Vincent - Heilende Hände - O. F. Schwarz - E-Book

Vincent - Heilende Hände E-Book

O. F. Schwarz

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Beschreibung

Merkwürdige außerirdische Wesen verleihen durch einen Programmierfehler dem sechzehnjährigen Vincent übernatürliche Heilfähigkeiten. Etwa alle fünf Wochen tritt ein Zustand ein, in dem er für einige Tage die Kraft hat, durch bloßes Handauflegen alles zu heilen, was er berührt. Doch diese Fähigkeit bringt unvorhersehbare Konsequenzen für Vincent mit sich. Seine Haut altert nach jeder Behandlung sichtbar und seine jungen Haare werden silbrig-grau. Sigrid, seine Mutter, ist schockiert über die entsetzlichen Veränderungen ihres Sohnes. Darüber hinaus muss sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln kämpfen, ihren plötzlich geldgierig gewordenen Gatten langsam aber sicher wieder in normale Bahnen zurückzulenken. Die Absichten der Außerirdischen, die ihre Technologie auf der Erde einsetzen, werden jedoch nicht erfüllt, da ihnen der Umgang der Menschen mit ihren Ressourcen missfällt!

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Inhaltsverzeichnis

Der Besuch der Außerirdischen

Die Behörden

Vincent

Der Vorfall im Zoo

Salzburg

Dr. Behrens´ Fragen

Vincents Geständnis

Ein unklares Ärzte-Thema

Die Schussverletzung

Der Schock für die Familie Kopp

Der Unfall auf dem Spielplatz

Die Pressekonferenz

Emils großes Geschäft beginnt…

Das Heilungs-Geschäft

Sigrids Widerstand

Vincent und seine Schulklasse

Arabien

Die Erlösung

Ein Gespräch mit der Kirche

Vincents Alleingang

Emils Eifersucht

Das Arrangement

Klärung in der TV-Show

Vincents Dilemma

Ein ganz besonders schwerer Fall

Eine neue Wunderheilerin?

Langsam wird alles klarer

Mona und Vincent im Einsatz

Zarte Knospen…

Ein Kontroll-Besuch

Die drei auf der Alm

Abbruch der Mission!

Aliens? Die gibt es nicht…

Sigrids simples Resümee

Der Besuch der Außerirdischen

Der 14-jährige Daniel Laimgruber, aufgeweckter, aber einfach denkender Sohn des Laimgruber-Bauern, wurde auf dessen Landwirtschaft ausschließlich für mindere Arbeiten eingesetzt: er durfte beim Ausmisten der Ställe, beim Heu-Einfahren und in den Wintermonaten als Zureicher beim Maschinen-Service helfen. Dafür durfte er einmal im Monat mit in die Stadt fahren: dort setzte ihn sein Vater, während er zum Einkaufen in die diversen Versorgungsmärkte fuhr, in eine Eisdiele und Daniel bekam eine Riesenportion seines so sehr geliebten Fruchteises. Damit war er glücklich und schwor sich jedes Mal nach diesen Besuchen beim Nachhausefahren, später einmal eine Eisdiele eröffnen zu wollen!

Und natürlich fungierte Daniel auch als Viehhirte: wenn der Bauer keine andere Arbeit für seinen Sohn hatte, dann schickte er ihn in den Sommermonaten des Öfteren für einige Tage hinauf auf die Alm zu den Kühen. Für Daniel waren diese Tage immer etwas Besonderes: er lernte alle Kühe mit Namen anzusprechen, sie kannten ihn schon und liefen ihm zu, wenn er zu Fuß den steilen Weg auf die Alm heraufkam! Den ganzen Tag lang lag er auf der Wiese herum oder saß vor der einfachen Holzhütte auf der Bank. In dieser Hütte hatte er ein Schlaflager und dort durfte er in der wunderbaren Stille der Berglandschaft tief und traumlos schlafen!

Das eine oder andere Mal aber passierte es dann doch, dass er nach Mitternacht plötzlich aufwachte und nicht mehr einschlafen konnte! Anfangs wälzte er sich auf seinem Lager endlos lange hin und her, bis er dann doch wieder einschlafen konnte. In letzter Zeit allerdings hatte er entschieden, sich diese für ihn plagende Hinund Her-Wälzerei nicht mehr zu geben: er stand einfach auf und legte sich mit einer leichten Decke und seinem Polster im Mondlicht auf einer Strohmatte vor der Hütte ins Gras! Dort schlief er zumeist sofort ein und erwachte im erst wieder Morgengrauen.

Auch diese Nacht war Daniel gezwungen, sich draußen hinzulegen: er machte es sich wie üblich draußen zwischen Haustüre und Brunnentrog gemütlich. Aber er konnte es nicht klären: ein beunruhigendes Gefühl bemächtigte sich seiner und er schaffte es nicht, einzuschlafen! Also legte er sich auf den Rücken, verschränkte seine Hände hinter dem Kopf und besah sich diese ihn immer wieder faszinierende, unendliche Vielzahl der am klaren Nachthimmel stehenden Sterne! Eben hatte er den Großen Wagen ausgemacht, da passierte etwas vollkommen Unheimliches: etwas Dunkles, Riesiges schob sich, einer dräuenden Gewitterwolke gleich, plötzlich lautlos von Westen her über den Nachthimmel! Dieses unheimliche Ding hatte die Form eines Ovals und hatte an den beiden Enden und an den Seiten je einen schwach leuchtenden, blinkenden Punkt! Daniels Herz schlug plötzlich schneller: er hatte seine Hände hinter dem Kopf hervorgenommen und sich auf die Ellenbogen gestützt! So lag er da und beobachtete fasziniert diesen unheimlichen Ablauf! Nach einiger Zeit begann ihn sein Genick vom langen Hinaufstarren zu schmerzen und er nahm wieder seine ursprüngliche Stellung ein! So lag er und sah, wie dieses Ding plötzlich anhielt! Für Daniel lag es genau über seinem Dorf, aber er konnte nicht sagen, war es einhundert, tausend Meter oder zehn Kilometer lang? Aber etwas konnte er nun beobachten: aus diesem Riesending flackerten plötzlich, wie die Funken einer Christbaum-Wunderkerze, kleine Blitze - oder waren das Strahlen? - hinunter zur Erde! Daniels Augen wurden groß und größer, als er erkannte, dass diese Strahlen soeben ihn selbst erreichten! Erschreckt wollte er aufstehen, musste aber feststellen, dass er sich nicht bewegen konnte! Er wollte schreien, jedoch brachte er keinen Laut über die Lippen! Jetzt sah er, dass aus diesem dunklen Ding polarlicht-ähnliche Wesen herausschwebten! Es waren vier oder fünf solcher lichtgrüner, länglicher und in der Luft tanzender Wölkchen und die bewegten sich jetzt auf Daniel zu! Die Angst schnürte dem Burschen die Kehle zu, mit weit aufgerissenen Augen musste er zusehen, wie sich diese unheimlichen Wesen tanzend um ihn herum bewegten! Dies alles war einfach zu viel für den einfachen Jungen: er konnte noch seinen schmerzhaft rasenden Puls spüren, dann fiel er in eine erlösende Ohnmacht!

Als er wieder zu sich kam, lag er rücklings auf einer Liege, mittig in einem grell erleuchteten Raum. Dessen Wände und auch die Türen waren gänzlich mit metallenen Platten ausgekleidet! Und auch Daniels Liege bestand zum Großteil aus speziellem chrom-glänzendem Material! Der Junge konnte seine Augen nur einen schmalen Spalt öffnen, das Licht tat ihm weh und er wandte seinen Kopf, um keine direkte Strahlung in die Augen zu bekommen! Jetzt konnte er bemerken, dass sich einige dieser seltsamen, umhertanzenden polar-lichtähnlichen Wesen auf ihn zubewegten, anhielten und - wie ihn zu betrachten - an seiner Liege anhielten! Sie hatten weder Arme, noch Beine, aber ihre schleierhaften Gestalten verjüngten sich nach oben hin, so als hätten sie dort ihren Kopf oder ihre Denk-Zentrale!

Jetzt standen sie beisammen und bewegten sich so, als würden sie diskutieren: andauernd stießen sie einander an, dann wieder lagen sie waagrecht in der Luft, um sich gleich danach auf Daniels Brust zu setzen! Es hatte den Anschein, als würden sie spielen! Plötzlich aber dürfte es mit dem Spielen zu Ende sein: dem einen Wesen, welches gerade auf Daniels Brust saß, wuchsen kurze Arme und Hände aus seinem gasförmigen blaugrünen Körper! Diese Hände umfassten jetzt Daniels Kopf zärtlich und verhielten so einige Minuten, während die anderen Wesen unbeirrt um Daniels Liege weiter herumschwebten!

Und wieder verlor der Junge das Bewusstsein: offensichtlich von diesen Wesen so gesteuert, um ihn, ohne ihm mehr Informationen über dieses Riesen-Ding zu vermitteln, zurück auf seine Matte zu befördern! Dort erwachte Daniel und er stellte fest, dass im Osten bereits der Morgen graute! Er stand auf, räumte seine Schlafutensilien wieder zurück in die Hütte und setzte sich, trotz der morgendlichen Kühle in den Bergen, vollkommen verwirrt auf die Bank vor der Hütte! Aber wie er auch nachdachte, dieses unnatürliche Erlebnis hatte ihn vollkommen durcheinander gebracht: und schon begann er sich zu fragen ob alles einfach nicht nur ein Traum hätte gewesen sein können?

Daniel nahm sich vor, niemandem von seinem Abenteuer oder seinem Traum zu erzählen: wusste er doch, wie abwertend etliche Menschen im Dorf über ihn dachten und ganz sicher wollte er ihnen keine zusätzliche Nahrung für dumme Gerüchte liefern!

Am Zufahrtsweg zum Hof seines Vaters traf er Vincent Kopp, den Jungen aus der Stadt, dessen Familie jedes Jahr ihre Ferien in Daniels Heimat zubrachte: die beiden verstanden sich blendend, Vincent verhielt sich Daniel gegenüber immer vollkommen normal, da ihm Daniels einfache und manches Mal auch erheiternde Art, etwas auszudrücken, ausnehmend gefiel!

„Hey, Daniel!“ rief Vincent schon von Wietem „Schon wieder zurück von deinen Mädels?“ Daniel musste immer wieder lachen, wenn Vincent seine Kühe immer als Mädels bezeichnete! „Wie sieht´s denn aus heute mit dir? Holen wir uns vom Erdbeerschlag oben in der Hag einen schönen Topf Erdbeeren und verspeisen die abends dann bei uns zu Hause mit Schlagobers und Zucker?“

Daniels Augen leuchteten sofort auf:

„Na, super, Vincent!“ rief er zurück „Also, da kannst du zu einhundert Prozent auf mich zählen!“

Sie standen sich nun gegenüber, lachten sich an und Daniel streckte seine Hand zum Gruß aus! Vincent nahm sie sofort, aber in dem Moment, da er sie berührte, fuhr ein völlig unerwarteter Schmerz durch seinen Arm, der bis hinauf in seine Schulter, bis hinein in seine Brust und in seinen Kopf zuckte! Er verzog schmerzhaft sein Gesicht und Daniel fragte bestürzt:

„Hey, Vincent! Was ist denn los mit dir?“

Aber der Schmerz hatte sich schon gelöst und Vincent entgegnete beruhigend:

„Nichts, Daniel, gar nichts! Vielleicht hatte ich mir nur ein wenig einen Nerv eingeklemmt?“

Sie verabschiedeten sich, jeder ging seines Weges, aber Daniel war höchst beunruhigt: was war das denn eben gewesen? Er hatte weder zu stark zugegriffen, auch nicht kräftig geschüttelt, also: woher war Vincents Schmerz dann wohl gekommen? Daniel verhielt seinen Schritt, dachte nach und dann wusste er es: das war dieses komische Wesen von dem Riesen-Ding da oben, welches seinen Kopf gehalten und ihm damit wahrscheinlich irgend ein Gift, eine Kraft oder Ähnliches übertragen haben musste!

Nach dem Essen trafen sich die Jungens und stiegen auf zu ihrem immer gut bewachsenen Erdbeer-Schlag. Nach gut einer Stunde Sammelns hatten beide ihre Kannen wohl gefüllt und setzten sich für ein paar Minuten Pause auf einen auf dem Weg querliegenden, dicken Baumstamm. Daniel sprach nicht, er wollte sich befreien, wusste aber nicht, wie er beginnen sollte! Aber Vincent hatte sehr wohl bemerkt, dass mit seinem Freund etwas nicht stimmen konnte und so setzte er den ersten Schritt:

„Hey, Kumpel! Du schaust mir aber gar nicht gut aus der Wäsche, ey? Was drückt dich, Daniel, dass du so nachdenklich dasitzt, als kämen morgen schon die wilden Horden?“

Daniel wandte dankbar den Kopf hin zu seinem Freund, sah ihn längere Zeit an und sagte dann flüsternd:

„Du musst mir jetzt etwas versprechen, Vincent!“

„Sag, spinnst du jetzt, oder was?“ unterbrach ihn Vincent lächelnd „Hast du Geheimnisse vor den Erdbeeren, vor den Ameisen oder vor den Spinnen?“

„Das, wovon ich dir jetzt erzähle, lieber Freund, davon wirst du nie jemandem erzählen, ok?“ Vincent war ernst geworden, er wollte seinen Freund nicht lächerlich machen! Er nickte zustimmend und Daniel fuhr fort: „Da war so ein Ding am Himmel, Vincent, heute in der Nacht, ja! Das war so riesig, dass ich meinte, es reichte von hier bis nach Amerika!“

Und nun erzählte er seinem Freund in allen Einzelheiten von seinem unheimlichen Erlebnis. Er erzählte langsam, unterstrich seine Worte mit entsprechenden Bewegungen, um seinem Freund die Richtigkeit seines nächtlichen Erlebnisses eindrucksvoll vermitteln zu können!

„Und darum,“ schloss er „darum bin ich überzeugt, diesen Schmerz, den du heute bei unserer Handschlag verspürt hattest, den habe ich einfach auf dich übertragen! Kannst du dir das alles so vorstellen?“

Seine letzten Wort hatten einen ängstlichen Ton bekommen! Dann war er fertig und beide Jungens saßen jetzt wortlos nebeneinander auf dem gefällten Baumstamm: Daniel, weil er nun erleichternd alles restlos weitergegeben hatte und Vincent, weil er im ersten Moment mit dieser Geschichte noch nichts anfangen konnte! Nach einigen Minuten meinte er:

„Das wäre ja ein Hammer, Daniel! Und kannst du dir vorstellen, dass niemand, auch nicht unser Militär, dieses Riesen-Ding bemerkt haben könnte?“

„Ich weiß es nicht, Vincent! Aber ich weiß doch, dass das alles kein Traum war!“ Er dachte einige Sekunden lang nach und meinte: „Und ich hoffe, dieser Schock, den du von mir erhalten hattest, wird keine negativen Auswirkungen auf dich haben!“

Nach dem Abendessen wurde bei den Kopps den frischen Walderdbeeren kräftig zugesprochen und Daniel wurde später auch dankend verabschiedet! Als sich Vincent nach dem Fernsehfilm nach oben begeben wollte, fühlte sich sein Körper plötzlich seltsam an: sein Kopf wurde mit einem Mal eiskalt, er begann zu zittern und er konnte nur mit Mühe klar sprechen! Er war völlig überrascht, denn solch einen Zustand, den hatte er noch nie in seinem Leben verspürt! Seine Mami beruhigte ihn und begründete dies alles mit einer leichten Sommergrippe!

Die Behörden

Diese unheimliche Erscheinung über jenem Landstrich war aufgrund des Zeitpunktes des Auftretens von nur wenigen Menschen beobachtet worden. Die entsprechenden Meldungen an die Behörden jedoch verklangen wie ungehört: es gab nur eine lapidare Meldung in den Morgennachrichten über eine ungewöhnliche, aber leider nicht nachweisbare Beobachtung am Nachthimmel über dem Land Salzburg. Dabei dürfte es sich laut dem Meteorologischen Institut um eine eher selten auftretende Wolkenformation gehandelt haben. Mehr wurde nicht erwähnt. Daniel hörte diese Mitteilung und war doch einigermaßen überrascht: der Nachthimmel zum Zeitpunkt seiner Beobachtung und seiner Entführung war völlig wolkenfrei und sternenklar gewesen! Der Junge verstand das nicht: für ihn schien man an höherer Stelle diese Erscheinung einfach übergehen zu wollen…

Vincent

Vincent Kopp war ein aufgeweckter Junge. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr gehörte er zu den richtigen Lausbuben, sowohl in der Schule, als auch unter seinen täglich nachmittags auf den Gassen ihrer Wohn-Siedlung umhertollenden Freunden. Vincents Eltern, Sigrid und Emil Kopp, hatten es oft nicht allzu leicht mit ihrem Sprössling: seine bestechende Intelligenz trieb ihn immer wieder zu ausgefallenen Späßen, mit denen die Erwachsenen im Allgemeinen nicht unbedingt einverstanden waren: eines Morgens standen drei schwere Parkbänke mitten in der Bahnhofhalle, dann wieder waren auf einer Länge von hundert Metern sämtliche Glühlampen der Straßenlaternen herausgeschraubt und die Gefahr eines Sturzes durch den nicht beleuchteten Gehsteig ärgerte sämtliche Anwohner! Oder sechs große Müll-Container standen am Morgen nicht mehr in den Höfen der Wohnblöcke, sondern gleichmäßig verteilt im Stadtpark herum!

Wer der jeweilige Rädelsführer solcher Untaten war, wurde nicht laut ausgesprochen, aber jeder in der Siedlung wusste Bescheid: Vincent und seine Gesellen zeichneten ohne Ausnahme für derartige Lausbubenstreiche verantwortlich! Der diesbezüglich laufend geplagte zuständige Polizeiinspektor, Theo Matschnigg, war im Hinblick auf die kommenden Gemeinderatswahlen höchlichst bemüht, nur ja keinen Krieg mit den Eltern einiger der bekannten Lausbuben anzufangen! So versuchte er, im Zuge von Vieraugen-Gesprächen mit den Rotznasen ihre nicht eben sozialen Handlungen und deren mögliche, gefährliche Folgen klarzumachen! Jungens aber sind nun mal Jungens, ausgefuchst, profilierungssüchtig, sehr stark und natürlich unfolgsam! Kaum dem lästigen Verhör der Obrigkeit entsprungen, versammelte man sich unter der Bachbrücke und ersann neue, spannende und so ganz und gar nicht erlaubte Bubenstreiche!

So jung die Burschen auch waren, so raffiniert erdachten sie ihre Abenteuer! Nicht ein einziges Mal konnte einem von ihnen die Mittäterschaft an einem der den Volkszorn erregenden Handlungen nachgewiesen werden! Und das musste man den Buben schon lassen: sogar doch eher scharfe, manches Mal auch väterliche handgreifliche Befragungen brachten keine Aufklärungen zutage! Die Buben hielten dicht bis zum Umfallen! Da gab es Fernsehverbote, Hausarreste, Strafeschreiben, dass die Finger nur so krachten: all dies nutzte nichts! Die nächste freie Stunde schon wurde wiederum zum Planen und zum Abhandeln verbotener Taten genützt!

Aber das Leben ging weiter und mit dem Beenden der 4. Klasse Gymnasium nahmen andere Interessen überhand! Die Missetaten hörten in diesem Sommer endgültig auf. In Vincent allerdings war eine seltsame Wandlung vor sich gegangen: seit diesem eigenartigen Treffen mit seinem Freund Daniel meldete sich völlig ungeordnet im Abstand von einigen Wochen auf die Dauer von vier bis fünf Tagen ein eigenartiges Gefühl in seinem Kopf, mit dem der Junge nichts wirklich anfangen konnte! Von einem Moment auf den anderen drangen sämtliche Laute von außen nur mehr dumpf an sein Gehirn! Sein ganzer Kopf wurde kühl, so kühl, dass sich seine Mutter große Sorgen machte: es schien, wenn sie ihre Hand auf Vincents Stirn legte, als wäre alles wärmende Blut aus seinem Kopf gewichen! Und was sie besonders beunruhigte: Vincent konnte ab Beginn dieser seltsamen Wandlung nur mit großer Anstrengung, und dies auch nur sehr langsam, sprechen! Und auch ging in diesen Phasen sein Atem beinahe doppelt so schnell wie normal, sein Blick wurde starr und sein Gesicht zeigte einen schmerzlichen Zug, jedoch ohne dass er irgendeinen Schmerz fühlte!

Zumeist am fünften Tag kehrte bei Vincent wieder der körperliche und geistige Normalzustand ein! Sämtliche durchgeführten ärztlichen Konsultationen erbrachten kein Ergebnis und eines Tages sagte Vincent zu seiner Mutter:

„Hör mal, Mami, ich möchte nicht mehr zu den Ärzten gehen! Du siehst es doch selbst: alle diese Untersuchungen, die ergeben doch nichts Neues, oder? Ich habe eben einige Tage einen sonderbaren Zustand, habe auch keine wirklich belastenden Schmerzen, also lassen wir es doch bitte so, wie es eben ist, ja?“

Sigrid Kopp erkannte, dass Vincent aus eigenstem Interesse nicht mehr belästigt werden wollte und somit überließ man ihn seinen unkontrolliert wiederkehrenden Zuständen!

Vincent besuchte weiter das humanistische Gymnasium, tat sich unglaublich leicht, nie jedoch versuchte er, sich vor seinen Kameraden besser darzustellen als jene, geschweige denn, dass er mit seiner Intelligenz prahlen würde! Wenn Vincent jedoch seine Sonder-Phase hatte, seinen BOING, wie er sie nannte, war schulisch mit ihm überhaupt nichts anzufangen! Und darum blieb er eben für diese Zeit dem Unterricht fern! Den dadurch versäumten Stoff holte er jeweils spielend nach!

Der Vorfall im Zoo

Wieder einmal war es soweit: Vincent hatte wegen seines Zustandes „schulfrei“ und spazierte durch den Tiergarten. Eben hatte er das Elefanten-Gehege passiert, als er bemerkte, dass die Frau des vor ihm spazierenden Paares plötzlich anfing zu wanken! Sie versuchte, sich an ihrem Begleiter festzuhalten, sackte jedoch in der nächsten Sekunde wie vom Blitz getroffen, zusammen! Ihr Begleiter kniete sofort neben ihr nieder, sprach auf sie ein und tätschelte ihr etwas unbeholfen die Wangen! Sie aber zeigte keinerlei Reaktion!

Vincent stand da, plötzlich erhöhte sich sein Puls, dass es ihn beinahe schmerzte und eine bislang ungekannte Kraft trieb ihn vorwärts, hin zu der Gestürzten! Er trat heran, kniete ebenfalls nieder und sah, dass die Frau ihre Augen geschlossen hielt. Er sah aber auch, dass ihr Mund verzogen war, offen stand und über das Kinn Speichel herunter rann! Noch immer spürte Vincent seinen rasenden Puls, jedoch beunruhigte ihn dieser Zustand gar nicht! Er hatte einmal in einem Arzt-Wartezimmer darüber gelesen und erinnerte sich: es gab da ein, zwei Fragen, die man einer solchen Person stellen musste, um herauszufinden, ob es sich möglicherweise um einen Schlaganfall handeln könnte: er legte seine Hand auf die rechte Schulter der Frau und sagte:

„Lachen Sie, bitte, gnädige Frau!“ Die Frau reagierte überhaupt nicht. „Können Sie mir sagen, wo Sie wohnen?“

Im Gesicht der Frau gab es nur einige schwache Zuckungen und für Vincent war es klar: es handelte sich hier um einen Schlaganfall!

Er hielt noch einige Sekunden inne, er hörte nicht, was der Mann neben ihm sprach und er bemerkte auch nicht die Menschen, die sich nun schon im Kreis um die Hilfsbedürftige versammelt hatten. Allerlei laienhafte Diagnosen kamen nun aus dem Reigen, Vincent aber hörte sie nicht! Plötzlich fasste eine ungewohnte Kraft seinen linken Arm, führte ihn hin zu der Frau. Jetzt legte Vincent seine Rechte mit sanftem Druck auf die Kehle der Frau und dort blieb sie auch für einige Sekunden. Schon kamen die ersten Ermahnungen, wie Da muss man doch einen Arzt rufen! oder Was macht der da? Kennt sich der überhaupt aus? und auch Was ist der? Ein Schamane? Die Frau hat doch einen Schlaganfall! und einiges anderes mehr!

Vincent blieb ganz ruhig und plötzlich spürte er den stark und stärker werdenden Puls der Frau an der Halsschlagader unter seiner Hand! Er atmete lange aus, erhob sich und beobachtete den Zustand der Frau: und auf einmal schlug diese ihre Augen auf, ihr Gesicht wurde wieder völlig gerade, sie atmete einige Male kräftig durch und bat ihren Begleiter, ihr doch hoch zu helfen! Sie sprach mit normaler Stimme, ohne Unterbrechung und auch ihr Blick schien völlig normal zu sein! Erstauntes Gemurmel war in der Runde zu vernehmen, begleitet von verständnislosem Kopfschütteln!

Nun hatte die Frau sich erhoben und strich putzend ein wenig über den Mantel. Dann zog sie ihren Begleiter, so als ob nichts vorgefallen wäre, zu sich her und hielt sich an seinem Ärmel fest. Der Mann jedoch war vollkommen durcheinander und noch immer hatte er sich mit fragendem Gesicht zu Vincent hingewandt: der Junge starrte den Mann an und dieser versuchte ganz verstört, sich zu fangen!

„Junger Mann…was…was haben Sie denn da getan?“ fragte der Mann leise. Vincent sah ihn an, zuckte mit den Schultern und antwortete:

„Das kann ich Ihnen nicht sagen, mein Herr! Aber…ich glaube, es hat geholfen, nicht?“

Kopfschüttelnd nahm der Mann nun den Arm seiner Begleiterin, hängte ihn bei sich ein und beide gingen langsam den Weg weiter! Einige der Neugierigen waren ebenfalls stehengeblieben, sahen Vincent mit zusammengekniffenen Augen misstrauisch an, wagten jedoch nicht, ihn diesbezüglich anzusprechen! Nach einigen Minuten stand Vincent alleine neben dem Gehege. Sein Puls schlug normal, er fühlte sich wohl und jetzt besah er sich seine Hände: nichts, gar nichts Auffälliges konnte er feststellen und nach einer Weile kehrte er wieder nach Hause zurück. Den ganzen Weg bis dorthin überlegte er, ob er diesen Vorfall seiner Mami erzählen sollte, beschloss jedoch, vorerst Stillschweigen darüber zu bewahren!

Salzburg

Die Familie Kopp verbrachte seit bereits mehr als 15 Jahren ihren gemeinsamen Sommerurlaub in einem idyllischen Dörfchen namens Kattring in den Radstädter Tauern. Man hatte dort für ganzjährig ein Einfamilienhaus gemietet, das die Familie sowohl zu Weihnachten, als auch für die Osterfeiertage und auch als Sommersitz benützte. Es handelte sich um ein Bungalow-Haus mit ausreichend Platz für alle Familienmitglieder. Vincent und sein Bruder Leon waren eigentlich den ganzen Tag unterwegs mit ihren ortsansässigen Freunden: die Burschen hielten sich am Fluss auf, dann wanderte man hinauf auf einen der Gipfel, die eine herrliche Aussicht ins Land boten. Gerne aber hielten sie sich in der Werkstatt des Fassbindermeisters Jessler auf: wie ein Fass hergestellt wurde, das wussten die Buben bereits und immer wieder waren sie fasziniert davon, mit welcher Routine, mit welchem Geschick und durch jahrelange Erfahrung hier Fässer gefertigt wurden! Der Meister selbst, der ja immer persönlich anwesend war und seine Gesellen entsprechend instruierte und kontrollierte, freute sich immer, wenn die Buben baten, wieder einige Zeit in seiner Werkstatt zugegen sein zu dürfen: das Interesse der Burschen ehrte ihn und somit durften die Buben, wann immer sie wollten, bei der Herstellung der großen und kleinen Wein-, Butter-, Bier- und anderer Fässer zugegen sein!

Es war ein Freitag, so gegen 14 Uhr, und die Gesellen der Werkstatt freuten sich schon auf den heute früher beginnenden Feierabend! Auch Vincent, sein Bruder Leon und ihre vier Freunde waren wieder zugegen. Als einer der Gesellen eben eine Daube auf eines der großen Fässer aufklopfen wollte, ertönte plötzlich vom Nachbargrundstück lautes Geschrei! Alle in der Werkstatt Anwesenden liefen hinaus auf den Hof, um den Grund für die Rufe zu ergründen! Die beiden Grundstücke waren nur durch einen einfachen Bretterzaun voneinander getrennt und dadurch sahen sie am Hofe des Nachbarn die Bäuerin, Anna Maria Stiller, mit blutigen Händen winken und sie schrie:

„Hilfe! Hilfe! Holt schnell den Doktor! Mein Mann hat eine Sau abgestochen und sich beim Ausbeinen das Messer in den Bauch gerammt! Schnell, holt den Doktor!!“

Einer von Vincents Freunden rannte sofort los, Vincent jedoch verspürte plötzlich ein starkes Vibrieren am ganzen Körper! Ein starkes Pochen setzte ein in seinem Kopf, der sich mit einem Mal unglaublich kalt anfühlte! Und eine ihm bereits bekannte, übernatürliche Kraft drängte ihn, über den Zaun zu klettern! Er rannte zum Hauseingang der Nachbarn, trat ein und sah sofort die Blutspur, die vom Stall in den Wohnraum führte! Nun betrat er das Zimmer, wo Andreas, der Stiller-Bauer, stöhnend auf der langen Ofenbank lag und seine Hände gegen seinen Bauch presste! Die Bäuerin stand wieder neben ihm, mit einigen blutigen Handtüchern in den Händen und redete leise auf ihren Mann ein! Des Bauern Kleidung, die Ofenbank und der Boden, alles war voll von Blut und Vincent erkannte: der Mann musste bereits eine Menge Blut verloren haben! Er trat nun näher, schob die Frau mit seinem rechten Arm sanft, aber doch beständig zur Seite und kniete neben dem Verletzten nieder.

„Was soll das denn jetzt?!“ schrie die Bäuerin, aber Vincent bedeutete ihr mit erhobener Hand, ruhig zu bleiben! Jetzt schob er die Hände des Bauern beiseite, zog das blutige Hemd hinauf zur Brust und legte die Stichwunde frei! Blut schoss pulsierend aus dem Einstich und Vincent zögerte nicht lange: er legte seine rechte Hand flach auf die Wunde und sofort danach seine Linke auf den Handrücken der Rechten! Jetzt drückte ganz leicht zu und verharrte einige Sekunden lang in dieser Stellung. Dann nahm er seine blutigen Hände von der Wunde, erhob sich und verließ wortlos den Raum und das Haus. Beim Gartentor begegnete ihm der herbeieilende Arzt, Dr. Adolf Behrens. Er bemerkte Vincents blutige Hände, hielt an und fragte keuchend:

„Hey, Junge! Was ist passiert mit dem Stiller-Bauern? Und was ist mit deinen Händen?“

„Ich denke,“ antwortete Vincent mühsam, jedoch beherrscht: „Es…ist alles schon …wieder in Ordnung, Herr Doktor! Aber sehen Sie…bitte nur sicherheitshalber…selbst nach!“

Daraufhin ging er weiter und ließ den verdutzten Arzt einfach stehen! Am Brunnen, der auf dem Grundstück des Fassbinders stand, wusch er sich das Blut von den Händen. Seine Freunde, die die ganze Zeit am Zaun gestanden und alles beobachtete hatten, folgten Vincent nun in die Werkstatt.

„Na?“ fragte Meister Jessler „Was ist mit dem Stiller-Bauer? Wie geht es ihm?“

Vincents Kopf pochte noch immer stark und er informierte den Meister mit stockender Stimme:

„Er hat …er hat…sich wirklich ein Messer in den Bauch gerammt, aber…aber er ist schon wieder in Ordnung!“

Damit grüßte er seine Freunde und auch den Meister und verließ die Werkstatt. Er hatte eben gespürt, dass ihm das Sprechen bereits sehr schwer fiel und er wusste auch, warum! Und ebenfalls wusste er: er musste sich nun einige Stunden hinlegen, um seinen Organismus zu beruhigen! Als er zu Hause ankam, begegnete er seiner Mami und diese betrachtete ihren Sohn besorgt: irgendetwas an ihm kam ihr verändert vor! Aber Vincent hob nur kurz seine Hand zum Gruß, denn sprechen war ihm schon nicht gut möglich! Er begab sich auf sein Zimmer, wo er sich angezogen auf sein Bett legte und binnen weniger Sekunden eingeschlafen war…:

Dr. Behrens´ Fragen

Zwei Wochen waren vergangen und einige Unruhe hatte sich im Dorf breitgemacht. Trotz großem Bemühens des Doktors, diesen eigenartigen Vorfall nicht publik zu machen, war doch das Eine oder Andere dieser angeblichen Wunderheilung an die Öffentlichkeit gedrungen! Und schon wurden nicht nur die Gattin des Geheilten, sondern auch Vincents Familie mit scheelen Blicken verfolgt, wenn sich jemand von ihnen im Lebensmittelgeschäft, im Postamt, in der Bank oder im Wirtshaus aufhielt! Eines nämlich hatte der Doktor nicht versäumt: die vier Freunde Vincents in dieser Sache intensiv zu befragen! Und deren klare und standhafte Beschreibung dieser angeblichen Wunderheilung bewog Dr. Behrens, den Bauer einem MRT, also einer höchst präzise arbeitenden Magnet-Resonanz-Tomographie, zuzuführen! Und dieses Ergebnis verwirrte ihn noch mehr, als alles bisher Erfahrene: die Aufnahmen zeigten einwandfrei winzige, jedoch gut verheilte Verletzungen an Bauchfell, Leber und Dünndarm! Und zwar eben genau dort, wo ein an dieser Stelle am Bauch eingedrungenes Messer solche Schäden verursacht haben musste!

Immer unsicherer wurde Dr. Behrens und er beschloss, Vincents Mutter aufzusuchen und zu fragen, ob ihr an ihrem Vincent irgendeine besondere Gabe aufgefallen wäre? Aber Frau Kopp schüttelte nur den Kopf und meinte:

„Nun, Herr Doktor, ob es damit etwas zu tun hat, kann ich nicht sagen, aber wir mussten - es ist ja schon einige Zeit her - mit Vincent monatelang zu allen möglichen Untersuchungen laufen! Und zwar wegen eines alle paar Wochen auftretenden eigenartigen Zustandes! Vincent hatte einen ganz kalten Kopf, in diesen paar Tagen permanent einen rasenden Puls und er konnte einige Tage nur mit großer Mühe klar sprechen!“

Jetzt zeigte Dr. Behrens sich doch sehr interessiert!

„Und…und was ergaben diese Untersuchungen denn genau, Frau Kopp?“

„Nichts, Herr Doktor! Gar nichts konnte festgestellt werden, außer eben diese Symptome! Und nachdem Vincent uns gebeten hatte, diese unnötigen Untersuchungen abzustellen, haben wir dann doch seinem Wunsch entsprochen und sind auch so verfahren!“ Sie schwieg einige Sekunden und fragte leise: „Aber, Herr Doktor, was ist hier eigentlich los? Wir merken ja selbst, dass man uns im ganzen Dorf so eigenartig beobachtet, niemand mehr stellt sich mit uns nach der Kirche, so wie üblich, zusammen, um ein wenig zu tratschen! Was denn sollte mit unserem Vincent los sein?“

Dr. Behrens hatte seinen Blick gesenkt, er hielt Vincents Mutter beide offenen Hände hin und klärte sie auf:

„Ich weiß ja nicht, was Sie über Ihren Sohn erfahren hatten, Frau Kopp! Wissen Sie über seinen Eingriff vor drei Wochen beim Stiller-Bauern Bescheid?“

Vincents Mutter sah den Arzt nur kopfschüttelnd an! Nun fuhr dieser fort:

„Der Stiller-Bauer hatte sich beim Zerlegen eines geschlachteten Schweines versehentlich das Messer in den Bauch gerammt und drohte zu verbluten! Auf das Geschrei der Bäuerin hin rannten Vincent und seine Freunde zu Hilfe, aber natürlich konnten sie hier nichts ausrichten! Einer der Buben lief, um mich zu holen! Aber bis zu meinem Eintreffen dort wäre der Bauer mit Sicherheit verblutet! Und da trat Ihr Sohn Vincent auf den Plan! Angeblich legte er nur seine Hand auf die Bauchwunde, wartete einige Sekunden, nahm die Hand wieder weg und…was glauben Sie, war geschehen? Die Wunde war vollkommen verheilt, Frau Kopp, ja, verheilt ohne irgendeinen ärztlichen Eingriff!“

Frau Kopp starrte den Arzt an, als sei er ein Wesen aus dem Weltall! Sie war unfähig, zu sprechen, aber ihr Mund stand offen! Dr. Behrens hatte natürlich mit solch einer Reaktion gerechnet, beruhigte Vincents Mutter und meinte noch:

„Also, Frau Kopp, nehmen Sie das alles bitte nicht als hundertprozentig wahr an, ja? Ich hatte den Stiller zwar unter ein MRT gelegt und die Bilder zeigten wirklich kleine Narben an den entscheidenden inneren Organen!…“ er machte eine kurze Pause und machte sich fertig zum Gehen „…aber, vielleicht sprechen Sie einmal kurz mit Vincent? Nur er allein wird uns möglicherweise Auskunft geben können, was da so abgelaufen war, ok?“

Damit verließ er das Haus der Familie Kopp und hoffte, nach ein paar Tagen von Vincents Mutter doch einiges an Neuigkeiten über diesen seltsamen Fall vernehmen zu dürfen!

Vincents Geständnis

Vincents Mutter klopfte noch am Abend desselben Tages an dessen Zimmertüre. Nach seiner Aufforderung trat sie ein. Vincent lag noch angezogen auf seinem Bett und las in einem Umwelt-Magazin. Seine Mutter nahm sich einen Stuhl, zog ihn ans Bett, nahm Platz und ging sofort in medias res:

„Mein Junge! Ich hatte heute ein längeres Gespräch mit dem Doktor und zwar wegen dieses Vorfalles beim Stiller-Bauer! Du weißt, wovon ich spreche?“

Vincent hatte das Magazin weggelegt, verschränkte seine Hände hinter dem Kopf und wartete ab, was Mami ihm weiter offenbaren würde!