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In diesem Bändchen versammeln sich vierhundert kurze Lehren, Gedanken und Aussprüche des gottbegnadeten Bischofs von Genf, Franz von Sales. Für jeden Menschen, der sein tieferes Ich erkennen und seine Seele veredeln will, sollen sie als fruchtbare Anleitung dienen auf dem Wege zur Vervollkommnung der christlichen Tugenden ebenso als ein Trost über die Unzulänglichkeiten der Welt, welche dem gläubigen Herzen auf der Wanderschaft nach dem himmlischen Hafen begegnen.
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Seitenzahl: 82
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Ins Deutsche übertagen nach der
englischen Übersetzung der
Miß Ella McMahon
Fromme Seele!
DER geistreiche Vater, dessen Name auf dem Titelblatte steht, ist der milde Bischof von Genf, der nach der Meinung der heiligen Johanna von Chantal und des heiligen Vinzenz von Paul das vollendetste Abbild unseres unter den Menschen lebenden Erlösers war.
Liebe zu den Seelen ist seine große Leidenschaft. Weder Fälle noch Mutlosigkeit erstaunen ihn; er heilt sie durch ebenso sanfte als wirksame Mittel. Welches auch immer dein Zustand sei, du wirst manchmal ein Wort des Trostes, manchmal einen Rat zur Vervollkommnung finden, oder ein Mittel, um einen schwierigen Schritt auf dem Wege Gottes zu vollführen und dich zu ihm zu erheben.
Diese Sammlung ist der sprechende Ausdruck des inneren Lebens des Heiligen, das unabsichtlich von ihm selbst verfaßt wurde. Was er gelehrt, hat er zuerst selbst geübt. Man ist nur dann sanftmütig aus Liebe zur Tugend, wenn man moralische Kraft besitzt. Nun finden wir in diesen Zeilen jenes Geheimnis der Stärke, das den heiligen Franz von Sales zum sanftmütigsten der Menschen machte. Er schärft auf bewunderungswürdige Weise jene Methode der Heiligkeit ein, die er vollkommen besaß, eine Heiligkeit, deren Verwirklichung so leicht scheint, daß wir ein Verlangen fühlen, sie in uns auszuprägen. Sie ist die Blume, welche der Geistesvater in deiner Seele zur Blüte bringt. Bald wird sie Frucht tragen, wenn du dich treu erweisest.
Diese Ratschläge sind sorgfältig aus den Gesamtschriften des heiligen Lehrers gezogen worden.
1.
Halte dich getreu in der Gegenwart Gottes; vermeide Eilfertigkeit und Ängstlichkeit, denn das sind die größten Hindernisse für unseren Fortschritt in der Vollkommenheit.
2.
Wirf dein Herz sanft, nicht heftig in die Wunden unseres Heilandes; habe ein unbegrenztes Vertrauen auf seine Gnade und Güte.
3.
Um gute Fortschritte zu machen, müssen wir uns bemühen, jenen Teil des Pfades zu begehen, der eben vor uns liegt und dürfen uns nicht bei dem Wunsche aufhalten, den letzten Schritt zu tun, bevor wir den ersten gemacht.
4.
Wir müssen unsere Unvollkommenheiten von Tag zu Tag mehr in uns ersterben lassen. Teure Unvollkommenheiten, die uns unser Elend erkennen lassen, die uns im Kampfe mit uns selbst und in der Übung der Tugend erhalten und deren ungeachtet Gott die Vorbereitung unserer Herzen, welche vollkommen ist, annimmt.
5.
Ich empfehle dir Einfalt; schau vor dich und nicht auf die Gefahren, die du in der Ferne wahrnimmst. Diene Gott mit festem Willen aus ganzem Herzen. Während du beschäftigt bist in die Zukunft zu schauen, setzest du dich der Gefahr aus, falsche Schritte zu machen.
6.
Habe keine Sorge für den morgigen Tag, denke nur daran, heute gut zu handeln; für den morgigen Tag sorge erst, wenn er gekommen ist.
7.
Nur für einen Tag müssen wir Vorrat an Manna sammeln; fürchten wir nicht, daß Gott ermangle, uns morgen, übermorgen und alle Tage unserer Pilgerfahrt dasselbe herabzusenden.
8.
Da das Herz unseres Herrn kein zärtlicheres Gebot hat, als Sanftmut, Demut, Liebe, so müssen wir diese lieben Tugenden fest in uns erhalten.
9.
Die wahre Heiligkeit liegt in der Liebe zu Gott und nicht in törichten Einbildungen, Verzückungen u. dgl. Weihen wir uns der Übung wahrer Sanftmut und Unterwürfigkeit, der Selbstverleugnung, der Gelehrigkeit des Herzens, der Liebe zur Verachtung, der Rücksicht auf die Wünsche anderer: Das ist wahre Heiligkeit, das ist die liebenswürdigste Verzückung der Kinder Gottes.
10.
Mögest du in diesem sterblichen Leben beständig Gott angehören dadurch, daß du treu ihm dienst in allen Prüfungen, und daß du das Kreuz ihm nachträgst; mögest du im ewigen Leben für immer ihm angehören mit dem ganzen himmlischen Hofe.
11.
Ist es für unsere Seele schon ein großes Glück, wenn wir für Gott leben, so ist es das größte, wenn wir für Gott allein leben.
12.
Derjenige, der Gott allein liebt, ist niemals traurig, außer darüber, ihn beleidigt zu haben.
13.
Wer nur für Gott lebt, der sucht Gott allein und weil Gott sowohl im Glücke, als auch im Unglücke mit ihm ist, so bleibt er inmitten der Trübsal im Frieden.
14.
Derjenige, der nur für Gott lebt, denkt während der Beschäftigungen des Lebens gar häufig an ihn.
15.
Last uns also ganz ihm angehören, für ihn allein leben, indem wir nur ihm zu gefallen wünschen; für seine Geschöpfe aber in ihm, durch ihn und für ihn.
16.
Mache deine kleinen Anstrengungen sanft, friedlich und liebenswürdig, um der erhabenen Güte zu gefallen und gerate nicht in Erstaunen über etwaige Schwierigkeiten.
17.
Im Streben nach Vollkommenheit in der heiligen Liebe müssen wir beharrlich sein, denn nur so kann sie vollkommen werden; eine Liebe, die Geringeres als Vollkommenheit sucht, bleibt sicher unvollkommen.
18.
Gestatte deiner Seele niemals, daß sie traurig sei, und in Bitterkeit des Geistes oder in ängstlicher Furcht lebe, da ja derjenige, welcher sie liebt und der starb, um ihr das Leben zu geben, so gut, so süß, so liebenswürdig ist.
19.
Damit wir zufrieden leben an dem Ort unserer Verbannung, müssen wir stets die Hoffnung vor Augen haben auf unsere Ankunft in jenem Lande, wo wir ewig leben werden.
20.
Gott, der uns zu sich ruft, sieht, wie wir uns ihm nähern und wird nie zulassen, daß uns etwas anderes begegnet, als was zu unserem Besten gereicht.
21.
Gott weiß, was wir sind und er wird uns seine väterliche Hand entgegenstrecken, damit uns nichts zurückhalte, wenn wir einen schwierigen Schritt zu machen haben.
22.
Blicke nie mit Angst auf künftige Unfälle des Lebens; komme ihnen zuvor durch eine vollkommene Hoffnung, daß Gott, dessen Kind du bist, dich davor behüten wird, so wie er es versprochen hat.
23.
Gott hat dich bisher erhalten; glaube fest an das Gesetz seiner Vorsehung und er wird zu allen Zeiten dir beistehen und wohin du nicht gehen kannst, wird er dich tragen.
24.
Denke nicht: „Was wird mir morgen begegnen?“ Denn derselbe ewige Vater, der heute für dich sorgt, wird auch morgen und immer für dich sorgen; entweder schickt er dir keine Leiden, oder wenn er sie dir schickt, so verleiht er dir unbezwinglichen Mut, sie zu ertragen.
25.
Das Kind, das in den Armen eines allmächtigen Vaters ruht, kann nie zugrunde gehen.
26.
Wenn Gott uns nicht immer gibt, was wir verlangen, so will er uns dadurch in seiner Nähe erhalten und Gelegenheit verschaffen, durch die Macht unserer Liebe ihn zu nötigen und umzustimmen.
27.
Betrachte diesen großen Gnadenkünstler; er verwandelt unser Elend in Gnaden und das Gift unserer Ungerechtigkeiten in Heilmittel für unsere Seele. Nun sage mir, was wird er demnach nicht alles zu machen wissen mit den Trübsalen, den Arbeiten, den Verfolgungen, die uns bestürmen?
28.
Eine zu empfindsame Person kann weder etwas empfangen noch erdulden, ohne davon zu sprechen; auch wundert sie sich immer über die niedere Stellung, die von der Demut und Einfalt gewählt wird.
29.
Ich sehe dich mit deinem starken Herzen, dessen Wille so kräftig, dessen Liebe so mächtig ist. Recht so, denn was nützen auch jene halbtoten Herzen? Wir müssen einmal in der Woche eine besondere Übung vornehmen, den Willen Gottes zärtlicher, eifriger lieben zu wollen, als alles andere in der Welt, und zwar nicht nur in erträglichen, sondern auch in den unerträglichsten Ereignissen.
30.
Bist du in jener Zeit, da du nicht soviel Vertrauen auf Gott hattest, zugrunde gegangen? Wohlan denn, warum hast du nicht Mut, allen ferneren Prüfungen entgegenzugehen?
31.
Pflanze in dein Herz Jesus Christus, den Gekreuzigten, und alle Kreuze dieser Welt werden dir wie Rosen vorkommen.
32.
Wir müssen nicht nur willens sein, zuzulassen, daß Gott uns schlage, sondern wir müssen auch einwilligen, daß er uns schlage, wie er will.
33.
Herr Jesus! möge dein heiliger Wille ohne Rückhalt, ohne „wenn“ oder „aber“, ohne Ausnahme oder Einschränkung in allen Dingen und zu allen Zeiten geschehen.
34.
Befestige dich täglich mehr und mehr in dem Entschlusse, den du mit soviel Liebe gefaßt: „Gott nach seinem Wohl gefallen dienen zu wollen.“
35.
Denke niemals, du habest die Reinheit des Herzens, die du Gott schuldest, erreicht, bis nicht dein Wille frei und freudig in allen, selbst den widerstrebendsten Dingen, seinem heiligen Willen unterworfen ist.
36.
Schaue nicht auf das Äußere der Dinge, die du tun mußt; schaue vielmehr auf den, der sie befiehlt und der, wenn es ihm gefällt, durch die unvollkommensten Dinge seine Ehre fördern und unsere Vervollkommnung bewirken kann.
37.
Ein wahrer Diener Gottes hat keine Sorge für den kommenden Tag; getreulich vollbringt er, was heute von ihm gefordert wird und was man dann morgen von ihm verlangt, wird er gleichfalls ohne Widerrede tun.
38.
Es liegt dir nichts daran, wie Gott dich behandelt, es ist dir alles gleich, sagst du … Ach, wie plötzlich schleicht sich Selbstliebe in unsere Gesinnungen, mögen sie auch noch so fromm scheinen.
39.
Das ist die große Lehre: „Wir müssen Gottes Willen erkennen und nachdem wir ihn erkannt haben, müssen wir trachten, ihn freudig oder doch wenigstens mutig zu erfüllen.“
40.
Der sanftmütige Heiland will, daß auch wir sanftmütig seien, daß wir, obgleich von der Welt und dem Fleische umgeben, nach dem Geiste leben; daß wir inmitten der Eitelkeit der Welt wie im Himmel wandeln; daß wir, obwohl unter den Menschen lebend, ihn mit den Engeln preisen.
41.
Der Anblick unseres teuren, gekreuzigten Jesus kann allein und schnell alle Schmerzen lindern, die mit seinen Dornen verglichen, immerhin nur Blumen sind. Und dann – unser großer Sammelplatz ist ja ein ewiger Himmel; was sind aber alle Dinge dieser Zeit im Vergleiche mit dem Wert der Ewigkeit?
42.
Fahre fort, dich immer mehr und mehr mit unserem Herrn zu vereinigen. Der senke dein Herz in die Barmherzigkeit des seinigen, und sprich beständig mit ganzer Seele: „Könnte ich sterben und Christus leben.“ Unser Tod wird ein glücklicher sein, wenn wir täglich sterben.
43.