Verliebt in Serie (Band 3) - Tulpen und Traumprinzen - Sonja Kaiblinger - E-Book

Verliebt in Serie (Band 3) - Tulpen und Traumprinzen E-Book

Sonja Kaiblinger

4,8

Beschreibung

Nach dem letzten Cliffhanger in Ashworth Park scheint Abbys Lage aussichtslos: Nicht genug damit, dass sie sich hoffnungslos in Jasper verknallt hat – eine Figur aus einer Serie! – nein, jetzt scheint er auch noch gemeinsame Sache mit Bösewicht DeWitt zu machen. Und der läuft gerade zur Höchstform auf. Nur Abby kann DeWitts hinterhältigen Plan jetzt noch vereiteln. Doch wer zieht wirklich die Fäden in Ashworth Park? Und wird es für Abby und Jasper ein Happy End geben? Das furiose Finale der Mädchenbuch-Trilogie von Sonja Kaiblinger bietet alles, was Serienjunkies lieben: Spannung, Witz und jede Menge Romantik. Mehr Infos rund ums Buch unter: www.verliebt-in-serie.de

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Für alle Serienjunkies.

Happy End, Happyend [’hɛpi ’ɛnt]: beschreibt eine aus dem Amerikanischen übernommene Bezeichnung für einen glücklichen Filmschluss. Das Happy End wird in Filmen, Serien und Büchern gerne verwendet, da der menschliche Glückstrieb sich nach einem erfreulichen Ende sehnt und Filme mit einem glücklichen Schluss höhere Einnahmen erzielen als jene mit tragischem Ende. Typische Beispiele für Happy Ends in Filmen und Serien sind z.B. Schlüsse, bei denen der gut aussehende Hauptdarsteller die absolute Traumfrau findet, der Bösewicht ins Gefängnis wandert, die Welt gerettet wird etc.

Neulich bei Ashworth Park

Seit die mysteriöse Abigale Barrington-Whitley auf Ashworth Park aufgetaucht ist, herrscht mehr Chaos als je zuvor. Nicht nur Serienschönling Julian dichtet schwülstige Gedichte für sie, schenkt ihr seine Haarlocke und hält sie für die Einzige, die ihn von seinem Liebesfluch erlösen kann – allmählich muss sich auch Julians Bruder Jasper eingestehen, dass er sich den Ungereimtheiten, die Abby umgeben, nicht länger entziehen kann.

Doch die aufkeimende Romanze zwischen Abby und Jasper wird jäh unterbrochen, als DeWitt, Serienbösewicht, zu neuer Höchstform aufläuft. Nun, da sein Plan, seine hübsche Tochter Lydia mit Julian zu verkuppeln, gescheitert ist, möchte er sich bei der Kandidatur des Lords zum Bürgermeister unentbehrlich machen. Doch Abby ahnt Böses. Will er wirklich helfen? Oder plant er, Lord Ashworth zu zerstören?

Abbys Vermutung wird bestätigt: Lord Ashworth erreichen Erpresserbriefe, in denen ihm damit gedroht wird, dass ein großes Familiengeheimnis der Ashworths offengelegt wird. Doch als Abby und Gladys den Urheber finden wollen, entdecken sie etwas Unglaubliches: Hinter den Erpressungen steckt niemand Geringeres als Jasper, für den Abby starke Gefühle hegt. Und der vor einiger Zeit erfahren hat, dass er sein Leben lang belogen wurde. Nicht Lord Ashworth, sondern DeWitt ist sein leiblicher Vater. Außerdem ist DeWitt wahrlich nicht der, der er zu sein vorgibt, sondern Lady Ashworths vergrämter Liebhaber Bobby Mason, der seinen eigenen Tod vorgetäuscht hat. Und der hat noch eine Rechnung mit den Ashworths offen …

Ashworth Park.

Täglich um 19:00 auf Channel Island TV.

Prolog

Queens, New York, 1995

Dass das Hamsterrad nicht mehr quietschte und das Rascheln im Stroh verstummt war, hatte Horatio Eversmith gar nicht richtig bemerkt. Vielleicht war es erst heute früh so still geworden oder gestern oder Alexander Fleming hatte schon vor ganzen zwei Wochen das Zeitliche gesegnet. Kein Wunder, denn Horatio konnte sich nicht erinnern, wann er das Tier zum letzten Mal gefüttert hatte. Wüstenspringmäuse kamen oft Wochen ohne Wasser aus, doch offensichtlich konnten sie das nicht ewig. Aber das war jetzt egal.

Alles, was zählte, war das hier. Diese unglaubliche Entdeckung. Es war total verrückt, ja, aber vielleicht war ihm, Horatio Eversmith, damit endlich etwas Bahnbrechendes gelungen. Etwas, an dem niemand vorbeikam, so wie der Gameboy, der gerade den Markt überschwemmte. Dann würde er selbst so berühmt werden wie Bill Gates, der mit diesem Betriebssystem namens Windows in allen Zeitungen stand. Und in fünf Jahren, im Jahr 2000, war er, womöglich bereits Millionär.

Horatio hielt sich für clever, keine Frage. Das hatte auch das Massachusetts Institute of Technology erkannt, als sie ihn vor vier Jahren zum Studium der Theoretischen Physik zugelassen hatten. Aber dass es tatsächlich er sein könnte, der die entscheidenden Erkenntnisse über Parallelwelten gewann, das war schon eine Sensation.

Die Sache würde mindestens so groß werden wie das Internet. Obwohl, ach was, das Internet war eigentlich gar nicht so toll. Niemand würde sich in zwanzig Jahren noch an das Internet erinnern. Dagegen würde er, Horatio Eversmith, das Weltbild revolutionieren – wie Galilei und Kopernikus, nur bedeutsamer. Er musste unbedingt ein schönes Foto für die Geschichtsbücher von sich machen lassen, möglichst ohne diesen fiesen Oberlippenbart, den er sich hatte wachsen lassen und der ihm gar nicht stand. Und hatte eigentlich schon einmal jemand unter fünfundzwanzig Jahren den Nobelpreis gewonnen?

»Horatio, dein Dad möchte Baseball gucken! Die New York Yankees spielen und irgendetwas stimmt mit der Satellitenanlage nicht.« Die Stimme seines Halbbruders Richard tönte durch das morsche Treppenhaus und kam, begleitet von elefantenartigen Schritten, immer näher.

Wie sollte man da die Dimensionen des Multiversums erforschen, Herrgott? Einstein hatte sich nicht mit einem nervigem Bruder herumschlagen müssen, der längst alt genug war, um auszuziehen.

»Du musst mir helfen. Wir müssen aufs Dach … Huch!« Richard stieß die Tür zu Horatios Zimmer auf und sah sich um. Betrachtete das Kabelgewirr, das sich quer über den Fußboden schlängelte, dazu die ausgebauten Röhren von Dads altem Fernseher aus den Sechzigern. »Ach du meine Güte, was ist denn hier passiert? Und warum zum Teufel laufen die Kabel aus dem Fenster? Laufen die etwa bis aufs Dach?«

»Schscht. Nicht so laut.« Horatio stakste durch das Zimmer und schloss die Tür hinter Richards Rücken. »Du hast nun die Gelegenheit, bei einer Sternstunde der Wissenschaft dabei zu sein, großer Bruder. Du weißt doch noch, was ich dir neulich über die Blasen des Multiversums erzählt habe. Dass unseres nicht das einzige Universum ist. Sondern viele Welten nebeneinander koexistieren.«

»Ein Multiversum? Horatio, nicht das schon wieder.« Richard ließ sich auf das Bett seines Bruders fallen, das mit unzähligen technischen Bauteilen übersät war. Horatio hatte erst vorhin einen Computer, einen Fernseher und eine Fernbedienung auseinandergebaut. »Ich dachte, du wolltest dein Abschlussprojekt am MIT über Röntgenstrahlen schreiben.«

»Röntgenstrahlen sind einfach nicht sexy genug.«

»Und abgefahrene Pseudowissenschaften sind es?«

»Mir ist klar, dass ihr Normalos nichts damit anfangen könnt. Komm her.« Horatio zog einen Stuhl heran und verband das Antennenkabel mit seinem Computer. Dann deutete er auf seinen Bildschirm. »Aber wenn du dir das ansiehst, denkst du anders darüber. Siehst du diese wabernden Linien auf dem Bildschirm? Ich habe es geschafft, dass unsere Antenne über einen Transmitter eine bestimmte Wellenfrequenz ins All schickt. Irgendwo dort stößt sie auf unbekannte schwarze Materie und reflektiert das Bild zurück auf meinen PC. Ähnlich wie bei einem Radargerät.«

Richard nahm Platz. »Ich sehe bloß grüne, wabernde Flecken. Sieht aus wie Glibberschleim.«

»Das ist kein Schleim, das sind Blasen. Genauer gesagt die Blasen des Multiversums, du Dussel. Außerdem ist das bloß Level eins.« Horatio fühlte ein Kribbeln im Bauch, so wie immer, wenn er von seinem Lieblingsthema sprach. Das Multiversum sprengte seine eigene Vorstellungskraft. Es sprengte die Vorstellungskraft jedes Menschen. Bestimmt fühlte es sich genauso an, wenn man verliebt war, bloß dass Physik einfach besser war! »Stell dir nur mal vor, wie viele Universen es da draußen gibt. Level eins bis Level vier. Mindestens.«

»Hä?«

»Nun, es gibt viele verschiedene Arten von Parallelwelten«, erklärte Horatio geduldig. »Level eins sind solche, in denen die physikalischen Gesetze uneingeschränkt gelten. So wie hier bei uns. Dort geht im Osten die Sonne auf. Der Himmel ist blau.«

»Und alle Typen vom MIT bekommen nie eine Freundin«, ergänzte Richard.

Horatio überhörte es. »Und dann gibt es solche, in denen Gesetze vertauscht sind. Alles zunehmend abstrakt wird. Möglich, dass da draußen Welten existieren, in denen es keine Farben gibt. Oder in denen Menschen Kuhscheiße futtern. Oder welche, in denen jedes Essen wie Hummer schmeckt.«

»Hummer? Das wäre äußerst ungünstig.« Richard lehnte sich zurück. »Ich habe eine Krustentier-Allergie.«

»Die hättest du in einer Parallelwelt nicht.«

Richard überlegte angestrengt. »Du sagst also, dass es in einem dieser grünen Waberschleimblasen-Parallelwelten-Dingern noch einen zweiten Richard E. Preston gibt?«

Horatio hob die Schultern. »Nicht in allen Welten. Aber in manchen gewiss. Wer weiß das schon. Wie ich schon sagte: Je höher der Level, umso abstrakter werden die Welten und umso mehr ist darin möglich. Manche Universen bestehen aus nichts als einem sprechenden Hotdog und der Zahl Sieben.«

Horatio hatte erwartet, dass sein Halbbruder lachte, immerhin aß er täglich Hotdogs, doch der grinste nicht mal. Im Gegenteil, er sah erschrocken aus. »Du bist irre«, murmelte Richard schließlich, während sein Blick auf den Mäusekäfig fiel. »Und du hast Alexander Fleming getötet.«

»Ach, die Maus. Die hatte einen Herzinfarkt«, antwortete Horatio beiläufig.

Richard trat zu dem Käfig und beäugte die Wüstenspringmaus. »Kannst du nichts mehr für sie tun? Mum hatte die Maus so gern.«

»Ich? Was soll ich denn tun? Fleming ist mausetot. Da hilft auch kein Penizillin«, schnaubte Horatio und drehte sich zurück an den Bildschirm. Diesmal war er nicht verwundert, dass Richard nicht lachte. Sein Halbbruder interessierte sich nicht für Erfindungen und hatte natürlich nicht den leisesten Schimmer, dass der Wissenschaftler Alexander Fleming, nach dem er seine Wüstenspringmaus benannt hatte, das Penizillin erfunden hatte.

Richard war angehender Drehbuchautor und nicht besonders klug. Kein Wunder. Immerhin war er besessen von Daily Soaps.

1

Wenn ich eins wusste, dann das: Tage, an denen mir die Donuts bei Benny’s nicht schmeckten, waren wahrlich keine guten Tage. In meinem Leben hatte es bisher nur zwei davon gegeben: Der erste war der, als Mum mir verkündete, dass sie sich von Dad scheiden lassen würde, weil der mit seiner Geliebten Gertrud am Stadtrand ein neues Leben beginnen wollte. Ein Schock für uns alle. Und am zweiten Tag hatte ich mir zuvor eine Lebensmittelvergiftung eingefangen.

Und dann war da der heutige Tag. Heute hatte ich nicht nur keine Lust auf Donuts, sondern ebenso wenig Lust auf Menschen. An diesem Abend wünschte ich mir nichts anderes, als mich in vollkommener Dunkelheit irgendwo einzusperren und so lange zu warten, bis mein jämmerlicher Zustand von alleine vorüberging.

Nur leider war man in einer Millionenmetropole wie New York selten allein. Weder in unserer Wohnung, wo meine Mum jederzeit von einem ihrer mysteriösen Dates zurückkommen konnte, noch irgendwo in der Öffentlichkeit. Man konnte noch nicht einmal heimlich in einen Gullideckel kriechen, denn selbst im Untergrund gab es eine Vielzahl von Kanalarbeitern und eine Vielzahl von Kanalratten. New York war ein wahrer Albtraum für Menschen mit gebrochenen Herzen.

»Hallo, ist jemand zu Hause?«, stöhnte Deborah, drückte sich an mich und klopfte mit ihren Fingerknöcheln unsanft auf meine Stirn. »Abby, hör auf, Löcher in die Luft zu starren, und sprich mit uns. Wir müssen uns bis morgen etwas einfallen lassen und dafür sorgen, dass Jasper in der nächsten Folge nicht auf die Bühne klettert und das schlüpfrige Familiengeheimnis der Ashworths ausplaudert.« Ich stieß sie unsanft von mir weg, aber das hinderte meine Schwester nicht daran, lauthals weiterzunerven. »Heilige Scheiße, ich fasse es immer noch nicht, dass unser Superbösewicht DeWitt Jaspers leiblicher Vater ist. Das ist eine Wendung von starwarsschem Ausmaß!« Sie versuchte sich an einer Darth-Vader-Grimasse, was ihr kräftig misslang (in Wirklichkeit machte sie bloß ein ulkiges Doppelkinn), und murmelte mit mechanischer Stimme: »Jasper, ich bin dein Vater.«

»Hast du gerade wirklich starwarsschem Ausmaß gesagt, Deborah?«, unterbrach sie meine Freundin Morgan, die uns gegenübersaß und einen Oreo-Keks-Shake schlürfte. »Was ist denn das bitte für ein Wort? Steht das überhaupt im Wörterbuch?«

Deborah beugte sich streitlustig über den Tisch. »Willst mir etwa erklären, welche Wörter im Wörterbuch stehen, Miss Abgefahren, Ultracool und Megahypergigasuper–«

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