kombis beide Hände frei haben wollte, deshalb den Regenschirm an die Dachreling hängte, einstieg, den Paraplü draußen glatt vergaß, startete und sich dann wunderte, warum alle Welt ihm den Vogel zeigte. Ist ja auch echt zum Wimmern, ein Automobil als Spazierstöckchen schwingender Charlie Chaplin! Es sei denn, die Schirmspitze wirbelt einem Fußgänger an den Kopf. Dann geht der Slapstick ins Auge.
Geht es noch dicker doof? Voilà: Da war neulich in den Gazetten von einem jungen Franzosen zu lesen, dessen Tempomat im Renault Vel Satis angeblich jäh verrückt spielte. Und so düste dä ärme Käl, von den Tücken der Technik vergewaltigt, eine geschlagene Stunde lang wider Willen mit konstanten 200 Sachen durch das auf 130 limitierte Autobahnnetz der Grande Nation. Keine Chance, die wild gewordene Fuhre zu stoppen, jammerte er hernach bei der Polizei. Auf die geniale Idee, das Automatikgetriebe auf Neutral zu stellen und kräftig die Bremse zu treten, waren Monsieur vor Aufregung nicht gekommen. Typischer Fall von fußkrankem Intelligenzquotienten? Oder nur von noch bekloppterer Ausrede?
Der Ehrenplatz in meiner Sammlung von Storys der Marke »Und so etwas hat ’nen Führerschein« bleibt freilich dem flotten Twen reserviert, der eines Tages die Bodenmatte seines Astra nicht mehr individuell genug fand. Was macht der Knabe? Er besorgt sich im Baumarkt ein eisernes Fußabstreifgitter, wie normale Menschen es vor der Haustür liegen haben, sägt und biegt das schwere Ding ein bisschen zurecht und veredelt damit das Kellergeschoss seines Cockpits. Es kommt, was kommen muss: Mit gebührendem Affenzahn auf der A 61 bei Mainz unterwegs, verrutscht ihm das Gitter, legt sich über das Gaspedal, schiebt sich unter Bremse und Kupplung und …
Wie der Horrorfilm weiterlief und trotzdem noch glimpflich endete? Sie mögen’s nicht glauben, aber genau so war’s: Ein Streifenwagen der Autobahnpolizei setzte sich vor den Unglücksraben, um ihn sukzessive, Stoßfänger an Stoßfänger, abzufangen und auszubremsen. Ein Hoch den wagemutigen uniformierten Schutzengeln! Aber ob es die nicht in den Fingern gejuckt hat, den Bubi anschließend übers Knie zu legen?
Ich parkte einmal in einer Tiefgarage, und zwar rückwärts gegen die Wand, wo zum Schutz derselben vor Remplern ausgediente Autoreifen aufgehängt waren. Zwei Stunden später fuhr ich wieder los und begriff nicht, warum die Straßenpassanten auf mein Heck zeigten und dabei hämisch lachten. Bis ich anhielt, ausstieg und den Alt-Pneu an der Anhängerkupplung baumeln sah. Der Wagen war ein Citroën mit hydraulischer Federung. Er hatte sich nach dem Einparken abgesenkt, beim Start wieder hochgereckt und das Gummidings vom Haken geangelt …
Wenden wir uns aber nun Herrn R. zu, einem alten Kollegen bei der Zeitung. Auf einsamer Nachtfahrt meldet das rote Signal am Armaturenbrett ihm kochendes Kühlwasser. Er hält an, lässt den Motor im Leerlauf weiterdrehen, klappt die Haube auf (der Fahrzeugtyp war noch einer ohne die voll verkleideten Triebwerksaggregate von heute) und leuchtet mit der Taschenlampe hinein. Kein Defekt zu sehen. Nun will Herr R. es genau wissen. Er klemmt sich die Stablampe in den Mund, öffnet mit der Rechten den Kühlerverschluss und gibt mit der Linken am Gasgestänge mehr Drehzahl. Dabei rutscht die Lampe ihm aus dem Mund, und weil er Träger einer Zahnprothese ist, fliegt dieselbe gleich hinterher. Genau in den rotierenden Lüfterflügel, der mit dem Zermalmen der teuren Beißerchen denn auch nicht lange fackelt …
Wie bitte, verehrte Leserinnen und Leser? Sie lachen sich halb kapott